Dr.-Karl-Kummer-Institut für Sozialreform, Sozial- und Wirtschaftspolitik in der Steiermark Obmann: Ass.Prof. Dr. Klaus Poier Institut für Öffentliches Recht Universitätsstraße 15/C3, A-8010 Graz Email: [email protected]; Tel.: 0664/4420269 Pressekonferenz mit Landeshauptmann-Stv. Hermann Schützenhöfer Dr. Josef Taus Obmann des Dr.-Karl-Kummer-Institutes (Wien) Dr. Klaus Poier Obmann des Dr.-Karl-Kummer-Institutes (Steiermark) zum Thema „Aufgabe Soziale Gerechtigkeit“ Zeit: Mittwoch, 5. Juli 2006, 10.00 Uhr Ort: Café Promenade Erzherzog Johann Allee 1 8010 Graz 2 Neues Projekt mit vier Säulen und zwölf Schnittstellen Das Dr.-Karl-Kummer-Institut für Sozialreform, Sozial- und Wirtschaftspolitik in der Steiermark hat sich entschlossen, das wichtige und brisante Thema Aufgabe Soziale Gerechtigkeit Baustelle Sozialstaat - Corporate Social Responsibility – Netze der Zivilgesellschaft – Basis Familie? im Rahmen eines vierjährigen Projektes (2006 bis 2010) akzentuiert aufzugreifen. In Arbeitsgruppen, Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen sowie in Publikationen werden das Generalthema sowie einzelne Teilbereiche näher untersucht. Die Aufgabe Soziale Gerechtigkeit sehen wir dabei vorerst auf vier Säulen ruhen: Zum einen auf der Säule des Sozialstaates, die wir angesichts der vielfachen Diskussionen um einen Rückbau des Sozialstaates – nicht zuletzt aufgrund der Probleme bei dessen Finanzierbarkeit – in unserem Projekt mit dem Arbeitstitel „Baustelle Sozialstaat“ versehen haben; auf der Säule der Verantwortung der Unternehmer bzw. Unternehmen, die wir mit dem aktuell geläufigen Schlagwort „Corporate Social Responsibility“ bezeichnet haben; weiters auf der Säule der Zivilgesellschaft (Kirchen, Selbsthilfevereine etc.), deren Akteure wesentliche Beiträge leisten und Lücken der sozialen Gerechtigkeit stopfen helfen; sowie auf der Säule der Familie, die für uns die Basis der Gesellschaft und jeder sozialen Aufgabe darstellt, wobei wir mit einem Fragezeichen – Basis Familie? – im Arbeitstitel thematisieren wollen, ob die Familie tatsächlich die geeigneten Rahmenbedingungen vorfindet, um diese wichtige Rolle ausfüllen zu können. 3 (Graphik: Franz Prettenthaler) In unserem Projekt wollen wir diese Säulen – hintereinander jeweils in einem Arbeitsjahr – mit drei verschiedenen Gruppen der Menschen in unserem Land „schneiden“ und die zentralen Fragen und Probleme an diesen Schnittstellen aufwerfen, erörtern und entsprechende Lösungswege suchen. Im ersten Jahr wird die Gruppe der arbeitenden Menschen in unserem Mittelpunkt stehen – Fragen des Arbeitsrechts und atypischer Beschäftigungsverhältnisse, Fragen der Veränderungen der Arbeitswelt durch Europäisierung und Globalisierung und der Arbeitslosigkeit etc. werden zu thematisieren sein –, (2006 – 2007) dann die Gruppe der jüngeren Menschen – Themen wie Jugendbeschäftigung und arbeitslosigkeit, Ausbildung, Vereinbarkeit von Beruf und Familie etc. werden sich stellen – (2007 – 2008) 4 und schließlich die Gruppe der älteren Menschen – hier sollen von der Altersarbeitslosigkeit über das Pensionssystem bis zum Gesundheits- und Pflegebereich wichtige Probleme aufgeworfen werden. (2008 – 2009) Im Rahmen des Projektes gilt es jedenfalls auch, die Vernetzung der in den vier Säulen verkörperten Institutionen – aufbauend nicht zuletzt auf der österreichischen Sozialpartnerschaft – aufzugreifen und die Grundlagen und Bedürfnisse für eine noch fruchtbringendere Zusammenarbeit zu erarbeiten. Die Ergebnisse des Projektes sollen abschließend in ein neues Modell für soziale Gerechtigkeit münden, das auch konkrete Vorschläge für die europäische, österreichische sowie steirische Politik und Gesellschaft enthalten wird (2009 – 2010). Für jede Säule dieses Projektes ist es uns gelungen, eine namhafte Person als Repräsentanten zu gewinnen, die quasi den „Ehrenschutz“ übernimmt und unser Projekt begleiten wird: Baustelle Sozialstaat: Generaldirektor Dr. Josef Kandlhofer Corporate Social Responsibilty: KR