MERKBLATT TUBERKULOSE Was ist Tuberkulose? Die Tuberkulose, früher auch Schwindsucht genannt, ist eine Infektionskrankheit. Der Erreger ist das Tuberkulosebakterium und kann von Mensch zu Mensch übertragen werden. Ein an offener Tuberkulose erkrankter Mensch kann beim Sprechen, Husten und Niesen feinste Tröpfchen mit Tuberkulosebakterien in seine Umgebung abgeben. Menschen, die sich in der näheren Umgebung eines an offener Tuberkulose Erkrankten aufhalten, können sich anstecken, d.h. infizieren. Eine Infektion mit Tuberkulosebakterien führt nicht immer zu einer Erkrankung. In Deutschland erkranken nur etwa 3 - 10% der Infizierten an Tuberkulose. Die übrigen 90 - 97% verfügen über ausreichende Abwehr-kräfte und sind von nun an mehr oder weniger immunisiert gegen eine spätere erneute Infektion. Wenn die Anzahl von Tuberkulosebakterien allzu massenhaft ist oder die Abwehrkräfte des Körpers aus irgendwelchen Gründen zu schwach sind, kann es zur Erkrankung kommen. Am häufigsten ist immer noch die Lungentuberkulose. Bei einer Lungentuberkulose bilden sich zunächst kleine entzündliche Knötchen in der Lunge, die im Röntgenbild erkennbar sind. Wenn die Erkrankung nicht behandelt wird, kann schließlich eine offene Lungentuberkulose entstehen. Das bedeutet, dass Bakterien nach außen gelangen und andere Menschen anstecken können. Wenn eine Lungentuberkulose nicht vollständig ausgeheilt ist, dann können die Bakterien noch nach Jahren wieder aktiv werden und sich vermehren. Sie können auf dem Blutweg in andere Körperteile gelangen und auf diesem Weg Knochen-, Nieren-, Darm- oder Hirnhauttuberkulose verursachen. Wie wird eine Tuberkulose erkannt? Im Anfangsstadium macht die Tuberkulose meist keine besonders auffälligen und charakteristischen Beschwerden. So können z.B. auftreten: Husten oder Hüsteln, Auswurf, Atemnot, Brustschmerz, Müdigkeit, Schwäche, Nachtschweiß, leichtes Fieber, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme. Diese Symptome können, müssen aber nicht auftreten. Wegen dieser Symptomarmut ist es besonders wichtig, dass jeder einzelne die Symptome einer möglichen Infektion kennt, insbesondere wenn er mit einer Risikogruppe zusammen arbeitet. Zur Risikogruppe zählen: AIDS-Kranke, Drogenabhängige, Personen aus Ländern mit einer hohen Tuberkuloserate (z.B. Kasachstan), ältere Menschen. Enge Kontaktpersonen sind besonders gefährdet. Stand: 2014 Dr. Annette Müller-Leisgang 089 86308996 Wer gilt als enge Kontaktperson bzw. gefährdete Person? In der Wohngemeinschaft oder Familie gelten alle Personen als enge Kontaktpersonen. Im Betrieb zählen Personen mit gleichem oder benachbartem Arbeitsplatz oder häufigen engen Kontakten als enge Kontaktperson. Einen geringen Kontakt haben Personen in der gleichen Werkshalle/Haus, aber nicht mit gleichem Arbeitsplatz, oder kurzzeitigen Kontakten nur bei Schichtwechsel. Wie groß ist das Infektionsrisiko für Kontaktpersonen? Die Wahrscheinlichkeit der Infektion einer Kontaktperson ist abhängig von: Kontaktintensität, d.h. wie häufig und engen Kontakt sie hatten Massivität der Bakterienausscheidung beim Erkrankten Expositionsdauer, d.h. wie lange bestand der Kontakt zum Erkrankten Verhalten des Erkrankten (Hustendisziplin) Empfänglichkeit der Kontaktperson zum Zeitpunkt des Kontakts Lebensumfeld der Kontaktperson, d.h. wie gut ist die Wohn- und Ernährungssituation Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung Tuberkulose in Ihrer Einrichtung Bisher wurde in Ihrer Einrichtung mittels eines Stempeltests (Tuberkulin PPD Merieux) alle 3 Jahre festgestellt, ob bei Ihnen eine Infektion mit Tuberkulose vorliegt. Die Produktion des für Reihenuntersuchungen geeigneten Stempeltests wurde von der Firma eingestellt. Als Alternative gibt es einen Test (Mendel-Mantoux-Test), der unter die oberflächliche Haut gespritzt wird. Bei diesem Test treten jedoch häufig Nebenwirkungen, wie z.B. Schwellung des Armes auf. Dieser Test wird daher vor allem beim Auftreten eines konkreten Tuberkulosefalls durchgeführt. Des weiteren erfordert der Test einen hohen logistischen Aufwand (zweimalige Anwesenheit der Mitarbeiter und des Betriebsarztes innerhalb von 3 Tagen). Daher wird der Tuberkulosetest in Ihrer Einrichtung nicht mehr routinemäßig durchgeführt. Stand: 2014 Dr. Annette Müller-Leisgang 089 86308996 Was passiert bei Symptomen oder bei einem Tuberkulosefall? Bei Auftreten von Symptomen (siehe oben) oder eines Tuberkulosefalls in Ihrer Einrichtung muss jedoch weiterhin eine ärztliche Abklärung erfolgen. Die Eigenverantwortlichkeit ist daher verstärkt gefordert. Zur Diagnostik wird dann als erstes der Tuberkulintest (Mendel-Mantoux-Test) durchgeführt. Wenn der Betroffene sich mit Tuberkulose infiziert hat oder früher gegen Tuberkulose geimpft wurde, reagiert der Test positiv. Ein positiver Test bedeutet nicht, dass der Betroffene an Tuberkulose erkrankt ist. Ein positiver Test sagt lediglich aus, dass eine Infektion mit Tuberkulosebakterien irgendwann im Leben stattgefunden hat. Dies kann auch Jahre zurückliegen. Ist der Tuberkulintest positiv, wird eine Röntgenaufnahme der Lunge veranlasst. Ist im Röntgenbild der Lunge eine Auffälligkeit festgestellt worden, werden weitere Laboruntersuchungen veranlasst. Der Nachweis der Tuberkulosebakterien im Sputum (Auswurf) oder Magensaft sichert dann die Diagnose einer offenen Lungentuberkulose. Die Therapie wird umgehend eingeleitet. Bei einem positiven Tuberkulosetest wurde früher jährlich eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbs (Thorax) durchgeführt. Das Gesundheitsamt hat vor einigen Jahren diese Untersuchungen eingestellt. Bei bekanntem positiven Tuberkulosetest sollten die Personen daher sorgfältig auf mögliche Symptome achten und dann sofort einen Arzt informieren. Das Ziel aller Maßnahmen ist die Unterbrechung des Ansteckungsweges. Wichtigste Voraussetzung dafür ist die frühzeitige Diagnose. Die Tuberkulose ist eine behandelbare und heilbare Krankheit. Stand: 2014