Ralf Meyer Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz Ralf Meyer 1 Einführung Der Landschaftsraum Harz besitzt, verglichen mit anderen Naturräumen in Sachsen-Anhalt, einen hohen Anteil besonders wertvoller Lebensräume. Sie konzentrieren sich im Hochharz, am Nordrand, im Bode- und Selketal sowie in der Karstlandschaft Südharz. In ihnen kommen viele seltene und streng geschützte Pflanzen- und Tierarten vor. Im Folgenden werden Lebensräume beschrieben, die einerseits landschaftsraumtypisch und andererseits für den Naturschutz besonders wertvoll sind. Sie kommen entweder nur im Harz in dieser Ausprägung vor oder sind überregional gefährdete Biotoptypen mit größeren Flächenanteilen im Harz. Alle Lebensräume werden mit folgender Gliederung beschrieben: Kurzcharakteristik, Gefährdung und Schutz, Charakteristische Beispiele. Die Kapitel 2.1 bis 2.14 sind stark gekürzte und leicht veränderte Fassungen der entsprechenden Passagen von MEYER et al. (1997) im Kapitel 3.3.2 Spezieller Teil. 181. Die Publikation ist vergriffen, eine komplette Fassung inklusive Quellenverzeichnissen finden Sie auf beiliegenden Datenträgern. Ergänzt wird die Darstellung der Lebensräume durch die Beschreibung zweier für den Harz typischer Arten – der Rotbuche und der Europäischen Wildkatze. 2 Lebensräume 2.1 Quellen Kurzcharakteristik Die Quelle als Lebensraum stellt die Kontaktzone zwischen zwei Lebensräumen – Grundwasser und dem Quellbach – dar. Temperatur, Sauerstoffgehalt, Konzentration verschiedener Ionen und Strömung schwanken nur wenig im Tages- und Jahresverlauf. Man kann nach der Art und Weise des Wasseraustrittes drei Quelltypen unterscheiden: - Sickerquellen = „Quellmoore“, - Tümpelquellen, - Sturzquellen. Ralf Meyer Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz Meist herrschen nährstoffarme Bedingungen vor, in Quelltöpfen können sich Grundrasen mit Armleuchteralgen entwickeln. Charakteristisch für viele Quellen sind die BitterschaumkrautMilzkraut-Quellflur und die Winkelseggen-Quellflur. Eine hohe Zahl spezialisierter Tierarten besiedeln Quellen z. B. Quelljungfern. Einerseits sind es Arten, die hohe Sommertemperaturen nicht verkraften, andere sind wärmeliebende Arten, für die Frostfreiheit entscheidend ist. Quellbach der Rappbode, Foto: LISA-Archiv Gefährdung und Schutz Quellen sind direkt und indirekt beeinträchtigt. Direkte Beeinträchtigungen sind: - Quellfassungen, - Drainierung, - Aufforstung offener Bereiche, - Einbeziehung in Weideflächen, - zertreten und vermüllen, - Anlage von Fischteichen. Indirekte Beeinträchtigungen sind: - Eutrophierung und Biozidbelastung, - Entwässerung und Übernutzung des Grundwassers. Als geschützte Biotope nach Landesnaturschutzgesetz sind Schutzmaßnahmen zu intensivieren. Hierbei ist ein Schutz in verschiedenen Zonen sinnvoll: - Quellaustritt und Pufferzone – direkt zu schützen, - Weitere Schutzzone – 200 - 300 m – Extensivierung der Bewirtschaftung, - Eintragsschutzzone – großflächig, umweltverträgliche Landnutzung. Charakteristische Beispiele: - Quellmoor in der Paulswiese im Ramberg-Massiv, - Quelle am Südrand des Ampenberges südwestlich Straßbergs, - Quellbäche in den Dammbachwiesen.1 1 Weiterführende Informationen: MEYER et al. (1997), Kap. 3.3.2.1 Ralf Meyer 2.2 Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz Fließgewässer Kurzcharakteristik Quellen, Bäche und Flüsse bilden ein Kontinuum. Flüsse sind natürliche Fließgewässer mit mehr als 5 m Breite, Bäche mit weniger als 5 m. Im Harz sind vor allem zwei Untertypen zu finden: - schnellfließende Mittelgebirgsbäche, hohe Fließgeschwindigkeit, grobes Sediment, Algen und Moose; - sommerkalte Bäche des Berg- und Hügellandes, mäßige Fließgeschwindigkeit, schotteriges bis sandiges Sediment. Die Bode bei Thale, Foto: Ralf Meyer Ober- und Mittelläufe gehören meist der ForellenRegion, punktuell auch der Äschen-Region, an. Zahlreiche Larven von Insektenarten (Köcherfliegen, Steinfliegen, besiedeln Eintagsfliegen, Strukturen im Libellen) Wasser. Als charakteristische Pflanzenart ist Uferreitgras zu nennen, die charakteristischen Tierarten sind Feuersalamander, Wasseramsel und Prachtlibellen. Wasseramsel an der Bode bei Thale, Foto: Ralf Meyer Gefährdung und Schutz Fließgewässer sind zahlreichen Beeinträchtigungen durch Trinkwassergewinnung, Wasserkraftnutzung, Hochwasserschutz und Abwassereinleitungen ausgesetzt wie: - Gewässerausbau, - Gewässerunterhaltung, - Stauteiche, - Wasserentnahme, - Abwasserbelastungen und Versauerung, - Zerstörung der Uferstrukturen, - Künstlicher Fischbesatz, - Fichtenpflanzungen im Uferbereich. Ralf Meyer Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz Als Schutzmaßnahmen sind nötig: - Schutz naturnaher Gewässer und ihrer Auen, - Renaturierung verbauter oder begradigter Bäche, - Wiederherstellung der Passierbarkeit, - Naturschonende Gewässerunterhaltung, - Senkung der Abwasserbelastung, - Verringerung der Wasserentnahme, - Beseitigung der Fichten an Bachufern. Charakteristische Beispiele: - Selke, - Bodelauf zwischen Treseburg und Thale.2 2.3 Hoch- und Übergangsmoore Kurzcharakteristik Es dominieren die niederschlagsgespeisten Hoch- und Übergangsmoore, welche im gegebenen Klima gute Bedingungen vorfinden. Folgende