DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN 48 Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus und Hinduismus – auf die Bestattungskultur dieser Religionen soll im Folgenden das Hauptaugenmerk gerichtet werden. Wie bereits im Kapitel II, unter dem Punkt „Statistische Daten“ deutlich wurde, bilden die Angehörigen dieser Glaubensrichtungen die zahlenmäßig stärksten Gruppen in Deutschland. Herausgestellt werden sollen die wesentlichen Merkmale der Trauerkultur in den fünf Weltreligionen, die für die Planung eines multikulturellen Friedhofs von Bedeutung sind. Die Berücksichtigung spezifischer Ansprüche von Untergruppen sowie regionaler Besonderheiten würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. So werden z.B. katholische, evangelische und orthodoxe Kirche sowie alle weiteren christlichen Glaubensverbände im Folgenden unter dem Begriff „Christentum“ zusammengefasst. Die verschiedenen regionalen Ausprägungen von Islam und Hinduismus können aufgrund ihrer Vielzahl und Unüberschaubarkeit ebenfalls nicht im Einzelnen betrachtet werden. Untersuchungsgegenstand sind heute gebräuchliche Riten sowie die Grabund Friedhofsgestaltung der Gegenwart. Die Vorstellungen vom Leben nach dem Tod beschränken sich auf die allgemein gültigen Glaubenslehren, unabhängig davon, ob sie von den Gläubigen als realistisch angesehen werden oder nicht. Auf geschichtliche Entwicklungen und Veränderungen wird nicht näher eingegangen. Christentum, Islam, Judentum, Buddhismus und Hinduismus sind die in Deutschland am stärksten vertretenen Glaubensrichtungen Die Untersuchung der Jenseitsvorstellungen, der Bestattungsriten, der Friedhöfe und Grabstätten soll also Informationen liefern, die für die Friedhofsplanung relevant sind. Ob ein Leichnam eine ewige Grabstätte bekommt, wie beispielsweise im Islam, oder überhaupt keine, wie es im Hinduismus vorkommt, ist abhängig von den jeweiligen Vorstellungen über das Leben nach dem Tod. Die Bestattungsriten geben Auskunft darüber, welche Einrichtungen und Gebäude auf einem Friedhof vorhanden sein müssen, damit eine Bestattung ordnungsgemäß durchgeführt werden kann. Wie Friedhöfe und Grabstätten in der jeweiligen Tradition angelegt und gestaltet werden, wird in den letzten beiden Punkten dargestellt. Die Vorstellungen vom Leben nach dem Tod, die Bestattungsriten sowie die traditionelle Anlage und Gestaltung von Friedhof und Grabmal sind ausschlaggebend für die Friedhofsplanung Zu Beginn wird das Christentum behandelt, da es im europäischen Kulturkreis vorherrschend ist. Wegen der langen Tradition, auf die der jüdische Glaube in Deutschland und Europa zurückblicken kann, soll dieser anschließend beschrieben werden. Darauf folgt der Islam, der im letzten halben Deutschland gehört zum christlichen Kulturkreis DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN 49 Jahrhundert stark an Bedeutung gewonnen hat. Der Hinduismus und der Buddhismus, die derzeit in Deutschland noch vergleichsweise gering vertreten sind, werden zuletzt beleuchtet. Aber auch sie haben in jüngster Zeit viele neue Anhänger gefunden, was sich allem Anschein nach künftig fortsetzen wird. DAS CHRISTENTUM Das Christentum ist eine monotheistische Religion, deren Anhänger sich zu Jesus Christus bekennen. Durch seine Auferstehung von den Toten ist für alle Menschen ein ewiges Leben im Reich Gottes ermöglicht worden. Jesus hat also den Tod überwunden, was zur Folge hat, dass auch die Gläubigen auferweckt werden. (COWARD, S. 50) Das Christentum ist eine monotheistische Religion JENSEITSVORSTELLUNGEN Im christlichem Glauben stellt der Tod die Trennung von Leib und Seele dar. Der Leib verwest und die Seele ist unsterblich. Sie muss sich nach Eintritt des Todes einem individuellen Gericht stellen. Es entscheidet darüber, ob die Seele in der Zeit bis zum „Jüngsten Gericht“ bei Gott oder im Fegefeuer, einem Totenreich, verweilt. Hier ist anzumerken, dass der Begriff „Fegefeuer“ nur bei den Katholiken gebräuchlich ist, aber die Vorstellungen von diesem Zeitraum in anderen Richtungen des Christentums ähnlich sind. (COWARD, S. 50FF) In diesem Bereich hausen Seelen von Heiden und sündigen Christen. Auch Christus hat sich in der Zeit zwischen seinem Tod und der Auferstehung hier aufgehalten. Die Bewohner konnten sich auch hier noch zu ihm bekehren, um mit ihm in den Himmel aufzusteigen. Diese Möglichkeit besteht seither für alle hier verweilenden Seelen. (LANG, S. 43) Nach orthodoxer und katholischer Auffassung sind im Fegefeuer nur Individuen zugegen, die verzeihbare Sünden begangen haben. Verstorbene, die sich Todsünden zu Schulden haben kommen lassen, werden ohne eine weitere Möglichkeit auf ewig in die Hölle verbannt. Den Zeitraum zwischen Tod und Auferstehung verbringen die Toten in einem körperlosen Zustand. Nach dem Tod entscheidet ein individuelles Gericht über den Verbleib der Seele bis zum jüngsten Tag 50 DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN Beim „Jüngsten Gericht“, dem „Gericht über die Völker am Ende der Zeiten“ erhalten die Seelen wieder einen Körper, der nicht zwingend identisch mit der abgestreiften irdischen Hülle ist. In jedem Fall ist dieser jedoch nicht mehr sterblich. Bei diesem Gericht werden nach der Glaubenslehre die Seelen, die sich nicht zu Jesus Christus bekennen, in eine Art Hölle geschickt. Diejenigen, die sich zu ihm bekennen, werden gerettet und in Gottes Reich, das auch als Himmelreich oder Paradies bezeichnet wird, aufgenommen, um hier ewiglich weiterzuleben. (COWARD, S. 50FF) Seele Gott Totenreich Hölle (orth./kath.) Auferstehung und Jüngstes Gericht Beim Jüngsten Gericht fällt die Entscheidung, ob die Seele in der Hölle oder im Paradies verweilen wird Himmel, Paradies Hölle Tod Leib Verwesung oder Verbrennung BESTATTUNGSRITEN Für Christen ist die Bestattung „christliche Pflicht und Pietät“. Das Glaubensbekenntnis beruht darauf, dass Jesus Christus den Tod überwunden hat und aus dem „Grabe“ auferstanden ist, was somit auch für die Gläubigen gilt. (BOEHLKE, S. 80) Die christliche Bestattung lässt sich in zwei Bestandteile untergliedern: Der erste Teil ist die Aussegnung am Aufbahrungsort, der zweite Teil erfolgt - je nach Bestattungsart - am offenen Grab oder im Krematorium. Da Christus den Tod überwunden hat, können auch die Gläubigen auferstehen Ist der Tod eingetreten, wird der Leichnam aufgebahrt. Mit einem Leichenhemd bekleidet wird der Verstorbene mit gefalteten Händen in einen Holzsarg gelegt. Die Aufbahrung findet in der Regel zu Hause statt. Da aber immer häufiger Menschen in Alten-, Pflegeheimen und Krankenhäusern sterben, gibt es auch hier und auf Friedhöfen Möglichkeiten zur Aufbahrung. Anschließend erfolgt die Aussegnung durch einen Priester bzw. Pfarrer, um die ewige Seele auf ihre Wanderschaft zu geleiten. Dabei sind der engste Familienkreis und Freunde anwesend. Nach dieser Zeremonie wird der Sarg Auf die Aufbahrung folgt die Aussegnung durch einen Priester DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN 51 geschlossen und zum Friedhof gebracht, wo er in der Leichenhalle bis zur Bestattung aufbewahrt wird. Abb. 1: Ein Blumenkranz als letzter Gruß für den Verstorbenen Beim zweiten Teil der Bestattung gibt es mehrere Möglichkeiten. Sie erfolgt entweder in Form einer Körperbestattung in einem Erdgrab oder als Feuerbestattung, wozu der Leichnam zuvor im Krematorium eingeäschert wird. Eine Entscheidung über die Art der Bestattung sollte ein Mensch vor seinem Ableben getroffen haben. Falls nicht, müssen nahestehende Verwandte dies für ihn übernehmen. Die Trauerfeier findet ca. drei bis dreieinhalb Tage nach Eintritt des Todes statt. Bestattet wird entweder der Leichnam oder seine Asche Bei einem Begräbnis wird der Sarg in der Friedhofskapelle aufgebahrt. (LENZ, S. 60FF) Hier trifft sich die Trauergemeinde zu einem kurzen Gottesdienst. Die Gäste erscheinen traditionell in schwarzer bzw. dunkler Trauerkleidung. Anschließend folgt der Pfarrer mit den Hinterbliebenen in Form eines Trauerzuges dem Sarg, der von Sargträgern zum Grab gebracht wird. Die Trauernden verabschieden sich nach einer kurzen Predigt, indem sie etwas Erde oder Blumen in das Grab werfen. Blumen sind bei einer Bestattungsfeier ohnehin von großer Bedeutung. Als letzten Gruß für den Verstorbenen bringen die Trauergäste meist zahlreiche Kränze und Gestecke mit. In vielen Fällen