DOC - Arbeitskreis Meditation der Evangelischen Kirche im Rheinland

Werbung
THEMENPAKET SPIRITUALITÄT
BAUSTEIN CHRISTLICHE SPIRITUALITÄT
Warum Menschen meditieren. Drei Erfahrungsberichte
► Pfarrer Ulrich Holste-Helmer : Beten und Schweigen gehören zusammen
Wenn die frommen Altersgenossen in meiner Jugend zur Gebetsgemeinschaft zusammenkamen, fühlte ich mich
außen vor: Der atemlose Tonfall und auch die alltägliche Sprache ihrer freien Gebete entsprach nicht meinem
inneren Rhythmus und meiner Vorstellung von Gottes-Gegenwart. Gleichzeitig lernte ich durch einen Essener
Jugendpfarrer die Meditation kennen – damals vor allem im Stil der buddhistischen Zen-Meditation.
Zwei Dinge sind mir aus dieser Zeit bis heute wichtig geblieben: der Zusammenhang von Beten und Schweigen,
und die Verwurzelung des Betens in meinem Körper. Diese Erfahrungen halfen mir Zeiten zu überstehen, in
denen ich keine Worte und Bilder zum Beten hatte.
Erst später entdeckte ich die Traditionen christlicher Spiritualität: etwa das „Herzensgebet“ der orthodoxen
Ostkirchen. Oder das kunstvolle Geflecht der klösterlichen „Tageszeitengebete“, das ich als Gast einer
christlichen Kommunität kennen- und schätzenlernte. Diese Erfahrungen halfen mir, eine Ahnung davon zu
entwickeln, welche Kraft in diesem christlichen Glauben steckt – auch wenn ich selber noch voll damit
beschäftigt war, meine Visionen und mein Engagement für Frieden und „Eine Welt“ sowie meine Rolle in der
Kirche als Berufsfeld zu finden.
Es ist vielleicht kein Zufall, dass erst jetzt, am Beginn der zweiten Lebenshälfte, dieses bunte Mosaik beginnt
sich zusammenzufügen. Ein Seminar gab den Anstoß. Vieles von dem, was ich bereits vorher kannte, füge ich
nun in meinen Tagesablauf ein: eine Folge von bestimmten Gebetsgebärden, wiederholt in einem Rhythmus von
etwa drei Stunden – Gebärden und Atembewegungen, in denen Ablegen, Abstreichen, sich Reinigen eine Rolle
spielt, aber auch sich Öffnen und Ausspannen. Für mich selber überraschend begannen sich diese Übungen
anzureichern mit früher Geübtem: mit Psalmversen und Evangelienstücken aus den klösterlichen
Tageszeitengebeten, mit dem Gebetsruf des Herzensgebetes, und noch später dann auch mit spontaner Fürbitte
für bestimmte Menschen.
Beten hat für mich etwas sehr Handwerkliches bekommen – das wie jedes Handwerk und jede Sportart
regelmäßig und konsequent trainiert werden muss – egal, wie gerade meine „Lust“ dazu steht. Übrigens: das
griechische Wort für Training heißt „Askese“. Die Wirkung erlebe ich doppelt: ich werde unabhängiger von
meiner jeweiligen Befindlichkeit, es gibt ein „Jenseits“ meiner Gefühls- und Gedankenwelten. Und ich erlebe
mehr Überraschungen – merkwürdig „passende“ Zufälle, aber auch vermehrt Herausforderungen durch
Menschen, die sich mit Grenzerfahrungen auseinandersetzen müssen, die meine zeitweilige Begleitung nicht nur
als Krisen- und Lebensberater, sondern auch als „Geistlicher“ erwarten.
Pfarrer Ulrich Holste-Helmer aus Essen ist Mitglied des Arbeitskreises Meditation der Evangelischen Kirche im
Rheinland.
Beten hat für Ulrich Holste-Helmer etwas Handwerkliches bekommen, das regelmäßig trainiert werden
muss, egal ob einem gerade der Sinn danach steht oder nicht. Ein Porträtbild (Foto: Privat) finden Sie
unter
► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_holste-helmer.jpg
► Doris Grütjen: Merken, was wesentlich ist
Ich habe lange nach meiner Form der Meditation gesucht und sie endlich im Herzensgebet, einer christlichen
Form der Meditation der Ostkirche gefunden. Die Meditation beinhaltet für mich einmal das Sitzen auf dem
Kissen in meinem Zimmer: Ich beginne mit einer Gebetsgebärde, um auch meinen Körper einzustimmen. Dann
höre ich auf den Klang der Klangschale, spüre meine unruhigen Gedanken und finde manchmal schnell,
manchmal dauert es länger, zur Ruhe. Ich gehe danach meistens ruhiger und bewusster in meinen Alltag. Dies
wirkt sich sowohl im Zusammensein mit meinen Mitmenschen, dem Erleben der Natur, als auch in meinen
verschiedenen Tätigkeitsbereichen aus. Auch hier erlebe ich immer wieder Momente der Stille, die mich
aufmerken lassen, was jetzt wesentlich ist. Eine große Lebenshilfe ist auch für mich als Anleiterin meine
Meditationsgruppe. In meiner Vorbereitung überlege ich, wie ich den einzelnen Teilnehmerinnen und
Teilnehmern helfen kann zur Ruhe zu finden: z.B. mit Körperarbeit, Anleitungen zum Still-Werden, Liedern,
hier oft den Litaneien der Taizé-Gesänge. Dieses bewusste Weitergeben meiner Erfahrungen stärkt auch mich
und mein Vertrauen ins Leben.
