3x1=1 Dreieinigkeit

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Rejoice „3x1=1 Von der Dreieinigkeit“
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2. Febr. 2014; Pfr. Bernhard Botschen
3x1=1 Von der Dreieinigkeit
Vor kurzem sass ich mit jemandem zusammen und wir wollten gemeinsam beten. Aber es
war nicht abgemacht, wer beginnt. Plötzlich haben wir dann im gleichen Moment begonnen.
Ich sagte „Vater“, die andere Person sagte „Jesus“ – und dann mussten wir kurz schauen,
wer jetzt weiterbetet.
An dieser kleinen Szene merkt man schon, dass die Sache nicht ganz einfach ist. Zu wem
beten Sie eigentlich? Immer zu Gott? Immer zu Jesus? Oder wechseln Sie ab? Wer steht
Ihnen näher? Gott, Jesus oder der Heilige Geist?
1. Die Dreieinigkeit
Die Dreieinigkeit ist ein spannendes Thema. Wenn jemand uns vorwerfen würde, dass wir zu
drei Göttern beten, würden wir das zu Recht ablehnen: Nein, Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind eins. Wie tief dieses Einssein geht, merkt man an ein paar Aussagen von Jesus: „Ich
und der Vater sind eins.“ (Joh.10,30). Als Philippus, einer seiner Jünger zu ihm sagt: „Zeige
uns den Vater.“, sagt Jesus: „So lange bin ich bei euch, und du kennst mich nicht, Philippus?
Wer mich sieht, der sieht den Vater. Wie kannst du dann noch sagen: Zeige uns den Vater?“
(Joh.14,8-9). Mit anderen Worten: „Warum suchst du noch den Vater? Ich bin doch hier!“
Genauso eng ist die Verbindung zwischen Jesus und Heiligem Geist. Jesus sagt vom
Heiligen Geist: „Er bleibt bei euch und wird in euch sein. Ich will euch nicht als Waisen
zurücklassen; ich komme zu euch.“ (Joh.14,17b-18). Jesus kommt zu uns, aber als Heiliger
Geist. Der Heilige Geist vertritt Jesus so perfekt, dass es ist, als ob Jesus selber in uns
wohnen würde.
Gleichzeitig ist klar, dass die drei nicht einfach eins sind. Denn Jesus betet in seinen Jahren
auf der Erde zum Vater. Am Kreuz ruft er aus: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
In diesem Moment trägt Jesus den Fluch der Welt und ist von Gott getrennt. Bei der Taufe
von Jesus treten alle drei in Aktion: Jesus wird getauft, der Heilige Geist kommt in Gestalt
einer Taube auf ihn und Gott spricht vom Himmel. Wir taufen deshalb auch nicht einfach auf
Gott, sondern – genau, wie Jesus es gesagt hat – auf den Namen des Vater, des Sohnes
und des Heiligen Geistes.
3x1=1. So ganz genau kann man das nicht verstehen. Ich halte mich in der heutigen Predigt
an diesem Punkt auch nicht weiter auf. So wird es beschrieben, ich verstehe es nicht ganz –
aber es wäre ja auch komisch, wenn ich als kleiner Menschen Gott vollkommen verstehen
würde.
2. Wer stand im Mittelpunkt?
Spannend ist die Frage, wer von den dreien im Zentrum steht. Das war nicht immer gleich.
Am Anfang, mit dem Alten Testament, war es Gott Vater. Mit dem Neuen Testament rückt
Jesus ins Zentrum der Kirche. In den ersten Jahrhunderten beschäftigen sich die grossen
Konzilien der Kirche damit, wie Jesus verstanden werden kann. Er ist ganz Mensch, ganz
Gott. Es wird ziemlich kompliziert und man braucht ein paar Jahrhunderte, bis man sich auf
genaue Formulierungen einigen kann.
Im 17.Jahrhundert wird die Sehnsucht nach einem liebenden Gott immer stärker, nach einem
Gott, der auch das Herz berührt. Dafür nimmt man dann Jesus. Jesus wird in diesen Kreisen
immer lieblicher, herziger. Bach schrieb ein Oratorium über das „herzliebe Jesulein“. Jesus
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2. Febr. 2014; Pfr. Bernhard Botschen
wird in Kirchenliedern zum „geduldigen Lämmlein“. Alles Nette, Freundliche, Nahe wird auf
Jesus konzentriert.
