Kopf-HalsKarzinome Darunter versteht man eine Gruppe bösartiger (maligner) Tumoren, die im Kopf-Hals-Bereich ihren Ursprung haben. Die Malignome im Kopf-HalsBereich weisen, in Abhängigkeit vom Ort ihrer Entstehung, individuelle Besonderheiten auf. Die meisten bösartigen Tumore im Kopf-Hals-Bereich werden erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt, was zu einer erheblichen Verschlechterung der Prognose führt. Zu den HNO-Karzinomen werden unter anderem folgende Krebserkrankungen gerechnet: Mundhöhlenkarzinom - Nasenrachenkrebs - Mundrachenkrebs - Schlundrachenkrebs Kehlkopfkrebs - Luftröhrenkrebs. Weltweit sind Krebserkrankungen im Kopf-Hals-Bereich heute die sechsthäufigste Malignomerkrankung. Diese Krebsform wird zunehmend bei alten Menschen und jungen Frauen beobachtet. Die Hauptursache für die meisten Krebserkrankungen im Kopf-Hals-Bereich ist der Nikotinmissbrauch in Form von Tabakrauchen. Tabakrauchen potenziert das Risiko an einer Form von Kopf-Hals-Krebs-Krebs zu erkranken erheblich. Die Wahrscheinlichkeit erhöht sich zudem noch durch den übermäßigen Konsum von hochprozentigem Alkohol. Bei einigen Formen von HNO-Karzinomen kommen noch andere Risikofaktoren hinzu: • Schlechte Mundhygiene und scharfe Zahnkanten (beim Mundhöhlenkarzinom). • Ein Schilddrüsen- und Speicheldrüsenneoplasma kann durch erhöhte Strahlenexposition ausgelöst werden. • Bei genetische Vorbelastung der Patienten kann eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus zu Nasenrachenkrebs führen. • Der Genuss von Betelnüssen führt in Ländern Südostasiens offenbar auch zu einem Anstieg der Erkrankungen an Kopf-Hals-Tumoren. Prophylaxe Der größten Schutz vor Krebserkrankungen im Kopf-Hals-Bereich bietet der Verzicht auf Tabakkonsum. Eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung und das Vermeiden zu heißer Speisen haben, wie auch die regelmäßige Zahnpflege (gegebenenfalls auch eine Zahnsanierung), eine prophylaktische Wirkung. Allerdings bewirkte die Gabe von Betacarotin bei Rauchern zur Krebsvorbeugung genau das Gegenteil: Das Risiko an Krebs zu erkranken stieg signifikant an. Diagnose In den meisten Fällen werden die HNO-Karzinome anhand ihrer Symptome von vielen Patieten selbst festgestellt. Bei dauerhaften Lymphknotenschwellungen am Hals, Schluckbeschwerden mit unklarer Ursache und länger anhaltenden Heiserkeiten (ab drei Wochen) sollte umgehend ein HNO-Arzt aufgesucht werden. Die ersten Untersuchungen werden meist mit einem Laryngoskop durchgeführt (Laryngoskopie). Sollte sich ein entsprechender Anfangsverdacht erhärten, werden in der Regel bildgebende Verfahren Diagnoseverfahren eingesetzt. Als bildgebende Verfahren kommen die Sonografie), Ultraschall und die Computertomografie (CT) des Halses in Frage. Mittels klassischem Röntgen kann der Brustkorb und bei Kontrastmittelgabe die Speiseröhre untersucht werden. Histologisches Präparat eines Plattenepithelkarzinoms der Mundhöhle Auch eine Sonografie des Bauchraumes oder eine Skelettszintigrafie können - je nach Ergebnis der Erstdiagnose - durchgeführt werden. Nach den bildgebenden Verfahren wird meist eine Biopsie durchgeführt, um die Bösartigkeit des Tumors zweifelsfrei nachzuweisen zu können. Mundhöhlenkarzinom Der Begriff Mundhöhlenkarzimom umschließt alle bösartigen Tumoren der Mundhöhle und Zunge, hierbei handelt es sich in 80 bis 90 % der Fälle um Plattenepithelkarzinome. Andere Tumorarten wie z.B das von den seromukösen Schleimhautdrüsen ausgehende Adenokarzinom sind selten. Mundhöhlenkarzinome gehören zu der Klasse der Kopf-Hals-Tumoren. Die Karzinome der Mundhöhle treten nach der 5. Lebensdekade auf und haben einen Gipfel zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr. Männer sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Die