Akupunktur Kurze Information Entstehungsgeschichte Die Akupunktur nahm den Anfang ihrer Entwicklung in China bereits in vorgeschichtlicher Zeit. Sie wurde, wie archäologische Funde bezeugen, schon in der frühen Schang-Dynastie (1450 – 1050 v.Chr.) am kaiserlichen Hofe ausgeübt. Vom 5. Jahrhundert v.Chr. erfolgte ihr Ausbau zu einem naturphilosophisch fundierten Lehrsystem der Heilkunde, das im 3. Jahrhundert n. Chr. im wesentlichen seinen Abschluss fand. Gegen Ende dieser Zeit erschien das erste bedeutende Werk der chinesischen Medizin „Huang Ti Nei Ching“ , welches das gesamte Akupunkturwissen der damaligen Zeit zusammenfasste und die Grundlage für die spätere Akupunkturentwicklung bildete. Von China breitete sich die Akupunktur bald nach ganz Ostasien aus, wo sie heute noch in großem Umfange ausgeübt wird. Nach Europa gelangte die Methode gegen Mitte des 17. Jahrhunderts durch französische Missionare, die aus Peking heimkehrten und ihr den Namen „Acupunctura“ (lat. acus = Nadel, punctura = Stich) gaben. Definition Die Akupunktur ist eine Heilmethode zur Behandlung innerer und äußerer Erkrankungen, ungenügender Körperleistungen und funktioneller Störungen über bestimmte Punkte der Hautoberfläche. Durch Einführen von feinen Nadeln in diese Akupunkturpunkte kommen Heilreize zustande, die auf dem Nervenwege nach entfernten Körperstellen oder tiefgelegenen Organen gelangen und dort eine Umstimmung herbeiführen. Auch durch andere physikalische Behandlungsmethoden lassen sich innere Krankheitsvorgänge von der Körperdecke aus beeinflussen. Die Akupunktur unterscheidet sich jedoch von diesen wesentlich durch ihre fein differenzierte Behandlungstechnik und die Spezifität der Akupunkturpunkte. Nadeltechnik Es kommen Nadeln verschiedener Länge und Dicke sowie aus verschiedenen Metallen (Gold, Silber und Stahl) zur Anwendung. Für Kinder benutzt man stumpfe Nadeln, mit denen lediglich ein Druck auf die Hautpunkte ausgeübt wird, was völlig schmerzlos ist. Die Nadeln werden mehr oder weniger tief eingestochen und bleiben für eine gewisse Zeit liegen. In besonderen Fällen verwendet man sogenannte Dauernadeln, die länger in der Haut verbleiben. Damit der von der Nadel erzeugte Reiz zur Heilwirkung kommt, muss er entsprechend der Reaktionslage des Körpers bzw. des betreffenden Organs von einer bestimmten Stärke sein. Schwache Nadelreize regen die Tätigkeit der Organe an, während starke sie hemmen. Zur Förderung einer zu schwachen Organleistung eignen sich am besten sehr dünne Nadeln. Sie werden mehrere Minuten lang in der Einstichstelle belassen. Zur Dämpfung einer überschüssigen Organfunktion verwendet man kräftigere Nadeln, die nach kurzer Zeit wieder entfernt werden. Eine andere Art der Reizbehandlung, die so alt ist wie die Nadeltherapie und mit letzterer häufig kombiniert wird, ist die Moxibustion. Darunter versteht man das Abbrennen kleiner Mengen von zerriebenen Beifußblättern auf den Akupunkturpunkten. Bei sehr empfindlichen Patienten werden die Moxen (jap. Mogusa = Beifußkraut) sofort entfernt, wenn ein Hitzegefühl verspürt wird. Dieses Verfahren kommt vor allem in chronischen Krankheitsfällen zur Anwendung. Akupunkturpunkte Im Laufe der Jahrhunderte haben die Chinesen mehrere hundert Hautpunkte entdeckt, von denen aus bestimmte Körperstellen bzw. innere Organe beeinflusst werden können. So gibt es zum Beispiel spezielle Behandlungspunkte für Erkrankungen des Magens, der Leber, Der Nieren, für Herz und Kreislauf sowie für Augen, Ohrn, Nase, Schilddrüse, Unterleibsorgane usw. Andere Punkte haben eine Wirkung auf die Psyche. Organstörungen äußern sich an den Akupunkturpunkten häufig als spontaner Schmerz oder als Druckempfindlichkeit. Die Haut und das darunterliegende Gewebe zeigt dann an diesen Stellen eine andere Beschaffenheit als die Umgebung. Der aktive Akupunkturpunkt erweist sich somit palpatorisch als eine umschriebene druckschmerzhafte Indurationsstelle. Er lässt sich