findet anschließend noch eine Nachfeier statt. (THIESBONENKAMP, S. 328FF) Mit Erde oder Blumen verabschieden sich die Trauergäste Die Alternative zur Erdbestattung ist die Urnenbestattung. Für diese Form entschieden sich 1999 ca. 40 % der Christen. (GERNER, S. 15) Hier ist anzumerken, dass die Kremation keinem christlichen Glaubenssatz widerspricht. (BÜRKI, S. 202) Bei dieser Bestattungsform wird zumeist in der Kapelle des Krematoriums der Sarg aufgebahrt und ein Gottesdienst abgehalten. (THIESBONENKAMP, S. 330FF) Die Asche wird schließlich in eine Urne gegeben, die auf dem Friedhof in einem Erdgrab oder einer Urnenwand beigesetzt wird. Bei dieser Handlung muss kein Priester bzw. Pfarrer anwesend sein. Die Beisetzung kann von den Angehörigen ausgeführt werden. (LENZ, S. 95, 96) Die Kremation widerspricht keinem christlichen Glaubensgrundsatz Eine besondere Ausprägung der Bestattung, die in letzter Zeit immer populärer wird, ist die anonyme Bestattung. Hierbei werden die Verstorbenen nach einem Trauergottesdienst in Form einer Erd- oder Urnen-bestattung in einer Gemeinschaftsgrabstätte ohne Kennzeichnung begraben. (GAEDKE, S. 178) Anonyme Bestattung auf dem Vormarsch DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN 52 FRIEDHÖFE Abb. 2: Die reihenartige Anordnung der Gräber ist typisch für christliche Friedhöfe Dass das Gedenken an die Toten im Christentum einen großen Stellenwert einnimmt, kann man an den Friedhöfen ablesen, die im allgemeinen sehr gepflegt sind. Sie stellen heilige Orte dar, da hier die Leichen der Gläubigen begraben sind. (AUSEL, S. 93) Friedhöfe sind aber nicht nur Orte für die Toten, sondern auch für die Lebenden. Sie können hier ihren Toten gedenken und ihre Trauer verarbeiten. Darüber hinaus sind Friedhöfe heute auch Stätten der Ruhe und Besinnung und wichtige Bestandteile der innerstädtischen Grünzüge. Die Toten werden also nicht aus dem Bereich der Lebenden verbannt. Die Lage der Friedhöfe hat sich mit der Zeit verändert. Vom zentralen Ort an der Kirche wurden sie vor die Städte ausgelagert. Heute geht man wieder dazu über, Friedhöfe in erreichbarer Nähe für die Angehörigen anzusiedeln. (THIESBONENKAMP, S. 380, 381) Christliche Friedhöfe sind Orte für die Toten und die Lebenden Bei der Gestaltung von Friedhöfen haben sich unterschiedliche Formen entwickelt. Vielen gemein sind jedoch die reihenartige Anordnung der Gräber, eine Aufteilung in Grabfelder und eine Einfriedung, z.B. durch Mauern, Zäune oder Hecken. Auch die für die Bestattung benötigten Friedhofsgebäude sind überall vorhanden. Wie im Punkt „Bestattungsriten“ festgestellt, sind dies ein Aufbahrungsraum, eine Aussegnungshalle und eine Kapelle für die Gottesdienste. Der ursprüngliche Friedhofstyp ist der Kirchhof. Hier sind die Gräber um die zentral gelegene Kirche geometrisch angeordnet. Da der Einfluss der Kirchen jedoch zurückging - aber auch aus Platzgründen ist diese Gestaltungsform heute nur noch selten zu finden. (LEMBERGER, S. 8FF) Bestimmte Ausstattungselemente sind auf allen unterschiedlichen Friedhofstypen zu finden Es entwickelten sich Parkfriedhöfe, Waldfriedhöfe und architektonische Anlagen. Unter Parkfriedhöfen verstehen wir heute Anlagen, die aufgrund ihrer Gehölzbestände einen parkartigen Charakter angenommen haben. Typisch für einen Waldfriedhof ist ein dichter Baumbestand. Der Grundgedanke dieser Gestaltungsform ist das „Einswerden mit der Natur“. Architektonische Friedhofsanlagen sind gekennzeichnet durch Haupt- und Nebenachsen, die durch Alleen und streng geometrische Grabfelder unterstützt werden. Die Unterhaltung einer solchen Anlage ist jedoch sehr aufwändig. Modernere Anlagen vereinen mehrere Elemente der beschriebenen Formen und achten auf eine Anpassung an das Landschaftsbild. (ZUR HAUSEN, S. 26FF) Park-, Wald- und architektonische Friedhöfe haben den Kirchhof abgelöst DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN 53 GRABMÄLER Abb. 3: Name, Geburts- und Sterbedaten werden auf dem Grabstein festgehalten Mehr als die Friedhofsanlage an sich, sind vor allem die einzelnen Gräber für die Toten und die Hinterbliebenen von großer Bedeutung. Das Grab ist die eigentliche Ruhestätte, wo die Verstorbenen den Schlaf des Friedens finden, und der Ort der Trauer. Hier hat das Andenken an einen Verstorbenen seinen festen Platz. (LENZ, S. 91; JAMES, S. 6) Unterschiede zwischen den verschiedenen christlichen Ausprägungen gibt es diesbezüglich kaum. Die Gestaltung des Grabes ist jedoch von Region zu Region unterschiedlich. (BOEHLKE, S. 79) Das Grab ist Ort für den Schlaf des Friedens und die Trauer Das Grabmal und die Bepflanzung sind grundlegende Bestandteile der Gräber und überall zu finden. Beides soll schlicht und würdig gestaltet sein. Standesunterschiede sollen nicht erkennbar sein, da im Tod alle gleich sind. (LENZ, S. 99) Ursprünglich war eine Ausrichtung der Grabstätte in Ost-WestRichtung mit Blick auf Jerusalem gegeben. Dies wird in neueren Anlagen kaum mehr beachtet. (GERNER, S. 9) Das Grabmal hat eine aufrechte Form als Symbol für die Auferstehung. Es besteht aus Stein, Holz oder Metall. (BOEHLKE, S. 82) Hier werden der Name, die Geburts- und Sterbedaten festgehalten. In früheren Zeiten wurden auch oftmals Symbole aufgenommen, die auf den Beruf des Verstorbenen hinwiesen. (JAMES, S. 23) Das aufrechte Grabmal und die Bepflanzung sind grundlegende Bestandteile der Grabstätte Die Symbolik hat auch heute noch große Bedeutung, was sich in der Verwendung von entsprechenden Formen, Farben und Pflanzen widerspiegelt. Das Kreuz beispielsweise ist oft auf Grabsteinen zu sehen. Bei der Bestattung spielt der Kranz eine große Rolle. Durch ihn wird die „Unendlichkeit des Seelenlebens“ verdeutlicht. (JAMES, S. 88) Blumenschmuck während der Bestattung und als Dauergrabbepflanzung auf den Grabstätten ist für den Christen sehr wichtig, da Blumen die Hoffnung auf das Paradies darstellen. (JAMES, S. 11) Wie bei den Friedhöfen haben sich auch bei den Gräbern verschiedene Typen entwickelt. Sowohl für die Erdbestattung, als auch für die Urnenbeisetzung stehen Reihen- und Wahlgräber zur Verfügung, für die auf eine bestimmte Zeit ein Nutzungsrecht erworben wird. (LENZ, S. 91) Bei Reihengräbern handelt es sich um Einzelgräber die der Reihe nach vergeben werden und nach Einhaltung einer bestimmten Ruhe- bzw. Verwesungsfrist neu belegt werden. Die Wahlgräber, auch als Familiengräber bezeichnet, Symbolik ist von großer Bedeutung Reihen- und Wahlgräber gibt es sowohl für die Urnenbeisetzung, als auch für die Erdbestattung DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN 54 sind zwei- oder mehrstellige Grabstätten, die ausgesucht werden können und deren Nutzungsdauer verlängerbar ist. (GAEDKE, S. 178) Eine besondere Form der Urnenbeisetzung stellt die Aufbewahrung der Urne in einer Urnenwand bzw. in einem Kolumbarium dar, was bereits auf vielen Friedhöfen möglich ist. (ZUR HAUSEN, S. 61) Abb. 4: Eine besondere Form der Urnenbeisetzung stellt die Aufbewahrung der Urne in einer Urnenwand dar In den letzten Jahren haben sich weitere Veränderungen in der Bestattungskultur herauskristallisiert. Der Ruf nach mehr Individualität in Bezug auf Bestattung und Bestattungsort wird immer lauter, wenn er auch im Vergleich zur traditionellen Bestattung noch nicht sehr ins Gewicht fällt. So werden zwar schon Orte wie das Meer, das Weltall oder ein Baum im Friedwald als Bestattungsplatz angeboten, aber zu größerer Bedeutung ist bisher nur die Form der anonymen Gräber gelangt. Die Belegung wird hier ähnlich der Vergabe der Reihengräber durchgeführt. Die Gräber werden chronologisch nach Sterbedatum vergeben. Eine Wahlmöglichkeit besteht nicht. Auf anonymen Grabfeldern werden die einzelnen Gräber nicht gekennzeichnet. Eine Grabpflege ist daher nicht möglich und nötig, was von immer mehr Leuten gewünscht wird, da sie so den Hinterbliebenen den Kosten- bzw. den Arbeitsaufwand ersparen können. In der Regel lässt die Grabpflege ohnehin nach, wenn die Trauer überwunden ist und wird dann häufig ganz eingestellt. Ein Gedenken an die Verstorbenen wird dadurch ermöglicht, dass Gemeinschaftsdenkmäler eingerichtet werden, an welchen Blumenschmuck hinterlegt werden kann. (ARBEITSGEMEINSCHAFT FRIEDHOF UND DENKMAL) Das Bedürfnis nach mehr Individualität führt zu neuen Bestattungsarten DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN 55 DAS JUDENTUM Im ebenfalls monotheistischen Judentum ist Jahwe der einzige Gott. Durch den Messias werden am „Jüngsten Tag“ die „Gerechten“ auferstehen und in das Reich Gottes geführt. (STRZYSCH/WEIß, BAND 7, S. 126) Das Judentum ist eine monotheistische Religion JENSEITSVORSTELLUNGEN Im Gegensatz zu anderen Religionen haben sich Juden nicht so stark mit dem Jenseits befasst, so dass es kaum „typisch jüdische“ Vorstellungen von einem Leben nach dem Tod gibt. Dies ist einerseits darin begründet, dass in der Tora keine genauen Angaben dazu gemacht werden und andererseits von jeher eine starke Diesseitsbezogenheit vorherrscht. Eine Vergeltung von bösen Taten beispielsweise wird in anderen Religionen oft im Jenseits vorgenommen. Nicht so im Judentum. Hier gibt es zweifelsohne auch den Zorn Gottes bei Ungehorsam. Dieser wird im ursprünglichen Glauben jedoch zu eigenen Lebzeiten oder bei den Nachfahren geahndet. (COWARD, S. 23FF) Der Zorn Gottes trifft die Lebenden Da eine Vorstellung ohne ewiges Leben nach dem Tod für die Menschen wohl sehr schwierig ist, haben sich im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Varianten ergeben, die jeweils von anderen Kulturen übernommen wurden. Diese enthielten Gedanken an eine Reinkarnation oder auch an die Auferstehung am „Jüngsten Tag“. (COWARD, S. 27FF) Der Jenseitsglaube im heutigen Judentum ist vor allem durch die Übernahme christlicher Vorstellungen gekennzeichnet. (COWARD, S. 40) Diese beinhalten z.B. die Auferstehung unter der Führung des Messias und ein Leben nach dem Tod. Bis zur Auferweckung verweilen die Geister in körperlosem Zustand in einer überirdischen Welt. (COWARD, S. 33; BRANDT, S. 64FF) Noch bis in unsere Zeit hat sich der Glaube an eine leibliche Auferstehung, zumindest im orthodoxen Judentum erhalten. Liberale Gruppen glauben aber ausschließlich an eine Auferweckung der Seele. Eine Diesseitsbezogenheit dieser Gruppen auch in heutigen Zeiten ist daran zu erkennen, dass im 20. Jahrhundert in jüdischen Kreisen kaum über das Leben nach dem Tod diskutiert wurde. Nach dem Theologen Franz Rosenzweig wird die Ewigkeit als die „religiöse Dimension des Lebens, nicht als ein Seinszustand im Jenseits“ angesehen. (COWARD, S. 40FF) Die jüdischen Jenseitsvorstellungen sind geprägt durch die Übernahme christlicher Elemente 56 DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN Seele überirdische Welt Auferstehung und Jüngstes Gericht Himmel, Paradies Hölle Tod Leib Verwesung BESTATTUNGSRITEN Da der Körper die Behausung der Seele ist und außerdem in bestimmten Glaubensrichtungen des Judentums an eine körperliche Auferstehung geglaubt wird, ist er mit Respekt zu behandeln, also auch ordnungsgemäß zu bestatten. (BRANDT, S. 69) Ist ein Mensch verstorben, so soll er möglichst rasch am besten am gleichen Tag - beerdigt werden. Wird der Tote nicht baldmöglichst bestattet, gilt dies als Missachtung des Leichnams. (HACHAJIM, S. Da der Körper die Behausung der Seele ist, muss er rasch und ordnungsgemäß bestattet werden 20FF) Bis zur rituellen Waschung wird im Sterbehaus eine Totenklage zur Ehrung des Verstorbenen abgehalten. Die Waschung selbst und das Ankleiden des Leichnams mit speziellen Sterbekleidern wird meist im Beth Tahara - dem Haus der Reinigung - auf dem Friedhof vollzogen. Anschließend folgt die Bettung in einen einfachen Holzsarg. Einfach soll der Sarg deshalb sein, weil im Tod alle Menschen gleich sind. (STEIN, S.15FF) In der Trauerhalle des Friedhofes wird anschließend ein Trauergottesdienst abgehalten. Daraufhin folgt der Leichenzug zum Grab. Eine Teilnahme ist für Juden eine religiöse Pflicht. Eine schlichte Bestattungsfeier zeigt die Gleichheit aller Menschen im Tod Nach der Grablegung werden noch einige Gebete gesprochen (HACHAJIM, S 21) und jeder Trauergast wirft drei Hand voll Sand in das Grab. Dies geschieht zum Zeichen der aktiven Mitwirkung an der Bestattung. Beim Verlassen des Grabes werfen die Trauernden Erde oder Gras hinter sich, um daran zu erinnern, dass die Menschen aus Staub sind. Bevor die Trauernden durch ein von den Anwesenden gebildetes zweireihiges Spalier den Friedhof verlassen, „übergießen“ sie sich symbolisch, indem sie ihre Hände waschen. (STEIN, S.16) Im Sterbehaus findet anschließend das „Stärkungsmahl“ statt, das von Nichts was einem Toten gehört soll, einen Lebenden erfreuen DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN 57 Verwandten und Freunden für die Trauernden zubereitet wurde. (HACHAJIM, S.. 21) Die gesamte Bestattung soll möglichst einfach gehalten sein, um wiederum die Gleichheit aller im Tod zu betonen. Auch von Blumenschmuck soll abgesehen werden, da nichts was einem Toten gehört, einen Lebenden erfreuen soll. Im Judentum ist die Beisetzung im Erdgrab üblich. Die Kremation ist nur bei orthodoxen Juden verboten, da diese an die Auferstehung des Körpers glauben. Für andere Juden ist diese zwar erlaubt, aber aus traditionellen Gründen nicht erwünscht. Demgemäß hat sie sich bisher auch kaum übermäßig durchgesetzt. Bei einer Feuerbestattung wird die Trauerfeier vor der Verbrennung entweder auf dem Friedhof oder im Krematorium abgehalten. Die Asche wird später in einem separaten Urnenfeld oder in einer Urnenwand untergebracht. (STEIN, S. 15, 16) Die Erdbestattung ist im Judentum üblich FRIEDHÖFE „Haus der Gräber“, „Haus der Ewigkeit“ oder „Haus des Lebens“. Dies sind alles Namen, mit welchen Juden ihre Friedhöfe bezeichnen. Sie alle verdeutlichen die Hoffnung auf die Auferstehung. Jüdische Friedhöfe sind für die Ewigkeit angelegt. Sie gelten als unantastbar und gewähren ewige Ruhe, d.h. bis zur Auferstehung. Sie besitzen einen höheren Stellenwert als Synagogen. Der Friedhof gehört zu der ersten Einrichtung, die eine jüdische Gemeinde nach ihrer Gründung anstrebt. (BROCKE/MÜLLER, S.18FF) Ein jüdischer Grundsatz besagt auch, dass die Lebenden keine Vorteile von den Verstorbenen erlangen dürfen. Deswegen auch - wie schon erwähnt - ein Verbot von Blumenschmuck., an dem sich das Auge erfreuen könnte. (DIAMANT, S. IX) Bei liberalen Gruppierungen haben sich diese strengen Sitten allerdings gelockert. Blumenschmuck auf den Gräbern beispielsweise ist bei ihnen erlaubt, da er nicht der Freude der Lebenden dient, sondern der Ehrung der Toten. (STEIN, S. 14, 15) Der jüdische Friedhof verdeutlicht die Hoffnung auf Auferstehung DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN Abb. 5: Die Aufteilung eines jüdischen Friedhofs ist geprägt durch Grabreihen 58 Um die Unantastbarkeit zu gewährleisten, wählte man oft die Lage außerhalb von Städten oder Dörfern. Aber auch eine Einfriedung mit einem Zaun oder einer Mauer schützt die Ruhe der Toten. (BRANDT, S. 70) Bei der Gesamtanlage gibt es viele verschiedene Formen. Die Gemeinden haben jeweils selbst eine für sich geeignete Form entwickelt. Auch hier gibt es kleine Waldfriedhöfe und großflächige Anlagen. Spezielle Gestaltungstypen wie im Christentum haben sich aber nicht ergeben. (STEIN, S. 16) Die Aufteilung eines jüdischen Friedhofs ist geprägt durch Grabreihen und Grabfelder. (BROCKE/MÜLLER, S. 19FF) Zu den für die Bestattungsriten benötigten Gebäuden gehören, wie oben erwähnt, das Beth Tahara für die Waschung und eine Trauerhalle für den Gottesdienst. Diese Gebäude sind in der Regel auf dem Friedhof zu finden. Die Lage außerhalb von Städten und eine Einfriedung gewährleisten die Totenruhe der jüdischen Friedhöfe GRABMÄLER Das Grab ist für einen Juden besonders wichtig, da hier der Körper bzw. die Seele bis zur Auferstehung ruht. Deshalb gilt ein ewiges Ruherecht. Eine Auflösung oder Wiederbelegung der Gräber ist nicht gestattet. Eine Umbettung wird nur in Notfällen vollzogen. Allerdings dürfen die Überreste ausschließlich in Israel, dem gelobten Land, wieder bestattet werden. (BRANDT, S. 69FF) Die bereits erwähnten Reihengräber sind meist Einzelgräber. Zeitweise waren Familiengräber für mehrere Personen üblich, was heute nur noch selten der Fall ist. Die Gräber werden der Reihe nach belegt. Gelegentlich ist es möglich, das Nachbargrab für den Ehegatten freizulassen. (BROCKE/MÜLLER, S. 19FF, S. 24FF) Für Urnengräber gelten die gleichen Bedingungen. Es ist aber auch möglich, die Asche in einer Urnenwand unterzubringen. (STEIN, S. 16) Eine Ausrichtung der Grabstätte in Richtung Jerusalem ist üblich, aber nicht zwingend. (BROCKE/MÜLLER, S. 20) Die Gräber