QualitativeMethoden-ss04c

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Qualitative Methoden
Beispiele & Grundbegriffe
Serielle Abhängigkeit
- Messungen, die hintereinander liegen, gegenseitig beeinflussen können, d.h. eine
von der anderen abhängig ist und man dies durch Berechnung der Phasenmittelwerte
entschärfen kann. Z.b wenn eine Logopädin bei Sprachschwierigkeiten eines Kindes
verschiedene Tests macht, in Form von A-B-A-B dass dann die jeweiligen
Phasenmittelwerte ausgerechnet werden müssen.
eine moderatorvariable ist eine variable, die den zusammenhang zwischen zwei
anderen variablen beeinflußt, z.b. die unabhängige variable raucher/nichtraucher und
als abhängige variable das körpergewicht, und aus untersuchungen schließt, dass
rauchen zu einem niedrigen körpergewicht führt, kann das falsch sein! zum beispiel
könnte es sein, dass die raucher mehr sport machen, und deshalb ein besseres
gewicht haben
Der Unterschied zwischen den qualtativen und den quantitativen Methoden
ist ja genau der, dass bei den qualitativen Methoden auf Zahlen weitgehend verzichtet
und damit nicht gerechnet wird (es geht eben um Qualitäten und nicht um
Quantitäten). Das Methodeninventar erstreckt sich hier auf Interviews,
Gruppendiskussionen, Metaphernanalysen usw.
induktive-deduktive Kategorienbildung: ich hab nur herausgefunden, dass
"Kategoriensysteme entweder induktiv aus dem Material gewonnen werden oder
deduktiv (theoriegeleitet) an das Material herangetragen werden"
Induktion: das Schließen vom Einzelnen auf etwas Allgemeines
Deduktion: das Schließen vom Allgemeinen auf das Besondere
Eine Hypothese ist bei induktiver Vorgehensweise das Resultat und bei deduktiver
Vorgehensweise der Ausgangspunkt einer empirischen Untersuchung.
direktiv: ich würde mal sagen, nondirektiv wäre die Person im Interview einfach
erzählen zu lassen und direktiv zum Beispiel einzugreifen, wenn die Person vom
Thema abschweift. direktiv heißt dass der interviewer eher mehr redet + mehr lenkt
nicht-direktiv heißt dass der interviewer die leute eher reden lässt, wovon auch immer
Was versteht man unter disjunktiver und konjunktiver Erweiterung bei den
Wissenschaftlichen Hypothesen?
eine hypothese zb.: "Wenn der Alkoholspiegel hoch ist, dann ist die Reaktionsfähigkeit
niedrig". jetzt machst du eine konjunkitve Erweiterung des Wenn-teils deiner
Hypothese und ihr Informationsgehalt sinkt. --> "Wenn der Alkoholspiegel hoch ist
UND man zu wenig geschlafen hat, dann ist die Reaktionsfähigkeit niedrig." denn jetzt
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hat die niedrige Reaktionsfähigkeit 2 Ursachen und kann nun schwerer falsifiziert
werden. Wenn du nun aber eine disjunktive erweiterung (ODER) des Wenn-teils
vornimmst erlebst du das gegenteil.
Beispiel für Aktionsforschung: Warum werden viele Kinder häufig nach der ersten
Impfung von ihren Müttern nicht zu den folgenden Impfterminen gebracht?
Probabilistische Stichproben: Jedes Element (also im Prinzip alle Menschen)
müssen die Chance haben, in die Stichprobe aufgenommen zu werden. Es ist also
notwendig, dass man eine Liste der gesamten Population hat, aus der man dann
zufällig eine Stichprobe auswählt. In der Psychologie ist das allerdings streng
genommen nicht möglich, da das Prinzip der Freiwilligkeit gilt und Personen, die an
der Forschung nicht teilnehmen wollen, in der Stichprobe nicht vertreten sein können.
Nicht-Probabilistische Stichprobe: Sind dann im Prinzip alle Stichproben, in denen
nicht die gesamte Population repräsentiert ist. Sie soll aber trotzdem möglichst
zufällig gewählt werden, um so gut es geht repräsentativ zu sein.
Versuchspersonen können nicht nach Zufall auf die experimentellen Bedingungen
aufgeteilt werden. Es ist zB notwendig, dass zwei Gruppen von Patienten
unterschiedliche Informationen über die Wirkung eines Medikaments bekommen)
formative Reliabilitätsprüfung: erfolgt nachdem ich einen Teil meines Materials
überarbeitet habe. Reliabilität bedeutet: Zuverlässigkeit Formation bedeutet: Bildung
Dh ich schaue ob meine Kategorien passen (zuverlässig sind), so wie ich sie bis jetzt
gebildet habe.
Summative Reliabilität: ist dann demnach einfach die Prüfung der Zuverlässigkeit
der Kategorien, nachdem ich das ganze Material bearbeitet habe.
Histographische Methode: Warum war vor 100 Jahren die Kindersterblichkeit höher
als heute?
Teilnehmende Feldforschung:Beobachten des Verhaltens von Jugendlichen in der
Schulpause.
Einzelfallstudien: Wie hängt das Auftreten von Erkältungen mit dem Stress einer
Person zusammen?
Abduktion" ist ein Begriff aus der Logik und bezeichnet Schlußfolgerungen, bei
denen unbekannte Ursachen aus bekannten Effekten oder Konsequenzen
abgeleitet werden.Die Abduktion wurde von Charles Sanders Peirce 1867 neben der
Deduktion und der Induktion in die Logik eingeführt und bietet die Möglichkeit
syllogistischen Schließens zur Erklärung überraschender Tatsachen, bei der vom
Resultat und von der Regel auf den Fall geschlossen wird. So läßt sich beispielsweise
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aus der Regel "Alle Kartoffeln in dieser Kiste sind braun" und dem Resultat "Kartoffeln
sind braun" der formale Fall "Diese Kartoffeln sind aus dieser Kiste" rekonstruieren.
Abduktion ist daher die einzige logische Operation, die in eine logische Argumentation
irgendeine neue Idee einführen kann, indem sie in einem ersten Schritt eine
"problematische" Theorie in Form einer "Vor-Aussage" hinsichtlich eines bestimmten
Erwartungshorizontes aufstellt. Die logischen Konsequenzen dieser zunächst
hypothetischen Aussage werden meist deduktiv ermittelt und ihre möglichen
praktischen Konsequenzen induktiv geprüft. Die Abduktion ist der einzige "echt
synthetische" Schlußmodus, da sie nicht nur eine Erklärung für einen rätselhaften
oder überraschenden Umstand findet, sondern auch neue Theorien erfindet (vgl.
Wirth 1995).
Abduktives Schließen liegt z.B. der klinischen Diagnostik,
technischen Systemen, der juristischen Interpretation von
vielen Kausalattributionen des Alltags zugrunde. Eine Reihe
legt nahe, daß derartige Schlußfolgerungen systematisch von
der Logik abweichen.
der Fehlersuche in
Sachverhalten und
empirischer Befunde
normativen Modellen
Generell betrachtet bleibt für die Abduktion offen, inwieweit sie neben Deduktion und
Induktion überhaupt eine Form des Schließens sein kann. Es hängt die
Beantwortung dieser Frage nach Altenseuer (2000) allein davon ab, "welches
Vorverständnis man vom Begriff des Schlusses und des Schließens mitbringt", der
überhaupt darauf verzichtet, die Abduktion explizit als "Schluß" zu bezeichnen:
"Dieser Verzicht hat zwar keine guten Gründe, aber es hängt auch nichts daran, ob
man den Prozeß der Generierung von Hypothesen nun als "Schluß" oder aber als
"Suche" bezeichnet. Entscheidend ist allein die Frage, wie Hypothesen gebildet
werden".
Nonreaktive Verfahren:
Es besteht keinerlei Beeinflussung auf die Untersuchten Personen, Ereignisse und
Prozesse. Beobachter und Proband treten nicht in Kontakt!
Beispiele:





Physische Spuren: Abgetretener Teppich für häufig benutzte Wege,
Buchankreuzungen für häufig gelesene Textteile usw.
Schilder, Hinweistafeln, Hausordnungen. Viele "Spielen verboten Schilder als
Maß für Kinderfeindlichkeit"
Bücher, Zeitschriften, Filme usw. Z.B. Kinderbücher: Werden Kinder in
stereotypen abgebildet (Mädchen Kleid und Puppe), Junge, Hose und
Legosteine
Symbole: Autoaufkleber, Abzeichen, Buttons als Maß für soziale Identität und
Gruppenzugehörigkeit (VW FREUNDE NAUMBURG)
Lost Letter Technik: Man legt Briefe mit verschiedenen fiktiven Adressaten aus
(als seinen sie verloren gegangen und wartet welche Briefe vom Finder
weitergeleitet werden. Nach Anzahl der Rückläufer lässt sich ein Image der
verschiedenen Adressen aufzeigen (Kirche, Parteien, Tierschutzvereine).
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
5
Verkaufsstatistiken: Anzahl verkauter CDs als Beliebtheitsindikator für Musiker.
Ausführlichere Beschreibung zum Beispiel Non-Reaktives Verfahren:
Ich möchte erforschen welche Themen Menschen in Österreich heute besonders
interessieren. Zuerst studiere ich vorhandene Fachliteratur zu dem Thema, damit ich
nicht schon erforschtes erneut erforsche und ich sehe was zu diesem Thema bereits
geforscht wurde, was sich eventuell für meine Forschung als hilfreich erweisen
könnte. Daraus ergibt sich dann eine präzesierung meiner Forschungsfrage. Ich
wende ein nonreaktives Verfahren an und nutze öffentliche Archive (Entlehungen aus
Bibliotheken). Grund: Ich erhalte eine gute Übersicht über die Art der Bücher die
ausgeliehen wurden und kann mir durch die Inhalte der Bucher ein Bild über
interessierende Themen machen. Außerdem beeinflusse ich die Bezugspersonen dabei
nicht. Die Störvariable des Versuchsleitereffekts kann also ausgeschaltet werden. Da
ich nicht alle Bibliotheken besuchen kann und auch nicht alle Entlehungen der letzen
Zeit untersuchen kann ziehe ich Stichproben. Diese sollen möglichs zufällig gewählt
werden, da sie repräsentativ sein sollen. Ich wähle also zufällig Bibliotheken aus
Österreich aus (Anzahl der Bibliotheken lege ich vorher fest) und in diesen
Bibliotheken treffe ich wiederrum eine einfache Zufallsauswahl (probabilistische
Stichprobe) an Entlehungen. Dies ist möglich, da ich eine Liste aller Entlehungen der
jeweiligen Bibliothek habe und für jede Entlehung die gleiche Chance besteht gezogen
zu werden. Ich mache mir nun einen Überblick über die Bücher die ausgeborgt
wurden und informiere mich über den Inhalt dieser Bücher. Nun kann ich meine
erhobenen Daten auswerten. Um ein besseres Forschungsergebnis zu erzielen, kann
ich diese Methode noch mit anderen Methoden ergänzen (z.B. Interviews)
Ethnographie (engl.: Ethnography, Ethnographic Research)
Ethnographie bezeichnet einen vor allem innerhalb der Ethnologie, aber auch in der
Soziologie existierenden Forschungsansatz, der unter Rückgriff insbesondere auf die
Methode der teilnehmenden Beobachtung und der Befragung darauf zielt, die
materiellen und symbolisch-semantischen Weltbezüge fremder Kulturen bzw.
gesellschaftlicher Teilkulturen zu rekonstruieren. Ihre Ursprünge hat die Ethnographie
in der ethnologischen und kulturanthropologischen Erforschung von kleineren
Stammeskulturen. Das Vorgehen hat der Ethnologe Clifford Geertz einmal so
beschrieben: "Wir reden mit dem Bauern auf dem Reisfeld oder mit der Frau auf dem
Markt, weitgehend ohne strukturierten Fragenkatalog und nach einer Methode, bei
der eins zum anderen und alles zu allem führt; wir tun dies in der Sprache der
Einheimischen, über eine längere Zeitspanne hinweg, und beobachten dabei
fortwährend aus nächster Nähe ihr Verhalten" (Geertz 1985: 38). Schon in der
Ethnologie richtet sich das Forschungsinteresse nicht nur auf exotische, mehr oder
weniger fremde Stämme. Als Völkerkunde oder europäische Ethnologie untersucht sie
vielmehr auch Teilkulturen innerhalb der modernen Gesellschaft selbst: Dörfer,
Grenzregionen, Betriebe usw.. Innerhalb der Soziologie können ethnographische
Traditionen bis in die Arbeiten der -> Chicago School zurückverfolgt werden.
