Kopf-Halstumore: Häufigkeit, Risikofaktoren, Symptome

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Hintergrundinformation
Kopf-Halstumore: Häufigkeit, Risikofaktoren, Symptome
Die Kopf-Hals-Malignome umfassen die Geschwülste des Gesichtsschädels mit den
oberen Schluck- und Atemwegen, der Speicheldrüsen, der Rhino- und Otobasis, sowie
der Haut im Kopf-Halsbereich. Im täglichen Sprachgebrauch versteht man allerdings
unter Kopf-Hals-Tumoren meist die Plattenepithelkarzinome des oberen
Aerodigestivtraktes, die rund 90 Prozent in diesem Bereich ausmachen.
Häufigkeit
Etwa zwölf Prozent aller neuen Krebsfälle in Österreich pro Jahr sind Karzinome des KopfHals-Bereiches. Im Jahre 2007 wurden an Ersterkrankungen registriert:
404 Karzinome der Mundhöhle und Lippe,
284 Kehlkopfkarzinome,
232 Oropharynxmalignome (inkl. Tonsille),
111 Hypopharynx-,
74 Speicheldrüsen- und insgesamt
127 Nasenrachen-, Nasennebenhöhlen- und Mittelohrkarzinome.
Generell ist das Auftreten bei der männlichen Bevölkerung leicht rückläufig, bei Frauen leicht
ansteigend. Der Altersgipfel liegt zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr.
Risikofaktoren
Die Risikofaktoren der Plattenepithelkarzinome, besonders in Mundhöhle, Kehlkopf und
Rachen, sind Tabak- und Alkoholkonsum. Vor allem gemeinsam konsumiert, erhöht sich
das Risiko, an einem Krebs der Mundhöhle oder des Oropharynx zu erkranken, um mehr als
das Doppelte als bei nur einem der beiden Genussstoffe. Das Risiko, Krebs zu entwickeln, ist
neun Mal größer als das eines Nichtrauchers und Nichttrinkers. Auch die Vernachlässigung
der Mundhygiene, Eisenmangelanämie und Ernährungsdefizite in Form von Vitamin-A- und
–C-Mangel werden als krebsbegünstigende Faktoren gewertet.
Die berufliche Exposition mit inhalativen Noxen wie Asbest, Arsen und Stäuben tritt eher
in den Hintergrund. Leder, Chrom, Nickel, Isopropylalkohol, aromatische Kohlenwasserstoffe
und Holzstaub werden mit Karzinomen der inneren Nase und Nasennebenhöhlen in
Verbindung gebracht. Eine Strahlenexposition stellt einen Risikofaktor für das
Schilddrüsenkarzinom und für Speicheldrüsenneoplasien dar.
Eine Korrelation besteht zwischen Epstein Barr Virus (EBV), genetischer Determination,
Umwelteinflüssen und Nasopharynxkarzinom. Für das Oropharynxkarzinom wurde ein
häufiger Zusammenhang mit den menschlichen Papillom-Viren (Human Papilloma Virus,
HPV) vom Typ 16 und 18 nachgewiesen. Betroffen sind meist jüngere Patienten, die
Prognose von HPV-positiven Tumoren scheint günstiger zu sein.
Histologie
Mehr als 90 Prozent aller Kopf-Halstumoren sind Plattenepithelkarzinome. Das
prognostisch günstige verruköse Karzinom ist meist in der Mundhöhle oder an den
Stimmbändern lokalisiert, wächst langsam und metastasiert in der Regel nicht. Das
prognostisch ungünstige basaloide Plattenepithelkarzinom tritt vorwiegend im Sinus
piriformis oder im supraglottischen Raum auf. Es wächst rasch und aggressives und kann
sowohl in die Halslymphknoten als auch in Lunge, Knochen oder Hirn metastasieren.
Seltene(re) andere histologische Formen sind: Adenokarzinom, malignes Melanom, maligne
Lymphome oder Sarkome.
Symptome
Kopf-Halstumore können frühzeitig zur Störung wichtiger Funktionen (Sprechen, Schlucken
und Atmen) und zu kosmetischen Entstellungen führen. Mitunter ist eine Halsmetastase der
erste Hinweis auf die Erkrankung. Jede Schwellung am Hals sollte schon vor einer Biopsie
einem Facharzt vorgestellt werden.
Zeichen und Symptome, die auf einen Kopf-Halstumor (insbesonders bei Rauchern über
40 Jahren) hinweisen, sind: Schluckbeschwerden, gelockerte Zähne, nicht-heilende Wunde
nach Zahnextraktion oder vermeintliche Prothesendruckstelle, übler Mundgeruch,
Kieferklemme, Gewichtsverlust, Ohrenschmerzen, umschriebene Halsschwellung,
verschlagene Ohren (Otitis serosa), behinderte Nasenatmung, Nasenbluten, Gesichtsschmerz,
-neuralgien, Aspiration, Fisteln, blutig tingierter Speichel, Heiserkeit, Atembeschwerden
(Stridor).
Diagnostik
Zu den klinischen Untersuchungen gehören die direkte Inspektion, die
Spiegeluntersuchung, die Endoskopie und die Palpation. Generell ist die Durchführung
einer „Panendoskopie“ in Narkose anzuraten, da eine bessere Ausdehnungsbestimmung
möglich ist und Zweittumore (in bis zu 15 Prozent der Fälle) makroskopisch ausgeschlossen
oder biopsiert werden können. Zur Diagnosesicherung ist eine Probeexzision unerlässlich.
Die Ultraschalldiagnostik und die bildgebenden Verfahren der Computer- und
Kernspintomographie (CT, MRT) ergänzen die Erfassung der Ausdehnung und des
Verhaltens der Tumoren zu den umgebenden Strukturen. Mit Hilfe der PositronenEmissions-Tomographie (PET) kann aktives Tumorwachstum nachgewiesen und in
Verbindung mit einer CT-Untersuchung (PET-CT) auch lokalisiert werden. Diese
Untersuchung wird in erster Linie in der Rezidivdiagnostik, bei Verdacht auf Metastasen und
bei Kontrolluntersuchungen eingesetzt.
Therapie
Allgemeines Ziel der Krebstherapie im Kopf-Halsbereich ist es, die komplette
Tumorkontrolle und Heilung anzustreben, sowie die Funktion wiederherzustellen bei gutem
ästhetischen Ergebnis. Die Vorteile der Chirurgie sind die Möglichkeit der kompletten
Tumorresektion und die Eradikation okkulter oder palpabler regionaler Krankheit. Allerdings
sind in letzter Zeit deutliche Fortschritte bei den Überlebensdaten durch konservative
Behandlungen erzielt worden.
Während bei Tumoren des Stadiums I und II meist eine chirurgische Resektion ohne
wesentlichen Funktionsverlust möglich ist, muss bei größeren Tumoren im Einzelfall
entschieden werden, ob ein chirurgisches, konservatives oder kombiniert chirurgischkonservatives Vorgehen angewendet werden soll. Die Therapieentscheidung wird im besten
Fall in einem interdisziplinären Tumorboard getroffen.
Auszüge aus J. Beck-Mannagetta, M. Burian, K. Vinzenz mit M. Kopp und S. Rosenlechner:
Kopf/Hals-Malignome, Februar 2010
(In diesem Manual sind weiters sämtliche Kopf-Halstumore genau beschrieben)
http://www.aco-asso.at/manual/aktuell/hals-kopf/kap_03.html
Rückfragehinweis:
Prim. Univ.-Prof. Dr. Martin Burian
HNO-Abteilung, Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern, Linz
E-Mail: [email protected]
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