THEMENPAKET SPIRITUALITÄT BAUSTEIN CHRISTLICHE SPIRITUALITÄT Warum Menschen meditieren. Drei Erfahrungsberichte ► Pfarrer Ulrich Holste-Helmer : Beten und Schweigen gehören zusammen Wenn die frommen Altersgenossen in meiner Jugend zur Gebetsgemeinschaft zusammenkamen, fühlte ich mich außen vor: Der atemlose Tonfall und auch die alltägliche Sprache ihrer freien Gebete entsprach nicht meinem inneren Rhythmus und meiner Vorstellung von Gottes-Gegenwart. Gleichzeitig lernte ich durch einen Essener Jugendpfarrer die Meditation kennen – damals vor allem im Stil der buddhistischen Zen-Meditation. Zwei Dinge sind mir aus dieser Zeit bis heute wichtig geblieben: der Zusammenhang von Beten und Schweigen, und die Verwurzelung des Betens in meinem Körper. Diese Erfahrungen halfen mir Zeiten zu überstehen, in denen ich keine Worte und Bilder zum Beten hatte. Erst später entdeckte ich die Traditionen christlicher Spiritualität: etwa das „Herzensgebet“ der orthodoxen Ostkirchen. Oder das kunstvolle Geflecht der klösterlichen „Tageszeitengebete“, das ich als Gast einer christlichen Kommunität kennen- und schätzenlernte. Diese Erfahrungen halfen mir, eine Ahnung davon zu entwickeln, welche Kraft in diesem christlichen Glauben steckt – auch wenn ich selber noch voll damit beschäftigt war, meine Visionen und mein Engagement für Frieden und „Eine Welt“ sowie meine Rolle in der Kirche als Berufsfeld zu finden. Es ist vielleicht kein Zufall, dass erst jetzt, am Beginn der zweiten Lebenshälfte, dieses bunte Mosaik beginnt sich zusammenzufügen. Ein Seminar gab den Anstoß. Vieles von dem, was ich bereits vorher kannte, füge ich nun in meinen Tagesablauf ein: eine Folge von bestimmten Gebetsgebärden, wiederholt in einem Rhythmus von etwa drei Stunden – Gebärden und Atembewegungen, in denen Ablegen, Abstreichen, sich Reinigen eine Rolle spielt, aber auch sich Öffnen und Ausspannen. Für mich selber überraschend begannen sich diese Übungen anzureichern mit früher Geübtem: mit Psalmversen und Evangelienstücken aus den klösterlichen Tageszeitengebeten, mit dem Gebetsruf des Herzensgebetes, und noch später dann auch mit spontaner Fürbitte für bestimmte Menschen. Beten hat für mich etwas sehr Handwerkliches bekommen – das wie jedes Handwerk und jede Sportart regelmäßig und konsequent trainiert werden muss – egal, wie gerade meine „Lust“ dazu steht. Übrigens: das griechische Wort für Training heißt „Askese“. Die Wirkung erlebe ich doppelt: ich werde unabhängiger von meiner jeweiligen Befindlichkeit, es gibt ein „Jenseits“ meiner Gefühls- und Gedankenwelten. Und ich erlebe mehr Überraschungen – merkwürdig „passende“ Zufälle, aber auch vermehrt Herausforderungen durch Menschen, die sich mit Grenzerfahrungen auseinandersetzen müssen, die meine zeitweilige Begleitung nicht nur als Krisen- und Lebensberater, sondern auch als „Geistlicher“ erwarten. Pfarrer Ulrich Holste-Helmer aus Essen ist Mitglied des Arbeitskreises Meditation der Evangelischen Kirche im Rheinland. Beten hat für Ulrich Holste-Helmer etwas Handwerkliches bekommen, das regelmäßig trainiert werden muss, egal ob einem gerade der Sinn danach steht oder nicht. Ein Porträtbild (Foto: Privat) finden Sie unter ► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_holste-helmer.jpg ► Doris Grütjen: Merken, was wesentlich ist Ich habe lange nach meiner Form der Meditation gesucht und sie endlich im Herzensgebet, einer christlichen Form der Meditation der Ostkirche gefunden. Die Meditation beinhaltet für mich einmal das Sitzen auf dem Kissen in meinem Zimmer: Ich beginne mit einer Gebetsgebärde, um auch meinen Körper einzustimmen. Dann höre ich auf den Klang der Klangschale, spüre meine unruhigen Gedanken und finde manchmal schnell, manchmal dauert es länger, zur Ruhe. Ich gehe danach meistens ruhiger und bewusster in meinen Alltag. Dies wirkt sich sowohl im Zusammensein mit meinen Mitmenschen, dem Erleben der Natur, als auch in meinen verschiedenen Tätigkeitsbereichen aus. Auch hier erlebe ich immer wieder Momente der Stille, die mich aufmerken lassen, was jetzt wesentlich ist. Eine große Lebenshilfe ist auch für mich als Anleiterin meine Meditationsgruppe. In meiner Vorbereitung überlege ich, wie ich den einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmern helfen kann zur Ruhe zu finden: z.B. mit Körperarbeit, Anleitungen zum Still-Werden, Liedern, hier oft den Litaneien der Taizé-Gesänge. Dieses bewusste Weitergeben meiner Erfahrungen stärkt auch mich und mein Vertrauen ins Leben. Doris Grütjen