Gegenwärtig finden sich ethnographische Ansätze in der Soziologie als
"lebensweltliche Ethnographie" (Honer 1993) gesellschaftlicher Teilkulturen, z.B.
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besonderer Milieus oder Gruppen (etwa Punks, Skinheads, Adel), sozialer Praktiken
(z.B. Kaffeefahrten, Sado-Masochismus, Heimwerken) oder Organisationen (bspw.
Betriebskulturen).
In den USA wurden außerdem Ideen einer kritischen E. entwickelt, welche den
tendenziell statischen und damit manchmal auch 'konservativen' Charakter der
etablierten E. überwinden und Fragen von Politik und Macht explizit in die
ethnographische Analyse einbauen will (Thomas 1993).
Im angelsächsischen Sprachraum wird der Begriff E. (in seinen englischen
Äquivalenten natürlich) manchmal auch gleichbedeutend mit "qualitativer Forschung"
verwendet. Anwendungsbeispiele:
Geertz, C.: Vom Hereinstolpern. In: Freibeuter Nr. 25, 1985, S.37-41.
Honer, A.: Lebensweltliche Ethnographie. Wiesbaden: DUV, 1993.
Thomas, J.: Doing Critical Ethnography. Newbury Park: Sage (Sage
Qualitative Research Methods, Vol. 26), 1993.
Atkinson, P.: The Ethnographic Imagination. Textual Constructions of
Reality. London, New York: Routledge, 1990.
Atkinson, P.: Understanding Ethnographic Texts. London, Thousand
Oaks: Sage, 1992.
Barley, N.: Traumatische Tropen. Notizen aus meiner Lehmhütte.
München: dtv, 1997.
Dammann, R.: Die dialogische Praxis der Feldforschung. Der
ethnographische Blick als Paradigma der Erkenntnisgewinnung.
Frankfurt/New York: Campus, 1991.
Favret-Saada, J.: Die Wörter, der Zauber, der Tod. Der Hexenglaube im
Hainland von Westfrankreich. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1981.
Hirschauer, S. / Amann, K. (Hrsg.): Die Befremdung der eigenen Kultur.
Zur ethnographischen Herausforderung soziologischer Empirie. Frankfurt
a. M.: Suhrkamp, 1997.
Wittel, A.: Belegschaftskultur im Schatten der Firmenideologie: eine
ethnographische Fallstudie. Berlin: Sigma, 1996.
Soziogramm (sociogram)

Definition: Bezeichnung für ein Standardverfahren der Soziometrie, entwickelt
von dem amerikanischen Psychiater (s. Psychiatrie) J.L. MORENO (1892). Das
S. ist ein Schaubild, in dem die Ergebnisse eines soziometrischen Tests
dargestellt werden. Untersucht werden dabei die Beziehungen zwischen den
Gruppenmitgliedern in Form von Fragen. Beispiele: ãMit welchem
Gruppenmitglied würdest Du gerne Deine Freizeit verbringen?", ãNeben
welchem Gruppenmitglied möchtest Du nicht sitzen?" Die Beziehungswünsche
geben Aufschluß darüber, welche Gruppenmitglieder besonders beliebt bzw.
unbeliebt sind und ob sich z.B. Untergruppen in Form von Cliquen gebildet
haben.
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Im S. werden die sozialen Beziehungen graphisch dargestellt. In einem Kreisoder Koordinatensystem werden die Personen als Punkte dargestellt, wobei es
zur Unterscheidung der Geschlechter für Männer und Frauen verschiedene
Zeichen gibt. Die von den Gruppenmitgliedern getroffenen Wahlen (positiv oder
negativ) werden in Form von Linien oder Pfeilen (z.B. farbig, gestrichelt)
abgebildet. Mithilfe des S.s erhält man Auskünfte über emotionale (s. Emotion)
Distanz oder Nähe zwischen Personen in einer Gruppe, über mögliche
Cliquenbildung sowie über Rangordnung, Gruppenführer (s. Führer) und
Außenseiter.
Die von Moreno entwickelte Form ist nur bei Gruppen unter 20 Personen
anwendbar; bei mehr Teilnehmern wird das S. zunehmend unübersichtlich und
muß daher anders dargestellt werden.
Dem Anwender des Soziogramms stehen grundsätzlich drei Arten von Wahlen zur
Verfügung: Er kann nur die Zuneigung der Personen (durch ausschließlich positive
Wahlen), nur die Abneigung (durch ausschließlich negative Wahlmöglichkeiten) oder
beides gleichzeitig messen.
Handlungstheorie/theory of action
eine Theorie, die auf der Basis empirisch überprüfbarer Aussagen konkretes
menschliches Handeln erklären will. Gefragt wird nach den Gesetzmäßigkeiten und
Regeln, die tatsächliches Verhalten von Menschen in bestimmten Situationen prägen,
aber auch nach Handlungsspielräumen, nach den Chancen und Voraussetzungen für
die Einführung wirtschaftlicher und sozialer Neuerungen. So wird einmal ein
verhaltenstheoretisches Kontrastprogramm zur Rationaltheorie gefordert (G.
Schmölders), daneben eine sozialwissenschaftliche Integration der zahlreichen
Wissenschaften vom Menschen (H. Albert). Außerdem wird auf die dem Menschen
eigenen Handlungsbeschränkungen aufmerksam gemacht und eine Theorie der
Evolution menschlicher Gesellschaften entfaltet, die auf die Bedeutung von
Verhaltensregeln für den Aufstieg einer offenen Gesellschaft verweist (F. A. von
Hayek). Betont wird generell - wie bereits bei A. Smith - die Notwendigkeit einer
Analyse des "Alltagsverhaltens" und der damit verbundenen Moralvorstellungen. All
diese Anregungen haben in Verbindung mit dem Ausbau der Entscheidungstheorie
dazu geführt, dass gelegentlich von einer verhaltenstheoretischen Revolution in den
Sozialwissenschaften gesprochen wird.
In den verschiedenen Handlungsmodellen sind die Schwerpunkte uneinheitlich
gesetzt. Die Beschreibung sozialen Agierens orientiert sich an den Grundbegriffen
Handlungsziel, Handlungsbedingung, Handlungsnorm und Handlungskoordination
bzw. -interpretation. Dabei kommt die rein zweckgerichtete Handlungstheorie, die in
erster Linie die Effektivität im Gebrauch von Handlungsmitteln hinsichtlich eines
Handlungszieles untersucht, besonders in den Wirtschaftswissenschaften zum Tragen.
In der Systemtheorie von T. Parsons sowie in der sozialpsychologisch orientierten
Rollentheorie interessierte vor allem der Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen
Normen und menschlichem Handeln. Die Verarbeitung interaktionistischer und
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sprechakttheoretischer Ansätze führte dazu, dass die Handlungstheorie sich der
Funktion der Sprache als Mittel der Handlungskoordination und -interpretation
zuwandte.
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allgemein: psychometrische Einzelfalldiagnostik
"...wenn unter Bezugnahme auf eine spezielle Testtheorie die aus der
Konstruktion, Normierung und Standardisierung eines Tests vorliegenden
Informationen
zur
zufallskritischen
Beurteilung
der
testbefunde
herangezogen werden." (JÄGER 1988)
Beispiel für den Vergleich von Daten 'innerhalb' eines Pbn (siehe SchulzSkript):
HAWIE - statistischer Vergleich von Handlungs- und Verbal-IQ um über
einen
'Abbauquotienten'
Hinweise
auf
mögliche
hirnorganische
Schädigungen
zu
erhalten.
Absicherung:
Meßfehler
(als
Gegenstück
der
Reliabilität)
und
diagnostische Relevanz berechnen und vergleichen.
mögliche Absicherung der Einzelfalldiagnostik
 sind Daten von früheren Tests verfügbar?
 genau explorieren, präzisieren

Hypothese
vor
dem
Test
explizit
formulieren;

- sie sollte in der Regel zweiseitig sein (
konservativerer Signifikanztest)
- bei schwerwiegenden Entscheidungen: auf dem 1%-Niveau testen
 psychometrische, also normierte, reliable und objektive Verfahren verwenden
dann
möglich:
Berechnung
von
Konfidenzintervallen
und
Kritischen
Differenzen
- Profilvergleiche
 bei langen Meßwertreihen (50-100 Zeitpunkte) kann die Zeitreihenanalyse verwendet werden; in der Praxis gilt sie jedoch als zu aufwendig
Die Erfassung von Veränderungen spielt in der klinischen Psychologie, Psychosomatik,
Psychotherapie und Psychiatrie traditionell eine zentrale Rolle (Baumann u. Mitarb.
1990, Lambert u.Hill 1994, Stieglitz u. Baumann 2001). Die Überprüfung von
Veränderungen erfolgt dabei über entsprechende Messungen, so genannte
Veränderungsmessungen. Diese beziehen sich auf Feststellungen von quantitativen
und qualitativen Veränderungen, die sich über eine gewisse Zeitspanne hinweg
ergeben haben (Jäger u. Scheurer 1999). Ein wichtiger methodischer Zugang zu
Veränderungsmessungen ergibt sich über die Einzelfalldiagnostik (Huber 1973,
1999, Petermann 1996 a, b, Kern 1997). Auf die spezifischen methodischen Probleme
des einzelfalldiagnostischen Ansatzes und der in diesem Bereich relevanten
statistischen Auswertungsmethoden (wie die Zeitreihenanalyse) kann hier nicht näher
eingegangen werden (dazu Appelt u. Strauß 1985, Schmitz 1989, Strauß 1992,
Krauth 1996, Revenstorf u. Keeser 1996). Es soll an dieser Stelle jedoch darauf
hingewiesen werden, dass eine klassische Methode der einzelfallanalytischen
Verlaufsforschung, nämlich die Tagebuchmethode, in den letzten Jahren in
Forschung und Praxis eine Renaissance erlebt (Wilz u. Brähler 1997).
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Qualitative Gruppenbefragung
In der Regel entspanntere Atmosphäre, weil man nicht direkt angesprochen wird und
sich nicht zu allem äußern muss. Genau hier liegt aber auch das Problem der Qualität
der Antworten. Methodische Ansätze sind Brainstorming, Gruppendiskussion und das
Moderationsverfahren. In der Diskussion bietet sich die Möglichkeit, Meinungen und
Einstellungen einzelner Teilnehmer, sowie der Gruppe zu erfahren. Hier muss
allerdings im Vorfeld geklärt sein, wie sich die Gruppe zusammen setzen soll
(homogen/heterogen, Anzahl, zufällig, Ort, Thema usw.) Das Moderationsverfahren
als besondere Form der Organisation von Gruppenprozessen achtet darauf, das sich
alle Teilnehmer gleichberechtigt beteiligen. Alle Arbeitsschritte werden geplant und
erzielte Ergebnisse visualisiert (Karten). ? Zukunftswerkstätten.



Leitfadeninterview:
Das Leitfadeninterview ist die gängigste Form der Befragung. Durch das
erstellen eines Interviewgerüstes erhält man vergleichbare Daten für die
Datenauswertung. Es lässt es dennoch zu, im Leitfaden nicht integrierte Fragen
während des Ablaufs des Interviews hinzuzufügen. Am Ende des Interviews
werden in der Regel mittel quantitativer Befragung Sozialdaten erhoben (Alter,
Geschlecht, Einkommenssituation usw.)
Fokussiertes Interview: Ein bestimmter Themengegenstand wird im Interview
fokussiert (z. b. ein Interview über einen Film) Hierzu ist es nötig, das der
Interviewer sich selbst intensiv mit diesem Gegenstand auseinandergesetzt z.B.
wenn die befragten vorher einen film gesehen oder einen text etc. gelesen
haben & dann konzentriert man sich auf ihre reaktionen und interpretationen.
die erhebung erfolgt in relativ offener formhat. Reaktionen auf einen
bestimmten Themenkomplex sollen erfasst werden.