Doris Grütjen ist Anleiterin einer Meditationsgruppe und lebt in Köln.
Doris Grüntjen hat im Herzensgebet ihre Form der Meditation gefunden. Ein Porträtbild (Foto: Privat)
finden Sie unter
► http:// www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_gruetjen.jpg
► Pfarrerin Barbara Falk: Einübung ins Grundvertrauen
Im Herzensgebet schließe ich mich an eine alte Tradition an; viele Menschen vor mir haben mit diesem Gebet
gute, hilfreiche Erfahrungen gemacht. Ich bin Glied einer Kette, ich habe Anteil an einem Geschehen, das vor
fast zweitausend Jahren begann und unaufhörlich weiter geht: dem unaufhörlichen Gebet.
Meditation ist für mich immer wieder das Eine: Einübung in das Grundvertrauen. Gottes bedingungsloses Ja zu
mir, zu dieser Welt kann ich nicht nur „wissen“, sondern „wahr-nehmen“ als etwas, das ganz tief in mir
gegründet ist. Im Lauschen auf das, was sich hinter dem Lärm und Getöse meiner eigenen Gedanken verbirgt, im
Hören auf die Stille kann mir aufgehen, was wirklich wesentlich ist.
Ein Drittes: In dieser Grunderfahrung merke ich, wie ich mehr und mehr mich Gott überlassen kann, mit all dem,
was mich ausmacht: Mit meiner Freude und meinen Ängsten, meinen Selbstzweifeln und meinem Sorgen um die
Zukunft - ich weiß mich aufgehoben. Aber diese Grunderfahrung entgleitet mir auch immer wieder, und ich
sehe, wie ich mich erneut abstrample, als hinge alles an meinem Wollen und Bestreben. Also fange ich wieder
von vorne an ...
Barbara Falk ist Pfarrerin und leitet eine Meditationsgruppe in Sankt Augustin.
Im Hören auf die Stille erkennen, was wirklich wichtig ist: Pfarrerin Barbara Falk. Ein Porträtbild (Foto:
Renate Hofmann) finden Sie unter
► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_falk.jpg
ZUM WEITERDENKEN: Schauen Sie sich in Ihrer Gemeinde um: Gibt es Meditations-,
Taizé- oder andere spirituelle Angebote? Fragen Sie die Teilnehmenden, warum sie dort
hingehen.
Vorschlag Überschrift: Die Wirklichkeit Gottes spüren
Vorschlag Vorspann: Kraft für den Alltag
Benutzen Sie folgendes Frage-Raster für das (Recherche-)Interview:
►Was geschieht in der Gruppe?
►Was fasziniert Sie an dem Angebot?
►Haben sich Ihre Erwartungen
►Seitdem Sie x oder y praktizieren: Hat sich etwas in Ihrem Leben geändert?
In Berührung mit dem göttlichen Geheimnis kommen
Auf der Suche nach dem Lebenssinn entdecken viele ihre Sehnsucht nach Spiritualität,
beobachtet Pfarrer Rüdiger Maschwitz
Spiritualität – was ist das eigentlich?
Spiritualität ist ein modernes Wort für gelebten Glauben, geistliches Leben, Glaubenspraxis oder Frömmigkeit.
Für viele Zeitgenossen sind die traditionellen Begriffe belastet, vorgeprägt oder auch unverständlich. Das Wort
Spiritualität ist einladender und offener. Dabei geht es dem Zeitgenossen weniger um theologisches Überlegen
oder religiöses Wissen, sondern um Erfahrungen mit dem göttlichen Geist, der alles durchwirkt. Der Mensch
sucht Zugänge und beschäftigt sich mit Wegen, die ihm Glauben ermöglichen, ohne dass er unbedingt auf die
klassischen Formen und Angebote einer Kirchengemeinde (beispielsweise Predigtgottesdienste, Bibelstunden)
zurückgreifen muss. Oft will sie oder er dies auch nicht. Gleichzeitig ist der Begriff Spiritualität so offen, dass
darunter wiederum besondere Gottesdienste, Meditationsangebote, Bibliodrama, Taize-Gebete, Fastenkurse oder
Exerzitien im Alltag ihren Raum finden.
Warum haben heute wieder so viele Menschen Sehnsucht nach Spiritualität?
Viele bewegt die Frage nach ihrem Lebenssinn und ihrer Lebensaufgabe. Sie erkennen, dass sich diese Frage
nicht durch Leistung und Karriere, Geld und Anerkennung oder Familie beantwortet, sondern dass dies
geistliche Anfragen an ihr Leben sind. Sehnsucht nach Spiritualität sucht den Lebenssinn und ahnt, dass der
Lebenssinn über sich selbst hinausführt. Der Mensch möchte einerseits spüren, dass es eine göttliche
Wirklichkeit gibt und andererseits sich anderen Menschen erfüllt zuwenden.
Von Zen-Meditation bis zum Herzensgebet – es gibt unzählige spirituelle Formen. Welche ist nun die
richtige?