ist Anleiterin einer Meditationsgruppe und lebt in Köln. Doris Grüntjen hat im Herzensgebet ihre Form der Meditation gefunden. Ein Porträtbild (Foto: Privat) finden Sie unter ► http:// www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_gruetjen.jpg ► Pfarrerin Barbara Falk: Einübung ins Grundvertrauen Im Herzensgebet schließe ich mich an eine alte Tradition an; viele Menschen vor mir haben mit diesem Gebet gute, hilfreiche Erfahrungen gemacht. Ich bin Glied einer Kette, ich habe Anteil an einem Geschehen, das vor fast zweitausend Jahren begann und unaufhörlich weiter geht: dem unaufhörlichen Gebet. Meditation ist für mich immer wieder das Eine: Einübung in das Grundvertrauen. Gottes bedingungsloses Ja zu mir, zu dieser Welt kann ich nicht nur „wissen“, sondern „wahr-nehmen“ als etwas, das ganz tief in mir gegründet ist. Im Lauschen auf das, was sich hinter dem Lärm und Getöse meiner eigenen Gedanken verbirgt, im Hören auf die Stille kann mir aufgehen, was wirklich wesentlich ist. Ein Drittes: In dieser Grunderfahrung merke ich, wie ich mehr und mehr mich Gott überlassen kann, mit all dem, was mich ausmacht: Mit meiner Freude und meinen Ängsten, meinen Selbstzweifeln und meinem Sorgen um die Zukunft - ich weiß mich aufgehoben. Aber diese Grunderfahrung entgleitet mir auch immer wieder, und ich sehe, wie ich mich erneut abstrample, als hinge alles an meinem Wollen und Bestreben. Also fange ich wieder von vorne an ... Barbara Falk ist Pfarrerin und leitet eine Meditationsgruppe in Sankt Augustin. Im Hören auf die Stille erkennen, was wirklich wichtig ist: Pfarrerin Barbara Falk. Ein Porträtbild (Foto: Renate Hofmann) finden Sie unter ► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_falk.jpg ZUM WEITERDENKEN: Schauen Sie sich in Ihrer Gemeinde um: Gibt es Meditations-, Taizé- oder andere spirituelle Angebote? Fragen Sie die Teilnehmenden, warum sie dort hingehen. Vorschlag Überschrift: Die Wirklichkeit Gottes spüren Vorschlag Vorspann: Kraft für den Alltag Benutzen Sie folgendes Frage-Raster für das (Recherche-)Interview: ►Was geschieht in der Gruppe? ►Was fasziniert Sie an dem Angebot? ►Haben sich Ihre Erwartungen ►Seitdem Sie x oder y praktizieren: Hat sich etwas in Ihrem Leben geändert? In Berührung mit dem göttlichen Geheimnis kommen Auf der Suche nach dem Lebenssinn entdecken viele ihre Sehnsucht nach Spiritualität, beobachtet Pfarrer Rüdiger Maschwitz Spiritualität – was ist das eigentlich? Spiritualität ist ein modernes Wort für gelebten Glauben, geistliches Leben, Glaubenspraxis oder Frömmigkeit. Für viele Zeitgenossen sind die traditionellen Begriffe belastet, vorgeprägt oder auch unverständlich. Das Wort Spiritualität ist einladender und offener. Dabei geht es dem Zeitgenossen weniger um theologisches Überlegen oder religiöses Wissen, sondern um Erfahrungen mit dem göttlichen Geist, der alles durchwirkt. Der Mensch sucht Zugänge und beschäftigt sich mit Wegen, die ihm Glauben ermöglichen, ohne dass er unbedingt auf die klassischen Formen und Angebote einer Kirchengemeinde (beispielsweise Predigtgottesdienste, Bibelstunden) zurückgreifen muss. Oft will sie oder er dies auch nicht. Gleichzeitig ist der Begriff Spiritualität so offen, dass darunter wiederum besondere Gottesdienste, Meditationsangebote, Bibliodrama, Taize-Gebete, Fastenkurse oder Exerzitien im Alltag ihren Raum finden. Warum haben heute wieder so viele Menschen Sehnsucht nach Spiritualität? Viele bewegt die Frage nach ihrem Lebenssinn und ihrer Lebensaufgabe. Sie erkennen, dass sich diese Frage nicht durch Leistung und Karriere, Geld und Anerkennung oder Familie beantwortet, sondern dass dies geistliche Anfragen an ihr Leben sind. Sehnsucht nach Spiritualität sucht den Lebenssinn und ahnt, dass der Lebenssinn über sich selbst hinausführt. Der Mensch möchte einerseits spüren, dass es eine göttliche Wirklichkeit gibt und andererseits sich anderen Menschen erfüllt zuwenden. Von Zen-Meditation bis zum Herzensgebet – es gibt unzählige spirituelle Formen. Welche ist nun die richtige? In der der christlichen Tradition geht es nicht um den richtigen, sondern den passenden geistlichen Weg. So wie es von Anfang an verschiedene Klostertraditionen gibt, die vom Schweigen und Rückzug bis zum Beten und Handeln für Andere der Nonne oder dem Mönch das persönlich Förderliche anbieten wollen, so gibt es zahlreiche Formen individuell gelebten Glaubens. Beim Finden des eigenen Weges hilft die Leitfrage: Welcher spiritueller Weg bringt mich persönlich in Berührung