Narratives Interview: Erlebnisse und Episoden aus der Lebensgeschichte des
Probanden sollen erfasst werden. (Biographieforschung, biographisches
Interview). Anhand eines Erzählanstoßes bekommt der Proband die Möglichkeit
sich frei und nach seinen Wünschen zu äußern. Das Thema soll (auch
gefühlsmäßig) für den Probanden relevant sein. Es wird versucht den
Probanden möglichst wenig zu unterbrechen. vorallem bei lebensgeschichtlich
bezogenen fragestellungen, z. B. wird eine bestimmte lebensphase erzählt.
biographisches interview: hier wäre das thema z.B. Herkunft &kindheit,
schulzeit, schwere krankheit (offenes interview)
Qualitative Interviews
Die Bandbreite von qualitativen Interviews reicht von der eher strukturierten Form
des Leitfaden-Interviews über fokussierte Interviews bis hin zu narrativen Interviews,
bei denen meist der lebensgeschichtliche Kontext der Befragten berücksichtigt wird.
Wie „standardisiert“ das Interview abläuft, ist von Thema und Forschungsvorhaben
abhängig.
So werden etwa Experteninterviews häufig mit einem Leitfaden durchgeführt, um die
Vergleichbarkeit der einzelnen Interviews zu sichern. Diese können etwa dem Erwerb
von Detailwissen ebenso dienen wie dem explorativen Sondieren in einem wenig
erforschten Gebiet.
Bei narrativen Interviews wird dem Befragten ein Erzählimpuls gegeben. Der Verlauf
des Interviews bleibt relativ offen, der Interviewer fragt lediglich bei der Erzählung
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nach. Diese Form des Interviews eignet sich besonders dann, wenn z.B. die Kultur
eines bestimmten Unternehmens erforscht werden soll.
Für die Durchführung von qualitativen Interviews ist es sehr wichtig, dass nur
erfahrene Interviewer mit gutem Einfühlungsvermögen eingesetzt werden.
1. Grundbegriffe Grounded Theory



Wissenschaftstheoretisch begründeter Forschungsstil und gleichzeitig ein
abgestimmtes Arsenal von Einzeltechniken, mit deren Hilfe aus Interviews,
Feldbeobachtungen, Dokumenten und Statistiken schrittweise eine in den
Daten begründete Theorie entwickelt werden kann.
"Gegenstandsverankerte Theorie, die aus der Untersuchung des Phänomens
abgeleitet wird, welches sie abbildet. Sie wird durch systematisches Erheben
und Analysieren von Daten, die sich auf das entdeckte Phänomen beziehen,
entdeckt,
ausgearbeitet
und
vorläufig
bestätigt.
Folglich
stehen
Datensammlung, Analyse und die Theorie in einer wechselseitigen Beziehung
zueinander." (Strauss/Corbin 1996: 8)
Entwickelt Anfang der 60er Jahre von Anselm Strauss (Chicago) und Barney
Glaser (Columbia), von ihnen benutzt in hauptsächlich medizinischen Studien.
Ziel: Theorie für einen bestimmten Wirklichkeitsbereich aufstellen Der Grounded
Theory Ansatz eignet sich speziell zur Erforschung von Beziehungen zwischen
Menschen, ihrem Verhalten und ihrer Kommunikation.
grounded theory ist der wesentliche unterschied zur inhaltsanalyse folgender: dass
nicht nur die kategorien ausgearbeitet werden, sondern DAS Kernproblem gesucht
wird und geschaut wird wie die Probleme vernetzt sind
Entwickeln von Theorien: Daten müssen konzeptualisiert, Konzepte miteinander in
Beziehung gesetzt werden, um eine theoretische Wiedergabe der Wirklichkeit
erzeugen zu können
theoretisches Modell dient zur Erklärung der Wirklichkeit und
bietet Rahmen fürs Handeln
Fragestellung in "Grounded Theory": Festlegung, die das Phänomen bestimmt,
welches untersucht werden soll, sie besitzt Handlungs- und Prozessorientierung
Gegenstandsbereich muss eingegrenzt und fokussiert werden. Fragestellung ist eine
Art Wegweiser, der den Forscher dazu anhält, einen ganz bestimmten
Gegenstandsbereich, den Ort oder Platz, an dem die Ereignisse stattfinden,
Dokumente und das Handeln der Menschen zu untersuchen oder Informanten zu
interviewen
Methodik: Zirkularität: Wechsel von Datenerhebung und Analyse, theoretisches
Sampling bis Sättigung erreicht ist.
Theoretical Sampling (dt.: Theoriegeleitete Stichprobenziehung; der
englische Begriff wird jedoch auch in der deutschsprachigen Literatur häufig
verwendet)
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Im Rahmen der Grounded Theory entwickeltes Konzept der Auswahl von
Untersuchungseinheiten: Diese sollen (jedenfalls im allgemeinen) nicht nach Kriterien
statistischer Repräsentativität ausgewählt werden, sondern danach, ob sie das Wissen
über den Untersuchungsgegenstand zu erweitern geeignet sind oder nicht. T. S.
impliziert daher meist ein konsekutives, kumulatives Vorgehen: Zunächst werden eine
oder mehrere Untersuchungseinheiten analysiert; auf der Grundlage der so
gewonnenen Ergebnisse bzw. Vermutungen, Ideen oder Konzepte wird nach weiteren
Einheiten/Fällen gesucht, die geeignet sein könnten, die bisherigen Ergebnisse etc. zu
bestätigen, zu kontrollieren, zu modifizieren, zu erweitern oder zu relativieren.
Memo (engl.: Memo)
Allgemein: "Erinnerungshilfe". In der Grounded Theory werden als Memos alle
Notizen, Anmerkungen, Kommentare zum Datenmaterial bezeichnet. Ziel sollte sein,
möglichst Theorie-Memos zu verfassen, d. h. solche, in denen theoretische Konzepte,
Hypothesen oder Fragen formuliert werden. Diese Konzepte sollen sich gleichermaßen
auf die vorhandenen Codierungen stützen wie gegebenenfalls neue Codierungen
anregen. Letztlich sollen die Theorie-Memos zur Entwicklung einer ausformulierten
Theorie führen.
Strauss/Corbin 1996 unterscheiden drei Arten von Memos:
Code-Notizen
Memos, die sich auf Ergebnisse des Codierens beziehen, z. B.
Anmerkungen zu den Namen der gewählten Kategorien, wichtige
Eigenschaften, die beim Codieren herangezogen wurden, etc.
Theoretische
Memos
oder siehe oben
Theorie-Memos
PlanungsNotizen:
Memos mit Handlungsanweisungen für die eigene Person oder für
das ForscherInnenteam
2. Analyse in der "Grounded
mikroskopische Untersuchung
Theory"
sorgfältiges
Kodieren
von
Daten,
1. Offenes Kodieren
2. Axiales Kodieren
3. Selektives Kodieren
Zwei grundlegende Verfahren im Kodierprozess: Fragenstellen und Vergleichen
ad 1. Offenes Kodieren: Analyseteil, in dem Phänomene mittels einer eingehenden
Untersuchung der Daten benannt (konzeptionalisiert) und kategorisiert werden
Aufbrechen des Textes in einzelne Teile, gründliche Untersuchung, Vergleich auf
Ähnlichkeiten oder Unterschiede, wichtig: schon nach verallgemeinernden
Überbegriffen suchen
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Erster Schritt zur Analyse: Herausgreifen einer Beobachtung, eines Satzes, eines
Abschnittes und das Vergeben von Namen für jeden enthaltenen Vorfall, jede Idee,
jedes Ereignis
Fragestellung zu jeder Einheit: Was ist das? Was repräsentiert es?,
Vorfall mit anderen Vorfällen vergleichen, damit ähnliche Phänomene denselben
Namen bekommen
Konzepte: Benennung eines Phänomens
Fragen über das Phänomen stellen
legen nahe, wie Phänomene möglicherweise miteinander in Beziehung stehen
erlauben Folgerungen, die die Datensammlung leiten
Entdecken von Kategorien: Konzepte müssen gruppiert werden, scheinbar gleiches
zu gleichem
Kategorisieren, Zuweisen eines konzeptionellen, abstrakteren Namens
fassen Gruppen von Konzepten oder Subkategorien in ihrem Umkreis zusammen
Entwickeln von Kategorien in Bezug auf ihre Eigenschaften und
Dimensionen:
Eigenschaften: Charakteristika oder Kennzeichen einer Kategorie (Bsp.: Farbe:
Schattierung / Intensität / Farbton...)
Dimension: beschreiben die Anordnung der Eigenschaft auf einem Kontinuum (Bsp.:
Farbton: hell bis dunkel)
eher analytisch als deskriptiv über die Daten nachdenken,
provisorische Kategorien und deren Dimensionen erzeugen, über generierende Fragen
nachdenken
Theoretische Sensibilität: persönliche Fähigkeit des Forschers: Bewusstsein für die
Feinheiten in der Bedeutung von Daten, auch: Fähigkeit, Einsichten zu haben, den
Daten Bedeutung zu verleihen, Fähigkeit, zu verstehen, das Wichtige vom
Unwichtigen zu trennenErhöhen der theoretischen Sensibilität



Fragen, die automatisch an alle Daten zu stellen sind: (nach Flick 1995:
200/201)
Was? Worum geht es hier? Welches Phänomen wird angesprochen?
Wer? Welche Personen/Akteure sind beteiligt? Welche Rollen spielen sie dabei?
Wie
interagieren
sie?
Wie? Welche Aspekte des Phänomens werden angesprochen? Oder: Welche
nicht?
Wann?
Wie
lange?
Wo?
Zeit,
Verlauf
und
Ort
Wie
viel?
Wie
stark?
Intensitätsaspekte
Warum? Welche Begründungen werden gegeben, welche lassen sich
erschließen?
Wozu?
In
welcher
Absicht?
Zu
welchem
Zweck?
daraus sind viele speziellere Fragen ableitbar
In regelmäßigen Abständen einen Schritt zurückgehen und fragen: Was
geschieht hier? Trifft das, was ich zu sehen glaube, die Wirklichkeit der Daten?
Skeptische Haltung beibehalten: Alle theoretischen Erklärungen müssen als
provisorisch angesehen und immer wieder überprüft werden (auch bei
möglicher Übernahme von Konzepten/Variablen anderer Forscher!)
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


14
Flip-Flop-Technik:
Vergleich
der
Extrempole
einer
Kategorie/eines
Phänomens
Weithergeholte Vergleiche: Vergleich mit Phänomenen aus ganz anderen
Kontexten
Schwenken der roten Fahne: Wörter/Phrasen wie "nie", "immer", "es kann
unmöglich so sein", "jeder weiß, dass es so gemacht wird", "es besteht kein
Grund zur Diskussion" sollten als Signale gesehen werden, genauer
hinzuschauen: Unter welchen Bedingen gilt das? Was ist damit gemeint? Was
geschieht? usw.
