Spezialgebiet Chemie Vorraussetzung: Das Periodensystem der Elemente spiegelt den Aufbau der Atomhülle = die Anordnung der Elektronen, wieder. Entwicklung der Atomvorstellungen: „Materie ist aus Atomen aufgebaut.“ Ein langer historischer Weg führte zu dieser Einsicht. Bereits in der Antike hatte man darüber spekuliert, wie die Materie aufgebaut sein könne, und unterschiedliche Ansichten vertreten. Vor allem Demokrit und Leukipp befassten sich mit der Frage nach den Atomen und erdachten eine Welt aus bewegten Atomen. Darin mussten alle Körper aus Atomen aufgebaut sein und alle Veränderungen, die wir in unserer Umwelt beobachten, durch die Bewegung der Atome entstehen. Demokrit und Leukipp versuchten den Aufbau der Materie rein philosophisch zu erklären mit dem Grundgedanken, dass, wenn alles bis ins Unendliche geteilt werden würde, schließlich NICHTS übrig bliebe. Der Umkehrschluß würde jedocj bedeuten, dass alles aus NICHTS besteht. Daher folgerten sie die Existenz kleinster unteilbarer Teilchen = ATOME (gr. atomos ...unteilbar). Der antike Atomismus und seine mechanistische Erklärung der Welt war ein grandioser Entwurf, dessen mathematische Durchführung und experimentelle Überprüfung aber noch fehlte. Die Antike durchdachte diesen Entwurf in ganz anderer Hinsicht. Sie suchte nicht den Vergleich mit dem Experiment, den erst die Naturwissenschaft der Neuzeit als grundlegende Neuerung beitrug. Sie entwarf vielmehr spekulative Bilder der Materie, die der kritischen Diskussion der verschiedenen philosophischen Schulen standzuhalten hatten. Aristoteles, zum Beispiel, lehnte den Atomismus ab. Er hatte ein Vakuum für unmöglich erachtet und damit auch ein Weltall aus Atomen und leerem Raum, das erstarrt, unbeweglich und regungslos für immer verharren musste. Bis zum 15./16. Jhdt. geriet der Atomismus in Vergessenheit. Eine wichtige Entdeckung machte LAVOISIER in der zweiten Hälfte des 18. Jhd., als er nach vielen Messungen erkannte: „Nichts wird erschaffen, weder in den Experimenten, noch in der Veränderungen der Natur, und man kann das Prinzip 1 Spezialgebiet Chemie aufstellen: In jedem Vorgang hat sich die Menge Materie nicht geändert.“ Er stellte das Gesetz der Erhaltung der Masse auf: Bei chemischen Vorgängen ändert sich die Gesamtmasse der beteiligte Stoffen nicht. Untersucht man die Zusammensetzung einer bestimmten Verbindung, so findet man immer dasselbe Massenverhältnis der Elemente. Dieses „Gesetz der konstanten Verhältnisse“ wurde schon von RICHTER und LAVOISIER erkannt, fand aber keinen Widerhall, da die damaligen Wägungen noch recht ungenau waren. Erst PROUST formulierte es klar und verschaffte ihm Anerkennung. Gesetz der konstanten Verhältnisse: Jede Verbindung enthält ihre Elemente in einem bestimmten, konstanten Massenverhältnis. Das Gesetz der konstanten Verhältnisse führte DALTON zur Atomhypothese: Die Atome sind unveränderlich Unterschiedliche Atome besitzen verschiedene Masse und Gestalt Atome eines Elements sind gleich Atome treten zu einer chemischen Verbindung zusammen und gehen aus ihr unverändert hervor Jede Verbindung enthält ihre Atome der verschiedenen Elemente in einem bestimmten Zahlenverhältnis Die zusammengesetzten Teilchen einer Verbindung sind gleich Die Masse einer Stoffportion ist gleich der Summe der Massen aller in ihr enthaltenen Atome Das Gesetz der vielfachen Verhältnisse bildet lange Zeit den einzigen Beweis für die Richtigkeit der Atomhypothese. Gesetz der vielfachen Verhältnisse: Bilden zwei Elemente A und B mehrere Verbindungen miteinander, so stehen die Massen von B, die sich mit jeweils derselben Masse von A verbinden, im Verhältnis kleiner, ganzer Zahlen. DALTON wendete auch schon Symbole zur Bezeichnung chemischer Elemente an. Nach der Entdeckung des Elektrons und der Radioaktivität, stellte THOMSON fest, dass Atome kleine Massekügelchen sind, in denen die positive Ladung über das ganze Volumen gleichmäßig verteilt ist. In dieser positiven Kugel sind die negativen 2 Spezialgebiet Chemie Elektronen