In der der christlichen Tradition geht es nicht um den richtigen, sondern den passenden geistlichen Weg. So wie
es von Anfang an verschiedene Klostertraditionen gibt, die vom Schweigen und Rückzug bis zum Beten und
Handeln für Andere der Nonne oder dem Mönch das persönlich Förderliche anbieten wollen, so gibt es
zahlreiche Formen individuell gelebten Glaubens. Beim Finden des eigenen Weges hilft die Leitfrage: Welcher
spiritueller Weg bringt mich persönlich in Berührung mit dem göttlichen Geheimnis?
Wie kann Spiritualität in den Alltag integriert werden?
Spiritualität und Alltag gehören zusammen. Die eigene geistliche Praxis – zum Beispiel die Meditation –
durchdringt den Alltag. Wichtig ist, sich fast jeden Tag eine Zeit der Stille zu gönnen, vielleicht 15 bis 30
Minuten, und dieser Stille einen klaren Ablauf und Regelmäßigkeit zu geben. So kann der Mensch in all seinem
Tun innehalten, zur Besinnung im doppelten Sinne des Wortes kommen und die göttliche Gegenwart
wahrnehmen. Dies wirkt in den Alltag.
Rüdiger Maschwitz ist Pfarrer und Diplom-Pädagoge, Meditations- und Kontemplationslehrer.
Ob, schweigen, beten oder handeln – es gibt zahlreiche Formen individuell gelebten Glaubens, sagt
Pfarrer und Meditationslehrer Rüdiger Maschwitz. Ein Porträtbild (Foto: Privat) finden Sie unter
► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_maschwitz.jpg
Weitere Informationen unter: www.wege-der-stille.de
Vorsicht, Stille!
„Kloster auf Zeit“ liegt im Trend. Doch Stille ist nicht billig zu haben. Und manchmal schwer
zu ertragen
Ist Stille schick?“, wurde ich neulich gefragt. Ich staunte über die Frage. Ist Stille etwas so Überraschendes oder
gar Neues? Stille gehört doch zum geistlichen Leben, wie das Wasser zum Meer. Aber es stimmt: Der Trend ist
kaum zu übersehen: Spiritualität ist „in“, Menschen pilgern wieder. „Entschleunigung“ taucht als Zauberwort in
allen großen Magazinen auf. Mit „Wellness“ und „Entspannung“ wird für alle möglichen und unmöglichen
Produkte geworben. Die Wirtschaft hat die Themen geistlichen Lebens entdeckt und kommerziell aufgenommen.
Das Rad wird dabei nicht neu erfunden. Auch der Trend zur Stille wiederholt sich. In den Siebziger- und
Achtzigerjahren war die Verbindung von Stille, Meditation und Körperarbeit angesagt. In den Neunzigerjahren
schwor man auf Stille-Übungen mit Kindern. Anfang dieses Jahrtausends haben die Menschen dann begonnen,
in Scharen zu pilgern. Zu Fuß auf dem Weg sein, langsam werden, Zeit haben und sich selbst spüren – das waren
die Beweggründe. Hape Kerkeling hat diesem Bedürfnis in einem gelungenen Buch über seine Pilger-Erfahrung
Ausdruck verliehen, es aber keinesfalls ausgelöst.
Menschen, die diesem Bedürfnis nachgeben und sich auf den Weg machen, knüpfen an alte spirituelle
Traditionen an. Doch die Erfahrungen, die sie dabei machen, werden sie überraschen: Methoden zum
Stillwerden funktionieren nicht immer und überall. Stille ist nicht billig zu haben, sie ist mehr als den Mund zu
halten. Ein bisschen Stille ist wie ein bisschen Frieden. Niedlich, aber unehrlich – sich betäuben statt wach
werden. Darüber hinaus: Stille ist mehr als Schweigen. Sie kann Angst machen und Ängste wecken. Wer sich
auf die Stille einlässt, begegnet sich selbst und – ob der Mensch will oder nicht – oft auch dem Göttlichen.
Genau dies wird oft verschwiegen. Ob im Managementtraining, in sogenannten spirituellen Wellness-Angeboten
oder in der Entspannungspädagogik – Stille schafft einen intensiven Raum der Begegnung mit sich selbst und
Gott. Es ist ein Raum der Selbsterkenntnis, aber nicht der Selbstbefriedigung.
Einerseits freue ich mich, wenn ureigene Fragen christlicher Frömmigkeit zur Sprache kommen. Der Trend zur
Stille kann Menschen öffnen für ein wichtiges geistliches Anliegen. Stille gehört zum Wesensmerkmal der
Spiritualität. „Stille Zeiten“, Meditationen, Exerzitien im Alltag gehören zum christlichen Glauben wie das
„Amen“ zum Gottesdienst. Im „Kloster auf Zeit“ finden Menschen Orte zum Innehalten. So dient Stille der
Bewusstwerdung und dem Auftanken. Andererseits will ich zwei Wahrheiten nicht verschweigen: Erstens führt
Stille als kontinuierliche Zeit des Innehaltens immer in einen persönlichen Entwicklungsprozess. Zweitens ist
Stille kein Rückzug von der Welt. Jesus ist dafür selbst das beste Beispiel. Es gibt bei ihm ganz
selbstverständlich Zeiten des Betens, des Alleinseins, der Stille und daneben genauso Zeiten des Engagements
und der Aktivität. Stille und Beten schenken Stärkung, Achtsamkeit und Gelassenheit für den Alltag. Stille und
Beten wollen den Alltag durchdringen und gerade Engagement ermöglichen, ohne dass der Mensch sich im
Burnout, im Ausgebranntsein, verliert.