Der Heilige Geist dagegen wird 1900 Jahre lang kaum beachtet. Dann entsteht vor 100
Jahren die Pfingstbewegung, gefolgt von der charismatischen Bewegung. Beide betonen
den Heiligen Geist ganz stark. Südamerika, Afrika – in vielen Ländern sind die
Pfingstgemeinden tonangebend und sind dramatisch gewachsen. Wenn ich in Indien bin,
sind die meisten Gemeinden Pfingstgemeinden. Dank dieser Gemeinden sind alle drei
Personen der Dreieinigkeit heute so präsent wie noch nie.
3. Jede Person ist wichtig
Aber ist das denn sooo wichtig? Wir haben Gott Vater, Jesus und den Heiligen Geist. Ist es
denn ein Problem, wenn ich nur mit Jesus wirklich etwas anfangen kann, während Gott Vater
für mich nicht greifbar ist? Ist es schlimm, wenn wir bei uns in der reformierten Kirche mit
dem Heiligen Geist weniger anfangen können als andere Kirchen?
Bevor ich zu diesen Fragen komme, möchte ich etwas betonen: Es gibt im Glauben Kopfund Herzwissen. Kopfwissen bedeutet, dass ich weiss, dass es die Dreieinigkeit gibt. Gott ist
mein Vater, Jesus ist der gute Hirte. Der Punkt ist aber: Wenn man das zwar weiss, aber
nicht erlebt, bringt es nichts. Nur was wir mit dem Herzen erfassen, bewegt uns, berührt uns,
macht unseren Glauben tiefer.
Ich bringe euch ein Beispiel dafür: Gott ist unser Vater. Das weiss jeder. Aber löst das
irgendwelche Gefühle aus? Haben Sie schon verstanden, dass Gott ein wunderbarer,
liebevoller Vater für Sie sein möchte?
Vor ein paar Monaten war ich in einem Gottesdienst, da hat jemand gebetet und Gott als
„Papi“ angesprochen. Das ist theologisch richtig, genau das meint ja das aramäische Wort
„Abba“. Man hat bei dieser Person gespürt, wie viel da mitschwingt. Mitten aus einem Leben,
das durchgebeutelt worden ist, hat diese Person Gott mit „Papi“ angesprochen.
Ich habe ein Buch mit dem Titel „Das Vaterherz Gottes“. Ein ganzes Buch lang geht es
darum, unser Herz zu erreichen, damit wir erfassen, wer Gott als Vater ist. Mein Vater hat
das mit dem Umarmen nie können. Viele Männer können das nicht. Die meisten von uns
haben keinen Vater erlebt, der uns eine Ahnung geben konnte, wie der himmlische Vater ist.
Für mich wurde dieser himmlische Vater erst greifbar, als ich plötzlich dieses Bild vor Augen
hatte, dass ich bei ihm auf dem Schoss sitzen kann. Das kann ein Kind bei seinem Vater!
Erst da habe ich emotional erlebt, erfasst, begriffen, dass Gott mein Vater ist. Der Vergleich
„Gott als Vater“ ist von meinem Kopf ins Herz gerutscht.
Deshalb spielt es eine Rolle, ob wir mit Gott Vater etwas anfangen können. Dieses heilsame
Bild vom Vater können wir bei Jesus nicht finden. Es fehlt also etwas, wenn wir uns immer
auf Jesus konzentrieren und Gott auf der Seite lassen.
Genauso ist es mit dem Heiligen Geist. Der Heilige Geist ist der, der in uns lebt. Er ist die
Kraft Gottes. Wenn ich für einen Gottesdienst bete, dann bete ich oft auch: „Heiliger Geist,
berühre unsere Herzen. Fülle diesen Raum!“
Der Heilige Geist wurde für mich erst begreifbar, als ich während dem Studium mit der
charismatischen Bewegung in Kontakt kam. Da habe ich den Heiligen Geist begriffen, als
der, der in mir ist. Der mein Herz immer wieder neu erreichen möchte. Der mich ans Beten
erinnert. Der um mich wirbt. Dem ich Raum geben muss. Ja, er ist eine Person und ich habe
eine Beziehung zu ihm. Er steht für die Kraft, mit der Gott an mir wirken möchte. Es fehlt
etwas, wenn wir den Heiligen Geist nicht wirklich kennen. Der Glaube funktioniert nicht nur
über den Kopf, sondern es ist die Kraft, die der Heilige Geist in unsere Worte hineinlegt.