eingebettet. Dadurch konnte auch die Entstehung von Ionen beschrieben werden. RUTHERFORD entdeckte 1911 den Atomkern und erstellte ein neues Atommodell: Atom besteht aus Atomkern + Atomhülle, dies begründete er mit dem Streuversuch: Aus Beobachtungen wie die radioaktiven Strahlen, wenn sie auf eine Goldfolie geschickt werden, abgelenkt werden, konnte er schließen, dass ein Atom aus einem kompakten Kern, in dem fast die gesamte Atommasse vereinigt ist, und aus einer lockeren diffusen Hülle, besteht. Im Anschluss an die Entdeckung des Atomkerns begann man sich intensiv mit der Atomhülle zu beschäftigen. Besonders wichtige Ergebnisse verdankt man dem Physiker Niels BOHR, der entdeckte dass die Elektronenhülle einen schalenartigen Aufbau besitzt. Die Elektronen bewegen sich also nicht einfach völlig reglos um den Kern, sondern halten sich vorzugsweise innerhalb bestimmter, konzentrisch um den Kern angeordneter „Schichten“ oder „Schalen“ auf. Er ging davon aus, dass die Elektronen vom Kern elektrostatisch angezogen werden, aber nicht in den Kern stürzen, da sie sich auf stabilen Kreisbahnen – durch das Gleichgewicht zwischen Fliehkraft und elektrostatischer Anziehung – um den Kern bewegen. Dieses Modell erwies sich allerdings als falsch, da das Elektron, das sich auf der Kreisbahn bewegt und dadurch Energie bildet, aufgrund des Energieerhaltungssatzes die Energie auf Kosten seiner potentiellen und kinetischen Energie verlieren und in den Kern stürzen müsste. Weiters widerspricht dieses Modell der Heisenberg’schen Unschärferelation, welche besagt, dass es unmöglich ist, Ort und Impuls (Bewegungsrichtung) eines Teilchens zugleich exakt anzugeben. Bei einem kreisenden Elektron wäre aber der Punkt, an dem sich das Teilchen gerade befindet, genau angegeben und die Energie exakt festgelegt. BOHR entwickelte sein Modell auf Grund der Entdeckungen von Kirchhoff und Bunsen, dass hocherhitzte Gase buntes Licht aussenden. Dies war für ihn ein Zeichen, dass Elektronen auf ganz bestimmten Bahnen = Energiezuständen vorzufinden sind. Durch Zufuhr von Energie in ein höheres Energieniveau gehoben werden können, beim „Fall“ auf das ursprüngliche Niveau oder ein entsprechend niedrigeres diese Energie – unter anderem im sichtbaren Bereich = Spektralanalyse – wieder abgeben. (Absorptions- und Emissionsspektren) 3 Spezialgebiet Chemie Erst relativ spät wurde ein drittes, neben dem Proton und Elektron, am Aufbau der Atome beteiligtes Elementarteilchen, das Neutron, 1932, entdeckt. Quantenzahlen: Arnold SOMMERFELD erweiterte das BOHR’sche Modell. Bei der Untersuchung von Atomen mit höheren Kernladezahlen erkannte man, dass hier kein einfaches Schema ausreicht. Man muss mehrere Termschemata = Energieniveaus innerhalb einer Schale nebeneinander anordnen und bezeichnet sie mit: s (sharp), p (prinzipal), d (diffus), f (fundamental) Sommerfeld nahm nicht nur Kreisbahnen sondern auch Ellipsenbahnen an. Bohr beschrieb die einfachen Radien, die sich durch bestimmte Energiepakete unterschieden, mit Quantenzahlen n: n = 1............1. Radius n = 2............2.Radius usw. Nun reicht eine Quantenzahl nicht mehr aus, es muss eine weitere eingeführt werden 1. = HAUPTQUANTENZAHL n 2. = NEBENQUANTENZAHL l Beziehung zwischen n und l: l geht von 0 bis n-1 das heißt für n=2 gibt es zwei Werte für l: l=0 und l=1 l=0 führt zu einer Kreisbahn l=1,2,... führt zu mehr oder weniger exzentrischen Ellipsenbahnen 1897 bereits entdeckte ZEEMANN, dass die Spektrallinien der p-, d- und f-Serien in der, fünf und sieben Linien aufspalten, wenn die Atome in einem mittelstarkem Magnetfeld angeregt werden. Das heißt, die Energie des Magnetfelds wird ebenfalls gequantelt aufgenommen. Die Beträge der aufgenommenen Energie sind proportional einer ganzen Zahl m = MAGNETISCHE QUANTENZAHL Eine Linie mit der Nebenquantenzahl l wird stets in 2l + 1 Linien aufgespaltet. Der Betrag von m kann nie größer sein als die ursprüngliche Komponente l ImI < l m kann nur die Werte von –l bis +l einnehmen z.B. l = 1 4 Spezialgebiet Chemie m = -1, 0, +1 Zwei weitere Entdeckungen führten zu einem weiteren Unterscheidungsmerkmal: 1.) die gelbe Doppellinie des Natriumspektrums 2.) Stern-Gerlach-Versuch mit Silberatomen in einem Magnetfeld Erklärung: Das e- sei eine „kleine Kugel“, die um ihre Achse rotiert, und dabei ein eigenes magnetisches Moment erzeugt: das magnetische Spinnmoment Es existieren 2 Möglichkeiten: parallel oder antiparallel zur Bahnrotation und daher folgt eine unterschiedliche Ablenkung in einem von außen angelegten Magnetfeld. Bezeichnung: +1/2, -1/2 = SPINQUANTENZAHL Da die Quantenzahlen in ursächlichem Zusammenhang mit den Haupt- und Nebenserien des Termschemas stehen kann man die Nebenquantenzahlen l = 0, 1, 2, 4, .... auch mit den Buchstaben s, p, d, f, .... bezeichnen. Zur Charakterisierung der Bahnen schreibt man zuerst die Hauptquantenzahl und dann die Bezeichnung für l z.B. 2s, 3p,... Da die Nebenquantenzahl eindeutig die Bahn des e- im Atom kennzeichnet bezeichnet man sie auch als BAHNDREHIMPULSQUANTENZAHL. Die Hauptquantenzahl legt die Energie der e- fest -> ENERGIEQUANTENZAHL Mit Hilfe dieser Quantenzahlen n, l, m und s kann die Zahl der möglichen Elektronenquantenzustände in der Atomhülle angegeben werden. Jede mögliche Kombination dieser Quantenzahlen beschreibt den Zustand eines e-! Schrödinger fand eine Gleichung mit der man Form und Größe der Orbitale berechnen kann: die Schrödinger Gleichung – prinzipiell können damit alle Spektren berechnet werden, ebenso die Energie, die bei chemischen Bindungen frei wird. 5 Spezialgebiet Chemie Quatenzahlen und Elektronen: l 0 0 1 0 1 2 m 0 0 1 0 -1 0 1 0 -1 2 1 0 -1 -2 1/2 1/2 1/2 1/2 1/2 1/2 1/2 1/2 1/2 1/2 1/2 1/2 1/2 1/2 s -1/2 -1/2 -1/2 -1/2 -1/2 -1/2 -1/2 -1/2 -1/2 -1/2 -1/2 -1/2 -1/2 -1/2 2 Elektronen 8 Elektronen 18 Elektronen Das Modell der Elektronenhülle: Alle wichtigen Eigenschaften der Atome – vor allem die chemischen - haben ihre Ursache jedoch im Aufbau ihrer Elektronenhülle. Die chemische Bindung ist eine Veränderung der äußeren Teile der Elektronenhülle. Der Atomkern ist jedoch bei chemischen Vorgängen nicht veränderbar. Erst die Erforschung des Aufbaus der Elektronenhülle und die Entwicklung von Modellen liefern die Grundlagen für eine Chemie, die über eine reine Beschreibung von Beobachtungen hinausgeht. Heute weiß man, dass sich die Elektronen nicht auf Kreisbahnen um den Kern bewegen, sondern man nimmt diffuse Raumbereiche an, in denen das Elektron nicht lokalisiert werden kann. Das Elektron in der Hülle kann aber nur in bestimmten Energiestufen existieren. Diese Energiestufen werden Sphären (auch Schalen) genannt, die mit K, L, M usw. bezeichnet werden. Sie werden von innen beginnend mit den Hauptquantenzahlen (n= 1, 2, 3...) numeriert. Jede Sphäre kann nur eine bestimmte Anzahl von Elektronen aufnehmen, wodurch die Elektronenzahl in jeder dieser Sphären mit 2n2 begrenzt ist (siehe Tabelle). 6 Spezialgebiet Chemie Sphären Hauptquantenzahlen Maximale Elektronenzahl K n=1 2 L n=2 8 M n=3 18 N n=4 32 O n=5 50 P n=6 72 Q n=7 98 Elektronen in der Hülle befinden sich immer im Zustand der möglichst geringen potentiellen Energie. Im H – Atom hat das Elektron den energetisch tiefstliegendsten Zustand (n = 1) wodurch auch nur die erste Sphäre besetzt ist. Ebenso ist es beim He – Atom. Im Li – Atom, welches 3 Elektronen besitzt, muss eines in der 2. Sphäre sein, da die Erste mit 2 Elektronen bereits voll besetzt ist. Dieses Elektron, welches sich nun in der äußeren Sphäre aufhält, nennt man Außenelektron; dieses ist nicht so fest gebunden, wie die Inneren. Da chemische Bindungen auf Veränderungen der Elektronenhülle beruhen, spielt hier das Außenelektron eine wichtige Rolle. Elektronen, die bei einer chemischen Bindung von Bedeutung sind, bezeichnet man als Valenz – Elektronen. Daraus ergibt sich, dass alle Außenelektronen immer Valenz – Elektronen sind. In jeder Sphäre gibt es ein s – Orbital (kugelförmig). Ab der 2. Sphäre können auch p – Orbitale (kegelförmig) vorhanden sein, wobei es jeweils 3 Orbitale gibt, die ein gleiches Energieniveau besitzen. Ab der 3. Sphäre können d – Orbitale möglich sein, welche aus jeweils 5 Orbitalen – mit gleichem Energieniveau – bestehen. Ab der 4. Sphäre sind f – Orbitale möglich; sie bestehen aus jeweils 7 Orbitalen mit gleichem Energieniveau. Je größer die Hauptquantenzahl ist, desto geringer wird der Energieabstand zwischen den Sphären und das führt zu gewissen Unregelmäßigkeiten. So ist z.B. das in der 3. Sphäre höchste Energieniveau 3d energetisch höher liegend, als das Tiefste der 4. Sphäre 4s. Daraus folgt, dass das 4s – Orbital vor den 3d – Orbitalen besetzt wird. Die energetische Reihenfolge der Orbitale kann man mit Hilfe der Schachbrettregel (siehe Abbildung) darstellen. 7 Spezialgebiet Chemie 1s 2s 2p 3s 3p 3d 4s 4p 4d 4f 5s 5p 5d 5f 6s 6p 7s 6d Diese Reihenfolge der Energiezustände stellt man auch in Form von Energie-OrbitalDiagrammen, in Form einer Tabelle der Quantenzahlkombinationen oder als Kurzschreibweise der Elektronenverteilung dar. z.B. Sb 51 (siehe Beilage) Jedes Orbital kann mit maximal 2 Elektronen besetzt werden, wodurch sich die maximalen Anzahlen der Elektronen pro Sphäre ergeben, welche nun auch genau nach Energiestufen aufgeschlüsselt werden können. Die maximale Anzahl der Elektronen ist bei der O -, P - und Q – Sphäre eher unwichtig, da diese bei keinem Element voll besetzt sind. Allerdings sind drei Voraussetzungen nötig um den Aufbau des Periodensystems mit diesem Modell zu erklären, bzw. werden diese Grundprinzipien zur Erklärung der Darstellungen der e-Verteilung benutzt. 1.) PAULI – Prinzip: Für die Elektronen der Atomhülle lassen sich keine exakt bestimmten Bahnen, sondern nur Aufenthaltsbereiche angeben. Solche Räume, in denen sich bestimmte Elektronen am häufigsten aufhalten, nennt man Elektronenwolken ->Wie von PAULI erkannt wurde, können sich in ein und derselben Wolke höchstens ZWEI Elektronen aufhalten. 8 Spezialgebiet Chemie 2.) HUNDSCHE – Regel: erst wenn alle energiegleichen Orbitale einfach besetzt sind, kommt es zur Ausbildung von Elektronenpaaren (doppelt besetzten Orbitalen) 3.) Gesetz von Minimum: es wird jeweils der energetisch günstigste Zustand mit Elektronen besetzt Diese Darstellungen der e-Verteilung finden ihren Niederschlag auch in der Darstellung des PSE. Somit kann man bei Kenntnis der Ordnungszahl = Anzahl der Elektronen im Grundzustand sofort eine Aussage über die Position des Elements im PSE treffen.....und damit auch Aussagen über die chemischen und physikalischen Eigenschaften. Aufbau des Periodensystems: Erst seit dem 18. Jhdt. machte man sich an die wissenschaftliche Beschreibung der chemischen Elemente. Heute werden diese Elemente im Periodensystem der Elemente beschrieben. Im Periodensystem der Elemente sind die Symbole der chemischen Elemente zeilenweise in der Reihenfolge ihrer Ordnungszahlen (=Kernladungszahlen) aufgelistet. Die Reihenfolge spiegelt dabei die chemischen und physikalischen Eigenschaften wieder. Deshalb stehen die Elemente mit ähnlichen chemischen und physikalischen Eigenschaften in Gruppen senkrecht untereinander. Insgesamt gibt es acht Haupt- und acht Nebengruppen. Die Elemente der 18. Gruppe z.B. nennt man Edelgase, da sie alle gasförmig und chemisch sehr reaktionsträge (edel) sind. Entwicklung des Periodensystems der Elemente: Im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts haben mehrere Entdeckungen die Theorie von der Atomstruktur der Materie bestätigt. Wissenschaftler konnten jetzt zum Beispiel das relative Atomgewicht der – damals bekannten – Elemente bestimmen: 9 Spezialgebiet Chemie Atomgewicht: DALTON war der Meinung, es sei unmöglich, die Massen von solch winzigen Teichen, wie es Atome sind, durch Wägung zu bestimmen. Er wählte deshalb die Masse des leichtesten Atoms, des Wasserstoffatoms, zur Einheit, und suchte das Verhältnis der Masse anderer Atome zu Masse des Wasserstoffatoms herauszufinden. Zu diesem Zweck nahm er an, dass in den meisten