sind dann in Ost-West-Richtung angelegt, wobei der Kopf nach Westen liegt. Das ewige Ruherecht verbietet die Wiederbelegung von Gräbern Zur Kennzeichnung der Stätte wird an das Kopfende in Europa meist ein aufrechter Grabstein gesetzt. (HACHAJIM, S. 31) Dieser ist mit Grabinschriften und Symbolen versehen. Das Material und die Größe des Steins sollen wiederum einheitlich sein, um auch hier die Gleichheit nach dem Tod zu betonen. Je nach regionalem Vorkommen wird ein heimischer Naturstein, bevorzugt aber Sandstein, verwendet. (BROCKE/MÜLLER, S. 24FF) Die ursprünglich sehr umfangreiche Inschrift beschränkt sich heute auf den Namen, den Geburts- Einheitliche Materialien betonen die Gleichheit nach dem Tod DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN 59 und Sterbetag des Verstorbenen und einige hebräische Wendungen, (BRANDT, S. 71, 72) die nur noch symbolisch verwendet werden. Ansonsten ist die Grabinschrift in deutsch. (BROCKE/MÜLLER, S. 38) Auch die Anzahl der Symbole auf den Steinen ist zurückgegangen. Durch sie wurden Aussagen über Leben, Beruf, Familie und Abstammung getroffen. Zu den noch heute verwendeten Sinnbildern gehören beispielsweise der Davidstern und segnende Hände, die auf einen verstorbenen Priester hinweisen. (STEIN, S. 18; BRANDT, S. 72) Die Grabstätten sind nicht aufwändig bepflanzt, wie etwa im Christentum. Wie bereits angemerkt, ist Blumenschmuck zwar möglich, aber traditionell nicht üblich. Eher finden Efeu und andere Grünpflanzen Verwendung, um wiederum der Gleichheit Ausdruck zu geben. (BRANDT, S. 71) Der jüdische Brauch, beim Friedhofsbesuch mitgebrachte Steinchen auf den Grabstein zu legen gilt als Zeichen des Gedenkens. Die ursprüngliche Herkunft dieser Sitte ist nicht geklärt. Womöglich ist es ein Relikt aus der Zeit, in der Wüstenvölker ihre Toten unter Steinhaufen begruben, damit diese nicht von wilden Tieren gefressen wurden. (MELCHER, S. 32) Abb. 6: Jüdische Grabstätten sind nicht aufwändig bepflanzt Kleine Steine auf dem Grabstein dienen als Zeichen des Gedenkens DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN 60 DER ISLAM Mohammed erfuhr die Offenbarung durch Gott (Allah) und wurde zum Propheten Allahs, dem einzigen Gott. Wie beim Christen- und Judentum handelt es sich also auch hier um eine monotheistische Religion. (STRZYSCH/WEIß, BAND 7, S. 9) Durch den treuen Glauben an Gott und gute Taten zu Lebzeiten als Mensch, hat ein Moslem die Gelegenheit, beim „Jüngsten Gericht“ zu Gott ins Paradies zu gelangen. Der Islam ist eine monotheistische Religion JENSEITSVORSTELLUNGEN Im islamischem Glauben beendet der Tod das irdische Leben nach einer von Gott festgesetzten Zeit, um zu ihm heimzukehren. (BLACH, S. 19) Nachdem ein Mensch gestorben ist, wird seine Seele von Izrail - dem Todesengel - vom Körper getrennt und zu Gott gebracht. Dort erfährt sie, ob sie zu den „Redlichen“ oder zu den „Verdammten“ zählt. Den geretteten Seelen werden die Sünden vergeben und sie kehren zurück auf die Erde zu ihrem noch unbestatteten Körper. Verdammte Seelen werden am „untersten Himmelstor“ abgewiesen. Der Todesengel zieht seine schützende Hand ab und die Seele stürzt auf die Erde nieder. Zabaniya - die Höllenwärterengel - bringen diese zu dem „Versammlungsort der Verdammten“. Nachdem der Leichnam bestattet wurde, erfolgt eine Befragung im Grab. Die Engel Munkar (Unbekannt) und Nakir (Verleugnung) stellen Fragen zum Glaubensleben des Verstorbenen. Zu diesem Zeitpunkt versucht die Trauergemeinde zu helfen, indem sie dem Verstorbenen die entsprechende Antwort (das islamische Glaubensbekenntnis) nachruft. Wenn er richtig geantwortet hat, kommen die Engel Mubashar und Bashir (Frohe Botschaft und Verkünder der frohen Botschaft) und verheißen ihm das Paradies. Sind die Antworten falsch, wird er von Munkar und Nakir bereits im Grab durch Schläge und Demütigungen bestraft. (ABDULLAH, S. 49FF) Das Glaubensleben des Verstorbenen ist ausschlaggebend für den Verbleib der Seele bis zur Auferstehung 61 DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN Nach der Auferstehung erfolgt das Endgericht. Hier richtet Gott über alle Menschen. Er bewertet das Einhalten der religiösen Pflichten und die Taten im irdischen Leben. In der „himmlischen Waagschale“ werden die guten gegen die schlechten Handlungen aufgewogen. Außerdem müssen die Menschen auf dem Weg zum Paradies noch eine Brücke mit sieben Bögen überqueren, die „dünner als ein Haar und schärfer als ein Schwert“ ist. Nur die Gläubigen schaffen es, über diese Brücke zu gelangen. Die Ungläubigen werden in die Hölle stürzen. Die Menschen, deren schlechte Taten überwiegen, werden in der Hölle schmoren. Diejenigen, die hauptsächlich gute Taten vollbrachten, werden als die „Belohnten“ im Paradies verweilen. Menschen mit ausgeglichenem Konto bewohnen die Araf, ein Zwischenstadium zwischen Hölle und Paradies. Dieser Aufenthalt ist zeitlich begrenzt. Letztendlich werden alle Menschen von hier ins Paradies gelangen. Auch aus der Hölle kann man irgendwann erlöst werden, soweit jemand während seines irdischen Lebens einmal die Schahada, das islamische Glaubensbekenntnis, gesprochen hat. Lediglich Ungläubige sind für immer verloren. (BLACH, S. 20FF) Seele Versammlungsort der Verdammten Paradies Verheissung des Paradieses im Grab mit Körper Tod Befragung im Grab Jüngster Tag Auferstehung Endgericht Demütigung im Grab Leib In der „himmlischen Waagschale“ werden die guten gegen die schlechten Taten aufgewogen Araf Hölle Verwesung BESTATTUNGSRITEN Durch den traditionellen Glauben an die Auferstehung aller Toten ist es für Moslems von großer Bedeutung, dass ihr Leichnam in einem Erdgrab bestattet wird. Dadurch erlangen sie einen Ort, an dem sie bis zum „Jüngsten Tag“ verweilen können. Dies begründet auch, weshalb eine Kremation nach islamischem Recht verboten ist. Sie würde eine Auferstehung verhindern. (Die Totenruhe ist im Islam unantastbar.) Nach Eintritt des Todes soll der Verstorbene möglichst noch am gleichen, spätestens aber am Folgetag Um eine Auferstehung zu gewährleisten, kommt für Muslime nur eine Erdbestattung in Frage DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN 62 bestattet werden. Dieser hat nämlich ein Recht darauf, unverzüglich zu seinem Grab und somit zu Gott zu gelangen. (HEINE, S. 14FF) Während die Männer das Begräbnis vorbereiten, treffen sich die Frauen, um die Totenklage, (die jedoch nicht zwingend vorgeschrieben ist,) abzuhalten. Die gesungenen Lieder handeln von den Tugenden und Verdiensten des Toten. (JONKER, S. 131) Abb. 7: Beim Totengebet ist die Aufstellung der Gemeinde von Bedeutung Die Bestattungszeremonie lässt sich in drei Abschnitte untergliedern: die rituelle Waschung, die Totenfeier und die Grablegung. Nur in rein gewaschenem Zustand kann ein Moslem am „Jüngsten Tag“ vor Gott treten. Um rituelle Reinheit zu erlangen, muss der Leichnam gewaschen werden. Dies hat durch Personen gleichen Geschlechts zu erfolgen. Entsprechende Waschhäuser mit dem nötigen Waschtisch befinden sich in Krankenhäusern und auf größeren Friedhöfen. Die Waschung kann aber auch im Sterbehaus vollzogen werden. Anschließend wird der Leichnam in weiße Leichentücher gewickelt. (BLACH, S. 28FF) Die rituelle Waschung, die Totenfeier und die Grablegung sind wichtige Bestandteile der islamischen Bestattung Den zweiten Teil stellt die Totenfeier dar. Dabei verabschiedet sich die Gemeinde von dem Verstorbenen und es wird das Totengebet gesprochen. Dazu wird die Leiche nach Mekka ausgerichtet aufgebahrt. Diese Zeremonie kann entweder in der Moschee oder auch an einem anderen Ort stattfinden. Wichtig beim Totengebet ist allerdings die Aufstellung der Trauergemeinde. Frauen haben sich dabei - wie auch während der gesamten Bestattung - im Hintergrund zu halten, da es im Islam ausschließlich Männern vorbehalten ist, sich an öffentlichen religiösen Handlungen zu beteiligen. Nach dem Totengebet wird der Leichnam in einem Sarg oder auf einer Totenlade zum Friedhof gebracht. Das Tragen des Sarges oder der Lade gilt als gute Tat. Deshalb wechseln sich die Personen beim Tragen oft ab. (BLACH, S. 30FF) Frauen haben sich bei der Totenfeier im Hintergrund zu halten An der Grabstätte angekommen, beginnt der letzte Teil der Bestattung - die Grablegung. Der Leichnam wird traditionell ohne Sarg bestattet. Falls dieser im Trauerzug in einem Sarg transportiert