nichts für selbstverständlich halten
ad 2. Axiales Kodieren :
Aus Vielzahl der entstandenen Kategorien werden die ausgewählt, deren Ausarbeitung
am vielversprechendsten erscheint
"Achsenkategorien", werden mit möglichst
vielen Textstellen angereichert sowie mit ihren Subkategorien systematisch mittels
des Paradigmatischen Modells verbunden und in Beziehung gesetzt
Prozedur ist
fokussiert
um zur Theorie zu werden, müssen Konzepte systematisch
miteinander in Beziehung gesetzt werden
Paradigmatisches Modell
(A) Ursächliche Bedingungen
(B) Phänomen
Kontext
(D) Intervenierende Bedingungen
Handlungs- und interaktionale Strategien
Konsequenzen
(C)
(E)
(F)
Verknüpfen und Entwickeln von Kategorien mit dem Paradigma:
1. Hypothetisches In-Beziehungsetzen der Kategorien mit Subkategorien
Paradigma
Fragestellen in Richtung einer Beziehung
2. Verifizieren anhand der tatsächlichen Daten
mit kategorieverknüpfenden
Fragen in den Daten nach Hinweisen, Ereignissen suchen, die die Fragen
bestätigen oder widerlegen, auch: Suche nach Gegenbeispielen
mehr
Variation und Dichte
3. Fortgesetzte Suche nach Eigenschaften der Kategorien und Subkategorien
und nach der dimensionalen Einordnung der Daten, auf die sie verweisen
versuchen, jedes Ereignis in den Daten hinsichtlich seiner genauen
dimensionalen Ausprägung zu bestimmen und zu spezifizieren
4. Beginnende Untersuchung der Variation von Phänomenen, wobei jede
Kategorie und ihre Subkategorien mit verschiedenen Mustern verglichen
werden, die durch Vergleiche der dimensionalen Einordnung von Beispielen aus
den Daten entdeckt wurden
Grundlage für selektives Kodieren, auch: Muster
von Bedingungen, Strategien, Konsequenzen interagieren miteinander und
bringen noch weitere Unterschiede hervor
Prozesse, Bewegungen in den
Daten
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15
Versuch, soviel wie möglich an Komplexität und Bewegung in der wirklichen
Welt einzufangen
Entwicklung und Spezifikation von Unterschieden zwischen und
innerhalb der Kategorien ist ein Herzstück der Grounded Theory
Hin- und Herpendeln zwischen induktivem und deduktivem Denken,
konstantes Wechselspiel zwischen Aufstellen und Überprüfen, RückwärtsVorwärtsbewegung: Erst das macht die Theorie gegenstandsverankert
ad 3. Selektives Kodieren:
Ziel: Herausarbeitung einer Kernkategorie, um die sich die anderen entwickelten
Kategorien gruppieren lassen
Integration der gegenstandsverankerten
Theorie, Formulierung
1. Schritt: Offenlegen des roten Fadens der Geschichte
Konzeptualisierung einer
beschreibenden Geschichte über das zentrale Phänomen der Untersuchung
Kernkategorie
2. Schritt: Verbinden der Kernkategorie mit Hilfe des Paradigmas
welche Kategorie
entspricht
welchem
Bestandteil
des
Paradigmas?
3. Schritt: Verbinden der Kategorien auf der dimensionalen Ebene
"Geschichtenerzählen", sequentielle Ordnung, Kategorien an- und umordnen, bis sie
zur Geschichte passen
analytische Version, Geschichte muss genau und logisch
erzählt werden; ansonsten: umschreiben oder neu erzählen, bis Anordnung der
Kategorien
Sinn
ergibt
4. Schritt: Validieren/Modifizieren dieser Beziehungen durch die Daten
Überprüfung
Fall
für
Fall
5. Schritt: Auffüllen der Kategorien, die einer weiteren Verfeinerung oder
Entwicklung bedürfen
gezielt ins Feld zurückkehren und Daten erheben
Das Codierparadigma, welches in den späteren Schriften von Strauss (z. B. Strauss
1994) vorgeschlagen wurde, sieht vor, die Daten nach folgenden Kriterien zu
codieren:
Im Mittelpunkt steht ein bestimmter Gegenstand/ein Thema, das
Phänomen.
Gefragt werden soll dann zunächst nach den Ursachen oder Bedingungen
des Phänomens, weiterhin nach
Kontextbedingungen oder intervenierenden Bedingungen, unter denen
diese Ursachen wirksam werden, ferner nach
Handlungsstrategien, die das Phänomen bei den involvierten oder
betroffenen Akteuren auslöst, sowie nach
Konsequenzen, die sich aus dem Phänomen oder auch aus den
Handlungsstrategien ergeben.
(Man wird kaum sagen können, dass dieses Schema hohe Originalität für sich
beanspruchen kann, aber wahrscheinlich soll es das auch nicht).
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16
3. Prozessaspekte in der Grounded Theory:
Natur von Geschehnissen entwickelt sich: zeigen, warum und wie sich
Handlungen/Interaktionen verändern, gleich bleiben oder zurückentwickeln
"Schnappschüsse von Handlungen/Interaktionen machen, diese zu einer Sequenz
oder
Serie
verknüpfen"
Prozessaspekte sollten schon durch vorhergehende Analyse selbst auftauchen,
werden
aber
oft
übergangen
oder
ungenügend
berücksichtigt
Aufzeigen, warum Idealbild je nach Kontext variiert
Bild des Ereignisflusses
vermitteln, der mit dem Zeitverlauf auftritt
Wo kann man Prozessaspekte finden?
1. Im Bedingungsmuster
kann Reaktionskette in Gang setzen mit
Auswirkungen auf alles folgende
2. In jeder der intervenierenden Bedingungen: kann zur Notwendigkeit führen,
Handeln zu verändern
3. Konsequenzen vorausgehenden Handelns/Interagierens können innerhalb einer
Ereignis-Sequenz zurückwirken: kann zu neuer Bedingung werden, z.B.
erfolgreiche Krisenbewältigung
Die ideale "Grounded Theory"... ist ein transaktionales System, das erlaubt, die
interaktive Struktur von Ereignissen zu untersuchen Handlung/Interaktion ist das
Herzstück
jedes Phänomen wird durch zweckgerichtete, untereinander verbundene
Handlungs-/Interaktionsabfolgen analytisch ausgedrückt
alle Phänomene sind in
Sätze von Bedingungen eingebettet, führen zu spezifzierbaren Konsequenzen
Eigenschaften eines transaktionalen Systems:
1. besteht aus interaktiven, miteinander verbundenen Bedingungen, die von "sehr
weit entfernt" bis zu "sehr spezifisch" reichen
2. Bedingungen auf jeder Ebene können für Phänomen Ursache, Kontext oder
intervenierende Bedingungen (die zwischen Kontext und Handlung vermitteln, diese
fördern oder hemmen) sein.
3. Handlung/Interaktion stehen im Mittelpunkt der Bedingungsebenen
4. Handlung/Interaktion finden in Abfolgen statt
Prozesshaftigkeit
5. Handlung/Interaktion ergeben bestimmte Konsequenzen, die auf Bedingungen in
verschiedenen Ebenen einwirken
6. Bedingungen beinhalten einen zeitlichen Verlauf
7. Bedingungen fördern oder behindern Handlung/Interaktion
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17
Wichtig: ungeachtet der Ebene, auf der ein Phänomen lokalisiert werden kann, steht
es in einer bedingenden Beziehung zu den anderen Ebenen
Vorgehen: Beginn mit Ereignis/Vorfall/Geschehen, feststellen, warum es auftrat,
welche Bedingungen wirksam waren, wie sie sich manifestiert haben, welche
Konsequenzen das hatte
Vorteile/Nachteile/Probleme als Analysemethode:
Vorteile
Nachteile/Probleme
Keine Prüfung von Theorien über die
Realität an der Realität, sondern
Entwicklung und Prüfung von Theorien
aus der Realität
Bisher kaum zu bewältigende Datenflut:
"Datenfriedhöfe" - für Einzelforscher rasch
zu
viel,
für
Gruppe
zu
hoher
Koordinationsaufwand
Theorienentwicklung immer entlang der
Daten
Wie finde ich immer genau die Fälle für
mein nötiges Sampling?
Kein deskriptives, sondern analytisches
Vorgehen
Braucht jede Menge Übung und Praxis,
Erlernen ist schwer
Kann zu tieferem Textverständnis ohne
Paraphrase
oder Zusammenfassung
beitragen
Potentielle Unendlichkeit der Kodierungsund
Vergleichsmöglichkeiten
häufig
Unmenge von Codes und Vergleichen
Leichtigkeit
Methoden
Um potentieller Unendlichkeit vorzubeugen,
muss schon zu Anfang mit impliziten
Theorien gearbeitet werden
und
Flexibilität
der
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Entnommen aus: Strauss/Corbin 1996: 136
18
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Entnommen aus: Flick 1995: 199
19
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Zirkularität des qualitativen Forschungsprozesses
quantitativ-standardisiertem Vorgehen.
Entnommen aus: Flick 1995: 61
20
im
Vergleich
zu
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21
Einzelfallstudie/Qualitatives Experiment
Einzelfallstudie- Definition
- Ihr Gegenstand ist ein einzelnes soziales Element. In der Regel ist es die
Untersuchung von Individuen. Es können aber auch andere soziale Einheiten
untersucht
werden.
Eine
Familie,
Gruppe,
Firma,
Kultur,
Organisationen,
Verhaltensmuster können als Einzelfall verstanden werden.
-
Es
handelt
sich
nicht
um
eine
Erhebungsmethode,
sondern
um
einen
Forschungsansatz.
- Ziel ist es, genaueren Einblick in das Zusammenwirken einer Vielzahl von Faktoren
zu erhalten, wobei sie meist auf das Auffinden und Herausarbeiten typischer
Vorgänge gerichtet ist.
-
Es
wird
angestrebt,
die
untersuchten
Einzelfälle
in
ihrer
Ganzheitlichkeit
realitätsgerecht zu erfassen.
- Das Material für Einzellfälle kann prinzipiell durch alle Techniken der empirischen
Sozialforschung erhoben werden. Meist beruft sich die Einzelfallstudie aber auf das
qualitative Paradigma.
- Häufig verwendet man mehrer Methoden, um Methodenartefakte erkenne und
eliminiern zu können.
- Methoden der Fallstudie sind kommunikativ, offen, naturalistisch und authentisch
Fallstudie – qualitative Forschungslogik
Qualitative Fallstudie
Quantitatives Forschungsdesign
Partikularistische Sicht
Ganzheitliche Sicht
Eine Methode
Mehrere Methoden
Breite Informationen
Tiefe Informationen
Viele Informationen
Viele Informationen
Viele Fälle
Wenige Fälle
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22
Fallstudie- in qualitativer Forschung
Fallstudie wird häufig nur am Rande erwähnt. Erlebt gewisse Renaissance besonders
in Therapieforschung. Forschungsansatz, mehrere Methoden (Triangulation) typische
Vorgänge, realitätsgerechte Erfassung, methodologische Prinzipien
Fallstudie- in quantitativer Forschung
- Gilt als unkontrolliert + unstandardisiert +
verzerrend
- Keine wissenschaftliche Beweiskraft
- Funktionen: Generierung von Hypothesen, zur Information über Soziales Feld,
relevante Dimensionen des Gegenstands, zur Abschätzung von Methodenwahl,
Zugangsproblematik
und
Verweigerungsrate,
Operationalisierung,
illustrative
Aufgabe, Ergänzung
Fallstudie- in qualitativer Forschung
- Offene Fragestellung wird erarbeitet
- Durch theoretisches Sampling werden Untersuchungseinheiten ausgewählt
- Handlungsmuster (gleichartig/ kontrastierend)
- Multimethodisches Vorgehen
- Kommunikative Verfahren mit dem die Natürlichkeit der sozialen Realität gesichert
sein sollte
- Soziale Realität ist immer eine interpretierende
- Ergebnisse müssen auch interpretiert werden
- Handlungsfiguren werden identifizierit, Handlungsmuster systematisiert
- Ergebnisse sorgfältig dokumentiert
Erkenntnisziele
Explorativ:
Erfassung subjektiver Einschätzungen, Deutungsmuster, Handlungsorientierungen
unter Berücksichtigung situations-spezifischer
Kontextbedingungen. Ermittlung individueller Perspektiven und Verläufe,
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23
die in den Varianzen von quantitativen Gruppenstudien untergehen (Korrektiv für
quantitativ-statistische Analysen)
Überprüfend:
Gegenüberstellung von theoriebasierten Hypothesen mit Auswertungsresultaten der
Fallanalysen
Forschungslogik
Induktionsprinzip (einzelne Beobachtungen
(generelle Aussagen)
Innovative Hinweise (exploratives Erkenntnisziel)
Plausibilisierung von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen
Theorietestende Untersuchungen beziehen Einzelfälle auf theoretische Aussagen und
Hypothhesen, Warum-Fragen
Kritik: Induktionsproblem
Typologie:
Einzelpersonen vs. soziales Aggregat
Binnenstruktur vs. Auflenkontakte
Untersuchungseinheit gibt Struktur der Ergebnisbeschreibung vor.