Hochmoortypen findet man im Harz: - Hangmoore, - Hanghochmoore, - Regenmoore, - Komplexmoore. Typische Oberflächenformen der Moore sind Bulten und Schlenken sowie Kolke (Mooraugen) und Trichter. Kolke sind tiefere (mehr als 1 m) natürliche Wasseransammlungen, die im Gegensatz zu den kleineren, flachen Schlenken bis zum mineralischen Untergrund reichen. Häufig findet man Trichter, welche durch unter dem Moor hindurchfließende Bäche entstehen. Trichter sind Deckeneinbrüche; ändert sich der Bachverlauf, fallen sie trocken. Charakteristisch für Niedermoore sind Kleinseggen-Gesellschaften, während auf den Hochund Übergangsmooren Bulten-Gesellschaften mit Wollgräsern und Moosbeere dominieren. Hinzu kommen Krähen- und Rauschbeere sowie Rosmarinheide. Die Hochmoorvegetation ist sehr dynamisch, man unterscheidet Wachstums-, Stillstandsund Erosionskomplexe. Ungestörte Hochmoore zählen in Mitteleuropa zu den wenigen natürlichen Lebensräumen, die Refugium für zahlreiche seltene und stark gefährdete alpine und arktische Arten (Glazialrelikte) sind. 2 Weiterführende Informationen: MEYER et al. (1997), Kap. 3.3.2.2 Ralf Meyer Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz Charakteristische Pflanzenarten sind Torfmoose und Wollgräser. Interessante Tierarten sind die „Hochmoor“-Libellen wie die Alpenmargallibelle oder die Hochmoormosaikjungfer. Hochmoor am Brockenmassiv, Foto: LISA-Archiv Gefährdung und Schutz Hochmoore sind sehr sensibel, Schädigungen sind oft unumkehrbar oder eine Regeneration benötigt einen sehr langen Zeitraum. Störfaktoren sind insbesondere: - Torfgewinnung, - Entwässerung, - Aufforstung mit Fichten, - Luftschadstoffe, - Tourismus. Schutzmaßnahmen für diese deutschlandweit am stärksten bedrohten Biotoptypen sind neben der mit der Nationalparkausweisung erfolgten Unterschutzstellung vor allem: - Stabilisierung des Wasserhaushaltes mit Unterbindung jeglicher Entwässerungen, - Herausnahme aus forstlicher Nutzung, - Keine Düngung oder Kalkung der Moore und umliegender Waldflächen, - Kanalisierung und Verlagerung der Touristenströme. Charakteristisches Beispiel: - Hangmoor am Königsberg3. 2.4 Niedermoore und Sümpfe Kurzcharakteristik 3 Weiterführende Informationen: MEYER et al. (1997), Kap. 3.3.2.4. Ralf Meyer Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz Niedermoore sind im Gegensatz zu den Hochmooren durch Grund- und Sickerwasser gespeiste feuchte bis nasse Standorte. Häufig sind folgende Niedermoortypen zu finden: - Quellmoore, - Hangmoore, - Versumpfungsmoore, - Verlandungsmoore. In Verlandungszonen der Gewässer dominieren Röhrichte, Großseggenrieder oder Bruchwälder. Am häufigsten findet man kalk- und nährstoffarme Niedermoore mit Braunseggensümpfen. Charakteristische Pflanzenarten sind u. a. Sibirische Schwertlilie, Wollgräser und Knabenkräuter. Gefährdung und Schutz Gefährdungsfaktoren für diese nährstoffarmen Standorte sind: - Entwässerung, - Aufforstung mit Erlen oder Fichten, - Nährstoffeintrag aus der Luft oder Düngung, - Tourismus. Ein wirksamer Schutz dieser geschützten Biotoptypen wird durch Unterbindung jeglicher Entwässerungen und eine extensive Bewirtschaftung mit Mahd alle 2 - 5 Jahre erreicht. Charakteristische Beispiele: - Quellmoore auf der Benneckensteiner Hochfläche, - („Rotes Bruch“, Saustall, Dammbachwiesen), - Quellmoor im kalten Tal bei Stolberg.4 2.5 Bergwiesen und Borstgrasrasen Kurzcharakteristik Bunte, artenreiche Bergwiesen prägen das Bild des Harzes. Sie entstanden in der Zeit der großen Rodungen und wurden vorwiegend zur Winterheugewinnung genutzt. Auf frischen bis mäßig feuchten Standorten dominieren Goldhaferwiesen mit Waldstorchschnabel, Perückenflockenblume, Wiesenknöterich, Kuckuckslichtnelke oder Trollblume. Auf extensiv bewirtschafteten Flächen kommen Arnika, Blutwurz und Bärwurz hinzu. 4 Weiterführende Informationen: MEYER et al. (1997), Kap. 3.3.2.5 Ralf Meyer Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz Im Gegensatz dazu sind Borstgrasrasen, wuchsschwache Gesellschaften, auf oft bodensauren nährstoffarmen Standorten. Sie wurden früher als Schafhutungen genutzt. Oft sind fließende Übergänge zu den mageren Formen der Goldhaferwiesen zu beobachten. Über 1000 m ü NN findet sich am Brocken Alpen-Bärlapp-Borstgrasrasen mit der Brockenanemone und der Sudeten-Hainsimse, an feuchteren Standorten Torfbinsenrasen. Als charakteristische Pflanzenarten treten Arnika, Trollblume, Bärwurz und Blutwurz auf. Gefährdung und Schutz Vor 1989 waren die folgenden Faktoren hauptverantwortlich für den Rückgang: - Umwandlung in Intensivgrünland, - Intensive Weidewirtschaft, - Mehrschnittverfahren. Nach 1989 sind diese Faktoren wirksam: - Entwicklung artenarmer Gras- und Krautfluren durch Nutzungseinstellung, - Verbuschung, - Aufforstung mit Fichten. Bergwiesen sind wegen ihrer Refugialfunktion für zahlreiche gefährdete Pflanzen- und Tierarten besonders geschützte Biotope nach Landesnaturschutzgesetz, Borstgrasrasen zusätzlich im Anhang I der FFH-Richtlinie aufgeführt, so dass für letztere Schutzgebiete eingerichtet werden müssen. Erforderlich ist deshalb: - Einstellung des Umbruchs, - Einstellung jeglicher Aufforstung, - Pflegemaßnahmen wie jährliche, zeitlich und räumlich gestaffelte Mahd (mosaikartige) Nutzung und Beräumung des Mähgutes, - Extensive Beweidung der Borstgrasrasen mit angepasster Beweidungsintensität, - kein Einsatz von Bioziden. Charakteristische Beispiele: - Bergwiesen östlich von Stiege, - Kalkhalbtrockenrasen und Bergwiesen im Kalkgebiet bei Rübeland, Elbingerode und Königshütte5. 