Gemeinde Jesu in der Kraft des Heiligen Geistes

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Gemeinde Jesu in der Kraft des Heiligen Geistes
Wir lesen in der Apostelgeschichte des Lukas
Zu jeder Zeit ist die Gemeinde verpflichtet, sich über ihren Auftrag, ihre Situation
und ihr Ziel Klarheit zu verschaffen. Woran wollen wir uns orientieren? Die
Gemeinde als das Volk Gottes wird sich in jeder Zeit neu vor dem Gott
verantworten, der sie herausgerufen hat, befreit, versammelt und sendet. Sie wird
zugleich zu jeder Zeit neu vor den Menschen Rechenschaft geben über den Auftrag
ihres Glaubens und ihrer Lebensweise im Glauben. Gerade in einer Zeit schnellen
Wandels, in der Traditionen verunsichert werden, ist die Gemeinde radikal auf ihre
Wurzel zurückgeworfen. Deshalb lesen wir gemeinsam die Apg. des Lukas. Die
Formulierung der Bibeltage ist zu allererst eine Erinnerung an die Schilderung des
Pfingstfestes durch Lukas und zweitens ein Aufgreifen des Titels eines Buches, das
mich seit seinem Erscheinen 1975 im Dienst in der Kirche Afrikas und im Dienst in
der Kirche in Europa begleitet hat: „Kirche in der Kraft Geistes“ von Jürgen
Moltmann.
Christen gehen einen neuen Weg
Wie Lukas in seiner Apostelgeschichte die frühe Kirche beschreibt
Übersicht über den Aufbau und Inhalt der Apg.
Einleitung:
Das Besondere an der Apg. ist die Tatsache, dass es sie überhaupt gibt. Kein
anderer Evangelist hat seinem Evangelium vom Leben Jesus eine zweite Schrift
über den weiteren Weg des Evangeliums von Jesus folgen lassen.
Das Doppelwerk des Lukas: Das Evangelium vom Lebensweg Jesu und Der Weg
des Evangeliums im römischen Reich ist im NT ohne Parallele.
Dies ist nicht nur eine einfache Feststellung, sondern ist biblisch von großer
Bedeutung, wird hier doch
der Weg Jesu von Galiläa nach Jerusalem
dem Weg der Kirche von Jerusalem bis nach Rom
vergleichend zur Seite gestellt!
Die Evangelisten vor ihm (Markus und Mathäus) beenden zwar ihr Evangelium mit
der Sendung der Jünger durch den Auferstandenen in die Welt, bis an die Enden
der Welt, aber sie beschreiben diesen Weg der Jünger nicht. Die Apostelgeschichte
steht einzig dar in der Literatur der Alten Kirche! Ohne sie würden wir über die
Anfänge der christlichen Gemeinde so gut wie nichts wissen.
Auch die Briefe des Paulus, den ältesten Zeugnissen des christlichen Glaubens,
sind „nur Gelegenheitsbriefe“ an seine Gemeinden und machen nur bei Bedarf
wenige biographische Angaben über seinen Lebensweg. Deshalb ist das Doppelwerk
des Lukas, das Evangelium und die Apostelgeschichte, (aus geschichtlicher
Perspektive) die wichtigste Schrift des NT. Ohne sie würden wir uns schwerlich auf
„die neutestamentliche Urgemeinde“ berufen können, die wir heute gerne sein
wollen! Leider ist im Kanon des NT das Doppelwerk getrennt, man muss dieses
Doppelwerk im Zusammenhang lesen.
Denn so wie das Evangelium als Weg Jesu nach kurzer Kindheitsgeschichte mit der
Taufe und dem Empfang des Heiligen Geistes beginnt (Luk. 4,14), so beginnt auch
in der Apg. nach kurzer Vorgeschichte die Kirche mit dem Empfang des Heiligen
Geistes (Pfingsten) und den ersten Taufen.
Deshalb nennen wir unsere Lektüre der Apg:
Gemeinde Jesu in der Kraft des Heiligen Geistes
So wie Jesus Jünger auf den Weg der Nachfolge beruft, so werden die ersten
Christen von Außen, von ihren Beobachtern ‚der Weg’, genauer ‚der neue Weg’
benannt.