So liegt im Trend zur Stille Heilsames für die Menschen und die Kirche. Beide können das aufnehmen, was sie
als Individuum und als Institution fördert. Die Kirche kann kritisch kommentieren, wo Stille und
„Entschleunigung“ missbraucht werden für kommerzielle Zwecke und für Egotrips. Aber sie sollte auch ihre in
großer Zahl vorhandenen Angebote zur Einübung in Stille bekannt machen, ausbauen und vertiefen.
(chrismon plus rheinland/GBR)
Rüdiger Maschwitz ist Pfarrer und Diplom-Pädagoge, Kontemplationslehrer und Autor des Buches „Kooperiere
mit dem Unvermeidbaren – das Geheimnis gelassener Menschen“
Ein Porträtbild (Foto: Privat) finden Sie unter
► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_maschwitz.jpg
Uralt und immer noch modern: Das Herzensgebet
Immer mehr Menschen entdecken die Form des meditativen Betens
In den östlichen Religionen heißen sie „Mantra“ – kurze Silben, Wörter oder Sätze, die sich durch ständiges
Wiederholen tief in das Bewusstsein einprägen. Auch das Christentum kennt diese Tradition. Besonders bekannt
ist das Jesusgebet, auch Herzensgebet genannt. Ununterbrochen wird der Name Jesu Christi angerufen. Es ist
eine schlichte Gebetsform. Und sie ist uralt. Bereits in der Bibel stehen die Worte: „Herr Jesus Christus, erbarme
dich meiner.“ In der orthodoxen Kirche ist das Herzensgebet weit verbreitet. Auch in der evangelischen Kirche
entdecken immer mehr Menschen diese Form des meditativen Betens und schließen sich zu Gruppen zusammen,
m das Herzensgebet zu üben.
Zunächst werden dabei die Worte „Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner“ laut gesprochen oder zumindest
mit den Lippen geformt. In einem zweiten Schritt wird das Gebet zu einem leisen, inneren Gebet und passt sich
der Atmung an. Beim Einatmen lauten die Worte „Herr Jesus Christus“ und beim ausatmen „erbarme dich
meiner“. Danach kann auch der Rhythmus des Herzschlags in das Beten einbezogen werden. In einem dritten
Schritt ist das Gebet so stark verinnerlicht, dass es sich im Grunde von selbst betet – mit jedem Atemzug und
Herzschlag. Das Herzensgebet wird so zu einem ständigen Gebet das mit nur sechs Worten auskommt. Aber die
sind entscheidend. Denn sie werden im Herzen bewegt: „Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner“.
GBR
Die Gestimmtheit der Seele beim Beten findet in der Gebetshaltung ihren leiblichen Ausdruck. Die
angemessene äußere Haltung verhilft zu einer entsprechenden inneren Haltung. Die innere Haltung findet
in der äußeren Form einen passenden Ausdruck.
Bilder zu Gebetshaltungen
Erwartungsvoll: die Hände wie eine offene Schale (Foto: Renate Hofmann)
► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_haende_1.jpg
Ein Mudra: Daumen und Ringfinger bilden einen Kreis (Foto: Renate Hofmann)
► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_haende_2.jpg
Ein Klassiker: das Beten mit verschränkten Händen (Foto: Renate Hofmann)
► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_haende_3.jpg
Erdverbunden und zum Himmel ausgerichtet: das Beten im Stehen, die Hände locker aneinander gelegt
(Foto: Renate Hofmann)
► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_haende_4.jpg
Die Hände zum Himmel: in der so genannten Orantehaltung drückt sich die Verehrung Gottes aus (Foto:
Renate Hofmann)
► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phsitelock/rg_downloads/tp_spiri_haende_5.jpg
ANDACHT
Unentbehrlich: Stille und Alleinsein
Stille – ich habe sie oft bitter nötig. Ich denke an Jesus, wie er sich immer wieder in die Stille zurückzog,
obwohl noch so viele Menschen von ihm Hilfe erwarteten. Auch die langen Wege, die er mit seinem Freunden
und Freundinnen ging, waren nicht ständig von Diskussionen bestimmt, sondern sicher oft stille Wege. Wege,
auf denen die Wandernden die Lilien auf dem Feld wahrnahmen, die Vögel unter dem Himmel und die Saat, die
ohne menschliches Zutun aufging und wuchs. Aber Jesus zog sich auch in die Wüste oder auf einsame Berge
zurück. Das Alleinsein mit Gott war ihm unentbehrlich und Quelle seiner Kraft.
Meine „Wüste“ und mein „einsamer Berg“ ist ein Platz in einer Ecke meines Zimmers. Schlicht und bildlos,
damit mich möglichst wenig ablenken kann. Ganz still ist es nie. Die Geräusche fahrender Autos ziehen vorbei.
Oft auch Stimmen und Musik aus dem Haus. Doch viel mehr stört mich die Unruhe, die ich in mir trage. In dem
Moment, in dem ich mich hinsetze und äußerlich ruhig werde, wird ein Stimmengewirr in mir laut: Gedanken,
die um die Anforderungen der kommenden Tage kreisen. Sorgen um mir anvertraute Menschen. Der Ärger vom
Vortag. Manchmal sogar die Erinnerung an weit zurückliegende Freude oder Schmerz. All das macht es mir
schwer, ganz im Hier und Jetzt da zu sein. Durch Aktivität könnte ich dieser Unruhe entkommen, gestützt durch
den irrigen Gedanken, Gott würde mich mehr lieben, wenn ich etwas tue. Doch ich kenne diesen Impuls und
lege die Hände bewusst in den Schoß. Nun bin ich hier, in meiner „Einöde“, in der nur Gott Raum haben soll.