5 Weiterführende Informationen: MEYER et al. (1997), Kap. 3.3.2.8 Ralf Meyer 2.6 Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz Halbtrockenrasen Kurzcharakteristik Halbtrockenrasen sind artenreiche, wärmeliebende und trockenheitsertragende Gesellschaften auf flachgründigen, oft nährstoffarmen Böden. Ihre ursprünglich inselartige Verbreitung wurde durch die Rodungen des Menschen und Folgenutzung stark begünstigt. Häufig treten sie in Verbindung mit Streuobstwiesen auf. Unterschieden werden submediterrane und kontinentale Formen. Erstere sind in ihrer Artenzusammensetzung stark von der Nutzung abhängig, regelmäßige Mahd fördert z. B. Orchideen, Beweidung dagegen Enziane. Somit findet man vor allem im Südharzgebiet Trespen-Halbtrockenrasen und Enzian-Schillergras-Halbtrockenrasen. In den östlichen Harzbereichen finden sich dagegen kontinental verbreitete Arten wie Echtes Federgras, Dänischer Tragant oder Frühlingsadonisröschen. Weitere charakteristische Pflanzenarten sind Enziane und Orchideen. Fransen-Enzian auf einem Halbtrockenrasen, Foto: Ralf Meyer Halbtrockenrasen gehören zu den artenreichsten Lebensgemeinschaften in Mitteleuropa, insbesondere für Gliederfüßer auf Grund der zahlreichen Pflanzenarten für die Ernährung. Zu nennen sind z. B. Bläulinge, Blutströpfchen, Heuschrecken sowie Reptilien. Hinzu kommen Tierarten wie Glattnatter und Zauneidechse. Gefährdung und Schutz Diese artenreichen, nach Landesnaturschutzgesetz, besonders geschützten Lebensräume sind gefährdet durch: - Aufgabe der Nutzung und damit Vergrasung und Verbuschung, - Flächenverluste durch Bergbau und Siedlungsbau, - Aufforstung, - Intensive Landwirtschaft und Eutrophierung. Schutzmaßnahmen liegen in der Vermeidung dieser Gefahren: - Unterschutzstellung, - Einrichtung von Pufferzonen, - Schonende Bewirtschaftung, - Pflegebeweidung mit Ziegen und Schafen. Charakteristische Beispiele: Ralf Meyer Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz - Kalkgebiet bei Rübeland (Mühlental, Galgenberg, Schwefeltal, Bockberg), - Halbtrockenrasen nördlich des Haardtberges bei Wickerode, - Galgenberg bei Mansfeld.6 2.7 Felsfluren Kurzcharakteristik Zu den Felsfluren gehören Vegetationseinheiten, welche auf nackten oder nur teilweise bewaldeten Felsen, Blockhalden und Felsschutthalden siedeln. Silikatfelsfluren wachsen auf Untergründen aus Sandstein, Granit oder Quarzit. Dazu gehören Klippen im Hochharz und die Flusstäler an Bode und Selke. Hier dominieren Moose und Flechten, Blasenfarn und die Rasensteinbrech-Gesellschaft. Die Blockhalden am Brocken sind mit Krähenbeere, Blauund Preiselbeere und Tannen-Teufelskralle besiedelt. Kalkfelsfluren findet man auf Kalk-, Gips- und Dolomitfelsen. Auf trockenen Standorten wachsen Blaugras-Trockenrasen und Pioniergesellschaften wie die SteinkrautMauerpfeffer-Fluren. Charakteristische Pflanzenarten der Felsfluren sind Farne, Gipskraut, Alpenaster und Brocken- anemone. Als charakteristische Tierarten treten Wanderfalke und Gartenschläfer auf. Das Bodetal bei Thale, Foto: Ralf Meyer Gefährdung und Schutz Von folgenden Faktoren werden die Felsfluren bedroht: - flächige Verbuschung, - Flächenverlust durch Bergbau, - Abtragung der dünnen Feinerdeschicht durch Wanderer und Klettersportler, - Verbiss durch Schalenwild, - Schadstoffimmissionen. 6 Weiterführende Informationen: MEYER et al. (1997), Kap. 3.3.2.9 Ralf Meyer Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz Kalkfelsfluren sind nach Anhang I der FFH-Richtlinie geschützt, neben der Ausweisung von Schutzgebieten mit Pufferzonen sind Besucherlenkungen und die Einschränkung des Klettersports erforderlich. Charakteristische Beispiele: - Rosstrappe, - Rappbodetal im Talsperrenbereich, - Kalkfelsfluren bei Rübeland und Elbingerode, - Gipshänge nördlich Wickerode.7 2.8 Streuobstwiesen Kurzcharakteristik Streuobstwiesen stellen typische Elemente der Kulturlandschaft dar, die gemeinsam mit Obstalleen schutzwürdig sind. Streuobstwiesen weisen gegenüber Obstplantagen u. a. folgende Merkmale auf: - lockere Anordnung der Bäume durch große Abstände, - Hoch- und Mittelstämme, - Vielfalt der Sorten und Arten. Apfelblüte, Foto: Ralf Meyer 7 Weiterführende Informationen: MEYER et al. (1997), Kap. 3.3.2.10 Ralf Meyer Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz In der Krautschicht dominieren Halbtrocken- und Magerrasen oder extensiv genutzte Wiesen mit einem reichhaltigen Blütenangebot. Letzteres ist für zahlreiche Tierarten von großer Bedeutung. Altanlagen mit hohem Anteil von Baumhöhlen und Totholz sowie einer artenreichen Krautschicht sind wichtige Lebensräume für gefährdete Vogelarten, neben vielen Insektenarten sind Streuobstwiesen auch Habitate für Fledermäuse und Bilche. Charakteristische Tierarten sind Siebenschläfer, Haselmaus, Wendehals, Grünspecht, Neuntöter und Gartenrotschwanz. Haselmaus, Foto: Ralf Meyer Gefährdung und Schutz Streuobstwiesen sind