mit dem göttlichen Geheimnis? Wie kann Spiritualität in den Alltag integriert werden? Spiritualität und Alltag gehören zusammen. Die eigene geistliche Praxis – zum Beispiel die Meditation – durchdringt den Alltag. Wichtig ist, sich fast jeden Tag eine Zeit der Stille zu gönnen, vielleicht 15 bis 30 Minuten, und dieser Stille einen klaren Ablauf und Regelmäßigkeit zu geben. So kann der Mensch in all seinem Tun innehalten, zur Besinnung im doppelten Sinne des Wortes kommen und die göttliche Gegenwart wahrnehmen. Dies wirkt in den Alltag. Rüdiger Maschwitz ist Pfarrer und Diplom-Pädagoge, Meditations- und Kontemplationslehrer. Ob, schweigen, beten oder handeln – es gibt zahlreiche Formen individuell gelebten Glaubens, sagt Pfarrer und Meditationslehrer Rüdiger Maschwitz. Ein Porträtbild (Foto: Privat) finden Sie unter ► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_maschwitz.jpg Weitere Informationen unter: www.wege-der-stille.de Vorsicht, Stille! „Kloster auf Zeit“ liegt im Trend. Doch Stille ist nicht billig zu haben. Und manchmal schwer zu ertragen Ist Stille schick?“, wurde ich neulich gefragt. Ich staunte über die Frage. Ist Stille etwas so Überraschendes oder gar Neues? Stille gehört doch zum geistlichen Leben, wie das Wasser zum Meer. Aber es stimmt: Der Trend ist kaum zu übersehen: Spiritualität ist „in“, Menschen pilgern wieder. „Entschleunigung“ taucht als Zauberwort in allen großen Magazinen auf. Mit „Wellness“ und „Entspannung“ wird für alle möglichen und unmöglichen Produkte geworben. Die Wirtschaft hat die Themen geistlichen Lebens entdeckt und kommerziell aufgenommen. Das Rad wird dabei nicht neu erfunden. Auch der Trend zur Stille wiederholt sich. In den Siebziger- und Achtzigerjahren war die Verbindung von Stille, Meditation und Körperarbeit angesagt. In den Neunzigerjahren schwor man auf Stille-Übungen mit Kindern. Anfang dieses Jahrtausends haben die Menschen dann begonnen, in Scharen zu pilgern. Zu Fuß auf dem Weg sein, langsam werden, Zeit haben und sich selbst spüren – das waren die Beweggründe. Hape Kerkeling hat diesem Bedürfnis in einem gelungenen Buch über seine Pilger-Erfahrung Ausdruck verliehen, es aber keinesfalls ausgelöst. Menschen, die diesem Bedürfnis nachgeben und sich auf den Weg machen, knüpfen an alte spirituelle Traditionen an. Doch die Erfahrungen, die sie dabei machen, werden sie überraschen: Methoden zum Stillwerden funktionieren nicht immer und überall. Stille ist nicht billig zu haben, sie ist mehr als den Mund zu halten. Ein bisschen Stille ist wie ein bisschen Frieden. Niedlich, aber unehrlich – sich betäuben statt wach werden. Darüber hinaus: Stille ist mehr als Schweigen. Sie kann Angst machen und Ängste wecken. Wer sich auf die Stille einlässt, begegnet sich selbst und – ob der Mensch will oder nicht – oft auch dem Göttlichen. Genau dies wird oft verschwiegen. Ob im Managementtraining, in sogenannten spirituellen Wellness-Angeboten oder in der Entspannungspädagogik – Stille schafft einen intensiven Raum der Begegnung mit sich selbst und Gott. Es ist ein Raum der Selbsterkenntnis, aber nicht der Selbstbefriedigung. Einerseits freue ich mich, wenn ureigene Fragen christlicher Frömmigkeit zur Sprache kommen. Der Trend zur Stille kann Menschen öffnen für ein wichtiges geistliches Anliegen. Stille gehört zum Wesensmerkmal der Spiritualität. „Stille Zeiten“, Meditationen, Exerzitien im Alltag gehören zum christlichen Glauben wie das „Amen“ zum Gottesdienst. Im „Kloster auf Zeit“ finden Menschen Orte zum Innehalten. So dient Stille der Bewusstwerdung und dem Auftanken. Andererseits will ich zwei Wahrheiten nicht verschweigen: Erstens führt Stille als kontinuierliche Zeit des Innehaltens immer in einen persönlichen Entwicklungsprozess. Zweitens ist Stille kein Rückzug von der Welt. Jesus ist dafür selbst das beste Beispiel. Es gibt bei ihm ganz selbstverständlich Zeiten des Betens, des Alleinseins, der Stille und daneben genauso Zeiten des Engagements und der Aktivität. Stille und Beten schenken Stärkung, Achtsamkeit und Gelassenheit für den Alltag. Stille und Beten wollen den Alltag durchdringen und gerade Engagement ermöglichen, ohne dass der Mensch sich im Burnout, im Ausgebranntsein, verliert. So liegt im Trend zur Stille Heilsames für die Menschen und die Kirche. Beide können das aufnehmen, was sie als Individuum und als Institution fördert. Die Kirche kann kritisch kommentieren, wo Stille und „Entschleunigung“ missbraucht werden für kommerzielle Zwecke und für Egotrips. Aber