MARIA * Die schöne oder freudenvolle Mutter: Maria, jetzt jung und schön wie alle Madonnen des "weichen Stils", hält den Sohn waagrecht auf ihren Knien. In gefasster Trauer weist sie ihn den Gläubigen als ihren Erlöser vor. -> zum Dia Ab/42: Pieta aus dem Kloster Seeon im Chiemgau. Salburg, um 14oo. München, Bayrisches Nationalmuseum. Die 75 cm hohe, farbig gefasste Kalksteinplastik zeigt, wie selbst die Darstellung des Schmerzes im Weichen Stil gedämpft und gemildert wird. Anna Seibdriti Als im 14. Jhd. der Kult der "unbefleckten Empfängnis" zunahm, wurde auch die hl. Anna (Mutter von Maria) mehr und mehr verehrt. Diese religiöse Entwicklung und die Bedeutung der heiligen Drei in der Zahlensymbolik dürften den Anstoß zur Dreiergruppe "Anna Selbdritt" gegeben haben. Darstellung: Die Darstellung der drei Gestalten, in denen sich drei Generationen begegnen (Großmutter Anna, Mutter Maria und Kind Jesus), und deren künstlerische Zuordnung zueinander werden vielfältig gelöst. Immer werden Anna als würdige Matrone (lat. ältere Frau von mütterlichem Aussehen) und Jesus als kleines Kind abgebildet, während das Alter der Maria vom Kind über das Mädchen bis zur reifen Frau variiert. Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen von Max Ernst Die revolutionären Bewegungen des Surrealismus lehnten jegliche Tradition ab, allen voran die christliche. Im Surrealismus ist auch Traditionskritik mit Religionskritik verbunden. Ununterbrochen provozieren die Vertreter dieser Richtung eine Gesellschaft, die sie verachteten. 1926 schuf Max Ernst dieses schockierende Bild. Man sieht eine monumentale Frau, die einem unverhältnismäßig groß geratenen nackten Kind, das sie übers Knie - oder genauer: über den Schoß - gelegt hat, den Hintern versohlt. Sie trägt ein Gewand, das die traditionellen Madonnenfarben hat. einen roten Pullover und einen blauen Rock. Über ihren Haaren schwebt gleich einem schmalen Goldreifen der Heiligenschein, während der des Kindes auf den Boden gefallen ist. Die Szene wird durch einige Stellwände vom Hintergrund abgegrenzt. Eine davon hat eine Öffnung, in der die arroganten Gesichter dreier junger Herren (statt der überlieferten Hirten) erscheinen. Hinter der Fassade von Humanität und Frömmigkeit wird das "wilde Tier" sichtbar. Der zeitgenössische Hintergrund: Der Schlachtruf "Alles ist erlaubt!" ermöglichte es den jungen Künstlern, ihre Phantasie ins Unbegrenzte schweifen zu lassen und ununterbrochen Neues zu produzieren!!!!!!!!! Eva - Maria Allegorie Als Kontrastfiguren stellt Paulus im Römerbrief Adam und Christus einander gegenüber. Schon sehr früh wird dieser Gedanke auf Eva und Maria übertragen: Eva, die Mutter alles Lebendigen, Maria, die Mutter des Heils - im positiven Sinn. Ungleich öfter aber im negativen Sinn: Eva hat den Tod (als Sünde verstanden) in die Welt gebracht, Maria das Leben (durch die Geburt Jesu). -) Eva und Maria unter dem Paradiesbaum: Auf der einen Seite Eva, neben ihr die Schlange. Sie pflückt Äpfel und verteilt sie an die Menschen, die dadurch sterblich werden. Zeichen dafür ist ein Totenschädel in der Nähe. Auf der anderen Seite steht Maria, die als Frucht des Lebensbaumes Hostien an die Gläubigen verteilt. Hinter ihr erscheint Christus in der Gestalt des Gekreuzigten. Die Schutzmantelmadonna (romanische Darstellung) Der Schutzmantel hat im Mittelalter folgende Bedeutungen: a) "Mantel-Kindschaft": Vorehelich geborene Kinder wurden legitimiert oder adoptiert, indem sie während der Trauung unter den Mantel der Mutter genommen wurden. b)"Mantel-Flucht": Ein Verfolgter, der unter den Mantel einer hochgestellten Persönlichkeit flüchtete, hatte Anspruch auf Begnadigung. Der Mantel ist ein Zeichen des Schutzes, besonders der Mantel von Königen und Fürsten. Das Bild vom Schutzmantel wird in der Mystik aus dem Rechtswesen ins Geistliche übertragen. Vor allem ist es Maria, deren Mantel zum Inbegriff der Geborgenheit, des mütterlichen Schutzes und der Bewahrung vor dem Zorn Gottes wird. Darstellungen: Unter dem weitgeöffneten Mantel der Maria suchen Gläubige der verschiedensten Stände -Ordensleute, Kleriker, Laien - Zuflucht. Die Darstellung der Schutzmantelmadonna erlebte ihre Blütezeit im 15. 