Predigt + 8. MÄRZ 2015 3. FASTENSONNTAG IM LESEJAHR B JOH 2,13-25 Liebe Schwestern und Brüder im Glauben! Ausgerechnet im Tempelbezirk so eine Aktion. War diese Provokation wirklich nötig? Sie konnte Jesus doch nur ins endgültig Aus setzen! Doch, sie war nötig. Denn die Händler, die im Auftrag der Tempelpriester arbeiteten, hatten den Zugang zum Innenhof des zentralen Heiligtums durch eine Barriere versperrt. Nur der konnte die Barriere überwinden, der genug Geld hatte, um die vorgeschriebenen Opfergaben zu finanzieren. Zwar bedurfte es des Angebots von Opfergaben. Ebenso waren die Geldwechsler erforderlich, um „reines“ Tempelgeld gegen „unreine“ Währung, wie römische Münzen einzutauschen. Doch diese Abhängigkeit nutzen die Händler und Wechsler voll aus, so dass Jesu Wort von der „Räuberhöhle“ die Situation völlig traf. Ausgerechnet zu dem Raum, der die Gegenwart Gottes mitten unter den Menschen zum Ausdruck brachte, war so von ihnen der Zugang versperrt. Das konnte und wollte Jesus nicht zulassen! Er ging wirklich barsch vor und trieb die Verkäufer und Geldwechsler weg, um diese Barrieren einzureißen. Der Tempel sollte nicht zur Markthalle bzw. Räuberhöhle und Ort von Korruption werden, sondern ein Ort der Gottbegegnung für alle bleiben. Es muss nicht wundern, dass sie ihn fragen, welche Legitimation er zu so einer groben Zeichenhandlung habe? Seine Antwort ist eigentlich geheimnisvoll, oder ist sie gar verrückt? „Reißt den Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.“ Wer sollte das verstehen? Noch weniger ist zu begreifen, dass er sich mit dem Tempel vergleicht. Unglaublich! Das konnten und wollten sie nicht einordnen. Das war mehr als Anmaßung, das war Gotteslästererei! Selbst seinen Jünger werden verblüfft gewesen sein und sich um ihn gefürchtet haben. Erst nach der Auferstehung haben sie erkennen können, was Jesu Intention war. Sie haben es uns überliefert, um uns davor zu warnen, dass wir Menschen den Zugang zu Gott aus Hartherzigkeit oder mit dem Vorwand, sie seien nicht ausreichend dafür ausgerüstet, versperren. Wir sollen vielmehr entdecken, dass jeder Mensch durch Jesus Christus zum „Tempel Gottes“ geworden ist. Denn Gott hat jeden geheiligt. Von daher ist Gott mit und in ihm und strahlt ihn sogar mit seinem Leben aus. Das ist kein Verdienst, sondern geschieht durch Gottes Erwählung. Durch die Taufe wird das vermittelt und wirksam. Diese Gottesgemeinschaft darf keiner dem Anderen absprechen oder rauben. Wenn wir uns der Nähe zu Gott nicht mehr bewusst sind laufen wir Gefahr, am Ende selbst wie die Händler zu werden, die sich nur noch um Äußerliches und die Geschäfte kümmern. Das bedeutet den Verlust des Zugangs zum Innenleben mit und aus diesem Gott. Wir werden glanzlos und strahlen den göttlichen Glanz nicht mehr aus. Wir verlieren an Anziehung und versperren denen, die uns begegnen den Zugang zur lebendigen Erfahrung des Glaubens an Gott. Wir leben den „Innenraum“ der Gottesbeziehung nicht mehr und werden zur Barriere. Wie können wir diese Blockaden abbauen? Wie vermeiden wir, dass wir uns abschotten, dass wir am Ende nur noch ein exklusiver Club, aber keine Wegweiser zu einem Gott sind, der allen begegnen will? Noch schlimmer wäre, wenn wir als Gemeinde und Kirche moralische Barri-eren schafften, die Menschen vermitteln, dass sie nicht gottgefällig genug sind und erst einmal entsprechende Leistungen und „Opfer“ zu bringen hätten, bevor sie Anteil an sakramentaler Gnade und Zuwendung erhalten dürfen. Hier sei nur an die aktuelle Diskussion um den rechten Umgang mit Gescheiterten bei der Bischofs-synode in Rom erinnert. Was aber tun? Schauen wir einmal, wie wir uns persönlich zu Gott verhalten, welche lebendigen Zugänge wir selbst zu ihm gefunden haben und pflegen. Verabschieden wir uns aus der Händlermentalität, die mehr mit Vorgaben und Gebräuchen oder Riten beschäftig ist, als mit der Frage, wie wir miteinander Gottbeziehung finden und leben können. Wie schaffen wir es, Barrieren zu ihm abzubauen? Reden wir miteinander über unsere Zweifel und Fragen, aber vor allem über unsere Glaubenserfahrungen. Kommen wir betend mit ihm ins Gespräch, um seine berührende Nähe immer neu zu spüren. Pflegen wir den gemeinsamen Kirchgang, sei es mit einer gelegentlichen kurzen Statio in der Kirche, wenn wir an einer vorbei kommen, oder nehmen wir oft genug an gemeinsamen gottesdienstlichen Vollzügen teil, um uns untereinander und mit Gott solidarisch verbunden zu wissen. Werden wir uns neu bewusst, für wie kostbar uns Gott hält, um dies nicht durch kleingeistige Mentalität oder enge Moralität zu verdunkeln und zu verschleiern. Denn sonst können wir als „Tempel Gottes“ nicht mehr erlebt und erfahren werden. Das hieße, als abstoßenden Barrieren zu fungieren, die Gotteserfahrungen nicht mehr zu- und wahrnehmen lassen. Denn wäre es allerdings auch für uns gut, wenn Jesus Christus die Händlermentalität aus uns heraus trieb, damit wir wieder etwas vom Geist Gottes für andere ausstrahlen und ihnen helfen, zum Innenraum der Gottesnähe vorzustoßen. Das könnte dann ein gemeinsames Gottesfest werden. Pfarrer Wolfgang Acht + Höhle dunkel leuchtende höhle wo wir wärme suchen und zuflucht bei feuer und freunden schöne höhle du gott in der wir immer schon gingen und wussten es nicht Kurt Marti Großer Gott klein Großer Gott: uns näher als Haut oder Halsschlagader kleiner als Herzmuskel Zwerchfell oft: zu nahe zu klein – wozu dich suchen? Wir: deine Verstecke. Kurt Marti Impressum: missio, Internationales Katholisches Missionswerk e.V., Goethestr. 43, 52064 Aachen.