Verbindungen zweier Elemente deren Atome im Zahlenverhältnis 1:1 verbunden seien, dass also etwa im Kupfersulfid ein Kupferauf ein Schwefelatom käme, im Magnesiumoxid ein Magnesium- auf ein Sauerstoffatom usw. Auf diese weise erhielt DALTON eine Tabelle, die die Atommassen – bezogen auf das Wasserstoffatom als Einheit – von ungefähr zwanzig Elementen enthielt. Die von DALTON angegebenen wichen von den heutigen Werten allerdings ziemlich stark ab. Nicht nur waren die ihm zur Verfügung stehenden Daten über die mengenmäßige Zusammensetzung von Verbindungen teilweise noch recht ungenau, sondern es steht natürlich auch nicht von vornherein fest, dass sich die Atome zweier Elemente immer im Zahlenverhältnis 1:1 verbinden müssen (wie es ja bereits durch das „Gesetz der vielfachen Verhältnisse“ gezeigt wird). Erst als es gelang, durch konsequente Anwendung des Satzes von AVOGADRO auf die Volumsverhältnisse bei Reaktionen, an denen Gase beteiligt sind, diese Atomzahlenverhältnisse eindeutig zu bestimmen, erhielt man zuverlässige Werte für die Atommassen. Selbstverständlich können die Massen der Atome – wie jede Masse, in irgendeiner Masseneinheit angegeben werden. Weil die Atommassen aber außerordentlich klein sind, würden sich bei der Verwendung von Gramm oder gar Kilogramm als Einheit seht kleine, unhandliche Zahlen ergeben. So hat beispielsweise ein Sauerstoffatom die Masse 0,000 000 000 000 000 000 000 026558 g = 26,558 . 10 -24 g Man verwendet darum zur Angabe von Atom-(und Molekül-)massen eine kleinere Einheit, die „Atommasseneinheit“ u. Ursprünglich wurde die Masse eines Wasserstoffatoms gleich 1 u gesetzt; aus verschiedenen, praktischen Gründen definiert man heute die Atommasseneinheit Kohlenstoffatoms. 10 als 1/12 der Masse eines Spezialgebiet Chemie Für praktische Zwecke verwendet man meist auf ganze Zahlen auf- oder abgerundete Werte und nennt die Maßzahlen der Atommasse die „Massenzahlen“. Die Maßzahlen der Atommasse in Gramm und in Atomeinheiten müssen einander proportional sein. Da 12 g Kohlenstoff 6,023 . 1023 Atome von der Atommasse 12 u enthalten, bildet die Zahl 6,023 . 1023 den Proportionalitätsfaktor: 12 g Kohlenstoffe enthalten 6,023 . 1023 Atome Schon bald entdeckte der Chemiker Johann DÖBEREINER, dass die Elemente Calcium, Strontium und Barium neben den ähnlichen chemischen Eigenschaften auch eine gewisse Regelmäßigkeit in ihren Atomgewichten zeigen. Diese Dreiergruppierung bezeichnete er als TRIADEN. Später erweiterte Max von PETTENKOFER dieses System und faßte vier Elemente in eine chemische Familie zusammen. Durch das Spektroskop von Robert W. BUNSEN und Gustav R. KIRCHHOFF wurden viele weitere Elemente entdeckt. Seit dem ersten internationalen Chemiekongreß (1860) weiß man, dass die meisten gasförmigen Elemente wie zum Beispiel Sauerstoff, in zwei – atomigen Molekülen auftreten. Durch diese Erkenntnis wurden die Überlegungen bestärkt, die chemischen Elemente nach ihrem Atomgewicht zu ordnen. 1864 ordnete der englische Chemiker John A. R. NEWLANDS die Elemente in Zeilen nach steigenden Atomgewichten an. Dabei bemerkte er, dass bestimmte Merkmale an jeder achten Stelle erneut auftreten. Er nannte diese Periodizität das „Gesetz der Oktaven“. Es stellte sich jedoch bald heraus, dass dieses System mit acht Elementen pro Periode nicht ausreicht, um die chemischen Verwandtschaften der Elemente in einem System zusammenzufassen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entdeckten die beiden Chemiker Lothar MEYER und Dimitrij MENDELJEW eine regelmäßige Periodizität der Eigenschaften bei den damals bekannten Elementen, wenn man diese nach steigender Masse – die Ordnungszahl war damals noch nicht bekannt – ordnet. Diese Tatsache veranlasste beide 1869 ein Ordnungssystem zu veröffentlichen, bei dem Elemente mit ähnlichen Eigenschaften zu Gruppen zusammengefasst wurden. Um das Ordnungsprinzip jedoch aufrechtzuerhalten, mussten bei diesem System Lücken gelassen werden. Daraus schloss man auf die Existenz noch nicht