16. Jhd. Auch sie ist mit anderen spezifisch marianischen Bildtypen verbunden wie der Heilstreppe, der der Rosenkranzmadonna und der Maria im Ährenkleid. 1. Lebenslauf von Maria Das Leben Mariens in der christlichen Kunst Lebensbilder Die vier kanonischen Evangelien geben weder Auskunft über Kindheit und Jugend Mariens noch über ihr Leben nach der Geburt Christi bis zu ihrem Tod. Es sind dies die apokryphen Evangelien des Jakobus und Mathäus(Entstehung: Ende des 1. Jhdts), die über diese Lebensabschnitte berichten. Die offizielle Ablehnung der apokryphen Schriften durch die Katholische Kirche konnte aber nicht verhindern, dass diese Schriften großen Einfluss auf die Malerei hatten. Die Szenen des Marienlebens zeigen den Menschen Bewältigungsstrategien für ihr Leben im Sinne der christlichen Nachfolge. Hier spiegelt das Marienleben die individuellen Phasen des Lebens wieder, beschreibt für die Gläubigen Schicksalssituationen von Geburt, Kindheit und Jugend, Hochzeit und Ehe, Familienleben, Tod und Hinübergang in die himmlische Welt, die das christliche "Vor-Bild" Maria durchschreitet und bewältigt. Jungfrau Maria -Immaculata Festtag: 8. Dezember; Die Unbefleckte Empfängnis = Immaculata wurde zu einem der zentralen Kultmotive der Barockzeit. Die Darstellungsweise zeigt die schwebende Gestalt Mariens, auf der Mondsichel, stehend, als kosmische Jungfrau, von Engeln umrahmt, vor ihrem irdischen Lebensweg. Das Kompositionsschema ist dem der Himmelfahrt Mariens entlehnt. Einen wichtigen Impuls erhielt die Immaculata, als sich in der kirchlichen Lehrmeinung des 15. Jhdts die These immer stärker durchsetzte, Maria sei, als Anna sie empfing, von jeglicher Erbsünde befreit gewesen. Dies wurde durch das Konzil von Trient (1546) bestätigt und 1854 von Papst Pius XI zum Dogma erhoben. Das Thema der Immaculata reflektiert in mystischer Schau die vorgeburtliche Seelenentwicklung. Die immer wieder (allein als sexuelle Unberührtheit) missverstandene und fehlgedeutet "Unbeflecktheit" Mariens von jeder Erbsünde entspricht dem auch in anderen Religionen (Buddhismus, Hinduismus) bekannten Aspekt des Freiseins erleuchteter Seelen von den Verstrickung und schuldhaften Belastungen des irdischen Lebens. Die große Verehrung, welche die Immaculata erfuhr, kann auch Ausdruck spiritueller Sehnsüchte von Gläubigen in einer Epoche gedeutet werden, in der die Institution zwar klar geordnet waren, wo aber die sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen das Lebensgefüge der Menschen gravierend veränderten. In einer irdischen Welt der männlichen Macht wurden die großen Immaculata - Darstellungen über den Altären, zu Projektionsgestalten eines reinen Christentums in strahlender mädchenhafter Gestalt, das - noch nicht geboren - sich bereit macht, in die Tiefen des menschlichen Lebens herabzusteigen. Anna Selbdritt Dieser Bildtypus entstand auf dem Höhepunkt der Anna (=Mutter von Maria) Verehrung (um 1500). Die Darstellungen der Anna Selbdritt erinnern in ihrer Komposition an Bilder der Hl. Dreifaltigkeit, die mit Gottvater, Sohn und Hl. Geist ein Universum männlich interpretierter Spiritualität personifiziert. Vielleicht darf man die Anna Selbdritt als das weibliche Gegenstück verstehen. Eine weitere Deutung liegt in der Visualisierung der inneren Etappen des spirituellen Entwicklungsweges von Körper (Anna), Seele (Maria) und Geist (Jesus). Darüber hinaus empfand man sie auch als Sinnbild der dreigeteilten