Zusammenfassung
- Forschungsansatz
- Handlungsmuster auf alltagsweltlichen, realen Handlungsfiguren
- Interpretation und Deutung der Alltagswelt
- Verhindert Stereotypisierung und vorschnelle Strukturierung von Daten
- Ohne Prädetermination durch hypothetische Raster
- Erhebungstechniken müssen kommunikativ sein
- Untersuchungssituation soll Alltag möglichst nahe kommen
- Verwendung verschiedener Techniken
- Methodentriangulation soll Fehler/Nachteile der jeweiligen Methoden ausgleichen
- Sollen interpretierend und typisierend sein
Qualitatives Experiment
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24
- Das qualitative Experiment ist die Basis aller Forschungen
Gerhard Kleinig (1982) entwickelte diese Methode in einem Aufsatz der Kölner
Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie
- Es ist der nach wissenschaftlichen Regeln vorgenommener Eingriff in eine sozialen
Gegenstand zur Erforschung seiner Struktur. Es ist die explorative, heuristische Form
des Experiments.
Seite 13
- Ist ein Versuch, (klinische) Fallgeschichten zu formalisieren. Eshandelt sich um
einen experimentellen Ansatz, erlaubt kausale Schlussfolgerungen. Erfordert mehrere
Phasen:
- Anamnese/Vorgeschichte
- Baseline
-
Repeated Measurment-
Mehrere Erhebungen. Operation
zur Erlangung der
Messungen müssen deutlich formuliert und genau nach Plan durchgeführt werden.
- Kontextveränderungen kontrollieren und genau dokumentieren
-
Methodologische
Voraussetzungen
und
Ansprüche
(Wiederholbarkeit,
Hypothesenprüfung, Quantifizierung, Kausalanalyse) sind nur bedingt relevant
Handlungsstrategien
Maximierung/Minimierung:
suche
und
erforschen
von
extremen
Situationen,
Einstellungen und Handlungsweisen
Testen von Grenzen
Adaption:
möglichst
viele
Techniken,
möglichste
Erkenntnis bei minimalem Eingriff
Regeln
1) Regel über das Subjekt.
Hypothesenprüfung/Hypothesenentwicklung
2) Regel über das Objekt
Offenheit/Flexibilität dem Gegenstand des Experiment
- Regel über experimentelles Handeln
flexibel
einsetzen,
maximale
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25
Alle Einflüsse, die den Gegenstand beeinflussen könnten müssen variiert werden.
Testanordnung, Testpersonen, Versuchsleiter, Rahmenbedingungen, Instruktionen,
Abfolgen und Testzeiten
4) Regel über Bewertung der Daten. Herausfiltern von Gemeinsamkeiten. Trennende
wird nicht eliminiert, sondern zur Erkennung der Gemeinsamkeiten benutzt. Prozess
ist zirkulär.
Techniken
Gliederung des Gegenstandes
-
Seperation/Segmentation (Teilung/Gliederung eines Gegenstands in verschiedene
Neben-Untergruppen. Unterschiedliche Gliederungen geben unterschiedlichen Sinn
vor.
- Kombination Teile werden auf andere Art wieder zusammengesetzt, als im
Gegenstand vorhanden
Einschränkung bzw. Ausdehnung des Gegenstandes
- Reduktion/Abschwächung
- Adjektion/Intensivierung
Umwandlung eines Gegenstandes
- Substitution
- Transformation
Zusammenfassung
- Explorative, heuristische Form des Experiments
- Im Sinne des Abstraktionsniveaus und der Nähe zum Gegenstand zwischen Alltagsmethoden und quantitativem Experiment angesiedelt
- Methodologischen Voraussetzungen
(Wiederholbarkeit,
Hypothesenprüfung,
Kausalanalyse,
quantitativen Experiments sind irrelevant
- Maximierung/Minimierung, Testen von Grenzen, Adaption
Maximale Erkenntnis bei minimalem Eingriff
Quantifizierung)
des
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26
Fokusgruppen
Eine der populärsten und am häufigsten eingesetzte Methode qualitativer Forschung
ist das Instrument der Fokusgruppe. Im Gegensatz zu typischen qualitativen
Einzelinterviews handelt es sich bei einer Fokusgruppe um eine moderierte und
fokussierte Diskussion einer Gruppe von Personen, die durch den gegenseitigen
Austausch und die Konfrontation mit Wahrnehmungen, Meinungen und Ideen anderer
Diskussionsteilnehmer ein deutliches Plus an Informationen bieten soll als eine
nacheinander
durchgeführte
Mehrzahl
an
Einzelinterviews.
Gruppendynamische
Prozesse sollten zu einer intensiveren Auseinandersetzung der Teilnehmer mit dem
interessierenden Gegenstand führen, da die Mitglieder einer Fokusgruppe einerseits
ihre eigenen Meinungen gegenüber anderen Teilnehmern begründen müssen bzw.
sich durch das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Wahrnehmungen und Ansichten
gegenseitig befruchten können. Dieser gegenseitige Austausch sollte zu einer
Vertiefung der individuellen Überlegungen führen, wichtige zentrale Aspekte sollten
daher klarer und deutlicher zu Tage treten als es in Einzelinterviews der Fall ist.
Gleichzeitig führt die Gruppensituation dazu, dass emotionale Reaktionen der
Teilnehmer, die in einem Einzelgespräch nicht auftreten würden, sichtbar werden,
Reaktionen, die spontan und damit ehrlich geäußert werden. Damit wird dem
Auftraggeber ein sehr tiefgehender Einblick in die Denkweise der Mitglieder einer
Fokusgruppe vermittelt, wie es sonst kaum möglich ist.
Gleichzeitig darf aber nicht übersehen werden, daß trotz der Eleganz und Vielzahl an
positiven Aspekten dieser Ansatz auch maßgebliche Schwächen bzw. Restriktionen in
sich birgt: Wie alle qualitativen Techniken unterliegt er der Auswertung und
Interpretation des Forschers. Zusätzlich nimmt der Moderator der Fokusgruppe einen
zentralen Platz ein und kann daher starken, u.U. auch negativen Einfluß auf Verlauf
und Inhalt der Gruppendiskussion ausüben. Dominierende Teilnehmer können, wenn
der Moderator nicht in der Lage ist, für einen Ausgleich und daher für eine
Berücksichtigung aller Teilnehmer zu sorgen, die Richtung und Schwerpunkte der
Diskussion beeinflussen bzw. andere Diskussionspartner verunsichern, was dazu
führt, daß bestimmte Aspekte des interessierenden Gegenstandes gar nicht erst zur
Sprache gebracht werden. Daß darüber hinaus die Ergebnisse nicht repräsentativ und
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27
damit ungeeignet für Projektionen auf die Gesamtpopulation sind, sollte sich von
selbst verstehen. Da Fokusgruppen-Teilnehmer in der Vielzahl der Fälle über
"convenient sampling" ausgewählt werden, kann es auch zu einer Verzerrung der
Ergebnisse kommen. Daher sollte auch von allen Versuchen einer Quantifizierung von
Fokusgruppenergebnissen
(in
der
Form
von
prozentuellen
Angaben)
Abstand
genommen werden.
Aufgrund dieser Restriktionen ergibt sich für das Instrument der Fokusgruppe ein
erheblich eingeschränktes Einsatzgebiet, nicht alle interessierenden Sachverhalte
lassen sich abbilden:
Prinzipiell eignen sich Fokusgruppen zur Generierung von Ideen durch Externe.
Ebenso ist es denkbar, Ansprüche und Erwartungen über solche Gruppendiskussionen
herauszufiltern,
die
dann
in
quantitativ
ausgerichteten
Untersuchungen
an
repräsentativen Stichproben abgetestet werden.
(Ein weiteres Einsatzgebiet stellt der Bereich der Werbung dar. Fokusgruppen können
zur
Generierung
positionierungsrelevanter
Themen
für
Werbekampagnen
herangezogen werden.) Bei allen Aspekten der Beschreibung eines aktuellen
Zustandes oder repräsentativen Überprüfung der Akzeptanz neuer Ideen sollten
Fokusgruppen
nur
mit
äußerster
Vorsicht
und
maximal
als
explorative
Voruntersuchung zur Generierung zentraler Dimensionen, die dann in quantitativ
orientierten Untersuchungen zum Einsatz gelangen können, eingesetzt werden.
Ablauf einer Fokusgruppe
Folgende Schritte sind bei der Planung einer Fokusgruppe zu berücksichtigen:
1. Auswahl der Teilnehmer:
Die Auswahl der Teilnehmer richtet sich prinzipiell nach der Art der interessierenden
Fragestellung. Da von vornherein aber keine Ansprüche an die Repräsentativität der
Ergebnisse gestellt werden können, ist ein Convenient Sample in den meisten Fällen
vollkommen ausreichend. Dennoch sind folgende
Punkte dabei unbedingt
zu
berücksichtigen:
> die Teilnehmer sollten ein ausreichendes Maß an Interesse und Involvement
bezüglich des interessierenden Gegenstandes mitbringen,
> die Teilnehmer sollten sich auf der einen Seite durch ein gewisses Ausmaß an
Homogenität, andererseits aber auch durch genügend große Unterschiede, um die
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28
Diskussion unterschiedlicher Meinungen und Ansichten zu ermöglichen. Homogenität
sollte sich daher auf Beruf,
Ausbildung, best. soziodemographische Kriterien, etc.
beziehen, denn gerade auf diesen Dimensionen können zu große Unterschiede zu
Verständigungsund Verständnisproblemen führen. Es empfiehlt sich auch nicht,
mehrere unterschiedliche Gruppen in eine Fokusgruppe zu nehmen, denn obwohl hier
zumindest mehrere Teilnehmer jeweils einer Gruppe zugeordnet werden können, sind
die Unterschiede in vielen Fällen doch zu groß, um tiefgehende Diskussionen zu
gewährleisten. In solchen Fällen empfiehlt sich vielmehr die Abhaltung einer ganzen
Serie von Fokusgruppen, jeweils mit Teilnehmern unterschiedlicher Austauschpartner.
> Nicht empfehlenswert ist die Aufnahme von Ehepaaren oder befreundeten Personen
in ein und die selbe Fokusgruppe. Aufgrund der engen persönlichen Beziehungen
kann die Tendenz zu starker Gleichförmigkeit entstehen, sodas de facto die Anzahl
der diskutierenden Teilnehmer reduziert wird.
> Bezüglich der Anzahl oder Größe der Fokusgruppe streuen die Empfehlungen relativ
breit. Meist wird aber eine Obergrenze von 10 Personen genannt, da ansonsten eine
professionelle Moderation kaum mehr gewährleistet werden kann und andererseits
auch mit jedem zusätzlichen Teilnehmer die verfügbare Redezeit pro Person so stark
reduziert wird, dass es kaum mehr möglich wird, intensive und damit zeitlich längere
Diskussionsbeiträge zuzulassen. Zu lange erzwungene Redepausen können darüber
hinaus dazu führen, dass einzelne Personen quasi "verstummen". Generell gilt: Je
mehr jeder einzelne Teilnehmer an Erfahrung mit dem interessierenden Gegenstand
mitbringt, umso kleiner kann die Fokusgruppe sein.
Bei der Auswahl der Teilnehmer ist die Verwendung einer Checkliste sehr hilfreich.
Damit soll sichergestellt werden, dass die ausgewählten Personen auch wirklich die
Merkmale erfüllen, die im Vorfeld als wichtige, den Untersuchungsgegenstand
beeinflussende Kriterien ermittelt worden sind. Im Rahmen von Telefoninterviews
oder persönlichen Gesprächen werden dann in Frage kommende Personen auf ihre
"Brauchbarkeit" hinsichtlich der gewählten Kriterien geprüft.
2. Örtlichkeit und Dauer einer Fokusgruppe:
Idealerweise werden Fokusgruppen an einem unabhängigen Ort (Seminarhotel oder
ähnliches) abgehalten, um keine unnötigen Berührungsängste der Teilnehmer
aufzubauen.
Um
Moderation
und
anschließende
Auswertung
zu
vereinfachen,
www.skriptenforum.net/psychologie
29
empfiehlt es sich - bei voriger Information der Teilnehmer - die Gruppendiskussion
zumindest
auf
Kassetten
ermöglicht
darüber
hinaus
aufzunehmen,
die
Analyse
eine
der
Aufzeichnung
Körpersprache
auf
Videokassette
und
emotionaler
Reaktionen.