gefährdet durch: - Vernichtung durch Bebauung an Siedlungsrändern, - Abholzung im Zuge des Straßenbaus, - Umwandlung in intensiv genutzte Agrarflächen, - Nutzungsaufgabe, Überalterung und Zusammenbruch, - Verbuschung. Zunächst muss die Vernichtung von Streuobstwiesenflächen gestoppt werden, um dann gezielte Pflegemaßnahmen organisieren zu können. Neben dem Schnitt der Obstgehölze und Nachpflanzungen alter Hochstamm-Obstsorten sind Strukturen wie stehendes und liegendes Totholz, Reisig- und Steinhaufen erforderlich. Charakteristische Beispiele: - Streuobstwiesen zwischen Questenberg und Hainrode, - Streuobstwiesen zwischen Mansfeld und Klostermansfeld.8 Begleitmaterial Auf der beigefügten DVD befinden sich folgende Zusatzmaterialien: AB: Auf Nussjagd – der Haselmaus auf der Spur, Kl.5/6 M 14: Biologie der Haselmaus, pdf 8 Weiterführende Informationen: MEYER et al. (1997), Kap. 3.3.2.13 sowie unter: www.nussjagd-in-sachsenanhalt.de Ralf Meyer Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz M 15: Nussjagd – Haselmaus, pdf M 16: Bestimmungshilfe Fraßspuren, pdf. 2.9 Buchenwälder Charakteristik Die Rotbuche wird als Charakterbaumart der natürlichen Harzvegetation angesehen. Buchenwälder waren von der kollinen bis zur montanen Stufe verbreitet, wurden jedoch an vielen Stellen in Fichtenforste, Eichenwälder oder Landwirtschaftsflächen umgewandelt. Als Nebenbaumarten in naturnahen Buchenwäldern treten Eichen, Eschen, Ulmen, Hainbuchen und Fichten auf. Angepflanzte Buchenbestände haben häufig Hallenwaldcharakter, durch die Lichtverhältnisse haben Sträucher wenige Chancen zur Entwicklung. Zwei verschiedene Ausprägungen lassen sich unterscheiden: a) Bodensaure Buchenwälder Auf Braun- und Parabraunerden sowie flachgründigen Rohböden ist der HainsimsenRotbuchenwald der häufigste Waldtyp. Die Krautschicht ist spärlich ausgeprägt, es dominieren azidophile Arten wie Sauerklee, Zweiblatt, Heidelbeere und Schlängelschmiele. Eine Massenentwicklung letzterer beider Arten ist typisch für ausgehagerte, relativ saure Böden. Im östlichen Harz kommen wärmeliebende Arten hinzu, so tritt die Traubeneiche häufig auf, die Krautschicht ähnelt dann der in Eichen- und Eichen-Hainbuchenwäldern. In höheren Lagen, insbesondere im Oberharz, treten montane und subatlantische Elemente auf, man spricht vom Harzlabkraut-Buchenwald. Waldheimsimse, Fingerhut und an frischfeuchten Standorten auch der Gemeine Frauenfarn kommen vor. Nur noch vereinzelt zu finden ist die hochmontane Form, der Rotbuchen-Fichtenwald. Die von Natur aus nur beigemischte Fichte wurde massiv gefördert und zur Dominanz gebracht. b) Mesophile Buchenwälder Auf nährstoffreicheren Standorten sind im Gebiet Waldmeister-Buchenwälder verbreitet. Die Rotbuche kann sich optimal entfalten, eine Strauchschicht ist kaum ausgeprägt, in der gut ausgebildeten Krautschicht treten anspruchsvolle Arten wie Vielblütige Weißwurz, Buschwindröschen und Waldmeister auf. Auf basenreicheren Böden gedeihen Waldgersten-Rotbuchenwälder. Typische Arten dieser Kalkbuchenwälder sind Waldgerste, Rote Heckenkirsche, Bingelkraut, Seidelbast, Aronstab, Türkenbund, Leberblümchen oder Gelbe Anemone. Insbesondere die Buchenwälder im Südharz sind reich an Geophyten wie Bärlauch und Lerchensporn. Ralf Meyer Bärlauchbestand bei Thale, Foto: Ralf Meyer Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz Buschwindröschen, Foto: LISA-Archiv Gute Nährstoff- und Wasserversorgung, z. B. in Dolinen, sind hierfür Voraussetzung. Submontane und montane Hainsimsen-Buchenwälder bildeten ursprünglich mit den mesophilen Buchenwäldern die dominierende Vegetationsform im Harz. Heute sind es weniger als 10 %. Als charakteristische Pflanzenart findet man die Rotbuche. Charakterstische Tierarten sind Schwarzspecht, Hohltaube und Schwarzstorch. Gefährdung und Schutz a) Waldschäden Buchen und Fichten sind am stärksten vom Waldsterben betroffen. Auf sauren Standorten fehlen Pufferkapazitäten, so dass Säureeinträge besonders zu Schäden führen. Kalkungen sind keine Lösungen, werden doch Mykorrhiza-Partner der Buche geschädigt. b) Forstwirtschaft In der Vergangenheit wurde zur Holzertragsmaximierung die Fichte großflächig aufgeforstet, eine saubere Waldwirtschaft führte zum Ausfall der besonders artenreichen Alters- und Zerfallsphasen in Buchenwäldern. Die Lebenszeit der Buche wurde von 250 - 300 Jahren auf 140 - 160 Jahre begrenzt. Deutschland hat aufgrund des Verbreitungsbildes für die Buchenwälder Europas eine besondere Verantwortung. Diese wahrzunehmen, heißt zunächst einmal, eine genügend große Anzahl von Totalreservaten auszuweisen, in denen jegliche Nutzung unterbleibt. Sie sollten mindesten 50 ha, besser noch um 100 ha Fläche besitzen. Außerhalb solcher Schutzgebiete sollte eine naturnahe Buchenwaldbewirtschaftung durchgesetzt werden: - Verzicht auf Kahlschläge und großflächige Aufforstungen, Ralf Meyer Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz - Sicherung der Naturverjüngung (Einzäunung, Wildmanagement), - Zulassen von Pionierbaumarten wie Birke und Eberesche, - Förderung von Edellaubhölzern (Ahorn, Esche, Linde, Ulme) und Eibe, - Belassen von Fehlstellen, - Erhöhung des Totholzanteils, - Erhalt von Waldsäumen. Charakteristische Beispiele: - Buchenwälder im NSG Albrechtshaus, - Buchenwald im NSG Tännichen, - Buchenwald im NSG Radeweg, - Buchenwälder im Elendstal, - Buchenwald an der Heimkehle.9 Begleitmaterial Auf der beigefügten DVD befinden sich folgende Zusatzmaterialien: AB: Waldarten in Sachsen-Anhalt, pdf und doc AB: Die Wälder des Harzes, pdf und doc AB: In den Wäldern des Harzes auf Exkursion, pdf und doc M 4: Organismen in Ihrer Umwelt, ppt M 5: Waldarten in Sachsen-Anhalt, pdf und doc M 6: Bäume in unserem Wald, pdf M 17: Blätter häufiger Baumarten, doc und pdf M 18: Blätter häufiger Straucharten, doc und pdf 2.10 Eichenmischwälder Kurzcharakteristik Natürliche Eichenmischwälder finden wir an Standorten, die aufgrund von Faktoren wie zeitweise Austrocknung, Spätfrösten oder Grundwassernähe ungünstig sind. Stiel- und Traubeneiche beherrschen die Baumschicht, wobei erstere eine größere Standortamplitude gegenüber Temperatur und Grundwasser aufweist. Durch ehemalige Mittel- und Niederwaldbewirtschaftung wurden Eichenmischwälder auch auf potenziellen Buchenstandorten gefördert. Nebenbaumarten können je nach Standort und Nutzung Hainbuche, Linde, Birke, Eberesche, Buche oder auch Fichte sein. Pflanzensoziologisch werden Eichenmischwälder auf sauren Böden mit Schlängelschmiele und Heidelbeere, auf trockenwarmen Silikatstandorten mit Färberginster, Pechnelken und 9 Weiterführende Informationen: MEYER et al. (1997), Kap. 3.3.2.15 Ralf Meyer Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz Heidekraut, mesophilen Standorten mit Hainbuche, Linde, Hasel, Sternmiere oder Waldlabkraut unterschieden. Charakteristische Pflanzenarten sind die Stiel- und Traubeneiche. Der Mittelspecht tritt als charakteristische Tierart auf. Gefährdung und Schutz Gefährdungen sind: - nivellierende Eingriffe der Forstwirtschaft und Kahlschlagwirtschaft, - Verbiss durch hohe Schalenwildbestände, - Nutzungsänderung/-aufgabe: Eiche wird zunehmend durch Buche verdrängt. Eichen-Trockenwälder sind geschützte Biotope. Die Bestandssicherung sollte durch eine naturnahe Bewirtschaftung sowie Pflegeprogramme für die nicht mehr wirtschaftlich nutzbaren besonders artenreichen Mittel- und Niederwälder erfolgen. Charakteristische Beispiele: - Eichenwälder im Bodetal, - Eichenwälder im Selketal, - Niederwald im Großen Suderholz nördlich Straßberg, - Mittelwald am Hirschbüchenkopf nordwestlich Straßberg.10 Begleitmaterial Auf der beigefügten DVD befinden sich folgende Zusatzmaterialien: AB 6: Waldarten in Sachsen-Anhalt, pdf und doc AB 9: Anleitung zur Durchführung der Feldarbeiten, doc und pdf AB 10: Exkursionsprotokoll Wald–Organismen, doc und pdf M 4: Organismen in Ihrer Umwelt, Präsentation als ppt M 5: Waldarten in Sachsen-Anhalt, pdf und doc M 6: Bäume in unserem Wald, pdf M 11: Arten- und Biotopschutzprogramm Harz, pdf M 13: Wald in Lehrplan und Rahmenrichtlinie Biologie, doc und pdf 2.11 Schlucht- und Blockhaldenwälder Kurzcharakteristik Laubmischwälder mit Linden- und Ahornarten, Ulmen und Eschen findet man auf felsigen, oft nordexponierten Steilhängen oder in Schluchten und Dolinen. Der rutschende Gesteinsschutt verhindert das Aufkommen von Rotbuchen, da diese empfindlich auf Stammverletzungen reagieren. Unterschieden werden: 10 Weiterführende Informationen: MEYER et al. (1997), KAP. 3.3.2.17. Ralf Meyer Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz - Eschen-Ahorn-Schluchtwälder mit Ulmen und Linden, - Spitzahorn-Linden-Blockhaldenwälder mit Stickstoff- und ggf. Frischezeigern, wie Hirschholunder oder Lungenkraut. Eine charakteristische Pflanzenart ist der Bergahorn. Die charakteristische Tierart ist der Feuersalamander. Gefährdung und Schutz Gefährdungen ergeben sich aus forstwirtschaftlichen Maßnahmen wie Umbau der Bestände oder großflächigem Holzeinschlag. Durch Auflichtungen sinkt die Luftfeuchtigkeit, damit verschwinden an feuchte und schattige Lagen angepasste Arten. Schutzmaßnahmen sind die Herausnahme aus der Nutzung oder, wenn dies nicht möglich ist, eine möglichst naturnahe, schonende Bewirtschaftung mit dem Ziel der Beibehaltung des Mikroklimas und der Schutzwaldfunktion. Charakteristische Beispiele: - NSG Bodetal, - NSG Mooskammer, - NSG Elendstal.11 Begleitmaterial Auf der beigefügten DVD befinden sich folgende Zusatzmaterialien: AB 6: Waldarten in Sachsen-Anhalt, pdf und doc AB 9: Anleitung zur Durchführung der Feldarbeiten, doc und pdf AB 10: Exkursionsprotokoll Wald – Organismen, doc und pdf M 4: Organismen in ihrer Umwelt, Präsentation als ppt M 5: Waldarten in Sachsen-Anhalt, pdf und doc M 6: Bäume in unserem Wald, pdf M 11: Arten- und Biotopschutzprogramm Harz, pdf M 13: Wald in Lehrplan und Rahmenrichtlinie Biologie, doc und pdf M 17: Blätter häufiger Baumarten, doc und pdf M 18: Blätter häufiger Straucharten, doc und pdf 2.12 Erlen-Eschen-Wälder Kurzcharakteristik 11 Weiterführende Informationen: MEYER et al. (1997), Kap. 3.3.2.18. Ralf Meyer Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz Diese Wälder stocken auf grundwassernahen Standorten wie Bachauen, Hangfüßen oder Quellen. Es lassen sich Untertypen unterscheiden: - kolline bis submontane Bach- und Flußauen, - Quellwälder des Berglandes, - Quellwälder in staunassen Mulden und an Hangfüßen. Am häufigsten