Zeit, welche die Zyklen des irdischen Lebensweges erfasst: die Vergangenheit (Anna), Gegenwart (Maria) und Zukunft = Tod und Auferstehung (Jesus). Maria Geburt Festtag: 8. September Meist ruht die hl Anna, einer Königin gleich, auf einem riesigen altarähnlichen Bett. Fröhliche Helferinnen und Verwandte baden das Marienkind. Es ist eine Fruchtbarkeitsszene voller elementarer Kraft. Im Gegensatz zu den kontemplativen, eher stillen Geburtsszenen von Jesus wird die Geburt Mariens zu einem Triumph der Weiblichkeit, der Fähigkeit, zu gebären und damit der Welt Rettung zu schenken. Die Geburt von Maria kündigt aber auch die Neugeburt der Seele zu Gott hin an. Es ist der versöhnende Augenblick der inneren und äußeren Natur. Verkündigung Festtag: 25März; Die betende Maria mit dem aufgeschlagenen Psalterbuch in der Hand ist seit karolingischer Zeit (8/9 Jhdt) ein bekanntes Motiv in den abendländischen Verkündigungsszenen. Im MA (Bonaventura) ging man davon aus, dass Maria bei der Erscheinung des Engels im Buche des Propheten Jesaja die Schriftstelle 7.14 gelesen habe: "Seht die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären, und sie wird ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben." Im Volksglauben heißt es , dass niemand im Gesetz Gottes und in der Weisheit unterrichteter gewesen sei als die Jungfrau Maria. Ein Hinweis, der zur Gestalt der Göttlichen Weisheit führt, zu deren wichtigsten Attributen das Buch der Hl. Schrift gehört. Maria als Verkündigte des Hl. Geistes wird hier zur Repräsentantin der Weisheit. Maria im Wochenbett Der Typ entwickelte sich vermutlich durch die Mystik in den Nonnenklöstern als Reduzierung der Szenen der Geburt Christi. In der Regel ist nur die auf einem Bett ruhende Maria mit dem Jesuskind dargestellt; mitunter sind, fußend auf den Apokryphen, wie in den Darstellungen der Geburt, Joseph beim Bett stehend oder sitzend, sowie eine Amme. Geburt Jesu - Flucht nach Ägypten Fest: Weihnachtszeit Der Weihnachtszyklus endet mit der biblisch überlieferten Flucht der Hl. Familie nach Ägypten, um dem Mordanschlag des König Herodes zu entgehen (Mt 2,13-23). Ägypten steht als Symbol für die äußere Welt, für das Leben in der Fülle der materiellen Erscheinungen. Nach Ägypten gehen heißt, nach "unten" zu gelangen, hinabzusteigen in eine Sphäre der Gottesferne. Hierin drückt sich aus, dass auch Jesus mit seinen Eltern den Weg aller Menschen geht und der Weg der Erlösung erst mit der Rückkehr aus Ägypten beginnt. Die Flucht nach Ägypten spiegelt die Entwicklungsstufen eines jeden Kindes wider, welches während des Hineinwachsens in die Welt immer wieder angriffen und ausgesetzt ist und den Schutz der Eltern benötigt. Schmerzensmutter - Pieta Festtag: Karfreitag In der Mystik haben sich die Gläubigen intensiv in die Leidensgeschichte versenkt. Sie erleben dabei bis ins Einzelne die Passion Jesu und die Angst und die Schmerzen seiner Mutter, die zum Vorbild des Mit-Erleidens wird. Daraus erwachsen Bilder, die über die zurückhaltenden Berichte des NT weit hinausführen, wie zum Beispiel: -) der Abschied Jesu von seiner tiefbetrübten Mutter zu Beginn der Passion. -) Maria unter dem Kreuz zusammen mit Johannes. -) Maria bei der Beweinung Jesu: "In der Mutter Schoß bergen sie das Haupt und die Schultern Jesu. Maria Magdalena umklammert die Füße Jesu. Die übrigen stehen um sie her..." Aus dieser trauernden Gruppe löst sich um 1300 ein eigenständiger Bildtypus heraus: -) das Vesperbild - die Pieta zum Namen Vesperbild: vermutlich benannt nach der Karfreitagsvesper, in der man die Beweinung Christi meditierte. Pieta ist eine Abkürzung der italienischen Bezeichnung: "Maria Sanctissima della Pieta" = "Die heiligste Maria vom Mitleiden". Darstellungen: Die schmerzerfüllte Mutter: Sie hält den erbarmungswürdigen Leichnam ihres Sohnes auf dem