„Euer Vater weiß, was Ihr braucht, bevor Ihr ihn bittet“, hat Jesus gesagt. Ich brauche also nicht viele Worte vor
Gott. In einem kurzen Gebetswort, das ich mit jedem Ausatmen innerlich spreche, sammle ich mich jedes Mal
neu. Alles andere tritt allmählich zurück. Mit den Schultern lasse ich die Anspannung los. Der Atem wird tiefer,
durchströmt mich nun ganz. Immer mehr nehme ich eine Stille wahr, die stärker ist als äußere Geräusche. Sie
breitet sich aus. Ich erlebe eine Fülle und eine Wirksamkeit, gegenüber der meine Anstrengungen ganz und gar
unnötig sind. „Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.“ Nach einer Zeit stehe ich auf. Manches, was mir
vorher dringend erschien, ist unwichtig geworden. Den anderen Aufgaben wende ich mich zu und den
Menschen, die mir begegnen.
Annette Frickenschmidt ist Krankenhausseelsorgerin, Supervisorin und Kontemplationslehrerin sowie
stellvertretende Vorsitzende des Arbeitskreises Meditation im Rheinland
Ein Porträtbild (Foto: Uwe Möller) finden Sie unter
► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_frickenschmidt.jpg
STICHWORTE
Kampf und Kontemplation: Taizé
Die erste ökumenische Ordensgemeinschaft der Kirchengeschichte trägt den Namen einer kleinen Ortschaft im
französischen Burgund: Taizé. „Ich war auf der Suche nach einem Haus für ein gemeinschaftliches Leben mit
Gebeten und Gastfreundschaft“, erinnerte sich Roger Schutz, der inzwischen verstorbene Gründer der
Kommunität. In einem ehemaligen Herrenhaus versteckte er ab 1940 Flüchtlinge, vor allem Juden. Später
betreute er auch deutsche Kriegsgefangene. Seine Vision: Versöhnung leben und die Wunden des Krieges
heilen. Immer mehr Gleichgesinnte schlossen sich ihm an und 1949 legten die ersten sieben Brüder ihre
Ordensgelübde ab. Heute zählt die Gemeinschaft rund 100 evangelische und katholische Brüder aus etwa 25
Nationen. Einige von ihnen leben in kleinen Gemeinschaften in den Elendvierteln großer Städte.
International bekannt geworden ist Taizé vor allem durch die großen Treffen, zu denen Zehntausende von
Jugendlichen an jedem Jahreswechsel in eine andere europäische Großstadt pilgern. Taizé-Lieder, kurz und
einprägsam wie „laudate omnes gentes“, sind zum Liedgut auch der evangelischen Kirche geworden. Durch das
häufige Wiederholen der Strophen entsteht eine Atmosphäre, die der Meditation gleicht. Dreimal täglich
versammeln sich in Taizé alle zusammen in der Kirche und erleben einen Gottesdienst mit Elementen der
römisch-katholischen Messe sowie evangelischer und ostkirchlicher Andachtsformen.
Kampf und Kontemplation, das frühere Motto des Jugendkonzils (1970), bilden die beiden Pole der
überkonfessionellen Ordensgemeinschaft, die auch nach der Ermordung Roger Schutz im August 2005 nichts an
Ausstrahlungskraft verloren hat.
GBR
Betrachten und verinnerlichen: Meditation
Das Betrachten und Verinnerlichen des Wortes Gottes sowie von religiösen Bildern und Symbolen wird
Meditation genannt. In der christlichen Tradition gehört sie damit als betrachtendes Gebet zu den drei
verschiedenen Formen des Gebetes.
- Das gesprochene Gebet: Dank, Klagen, Bitten, Fürbitten und Anbetung;
- Das betrachtende Gebet: das Meditieren, betrachten und verinnerlichen des Wortes Gottes, sowie von
religiösen Bildern und Symbolen;
- Das schweigende Gebet: die Kontemplation, nichtgegenständliche Meditation.
Alle drei Formen können auch ineinander übergehen.
Fernöstliche Meditation bedeutet in den meisten Fällen nichtgegenständliche Meditation und steht in Parallele
zur christlichen Kontemplation. Aber auch die fernöstlichen Religionen kennen gegenständliche Meditation. Im
christlichen Abendland war Meditation überwiegend Schriftmeditation.
GBR
Dasein in der Gegenwart Gottes: Kontemplation
Innehalten, still werden, aufmerksam da sein in der Gegenwart Gottes – das sind die Grundübungen der
Kontemplation. Sie hat eine lange Tradition in den christlichen Kirchen. In der heutigen schnelllebigen,
hektischen und lauten Zeit wird sie neu entdeckt. Sie ist eine Möglichkeit, die Beziehung zu Gott in der
Gemeinschaft mit anderen Christen zu gestalten. Damit ist sie eine Form den christlichen Glauben zu leben,
neben und bezogen auf das Gebet, die Bibel und das Abendmahl.