finden sich Bachauen als Hainmieren-Schwarzerlenwald, seltener sind Winkelseggen-Eschenwälder. Kleinflächig ausgeprägt sind Traubenkirschen-Eschenwälder Charakteristische Pflanzenarten sind Schwarzerle und Esche. Gefährdung und Schutz Gefährdungsfaktoren sind wasserbauliche Maßnahmen wie Eindeichung, Verrohrung oder Kanalisierung und dann folgender Umwandlung in Grünland sowie die Aufforstung mit Fichten. Charakteristische Beispiele: - Friedenstal nordwestlich Alexisbad, - Unteres Wormketal bei Mandelholz.12 Begleitmaterial Auf der beigefügten DVD befinden sich folgende Zusatzmaterialien: AB 6: Waldarten in Sachsen-Anhalt, pdf und doc AB 9: Anleitung zur Durchführung der Feldarbeiten, doc und pdf AB 10: Exkursionsprotokoll Wald – Organismen, doc und pdf M 4: Organismen in ihrer Umwelt, Präsentation als ppt M 5: Waldarten in Sachsen-Anhalt, pdf und doc M 6: Bäume in unserem Wald, pdf M 11: Arten- und Biotopschutzprogramm Harz, pdf M 13: Wald in Lehrplan und Rahmenrichtlinie Biologie, doc und pdf M 17: Blätter häufiger Baumarten, doc und pdf M 18: Blätter häufiger Straucharten, doc und pdf 12 Weiterführende Informationen MEYER et al. (1997), Kap. 3.3.2.19. Ralf Meyer Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz 2.13 Bergfichtenwälder Kurzcharakteristik Naturnahe Bergfichtenwälder findet man im Harz oberhalb von 700 m. Als Tierarten treten Tannenhäher und Fichtenkreuzschnabel auf. Charakteristisch ist ein Mosaik unterschiedlich alter Bäume und Fichtenwaldtypen. So finden sich verschiedene Entwicklungsphasen des Regenerationszyklus. Dieser resultiert aus der ökologischen Lebensdauer der Fichte. Man unterscheidet 5 Stadien, die der Bergfichtenwald in 300 - 350 Jahren durchläuft. Die Phasen 1 bis 3 weisen Ähnlichkeiten mit Fichtenforsten auf, sind aber jeweils viel länger. Bergfichtenwald, Foto: LISA-Archiv 1. Aufwuchsphase, 2. Wachstumsphase, 3. Optimalphase, 4. Altersphase, 5. Zerfallsphase. In der Phase 5 steigt der Anteil umgestürzter toter Bäume an, kleinflächig entstehen so Verjüngungsflächen. Beteiligt sind hierbei auch Birke und Eberesche. Soziologisch unterscheidet man: a) Rotbuchen-Fichtenwälder Baumschicht: Fichte, Rotbuche, Bergahorn, Strauchschicht: Hirschholunder, Eberesche, Krautschicht: Heidelbeere, Harzlabkraut, Wald-Hainsimse, Frauenfarn. b) Moorfichtenwälder Baumschicht: Fichte, Krautschicht: Siebenstern, Scheidiges Wollgras, Torfmoose. c) Blockfichtenwälder Baumschicht: Fichte, Rotbuche, Bergahorn, Strauchschicht: Karpatenbirke, Eberesche, Ralf Meyer Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz Krautschicht: Heidelbeere, Preiselbeere, Sprossender Bärlapp, zahlreiche Moosarten und Flechten. d) Reitgrasfichtenwälder Baumschicht: Fichte, Rotbuche, Bergahorn, Strauchschicht: Hirschholunder, Eberesche, Krautschicht: Wolliges Reitgras, Wald-Hainsimse, Torfmoose. Bergfichtenwald, “Kampfzone“, Foto: LISA-Archiv Gefährdung und Schutz Gefährdungen sind u. a.: - Kahlschläge, „saubere Waldwirtschaft“, Fichtenmonokulturen, - Wildverbiss, - Waldsterben durch Luftschadstoffe (NOx/Ozon), - Schädigung von Epiphyten durch SO2, - Sport und Tourismus. Daraus resultierende Schutzmaßnahmen müssen auf die Sicherung ungestörter ökologischer Prozesse in den Kernzonen des Nationalparks Harz zielen. In autochthonen Naturwaldzellen sollten jegliche Eingriffe unterbleiben, in der Entwicklungszone sollten die forstlichen Eingriffe die Entwicklung eines naturnahen Waldbestandes zum Ziel haben. Dazu gehören Maßnahmen zur Anpassung der Wildbestände ebenso wie Pflanzungen autochthoner Fichten in Lücken und auf Freiflächen. In tieferen Lagen ist eine Durchmischung mit Buchen anzustreben. Charakteristische Beispiele: - Ost- und Nordhang des Brockens, - Renneckenberg, Ralf Meyer Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz - Hohne.13 Begleitmaterial Auf der beigefügten DVD befinden sich folgende Zusatzmaterialien: AB 6: Waldarten in Sachsen-Anhalt, pdf und doc AB 9: Anleitung zur Durchführung der Feldarbeiten, doc und pdf AB 10: Exkursionsprotokoll Wald – Organismen, doc und pdf M 4: Organismen in Ihrer Umwelt, Präsentation als ppt M 5: Waldarten in Sachsen-Anhalt, pdf und doc M 6: Bäume in unserem Wald, pdf M 11: Arten- und Biotopschutzprogramm Harz, pdf M 13: Wald in Lehrplan und Rahmenrichtlinie Biologie, doc und pdf M 17: Blätter häufiger Baumarten, doc und pdf M 18: Blätter häufiger Straucharten, doc und pdf 2.14 Karstformen14 Kurzcharakteristik Während Kalkkarstgebiete meist artenarm und karg sind, ist der Karst im Südharz ein „grüner Karst“. (bedeckter Karst) Folgende Lebensgemeinschaften sind repräsentativ: - Kalkbuchenwälder, - Schluchtwälder, - Kalkmagerasen und -felsfluren, - Streuobstwiesen, - Karstgewässer. 