Mortalität des Mundhöhlenkarzimoms weist geographische Unterschiede auf, in Frankreich ist sie zB viermal so hoch wie in Deutschland. HNO-KREBS Lokalisation Nach einer Studie des DÖSAK (Deutsch-Österreichisch-Schweizerischer Arbeitskreis für Tumoren im Kiefer- und Gesichtsbereich) sind etwa 20 % aller Mundhöhlenkarzinome an der Zunge (Zungenkrebs) lokalisiert. Die Tumoren des Mundbodens folgen mit ca. 45 %. Weitere Lokalisationen, jedoch deutlich seltener, sind in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit Gingiva, Oberlippe und Wangenschleimhaut. Der Mundhöhlenkrebs entsteht oft multifokal, was die hohe Rezidivquote erklärt. Morphologie Die beiden Formen des Wachstums des Mundhöhlenkarzinoms unterscheiden sich prognostisch voneinander: • Ulzeröse Form: Diese nach innen (endophytisch) wachsende Form besitzt in der Regel einen Zerfallskrater, die Prognose ist abhängig von der Lokalisation, so ist sie besser an der Lippe als z. B. am Mundboden oder an der Zunge. Die ulzeröse Form macht etwa 99 % aus. Histologisch handelt es sich hier um ein geringradig differenziertes Plattenepithelkarzinom. • Verruköse Form: Diese nach außen (exophytisch) wachsende Form macht etwa 1 % aus. Der Tumor wächst langsam und metastasiert später. In der Histologie handelt es sich um hochdifferenzierte Plattenepithelkarzinome. Metastasen Die Tumoren der Mundhöhle und der vorderen zwei Drittel der Zunge metastasieren primär fast nie über das Blut (hämatogen) sondern über die Lymphe in die submandibulären, seltener in die submentalen oder tiefer am Hals gelegenen Lymphknoten. Die Häufigkeit der lymphogenen Metastasierung steigt mit dem Tumorstadium. Sie beträgt bei Diagnosestellung des Tumors ca. 30 bis 40 % (T1-Stadium ca. 10 bis 15 % im Stadium T4 mit 55 bis 75 %). Tumoren der Gingiva (Zahnfleisch) und der Wangenschleimhaut weisen bei Diagnosestellung in einem größeren Prozentsatz bereits Metastasen in den regionären Lymphknoten auf. Bei Gingivatumoren können Lymphknoten des Rachens, bei Wangenschleimhauttumoren auch parotideale Lymphknoten befallen sein. Symptome und Diagnostik Die Beschwerden sind anfangs unspezifisch. Initialsymptome können Schmerzen, Foetor ex ore (Geruch des Atems) und Sprechbehinderung sein. In allen Fällen sollte bei Verdacht eine Probeexzition gemacht werden. Weiter sollte bei bestehenden Verdacht eine Computertomographie oder eine Kernspintomographie des Primärtumors und der lokoregionären Lymphbahnen durchgeführt werden. Vorteil der Kernspintomographie ist bei Tumoren der Zunge und des Mundbodens der gute Weichgewebskontrast. Soll die Infiltration des Knochens geklärt werden, ist die Kernspintomographie weniger hilfreich, hier bietet sich die Skelettszintigraphie oder die Computertomographie im speziellen Knochenfenster an. Bei fortgeschrittener Tumorerkrankungen (ab Tumorstadium T3 bzw. nachgewiesenen Lymphknotenmetastasen) sollten eine hämatogene Metastasierung der Lunge, Leber und Nebennieren kontrolliert werden. Therapie Chirurgische Therapie Je nach Stadium und Ausdehnung des Tumors kann eine Teilresektion mit ausreichend großem Sicherheitsabstand (ca. 1 cm) ausreichen. Bei ausgedehnten Befunden kann eine Teilresektion des Unterkiefers notwendig sein. Bei Überschreiten mehrerer Regionen der Mundhöhle sollte dann durch eine kombinierte Resektion von z. B. Zunge, Mundboden und Gaumen durchgeführt werden. Bei Lymphknotenmetastasen kann je nach Stadium eine selektive bis radikale Neck-Dissection notwendig sein. Radiologische Therapie Bei kleinen Tumoren der Zunge und des harten Gaumens kann die alleinige Strahlentherapie zu einer sinnvollen Tumorkontrolle führen. Bei größeren Tumoren bietet sich ein aggressiveres Vorgehen in Kombination von chirurgischer und radiologischer Therapie an.