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2. Febr. 2014; Pfr. Bernhard Botschen
Wir haben in der Bibel verschiedene Bilder von Gott. Sie beziehen sich auf alle drei
Personen der Dreieinigkeit. Gott ist Hirte, Tröster, Herr, Schöpfer, Richter, Held, Vater,
Retter. Wenn wir Gott zutiefst lieben wollen, helfen uns diese Vergleiche. Unser Ziel muss es
sein, möglichst viele von ihnen zu erfassen.
4. Wie erfahre ich Gott?
Wie gelingt das? Wenn wir zu Gott finden, haben wir etwas von Gott mit dem Herzen erfasst:
Vielleicht nur, dass Jesus für uns gestorben ist. Oder, dass man Gott vertrauen kann, weil er
uns lieb hat. Irgendeinen dieser Vergleiche muss man begreifen, um eine Beziehung zu Gott
anfangen zu können. Durch all die Jahre, die man mit Gott unterwegs ist, kann und soll der
Glaube tiefer werden. Mein Glaube ist lebendig, wenn Gott mir immer wieder einmal etwas
begreifbar machen kann. Bei unserem heutigen Thema würde das bedeuten, dass wir immer
mehr von diesen Bildern verstehen, mit denen Gott sein Wesen beschreibt und ihn so tiefer
und tiefer lieben lernen.
Was hilft uns, die verschiedenen Vergleiche von Gott zu begreifen? Am Anfang steht die
Sehnsucht nach Gott: „Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich
von euch finden lassen, spricht der Herr“ – so steht es schon im Alten Testament (Jer.29,1314). Gott wartet auf diese Sehnsucht in uns, ihn kennen zu lernen. Deshalb müssen wir uns
die Frage stellen: Suche ich Gott – und zwar von ganzem Herzen? Wenn das der Fall ist,
können noch Zwei Dinge weiterhelfen:
1. Über einem Vergleich meditieren. Meditieren heisst: Ich lese in der Bibel von einem Bild
für Gott. Ich könnte Richter, Hirte, Held nehmen, bleibe aber heute bei Gott als Vater.
Meditieren heisst: Ich lese nicht weiter, sondern male mir dieses Bild aus. Ich stelle es mir
vor. Ich spüre, wie Gott mir segnend die Hand auf den Kopf legt. Ich kuschele mich bei ihm
an. Ich nehme mir Zeit, über einer einzigen Aussage nachzubrüten.
2. Über Tage oder Wochen dranbleiben. Natürlich kann man jeden Tag einen Bibeltext
lesen. So mache ich es meistens. Aber wenn ich Gott als Vater kennen lernen möchte,
könnte ich eine Woche lang die Geschichte vom verlorenen Sohn lesen, sie mir vorstellen
und darüber nachdenken. Ich könnte mir ein Buch kaufen, wie „Das Vaterherz Gottes“. Ich
könnte über mehrere Tage oder Wochen an diesem einen Vergleich dranbleiben und es zu
meinem Gebet machen: „Gott, hilf mir, dich als Vater kennen zu lernen. Ich brauche in
meinem Leben einen Vater. Hilf mir, dich als Vater zu begreifen.“
An diesen Dingen spürt ihr: Es braucht ein bisschen mehr. Wir können nicht erwarten, dass
die Beziehung zu Gott tiefer wird, wenn wir ihn nicht suchen. Es braucht von uns die
Sehnsucht nach Gott, die Bereitschaft, ihn zu suchen. Dann aber wird sich Gott von uns
finden lassen. Unsere Beziehung zum dreieinigen Gott, zum Vater, zum Sohn und zum
Heiligen Geist kann tiefer und persönlicher werden. Denn Gott verspricht: „Wenn ihr mich
von ganzen Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen.“ (Jer.29,13-14).
AMEN.
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