Schoß, meist diagonal oder in hart abgewinkelter Brechung des Körpers, bisweilen auch waagrecht in gradliniger Todesstarre. Im 16. Jhd. ist der Leib manchmal auch zu Boden geglitten oder wird von der stehenden Mutter nur mühsam gehalten. Der Leichnam Christi ist immer so gelagert, dass alle fünf Wunden sichtbar sind und verehrt werden können. Heimgang Festtag: 15.August oder vierter Sonntag im Oktober (Mutter der Sterbenden) Zum Tod Mariens geben werde die Evangelien noch die Apg Hinweise. Im 5. Jhdt. setzt sich, die in frühen Legenden verbreitet Überzeugung durch, dass Maria bei ihrem Tod mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde. Im Zyklus der Jahreszeiten findet das Fest seine Entsprechung im Abschluss der Getreideernte, Ankündigung des nahenden Herbstes, der in seiner Symbolik die Zeit des Überganges, die Transformation in einen anderen Zustand bedeutet. Die Legenden seit dem 6. Jhdt. erzählen, dass Christus seiner Mutter drei Tage vor ihrem Tod erschien um sie auf ihren Heimgang vorzubereiten. Christus erfüllt den Wunsch seiner Mutter, nicht einsam dahinzuscheiden, und holt die Apostel von überall her in ihr Sterbegemach. Drei Tage nach der feierlichen Grablegung wird der heilige Leichnam auf wundersame Weise mit der Seele Mariens wiedervereinigt und fährt, von Christus und den Engeln begleitet, vor den Augen der Apostel in den Himmel auf. Die Struktur der Legenden gibt symbolisch die Ablösungsphasen sterbender Menschen wieder, wie sie heute aus der Sterbeforschung bekannt sind. Kr(ö)one(ung) der Maria Die Krone galt von alters her als Symbol und Attribut der Maria. Im frühen Mittelalter wurde nur die thronende Maria von Engeln gekrönt dargestellt, erst seit dem 12. Jhdt findet man auch Christus bzw. Christuskind dabei. Die Krone symbolisiert den Triumph über den Tod und die Auferstehung. Manchmal wird sich auch mit den Herrschaftsattributen Weltkugel, Zepter und Schwert dargestellt. Als Symbol für den „Kreis der Ewigkeit“ erfährt die Krone Mariens in der Kunst des Mittelalters höchste Aufmerksamkeit: Häufig münden die Kronenspitzen der Himmelskönigin in dreiblättrigen Blüten oder Blättern, als Sinnbild der wirkenden Dreifaltigkeit Gottes. Die Edelsteine der Marienkrone wurden ferner mit den Grundsteinen des himmlischen Jerusalem (Offenbarung des Joh) in Beziehung gesetzt und entsprechen interpretiert: grüner Jaspis – Jungfräulichkeit und Schutz für alle Anliegen; blauer Saphir – tugendvoll und kontemplativer Zustand von Maria; Zart grau-blaue, milchig-trübe Chalzedon – sophianischen Aspekt = Weisheit; .....(Seite 164f) Gebetshaltungen Orantin: ...zeigt sie, dem Betrachter frontal zugewandt, als aufrecht stehende Gestalt mit symmetrisch erhobenen Armen. Die Innenflächen der Hände zum Himmel gewandt, formuliert ihre Haltung die Bitte an Gott, seine Gnaden über sie zu ergießen. Die Hände werden zu Schalen, welche die „Ströme des Hl. Geistes“ auffangen und weiterleiten dürfen. „Orans“ demonstrieren die römischen Tugendensymbole Treue, Frömmigkeit und Liebe zu Göttern, Kaisern, und Familie. Im Christentum stellt ihre Körperhaltung die Verbindung zum auffahrenden Christus her und die himmlische Mutter wurde zur zentralen Mittlergestalt zwischen ihrem Sohn und den gläubigen. Fürbitterin: Findet man in den östlichen Kirchen. Meist hält sie ihre Hände in Brusthöhe nach vorn gerichtet, die linke Hand häufig etwas höher als die rechte. Ihre Körpersprache verleiht ihrer „Herzensbitte deutlichen Ausdruck. Sie nimmt die unsichtbare Last der anderen und gibt sie weiter an Christus. Ging später in die Schutzmantelmadonna über. Gefaltete Hände: Viele Religionen kennen die Geste der gefalteten Hände, die eine Hinwendung „nach obern“, zur Welt des Geiste, auf die sich nun Körper und Seele konzentrieren. 3. Farben von Maria 4. Mariendarstellungen in der Kunst