So wie im inneren Jüngerkreis Jesus von Nazareth von Petrus und den Jüngern als
‚Du bist der Christus Gottes’ benannt und bekannt wurde, so benennen sich später
– zum ersten Mal in Antiochia – diese Gläubigen selbst nach dem, an den sie
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glauben und dem sie deshalb nachfolgen, nämlich „Christen“, wörtlich
„Christianer“.
Diesem Gedanken verfolgend, haben wir den ersten Abend so formuliert:
Christen gehen einen neuen Weg.
Und wir verfolgen den Weg, den die Gläubigen, die sich ‚Christen’ nennen, und von
den Außenstehenden ‚der neue Weg’ genannt werden, im römischen Reich nehmen.
Wir fragen uns heute, wie die Außenstehenden, die uns beobachten und
kennen lernen, uns nennen könnten, wie wir uns selbst verstehen und nennen
müssten, und welchen Weg wir heute in unserer Gesellschaft gehen wollen,
welche Bedeutung wir als Gemeinde für die Menschen heute haben.
1. Übersicht über Aufbau und Inhalt der Apostelgeschichte
Lukas, der Historiker, sein Standort und seine Absicht:
Lukas schreibt sein Werk nachdem Markus und Matthäus ihr Evangelium von
Jesus für ihre Gemeinden schon geschrieben haben und diese Werke im Umlauf
waren. Aber die ersten schriftlichen Zeugnisse des NT sind die Briefe, hier
insbesondere die Paulusbriefe. Erst nach Paulus entstehen aus der mündlichen
und ersten schriftlichen Formen der Jesusüberlieferung die Evangelien (Mk. / Mt.)
Auf diese Arbeiten baut Lukas auf. Er erforscht noch einmal alles ganz neu und
schreibt als Historiker mit größerem Abstand den Lebensweg Jesu nach Jerusalem
und danach den Weg des Evangeliums von Jesus, verkündigt von der Gemeinde,
bis ins Zentrum des Römischen Reiches, Rom. In der Apg. verarbeitet er auch die
„Wir-Berichte“ von Teilnehmer an den Missionsreisen des Paulus. Lukas, der wohl
um 90 n.Chr. schrieb gehörte schon der dritten Generation der Christen an!
Schauen wir uns diesen Weg auf der Weltkarte an.
Die Geschichte Jesu spielte am Rande des römischen Weltreiches in Palästina
(Galiläa bis Jerusalem). Lukas erlebte, wie das Evangelium durch Paulus bis ins
Zentrum des Weltreiches, Rom, getragen wurde. „Dies alles, das Geschehen um
Jesus, ist ja nicht in einem Winkel der Welt nur geschehen, sondern ergreift Besitz
von der ganzen Welt“, so schreibt er in der Apg. 26,26. Denn von der Gemeinde in
Antiochia (Missionsgemeinde) gingen die ersten Missionare in alle Welt.
Wo schreibt Lukas, wo ist er zu Hause, wo ist sein Standort, von dem aus er nun
den Weg des Evangeliums im römischen Reich beschreibt? Dort kann sein Standort
vermutet werden, wo seine geographischen Angaben der Apg am genauesten sind,
in Philippi, der römischen Kolonie! (oder in Rom?). Auffallend ist, dass wir von
diesem Standort in Philippi aus, der Mitte des römischen Reiches, nichts von den
Wegen der anderen Apostel erfahren. Nichts erfahren wir von dem Weg des
Evangeliums in den Osten. Nur in einer kurzen Andeutung erkennen wir den Weg
nach Afrika (Taufe des Äthiopiers, der seine Straße nach Afrika zurück fröhlich zog!).
Heute wissen wir mehr von den Kirchen des Ostens außerhalb der Grenzen des
damaligen römischen Reiches!
Das alles erklärt nun auch besser den Aufbau und das Ziel seiner Apg., denn sein
Standort ist die erste christliche Gemeinde auf dem europäischen Festland, in
Mazedonien / Griechenland, Philippi.