sie sollte auch ihre in großer Zahl vorhandenen Angebote zur Einübung in Stille bekannt machen, ausbauen und vertiefen. (chrismon plus rheinland/GBR) Rüdiger Maschwitz ist Pfarrer und Diplom-Pädagoge, Kontemplationslehrer und Autor des Buches „Kooperiere mit dem Unvermeidbaren – das Geheimnis gelassener Menschen“ Ein Porträtbild (Foto: Privat) finden Sie unter ► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_maschwitz.jpg Uralt und immer noch modern: Das Herzensgebet Immer mehr Menschen entdecken die Form des meditativen Betens In den östlichen Religionen heißen sie „Mantra“ – kurze Silben, Wörter oder Sätze, die sich durch ständiges Wiederholen tief in das Bewusstsein einprägen. Auch das Christentum kennt diese Tradition. Besonders bekannt ist das Jesusgebet, auch Herzensgebet genannt. Ununterbrochen wird der Name Jesu Christi angerufen. Es ist eine schlichte Gebetsform. Und sie ist uralt. Bereits in der Bibel stehen die Worte: „Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner.“ In der orthodoxen Kirche ist das Herzensgebet weit verbreitet. Auch in der evangelischen Kirche entdecken immer mehr Menschen diese Form des meditativen Betens und schließen sich zu Gruppen zusammen, m das Herzensgebet zu üben. Zunächst werden dabei die Worte „Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner“ laut gesprochen oder zumindest mit den Lippen geformt. In einem zweiten Schritt wird das Gebet zu einem leisen, inneren Gebet und passt sich der Atmung an. Beim Einatmen lauten die Worte „Herr Jesus Christus“ und beim ausatmen „erbarme dich meiner“. Danach kann auch der Rhythmus des Herzschlags in das Beten einbezogen werden. In einem dritten Schritt ist das Gebet so stark verinnerlicht, dass es sich im Grunde von selbst betet – mit jedem Atemzug und Herzschlag. Das Herzensgebet wird so zu einem ständigen Gebet das mit nur sechs Worten auskommt. Aber die sind entscheidend. Denn sie werden im Herzen bewegt: „Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner“. GBR Die Gestimmtheit der Seele beim Beten findet in der Gebetshaltung ihren leiblichen Ausdruck. Die angemessene äußere Haltung verhilft zu einer entsprechenden inneren Haltung. Die innere Haltung findet in der äußeren Form einen passenden Ausdruck. Bilder zu Gebetshaltungen Erwartungsvoll: die Hände wie eine offene Schale (Foto: Renate Hofmann) ► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_haende_1.jpg Ein Mudra: Daumen und Ringfinger bilden einen Kreis (Foto: Renate Hofmann) ► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_haende_2.jpg Ein Klassiker: das Beten mit verschränkten Händen (Foto: Renate Hofmann) ► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_haende_3.jpg Erdverbunden und zum Himmel ausgerichtet: das Beten im Stehen, die Hände locker aneinander gelegt (Foto: Renate Hofmann) ► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_haende_4.jpg Die Hände zum Himmel: in der so genannten Orantehaltung drückt sich die Verehrung Gottes aus (Foto: Renate Hofmann) ► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phsitelock/rg_downloads/tp_spiri_haende_5.jpg ANDACHT Unentbehrlich: Stille und Alleinsein Stille – ich habe sie oft bitter nötig. Ich denke an Jesus, wie er sich immer wieder in die Stille zurückzog, obwohl noch so viele Menschen von ihm Hilfe erwarteten. Auch die langen Wege, die er mit seinem Freunden und Freundinnen ging, waren nicht ständig von Diskussionen bestimmt, sondern sicher oft stille Wege. Wege, auf denen die Wandernden die Lilien auf dem Feld wahrnahmen, die Vögel unter dem Himmel und die Saat, die ohne menschliches Zutun aufging und wuchs. Aber Jesus zog sich auch in die Wüste oder auf einsame Berge zurück. Das Alleinsein mit Gott war ihm unentbehrlich und Quelle seiner Kraft. Meine „Wüste“ und mein „einsamer Berg“ ist ein Platz in einer Ecke meines Zimmers. Schlicht und bildlos, damit mich möglichst wenig ablenken kann. Ganz still ist es nie. Die Geräusche fahrender Autos ziehen vorbei. Oft auch Stimmen und Musik aus dem Haus. Doch viel mehr stört mich die Unruhe, die ich in mir trage. In dem Moment, in dem ich mich hinsetze und äußerlich ruhig werde, wird ein Stimmengewirr in mir laut: Gedanken, die um die Anforderungen der kommenden Tage kreisen. Sorgen um mir anvertraute Menschen. Der Ärger vom Vortag. Manchmal sogar die Erinnerung an weit zurückliegende Freude oder Schmerz. All das macht es mir schwer, ganz im Hier und Jetzt da zu sein. Durch Aktivität könnte ich dieser Unruhe entkommen, gestützt durch