Nach nicht einmal einer Woche stand das Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel an (15.08.), das Patrozinium der Dormitio-Abtei, das ich somit am Ort des Ereignisses miterleben konnte. Die Messe war sehr feierlich und mit einer Gruppe aus der Elfenbeinküste, den philippinischen Schwestern aus Tabgha etc. sehr international. Zum Segen gingen alle in die Krypta, wo die Entschlafung Mariens dargestellt ist. Durch die dicht gedrängte Menge war es eine sehr schöne Atmosphäre. Nachmittags wurden die Themen für die Referate, die wir im Laufe des Studienjahres halten werden, vorgestellt und wir erhielten von Pater Ralph eine Einführung in das benediktinische Stundengebet. Die Benediktiner beten jeden Tag zweieinhalb Stunden gemeinsam. Abends sind wir zu dritt zur Mamilla, einer modernen Einkaufsmeile Jerusalems, spaziert, die wegen des Sabbat (beginnt immer am Vorabend) schon geschlossen war und von dort zur Klagemauer, wo wir einfach ca. eine halbe Stunde lang standen und den Menschen beim Feiern und Beten zuschauten. Am Samstag habe ich mich abends erstmals in der Grabeskirche einschließen lassen. Diesmal waren es allerdings fast 20 Leute, die mit mir da waren (2013 waren es außer mir nur zwei Ordensschwestern). Auch der Küster, Fr. Andrew, der aus einer Stadt in Ghana stammt, die war 2012 mit Weihbischof König besucht hatten, ist noch da. Die Intensität des Gebetes auf Golgota und im heiligen Grab ist unübertroffen; am liebsten lese ich im Grab die Evangelien von der Auferstehung – super!! Letztlich kann man das Ganze nicht beschreiben und jeder, der einmal die Gelegenheit dazu hat, sollte sie sich nicht entgehen lassen. Abends kann man auch viel besser die Schönheit der Kirche erfahren als tagsüber mit all den Touristen. Dann fühlt man sich eher wie in einer Markthalle. Im Moment ist es aber sehr ruhig in der Stadt wegen des Krieges und es wirkt schon sehr komisch, wenn morgens um 9 Uhr in der Altstadt noch kaum ein Stand geöffnet ist. Abt Gregory, der aus Nordirland stammt und dort in seiner Jugend den Konflikt miterlebt hat, meinte übrigens, dass die Menschen hier anders als in seiner Heimat noch nicht müde seien vom Krieg. Seiner Einschätzung nach kann es noch lange dauern, bis so viele Menschen den Wunsch des Gewinnens ablegen zugunsten eines Kompromisses und des Friedens, dass eine friedliche Zeit für das Land kommen kann. Am Sonntag haben wir nachmittags den Rundgang über die Stadtmauer gemacht, wobei wir aber leider nur bis zum Damaskus-Tor gekommen sind, von wo aus das Weitergehen Richtung muslimischem Viertel an dem Tag nicht erlaubt war. Abends waren wir zu fünft zum Abendessen bei den Mönchen eingeladen bei Schweigen und klassischer Musik. Die Benediktiner hier essen übrigens genauso schnell wie die Mönche in Heiligenkreuz – das scheint ein monastisches Charakteristikum zu sein… Dann fingen am Montag die Vorlesungen an, wobei es mit Neuem Testament (Das Evangelium / das Christentum auf Weltreise: Die Apostelgeschichte) und Judaistik (Einführung in Theologie und Philosophie der Halacha (das ist das jüdische Religionsgesetz)) losging. Nachmittags hatten wir erstmals Hebräisch-Unterricht und abends einen Vortrag von Tamar Avraham, die vor ca. 20 Jahren im Studienjahr war und danach zum Judentum konvertiert ist und hier lebt. Ihre Einführung zum politischen Konflikt zwischen Israel und Palästina war hinführend zur Tagesexkursion am Dienstag, bei der wir die Holocaustgedenkstätte Yad Vashem (Denkmal und Name, zitiert aus Jesaja) besuchten. Anschließend ging es auf den Herzl-Berg, wo Theodor Herzl, der die Idee des Zionismus Ende des 19. Jahrhunderts initiierte, begraben ist. In der Nähe sind weitere politische Größen Israels bestattet (Golda Meir, Yitzhak und Leah Rabin etc.). Der Jerusalem Forest, der hinab nach Ein Karem führt, wo Maria während ihrer Schwangerschaft Elisabeth besuchte (2. Gesetz des freudenreichen Rosenkranzes), ist durch einen Waldbrand ziemlich mitgenommen. Es riecht sogar noch nach Feuer. In der Vorlesung am Mittwoch wurde betont, dass man als Christ mit Humor und Fröhlichkeit durch´s Leben gehen kann. Die Apostelgeschichte zeigt eine Reise des Evangeliums durch eine plurale Welt (sehr parallel zur heutigen Situation im Westen) im Bewusstsein, dass die Stationen der Reise unbekannt sind und das Ziel letztlich außerhalb dieser Welt liegt. Nasra, eine arabische Christin, begann am Donnerstag die Mission, uns Arabisch beizubringen, wobei wir viel gelacht haben. Ein besonderes Highlight gab es am Samstag, wo wir um 5.30h morgens losfuhren zum Wadi Qelt und nach dem Morgengebet beim Sonnenaufgang in der judäischen Wüste durch das Wadi bzw. oberhalb dessen entlang des Aquäduktes zum Georgskloster (ein griechisch orthodoxes Kloster, das mitten in der Wüste in die Felswand gehauen ist) wanderten. Nach der Besichtigung (es gibt Schädelreliquien aus dem Jahr 614, als die Perser einfielen und große Teile der christlichen Stätten zerstörten) und einem Frühstück untern den Bäumen vor dem Kloster ging es weiter bis nach Jericho. Die Stadt werden wir aber bei einer gesonderten Exkursion besichtigen. Zum Schluss noch ein – wie ich finde – geniales Zitat von Johannes Chrysostomos, das Prof. Backhaus in der NT-Vorlesung brachte und besonders alle Wanderfreunde erfreuen sollte, aber auch einfach zur Frage nach dem Sinn des Lebens passt: Weißt du nicht, dass das Leben hier eine Reise ist? Denn bist du etwa Bürger? Du bist Wanderer! Hast du verstanden, was ich sagte? Du bist kein Bürger, sondern Wanderer bist du und Reisender! Sage nicht: „Ich habe diese oder jene Stadt!“ Niemand hat eine Stadt. Die Stadt ist oben. Gegenwart ist Weg. In diesem Sinne, euch allen einen gesegneten Sonntag und gute Reise / gutes Wandern durch´s Leben! Und nicht vergessen: als Christen immer mit Humor und Fröhlichkeit Viele Grüße aus Al Quds (Arabischer Name Jerusalems: „Die Heilige), Patrick P.S.: Hier noch der Link zum Blog unserer Gruppe, auf dem es auch einige Bilder zu sehen gibt… http://41studienjahr.wordpress.com/