Lukas beschreibt den Weg des Evangeliums durch das römische Reich bis in
sein Zentrum hinein.
Was ist mir bei dieser Wegbeschreibung aufgefallen?
2.Inhalt und Aufbau der Apg. Bemerkungen, Beobachtungen.
Gewiss kann man den Inhalt der Apg. verschieden einteilen. Ich habe ihn in zwei
Abschnitte eingeteilt. Den ersten Teil von Jerusalem nach Antiochia, genauer: bis
der neue Weg der Gemeinde in Antiochia auch von den Judenchristen aus
Jerusalem als legitimer Weg in der Nachfolge Jesu anerkannt wurde Apostelkonzil konvent.
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1. Teil: Von Jerusalem nach Antiochia Kapitel 1 – 15
1. Der Anfang 1, 1-26 Himmelfahrt Jesu:
Missionsauftrag in alle Welt
2. Die Urgemeinde in Jerusalem: 2,1 – 5,42
Pfingsten: Ausgießung des Geistes, die ersten Taufen
Gemeindeleben als Gemeinschaft von Geben und Teilen
Die Himmelfahrt, erzählt am Ende des Ev. und am Anfang der Apg., verbindet das
Doppelwerk zu einem ganzen Plan. Der Auftrag zur weltweiten Mission bei der
Himmelfahrt wird aber, als Aufriss seiner Darstellung, erst in der Apg. erzählt. Die
Vollzahl der 12 Jünger wird durch „Nachwahl“ zuerst wieder hergestellt. Die Jünger
des Herrn (und die Frauen) warten auf den Heiligen Geist (Beachten: Auch das Ev.
von Lukas berichtet von Frauen: 8,1ff).
Kirche im Warten auf den Heiligen Geist, ist eine geschlossene Gruppe, die sich vor
jeder Öffentlichkeit verschließt.
Kirche in der Kraft des Heiligen Geistes tritt in der Öffentlichkeit auf und bezeugt:
HERR (Kyrios) ist Jesus.
Hier in Jerusalem entfaltet sich die Kraft des Heiligen Geistes in öffentlicher Predigt,
den ersten Taufen, der ersten beispielhaften Gemeinschaft von Geben und Teilen
von Menschen unterschiedlicher sprachlicher und kultureller Prägung. Die
Gemeinde: eine Alternative zu allen anderen Gemeinschaftsformen in der
Gesellschaft, in der sich die Gemeinschaft stiftende Kraft Gottes wunderhaft,
heilend zeigt wie zur Zeit Jesu. Alles was sie tut oder betet geschieht im Namen
Jesu. In den Gebetsversammlungen erlebt sie immer wieder neu „Pfingsten“.
Hier zeigt sich schon der erste Konflikt, in den die neue Gemeinschaft, die neue
Wege wagt, geführt wird: Sie muss Gott mehr gehorchen als den Menschen (der
geistlichen Obrigkeit!).
3. Von Jerusalem nach Samarien 6, 1- 8,40
Stephanuskreis entfernt sich vom Tempel: Verfolgung
Ein Teil dieser Gemeinschaft, die kulturell hellenistisch geprägten Judenchristen,
beschreiten neue Wege. Die Tempelkritik des Stephanus erinnert an die
Tempelkritik Jesu. Stephanus ist der erste Märtyrer im Namen Jesu. Dieser Teil der
jungen Gemeinde flüchtet aus Jerusalem und verstreut sich bis weit über die
Grenzen des jüdischen Landes hinaus. Der kulturell hebräisch geprägte Teil der
ersten Gemeinde bleibt mit den Aposteln in Jerusalem. Ein spannender Weg
beginnt. Aus dem einen Weg sind nun zwei Wege geworden! Ist das im Sinne Jesu?