Die Dauer einer Fokusgruppe kann je nach Intensität und Anzahl der Teilnehmer
relativ stark variieren, es zeigt sich jedoch immer wieder, dass nach etwa 2 bis 2.5
Stunden die "Kondition" der Teilnehmer wie auch des Moderators ziemlich erschöpft
ist. Dabei sollte aber darauf geachtet werden, dass nicht zu sklavisch auf solch einen
Zeitplan geachtet wird: es mag Fälle geben, in welchen selbst nach 3 Stunden noch
intensiv über neue Aspekte diskutiert wird und es wenig Sinn machen würde,
frühzeitig abzubrechen. Und es mag durchaus auch vorkommen, dass die Diskussion
bereits nach etwas mehr als 1 Stunde auf der Stelle tritt und keine wesentlich neuen
Aspekte mehr auftauchen. Ständiges Nachbohren könnte hier unter Umständen sogar
zu Reaktanz auf der Seite der Teilnehmer führen. (Getränke und kleine Imbisse
wiederum lockern auf der einen Seite die Atmosphäre auf, verschleiern auch den
förmlichen Charakter einer solchen Diskussion, auf der anderen Seite stören sie den
Ablauf einer Fokusgruppe praktisch überhaupt nicht.)
3. Der Moderator:
Der Erfolg einer Fokusgruppe liegt, neben der Auswahl der richtigen Teilnehmer, zu
einem Gutteil beim Moderator der Gesprächsrunde. Er muss in der Lage sein, eine
entspannte und angenehme Atmosphäre aufkommen zu lassen, damit für die
Teilnehmer
nicht
der
Eindruck
einer
"Prüfungssituation"
entsteht
und
damit
Diskussionsängste aufkommen. Daher wird im Rahmen von sog. Aufwärmrunden
versucht, die Atmosphäre durch gegenseitiges Kennen lernen und ein erstes
vorsichtiges Annähern an das Thema aufzulockern. Auf diese Weise werden
Hemmungen der Teilnehmer langsam abgebaut und die Diskussion immer starker auf
das eigentliche Kernthema konzentriert. Flexible Moderatoren sind dabei in der Lage,
die Diskussion immer wieder auf zentrale Themen zurückkehren zu lassen und
gleichzeitig die unterschiedlichen Auffassungen der einzelnen Diskussionspartner
abzuklären und zu vertiefen. Im Mittelpunkt seiner Arbeit sollte das Zuhören sowie die
Leitung der Diskussion stehen, eigene Ansichten und Meinungen zum Thema sind
eher fehl am Platze da sie die Teilnehmer zu stark in eine bestimmte Richtung lenken
www.skriptenforum.net/psychologie
30
könnten. Das Ziel des Moderators sollte es sein, die Teilnehmer zu umfassenden und
detaillierten Statements zu veranlassen bzw. einzelne Aussagen immer weiter zu
vertiefen,
umso
ein
möglichst
detailliertes
Bild
der
dahinter
liegenden
Bedeutungsstrukturen zu erhalten. Die Fragen, derer sich der Moderator im Verlaufe
einer solchen Diskussion bedient, sollten dem Ziel, einen möglichst umfassenden
Einblick in die Gedankenwelt der Teilnehmer zu erhalten, Rechnung tragen und daher
so offen wie möglich gestellt werden.
Folgende Abbildung zeigt häufig eingesetzte Fragestellungen:
Idealtypische Fragen für Fokusgruppen: (Bereich Marketing)
> Was würden Sie ihrem besten Freund über dieses Produkt/Idee/etc. erzählen?
> Stellen Sie sich einmal vor, dieses Produkt könnte sprechen. Was würde es über
sich selbst erzählen?
> Stellen Sie sich vor, Sie sind für einen Tag Vorstand dieses Unternehmens. Welche
Handlungen würden Sie sofort setzen ? Was würde sich dadurch Ihrer
Meinung nach im Betrieb verändern?
> Gibt es 5 positive/negative Aspekte zu diesem Produkt ? Können Sie mir diese
nennen, ganz egal wie klein oder wichtig sie sind?
4. Auswertung und Reporting:
Audio- oder gar Video-Aufzeichnungen der Diskussion ermöglichen ein genaues
Analyse und Auswerten einer Fokusgruppe. Eine genaue Abschrift der gesamten
Diskussion stellt dabei den Ausgangspunkt dar. Auf Basis dieses Transkripts lassen
sich relevante Kategorien der interessierenden Fragestellung bilden und damit
themenzentrierte Auswertungen und Berichte erstellen. Notizen der Moderatoren
sowie Eindrücke der Videoaufnahmen können das so entstandene Bild weiter
abrunden und vertiefen. Im Falle einer ganzen Serie von Fokusgruppen zum selben
Thema empfiehlt es sich, zumindest die Auswertungen getrennt vorzunehmen und
erst im Bericht das Gesamtergebnis darzustellen. Aber auch hier sollte der Kontext in
Form der jeweils spezifischen Fokusgruppe, in der eine bestimmte Kategorie
aufgetaucht ist, immer klar ersichtlich sein. Im Reporting sollte jede Art des
"Köpfezählens" vermieden werden, um nicht unnötigerweise eine defacto keinesfalls
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31
vorhandene Repräsentativität zu suggerieren und damit zu vorschnellen Projektionen
auf die Grundgesamtheit zu verleiten.
Folgende Aspekte verdienen in der Auswertungsphase größte Aufmerksamkeit:
A: Welche Bedeutung steckt hinter einzelnen Aussagen? Nicht alle verstehen bspw.
unter kompetenter Beratung das gleiche.
B: Achtung auf den Kontext, in welchem eine Aussage fällt. Ist ein Statement
Ergebnis einer offenen Frage oder wird es aufgrund einer Nennung eines anderen
Teilnehmers gemacht.
C: Achtung auf individuelle Konsistenz verschiedener Aussagen ein und derselben
Person.
D:
Berücksichtigung
der
Anzahl
und
Ausführlichkeit
best.
angeführter
Diskussionspunkte. Kehrt die Diskussion immer wieder auf ein paar damit zentrale
Themen zurück, nehmen dabei alle Teilnehmer intensiv teil oder beschränken sich die
Wortmeldungen nur auf ein paar wenige Gruppenmitglieder.
E: Berücksichtigung der (emotionalen) Intensität der Aussagen. Insbesondere
Audiound Videoaufzeichnungen sind hier sehr hilfreich, weil gerade ein veränderter
Tonfall, häufig wechselnde Sitzpositionen, ein Anheben der Stimme, Unterbrechen
anderer Teilnehmer etc. auf solche emotionalen Reaktionen hinweisen.
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32
Fokusgruppen
Fokusgruppen sind moderierte Gruppendiskussionen, an denen acht bis zwölf Personen
teilnehmen.
Mit Fokusgruppen können Argumentationslinien, Kommunikationsstrategien, aber auch
Werbemittel getestet werden. Sie geben weniger über die Verteilung von Einstellungen in der
Bevölkerung Auskunft als über deren Einbettung in einen kommunikativen Kontext. Besonders
eignen sich Fokusgruppen, wenn es darum geht herauszufinden, warum welche Argumente
ziehen, weil beobachtet werden kann, wie sie in einem Kleingruppenkontext wahrgenommen
und
verarbeitet
werden.
Darüber hinaus ist eine wesentliche Funktion von Fokusgruppen die Ideengewinnung und das
explorative Sondieren von Einstellungen und Erwartungen, wodurch sich wertvolle Hinweise
für eine mögliche weiterführende quantitativ-empirische Arbeit ergeben können.
Neben der beschriebenen Art der Fokusgruppen gibt es auch die Möglichkeit, Fokusgruppen
online durchzuführen. Diese Methode hat den Vorteil, dass die TeilnehmerInnen über weitere
Entfernungen hinweg via Internet an der Fokusgruppe teilnehmen können und somit die
Anreise
wegfällt,
was
Zeit
und
Kosten
sparen
hilft.
Die Online-Fokusgruppe wird von einem Moderator geleitet, die TeilnehmerInnenzahl sollte
neun Personen nicht überschreiten. Die Kommunikation kann mit der eines sogenannten
„chats“ verglichen werden.
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33
Inhaltsanalyse
Die Inhaltsanalyse ist eine empirische Methode zur systematischen, intersubjektiv
nachvollziehbaren Beschreibung inhaltlicher und formaler Merkmale von Mitteilungen. Das Ziel
besteht darin, anhand der Textmerkmale Schlussfolgerungen (Inferenzen) über den Text,
seinen Produzenten oder den Empfänger einer
Mitteilung zu formulieren.
Seite 2
• Formal-deskriptive Analysen befassen sich mit den formalen Aspekten eines Textes.
(Bsp.: Berechnung von Indizes zur rel. Häufigkeit bestimmter Zeichen oder
Zeichenkombinationen
• Diagnostische Analysen richten die Aufmerksamkeit auf die Beziehung zwischen Sender
und Mitteilung. Was möchte der Produzent (Autor, Redaktion usw.) mitteilen und bewirken.
Welche Werte fließen in den Text ein, welche Werte repräsentiert der Sender?
• Prognostische Inhaltsanalysen beziehen sich auf die Erforschung der Wirkungen von
Mitteilungen bei den Rezipienten. Wie reagieren die Empfänger auf eine Mitteilung? Verändern
Werbetexte das Konsumentenverhalten?
• Vergangenheitsbezug: Auch die Untersuchung von Materialien, die in der Vergangenheit
produziert wurden, ist möglich.
• Sozialer Wandel: Der Wandel sozialer Werte ist mit der Inhaltsanalyse
gut erforschbar.
• Nicht-Reaktivität: Datenerhebungsmethode, die im Zuge ihrer Durchführung keinerlei
Einfluss auf die untersuchten Personen, Ereignisse oder Prozesse ausüben.
Hauptvorteile der Inhaltsanalyse:
Beobachtung
• Die Beobachtung ist in der Sozialwissenschaft eine Form der Datenermittlung. Sie bezieht
sich auf "konkretes Verhalten, auf Handeln und symbolisches Interagieren von Menschen in ...
sozialen Situationen". (MAYNTZ/HOLM/HÜBNER, 1978: 87)
• Der Begriff Beobachtung bezeichnet "im Alltag und in der Wissenschaft die gezielte visuelle
Wahrnehmung sozialer Situationen und Vorgänge". (ATTESLANDER,1993:93)
Grundfragen der Beobachtung:
• Was soll beobachtet werden?
• Wie soll beobachtet werden?
• In welcher Form kann das Beobachtete aufgezeichnet werden?
Alltagsbeobachtung – Wissenschaftliche Beobachtung Seite 6
Beobachtungsformen
• Teilnehmende - nicht teilnehmende Beobachtung
• Offene - verdeckte Beobachtung
• Feldbeobachtung - Beobachtung im Labor
• Unstrukturierte - strukturierte Beobachtung
Grundkonzepte der Inhaltsanalyse
Die folgenden Grundgedanken inhaltsanalytischer Vorgehensweise erscheinen uns zentral auch
für die Entwicklung einer qualitativen Inhaltsanalyse:


Einordnung in ein Kommunikationsmodell: Hier soll festgelegt werden, was das Ziel der
Analyse ist, Variablen des Textproduzenten (dessen Erfahrungen, Einstellungen,
Gefühle), der Entstehungssituation des Materials, des soziokulturellen Hintergrunds,
der Wirkung des Textes.
Regelgeleitetheit: Das Material wird, einem inhaltsanalytischen Ablaufmodell folgend, in
Analyseeinheiten zerlegt und schrittweise bearbeitet.
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
34
Kategorien im Zentrum: Die Analyseaspekte werden in Kategorien gefasst, die genau
begründet
werden
und
im
Laufe
der
Auswertung
überarbeitet
werden
(Rückkopplungsschleife).
Gütekriterien: Das Verfahren will prinzipiell nachvollziehbar sein, seine Ergebnisse im Sinne
eines Triangulationsansatzes mit anderen Studien vergleichbar machen und auch
Reliabilitätsprüfungen einbauen. Zur Bestimmung der Interkoderreliabilität werden allerdings
nur ins Projekt eingearbeitet Kodierer eingesetzt, auch argumentative Elemente eingebaut
(Kann ich den Erstkodierer von der Angemessenheit meines abweichenden Auswertungsurteils
überzeugen?) und die Ansprüche an Übereinstimmung heruntergeschraubt (COHENS Kappa
über 0.7 als ausreichend). [7]
Beobachtungsformen – Zusammenfassung (nach LAMNEK, 1995: 254)
• Die wissenschaftliche Beobachtung unterscheidet sich von der alltäglichen dadurch, dass sie
systematisch geplant, aufgezeichnet und analysiert wird und den Kriterien der Zuverlässigkeit
und Gültigkeit genügen muss.
