Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit. Modul 2: Quellen und Entwicklungen – Das Christentum in seiner Geschichte, Stöve, Winter-Semester 2006, Do 8-10 Uhr, R 12, R 07, A 69 Textauszüge zum Thema: Ethik oder die Lehre vom richtigen Handeln (14.12.2006) 1. Luther, das allgemeine Priestertum Man hats erfunden, dass Papst, Bischöfe, Priester und Klostervolk der geistliche Stand genannt wird, Fürsten, Herrn, Handwerks- und Ackersleute der weltliche Stand. Das ist eine sehr feine Erdichtung und Trug. Doch soll niemand deswegen schüchtern werden, und das aus dem Grund: alle Christen sind wahrhaft geistlichen Standes und ist unter ihnen kein Unterschied außer allein des Amts halber. ... Das alles macht, dass wir eine Taufe, ein Evangelium und Glauben haben und auf gleiche Weise Christen sind; denn die Taufe, Evangelium und Glauben, die machen allein geistlich und Christenvolk. ... Demnach werden wir allesamt durch die Taufe zu Priestern geweihet. (vgl. 1. Petr.2; Offenb. 5,10) ... Denn wo nicht eine höhere Weihe in uns wäre, als der Papst oder Bischof gibt, so würde durch des Papstes und Bischofs Weihen nimmermehr ein Priester gemacht ... Martin Luther, An den christlichen Adel deutscher Nation. Von des christlichen Standes Besserung, 1520, WA 6, 407 2. Trennung von geistlich und weltlich „Wenn nu yemand wollt die wellt nach dem Evangelio regirn ... Er würde den wilden, bößen thieren die band und keten aufflösen / das sie yederman zu reyssen und byssen ... also würden die bößen unter den ‚Christlichen namen der Evangelischen freyheytt mißbrauchen / yhr büberey treyben unnd sagen / sie seyen Christen ...“ Martin Luther, Von weltlicher Obrigkeit, 1523 (WA 11, 251) 3. Rechtspflege ist praktizierte Nächstenliebe „Ob du auch nicht bedarffest / das man deynen feynd straffe / so darffs aber dein krancker nehister / dem solltu helffen / das er frid habe und seynen feynd gesteuret werde / wilchs nicht geschehen mag / die gewallt und uberkeyt werde dann ynn ehren und furcht erhallten“ a.a.O. (WA 11, 254) 4. Ermunterung zur Tugend Was sagt nu Gott von diesen [10] Geboten allen? Antwort... Ich, der HERRE Dein Gott, bin ein eifriger Gott, der über die, so mich hassen, die Sund der Väter heimsucht an den Kindern... Aber denen, so... meine Gebote halten, tue ich wohl in tausend Glied. Gott dräuet zu strafen alle, die diese Gebot übertreten, darum sollen wir uns fürchten für seinem Zorn und nicht wider solche Gebot tun. Er verheißet aber Gnade und alles Guts allen, die solche Gebot halten, darumb sollen wir ihn auch lieben u. vertrauen Martin Luther, Der kleine Katechismus (1529) , Die zehn Gebote. Schluss 5. die radikale Gnadenlehre – das gute Werk ohne Glaube ist böse Wenn bewiesen sein wird, dass unser Heil außerhalb unserer Kräfte und Absichten steht und vom Wirken Gottes abhängt, ... folgt dann nicht klar, dass - solange Gott mit seinem Werk in uns nicht zugegen ist - all unser Tun böse ist und wir notwendig Dinge tun, die zum Heil nichts nützen? Denn wenn nicht wir, sondern allein Gott das Heil in uns wirkt, tun wir, ob wir wollen oder nicht, vor seinem Wirken nichts Heilsames Martin Luther, De servo arbitrio – Über den unfreien Willen (1525) , WA 18.634 • • Sel ig sin 6. der kategorische Imperativ Der kategorische Imperativ ist nur ein einziger, und zwar dieser: handle nur nach derjenigen d, Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde. .. die Dieses Prinzip der Menschheit .. ist nicht aus der Erfahrung entlehnt, erstlich, wegen seiner Allgemeinheit, da es auf alle vernünftige Wesen überhaupt geht ...; da weil darin die Menschheit ... als objektiver Zweck, der als Gesetz die oberste gei zweitens, einschränkende Bedingung aller subjektiven Zwecke ausmachen soll, vorgestellt wird stli Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (1785) AA IV 421 ch 7. die goldene Regel Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch! Das ist das Gesetz ar und die Propheten m Mt 7,12 sin 8. das höchste Gebot Und einer von ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte ihn und fragte: d; „Meister, welches ist das höchste Gebot im Gesetz?“ Jesus aber antwortete ihm: de «Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von nn ganzem Gemüt» (5. Mose 6,5) ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: ihr Dies «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst» (3. Mose 19,18) In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten er Mt 22, 35-40 ist das Hi m me lrei ch. Sel ig sin d, die da Lei d tra ge n; de