wurde, wird er vor der Grablegung herausgenommen. (BLACH, S. 37FF) Das Grab muss parallel zu Mekka ausgerichtet sein, damit der Tote so gebettet werden kann, dass er bei der Auferstehung die Kaaba in Mekka vor Augen hat. (BOEHLKE, S. 85) Der Tote wird entweder auf dem Rücken liegend und seinen Kopf Richtung Mekka geneigt, begraben (BLACH, S. 37FF) oder so, dass er auf der rechten Körperseite liegt und Den Blick Richtung Mekka gerichtet DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN 63 nach Mekka sieht. (KOKKELINK, S. 67) Hierzu gibt es in der Literatur unterschiedliche Angaben. Zu beachten ist überdies die Tiefe des Grabes. Traditionell werden Frauen etwas tiefer begraben als Männer. (ABDULLAH, S. 58) Anschließend wird das Grab, das von den Angehörigen ausgehoben wurde, von diesen auch wieder gemeinsam verfüllt. Während der gesamten Bestattung ist ein Hoca, ein islamischer Geistlicher anwesend, der durch die Zeremonie führt, und mit den Trauergästen Koransuren und die Erinnerungsformel für die Befragung im Grab vorträgt. (BLACH, S. 37) FRIEDHÖFE Abb. 8: Nach Mekka ausgerichtete Gräber auf einem muslimischen Grabfeld Wie bereits in den vorherigen Punkten erwähnt, ist der Friedhof der Ort, an dem die Toten ihre Auferweckung erwarten. Deshalb gilt für die Grabstätten ein ewiges Ruherecht und eine unantastbare Totenruhe, (KOKKELINK, S. 70) was auch eine Umbettung ausschließt. (HEINE, S. 15) Zudem ist es für Moslems zwingend notwendig, in reiner Erde bestattet zu werden, was bedeutet, dass die Fläche vorher nicht als Begräbnisstätte verwendet werden durfte. Ebenso ist es unzulässig, mit „Ungläubigen“ auf einem gemeinsamen Gräberfeld bestattet zu sein, da dies zur „Verunreinigung“ der Erde führt. (KOKKELINK, S. 66) Wegen des hohen Flächenverbrauches – Wiederbelegung wie im Christentum ist nicht möglich - sind die Friedhöfe meist außerhalb von Städten und Dörfern angelegt. (TAN, S. 112) Der Friedhof ist der Ort, an dem die Toten ihre Auferweckung erwarten Zur Gestaltung der Gesamtanlage gibt es keine konkreten Vorstellungen. Sie wird hauptsächlich bestimmt durch die vorgeschriebene Ausrichtung der Gräber nach Mekka. (KOKKELINK, S. 66, 67) Zudem sind auf manchen Friedhöfen bauliche Einrichtungen zu finden. Dabei handelt es sich, wie oben bereits erwähnt, um ein Haus oder einen Tisch für die rituelle Waschung und um weitere Räume, in denen die Verstorbenen aufgebahrt und Totenfeiern abgehalten werden können. (KOKKELINK, S. 71, 72) Die Anlage und Gestaltung muslimischer Friedhöfe ist bestimmt durch die Ausrichtung der Gräber nach Mekka DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN 64 In Deutschland gibt es keine eigenständigen muslimischen Friedhöfe, da die muslimische Glaubensgemeinschaft nicht als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt ist. Meist werden entsprechend abgetrennte Gräberfelder auf Kommunalfriedhöfen angelegt. Islamische Traditionen geraten hier allerdings in Konflikt mit der deutschen Gesetzgebung, die beispielsweise eine Bestattung im Sarg oder eine Wiederbelegung der Gräber vorsieht. Dies führt in vielen Fällen dazu, dass in Deutschland lebende Muslime nach ihrem Tod in die Heimat überführt und dort bestattet werden. (KOKKELINK, S. 63) Da eine traditionelle islamische Bestattung in Deutschland oft nicht möglich ist, lassen sich viele Muslime in ihre Heimat überführen GRABMÄLER Abb. Abb. 9: Die Gestaltung muslimischer Einzelgräber reicht von einfachen Grabhügeln..... Abb. 10: ...bis hin zu aufwändigen Grabdenkmälern Am wichtigsten sind für muslimische Gräber die ewige Grabruhe und die Ausrichtung nach Mekka. Wegen des Glaubens an die Auferstehung der Toten und der unantastbaren Totenruhe können Gräber nicht wiederbelegt werden. Jeder Tote hat sein eigenes Grab. Familiengrabstätten, wie es im Christentum Brauch ist, sind im Islam nicht üblich. Die Ausrichtung der Grabstätte in Ost-West-Richtung (die Füße zeigen nach Osten, der Kopf nach Westen) - parallel zu Mekka - ist ebenfalls im Auferstehungsglauben begründet. Das Haupt soll, wie bereits erwähnt, am „Jüngsten Tag“ die Kaaba vor Augen haben. Von Deutschland aus gesehen befindet sich die Kaaba im Süd- Osten. (ABDULLAH, S. 58) Die ewige Grabruhe und die Ausrichtung nach Mekka sind für ein muslimisches Grab unverzichtbar Die Gestaltung der Einzelgräber ist sehr verschieden. Sie reicht von aufwändigen Grabdenkmälern bis zu nur minimal gekennzeichneten Grabhügeln. In den meisten Ländern wird aber das Grab mit einer rechteckigen Steinplatte komplett abgedeckt und erhält einen aufrechten Stein am Kopfende - im Westen. Oft ist auch noch ein zweiter Stein am Fußende vorhanden. Darüber hinaus werden viele Gräber zur eindeutigen Kennzeichnung zusätzlich mit Steinen, Holz, Metall oder Plastik eingefasst. Die Grabgestaltung kann sehr unterschiedliche Formen annehmen Auf den Grabsteinen ist nicht immer eine Inschrift angebracht. Meist jedoch ist der Name sowie das Geburts- und Sterbedatum eingemeißelt. Eventuell kommt noch ein Koranvers hinzu. Symbolik spielt im Islam eine weitaus geringere Rolle als im Christentum. Nur gelegentlich sind auf Grabsteinen Symbole zu finden. Durch sie wird auf die Pilgerreisen des Toten hingewiesen. Blumen sind als Sinnbild und Grabschmuck kaum von Symbolik spielt keine große Rolle DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN 65 Bedeutung. In vielen Ländern ist aus klimatischen Gründen keine Blumenbepflanzung möglich. Ursprünglich ist auf dem islamischen Friedhof Spontanvegetation üblich, so machen die Gräber rasch einen verwilderten Eindruck. Da aber Trauer im Islam nicht öffentlich dargestellt wird (KOKKELINK, S. 68, 69) und das Grab nicht zum Wallfahrtsort werden soll, hat sich auch keine Grabpflegetradition entwickelt. (KARAKAŞOĞLU, S. 85) Bei in Deutschland bestatteten Moslems gleicht sich die Grabgestaltung häufig der christlichen Tradition an. (KOKKELINK, S. 68, 69) DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN 66 DER BUDDHISMUS Ähnlich wie beim Hinduismus handelt es sich um eine polytheistische Religion. Der Glaube an einen Kreislauf von Wiedergeburten eines „Bündels von Charaktermerkmalen“ zeigt weitere Parallelen. Oberstes Ziel eines Buddhisten ist es, den Weg ins Nirwana zu schaffen und von diesem Kreislauf erlöst zu werden. (GERNER, S. 119) Der Buddhismus ist eine polytheistische Religion JENSEITSVORSTELLUNGEN Im Buddhismus wird der Tod als eine „Unterbrechung im Rad des Lebens“ angesehen. (GERNER, S. 119) Zum Todeszeitpunkt lösen sich physische von mentalen Teilen. Im Gegensatz zum Hinduismus aber wird hier nicht der psychische Körper - sprich das „Selbst“ - wiedergeboren, sondern „eher die Ergebnisse dessen, was man in und mit seinem Leben getan hat“. Der wiedergeborene psychische Teil ist also weder identisch noch völlig unterschiedlich von dem verstorbenen Teil. Es besteht die Möglichkeit, entweder in einer höheren oder niedereren Lebensform wiedergeboren zu werden oder gar ins Nirwana zu gelangen. (COWARD, S. 102FF) Der Tod ist eine Unterbrechung im „Rad des Lebens“ Die verschiedenen Formen einer Reinkarnation werden im „Rad des Lebens“ dargestellt. Hölle, Tierreich, Geister, Titanen, Menschen und Götter sind die „Sechs Reiche der Wiedergeburt“. (KEOWN, S. 43) In welchem Reich der Verstorbene wiedergeboren wird, entscheidet sich im bardo. Dies ist ein Zwischenzustand von 49 Tagen, der nach dem Tod beginnt. Die im letzten Leben vollbrachten guten oder schlechten Taten - das Karma - sind mit Ausschlag gebend für die Wiedergeburt in einer höheren oder niedereren Ebene. (GERNER, S. 119) In diesem Zeitraum wird die „Seele“ dem „Zwischenstadium des wahren Seins“ ausgesetzt. Nun hat der Tote die Gelegenheit die Erlösung zu erfahren und ins Nirwana zu gelangen, indem er sein Begehren überwindet und versteht, dass „Leere in der Erleuchtung die wahre Natur des Seins“ ist. Wird der Sinn jedoch nicht erkannt, erfolgt eine erneute Reinkarnation. (COWARD, S. 115) Die guten und bösen Taten im irdischen Leben entscheiden über die Wiedergeburt in einer höheren oder niedereren Lebensform 67 DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN Eine Wiedergeburt als Mensch ist aus buddhistischer Sicht sehr erstrebenswert. Denn bei dieser Lebensform ist die Chance, ins Nirwana einzugehen und von der Kette der Wiedergeburten erlöst zu werden, recht gut. Die höhere Ebene der Götter kann hingegen hinderlich sein. Während Götter, die auch im Buddhismus meist sterblich sind, nämlich eher zu Selbstzufriedenheit neigen und das Nirwana als oberstes Ziel so aus den Augen verlieren, steht dies bei den Menschen immer an erster Stelle. Für sie ist das Leben ein „Zwischenweg“ zwischen Lust und Leid, aus dem sie erlöst werden wollen. (COWARD, S. 44FF). „Wer im Leben genügend geistliche Einsicht gewonnen und danach gehandelt hat, wird im Augenblick des Todes der ursprünglichen Erleuchtung gewahr.