13 14 Weiterführende Informationen: MEYER et al. (1997), Kap. 3.3.2.21 vgl. Beitrag B. Kersten „Die Karstlandschaft des Südharzes“. Ralf Meyer Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz Auf letztere sei an dieser Stelle kurz eingegangen, die anderen Vegetationseinheiten sind an anderer Stelle beschrieben. Die oft nur zeitweise Wasser führenden Karstgewässer mit stark schwankenden Wasserständen sind Laichhabitate zahlreicher Lurchen, u. a. aller vier im Gebiet vorkommenden Molcharten. Karsthöhlen sind Lebensraum speziell angepasster Wirbelloser und besitzen herausragende Bedeutung als Winterquartiere für Fledermäuse. Seit 1982 im Harz ausgestorben – Kleine Hufeisennase, im Südharz künftig wieder zu erwarten, Foto: Ralf Meyer Charakteristische Pflanzenarten sind Ebensträußiges Gipskraut und Hirschzunge. Molche und der Laubfrosch sind weitere charakterstische Tierarten. Gefährdung und Schutz Die Karstlandschaft ist bedroht durch: - Ausweitung des Gipsabbaus in Steinbrüchen, - Grund- und Oberflächenbelastung, - Ungelenkter Tourismus. Die Erhaltung der Karstlebensräume lässt sich wirkungsvoll nur durch großflächigen Schutz erreichen, die Ausweisung als Biosphärenreservat nach Landesrecht im Frühjahr 2009 war ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Charakteristische Beispiele: - Auslaugungstal bei Breitungen, - Periodischer See (Bauerngraben), - Dinsterbachschwinde.15 2.15 Weitere Lebensräume Stillgewässer: MEYER et al. (1997), Kap. 3.3.2.3 Uferhochstaudenfluren: MEYER et al. (1997), Kap. 3.3.2.6 Feuchtgrünländer: MEYER et al. (1997), Kap. 3.3.2.7 Schwermetallrasen: MEYER et al. (1997), Kap. 3.3.2.11 15 Weiterführende Informationen: MEYER et al. (1997), Kap. 3.3.2.23. Ralf Meyer Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz Zwergstrauchheiden: MEYER et al. (1997), Kap. 3.3.2.12 Trockengebüsche: MEYER et al. (1997), Kap. 3.3.2.14, Erlenbruchwälder: MEYER et al. (1997), Kap. 3.3.2.20, Felsheide-Kiefernwäldern: MEYER et al. (1997), Kap. 3.3.2.22 3 Die Rotbuche – Charakterbaum des Harzes Verbreitung Die Buche ist in ganz Mitteleuropa verbreitet. Unter natürlichen Bedingungen wäre der größte Teil Deutschlands, so auch der Harz, mit Buchen- oder Buchen-Mischwäldern bedeckt (vgl. SCHMIDT). Global hat die Rotbuche nur ein sehr kleines Verbreitungsgebiet im Zentrum Europas. Ihr Anteil in Deutschland beträgt rund 14 % der Gesamtwaldfläche. Ausgedehnte Buchenwälder findet man in Deutschland noch in Schleswig-Holstein, Mecklenburg, im Eichsfeld sowie in den Mittelgebirgen und in den Hanglagen der bayerischen Alpen. Kennzeichen Die Buche erreicht eine Höhe von 30 bis 40 Meter. Sie besitzt eine dünne, glatte und zunächst silbergraue, unverborkte Rinde. Vereinzelt vorkommende Buchen mit Borkenbildung nennt man „Steinbuchen“. Die Blätter der Buche sind eiförmig, ganzrandig und kurz gestielt. Die dreikantigen, braunglänzenden Bucheckern sitzen zu zweit in einem vierlappigen Fruchtbecher. Alle 5 bis 8 Jahre gibt es besonders viele Bucheckern. Ralf Meyer Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz Standortansprüche Die Buche bevorzugt luftfeuchte Lagen und gleich bleibende frische und gut durchwurzelbare, basenreiche Böden auf z. B. Kalk oder Basalt. Staunässe oder regelmäßig überflutete Standorte meidet sie ebenso wie sehr trockene Standorte, daher fehlt sie z. B. in Auwäldern. Sie ist sehr schatten-verträglich. Holzmerkmale Frisches Buchenholz hat eine rötlich-weiße Farbe, im gedämpften Zustand wird es dann rötlich-braun, daher auch der Name Rotbuche. Buchenwald, Foto: Ralf Meyer Buchenholz ist von gleichmäßiger Struktur und mittelschwerem Gewicht, mit feinen Poren und deutlich sichtbaren Jahresringen. Das Holz ist sehr hart und zäh, aber wenig elastisch und besitzt eine hohe Abriebfestigkeit. Es ist jedoch sehr anfällig für Pilzbefall. Holznutzung Die Buche ist in den letzten Jahren zu der am vielseitigsten gebrauchten heimischen Holzart geworden. Zu nennen wären die Möbel- und die Parkettherstellung. Schwächeres Buchenholz wird zu Span- und Faserplatten verarbeitet oder von der Zellstoff- und Papierindustrie genutzt. Nicht zuletzt ist es begehrtes Brennholz. Gefahren Die Gefahr der Massenvermehrung von Schadinsekten tritt bei der Buche kaum auf. Dagegen sind Spätfroste in der Jugend und bei zu rascher Freistellung starke Sonneneinstrahlung schädlich. Steckbrief (aus SCHMIDT):16 (Rot-) Buche Baumhöhe Baumalter Zahl der Blätter Fläche der Blätter Schirmfläche einer Altbuche Verdunstung von Wasser Entstehung von Sauerstoff Verbrauch von Kohlendioxid Lufterneuerung 1000 Bucheckern wiegen Nach der Eiszeit wieder eingewandert vor Anteil am deutschen Wald 16 Weitere Informationen www.sdw.de Fagus sylvatica 30 - 45 m ca. 250 Jahre ca. 200 000 1200 m² 100 m² Bis 400 l pro Tag in der Vegetationszeit 5 kg pro Tag 6 kg pro Tag 20 m³ pro Tag 200 g 4500 Jahren 14 % Ralf Meyer Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz 4 Ein scheuer Harzbewohner – Die Europäische Wildkatze17 4.1 Verbreitung, Schutzstatus, Ökologie Leise und fast unbemerkt schleichen sie noch durch unsere Wälder: Kleine “Tiger“, wie die Wildkatzen oft genannt werden. Jedoch sind ihre Schleichwege begrenzt und eine Wiederbesiedlung von früheren Wildkatzenwäldern ist nahezu unmöglich geworden. Wildkatze, Foto: Thomas Stephan (BUND-Rettungsnetz Wildkatze) Die Verkleinerung von Wald-Lebensräumen, die Zerschneidung von Natur und Landschaft und voranschreitende urbane Entwicklung führen zu beträchtlichen Habitatverlusten für typische Waldarten. Dies wird besonders problematisch für großräumig lebende Säugetierarten, wie die Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris), die bis vor etwa 250 Jahren in Deutschland noch weit verbreitet war. Die Trennung