den irrigen Gedanken, Gott würde mich mehr lieben, wenn ich etwas tue. Doch ich kenne diesen Impuls und lege die Hände bewusst in den Schoß. Nun bin ich hier, in meiner „Einöde“, in der nur Gott Raum haben soll. „Euer Vater weiß, was Ihr braucht, bevor Ihr ihn bittet“, hat Jesus gesagt. Ich brauche also nicht viele Worte vor Gott. In einem kurzen Gebetswort, das ich mit jedem Ausatmen innerlich spreche, sammle ich mich jedes Mal neu. Alles andere tritt allmählich zurück. Mit den Schultern lasse ich die Anspannung los. Der Atem wird tiefer, durchströmt mich nun ganz. Immer mehr nehme ich eine Stille wahr, die stärker ist als äußere Geräusche. Sie breitet sich aus. Ich erlebe eine Fülle und eine Wirksamkeit, gegenüber der meine Anstrengungen ganz und gar unnötig sind. „Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.“ Nach einer Zeit stehe ich auf. Manches, was mir vorher dringend erschien, ist unwichtig geworden. Den anderen Aufgaben wende ich mich zu und den Menschen, die mir begegnen. Annette Frickenschmidt ist Krankenhausseelsorgerin, Supervisorin und Kontemplationslehrerin sowie stellvertretende Vorsitzende des Arbeitskreises Meditation im Rheinland Ein Porträtbild (Foto: Uwe Möller) finden Sie unter ► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_frickenschmidt.jpg STICHWORTE Kampf und Kontemplation: Taizé Die erste ökumenische Ordensgemeinschaft der Kirchengeschichte trägt den Namen einer kleinen Ortschaft im französischen Burgund: Taizé. „Ich war auf der Suche nach einem Haus für ein gemeinschaftliches Leben mit Gebeten und Gastfreundschaft“, erinnerte sich Roger Schutz, der inzwischen verstorbene Gründer der Kommunität. In einem ehemaligen Herrenhaus versteckte er ab 1940 Flüchtlinge, vor allem Juden. Später betreute er auch deutsche Kriegsgefangene. Seine Vision: Versöhnung leben und die Wunden des Krieges heilen. Immer mehr Gleichgesinnte schlossen sich ihm an und 1949 legten die ersten sieben Brüder ihre Ordensgelübde ab. Heute zählt die Gemeinschaft rund 100 evangelische und katholische Brüder aus etwa 25 Nationen. Einige von ihnen leben in kleinen Gemeinschaften in den Elendvierteln großer Städte. International bekannt geworden ist Taizé vor allem durch die großen Treffen, zu denen Zehntausende von Jugendlichen an jedem Jahreswechsel in eine andere europäische Großstadt pilgern. Taizé-Lieder, kurz und einprägsam wie „laudate omnes gentes“, sind zum Liedgut auch der evangelischen Kirche geworden. Durch das häufige Wiederholen der Strophen entsteht eine Atmosphäre, die der Meditation gleicht. Dreimal täglich versammeln sich in Taizé alle zusammen in der Kirche und erleben einen Gottesdienst mit Elementen der römisch-katholischen Messe sowie evangelischer und ostkirchlicher Andachtsformen. Kampf und Kontemplation, das frühere Motto des Jugendkonzils (1970), bilden die beiden Pole der überkonfessionellen Ordensgemeinschaft, die auch nach der Ermordung Roger Schutz im August 2005 nichts an Ausstrahlungskraft verloren hat. GBR Betrachten und verinnerlichen: Meditation Das Betrachten und Verinnerlichen des Wortes Gottes sowie von religiösen Bildern und Symbolen wird Meditation genannt. In der christlichen Tradition gehört sie damit als betrachtendes Gebet zu den drei verschiedenen Formen des Gebetes. - Das gesprochene Gebet: Dank, Klagen, Bitten, Fürbitten und Anbetung; - Das betrachtende Gebet: das Meditieren, betrachten und verinnerlichen des Wortes Gottes, sowie von religiösen Bildern und Symbolen; - Das schweigende Gebet: die Kontemplation, nichtgegenständliche Meditation. Alle drei Formen können auch ineinander übergehen. Fernöstliche Meditation bedeutet in den meisten Fällen nichtgegenständliche Meditation und steht in Parallele zur christlichen Kontemplation. Aber auch die fernöstlichen Religionen kennen gegenständliche Meditation. Im christlichen Abendland war Meditation überwiegend Schriftmeditation. GBR Dasein in der Gegenwart Gottes: Kontemplation Innehalten, still werden, aufmerksam da sein in der Gegenwart Gottes – das sind die Grundübungen der Kontemplation. Sie hat eine lange Tradition in den christlichen Kirchen. In der heutigen schnelllebigen, hektischen und lauten Zeit wird sie neu entdeckt. Sie ist eine Möglichkeit, die Beziehung zu Gott in der Gemeinschaft mit anderen Christen zu gestalten. Damit ist sie eine Form den christlichen Glauben zu leben, neben und bezogen auf das Gebet, die Bibel und das Abendmahl. In der Kontemplation geht es nicht um ein rationales, sinnliches Betrachten