(...)Die Person wird dann nicht in einen Zwischenzustand, sondern sogleich ins Nirwana eingehen.“ (COWARD, S. 112) Die Wiedergeburt als Mensch ist aus buddhistischer Sicht sehr erstrebenswert Nirwana mentale Teile Zwischenzustand bardo Tod neuer Körper: höhere Lebensform neuer Körper: niederere Lebensform physischer Körper Verbrennung BESTATTUNGSRITEN Für Buddhisten ist der Tod kein trauriges Ereignis, da der Verstorbene dadurch die Möglichkeit erhält, in eine höhere Ebene oder ins Nirwana zu gelangen. Diese Einstellung ist auch in den Bestattungsriten wiederzuerkennen. Wenn ein Mensch stirbt, ist es wichtig, einen Wahrsager oder Astrologen herbeizurufen. Dieser bestimmt dann anhand der Geburtsund Todesdaten des Verstorbenen den genauen Termin der Bestattung. Aufgrund des ermittelten Termins und dem Vermögen der Familie kann die Zeitspanne zwischen Todeszeitpunkt und Verbrennung mehrere Jahre betragen. (GERNER, S. 121; STRUCHTEMEIER S. 26) Anschließend wird der Leichnam präpariert, einbalsamiert und zu Hause aufgebahrt. Bis der Tote dann Der Bestattungstermin ist abhängig vom Geburts- und Todeszeitpunkt des Verstorbenen DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN 68 verbrannt wird, behandelt man ihn wie einen Lebenden. (GERNER S. 112FF) Vor der Verbrennung werden alle Freunde, Verwandte sowie Mönche herbeigerufen, die von der Familie verköstigt werden. Für viele Familien stellt dieses Fest eine große finanzielle Belastung dar. Deshalb muss manchmal die Einäscherung so lange verschoben werden, bis ausreichend Geld zusammengekommen ist. (STRUCHTEMEIER, S. 26) Abb. 11: Bei einer buddhistischen Beisetzung wird der Sarg samt umgebender Papierkonstruktion verbrannt Nach der Zeit der Aufbahrung wird der Leichnam – je nach Region entweder in einen Sarg (Thailand, Burma) gebettet oder in Hockstellung zusammengeschnürt (Nordindien, Tibet). Der Sarg wird meist noch mit einer Konstruktion aus Papier (z.B. in Form eines Hauses, Schiffes oder Stieres) umgeben. Der zusammengeschnürte Tote wird auf einer Bahre und der Sarg auf einem Wagen zur Verbrennungsstätte gebracht. Dies geschieht in Form eines Trauerzuges, dem auch Gaukler, Musikanten und Tänzerinnen beiwohnen können. Samt Überbau wird der Sarg auf den Scheiterhaufen aufgebahrt und - manchmal sogar durch ein prächtiges Feuerwerk entzündet. Die Verbrennungsstätten liegen meist außerhalb der Städte. Die Nähe zum Wasser ist hier im Vergleich zum Hinduismus nicht von Bedeutung. (STRUCHTEMEIER, S. 25FF, GERNER, S. 112FF) Den Trauerzug können auch Gaukler, Musikanten und Tänzerinnen begleiten Nach Auskunft von Mönch TICH THIEN SON, geistiger Leiter der DeutschVietnamesischen Buddhistischen Gemeinde in Frankfurt am Main, gibt es neben der Feuerbestattung auch noch die Möglichkeit der Erdbestattung von Buddhisten. (TICH THIEN SON) Diese bildet jedoch eher die Ausnahme und wird besipielsweise in Gebirgsregionen durchgeführt, in denen Feuerholz nicht vorhanden oder zu teuer ist. (AVADHUTA) Auch Erdbestattungen sind möglich FRIEDHÖFE UND GRABMÄLER Über den Verbleib der Asche wurden leider kaum nähere Angaben gefunden. Laut Mönch TICH THIEN SON werden Urnen in Stupas beigesetzt. Bei Erdbestattungen ist die Ausrichtung der Gräber nach Tierkreiszeichen zu beachten. Die Basis des Friedhofes bildet ein Achteck. In der Mitte sind nochmals vier Felder vorzusehen. In Deutschland verstorbene Buddhisten werden in den meisten Fällen eingeäschert und auf einem Friedhof beigesetzt. Rücküberführungen finden nur in Ausnahmefällen statt. (TICH THIEN SON) Informationen über den Verbleib der Asche sind rar DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN 69 DER HINDUISMUS Hierbei handelt es sich um eine polytheistische Religion, in der das „Selbst“ durch mehrfache Wiedergeburt verschiedene Seinsformen durchlebt, um schließlich in die Ebene des Schöpfers (Brahma) einzugehen und unsterblich zu werden. Der Hinduismus ist eine polytheistische Religion JENSEITSVORSTELLUNGEN Aus hinduistischer Sicht löst sich bei Eintritt des Todes der psychische Körper, auch als das „Selbst“ bezeichnet, vom physischen Körper. Ob sich das „Selbst“ dann einen anderen angemessenen physischen Körper sucht oder in die unendliche Welt des Schöpfers eingehen kann, hängt ab von den Taten und Werken, die im Leben vollbracht wurden. Gute Taten führen zum punya, dem guten Karma, schlechte Taten zum papa, dem schlechten Karma. (GUNTURU, S. 138) Je nachdem, ob die guten oder schlechten Taten überwiegen, wird man in einer höheren bzw. niedereren Lebensform wiedergeboren. Man hat somit die Möglichkeit, als Gott, Mensch, Tier oder in der Hölle wiedergeboren zu werden (STRZYSCH/WEIß, BAND 6, S. 240) Die Geburt als Mensch wird bei den Gläubigen als Ehre angesehen, da das menschliche „Selbst“ bereits zu Lebzeiten das „Selbst“ vom physischen Körper unterscheiden kann. (COWARD, S. 86) Das Leben als Gott im Svargaloka - der himmlischen Welt - ist denjenigen vorbehalten, die ein makelloses Leben als Mensch geführt haben. Da sie als Belohnung jedoch nun im Jenseits ein Leben in Freude erwarten, haben sie offensichtlich noch nicht die wahre Natur des „Selbst“ erkannt und die Erlösung erfahren, die nötig ist, um in die ewige Welt des Schöpfers zu gelangen. Folglich werden sie, wenn ihr Konto der guten Taten erschöpft ist, als Mensch wiedergeboren. (COWARD, S. 84, S. 98FF) Oberstes Ziel eines Hindus ist es, dem Samsara - der endlosen Kette der Wiedergeburten - zu entkommen, (STRZYSCH/WEIß, BAND 6, S. 240) um ins brahmaloka, die Welt des Schöpfers, zu gelangen. Dies kann nur dadurch erreicht werden, indem die wahre Natur des „Seins“ erkannt wird und die Begierden überwunden werden. Dann ist es möglich, Moksha, die Erlösung, zu erfahren und in die Welt des Schöpfers zu gelangen. Nun führt kein Weg mehr zurück in die Sterblichkeit. (GUNTURU, S. 138) Die guten und bösen Taten im irdischen Leben entscheiden über die Lebensform der Wiedergeburt 70 DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN Brahmaloka psychischer Körper „Selbst“ neuer Körper: höhere Lebensform neuer Körper: niederere Lebensform Tod physischer Körper Verbrennung BESTATTUNGSRITEN Abb. 12: Der Leichnam wird auf dem Scheiterhaufen aufgebahrt Um die Seele von ihren diesseitigen Bindungen zu befreien, ist es für einen Hindu von Bedeutung, dass sein Körper nach bestimmten Regeln bestattet wird. Dabei ist der älteste Sohn dafür zuständig, dass die Leiche innerhalb von 24 Stunden auf einem Scheiterhaufen verbrannt wird. (GUNTURU, S. 219) Nach Eintritt des Todes wird der Leichnam im Haus aufgebahrt, gewaschen, gesalbt und in ein Totentuch eingewickelt. Anschließend wird die Leiche auf einer Bambusbahre – begleitet von einem Trauerzug - auf eigenen Totenwege zur Verbrennungsstätte gebracht. (MICHAELS, S. 149FF) Die Verbrennungsstätten befinden sich meist an Ufern heiliger Flüsse, wobei der Ganges für Hindus am bedeutendsten ist. (GERNER, S. 11) Nach den Vorstellungen orthodoxer Hindus fließt der Ganges jedoch in allen Flüssen. (GUNTURU, S. 173) Die rituelle Waschung und die Verbrennung des Leichnams am heiligen Fluss sind wichtige Bestandteile der hinduistischen Bestattung Am Verbrennungsplatz angekommen, werden die Füße des Leichnams in den heiligen Fluss getaucht. Anschließend wird die Leiche auf dem Scheiterhaufen mit dem Kopf in Richtung Norden aufgebahrt und die engsten Verwandten umschreiten ihn fünf mal im Uhrzeigersinn. Der älteste Sohn bzw. der Haupttrauernde muss dann den Scheiterhaufen entzünden – mithilfe des Hausfeuers, das in einer Schale mitgebracht wurde. Dies geschieht bei Frauen am Fuß- und bei Männern am Kopfende. Nach geraumer Zeit wird der Schädel des Leichnams mit einer Bambusstange eingeschlagen, damit die „Seele“ - bzw. das „Selbst“ - den Körper durch die Das Feuer zur Entzündung des Scheiterhaufens wird von zu Hause