• Die strukturierte oder standardisierte Beobachtung arbeitet mit vorab fixierten
Beobachtungskategorien, die als Raster auf das zu beobachtende Verhalten angelegt werden,
während die unstrukturierte Beobachtung offen für die Verhältnisse und deren Entwicklungen
im sozialen Feld ist.
• Bei der offenen Beobachtung ist den Beobachteten die Tatsache des Beobachtens bekannt,
während bei der verdeckten Beobachtung die Forschungsabsicht verheimlicht wird.
• Bei der teilnehmenden Beobachtung begibt sich der Forscher in das soziale Feld, wird Teil
desselben und beobachtet aus dieser Rolle heraus.
Bei der nicht teilnehmenden Beobachtung wird das Feld von außen durch den Forscher
beobachtet.
• Der Partizipationsgrad der Teilnahme im beobachteten sozialen Feld kann von aktiver bis zu
passiver Teilnahme variieren.
• Die Feldbeobachtung erfolgt in natürlichen Alltagssituationen der Beobachteten, während die
Laborbeobachtung in einem künstlich geschaffenen Umfeld vorgenommen wird.
Sozialwissenschaftliche Befragung
Die Befragung ist eine Kommunikation zwischen zwei oder mehreren Personen. Durch verbale
Stimuli (Fragen) werden verbale Reaktionen (Antworten) hervorgerufen. Das Ziel einer
Befragung besteht einerseits in der Deskription und andererseits in der Entdeckung und/oder
Prüfung von Zusammenhängen. Es werden zwar individuelle Daten gesammelt, für die
Sozialforschung sind aber die nach Typen oder Gruppen zusammengefassten Ergebnisse von
besonderem Interesse. Mit dem Mittel der Befragung wird nicht soziales Verhalten insgesamt,
sondern lediglich verbales Verhalten erfasst.
Arten von Befragungen
nach der Kommunikationsart
• mündlich
• schriftlich
• telefonisch
nach dem Standardisierungsgrad
• nicht standardisiert
• halbstandardisiert
• standardisiert
nach der Art der Durchführung
• Einzelbefragung
• Gruppeninterview
nach der Häufigkeit
• einmalige Befragung (Querschnittsanalyse)
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35
• mehrmalige Befragung (Längsschnittanalysen, Panel- und
Trendanalysen)
Standardisierung
- kann sich beziehen auf die:
• Frageformulierung
• Antwortmöglichkeiten
• Fragenreihenfolge
• Interviewsituation
Bei geringerer Standardisierung ist die Vergleichbarkeit der erhobenen Daten eingeschränkt.
Z.B.: Sind unterschiedliche Antworten auf unterschiedliches Interviewerverhalten,
unterschiedliche verbale Fertigkeiten, unterschiedliche Aufmerksamkeit etc. zurückzuführen?
Befragungsformen (Überblick) Seite 14
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36
Qualitative Interviews
Als qualitative Interviews werden i.d.R. jene bezeichnet, die...
- nicht oder teilstandardisiert sind,
- in mündlicher Kommunikationsform erfolgen und
- ausschließlich offene Frageformulierungen verwenden.
Die Erhebung erfolgt zumeist nicht an größeren, und repräsentativen Stichproben sondern
häufiger an theoretisch ausgewählten Fällen. Arten: Narratives Interview, Leitfadeninterview,
...
Standardisierte Befragung
Mündliche oder schriftliche Befragung mittels eines standardisierten Fragebogens. Bei einem
völlig strukturierten Interview werden alle Fragen mit vorgegebenen Antwortkategorien in
festgelegter Reihenfolge gestellt. Im Idealfall sollten die Antwortreaktionen (und damit die
Daten) unabhängig davon sein, wer das Interview
durchführt bzw. auswertet. Voraussetzung ist ein erhebliches Vorwissen über die zu
erforschende soziale Situation.
Seite 18
Zentralität
"Unter Zentralität ist zu verstehen einerseits der Grad der Betroffenheit, andererseits der
Bezug zu wesentlichen existenziellen Überzeugungen und Glaubensvorstellungen".
(Atteslander 1993, 140)
Beispiel geringe Zentralität: "Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Leben?" "Wie religiös sind sie?"
Seite 19,20
Quellen der Antwortverzerrung
• Befragtenmerkmale
(soziale Wünschbarkeit, „Meinungslosigkeit“, systematische Antwortmuster...)
• Fragenmerkmale
(Formulierung, Antwortkategorien, Suggestivfragen, Fremddimensionen, Positionseffekte...)
• Merkmale des Interviewers/der Interviewsituation
(Geschlecht, Kleidung, Alter, Anwesenheit Dritter, Fälschung von Interviews.....)
Interviewerverhalten /Situationskonstrolle
Interviewer sollten geschult werden und sollten das Instrument in gleicher Weise anwenden.
Die Befragungssituationen sollten weitgehend gleichartig gehalten werden.
Einige Richtlinien zur Frageformulierung
Fragen
- Einfache Wortwahl (allg. verständlich, keine Fachausdrücke, Abkürzungen, ...)
- keine Suggestion
- keine Stereotype
- Vermeiden hypothetischer Fragen
- keine doppelte Verneinung
- keine Überforderung
- Eindimensionalität
Antwortmöglichkeiten
- Symmetrie der Ausprägungen
- Eindimensionalität der Ausprägungen
- disjunkt, erschöpfend, präzise
Fragebogen-Dramaturgie
• Interesse für das Thema durch gute „Eisbrecherfragen“ wecken.
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•
•
•
•
•
•
37
Fragebögen in Themenblöcke untergliedern
Chronologisch sinnvolle Abfolge
Überleitungen formulieren (ev. "trichtern")
Einsatz von Filterfragen um unnötige Fragen zu vermeiden
"Schwierige" Fragen in die Mitte des Fragebogens
"Sensible" und demografische Fragen an den Schluss
Standardisierte Befragung
Arbeitsschritte:
1. Formulierung der Fragestellung
2. Auflösen des Forschungsgegenstands in ein Modell operationalisierbarer Variablen
3. Einsatz explorativer Techniken um das Primärwissen über den Gegenstand zu
erweitern
4. Fragebogenkonstruktion
5. Pretest
6. Stichprobenkonstruktion
7. Durchführung der Befragung
8. Aufbereitung der gewonnen Daten
9. Auswertung
10. Bericht
Seite 26
a) Zusammenfassende Inhaltsanalyse
will das Material so reduzieren, dass die wesentlichen Inhalte erhalten bleiben, aber ein
überschaubarer Kurztext entsteht. Das Verfahren bietet sich immer dann an, wenn man nur
an der inhaltlichen Ebene des Materials interessiert ist und eine Komprimierung benötigt
(Mayring 2000, 472). [Arbeitsschritte Paraphrasierung; Generalisierung auf das gewählte
Abstraktionsniveau; Reduktion 1: Beseitigung von Redundanzen im Interview; Reduktion 2:
fallübergreifende Zusammenfassungen]
b) Explizierende Inhaltsanalyse
will das Gegenteil der zusammenfassenden Analyse: Zu einzelnen unklaren Textbestandteilen
soll zusätzliches Material herangezogen werden, um die Textstellen verständlich zu machen.
Grundgedanke: systematisches, kontrolliertes Sammeln von Explikationsmaterial (Mayring
2000,473).[Arbeitsschritte
lexikalisch-grammatikalische
Definition;
Bestimmung
des
Explikationsmaterials; enge Kontextanalyse mit direkter Beziehung zur Textstelle; weite
Kontextanalyse; explizierende Paraphrase; Überprüfung]
c) Strukturierende Inhaltsanalyse
ist die zentralste inhaltsanalytische Technik. Sie will bestimmte Aspekte aus dem Material
herausfiltern, will unter vorher festgelegten Ordnungskriterien einen Querschnitt durch das
Material legen oder das Material unter bestimmten Kriterien einschätzen. (Mayring 2000, 473).
>formale Strukturierung:
nach formalen Strukturierungsgesichtspunkten kann eine innere Struktur herausgearbeitet
werden
>inhaltliche Strukturierung:
Material kann zu bestimmten Inhaltsbereichen extrahiert und zusammengefaßt werden
>typisierende Strukturierung:
man kann auf einer Typisierungsdimension nach markanten Ausprägungen im Material suchen
und diese genauer beschreiben
>skalierende Strukturierung:
das Material kann nach Dimensionen in Skalenform eingeschätzt werden
qualitative Inhaltsananlyse:
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38
Qualitative Erhebungsmethoden bieten umfassende Möglichkeiten, über einen wenig
erforschten Bereich Wissen zu erwerben bzw. vorhandenes Wissen zu vertiefen. Qualitative
Methoden können in der Forschung sehr vielfältig eingesetzt werden:





Ideengewinnung und exploratives Sondieren
Erkunden von Detailwissen (z.B. Experteninterviews)
Erforschung von Argumentationsmustern und -ketten
Erhebung spezifischer sprachlicher Ausdrucksformen zu einem Bereich
Erforschung von Reaktionen auf Stimuli (z.B. auf Begriffe, Artikel, Produkte etc.)
Häufig werden qualitative Erhebungen als Vorbereitung von oder in Kombination mit
quantitativen Umfragen eingesetzt.
Mittels der Methode der Inhaltsanalyse werden Texte und Bilder, aber auch TV- und Radiosendungen einer
quantitativen oder qualitativen Analyse unterzogen. Insbesondere werden oft Gruppendiskussionen zum Gegenstand
von Inhaltsanalysen.
Dabei werden Kommunikationsinhalte jeder Art nach festgelegten Regeln in Kategorien klassifiziert. In dieser
konventionellen Inhaltsanalyse wird mit erfahrenen und geschulten Kodierkräften gearbeitet.
Die qualitative Inhaltsanalyse bezieht auch Kommunikationsinhalte, die nicht explizit ausgesprochen werden, in die
Analyse ein. Durch eine systematische Interpretation wird die inhaltliche Bedeutung von Aussagen ermittelt, ohne das
Material auf quantifizierbare Aussagen zu reduzieren.
Bei der Analyse von explorativen Einzelinterviews und Gruppendiskussionen wird zumeist das Instrumentarium der
qualitativen Inhaltsanalyse eingesetzt. Die meisten Verfahren der herkömmlichen ("quantitativen") Inhaltsanalyse
beruhen darauf, das (teilweise: gemeinsame) Auftreten bestimmter Worte zu erfassen, zu quantifizieren und zu zählen.
Es kann aber auch um andere Textmerkmale gehen, etwa grammatikalische Konstruktionen, rhetorische Wendungen.
Fast noch mehr als bei anderen sozialwissenschaftlichen Verfahren ist hier der Gegensatz zwischen
"qualitativen" und "quantitativen" Verfahren tendenziell nur scheinbar: Insoweit Inhaltsanalysen nicht
ausschließlich im Zählen von Worten, Satzkonstruktionen etc. bestehen, kommt auch eine quantitative
Analyse nicht ohne qualitative Elemente aus, ja hat diese fast stets zur Voraussetzung. Daher geht es
meist nur um unterschiedliche Akzentsetzungen: Qualitative Analysen versuchen, den Prozeß des
Verstehens bzw. der hermeneutischen Analyse und der Explikation von Sinn möglichst umfassend
nachzuvollziehen, während quantitative Analysen eher versuchen, die erfaßten Sinngehalte in Form von
Häufigkeiten bzw. Assoziationsmustern auszuwerten, um so zu statistisch analysierbaren Vergleichen,
Trendmustern etc. zu kommen.
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39
Kategorie
Definition
Ankerbeispiele
K1: hohes
Selbstvertrauen
Hohe
subjektive
Gewissheit,
mit
der
Anforderung gut fertig
geworden zu sein, d.h.