Gottes. Auch nicht um ein Begreifen von Worten, Bildern und Symbolen, wie in der Meditation. Ziel ist ein gegenstandsfreies Beschauen. Dazu ist Zeit und ein Raum der Stille erforderlich. Hier kann der Mensch zu sich selber kommen, sich auch in seiner Tiefe besser kennenlernen. Das Wort „Kontemplation“ kommt aus dem Lateinischen und setzt sich aus den beiden Silben „con“ und „templum“ zusammen, also „gemeinsam“ oder „mit“ und „Betrachtungsraum“. Der Mensch kann versuchen zu betrachten, zu beobachten, was der Wille Gottes ist. Es geht in der Kontemplation darum, selbst zum Tempel, zum Ort der Gottesschau zu werden. Selbsterkenntnis und Gotteserkenntnis gehören dabei untrennbar zusammen, wie zwei Seiten einer Medaille. Da eine solche Erfahrung nicht mit Vernunft zu fassen ist, wird sie auch mystisch genannt. Kontemplation ist somit die Bezeichnung für den christlichmystischen Weg, sich in der Gegenwart Gottes zu erfahren, sich in liebender Hingabe an die letzte Wirklichkeit mit dieser als Einheit zu erleben. Sie wird als Geschenk erlebt, die sich im Alltag in der Liebe, aber durchaus auch im politischen Handeln bewährt. GBR STEINBRUCH Die Kraft, die aus der Stille kommt Meditation, Gemeinschaft und Aktion, manchmal auch Widerstand gehören zu einem lebendigen Glauben, sagt Manfred Rompf, Mitgründer und Leiter des Arbeitskreises Meditation der rheinischen Kirche Wer sich Ende der 70er Jahre für Spiritualität und Meditation interessierte, galt schnell als exotischer Vogel. Auch in der Kirche. Es war die Hochzeit des politischen Protestantismus. Politische Nachtgebete und Demonstrationen waren angesagt. „Wir waren wie weiße Raben“, erinnert sich Manfred Rompf an das Jahr 1976, als er zusammen mit drei Pfarrkollegen den „Arbeitskreis Meditation und geistliches Leben“ gründete. Dabei haben wir uns „zum friedensbewegten Protestantismus nicht im Widerspruch gefühlt, sondern als Ergänzung“, betont der ehemalige Essener Jugendpfarrer. „Wirklicher Friede kommt aus der Stille und holt daraus die Kraft zum Friedenstiften.“ Zur Meditation kam Manfred Rompf durch seine Auseinandersetzung mit den so genannten Jugendsekten. „Als Kirche haben wir nicht nur zu warnen, sondern auch nach eigenen Defiziten zu fragen“, sagt der 70-Jährige. Deshalb besuchte er Meditationskurse bei katholischen Patres und zen-buddhistischen Meistern, um „unsere eigene christlich mystische Tradition wieder zu beleben“. Das ist ihm gelungen: Bereits vier Jahre nach der Gründung zählte der Arbeitskreis rund 30 Interessierte, die sich regelmäßig zu Vorträgen, Übungen und zum Erfahrungsaustausch trafen. Kursangebote wurden in die Pfarrausbildung im Pastoralkolleg aufgenommen, an der Entstehung des „Hauses der Stille“ in Rengsdorf, dem Meditationszentrum der rheinischen Kirche, beteiligte sich der Arbeitskreis und regte zudem eine berufsbegleitende Ausbildung zum Meditationsbegleiter an. Vor rund fünf Jahren hat sich der Arbeitskreis eine „Vereinsform mit Satzung“ gegeben. Die 27 Mitglieder und weitere 80 Interessierte werden regelmäßig zu den zweimal jährlich stattfindenden Tagungen eingeladen. Verändert eine jahrzehntelange Meditationspraxis den Blick auf den christlichen Glauben? „Ja, sie hat ihn vertieft“, antwortet Rompf. Dogmen werden von ihm kritisch hinterfragt. „Das kann ich um so eher, weil sie nicht mehr das Wichtigste sind, sondern nur Zeugnisse des Glaubens von Menschen früherer Zeit, aus denen ich wohl etwas lernen kann, aber die eigene Erfahrung in der Stille mit Gott ist bedeutsamer.“ Für die Zukunft wünscht sich Manfred Rompf, wenn er nach mehr als 27 Jahren die Leitung des Arbeitskreises Ende April an Jüngere abgeben will, dass Meditation als selbstverständlicher Teil des Christentums akzeptiert wird. „Jesus ging 40 Tage in die Wüste zum Beten, Meditieren und Fasten und hat sich allein und mit seinen Schülerinnen und Schülern immer wieder zur Stille zurückgezogen. Meditation, Gemeinschaft und Aktion, manchmal auch Widerstand gehören zusammen für einen lebendigen Glauben.“ GBR „Meditation und Verantwortung in der globalisierten Welt“, Symposion zum 30-jährigen Bestehen des Arbeitskreises Meditation in der Evangelischen Kirche im Rheinland, u.a. mit einem Referat von Professor Michael von Brück und zahlreichen Workshops. Anmeldungen: Ökumenische Werkstatt der VEM, Missionsstr. 