bekannter Elemente. Durch die nun 11 Spezialgebiet Chemie vorausgesagten Eigenschaften für die noch fehlenden Elemente wurde ein gezieltes Suchen möglich und somit wurden diese auch nach und nach gefunden, wie zum Beispiel das Germanium. MEYER und MENDELJEW konnten ziemlich genau vorhersagen, wie dieses Element aufgebaut sein müsse. Von ihnen wurde es Ekasilicium genannt. Kurzperiodensystem: Das Kurzperiodensystem basierte zuerst auf sieben und nach der Entdeckung der Edelgase auf acht senkrechten Gruppen. Weil in diesem System aber in einigen Fällen Haupt – und Nebengruppenelemente (z.B. die Übergangselemente) zusammen in einer Spalte stehen (z.B. Alkalimetalle und die Metalle Kupfer, Silber und Gold in der 1. Gruppe), musste man diese durch Indizes (a, b) kenntlich machen. Langperiodensystem: Das Kurzperiodensystem erwies sich aber bald als sehr unübersichtlich. Deshalb schlug A. WERNER eine neue Anordnung vor, bei der zwischen zweiter und dritter Hauptgruppe die Nebengruppenmetalle eingeschoben wurden. Später wurden auch die Seltenerdmetalle und Actinoide (15 radioaktive Elemente mit der Ordnungszahl 89 – 103) in das Langperiodensystem eingegliedert. Diese wurden jedoch extra angeführt. (siehe Periodensystem) Aufbau des Periodensystems: Das Ordnungsprinzip des heutigen Periodensystems der Elemente (PSE) ist nicht mehr die Atommasse, sondern vielmehr die Kernladungszahl, welche dadurch auch Ordnungszahl genannt wird. Da die Ordnungszahl auch die Anzahl der Elektronen angibt, hat bei diesem PSE das nächstfolgende Element stets en Elektron mehr als das Vorhergehende. Die Elektronenhülle wird also zunehmend nach dem Energieniveauschema mit Elektronen besetzt. Jedes Mal, wenn eine neue Sphäre besetzt wird, beginnt auch eine neue Spalte im PSE, welche auch Periode genannt wird. Dadurch stehen Elemente mit der gleichen Anzahl an Außenelektronen untereinander. Solche Elemente, die im PSE in einer Spalte untereinander stehen, fasst man in Gruppen zusammen. Da das chemische Verhalten eines Elements von 12 Spezialgebiet Chemie den Außenelektronen bestimmt wird, zeigen Elemente der gleichen Gruppe auch ein ähnliches chemisches Verhalten. Wie schon erwähnt gibt es unterschiedliche Darstellungsweisen des Periodensystems der Elemente. Generell unterscheidet man zwischen der kurzen, der langen und der überlangen Form. Die Langform des Periodensystems hat sich dabei als am praktischsten erwiesen und wird daher heute meistens verwendet. Die Nebengruppen: Zu den Elementen der Nebengruppen zählen die Elemente der Ordnungszahlen 2130, 39-48, 57-80 und die auf das Radium folgenden Elemente. Alle Nebengruppenelemente sind Metalle. Sie werden häufig auch als „Übergangsmetalle“ bezeichnet. Wie schon erwähnt, werden bei ihnen die zweit- und (bei den Elementen 58-71) die drittäußerste „Schale“ mit Elektronen belegt, während die Zahl der Elektronen der äußeren „Schale“ fast immer konstant ist. Ihr chemisches Verhalten wird aber nicht nur durch die beiden äußeren, sondern auch durch die jeweils neu hinzugekommenen Elektronen der zweitäußerten „Schale“ bestimmt. Senkrecht untereinanderstehende Elemente der Nebengruppen gleichen sich in ihrem Verhalten ebenfalls (z.B.: besitzen sie oft die gleichen Wertigkeiten); wegen der anders aufgebauten äußersten und zweitäußersten Elektronenschale zeigen sie jedoch nur wenige Beziehungen zu den Hauptgruppenelementen. Elektronenkonfiguration: Das Periodensystem fasst jedoch nicht nur Elemente mit ähnlichen Eigenschaften in Gruppen zusammen, die Stellung der Elemente lässt vielmehr auch Rückschlüsse auf ihren Atombau zu. Dabei erfolgt ihre Eingliederung in Gruppen und Perioden nach der Besetzung der einzelnen Energieniveaus (=Schalen) mit Elektronen. Generell lassen sich folgende Relationen zwischen dem Atombau und dem Periodensystem erkennen: Die Atome aller Elemente, die in der gleichen Periode stehen, haben die gleiche Anzahl an teilweise oder ganz mit Elektronen besetzter Hauptenergieniveaus. 