Predigt Fronleichnam 2011

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Predigt Fronleichnam 2014
Festliche Gemeinde, liebe Mitbrüder, liebe Schwestern und Brüder!
Alles ist zusammengebrochen. Vertrieben aus der Heimat, verloren die Häuser,
die Wohnungen, Hab und Gut. Man schrieb das Jahr 586 v. Chr. Jerusalem ist
erobert, der Tempel zerstört, die Bevölkerung deportiert ins Exil nach Babylon,
in das Zwischenstromland der Flüsse Euphrat und Tigris. Heute ist dort Irak. Die
Not der Menschen heute ist nicht geringer als damals.
Unsere Pfarre Maria vom Berge Karmel wird aufgelöst, die Kirche, für viele
Menschen seit Jahrzehnten ein ganz wichtiges Stück Heimat, Teil der Identität,
Grab und Erinnerungsstätte an die Bombenopfer vom Februar 1945 – all das
wird uns genommen und niemand hilft uns. Wir 5 Priester vom Stefan Fadinger
Platz bekamen nicht einmal einen Termin, um unserem Erzbischof in sachlicher
Form unsere Sicht der Dinge und unsere Argumente vorzutragen. Kein Wunder,
wenn diese Ereignisse von viel Enttäuschung und Bitterkeit begleitet werden.
Wir können in dieser Lage mehr und besser als sonst verstehen, wie sehr die
Deportierten im Exil in Babylon in ihrem Glauben erschüttert sind. Wie konnte
Gott eine solche Katastrophe zulassen? Hat er sie vielleicht ganz verlassen –
oder haben sie an einen Gott geglaubt, den es nicht gibt oder der sich für sie
nicht interessiert?
Im Buch Deuteronomium, in der 1. Lesung heute werden wir durch einen Blick
zurück in die Geschichte erinnert, dass Gott verlässlich und treu ist und das Volk
schon früher aus der schlimmen Situation einer Versklavung herausgeführt hat –
im Exodus aus Ägypten. Gott hat dem Volk auf dem gefährlichen und
entbehrungsreichen Weg in die Freiheit wunderbare staunenswerte Gaben des
Lebens geschenkt, Wasser aus dem Felsen in der Wüste und das Brot vom
Himmel, das Manna. „Du sollst an den ganzen Weg denken, den Gott dich
vierzig Jahre durch die Wüste geführt hat“, wird an die Worte des großen
Propheten Mose erinnert. „Er wollte dich erkennen lassen, dass der Mensch
nicht nur von Brot lebt, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes
hervorgeht.“
Und dieses Wort Gottes, ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. Jesus
ist das Wort Gottes. Was sagt er uns im heutigen Evangelium? „Ich bin das
lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Das Brot, das ich gebe, ist
mein Fleisch für das Leben der Welt. Wer mein Fleisch isst und mein Blut
trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag.“
Jesus ist für uns heute das Manna in unserer Wüstenerfahrung. Alles kann uns
genommen werden, aber Jesus nicht. Jeder, der ihn aufnimmt im verwandelten
Brot, in der Heiligen Kommunion, wird leben in Ewigkeit. Das intensivste Stück
Heimat, die uns niemand nehmen kann, ist Jesus. In der Heiligen Kommunion
geschieht Vereinigung, wo wir uns an Jesu Tod und Auferstehung binden und
eins werden mit ihm, der das göttliche Leben in sich trägt.
Was Jesus in Kafarnaum sagt, gilt nicht nur für seine Zuhörer damals. Der
Heilige Paulus erinnert in seinem 1. Brief an die Korinther die Christen in der
Hafenstadt Korinth mit den Fragen: „Ist der Kelch des Segens, über den wir den
Segen sprechen, nicht Teilhabe am Blut Christi? Ist das Brot, das wir brechen,
nicht Teilhabe am Leib Christi?“ Kulturelle, soziale und materielle Unterschiede
machten auch vor der Christengemeinde in Korinth nicht halt. Differenzen
machen auch nicht halt vor unseren fünf Gemeinden, die gemeinsam die neue
Pfarre „Christus am Wienerberg“ bilden sollen. Christus ist unsere
Lebensspeise: „Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib; denn wir alle
haben teil an dem einen Brot.“
So können wir uns selbstkritisch fragen: Mit welchen Lebensspeisen stopfen wir
uns voll? Was ist unser Lebenshunger? Gott bietet sich uns Menschen in
verschwenderischer Weise als Lebensspeise an. Es gilt darum, aufmerksam zu
unterscheiden zwischen dieser „göttlichen“ Speise und den falschen Hoffnungen
und Illusionen, mit denen wir unseren Hunger nach einem geglückten Leben
immer nur vorläufig und unzureichend stillen können. Weil wir als Christen sehr
wohl unterscheiden können, wollen wir hinausgehen in die Öffentlichkeit und
bezeugen, dass nur Gott unseren Hunger nach Sinn und Vollendung stillen kann,
weil er uns durch Jesus teilhaben lässt an seinem unzerstörbaren göttlichen
Leben. Amen.
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