9, 42285 Wuppertal, Telefon: 0202-89004830, Fax: 0202-89004-805, [email protected] Ort: Theologischen Zentrum, Wuppertal, Audimax, Missionsstr. Haus C. Zeit: Mittwoch, 28. April 2007, 9.30 bis 17 Uhr Weitere Informationen: http://www.ekir.de/arbeitskreis-meditation/tagungen_termine.php Manfred Rompf ist Pfarrer im Ruhestand und Synodalbeauftragter für Meditation im Kirchenkreis Essen Süd. Die jahrzehntelange Meditationspraxis hat seinen Glauben vertieft. Ein Porträtbild (Foto: Privat) finden Sie unter ► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_rompf.jpg Ort der Einkehr: Das Haus der Stille Eigentlich wollte ich aufhören, atemlos durch die Tage zu rennen – wer hat nicht schon diesen Vorsatz gefasst und schnell wieder gebrochen. Einmal innehalten im Alltag, sich neu orientieren und in der Stille Energie zu tanken, dazu bietet das „Haus der Stille“ in Rengsdorf im Westerwald die Möglichkeit. „Es steht allen offen, die ihre Beziehung zu sich, zu anderen und zu Gott überdenken möchten“, sagt Landespfarrerin Nicol Kaminsky. Sie leitet das Einkehr- und Meditationszentrums der Evangelischen Kirche im Rheinland. „Unser Angebot will helfen, Lasten abzulegen, Raum zu eröffnen, um unbeantwortete Fragen ernst zu nehmen“, sagt sie. Das Programm des rheinischen Meditationszentrums umfasst Wüsten- und spirituelle Übungstage. Neben Einkehrkursen und Exerzitien gibt es auch Meditations- und Kontemplationsangebote. Lange fast vergessene christliche Traditionen wie das Herzensgebet und Mystik, Fasten und Schweigen werden eingeübt und praktiziert und sollen helfen, zur eigenen inneren Mitte zu finden und der biblischen Botschaft neue Beachtung zu schenken. Mit der Eröffnung des Hauses der Stille im Jahr 1992 reagierte die rheinische Kirche auf die Sehnsucht vieler Menschen nach gelebter Spiritualität und einer ganzheitlichen Gotteserfahrung, jenseits von verkopften Lehre und auch jenseits von Esoterik. GBR/ekir.de Unbeantworte Fragen werden im Haus der Stille ernst genommen, Bibel und Gebet können dabei helfen. Ein Bild dazu (Foto: ekir.de) finden Sie unter ► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_stein_kreuz_hausderstille.jpg Weitere Informationen unter: www.ekir.de/haus-der-stille Jeder siebte Deutsche ist ein „spiritueller Sinnsucher“ Traditionelle christliche Bindungen weichen religiöser Kreativität und spiritueller Orientierung Die Suche nach dem Sinn des Lebens beschäftigt immer mehr Menschen. Bereits rund 15 Prozent der erwachsenen Bevölkerung sind aktiv auf der Suche nach ihrer inneren Mitte. Damit umfasst die Gruppe der „spirituellen Sinnsucher“ mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie der Düsseldorfer „Identity Foundation“ in Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim zum Thema „Spiritualität in Deutschland“ im März 2006. Spirituellen und religiösen Fragen messen rund 17 Prozent der Deutschen eine große bis sehr große Bedeutung bei. Dagegen können nur noch zehn Prozent der Bevölkerung zur Gruppe der „Traditions-Christen“ gezählt werden. Die stärkste Gruppe bilden mit 40 Prozent die durch Unbekümmertheit geprägten Alltagspragmatiker. Ihnen ist die Frage nach dem Sinn des Lebens schlicht fremd. Ein Trend, den die Studie aufzeigt: Die Ausrichtung auf Spiritualität und die damit verbundene Praxis ist bei Frauen doppelt so hoch ausgeprägt wie bei Männern. So gehören knapp 20 Prozent der Frauen zu den „spirituellen Sinnsuchern“, bei den „religiös Kreativen“ machen sie sogar 36 Prozent aus, bei den „TraditionsChristen“ rund 15 Prozent. Zu der Gruppe der „unbekümmerten Alltags-Pragmatiker“ gehören mit etwa 34 Prozent deutlich weniger Frauen als Männer. Eine spirituelle Praxis ist für 30 Prozent der Befragten wichtiger Bestandteil ihres Alltags. Diese variiert je nach Altersgruppe zum Teil sehr deutlich. Während die jüngere Generation besonders aufgeschlossen gegenüber neuen spirituellen Strömungen ist und beispielsweise bereits jeder Zehnte meditiert (20- bis 29-Jährige) oder Yoga macht (40- bis 49-Jährige), ist für die ältere Generation das Gebet oder der Kirchenbesuch wichtiger. Zu den gängigsten religiösen und spirituellen Praktiken gehören das Gebet und die Zwiesprache mit Gott (im Durchschnitt 26,5 Prozent; bei den über 70-Jährigen sogar 45 Prozent), der Besuch von Kirchen, Kapellen und anderen Heiligtümern (Durchschnitt: 17,7 Prozent) und das Deuten von Träumen (Durchschnitt: 9,2 Prozent; bei den 20- bis 29-Jährigen sogar 19,6 Prozent). Jeder dritte an spirituellen Praktiken Interessierte nimmt sich mindestens einmal pro Woche Zeit für diese Formen der Besinnung. Jeder achte praktiziert sogar täglich, jeder neunte mehrmals pro Woche. Die Hälfte der Befragten haben andererseits