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Da die Strahlentherapie den meisten Menschen unbekannt ist, sind Patienten und Angehörige
oftmals verunsichert, wenn bei jemandem die Indikation zur Strahlentherapie gestellt wird.
Wir möchten Ihnen deshalb diese Therapieform näher erläutern.
Die „Strahlentherapie-Radioonkologie“ (wie die genaue Bezeichnung lautet) ist eine
eigenständige klinische und wissenschaftliche Disziplin, welche zum Ziel hat, maligne ( =
bösartige) Tumoren mit Hilfe ionisierender Strahlen allein oder in Kombination mit anderen
Modalitäten (Operation, Chemotherapie oder Immuntherapie) zu bekämpfen und zu
erforschen.
Wie wirkt Strahlentherapie, wie wird sie erzeugt?
Ionisierende Strahlen gehen von einem Atomkern oder einem Elektronenmantel des Atoms
aus und bewirken bei ihrem Durchgang durch Luft oder Materie die Bildung von elektrisch
geladenen Teilchen (Ionen). Erzeugt werden diese Strahlen z. B. in einem Röntgengerät oder
einem Linearbeschleuniger, oder gehen von einer radioaktiven Quelle z. B. in einem KobaltGerät oder einem Iridium-Brachytherapie-Gerät aus.
Es gibt zwei prinzipielle Möglichkeiten zu bestrahlen
(siehe Skizze 1):
Die Teletherapie, das ist die externe Bestrahlung von
außen durch die Haut mittels eines Linearbeschleunigers,
Kobaltgerätes oder Oberflächen-Röntgengerätes; und
Die Brachytherapie, das ist die Kurzdistanztherapie
(griechisch „brachy“ = kurz). Hierbei wird eine kleine
(ca. 10x1 mm) Bestrahlungsquelle ferngesteuert nach den
genauen Angaben des Arztes/Ärztin in den Körper (zumeist
Körperhöhlen) eingebracht.
Der Vorteil der Teletherapie ist die Möglichkeit ein großes
Bestrahlungsvolumen möglichst homogen und schonend zu
behandeln. Da aber manche den Tumor umgebende Organe
nur eine geringe Strahlendosis vertragen, sollten diese
entsprechend geschont werden, am Tumor selbst aber
trotzdem eine hohe Dosis angebracht werden. Dazu
benötigen wir oft die Brachytherapie. Durch einen raschen
Dosisabfall schon in unmittelbarer Quellennähe kann eine
hohe Tumordosis gegeben werden mit Schonung der
Nachbarorgane (siehe Foto 1). Abhängig von der Tumorart,
Tumorgröße und -lage ist oft nur eine dieser beiden
Therapieformen notwendig, wobei aber die Kombination
beider Therapiemodalitäten zur Dosisoptimierung immer
öfters zur Anwendung kommt.
An
unserer
Abteilung
verwenden
wir
2
Linearbeschleuniger der Fa. Elekta (früher Philips
genannt). Das kleinere Gerät, „Linac 1“, Typus SL 75,
erzeugt ultraharte Röntgenstrahlen (Photonen) mit einer
Energie von 6 MV (Mega-Volt). Das andere, „Linac 2“,
Typus SL 25 (siehe Photo2), erzeugt Photonen von 6 bis 25
MV und schnelle Elektronen von 6 bis 20 MV. Die
Strahlungserzeugung erfolgt prinzipiell wie in einem Röntgengerät: Die an der Kathode
erzeugte Elektronenpulks versuchen die Ladung auszugleichen und sausen zur Anode. Auf
dem Weg zur Anode werden sie mittels einer Mikrowelle („Magnetron“) abgelenkt und in die
Beschleuninungsröhre eingebracht (siehe Skizze
2). Dort werden sie mittels mehrerer
Elektromagnete
auf
nahezu
Lichtgeschwindigkeit beschleunigt (= schnelle
Elektronen)
und
im
Beschleunigerkopf
umgelenkt und auf den Patienten gerichtet.
Diese Elektronen werden im Körper rasch
absorbiert und haben deshalb nur eine geringe
Eindringtiefe. Benötigt man die Strahlung in
einem tiefer gelegenen Gebiet ( z. B.