In der Kontemplation geht es nicht um ein rationales, sinnliches Betrachten Gottes. Auch nicht um ein Begreifen
von Worten, Bildern und Symbolen, wie in der Meditation. Ziel ist ein gegenstandsfreies Beschauen. Dazu ist
Zeit und ein Raum der Stille erforderlich. Hier kann der Mensch zu sich selber kommen, sich auch in seiner
Tiefe besser kennenlernen. Das Wort „Kontemplation“ kommt aus dem Lateinischen und setzt sich aus den
beiden Silben „con“ und „templum“ zusammen, also „gemeinsam“ oder „mit“ und „Betrachtungsraum“. Der
Mensch kann versuchen zu betrachten, zu beobachten, was der Wille Gottes ist. Es geht in der Kontemplation
darum, selbst zum Tempel, zum Ort der Gottesschau zu werden. Selbsterkenntnis und Gotteserkenntnis gehören
dabei untrennbar zusammen, wie zwei Seiten einer Medaille. Da eine solche Erfahrung nicht mit Vernunft zu
fassen ist, wird sie auch mystisch genannt. Kontemplation ist somit die Bezeichnung für den christlichmystischen Weg, sich in der Gegenwart Gottes zu erfahren, sich in liebender Hingabe an die letzte Wirklichkeit
mit dieser als Einheit zu erleben. Sie wird als Geschenk erlebt, die sich im Alltag in der Liebe, aber durchaus
auch im politischen Handeln bewährt.
GBR
STEINBRUCH
Die Kraft, die aus der Stille kommt
Meditation, Gemeinschaft und Aktion, manchmal auch Widerstand gehören zu einem
lebendigen Glauben, sagt Manfred Rompf, Mitgründer und Leiter des Arbeitskreises
Meditation der rheinischen Kirche
Wer sich Ende der 70er Jahre für Spiritualität und Meditation interessierte, galt schnell als exotischer Vogel.
Auch in der Kirche. Es war die Hochzeit des politischen Protestantismus. Politische Nachtgebete und
Demonstrationen waren angesagt. „Wir waren wie weiße Raben“, erinnert sich Manfred Rompf an das Jahr
1976, als er zusammen mit drei Pfarrkollegen den „Arbeitskreis Meditation und geistliches Leben“ gründete.
Dabei haben wir uns „zum friedensbewegten Protestantismus nicht im Widerspruch gefühlt, sondern als
Ergänzung“, betont der ehemalige Essener Jugendpfarrer. „Wirklicher Friede kommt aus der Stille und holt
daraus die Kraft zum Friedenstiften.“
Zur Meditation kam Manfred Rompf durch seine Auseinandersetzung mit den so genannten Jugendsekten. „Als
Kirche haben wir nicht nur zu warnen, sondern auch nach eigenen Defiziten zu fragen“, sagt der 70-Jährige.
Deshalb besuchte er Meditationskurse bei katholischen Patres und zen-buddhistischen Meistern, um „unsere
eigene christlich mystische Tradition wieder zu beleben“.
Das ist ihm gelungen: Bereits vier Jahre nach der Gründung zählte der Arbeitskreis rund 30 Interessierte, die sich
regelmäßig zu Vorträgen, Übungen und zum Erfahrungsaustausch trafen. Kursangebote wurden in die
Pfarrausbildung im Pastoralkolleg aufgenommen, an der Entstehung des „Hauses der Stille“ in Rengsdorf, dem
Meditationszentrum der rheinischen Kirche, beteiligte sich der Arbeitskreis und regte zudem eine
berufsbegleitende Ausbildung zum Meditationsbegleiter an. Vor rund fünf Jahren hat sich der Arbeitskreis eine
„Vereinsform mit Satzung“ gegeben. Die 27 Mitglieder und weitere 80 Interessierte werden regelmäßig zu den
zweimal jährlich stattfindenden Tagungen eingeladen.
Verändert eine jahrzehntelange Meditationspraxis den Blick auf den christlichen Glauben? „Ja, sie hat ihn
vertieft“, antwortet Rompf. Dogmen werden von ihm kritisch hinterfragt. „Das kann ich um so eher, weil sie
nicht mehr das Wichtigste sind, sondern nur Zeugnisse des Glaubens von Menschen früherer Zeit, aus denen ich
wohl etwas lernen kann, aber die eigene Erfahrung in der Stille mit Gott ist bedeutsamer.“ Für die Zukunft
wünscht sich Manfred Rompf, wenn er nach mehr als 27 Jahren die Leitung des Arbeitskreises Ende April an
Jüngere abgeben will, dass Meditation als selbstverständlicher Teil des Christentums akzeptiert wird. „Jesus
ging 40 Tage in die Wüste zum Beten, Meditieren und Fasten und hat sich allein und mit seinen Schülerinnen
und Schülern immer wieder zur Stille zurückgezogen. Meditation, Gemeinschaft und Aktion, manchmal auch
Widerstand gehören zusammen für einen lebendigen Glauben.“
GBR
„Meditation und Verantwortung in der globalisierten Welt“, Symposion zum 30-jährigen Bestehen des
Arbeitskreises Meditation in der Evangelischen Kirche im Rheinland, u.a. mit einem Referat von Professor
Michael von Brück und zahlreichen Workshops.
Anmeldungen: Ökumenische Werkstatt der VEM, Missionsstr. 9, 42285 Wuppertal,
Telefon: 0202-89004830, Fax: 0202-89004-805, [email protected]
Ort: Theologischen Zentrum, Wuppertal, Audimax, Missionsstr. Haus C.