mitgebracht DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN 71 Schädelöffnung verlassen kann. Dies ist der rituelle Todeszeitpunkt. Zurückbleibende Knochen- und Aschereste werden aufgelesen und in den Fluss gestreut. (MICHAELS, S. 149FF) Bei Kindern (bis fünf Jahre), Sadhus und Leprakranken ist eine Verbrennung nicht üblich. Sie werden unverbrannt im Ganges versenkt. (SCHOLZ, S. 165) Nach Angaben des INDISCHEN KULTURINSTITUTES in Frankfurt, ist bei in Deutschland lebenden indischen Hindus eine Kremation üblich. Die Asche wird dann häufig in das Heimatland überführt und dem Ganges oder einem anderen heiligen Fluss übergeben. Die im Hinduismus üblichen Rituale bei der Verbrennung der Toten können in Deutschland nicht nur wegen der Gesetzeslage meist nicht vollzogen werden, sondern auch weil es an kundigen Priestern fehlt. (PANDEY) FRIEDHÖFE In Deutschland lebende Hindus lassen ihre Asche häufig ins Heimatland überführen UND GRABMÄLER Da das „Selbst“ durch den Tod den Körper verlässt und in einem anderen wiedergeboren wird, ist ein Friedhof und ein Grabmal für Hindus von relativ geringer Bedeutung. Die individuelle Person verschwindet, bleibt aber als Ahne oder Vorvater erhalten. Daher gibt es für die verstorbenen Körper keine speziellen Gräber und Friedhöfe. (MICHAELS, S. 148FF) Gräber und Friedhöfe sind im Hinduismus bedeutungslos DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN 72 TABELLARISCHE ZUSAMMENFASSUNG Die folgenden Tabellen dienen dem besseren Verständnis der Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Bestattungstraditionen der fünf Weltreligionen. In dieser Übersicht werden die Kernpunkte der bereits behandelten Themenschwerpunkte (Jenseitsvorstellungen, Bestattungsriten, Friedhöfe und Grabmäler) stichpunktartig zusammengefasst und gegenüber gestellt. 73 DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN Christentum Tod Monotheistischer Glaube: Jesus Christus Trennung von Leib und Seele: Leben nach dem Tod Körper verwest oder wird verbrannt Seele ist unsterblich individuelles Gericht: Sünden sind entscheidend für den Zustand bis zum Endgericht Judentum Islam Monotheistischer Glaube: Monotheistischer Glaube: TABELLE Jahwe !!!!!!!!!!! Allah Trennung von Leib und Seele: keine klar formulierten Jenseitsvorstellungen Körper verwest Seele ist unsterblich - Buddhismus Hinduismus Polytheistischer Glaube Polytheistischer Glaube Trennung von physischen und mentalen Teilen: Trennung von psychischem Körper („Selbst“) und physischem Körper: - Körper wird verbrannt - „Selbst“ wird wiedergeboren - keine genauen Angaben in der Tora: Seele vor Allah: Sünden sind entscheidend für den Zustand bis zum Jüngsten Tag Körper wird verbrannt mentale Teile werden wiedergeboren Karma entscheidet über Wiedergeburt Zwischenzustand: Karma entscheidet über Wiedergeburt Übernahme christlicher Vorstellungen „Fegefeuer“ Totenreich bei Gott aber: körperliche Auferstehung Auferstehung und Jüngstes Gericht Hölle Paradies Himmel Versammlungsort der Verdammten ursprünglich: Vergeltung der Sünden während der Lebzeiten oder bei den Nachkommen zurück zum Körper Befragung im Grab Verheißung Demütides gung im Paradieses Grab Jüngster Tag Auferstehung Endgericht Hölle Araf Paradies Nirvana höhere niederere Brahma- höhere niedere Lebens- Lebensloka Lebens- Lebensform form form form Tod erneute Wiedergeburt Tod erneute Wiedergeburt 74 DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN Bestattung Christentum Judentum Islam Buddhismus Hinduismus Erd- oder Urnenbestattung Erdbestattung Erdbestattung Verbrennung Verbrennung Bekleiden des Leichnams mit Sterbekleidern Aufbahrung zu Hause oder im Krankenhaus Aussegnung durch einen Pfarrer/Priester Erdbestattung: Aufbahrung des Sarges in der Friedhofskapelle Gottesdienst Trauerzug zum Grab Grablegung Abschied durch Erdwurf und Blumen Nachfeier Urnenbestattung: Aufbahrung des Sarges in der Kapelle des Krematoriums Gottesdienst Kremation Beisetzung der Urne durch Angehörige - - - - Totenklage Rituelle Waschung und Bekleiden des Leichnams mit Sterbekleidern im Beth Tahara auf dem Friedhof Bettung in den Sarg Gottesdienst in der Friedhofstrauerhalle Leichenzug zum Grab Grablegung Abschied durch Sandwurf Symbolisches Übergießen beim Verlassen des Friedhofs Stärkungsmahl im Trauerhaus - - - Rituelle Waschung in Waschhäusern und Einwickeln des Leichnams in ein Leinentuch auf dem Friedhof oder im Krankenhaus Aufbahrung in Richtung Mekka und Totengebet in der Moschee oder an einem anderen Ort Grablegung ohne Sarg Schließen des Grabes durch die Angehörigen - - - - Herbeirufen eines Astrologen oder Wahrsagers Festlegung des Bestattungstermins, Präparieren und Aufbahren des Leichnams zu Hause bis zur Verbrennung Verköstigung der Freunde und Verwandten Sarglegung oder Zusammenschnüren des Leichnams in Hockstellung Trauerzug zur Verbrennungsstätte Aufbahrung auf dem Scheiterhaufen Entzünden des Scheiterhaufens - - - Aufbahrung im Sterbehaus Waschung und Salbung Einwickeln des Leichnams in ein Totentuch Trauerzug zur Verbrennungsstätte Aufbahrung auf dem Scheiterhaufen Umschreiten des Scheiterhaufens Entzünden des Scheiterhaufens durch das Hausfeuer Einschlagen des Schädels (ritueller Todeszeitpunkt) Aufsammeln der Asche und Knochenreste Verstreuung im heiligen Fluß 75 DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN Friedhof Bedeutung für die Verstorbenen - - Christentum Judentum Islam Budddhismus Hinduismus nicht für die Ewigkeit für die Ewigkeit für die Ewigkeit in der Regel kein Friedhof kein Friedhof kaum von Bedeutung: Wiedergeburt in einem neuen Körper nicht von Bedeutung: Wiedergeburt in einem neuen Körper Gewährung der Totenruhe für die Hinterbliebenen - Gedenken Erinnerung Ruhe und Besinnung (vor allem bei anonymer Bestattung) - - Gewährung der ewigen Totenruhe - Gewährung der ewigen Totenruhe - Gedenken Erinnerung Hinterbliebene dürfen keine „Vorteile“ durch Verstorbene erlangen - Erinnerung örtliche Lage - in erreichbarer Nähe für die Angehörigen ausserhalb von Städten und Dörfern - reine Erde ausserhalb von Städten und Dörfern - Kirchhof, Parkfriedhof, Waldfriedhof, architektonischer Friedhof, gemischte Anlagen Einfriedung sehr variabel Einfriedung - keine konkreten Vorstellungen Gebäude: Beth Tahara, Trauerhalle Grabfelder reihenartige Anordnung der Gräber - Gebäude: Raum oder Tisch für Waschung, Aufbahrungsraum, Raum für Totenfeier reihenartig angeordnete und nach Mekka ausgerichtete Gräber Gestaltung - - Gliederung - - Gebäude: Aufbahrungsraum, Aussegnungshalle, Kapelle Grabfelder reihenartige Anordnung der Gräber - 76 DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN Grab Bedeutung für die Verstorbenen - für die Hinterbliebenen - Christentum Judentum Islam Buddhismus Hinduismus kein ewiges Ruherecht ewiges Ruherecht ewiges Ruherecht in der Regel kein Grab kein Grab kaum von Bedeutung: Wiedergeburt in einem neuen Körper nicht von Bedeutung: Wiedergeburt in einem neuen Körper Erwarten weckung der Aufer- - Ort der Trauer Gedenken Erinnerung - Erwarten der Auferweckung - Erwarten weckung Gedenken Erinnerung - Gedenken Erinnerung der Aufer- Grabbelegung - für bestimmte Ruhefrist Wiederbelegung möglich - ewiges Ruherecht keine Wiederbelegung keine Auflösung - ewiges Ruherecht keine Wiederbelegung keine Auflösung Reihen- oder Wahlgräber für Urnenbeisetzung und Erdbestattung Urnenwand, Kolumbarium für Urnenbeisetzung Reihengräber in der Regel gräber - Reihengräber nur Einzelgräber aufrechtes Grabmal mit Inschrift am Kopfende evtl. Einfassung Dauerbepflanzung Blumenschmuck aufrechtes Grabmal mit Inschrift am Kopfende evtl. Einfassung mitgebrachte Steinchen auf Grabstein - Grabtypen - - Einzel- - Grabbestandteile - - - aufrechtes Grabmal, oft mit Inschrift, am Kopfende evtl zweiter Grabstein am Fußende komplette Abdeckung des Grabes mit einer Grabplatte oder Spontanvegetation Ausrichtung - keine - - Symbolik wichtig schlicht und würdig - nach Jerusalem - nach Mekka - sehr variabel Gestaltung Symbolik wichtig schlicht und würdig DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN 77 MENSCHEN OHNE GLAUBENSZUGEHÖRIGKEIT Wie bereits in Kapitel II („Statistische Daten“) festgestellt, gehören über 25 Prozent der Menschen in Deutschland keiner eingetragenen Glaubensgemeinschaft an. Die Gruppe der „Bekenntnislosen“ ist mithin sehr heterogen zusammengesetzt. Eine