Körpermitte), so benötigt man hochenergetische
Photonen. Diese werden erzeugt, indem im
Bestrahlungskopf diese schnellen Elektronen
durch eine eingeschobene Metallplatte plötzlich gestoppt werden. Durch diesen Stopp wird
Wärme und Bremsstrahlung (= Röntgenstrahlung) erzeugt, durch die starke Energie werden
diese Strahlen „ultraharte Röntgenstrahlen“ oder Photonen genannt. Diese Photonen lösen
durch ihre hohe Energie im Körper wiederum Sekundärelektronen aus, wodurch das
Energiemaximum erst in der Körpertiefe erzeugt wird und die Haut dadurch geschont werden
kann. Seither kennen wir die schweren Hautreaktion aus der früheren Röntgen- oder KobaltBestrahlungsära fast nicht mehr, außer die Haut ist Zielorgan. Die Bestrahlungsfelder können
durch individuelle Bleibabsorber (am SL 75), die für jeden Patienten eigens gegossen werden,
oder durch elektrisch eingeschobene Bleilamellen („Multi-Leaf-Kollimatoren“ am SL 25)
individuell geformt und so gesunde Organe geschont werden.
Unser Brachytherapiegerät ist ein „Microselektron“ der Fa. Nucletron mit einer 10 CurieIridium-HDR-Quelle. HDR heißt „High-dose-rate“, dabei wird die notwendige
vorgeschriebene Dosis in sehr kurzer Zeit, in 5-20 Minuten, abgegeben. Unser altes MDRGerät („middle-dose-rate“) benötigte für die selbe Dosisabgabe 4-5 Stunden. Ein weiterer
Vorteil dieses Gerätetypus ist, dass infolge der geringen Quellengröße nicht nur
Körperhöhlen, sondern über Nadeln auch viele andere Körperteilen oder Organen von innen
her bestrahlt werden können unter Schonung der Haut und anderer Organe.
Vor jeder Bestrahlung erfolgt die Bestrahlungsplanung. Dazu wird mittels eines speziellen
Durchleuchtungsgerätes („Simulator“, Fa. Philips) die zu bestrahlende Region mittels eines
Filzstiftes auf der Haut entweder sofort
endgültig,
oder
für
die
Computertomographie(CT)-gestützte
dreidimensionale
CT-Planung
nur
provisorisch eingezeichnet (siehe rote Fläche
Foto 3 und rote Linie Foto 4). Für diese 3-DPlanung wird in exakter BestrahlungsLiegeposition in der zu bestrahlenden Region
eine Computertomographie (Fa.Philips), meist
ohne Kontrastmittel, durchgeführt wird. Diese
CT-Untersuchung dient nur der Planung, nicht
der Diagnostik! Anschließend wird die zu
bestrahlende Region vom Arzt/Ärztin am
Computer eingezeichnet, mit exakter Dosisbestimmung für die einzelnen Organe. Ein/e
Physiker/in berechnet anschließend die optimalen Bestrahlungsfelder. In unserer ärztlichen
Frühbesprechen werden alle diese berechneten Pläne supervidiert und anschließend wieder
am Simulator auf den Patientenkörper übertragen (= Simulation der Bestrahlungsfelder). Da
der Körper nicht viereckig, sonder rund gebaut
ist, ist er beliebig form- und lagerbar. Daher
ist eine genaue und vor allem täglich
reproduzierbare Lagerung notwendig. Dies
wird durch die Installation von Lasern an allen
Geräten ermöglicht. Die Laserpunkte werden
ebenfalls am Simulator am Körper
eingezeichnet. So kann täglich die selbe
Lagerung erzielt werden. Erst dadurch ist eine
exakte Bestrahlung möglich. Da diese Laserund Feldeinzeichnungen für die tägliche
Bestrahlung benötigt werden, ist eine
entsprechende
Schonung
dieser
Einzeichnungen
seitens
des
Patienten
notwendig!
Die Wirkung der Strahlung beruht auf einer Absorption der Energie in der Zelle. Dies führt zu
einem DNA-Bruch oder zu einer Kernmembran-Schädigung und somit zum Zelltod. Die
Empfindlichkeit der Tumorzellen ist von mehreren Faktoren abhängig: seitens der
Bestrahlung von der Art der Energie, der Einzeldosis, der Gesamtdosis etc.; seitens der
Tumoren von der Tumorart, Tumorgröße, des Zellzykluses, der Durchblutung und
Sauerstoffversorgung, etc.. Bei den meisten Tumoren werden Dosierungen von 50-70 Gy
benötigt (Gy = Gray, nach dem engl. Physiker Gray ) Die täglichen Einzeldosen liegen bei
gewebeschonenden 1,8-3 Gy. Es ergibt sich daher eine Behandlungsdauer von meistens 4-8
Wochen.
Falls Sie noch Fragen haben stehen wir gerne zur Verfügung. Sollten Sie mehr über den
Ablauf der täglichen Strahlentherapie wissen wollen, darf ich sie auf diesen Link verweisen.
Ihr
OA Dr. Franz Böhler
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