auch elektrophysikalisch nachweisen. Alle Krankheitssymptome, auf die der Akupunkturpunkt in dieser Weise reagiert, sind von ihm aus auch therapeutisch zu beeinflussen. Denn auf dem gleichen Reflexwege, auf dem die Organstörung sich in den Akupunkturpunkt projiziert, gelangt der Nadelreiz von der Haut zu dem erkrankten Organ, wo er zur Heilwirkung kommt. Meridiane und Körperenergie Die Meridiane sind hypothetische Linien, die in der Längsrichtung des Körpers verlaufen und Punkte von ähnlichen Eigenschaften miteinander verbinden. Jeder Meridian entspricht einem Organ bzw. einer Organfunktion, wonach er benannt wird. So gibt es einen Meridian des Herzens, des Dünndarms, der Blase, der Nieren, des Kreislaufs, des 3-Erwärmers (Genital-, Verdauungs-, Atmungsfunktion), der Gallenblase, der Leber, der Lunge, des Dickdarms, des Magens, der Milz und Bauchspeicheldrüse. Außer diesen 12 symmetrisch angeordneten Meridianen verläuft in der Mitte der Vorderseite des Körpers das sogenannte Konzeptionsgefäß und auf der Rückseite das sogenannte Gouverneurgefäß. In den Meridianen fließt nach chinesischer Auffassung ein ununterbrochener Energiestrom, der sich über den ganzen Körper gleichmäßig verteilt. Wir dieser Energiestrom an einer oder mehreren Stellen gestört, entsteht in einigen Körperstellen ein Überschuss, in anderen ein Mangel an Energie. Eine solche Verschiebung des energetischen Gleichgewichts ist die Ursache für die Entstehung der Krankheiten. Es ist daher Aufgabe des Arztes, in erster Linie das Gleichgewicht der Kräfte im Körper wieder herzustellen. Wie wir heute wissen, reguliert das vegetative System die Funktionen sämtlicher Organe und sorgt für deren harmonische Zusammenarbeit. Mit der Nadeltherapie kann diese regulierende der vegetativen Nerven und übergeordneten Zentren wirksam beeinflusst werden, indem ein Ausgleich in der unterschiedlichen Tonuslage ihrer beiden Anteil, dem Vagus und dem Sympathikus geschaffen wird. Dies konnte durch experimentelle Untersuchungen wissenschaftlich nachgewiesen werden. Es liegen ferner einwandfreie Beweise dafür vor, dass die Akupunktur die Hormonbildung der innersekretorischen Drüsen anregt und die Abwehrleistung des Organismus verbessert. Mit der Mobilisierung seiner Eigenkräfte wird der Körper durch die Akupunktur in seine Selbstheilungsbestrebungen unterstützt und in seine natürliche Ordnung zurückgeführt. Indikationsgebiete der Akupunktur Das Hauptanwendungsgebiet der Akupunktur sind alle funktionellen Krankheiten, bei denen keine irreversiblen pathologischen Veränderungen vorliegen. Doch auch bei letzteren kann die Akupunktur für den Kranken eine große Hilfe bedeuten, indem sie seine Schmerzen lindert und den Allgemeinzustand bessert. Die besten Heilerfolge werden bei folgenden Erkrankungen erzielt: 1. Bewegungsapparat: Subakute und chronische Gelenkserkrankungen (Arthritis, Arthrosis, Periarthritis), Zervikal-Syndrom, Lumbalgie, Ischialgie arterielle und venöse Durchblutungsstörungen. 2. Nervensystem: Neurovegetative Störungen, Neuritiden, Neuralgien, Paresen, Kopfschmerzen, Migräne, Schlaflosigkeit, Schwindel. 3. Atmungsorgane: Asthma bronchiale, chronische Bronchitis, akuter und chronischer Schnupfen, Heuschnupfen, Geruchlosigkeit, Erkrankungen der Nasennebenhöhlen. 4. Verdauungsorgane: Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre, chronische Gastritis, Appetitlosigkeit, Leber-Galle-Störungen, chronische Kolitis, Obstipation, Hämorrhoiden. 5. Kreislauforgane: Hyper- und Hypotonie, Tachykardie, Angiospasmen. 6. Sinnesorgane: Schwerhörigkeit, Ohrensausen, manche Formen von Sehstörungen, Glaukom. 7. Harn- und Genitalorgane: Prostatitis, Prostatahypertrophie im Anfangsstadium, Orchitis, Hydrozele, Reizblase, Bettnässen, Eierstockentzündung, Menstruationsstörungen, Sterilität. 8. Hauterkrankungen verschiedener Art. Herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Akupunktur e.V. 7000 Stuttgart 1, Neckarstraße 48 B