einheitliche Geisteshaltung zum Themenkreis Tod und Sterben kann ebensowenig ausgemacht werden wie ritualisiertes Handeln. JENSEITSVORSTELLUNGEN Zu dieser Gruppe zählen beispielsweise sowohl überzeugte Atheisten, als auch lediglich aus der Kirche ausgetretene Christen, die dennoch an einen christlichen Gott glauben. Aufgrund dieser Unterschiede kann folglich kein einheitlicher Nenner über die Vorstellungen, wie ein Leben nach dem Tod aussieht, gefunden werden. Kein gemeinsamer Nenner BESTATTUNGSRITEN Hier sollen nun Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie Bekenntnislose bestattet werden können. Diese Ausführungen haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und bedeuten nicht, dass nicht auch Mitglieder von Religionsgemeinschaften diese Bestattungsarten für sich in Anspruch nehmen können, wenn diese mit ihrer Religion zu vereinbaren sind. Grundsätzlich überwiegen die Feuer- und die Erdbestattung, die in den vorherigen Punkten bereits beschrieben wurden. Neben der Bestattung der Asche in einem Erdgrab, in einer Urnenwand oder in einem Kolumbarium, gibt es auch die Möglichkeit einer See- oder Weltraumbestattung, des Ausstreuens der Asche auf einem Aschestreufeld oder der Unterbringung der Asche in einem Friedwald. Ebenso ist es möglich, seinen Körper der Wissenschaft für eine Plastination zur Verfügung zu stellen. Einzelheiten dazu werden im nachfolgenden Absatz beschrieben. Anonyme Bestattungen, wie sie auch im Christentum vorkommen, werden immer häufiger gewünscht. Für die Mitglieder dieser Gruppe gibt es unterschiedlichste Möglichkeiten, sich bestatten zu lassen DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN 78 Die Bestattungsfeier kann individuell nach den Wünschen des Verstorbenen gestaltet werden. Da es hierfür keine speziellen Regelungen gibt, ist es wichtig, dass die jeweiligen Vorstellungen rechtzeitig den Verwandten oder Freunden mitgeteilt werden. An die Stelle eines Pfarrers oder Priesters tritt häufig ein Trauerredner, der durch die Abschiedsfeier führt. Unter diesen freien Sprechern sind beispielsweise auch studierte Theologen zu finden, sodass - falls gewünscht - auch ein christliches Begräbnis ohne kirchlichen Rahmen stattfinden kann. (DER HUMANIST) FRIEDHÖFE UND Die Bestattungsfeier kann nach den individuellen Wünschen des Verstorbenen gestaltet werden GRABMÄLER Vorab ist zu bemerken, dass Bekenntnislose einen Anspruch darauf haben, auf einem Friedhof bestattet zu werden. Dies gilt jedoch nicht für kirchliche Friedhöfe. Die Kommunen sind dafür zuständig, dass alle Einwohner bestattet werden können. Um ihrer „Bestattungspflicht“ nachzukommen, richten diese konfessionsunabhängige Begräbnisplätze ein. Gibt es keinen kommunalen Friedhof, so sind meist Abkommen mit den Kirchen getroffen worden, die eine Bestattung aller Gemeindemitglieder auf dem kirchlichen Friedhof gewährleisten. Bekenntnislose haben einen Anspruch darauf, bestattet zu werden Ebenso wie im vorherigen Punkt, können auch an dieser Stelle keine allgemeingültigen Aussagen darüber getroffen werden, wie ein typischer Friedhof oder ein typisches Grab auszusehen hat. Deshalb sollen wiederum Bestattungsplätze aufgezeigt werden, die in Deutschland möglich sind und für diese Gruppe von Bedeutung sein könnten. Dazu gehören ein Erd- oder Urnengrab, eine Unterbringung der Urne in einer Urnenwand oder in einem Kolumbarium auf einem kirchlichen oder kommunalen Friedhof, was derzeit am häufigsten vorkommt. Die entsprechende Grab- und Friedhofsgestaltung wurde bereits im Punkt „Christentum“ näher erläutert. Die Seebestattung, eine Weltraumbestattung, Aschestreufelder oder ein Friedwald sind weitere Möglichkeiten, die Asche eines Verstorbenen beizusetzen. (DER HUMANIST) Ebenso ist es möglich, einem Verstorbenen eine Gedenkseite auf einem virtuellen Friedhof im Internet einzurichten. Neben dem Erd- und Urnengrab gibt es weitere Bestattungsformen DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN Abb. 13: Bei einer Seebestattung wird die Asche im Meer beigesetzt Abb. 14: Ein Baum im Friedwald kann bereits zu Lebzeiten gekauft werden 79 Unter den vorab aufgezählten Bestattungsarten wurde die Seebestattung bisher am häufigsten gewünscht. Im Jahr 2000 fanden etwa 5000 Seebestattungen statt, was ca. 0,5 % aller Bestattungen ausmacht. Dabei handelt es sich jedoch nicht nur um Bestattungen von Personen ohne Religionszugehörigkeit. Wie im Kapitel III („Christentum“) erwähnt, gewinnen auch für gläubige Christen Bestattungsorte und –zeremonien mit persönlicher Note an Bedeutung. Die Urne mit der Asche des Verstorbenen wird bei einer Seebestattung im Meer beigesetzt. Der Ort kann individuell gewählt werden. Von Seebestattungsunternehmern wird angeboten, beispielsweise Aussiedler in heimischen Gewässern zu bestatten oder Personen vor Ibiza oder Mallorca an ihrem Lieblingsurlaubsort zu versenken. Die Beisetzung der Urnen kann mit oder ohne Anwesenheit von Angehörigen erfolgen. Durch eine Eintragung ins Schiffstagebuch wird die Stelle, an der die Urne versenkt wurde, festgehalten. (ARBEITSGEMEINSCHAFT FRIEDHOF UND DENKMAL) Bei individuellen Bestattungsarten wird die Seebestattung bisher am häufigsten gewünscht Bei der Weltraumbestattung wird ein Teil der Asche in eine Metallkapsel gegeben, die dann von Amerika aus mit einer Rakete in den Weltraum geschickt wird. Dort wird sie z.B. in die Mondumlaufbahn gesetzt oder sie verglüht als Sternschnuppe bei einem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre. Die restliche Asche wird in einer Urne beigesetzt. (Ein privates Krematorium in Celle bietet diesen Service an) (FEUERBESTATTUNGEN CELLE R.V.) Ein letzter Gruß am Sternenhimmel Auf einem Aschestreufeld kann die Asche des Verstorbenen lose ausgebracht werden. Auch hier gibt es anonyme und nichtanonyme Flächen. Auf nichtanonymen Feldern sind meist Wände mit Namenstafeln angebracht. Die genaue Grabstelle ist jedoch nicht markiert. In Deutschland ist dies bisher allerdings nur in Rostock möglich. Weit mehr solcher Einrichtungen sind in den Niederlanden zu finden. (ARBEITSGEMEINSCHAFT FRIEDHOF UND DENKMAL) Auf einem Aschestreufeld wird die Asche lose ausgebracht Der sogenannte „Friedwald“ ist in der Schweiz als Begräbnisplatz sehr beliebt. Doch auch in Deutschland wurden bereits zwei Friedwälder eröffnet. (FRIEDWALD) Hier dient die Asche des Verstorbenen als Nahrung für einen Baum. Dadurch wird ein Leben über den Tod hinaus symbolisiert. Bereits zu Lebzeiten kann ein Baum ausgewählt und für 99 Jahre gekauft werden. Dabei gibt es mehrere Baumvarianten. Neben Einzelbäumen für eine Person sind auch Gemeinschaftsbäume oder Familienbäume vorhanden, an deren Im Friedwald dient die Asche als Nahrung für einen Baum DER TOD IN DEN WELTRELIGIONEN 80 Wurzeln die Asche mehrerer Verstorbener beigesetzt werden kann. Eine Grabpflege im herkömmlichen Sinne – bezogen auf den christlichen Kulturkreis – gibt es hier nicht. Diese wird der Natur überlassen. Bei der Baumpflanzung werden Kunststoffrohre in den Wurzelraum mit eingebracht, die bei der Bestattung entfernt werden. So entsteht ein Hohlraum, in den die Asche des Verstorbenen eingefüllt werden kann. (NATURBESTATTUNG + FRIEDWALD) Eine weitere Möglichkeit bildet die Spende des Körpers an die Wissenschaft. Durch eine Plastination beispielsweise wird der Körper dauerhaft konserviert und leistet der Anatomie große Dienste. Es handelt sich dabei um ein Verfahren, bei dem das Gewebswasser durch Kunststoffe ersetzt wird und somit eine Verwesung des Körpers vermieden wird. (IFP) Durch „Körperwelten“ - eine Wanderausstellung, bei der eben solche Exponate gezeigt werden - ist diese Bestattungsform bekannt geworden und hat einige neue Anhänger gefunden. (ARBEITSGEMEINSCHAFT FRIEDHOF UND DENKMAL) Abb. 15: Eine virtuelle Gedenkseite im Internet Schließlich sei auch noch auf virtuelle Friedhöfe im Internet hingewiesen. Dabei handelt es sich um Gedenkseiten, die dem Verstorbenen eingerichtet werden. Es finden sich die Lebensdaten, Nachrufe, Fotos, Gedichte, Musik oder gar Videos. Diese Seiten ermöglichen jederzeit einen Besuch der Gedenkstätte von jedem Ort der Welt aus. . (ARBEITSGEMEINSCHAFT FRIEDHOF UND DENKMAL) Eine Plastination konserviert den Körper dauerhaft ,lkloijpij m Friedwald dient die Asche als Nahrung für einen Baum Auf dem virtuellen Friedhof ist ein Besuch jederzeit möglich