4. Von Jerusalem nach Antiochien: 9,1 – 12,25
Berufung des Saulus / Berufung des Petrus: Heidenmission
Antiochia: Mission in alle Kulturen
Zwei die Zukunft der Kirche(n) entscheidend beeinflussende Berufungen durch den
Geist Gottes ereignen sich: Der schärfste Verfolger der Gemeinde, der Anhänger des
Weges, wird durch Erscheinung des Auferstandenen zur Mission unter den Heiden
berufen: Aus Saulus wird Paulus. Der erste Vertreter der Apostel, ihr Sprecher
Petrus, wird durch Erscheinungen vom Himmel zur Heidenmission überführt
(Hauptmann Kornelius, Parallele bei Jesus Luk. 7,1ff). Und in Antiochia beginnt die
sich nach der Verfolgung neu sammelnde Gemeinde mit der Heidenmission (ohne
jüd. Gesetz).
5. Die erste Missionsreise (Paulus) 13,1 – 14,28
Aussendung der Missionare Barnabas und Paulus 13,1-3
Der Geist Gottes greift immer wieder ein und beruft die ersten Missionare zur
grenzüberschreitenden Mission in die Kulturen der Welt. Die Zeit der Missionsreisen
beginnt.
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6. Der Apostelkonvent 15,1-35
Die Gemeinschaft der Gemeinden in der Ökumene bewährt
sich im Konfliktfall
Die Entscheidung für die (gesetzesfreie) Heidenmission
Es sind zwei unterschiedliche Wege, die judenchristliche Gemeinde und die
beginnende heidenchristliche Gemeinde. Zwei Wege, aber ein Herr? Wird es zu einer
Ökumene der Kirchen kommen, die sich bei aller Unterschiedlichkeit ihrer Wege
vereint sieht unter dem einen Herrn? Ja, das ist die Leistung des Konzils in
Jerusalem, der Kompromiss mit der schönen Formel: „Es gefällt dem Heiligen Geist
und uns…“ Das ist der erste Teil des Weges, den das Evangelium im römischen
Reich geht.
2. Teil: Paulus von Antiochia nach Rom
Kapitel 15,36 – 28,31 Mission ist Gottes Sache
7. Die zweite Missionsreise (Paulus) 15,36 – 18,22
„Asien“, der Ruf nach Mazedonien
Philippi, erste Gemeinde in Griechenland (Europa)
Thessaloniki, Beroia, Athen, Korinth, Rückkehr Antiochia
Von jetzt an erzählt Lukas nur noch den Weg des Apostel Paulus. Er erzählt ja von
seinem Standpunkt aus in der Mitte des römischen Reiches. Lukas steht ja in der
Tradition dieser Paulusgemeinden! Für die Gesellschaft des römischen Reiches
schreibt dieser Historiker sein Werk (Widmung / Themen).
Bei dieser zweiten Reise trennt sich Paulus von seinem ersten Mitstreiter Barnabas.
Durch „Asien“ zieht er, ohne anscheinend „großen Missionserfolg“ zu haben (der
Geist, der HERR hindern seinen Weg!), bis er im Traum den Mann aus Mazedonien
sieht, der ihn herüber holt. In Philippi (europäisches Festland) beginnt die
Gemeinde im Hause einer Frau! Dann beginnt eine Gemeindegründung nach der
anderen, aber eben nicht überall (nicht in Athen). Diese Missionsmethode (?) des
Paulus schauen wir uns am 3. Abend näher an. Er wendet sich an die Adressaten,
zu denen er ‚Zugang’ im Verstehen zu finden hofft: Juden, Gottesfürchtige,
Philosophen (siehe in 1.Kor.1, 26ff. die ‚Mitgliederliste’: Nicht viele Weisen, Mächtige,
Angesehene sind berufen, sondern was Töricht ist vor der Welt, hat Gott berufen.)
Zu jeder Missionsreise gehört Aussendung und Rückkehr. Mit der Rückkehr und
dem Missionsbericht in Antiochia (18,18-22) endet diese Phase.