überhaupt kein Interesse an spirituellen und religiösen Methoden. Die vier Religionstypen – eine Typologie Spirituelle Sinnsucher Sie machen rund 15 Prozent der Bevölkerung aus. Sie speisen ihren Sinnbezug aus Fragmenten des Humanismus, der Anthroposophie, Mystik und Esoterik. Ihre Suche ist getrieben von dem Wunsch, die eigene Berufung und innere Mitte zu finden. Sie interessieren sich für spirituelle Praktiken wie Yoga, Chi Gong und Meditation, aber auch für ausgefallene Disziplinen wie Trancereisen, Schamanismus oder Karten legen. Charakteristische Aussage: Der Kosmos wird vom Sinn in sich, einem höheren Wesen oder von einem unpersönlichen „Spirit“ zusammengehalten. Religiös Kreative Sie machen rund 35 Prozent der Bevölkerung aus. Sie gehören zu den großen Glaubensgemeinschaften, grenzen sich jedoch in ihren Überzeugungen bewusst von christlichen Lehrmeinungen ab und entwickeln ihre religiösen Auffassungen durch eine Erweiterung des traditionellen Gedankenguts um philosophische und humanistische Ideen. Dazu nehmen sie unbekümmert Anregungen aus den verschiedenen Weltreligionen mit auf. Charakteristische Aussage: Ich glaube an einen Gott, aber nicht, wie das Christentum ihn predigt. Meiner Meinung ist Gott nichts anderes als das Wertvolle im Menschen. Traditions-Christen Sie machen rund 10 Prozent der Bevölkerung aus. Sie finden Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens und der Beschaffenheit des Seins in Religion und Glauben in enger Anbindung an die Kirchen. Religiöse Rituale geben ihrem Alltag Struktur, sie haben im Laufe ihres Lebens ihren Glauben vertieft und intensiviert und wünschen sich einen stärkeren Gottesbezug im öffentlichen Leben. Charakteristische Aussage: Ich glaube an einen persönlichen Gott, zu dem ich beispielsweise über das Gebet in Kontakt treten kann. Unbekümmerte Alltags-Pragmatiker Sie machen rund 40 Prozent der Bevölkerung aus. Sie sind vor allem an der eigenen Zufriedenheit und wirtschaftlichen Lage interessiert. Die gelegentlich aufkeimende Sinnfrage lösen sie über ihr Engagement im Beruf und über familiäre und freundschaftliche Beziehungen. Jeder Zweite von ihnen bezeichnet sich sogar als überzeugten Atheisten. Zu den Erfahrungen, in denen das eigene Ich zurück tritt, gehören für sie vor allem zu lieben und geliebt zu werden, lustvoller Konsum und erfüllte Sexualität. Charakteristische Aussage: Der Sinn des Lebens ist, dass man versucht, für sich das Beste herauszuholen. Der Mensch ist allein ein Produkt der Naturgesetze. Weitere Infos unter: http://www.identityfoundation.de/fileadmin/templates_identityfoundation/downloads/presse/frauen_spiritualitaet /PM_Lang_Studie_Spiritualitaet.pdf Zitate „Lebe freundlich und strahle Gelassenheit aus.“ Jörg Zink „Gott ist konkrete Gegenwart.“ Meister Eckart „Gehe deinen Weg. Wessen Weg sonst. Gehe in deinen Schuhen.“ Vater Johannes „Wer Gott erkennen will, wird auch sich selbst erkennen. Eins kommt ohne das andere nicht aus.“ Vater Johannes „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir.“ Augustinus „Kontemplation ist das Erwachen zur Gegenwart Gottes im Herzen des Menschen und im uns umgebenden Universum. Kontemplation ist Erkenntnis im Zustand von Liebe.“ Bede Griffiths, Benediktiner „Eine Mystik; die nicht in den Alltag führt, ist ein Irrweg.“ Willigis Jäger Links Arbeitskreis Meditation in der Evangelischen Kirche im Rheinland www.ekir.de/arbeitskreis-meditation Haus der Stille, Meditations- und Einkehrzentrum der Evangelischen Kirche im Rheinland, Rengsdorf/ Westerwald www.ekir.de/haus-der-stille Meditation beim Evangelischen Bildungswerk in Essen www.kirche-essen.de/r_medita.htm Meditations- und Kontemplationsgruppenverzeichnis (bundesweit) www.meditation-in.de THEMENBILDER Kerzenteller (Foto:ekir.de) ► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_kerzenteller.jpg Segenshandlung (Foto:ekir.de) ► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_segnen.jpg Klangschale (Foto: Renate Hofmann) ► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_klangschalen.jpg Engel (Foto: Renate Hofmann) ► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_engel.jpg Meditationsnacht (Foto: Renate Hofmann) ► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_kirchennacht.jpg TITELBILDER Salbung 1 (Foto: ekir.de) ► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_salbung_1.jpg Salbung 2 (Foto: ekir.de) ► http://www.gemeindebriefredaktion.de/rg/phpsitelock/rg_downloads/tp_spiri_salbung_2.jpg Medienverband EKiR, Stand: 3.6.08