Zeit: Mittwoch, 28. April 2007, 9.30 bis 17 Uhr
Weitere Informationen: http://www.ekir.de/arbeitskreis-meditation/tagungen_termine.php
Manfred Rompf ist Pfarrer im Ruhestand und Synodalbeauftragter für Meditation im Kirchenkreis
Essen Süd. Die jahrzehntelange Meditationspraxis hat seinen Glauben vertieft.
Ein Porträtbild (Foto: Privat) finden Sie unter
► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_rompf.jpg
Ort der Einkehr: Das Haus der Stille
Eigentlich wollte ich aufhören, atemlos durch die Tage zu rennen – wer hat nicht schon diesen Vorsatz gefasst
und schnell wieder gebrochen. Einmal innehalten im Alltag, sich neu orientieren und in der Stille Energie zu
tanken, dazu bietet das „Haus der Stille“ in Rengsdorf im Westerwald die Möglichkeit. „Es steht allen offen, die
ihre Beziehung zu sich, zu anderen und zu Gott überdenken möchten“, sagt Landespfarrerin Nicol Kaminsky.
Sie leitet das Einkehr- und Meditationszentrums der Evangelischen Kirche im Rheinland. „Unser Angebot will
helfen, Lasten abzulegen, Raum zu eröffnen, um unbeantwortete Fragen ernst zu nehmen“, sagt sie.
Das Programm des rheinischen Meditationszentrums umfasst Wüsten- und spirituelle Übungstage. Neben
Einkehrkursen und Exerzitien gibt es auch Meditations- und Kontemplationsangebote. Lange fast vergessene
christliche Traditionen wie das Herzensgebet und Mystik, Fasten und Schweigen werden eingeübt und
praktiziert und sollen helfen, zur eigenen inneren Mitte zu finden und der biblischen Botschaft neue Beachtung
zu schenken. Mit der Eröffnung des Hauses der Stille im Jahr 1992 reagierte die rheinische Kirche auf die
Sehnsucht vieler Menschen nach gelebter Spiritualität und einer ganzheitlichen Gotteserfahrung, jenseits von
verkopften Lehre und auch jenseits von Esoterik.
GBR/ekir.de
Unbeantworte Fragen werden im Haus der Stille ernst genommen, Bibel und Gebet können dabei helfen.
Ein Bild dazu (Foto: ekir.de) finden Sie unter
► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_stein_kreuz_hausderstille.jpg
Weitere Informationen unter: www.ekir.de/haus-der-stille
Jeder siebte Deutsche ist ein „spiritueller Sinnsucher“
Traditionelle christliche Bindungen weichen religiöser Kreativität und spiritueller
Orientierung
Die Suche nach dem Sinn des Lebens beschäftigt immer mehr Menschen. Bereits rund 15 Prozent der
erwachsenen Bevölkerung sind aktiv auf der Suche nach ihrer inneren Mitte. Damit umfasst die Gruppe der
„spirituellen Sinnsucher“ mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland. Das ist das Ergebnis einer
repräsentativen Studie der Düsseldorfer „Identity Foundation“ in Zusammenarbeit mit der Universität
Hohenheim zum Thema „Spiritualität in Deutschland“ im März 2006.
Spirituellen und religiösen Fragen messen rund 17 Prozent der Deutschen eine große bis sehr große Bedeutung
bei. Dagegen können nur noch zehn Prozent der Bevölkerung zur Gruppe der „Traditions-Christen“ gezählt
werden. Die stärkste Gruppe bilden mit 40 Prozent die durch Unbekümmertheit geprägten Alltagspragmatiker.
Ihnen ist die Frage nach dem Sinn des Lebens schlicht fremd.
Ein Trend, den die Studie aufzeigt: Die Ausrichtung auf Spiritualität und die damit verbundene Praxis ist bei
Frauen doppelt so hoch ausgeprägt wie bei Männern. So gehören knapp 20 Prozent der Frauen zu den
„spirituellen Sinnsuchern“, bei den „religiös Kreativen“ machen sie sogar 36 Prozent aus, bei den „TraditionsChristen“ rund 15 Prozent. Zu der Gruppe der „unbekümmerten Alltags-Pragmatiker“ gehören mit etwa 34
Prozent deutlich weniger Frauen als Männer.
Eine spirituelle Praxis ist für 30 Prozent der Befragten wichtiger Bestandteil ihres Alltags. Diese variiert je nach
Altersgruppe zum Teil sehr deutlich. Während die jüngere Generation besonders aufgeschlossen gegenüber
neuen spirituellen Strömungen ist und beispielsweise bereits jeder Zehnte meditiert (20- bis 29-Jährige) oder
Yoga macht (40- bis 49-Jährige), ist für die ältere Generation das Gebet oder der Kirchenbesuch wichtiger. Zu
den gängigsten religiösen und spirituellen Praktiken gehören das Gebet und die Zwiesprache mit Gott (im
Durchschnitt 26,5 Prozent; bei den über 70-Jährigen sogar 45 Prozent), der Besuch von Kirchen, Kapellen und
anderen Heiligtümern (Durchschnitt: 17,7 Prozent) und das Deuten von Träumen (Durchschnitt: 9,2 Prozent; bei
den 20- bis 29-Jährigen sogar 19,6 Prozent). Jeder dritte an spirituellen Praktiken Interessierte nimmt sich
mindestens einmal pro Woche Zeit für diese Formen der Besinnung. Jeder achte praktiziert sogar täglich, jeder
neunte mehrmals pro Woche. Die Hälfte der Befragten haben andererseits überhaupt kein Interesse an
spirituellen und religiösen Methoden.