8. Die dritte Missionsreise (Paulus) 18,23 – 21,14
Ephesus, Milet (Abschiedsrede),
mit der Kollekte nach Jerusalem
Auf seinen Reisen begegnet Paulus „Täufergemeinden des Johannes“. Das
entscheidende Kriterium ist die Frage nach dem Heiligen Geist! Teilweise werden
diese Jünger nun Christen. Überall kam das Ev. des Paulus in Konflikt mit der
Macht der traditionellen Religion(en) seiner Zeit. In Ephesus war diese
Konfrontation verbunden mit der Macht des Kapitals (der örtlichen Industrie). Es
zieht Paulus nach Jerusalem. Seine Solidaritätskollekte für die Armen in Jerusalem
will er Pfingsten überbringen. Bewegende Abschiedsrede vor den Ältesten.
9. Der Prozess des Paulus 21,15 – 26,32
Ankunft und Festnahme des Paulus in Jerusalem Verteidigungsreden des
Paulus
Appellation an den Kaiser
Der Konflikt in Jerusalem mit den Juden (Judenchristen?) führt ihn in die Hände
der Römer. Vor den Juden und den Römern hält er seine Verteidigungsreden
(dreimal wird so seine Berufung erzählt!). Die Reden in der Apg. (Petrus/Paulus /
Stephanus/Jakobus) sind für Lukas ein wichtiges Mittel seine Botschaft dem Leser
weiterzugeben. Es sind solche Reden, wie sie zur Zeit des Lukas zur Verkündigung
des Evangeliums und zur Verteidigung der Christen wohl auch gehalten werden
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konnten. Im Konflikt mit der römischen Macht sollen diese Reden, neben aller
Auslegung des Evangeliums von Jesus, die öffentliche Unbedenklichkeit der
Gemeinden nachweisen, denn die Gemeinden sind in den kritischen Blick der
Öffentlichkeit geraten, weil sie weder den ‚Weg der Juden’ gehen noch den Weg
einer der vielen philosophischen Richtungen oder religiösen Vereinen im römischen
Reich. Sie gehen einen ‚rechtslosen’ Weg.
10. Letzte Reise des Paulus:
Von Caesarea nach Rom: 27,1- 28,31 Aufenthalt in Rom
Die Reise des Gefangenen Paulus zeigt einen souveränen Gefangenen, der der
Macht seiner Botschaft vertraut. Es ist ein Unterschied, wenn heute eine verfolgte
Gemeinde die Apg liest und für sich auslegt, oder eine Gemeinde mit dem
öffentlichen Status einer K.d.ö.R.
Folie: römisches Weltreich. Die Gemeinden des Paulus, die wir aus seinen Briefen
kennen sind hier eingezeichnet.
Lukas schreibt am Ende der Apg., dass die Geschichte von Jesus „nicht in einem
Winkel geschehen ist“ 26,26 (nicht in einem verborgenen Winkel bleiben kann).
Er beendet sein Doppelwerk mit der Schilderung des unter Hausarrest stehenden
Paulus, der aber die Botschaft vom Reich freimütig und ungehindert verkündigt.
Wer hier angekommen ist mit der Lektüre, der wird wieder neu das Ev. zu lesen
beginnen in Luk.4,43. Dieser „offene Schluss“ (offen bezogen auf das 30 Jahre
zurückliegende Ende des Paulus „in Rom?“), bezeugt, dass der Weg des
Evangeliums in die Kulturen der Welt bis heute nicht abgeschlossen ist. Wir haben
daran teil. Orientierung gibt die Apg. für unseren Weg in der Gesellschaft, für unser
Selbstverständnis als Gemeinde Gottes in der Welt.
Überleitung zu den Texten und Fragen für die Gespräche an den Tischen
TEXTE und FRAGEN
Christen gehen einen neuen Weg
1. Wie wurden diese ersten Christen im Judentum und im römischen Reich von
Außen wahrgenommen und benannt? Das Außenverständnis.
Texte:
Apg. 9,1- 2 Saulus auf dem Weg nach Damaskus:
Saulus aber schnaubte noch mit Drohen und Morden gegen die Jünger des Herrn
und ging zum Hohenpriester 2und bat ihn um Briefe nach Damaskus an die
Synagogen, damit er Anhänger des neuen Weges, Männer und Frauen, wenn er sie
dort fände, gefesselt nach Jerusalem führe.
