BAYERISCHER LANDTAG ABGEORDNETE INGRID HECKNER Grußwort zum 100-jährigen Jubiläum der KAB Neuötting Sonntag, 09. September 2012 Neuötting 2 _________________ _________________ _________________ ________________, ganz herzliche Glückwünsche zum 100-jährigen Gründungsjubiläum der Katholischen Arbeitnehmerbewegung Neuötting. Ich freue mich sehr, dieses außergewöhnliche Jubiläum mit Ihnen feiern zu dürfen. Haben Sie herzlichen Dank für die Einladung! Vor inzwischen fast genau 100 Jahren, wenn man einmal länger darüber nachdenkt eine sehr lange Zeit, gründeten 48 sozial engagierte Menschen den Katholischen Arbeiterverein Neuötting. Erster Präses war damals der Stadtpfarrer Franz Xaver Leeb, erster Vorsitzender des Vereins wurde Lorenz Saller. 3 Schon damals hatten sich die Gründer des Vereins auf die Fahnen geschrieben, sich für soziale Gerechtigkeit, für Solidarität der Menschen untereinander und für menschenwürdige Arbeitsbedingungen einzusetzen – das alles aber immer tief verankert in der Katholischen Soziallehre und dem christlichen Glauben. Und auch heute noch steht die KAB Neuötting, wie der Verein seit 1982 heißt, unverändert für diese wichtigen und zutiefst menschlichen Werte. Solidarität, Gerechtigkeit und Glaube sind auch heute noch die Richtlinien Ihres Handelns. Meine sehr verehrten Damen und Herren, Solidarität und Gerechtigkeit sind nun erst einmal überlebensgroße Wörter, die von uns selbst mit Leben gefüllt werden müssen. Denn erst Gerechtigkeit verwandelt eine formal durchaus funktionierende Demokratie in eine wirklich lebenswerte Gesellschaft. 4 Erst wenn es einen angemessenen Ausgleich der Interessen und Chancen zwischen den verschiedenen Gruppen in unserem Land gibt, erfüllen wir unsere Heimat mit Leben. Und erst wenn wir begriffen haben dass jeder einzelne zuerst Selbstverantwortung zeigen muss, die dann allerdings zwingend auch die Verantwortung für andere, für unsere Mitmenschen einschließt, können wir echte Solidarität leben. Denn Solidarität bedeutet genau das. „Kein Mensch ist eine Insel, ganz für sich allein“, hat der englische Theologe John Donne dazu einmal sehr passend gesagt. Keiner von uns kann leben ohne eingebunden zu sein in gesellschaftliche Zusammenhänge. Jeder von uns kommt einmal in Situationen, wo er auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Wir brauchen einander! 5 Und Sie, liebe KAB-ler, leben diese Hilfe für andere vorbildlich vor. Dafür möchte ich mich bei Ihnen allen ganz herzlich bedanken. Ihre Arbeit hat die ihr gebührende Anerkennung verdient. Meine sehr verehrten Damen und Herren, wie der Name „Arbeitnehmerbewegung“ schon sagt, setzen Sie sich vor allem auch für faire Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein. Arbeit ist ein zentrales Element gesellschaftlicher Teilhabe. Arbeit sichert nicht nur den Lebensunterhalt, sie bringt auch soziale Anerkennung, Selbstwertgefühl, Lebenssinn und soziale Kontakte. Für uns als Politiker muss es deshalb das höchste Ziel sein, Arbeitslosigkeit zu verhindern, zukunftsfähige Arbeitsplätze zu schaffen und uns für gerechte Löhne für gute Arbeit einzusetzen. 6 Hierbei geht der Freistaat mit gutem Beispiel voran. Die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in Bayern erhalten in diesem Jahr insgesamt 3,4 Prozent mehr Lohn, also eine Steigerung, die ein gutes Stück über der Inflationsrate liegt. Außerdem schaffen wir in den Bereichen Schule, Polizei, Justiz, Finanzen etc. in den kommenden 2 Jahren eine Menge neuer Stellen. Mit diesen Maßnahmen honorieren wir die Leistung unserer staatlich Bediensteten und lassen sie an der allgemeinen, guten wirtschaftlichen Lage teilhaben. Und auch auf dem gesamten Arbeitsmarkt sieht es für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland und speziell in Bayern derzeit sehr gut aus. Im Landkreis Altötting hatten wir um August nur 3,3 Prozent Arbeitslose, in ganz Bayern waren ganze 3,7 Prozent erwerbslos. Noch nie zuvor waren im Freistaat so viele Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt wie aktuell. 7 Wir unterscheiden uns in diesen Zahlen ganz erheblich von den meisten anderen europäischen Ländern. Dort ist die Krise schon angekommen und sorgt für stark ansteigende Arbeitslosenzahlen, vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Das wir im Vergleich so gut dastehen, das ist zum großen Teil ein Verdienst unserer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Weil Sie engagiert und motiviert sind, weil Sie hervorragend ausgebildet sind und sich auch weiter fortbilden (übrigens ein Feld, in dem sich die KAB lobenswerterweise auch sehr stark engagiert) und vor allem weil sie in den vergangenen Jahren (teils schmerzhaften) Verzicht geübt haben mit Lohnzurückhaltung und der Bereitschaft, schwierige Reformen mitzutragen. Es ist aber auch ein Verdienst vieler, vor allem mittelständischer und hier beheimateter Firmen. Ich glaube, dass viele Arbeitgeber, wenn sie es nicht schon vorher getan haben, 8 inzwischen immer mehr den Wert langgedienter und motivierter Mitarbeiter begreifen und ihre Beschäftigten auch in schwierigen Zeiten so lange wie möglich behalten. Die letzte Finanz- und Bankenkrise war ein schönes Beispiel dafür, wie es im solidarischen Verbund von Politik, Wirtschaft und Arbeitnehmern gelingen konnte, gestärkt aus einer Krise hervorzugehen. Allerdings, meine sehr geehrte Damen und Herren, und ohne den Teufel an die Wand malen zu wollen: Vor der aktuell in Europa umgehenden Krise sind auch wir nicht auf ewig gefeit. Wir sind keine Insel der Glückseligen. Sollte die Staatsschuldenkrise doch noch auf Deutschland übergreifen, wird es erneut und mehr denn je notwendig sein, zusammenzustehen und aufeinander zu schauen. 9 Glücklicherweise haben wir ja auch dann wieder die KAB, die uns das Miteinander und die Solidarität vorlebt und pflegt. Ein Miteinander, das aus dem Glauben erwächst. Meine sehr verehrten Damen und Herren, seit 160 Jahren gibt es katholische Arbeitervereine, seit 100 Jahren gibt es die KAB hier in Neuötting. Das Miteinander und das Füreinander stehen im Mittelpunkt der Arbeit der Ihres Vereins. Dazu gehört das Miteinander im katholischen Glauben; Dazu gehören aber auch gemeinsame Ausflüge und Aktivitäten. All diese Aktionen sind nur möglich, weil Sie alle sich ehrenamtlich engagieren, weil sie in ihrer Freizeit nicht nur Unterhaltung und Ablenkung suchen, sondern das Miteinander und die Solidarität leben. Ich danke noch einmal allen, die sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten für die KAB engagiert haben und noch engagieren, allen voran dem Vorsitzenden Ludwig Weiß. 10 Der KAB Neuötting wünsche ich für die kommenden Jahre weiterhin alles Gute und viel Erfolg. Lassen Sie uns weiter gemeinsam arbeiten für eine Gesellschaft, die von Gerechtigkeit und Solidarität geprägt ist! Herzlichen Dank.