Die vier Religionstypen – eine Typologie
Spirituelle Sinnsucher
Sie machen rund 15 Prozent der Bevölkerung aus.
Sie speisen ihren Sinnbezug aus Fragmenten des Humanismus, der Anthroposophie, Mystik und Esoterik. Ihre
Suche ist getrieben von dem Wunsch, die eigene Berufung und innere Mitte zu finden. Sie interessieren sich für
spirituelle Praktiken wie Yoga, Chi Gong und Meditation, aber auch für ausgefallene Disziplinen wie
Trancereisen, Schamanismus oder Karten legen.
Charakteristische Aussage:
Der Kosmos wird vom Sinn in sich, einem höheren Wesen oder von einem unpersönlichen „Spirit“
zusammengehalten.
Religiös Kreative
Sie machen rund 35 Prozent der Bevölkerung aus.
Sie gehören zu den großen Glaubensgemeinschaften, grenzen sich jedoch in ihren Überzeugungen bewusst von
christlichen Lehrmeinungen ab und entwickeln ihre religiösen Auffassungen durch eine Erweiterung des
traditionellen Gedankenguts um philosophische und humanistische Ideen. Dazu nehmen sie unbekümmert
Anregungen aus den verschiedenen Weltreligionen mit auf.
Charakteristische Aussage:
Ich glaube an einen Gott, aber nicht, wie das Christentum ihn predigt. Meiner Meinung ist Gott nichts anderes
als das Wertvolle im Menschen.
Traditions-Christen
Sie machen rund 10 Prozent der Bevölkerung aus.
Sie finden Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens und der Beschaffenheit des Seins in Religion und
Glauben in enger Anbindung an die Kirchen. Religiöse Rituale geben ihrem Alltag Struktur, sie haben im Laufe
ihres Lebens ihren Glauben vertieft und intensiviert und wünschen sich einen stärkeren Gottesbezug im
öffentlichen Leben.
Charakteristische Aussage:
Ich glaube an einen persönlichen Gott, zu dem ich beispielsweise über das Gebet in Kontakt treten kann.
Unbekümmerte Alltags-Pragmatiker
Sie machen rund 40 Prozent der Bevölkerung aus.
Sie sind vor allem an der eigenen Zufriedenheit und wirtschaftlichen Lage interessiert. Die gelegentlich
aufkeimende Sinnfrage lösen sie über ihr Engagement im Beruf und über familiäre und freundschaftliche
Beziehungen. Jeder Zweite von ihnen bezeichnet sich sogar als überzeugten Atheisten. Zu den Erfahrungen, in
denen das eigene Ich zurück tritt, gehören für sie vor allem zu lieben und geliebt zu werden, lustvoller Konsum
und erfüllte Sexualität.
Charakteristische Aussage:
Der Sinn des Lebens ist, dass man versucht, für sich das Beste herauszuholen. Der Mensch ist allein ein Produkt
der Naturgesetze.
Weitere Infos unter:
http://www.identityfoundation.de/fileadmin/templates_identityfoundation/downloads/presse/frauen_spiritualitaet
/PM_Lang_Studie_Spiritualitaet.pdf
Zitate
„Lebe freundlich und strahle Gelassenheit aus.“
Jörg Zink
„Gott ist konkrete Gegenwart.“
Meister Eckart
„Gehe deinen Weg. Wessen Weg sonst. Gehe in deinen Schuhen.“
Vater Johannes
„Wer Gott erkennen will, wird auch sich selbst erkennen. Eins kommt ohne das andere nicht aus.“
Vater Johannes
„Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir.“
Augustinus
„Kontemplation ist das Erwachen zur Gegenwart Gottes im Herzen des Menschen und im uns umgebenden
Universum. Kontemplation ist Erkenntnis im Zustand von Liebe.“
Bede Griffiths, Benediktiner
„Eine Mystik; die nicht in den Alltag führt, ist ein Irrweg.“
Willigis Jäger
Links
Arbeitskreis Meditation in der Evangelischen Kirche im Rheinland
www.ekir.de/arbeitskreis-meditation
Haus der Stille, Meditations- und Einkehrzentrum der Evangelischen Kirche im Rheinland, Rengsdorf/
Westerwald
www.ekir.de/haus-der-stille
Meditation beim Evangelischen Bildungswerk in Essen
www.kirche-essen.de/r_medita.htm
Meditations- und Kontemplationsgruppenverzeichnis (bundesweit)
www.meditation-in.de
THEMENBILDER
Kerzenteller (Foto:ekir.de) ►
http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_kerzenteller.jpg
Segenshandlung (Foto:ekir.de) ►
http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_segnen.jpg
Klangschale (Foto: Renate Hofmann) ►
http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_klangschalen.jpg
Engel (Foto: Renate Hofmann) ►
http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_engel.jpg
Meditationsnacht (Foto: Renate Hofmann) ►
http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_kirchennacht.jpg
TITELBILDER
Salbung 1 (Foto: ekir.de) ►
http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_salbung_1.jpg
Salbung 2 (Foto: ekir.de) ►
http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_salbung_2.jpg
Medienverband EKiR, Stand: 3.6.08
Herunterladen