von Populationen, die Verminderung der Populationsgrößen auf kritische Bestandsstärken und mangelnder genetischer Austausch führen zu einem nachweisbaren lokalen, regionalen und überregionalen Verschwinden von Arten. So wurden die Wildkatzen in Deutschland auf ca. 5 % ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes zurückgedrängt und die Vorkommen beschränken sich nahezu ausschließlich auf die waldreichen Mittelgebirgslagen wie dem Harz. Wildkatzen sind sehr scheue, dämmerungsaktive Tiere mit einem hohen nationalen und internationalen Schutzstatus. In der Berner Konvention werden sie im Anhang II als „streng geschützte Tierart“ geführt und die FFH-Richtlinie der Europäischen Union hat die Wildkatze 17 Die folgenden Ausführungen sind eng angelehnt an GÖTZ in BUND SACHSEN-ANHALT (2008). Eine digitale Fassung der Broschüre ist auf dem beiliegenden Datenträger enthalten. Ralf Meyer Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz als streng zu schützende Art von gemeinschaftlichem Interesse in den Anhang IV aufgenommen. Die Rote Liste der Bundesrepublik Deutschland stuft die Art als stark gefährdet ein. Bevorzugter Lebensraum der Wildkatze sind großflächige, strukturreiche und zumindest in Teilen mit offenen Bereichen (Windwürfe, Lichtungen, Wiesen) durchsetzte Waldgebiete, die zudem störungsarm und von hohen Totholzanteilen geprägt sind. Geht die Wildkatze auf die Jagd nach ihrer Hauptnahrungsquelle, den Mäusen, bevorzugt sie Waldränder, versteckte Wiesen und Lichtungen. Ein hoher Strukturreichtum innerhalb des Lebensraumes ist zudem für die Aufzucht der Jungen und als Tagesversteck wichtig. Aufgeräumte, forstwirtschaftlich intensiv genutzte Wälder bieten diese spezifischen Habitatansprüche nicht. Sie werden von der Wildkatze gemieden. Untersuchungen haben gezeigt, dass freie Landstreifen von nur wenigen hundert Metern Breite die Wildkatze bereits daran hindert, in andere Gebiete zu wechseln. So bleiben potentiell geeignete und auch ursprüngliche Lebensräume wie der Thüringer Wald unbesiedelt, weil es an Verbundachsen für die Ausbreitung mangelt. Wildkatzen mit typischer Zeichnung, Fotos: Thomas Stephan (BUND-Rettungsnetz Wildkatze) Ralf Meyer 4.2 Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz Wildkatzen-Steckbrief Aussehen Der Körperbau ähnelt dem der Hauskatze. Das ist Fell jedoch immer grau-gelb mit stark verwaschener Fellzeichnung, ähnlich beim Hasen. Nur der Kopf hat deutliche schwarze Zeichnungen, die bei jüngeren Individuen als schwarze „Tigerung“ zu erkennen sind. Besondere Merkmale Auffallend ist der buschige Schwanz mit 2 - 3 schwarzen Ringen und einem ebenfalls schwarzen und stumpfen Ende. Größe und Gewicht Sie sind nur wenig größer und schwerer als Hauskatzen. Die Katzen sind dabei mit 3 - 4 kg deutlich leichter als Kater, die ein Gewicht von bis zu 8 kg erreichen. Besonders im langen Winterfell wirken Wildkatzen kräftiger als Hauskatzen. Nahrung Überwiegend fressen sie Kleinsäuger wie Wald- und Wühlmäuse, selten größere Säugetiere, wie Hasen. Gelegentlich werden auch Vögel, große Insekten und Eidechsen gejagt. Nachwuchs Die Hauptpaarungszeit („Ranz“) liegt zwischen Januar und Februar. Nach 63 - 69 Tagen Tragzeit werden meist im April 2 - 6 Junge geboren. Geht im Frühjahr ein gesamter Wurf Jungtiere z. B. durch andere Beutegreifer verloren, erfolgt eine erneute Verpaarung. Spätere Geburten erfolgen im gesamten Sommerhalbjahr bis in den September. Die Geburt erfolgt in sicheren Verstecken, wie Reisighaufen und Felshöhlen.18 Begleitmaterial Auf der beigefügten DVD befinden sich folgende Zusatzmaterialien: AB 1: Spurensuche, pdf AB 2: Lückentext „Die Wildkatze“, pdf AB 3: Sinnesorgane der Katze, pdf AB 4: Quiz „Aus dem Leben einer Wildkatze“ AB 5: Telemetrie, pdf AB 7: Quiz zur Wildkatze und zum Naturschutz, pdf M 2: Die Wildkatze in Sachsen-Anhalt, Broschüre als pdf M 3: Die Wildkatze, Präsentation als ppt M 9: Zeitungsartikel Wildkatze zur Recherche, pdf M 10: Rettungsnetz für die Wildkatze, Präsentation als ppt M 12: BUND-Wildkatzenwegeplan mit Begleittext, doc und pdf M 19: Anleitungen für ausgewählte umweltpädagogische Spiele zur Wildkatze, doc und pdf Audiodateien: 18 Weitere Informationen www.wildkatze-in-sachsen-anhalt.de Ralf Meyer Bedeutsame Lebensräume im Landschaftsraum Harz - Biosphärenreservat_kurz: Jochen Müller, MDR, 18.01.2009, 32 sek. - Biosphärenreservat_lang: Jochen Müller, MDR, 18.01.2009, 1:44 min. - Biosphärenreservat_ganzlang: Frank Düsekow, MDR, 18.01.2009, 4:11 min. - Wernicke: Jochen Müller, MDR, 18.01.2009, 30 sek. 5 Literaturverzeichnis Götz, M. In: BUND Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Die Wildkatze in Sachsen-Anhalt, Wernigerode 2008. MEYER,F., Peterson, J., Süßmuth,T. und Uhlemann,S. (1997): Lebensräume und Nutzungen. - In: Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Arten- und Biotopschutzprogramm SachsenAnhalt – Landschaftsraum Harz, Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Halle, Sonderheft 4/1997. Schmidt, O. In: Schutzgemeinschaft Deutscher Wald – Bundesverband e.V. (Hrsg.): Die Buche. Wittmann, F. In: Schutzgemeinschaft Deutscher Wald – LV Bayern e.V. (Hrsg.): Bäume in unserem Wald. Buche – Eiche – Fichte – Tanne – Kiefer, 2007.