Apg. 24, 14 Paulus als Gefangener in Cäsarea, Verteidigungsrede vor dem
römischen Statthalter Festus:
12 Und sie haben mich weder im Tempel noch in den Synagogen noch in der Stadt
dabei gefunden, wie ich mit jemandem gestritten oder einen Aufruhr im Volk
gemacht hätte. 13 Sie können dir auch nicht beweisen, wessen sie mich jetzt
verklagen. 14 Das bekenne ich dir aber, dass ich nach dem Weg, den sie eine
‚Richtung’ (‚Häresie’) nennen, dem Gott meiner Väter so diene, dass ich allem glaube,
was geschrieben steht im Gesetz und in den Propheten.
Fragen an die Bibeltexte: Unsere Beobachtung beim Lesen der Apostelgeschichte:
Welcher andere Weg, den die ersten Christen in der Gesellschaft ihrer Zeit
gegangen sind, ist mir beim Lesen besonders aufgefallen?
2. Wie haben sich diese Gemeinden, versammelt im Namen Jesu, selbst
wahrgenommen, wie haben sie sich genannt? Ihr Selbstverständnis.
Text: Apg. 11, 19-21 u. 25-26 Beschreibung der Missionsgemeinde Antiochia
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19 Die aber zerstreut waren wegen der Verfolgung, die sich wegen Stephanus
erhob, gingen bis nach Phönizien und Zypern und Antiochia und verkündigten das
Wort niemandem als allein den Juden. 20 Es waren aber einige unter ihnen,
Männer aus Zypern und Kyrene, die kamen nach Antiochia und redeten auch zu
den Griechen und predigten das Evangelium vom Herrn Jesus. 21 Und die Hand
des Herrn war mit ihnen und eine große Zahl wurde gläubig und bekehrte sich zum
Herrn….
25 Barnabas aber zog aus nach Tarsus, Saulus zu suchen. 26 Und als er ihn fand,
brachte er ihn nach Antiochia. Und sie blieben ein ganzes Jahr bei der Gemeinde
und lehrten viele. Damals nannten sich in Antiochia die Jünger zum ersten Mal
Christen. (Die Luther Übersetzung: In Antiochia wurden die Jünger zuerst Christen
genannt)
Apg. 26,27-29 Verteidigungsrede des Paulus vor Agrippa und Festus:
26 Paulus: Der König, zu dem ich frei und offen rede, versteht sich auf diese Dinge.
Denn ich bin gewiss, dass ihm nichts davon verborgen ist; denn dies ist nicht im
Winkel geschehen. 27 Glaubst du, König Agrippa, den Propheten? Ich weiß, dass du
glaubst. 28 Agrippa aber sprach zu Paulus: Es fehlt nicht viel, so wirst du mich
noch überreden und einen Christen aus mir machen. 29 Paulus aber sprach: Ich
wünschte vor Gott, dass über kurz oder lang nicht allein du, sondern alle, die mich
heute hören, das würden, was ich bin, ausgenommen diese Fesseln.
Fragen an die Bibeltexte: Warum hatte sich die Bezeichnung „Christen“ neben
den vielen anderen in der Kirchengeschichte durchsetzen können?
Fragen nach unserem Selbstverständnis als Gemeinde heute:
1.a Wie würden uns heute Außenstehende, die uns beobachten und kennen
lernen, nennen könnten?
1.b Wie nennen wir uns und wie verstehen wir uns selbst?
2. Welchen Weg gehen wir heute in unserer Gesellschaft, welche Bedeutung
haben wir als Gemein de für die Menschen heute?
Stellungnahme zu den Texten und Fragen:
1. Wie wurden diese ersten Christen im Judentum und im römischen
Reich von Außen wahrgenommen und benannt?
Das Außenverständnis.
Fragen an die Bibeltexte: Unsere Beobachtung beim Lesen der Apostelgeschichte:
Welcher andere Weg, den die ersten Christen in der Gesellschaft ihrer Zeit gegangen
sind, ist mir beim Lesen besonders aufgefallen?