Sicher
hats
mal
ein
Problemchen gegeben, aber
das
wurde
dann
halt
ausgeräumt, entweder von mir
die Einsicht, oder vom
- Klarheit über die Art der Schüler, je nachdem, wer den
Anforderung und deren Fehler gemacht hat. Fehler
macht ja ein jeder.
Bewältigung,
Kodierregeln
Alle drei Aspekte der
Definition müssen in
Richtung
hoch
weisen, es soll kein
Aspekt
auf
nur
mittleres
Selbstvertrauen
schließen
lassen
Positives, Ja klar, Probleme gabës
Kodierung
hoffnungsvolles
Gefühl natürlich, aber zum Schluß Sonst
beim Umgang mit der hatten wir ein sehr gutes mittleres S.
Verhältnis, hatten wir uns
Anforderung,
zusammengerauft.
Überzeugung,
die
Bewältigung
der
Anforderung selbst in der
Hand gehabt zu haben.
teilweise
oder Ich hab mich da einigermaßen
K2:
mittleres Nur
Selbstvertrauen schwankende Gewissheit, durchlaviert, aber es war oft
mit der Anforderung gut eine Gratwanderung.
fertig geworden zu sein
Mit der Zeit ist es etwas
besser geworden, aber ob das
an mir oder an den Umständen
lag. Weiß ich nicht.
Wenn nicht alle drei
Definitionsaspekte auf
hoch oder niedrig
schließen lassen
K3:
niedriges Überzeugung, mit der
schlecht
Selbstvertrauen Anforderung
fertig geworden zu sein,
d.h.
Alle drei Aspekte
deuten auf niedriges
Selbstvertrauen, auch
keine Schwankungen
erkennbar
- wenig Klarheit über die
Art der Anforderung,
negatives,
pessimistisches
Gefühl
beim Umgang mit der
Anforderung,
Überzeugung,
Umgang
mit
den
der
das hat mein Selbstvertrauen
getroffen; da hab ich gemeint,
ich bin eine Null &endash;
oder ein Minus.
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Anforderung nicht selbst
in der Hand gehabt zu
haben.
40
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41
Die Transkription als die verschriftlichte Aufzeichnung von Audioaufnahmen oder
audiovisuellen Aufnahmen zur Gesprächsanalyse folgt bestimmten Prinzipien und Kriterien.
Weil das Standard-Schriftsystem für die verschriftlichte Analyse sprachlicher Interaktionen
nicht ausreicht, wurden vielerorts unterschiedliche Transkriptionssysteme entwickelt, die auf z.
T. sehr verschiedenen Notationskonventionen beruhen. Die beiden wichtigsten Formen der
Transkription sind: Partiturnotation und Textnotation
Die Partiturnotation bzw. Partitur-Schreibweise ist in der deutschen Gesprächslinguistik weit verbreitet (z.B. HIAT
= Halbinterpretative Arbeitstranskription). Dabei wird analog zur Notendarstellung in einem Musikstück verfahren, bei
der die in verschiedenen Notenzeilen übereinander stehenden, in einem Akkord zusammengefassten Noten gleichzeitig
gespielt werden müssen. Denn bei der Notation von Gesprächen werden analog dazu die gleichzeitig stattfindenden
Kommunikationsereignisse in parallel zu lesenden, untereinander angeordneten Zeilen festgehalten. (am Rand der Zeile
angebrachte Klammern zusätzlich signalisiert, welche bzw. wie viele Zeilen parallel zu lesen). Dadurch kann der
gesprochene Text in einer eigenen Zeile notiert werden und die Zeilen darüber und darunter können Angaben zu den
nonverbalen Bestandteilen der Kommunikation enthalten. Die Vorteile der Partiturnotation liegen auf dem Gebiet der
übersichtlichen Darstellung interaktiver Strukturen. Sind Partitursysteme jedoch schwerer lesbar. (vgl. Brinker/Sager
1989, S.41)
Die Textnotation
Bei der Textnotation werden die Beiträge der einzelnen Sprecher in einzelnen Textblöcken untereinander notiert. Vor
jeden dieser Textblöcke wird die anonymisierte Bezeichnung für den jeweiligen Sprecher, die Sprechersigle,
festgehalten. Mit den Transkriptionskonvention des Gesprächsanalytischen Transkriptionssystems (GAT) und ihren
Grundsätzen und Kriterien hat die Textnotation wieder eine weite Verbreitung gefunden.
Regeln für die Verschriftlichung (Transkription) mündlicher Kommunikation.
Je nach Ziel und Zweck der Analyse können relativ einfache (und damit vereinfachende), aber auch sehr komplexte T.
zum Einsatz kommen. Wichtige Merkmale, die in T. berücksichtigt werden können, sind u. a.:
Lautgestalt (soll das gesprochene Wort in der Hochsprache transkribiert, soll
gegebenenfalls Dialekt angedeutet, oder soll eine exakte Lautschrift verwendet
werden?);
Anschlüsse (z. B. Überlappungen zwischen Äußerungen zweier oder mehrerer Sprecher);
Redepausen und gegebenenfalls deren (ungefähre oder exakte) Länge;
Lautstärke (besonders leise oder besonders laut gesprochene Passagen);
Betonung;
Intonation (Steigen oder Sinken der Stimme);
Dehnungen;
Wortabbrüche (nur begonnene, aber nicht vollständig ausgesprochene Worte).
Weiterhin müssen u. U. erfasst bzw. gekennzeichnet werden:
Unverständliche oder nicht sicher verstandene Äußerungen;
Parasprachliche Äußerungen wie Lachen, Stöhnen etc.;
u. U. weitere Merkmale der Kommunikationssituation, die für ein Verstehen der
Äußerungen; (bzw. der Transkription) von Bedeutung sein können (z. B.: Hinzukommen
Dritter, Störungen durch externe Geräusche, u.v.a.m.).
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42
Anwendungsbeispiele
Hier sollen nun einige Anwendungsbeispiele qualitativer Inhaltsanalyse angeführt
werden, die die verschiedenen Vorgehensweisen verdeutlichen können.





Sandro VICINI (1993) hat 14 ausführliche offene Interviews mit ErziehungsberaterInnen
zu konkreten Behandlungsfällen geführt, um subjektive Beratungstheorien herauszufiltern.
Eine zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse zu 8 Hauptkategorien wurde
durchgeführt. Er konnte eine starke Therapeutisierung der Beratung, einen großen
Pluralismus der Beratungskonzepte und einen hohen Ausbildungsstand der BeraterInnen
belegen. [20]
Christa GERWIN (1994) hat eine offene Tagebuchstudie mit 21 LehrerInnen der
Sekundarstufe I über ihre täglichen Sorgen und Highlights durchgeführt und mit
zusammenfassender qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Sie konnte zeigen, dass das
Lehrerdasein von erheblichen Belastungen, von alltäglichem Ärger mit Kopiergeräten bis
hin zum Umgang mit erziehungsschwierigen Kindern, geprägt ist. [21]
Klaus BECK und Gerhard VOWE (1995) haben aus 25 einschlägigen Medienprodukten
(Texten aus Tageszeitung, Wochenpresse und Rundfunk) Argumentationsmuster zum
Thema Multimedia mit qualitativer Inhaltsanalyse herausgearbeitet. Durch eine
Kombination
induktiver
und
deduktiver
Verfahrensweisen
gelangten
sie
zu
Argumentationsmustern wie Euphorie, ökonomischem Optimismus, politischer Kritik bis hin
zu apokalyptischer Argumentation gegenüber der Multimediaentwicklung. [22]
Claudia DOLDE und Klaus GÖTZ (1995) haben 5 offene Interviews mit TeilnehmerInnen
eines innerbetrieblichen PC-Lernstudios an ihrem Arbeitsplatz durchgeführt und das
Material mit zusammenfassender und strukturierender qualitativer Inhaltsanalyse
bearbeitet, um ihr Lernvorgehen und die von ihnen gewählten Lernformen zu erheben.
Zeitliche Flexibilität der Lernform stellte sich dabei als Vorteil, Heterogenität der
Kursteilnehmer als Nachteil für das Lernen dar. [23]
Joachim BAUER et al. (1998) haben Lebensläufe von 21 Alzheimer-Patienten nach
gemeinsamen Merkmalen untersucht und mit einer Kontrollgruppe von 11 Patienten
vergleichbaren Alters mit vaskulärer Demenz verglichen. Die biographischen
Leitfadeninterviews wurden mit qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet und ergaben
gemeinsame Merkmale, die zu typischen biographischen Mustern (z.B. fürsorgliche
Bevormundung) der Alzheimer-Patienten zusammengefasst wurden. [24]
Diskussion KRITIKMit der qualitativen Inhaltsanalyse sind Verfahrensweisen systematischer
Textanalyse beschrieben worden, die Stärken der kommunikationswissenschaftlichen
Inhaltsanalyse
(Theoriegeleitetheit,
Regelgeleitetheit,
Kommunikationsmodell,
Kategorienorientiertheit, Gütekriterien) nutzen, um qualitative Analyseschritte (induktive
Kategorienentwicklung, Zusammenfassung, Kontextanalyse, deduktive Kategorienanwendung)
methodisch kontrolliert vollziehen zu können. Dadurch werden auch die Verbindungslinien zu
quantitativen Analyseschritten gezogen. [26]
Die Verfahrensweisen finden dort ihre Einschränkungen und Grenzen,
 wo entweder die Fragestellung offener, explorativer, variabler ist und der Bezug zu festen
Kategorien als Beschränkung erschiene, oder
 wo ganzheitlicherer, nicht zergliedernd-schrittweiser Analyseablauf angestrebt wird.
Allerdings lassen sich die beschriebenen Verfahrensweisen auch gut mit anderen qualitativen
Ansätzen kombinieren. Dabei sollte immer die Fragestellung der Studie und die Charakteristik
des zu untersuchenden Materials das Primat haben, nicht der Methode der Analyse. Deshalb
wäre es m.E. auch sinnvoller, Methodenfragen immer in Bezug auf bestimmte
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Gegenstandsfelder zu diskutieren (z.B. zur Krankheitsbewältigungsforschung vgl. MAYRING
1994b; zur Emotionsforschung vgl. SCHMITT & MAYRING 2000) und hier dann
methodenvergleichend (auch unter Einbeziehung quantitativer Ansätze) vorzugehen. [28]
Vorgehensweise qualitativer Inhaltsanalyse
Die oben aufgeführten Bausteine quantitativer Inhaltsanalyse sollen beibehalten werden, um
darauf qualitative Verfahren aufzubauen. Im Zentrum stehen dabei zwei Ansätze, induktive
Kategorienentwicklung und deduktive Kategorienanwendung (vgl. zum Folgenden und zu
weiteren Ansätzen MAYRING 2000). [8]
Induktive KategorienentwicklungDie Darstellungen zur klassische Inhaltsanalyse schweigen
sich zum Problem, woher denn ihre Kategorien kommen, wie sie entwickelt werden,
weitgehend aus: "How categories are defined ... is an art. Little is written about it."
(KRIPPENDORFF 1980, S.76) [9]
Im Rahmen qualitativ orientierter Ansätze ist aber gerade dies wichtig, die
Auswertungsaspekte nahe am Material, aus dem Material heraus zu entwickeln. Hier ist im
Rahmen qualitativer Inhaltsanalyse ein Prozedere induktiver Kategorienentwicklung
vorgeschlagen worden, das sich an systematischen Reduktionsprozessen orientiert, die im
Rahmen der Psychologie der Textverarbeitung (vgl. BALLSTAEDT, MANDL, SCHNOTZ &
TERGAN 1981; van DIJK 1980) beschrieben wurden. [10
Die einzelnen Schritte können hier nicht genauer ausgeführt werden. Grundgedanke ist, aus
der Fragestellung der Studie abgeleitet und theoretisch begründet ein Definitionskriterium
festzulegen, das bestimmt, welche Aspekte im Material berücksichtigt werden sollen, und dann
schrittweise das Material danach durchzuarbeiten. Die entwickelten Kategorien werden in einer
Rückkopplungsschleife überarbeitet, einer Reliabilitätsprüfung unterzogen, und können später
auch zu Überkategorien zusammengefasst und je nach Fragestellung auch nach quantitativen
Aspekten ausgewertet werden. [12
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