13 Spezialgebiet Chemie Die Atome aller Elemente, die in der gleichen Hauptgruppe stehen, haben die gleiche Anzahl an Außenelektronen. Das heißt, dass die Nummer der Hauptgruppen der Anzahl der Außenelektronen entspricht. Das Periodensystem hat 7 Perioden, da die Atome der bisher bekannten Elemente im Höchstfall sieben ganz oder teilweise mit Elektronen besetzte Hauptenergieniveaus aufweisen. Mit steigender Ordnungszahl werden Bei den Hauptgruppenelementen die s- und p – Orbitale, Bei den Nebengruppenelementen die d – Orbitale Bei den Lanthanoiden und Actinoiden die f – Orbitale mit Elektronen aufgefüllt. Die Elektronenkonfiguration beschreibt die Verteilung der Elektronen eines Atoms in den verschiedenen Orbitalen der Atomhülle. Mit steigender Ordnungszahl werden die jeweils energieärmsten Orbitale besetzt. Um die Schreibweise der Orbitalbesetzung übersichtlicher zu gestalten, wird immer dann abgekürzt, wenn auf einem bestimmten Niveau Edelgaskonfiguration erreicht wurde. Diese wird dann in eckiger Klammer geschrieben. z.B.: [Ar]4s für Kalium oder [Ne]3s2 für Magnesium. SKIZZE des PSE, die zeigt: 1.GR...s1 ... 14 Spezialgebiet Chemie Atomradien: Die Bestimmung der Größe von Atomen ist recht problematisch. Da ein Atom keine definierte Oberfläche hat, kann sie auch nicht gemessen werden. Man kann aber den Abstand zwischen den Kernen aneinander gebundener Atome messen. Wenn zwei Atome aus größerer Entfernung unter Ausbildung einer chemischen Bindung aufeinander zukommen, macht sich eine zunehmende Anziehungskraft bemerkbar. Die Atome können sich jedoch nicht beliebig nahe kommen. Wenn sich ihre Elektronenwolken zu sehr durchdringen und die Atomkerne einander zu nahe kommen, überwiegt eine abstoßende Kraft. Die Abhängigkeit der abstoßenden Kraft vom Abstand ist für ein gegebenes Atompaar immer gleich. Der Atomradius beschreibt somit die Hälfte der kürzesten Entfernung, bis auf die sich Atome gleicher Art im Grundzustand nähern können. Innerhalb einer Elementgruppe nehmen die Atomradien von oben nach unten zu und innerhalb der Perioden nehmen sie von links nach rechts ab. Den kleinsten Atomradius hat Wasserstoff; den größten haben Cäsium und Francium. Ionenradien: Ein einziges Atom oder ein isoliertes Ion hat keine definierte äußere Begrenzung. In einem Ionengitter halten benachbarte Ionen allerdings einen Abstand ein, der sich mit Hilfe der Röntgenbeugung messen lässt. Dieser Abstand kann als Summe der Radien zweier kugelförmiger Ionen interpretiert werden. Der Ionenradius beschreibt somit den halben Durchmesser eines Atoms im ionisierten Zustand. Üblicherweise ist sein Wert im Vergleich zum Atomradius kleiner bei Abgabe und größer bei Aufnahme eines Elektrons. Die Größe des Ionenradius ist u.a. abhängig vom Oxidationszustand. Wie bei den Atomradien sind auch bei den Ionenradien periodische Tendenzen zu erkennen. Ionen unterliegen (Atomradienkontraktion) analog einer zu der typischen Entwicklung bei Ionenkontraktion: Die den Atomen Inonenradien nehmen in einer Periode von links nach rechts mehr oder weniger gleichmäßig ab. Diese Ionenkontraktion bewirkt eine Ähnlichkeit des chemischen Verhaltens solcher Elemente, die im Periodensystem schräg untereinander stehen. Diese sogenannte Diagonalregel formulierte GOLDSCHMIDT wie folgt: „ Analog gebaute Ionen gleicher 15 Spezialgebiet Chemie Valenz und gleicher Dimension in vergleichbaren Kristallen zeigen Ähnlichkeit auch in Bezug auf ihre chemischen Eigenschaften.