Hans Roth Netze der Zivilgesellschaft: Weihbischof Dr. Franz Lackner Basis Familie?: Gerhild Rack Als Partner für dieses Projekt konnten gewonnen werden: Joanneum Research: Dr. Franz Prettenthaler Institut für Arbeits- und Sozialrecht der Universität Graz: Univ.Prof. Dr. Beatrix Karl 5 Erste Publikation: Brennende Fragen der sozialen Gerechtigkeit Die nun vorliegende Eröffnungspublikation hat in erster Linie das Ziel, als Grundlage für die kommende Projektarbeit brennende Fragen der sozialen Gerechtigkeit in unserem Land aufzuzeigen. Aus diesem Grund war es uns auch ein Anliegen, eine möglichst breite Autorenschaft zu versammeln. Wir freuen uns, dass die 43 Autorinnen und Autoren insbesondere aus Staat, Politik, Wirtschaft, Interessenvertretungsorganisationen, Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Familien u.a. in diesem Sinne ein pluralistisches Bild von der aktuellen Lage und den brennenden Problemen unserer Zeit zeichnen und viele richtungsweisende Lösungswege aufzeigen. Als erste Kernpunkte für ein neues Modell für soziale Gerechtigkeit sollen festgehalten werden: 1. Die Aufgabe Soziale Gerechtigkeit kann nur gemeinsam erreicht werden. Staat, Unternehmer, Zivilgesellschaft, Familien müssen jeweils ihren Beitrag leisten. Nur der Ruf nach dem Staat – der in Österreich oft früh erhallt – ist zu wenig. Jeder einzelne ist gefordert, so haben sich auch die Konsumenten verantwortungsvoll zu verhalten. 2. Es gilt, ein europäisches Sozialmodell für die Zukunft zu sichern. Globalisierungsphänomene dürfen zu keinem Überbordwerfen bewährter und richtiger Einstellungen und Werte führen, auch wenn Verbesserungen immer notwendig sind. Die ökosoziale Marktwirtschaft erweist sich immer mehr als wegweisendes Konzept. 3. Die Situation für Familien ist in vielen Bereichen unbefriedigend und muss daher verbessert werden. Insbesondere, was die Vereinbarkeit Beruf und Familie betrifft, gibt es einen großen Handlungsbedarf (zB ausreichend Kinderbetreuungsplätze, steuerliche Berücksichtigung der Kinderbetreuung). 43 Autorinnen und Autoren, 288 Seiten, 25 Euro; Bestellung unter [email protected] bzw im Buchhandel. 6 Dr.-Karl-Kummer-Institut für Sozialreform, Sozial- und Wirtschaftspolitik in der Steiermark Das Dr.-Karl-Kummer-Institut ist als Verein organisiert. Seit 2005 ist Dr. Klaus Poier Obmann, der in dieser Funktion LH-Stv. a.D. Prof. Kurt Jungwirth ablöste. Obmann des 1953 gegründeten Stamminstitutes in Wien ist Dr. Josef Taus. 1979 wurde das Karl-Kummer-Institut für Sozialpolitik und Sozialreform in der Steiermark vor allem auf Betreiben von LH-Stv. Hermann Schützenhöfer reaktiviert. Seit damals hat es sich in Vorträgen, Diskussionen und Publikationen zu gesellschaftlich wichtigen Fragen zu Wort gemeldet. Dies im Geiste Karl Kummers (1904-1967), des großen Sozialreformers, der im Sinne der katholischen Soziallehre sowohl als Vordenker als auch als Politiker – zuletzt als Nationalrat der ÖVP – wirkte. Wir glauben, dass es gerade in der heutigen Orientierungslosigkeit gut ist, in diesem Sinne tätig zu sein. Zu Karl Kummers Zeit war die große Politik von der Spannung zwischen zwei übermächtigen Kräften bestimmt. Nach dem Untergang des Kommunismus, will heute der klassische, international dominierte Kapitalismus das Glück der Menschen auf Erden. Das Instrument dafür soll der freie Markt sein. Dort regiert aber das Recht des Stärkeren. Europäische Politiker waren es, die versuchten und immer wieder versuchen, den Kapitalismus zu reformieren und ihm menschliches Antlitz zu verleihen. So entstand der Begriff der sozialen Marktwirtschaft. Der Mensch soll frei wirtschaften dürfen, aber Politik muss die Auswüchse eines Systems korrigieren, in dem zu viele auf der Strecke bleiben. Heute ist diese Korrektur durch Politik auch angesichts zunehmender Globalisierung schwach geworden. Wir wollen in unserer Arbeit diese Entwicklungen kritisch betrachten und Grundlagen für eine erfolgreiche Sozialpolitik der Zukunft schaffen. www.kummerinstitut.at