Kernphysik A) Aufbau und Grundeigenschaften der Kerne a) Innerer Atomaufbau: Rutherfordscher Streuversuch Ob Atome nun eine homogen verteilte Masse haben oder ob die Massen der Atome punktförmig konzentriert ist, darüber gab der Rutherfordsche Steuversuch Auskunft. Er beschoss dünne Gold und Platinfolien (ca. 1000 Atomlagen) mit Alphateilchen. Dabei bemerkte er: a) Die meisten Alphas gehen fast geradlinig durch. b) Werden die Teilchen abgelenkt (in ca. 1 von 10000 Fällen), dann meistens ordentlich (auch Reflexionen sind möglich)! Siehe auch Phet Simulation http://www.leifiphysik.de/themenbereiche/klassische-atommodelle/versuche Man kann daraus schließen, dass nur in seltensten Fällen die ´s auf Widerstand stoßen, also überwiegend durch eine nahezu masselose Hülle fliegen. Kommt es in seltenen Fällen einmal zu einer Ablenkung, dann werden die ´s ordentlich von der Bahn abgelenkt, denn sie stoßen auf einen massiven Kern. Daher besteht ein Atom aus einem massiven kleinen Kern und einer fast masselosen relativ zum Kern ausgedehnten Hülle. b) Neutronen und Protonen formen den Kern Anfänglich vermutete man, dass die sich abstoßenden Protonen des Kerns durch Elektronen zusammengehalten werden. Nun kann man aber zeigen, dass Elektronen niemals auf so einen kleinen Raum wie den Kern konzentriert sein können. Sie würden dann so eine hohe kinetische Energie besitzen, dass sie den Kern sofort verlassen würden. Daher vermutete man das Neutron anstelle des Elektrons im Kern, dass aufgrund seiner größeren Masse im Kern gehalten werden kann. 1932 wurde es dann auch entdeckt. Nun würden allerdings aufgrund der Coulomb-Abstoßung die Kerne nicht stabil bleiben können. Zum Zusammenhalt der Kerne braucht es die Kernkraft! c) Kernkraft Die Kernkraft besitzt folgende Eigenschaften: Sie ist kurzreichweitig Sie ist anziehend (bis ca. 0,510−15m=0,5femtometer=0,5fm). Sie ist bei 1fm ca. 35mal so groß wie die abstoßende Coulombkraft. Sie wirkt zwischen allen Nukleonen gleich; egal ob Proton oder Neutron. Untere Abbildung skizziert qualitativ den Verlauf der Kernkraft in Abhängigkeit vom Abstand zwischen den Nukleonen. (Im Diagramm ist der „typische Nukleonenabstand“ etwas unglücklich eingezeichnet. Er müsste bei Kräftegleichheit liegen. Dort ist dann auch die potenzielle Energie am geringsten. 1 d) Kerngröße und Nukleonenzahl Die Maximalgröße eines Kerns ist durch die abstoßende Coulombkraft limitiert. Auf ein einzelnes Proton wirkt dann die abstoßende Wirkung aller anderen Protonen im Kern, die ab einer bestimmten Nukleonenzahl durch die Kernkraft nicht mehr kompensiert werden kann. Aufgrund gewisser Energieniveaubesetzungsregeln, die auch für Kerne gelten, können auch nicht beliebig viele Neutronen zur Abstandsvergrößerung eingebaut werden. Aber tendenziell dominiert bei größeren Kernen die Neutronenzahl gegenüber der Protonenzahl! Für den Verlauf der Bindungsenergie pro Nukleon (=jene durchschnittliche Energie pro Nukleon, die man aufbringen müsste um den Kern in seine Einzelteile zu zerlegen) gibt es folgendes Diagramm: Für den Radius eines Kernes gilt näherungsweise r 1,4 10 15 3 A A ist dabei die Nukleonenzahl. 2 e) Energieniveaus im Kern Ähnlich wie die Hülle eines Atoms besitzt auch ein Kern Energieniveaus, die die Nukleonen einnehmen können. Wie die Elektronen in der Hülle können auch die Nukleonen des Kerns nicht beliebige Energien besitzen, sondern nur ganz bestimmte. Fällt beispielsweise ein Nukleon auf ein tieferes Energieniveau, dann wird die Energiedifferenz in Form eines Photons ausgesendet. So ein Photon nennt man auch Quant. Es besitzt etwa 106mal mehr Energie als ein Photon der Hülle. Folgende Abbildung aus Leifiphysik zeigt die Energieniveaus im Kern. Die Protonenenergien sind höher, da sie unter dem Einfluss der Coulombabstoßung stehen. Pro Energieniveau sind nur 2 gleichartige Nukleonen erlaubt. B) Radioaktive Strahlung a) -Zerfall Aufgrund der Heißenbergschen Unschärferelation kann ein Objekt für kurze Zeit sich Energie „ausborgen“. Die hat zur Konsequenz, dass vorallem sich -Teilchen, die teilchenintern eine relativ hohe Nukleonenbindungsenergie besitzen, den Potenzialwall des Kernes überwinden können. Diese Teilchen werden dann auch noch von der Coulombabstoßung beschleunigt. Kernintern ist dann das Energieniveaugefüge oftmals gestört und Nukleonen können auch noch in tiefere Energieniveaus wechseln. Daraus resultiert dann auch noch die Entstehung eines -Quants. Daher ist -Strahlung auch oft von -Strahlung begleitet. Selbstredend reduziert sich gegenüber dem Mutterkern M beim Tochterkern T die Massenzahl A um 4 und die Kernladungszahl Z um 2. Ergo A A 4 4 Z M Z 2T 2 E K 3 Nun gilt aber auch die Erhaltung der Energie einschließlich der Ruheenergie. Die Ruheenergie des Mutterkerns ist also gleich groß wie die Ruheenergie von Tochter- und Mutterkern plus kinetische Energie von -Teilchen und Tochterkern. Also: E0M=E0T+E0+EKT+EK −-Zerfall Elektronen eines −Strahlers haben eine so hohe Energie, dass sie nicht Hüllenvorgängen zuordenbar sind; sie müssen aus dem Kern stammen. Auch beobachtet man einen Anstieg der Kernladungszahl, was sich zunächst so erklären lässt. A Z M Z 1A T e E Kin bzw. 01 n11 p e E kin Die Aufspaltung eines Neutrons in ein Elektron und ein Proton erfüllt die Ladungserhaltung. Da die Energieniveaus der Nukleonen jedoch diskret und nicht kontinuierlich sind und man gleichsam Elektronen verschiedener kinetischer Energien bis hin zu einer Maximalenergie messen kann, stand man vor einem Rätsel. Was ist mit den kinetischen Energien unterhalb der Maximalenergie los? Sollte die Energieerhaltung verletzt sein? Der Ausweg war zuerst die Vorhersage und später auch der experimentelle Nachweis eines neuen Teilchens; dem sogenannten Antineutrino! Damit ergab sich folgende Kernreaktionsgleichung: A Z M Z A1T e E Kin bzw. 1 0 n11 p e E kin 4