“ GOLDSCHMIDT gründet seine Regel beispielsweise auf die Ähnlichkeit von Lithium und Magnesium in Bezug auf die Eigenschaften der entsprechenden Hydroxide, Carbonate und Phosphate. Erste Ionisierungsenergie: Als erste Ionisierungsenergie wird jene Energie bezeichnet, die zur vollständigen Abtrennung des am wenigsten fest gebundenen Elektrons von einem Atom im Grundzustand aufzuwenden ist. Folgerichtig wird die Energie, die aufgewendet werden muss, um weitere Elektronen zu entfernen, als zweit, dritte usw. Ionisierungsenergie bezeichnet. Ja mehr Elektronen aus dem Verband entfernt werden, desto mehr Energie muss aufgewendet werden. Die Ionisierungsenergie stellt ein direktes Maß für den Energiezustand des betreffenden Elektrons dar – sie ist um so kleiner, je höher dessen Energie ist – und ist eine der wenigen grundlegenden Eigenschaften eines Atoms, die der direkten Messung zugänglich sind. Die Größe der Ionisierungsenergie der Elemente ist periodischen Änderungen unterworfen. Folgende allgemeine Tendenzen lassen sich erkennen: Die Ionisierunsenergie nimmt innerhalb einer Periode von links nach rechts zu. Die Wegnahme eines Elektrons wird immer schwieriger, weil die Atome kleiner werden und die effektive Kernladung zunimmt. Die Ionisierungsenergie nimmt innerhalb einer Hauptgruppe mit zunehmender Ordnungszahl ab. Die Zunahme der Kernladung wird weitgehend von der Abschirmung durch die inneren Elektronen kompensiert. Die Atomgröße nimmt zu, das zu entfernende Elektron entstammt von Element zu Element einer zunehmend weiter außen liegenden Schale; das bedeutet, dass das Entfernen eines Elektrons immer leichter wird. Die Alkalimetalle haben innerhalb ihrer jeweiligen Periode die niedrigste Ionisierungsenergie und die Edelgase die jeweils höchste. Die besonders hohen Werte der Edelgase sind die eigentliche Ursache dafür, dass man sie lange Zeit generell für unfähig gehalten hat, Verbindungen einzugehen. Erst in jüngerer Zeit 16 Spezialgebiet Chemie wurde deutlich, dass zumindest die schweren Edelgase in begrenztem Maße zu Reaktionen fähig sind. Die niedrigste 1. Ionisierungsenergie haben Cäsium und Francium, die höchste haben Helium und Neon. Innerhalb einer Periode nimmt die Ionisierungsenergie bei den Nebengruppenelementen weniger stark zu, als bei den Hauptgruppenelementen. In der Lanthanoidenreihe bleibt sie sogar annähernd gleich, da bei ihnen mit steigender Ordnungszahl die Elektronen einer innen liegenden Schale zugefügt werden, so dass die zunehmende Kernladungszahl durch eine Zunahme der Abschirmung ausgeglichen wird. Für Metalle ist eine relativ niedrige Ionisierungsenergie charakteristisch. Bei chemischen Reaktionen verlieren sie leicht Elektronen und werden zu positiv geladenen Ionen. Nichtmetalle hingegen haben relativ hohe Ionisierungsenergien. Säure/Base – Charakter: Die Elemente lassen sich auch nach dem Charakter typischer Verbindungen einteilen, die sie nicht zu bilden vermögen. Die Oxide, welche fast alle Elemente bilden, ergeben mit Wasser teils Säuren, teils Basen. Im allgemeinen gilt: Nichtmetalloxide bilden Säuren; Metalloxide bilden Basen; Es gibt aber auch Metalle mit amphoteren Oxiden. Diese bilden mit Wasser amphotere Hydroxide, die je nach dem Charakter des Reaktionspartners sowohl als Säure als auch als Base reagieren können. Für die Oxide der Hauptgruppenelemente gilt, dass: Innerhalb der Perioden der Säurecharakter von links nach rechts zu und der basische Charakter abnimmt; Innerhalb der Gruppen der Säurecharakter von oben nach unten ab und der basische Charakter zunimmt. Elektronegativität: Um die Dipoleigenschaften eines Moleküls abschätzen zu können, muss die Elektronegativität der am Molekülbau beteiligten Atome bekannt sein. Dieser Begriff wurde 1932 von PAULING eingeführt. Er bezieht sich auf die „Kraft“, mit der ein 17 Spezialgebiet Chemie Atom das Bindungselektronenpaar an sich heranzieht. Die Elektronegativität einer Atomsorte ist umso größer, je kleiner der Atomrumpf ist und je größer die Rumpfladung ist. Die Skala der Elektronegativitätswerte reicht von 0.7 für das Element Caesium bis zu 4.0 (Relativwerte) für Flour. Sind nun zwei Atome von unterschiedlicher Elektronegativität miteinander verbunden, so zieht das Atom mit der größeren Elektronegativität das Bindungselektronenpaar stärker zu sich herüber. Dadurch erhält es eine partielle negative und das andere Atom eine partielle positive Ladung. Der Elektronegativitätsvergleich zeigt, dass am Flourwasserstoffmolekül Flouratom partiell negativ und das Wasseratoffatom partiell positiv geladen ist. 18 das