Lukas gibt in seiner Kirchengeschichte eine bemerkenswerte Außenwahrnehmung über
die ersten Christen wieder: „der Weg“ (der andere, neue Weg), „Anhänger des Weges“.
Wir finden diese Bezeichnung meist in Texten, die von den Verfolgungen der Christen
berichten. Die Christen werden von den Juden wegen ihrer „Andersheit“ kritisch
beobachtet und sie werden verfolgt, weil sie einen anderen Weg, eine andere Richtung als
das offizielle Judentum einschlagen.
„Anhänger des neuen Weges“: Eine treffende Bezeichnung, die die ersten Christen von ihrer
Umwelt erhalten! Sie fallen auf, sie fallen aus dem Rahmen, weil sie im römischen Reich
einen neuen Weg gehen, weder den Weg des Judentums noch den Weg der Heiden! Sie
stehen für etwas ein, das anders ist als das Bekannte. Das machte die Christen interessant
und anziehend für die einen, verdächtig und verächtlich für die anderen.
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2. Wie haben sich diese Gemeinden, versammelt im Namen Jesu, selbst
wahrgenommen, wie haben sie sich genannt?
Ihr Selbstverständnis.
Fragen an die Bibeltexte: Warum hatte sich die Bezeichnung „Christen“ neben den
vielen anderen in der Kirchengeschichte durchsetzen können?
Lukas bemerkt bei seiner Beschreibung der Missionsgemeinde Antiochia, dass sich die
Gemeindemitglieder dort zum ersten Mal (!) nach dem benannten, an den sie glauben:
„Christen“. Der Name wurde gebildet nach dem Titel Jesu „Christus“ so als wäre er ein
Eigennahme. Genauer müsste man übersetzen sie nannten sich „Christianer“. (So wie
die Leute des Herodes sich „Herodianer“ nannten.)
„Christen“: Diese Selbstbezeichnung der Gemeindemitglieder kommt also zum ersten
Mal in der heidenchristlichen Gemeinde vor. Paulus hatte in Antiochia gemeinsam mit
Barnabas eine erste Predigttätigkeit. Aus seinen Briefen wissen wir, dass Paulus den
Titel Christus sehr eng mit dem Namen Jesu verbunden hat, so dass er oft wie ein
Eigenname verstanden werden konnte.
Sonst nennt Lukas sie in seinen Texten: „Jünger des Herrn“, „die Heiligen (in
Jerusalem)“, „die den Namen anrufen“, oder wie Paulus in seinen Briefen „Gemeinde“
(ekklesia: die Herausgerufenen). Zur Zeit des Lukas (um 90 n.Chr.) hat sich anscheinend
noch keine allgemeine Gesamtbezeichnung für die Christen herausgebildet, obwohl der
Ausdruck „zum ersten Mal“ darauf hindeutet, dass diese Selbstbezeichnung beginnt sich
durchzusetzen. Die Bezeichnung „Christen“ ist dann ab der ersten Hälfte des 2.
Jahrhunderts nach Chr. immer gebräuchlicher bis wir heute sogar von einem
„christlichen Europa“ sprechen.
Überleitung zum Gespräch über die Fragen nach dem Selbstverständnis der
Gemeinde heute:
Fragen nach unserem Selbstverständnis als Gemeinde heute: Im Plenum
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1.a Wie würden uns heute Außenstehende, die uns beobachten und kennen
lernen, nennen könnten?
1.b Wie nennen wir uns und wie verstehen wir uns selbst?
2. Welchen Weg gehen wir heute in unserer Gesellschaft, welche Bedeutung
haben wir als Gemeinde für die Menschen heute?
Gespräch im Plenum
Letzte Folie als Abschlussgedanke:
Kirchenvater Ambrosius (gest. 367)
Die Kirche gleicht dem Monde.
Sie glänzt, aber nicht durch ihr eigenes Licht,
sondern durch das Licht der Sonne,
die Jesus Christus ist.
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