Erster Adventsonntag, 30. November 2003 Hintergrundinformationen für die GottesdienstleiterInnen Das Sozialwort An diesem ersten Adventsonntag veröffentlichen die Kirchen Österreichs eine wichtige soziale Botschaft: das Sozialwort. Es ein Meilenstein für die österreichischen Kirchen: Ein gemeinsames Sozialwort der 14 Kirchen, die Mitglied des ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich sind, ist von unschätzbarer Bedeutung nicht nur für die Ökumene, sondern auch für die Christinnen und Christen in den einzelnen Kirchen. Denn es wurde in einem vierjährigen Prozess basisorientiert erstellt: durch eine „Bestandsaufnahme“ des sozialen Wirkens der ChristInnen und kirchlichen Einrichtungen in Österreich, deren soziales Engagement, ihre Deutung der sozialen Situation in Österreich und weltweit, ihre konkreten Forderungen der Gestaltung der Gesellschaft. Ein besonderes große Zahl der Eingaben kamen aus der katholischen Kirche in Oberösterreich, darunter vor allem viele Pfarren. In einer zweiten Phase wurde der „Sozialbericht“ erstellt. Er ist die vielfältige Sammlung der sozialen Seiten der Kirchen in Österreich. In vielen Diskussionen – in Pfarren, kirchlichen Einrichtungen, mit politischen Institutionen, in breiten Bildungsveranstaltungen – wurde er besprochen. Nun liegt der Sozialbericht vor. Er ist ein offizieller Text der Kirchen – von ihnen erarbeitet, von den Kirchenleitungen unterzeichnet. Was hat das Sozialwort mit dem Advent zu tun? Unser Glaube zeigt sich besonders im sozialen Handeln – in der Nächstenliebe, wie wir dies in den Worten des Glaubens bezeichnen. Es ist kein Zufall, dass das Sozialwort zu Beginn des Advents den Gläubigen und der Gesellschaft übergeben wird: Die Menschwerdung Gottes geschieht in dieser Welt, in die konkreten Verhältnisse hinein. Wer an diesen Gott glaubt, kann sich nicht auf eine bloß private Beziehung zu Gott und zum eigenen Glauben zurückziehen. Denn unser Glaube zeigt sich im Leben – und das heißt: in der Sorge um eine gerechtere Welt und friedvolles Leben für alle. Text für die Verlautbarungen: An diesem ersten Adventsonntag veröffentlichen die 14 christlichen Kirchen Österreichs eine wichtige soziale Botschaft: das gemeinsame Sozialwort. Wir legen es Ihnen ans Herz, es zu lesen und in den einzelnen Gruppen unserer Pfarre zu diskutieren. Mit dem Sozialwort wollen die Kirchen unserer Gesellschaft Orientierung geben. Sein Inhalt ist die christliche Nächstenliebe in unserer heutigen Zeit. Damit hat es den Kern der adventlichen Botschaft des heutigen Sonntags zum Inhalt: „Gott ist unsere Gerechtigkeit.“ (1. Lesung, Jer 33,16c) Gottesdienstbausteine Einleitung: Wir beginnen heute eine Zeit der Erwartung, eine Zeit der Hoffnung. Wir bereiten uns vor auf das große Fest der Menschwerdung Gottes. In den kommenden Wochen hoffen wir auf Gottes Kommen: Mit Zweigen und Kerzen, mit Düften und Stille, mit Liedern und stimmungsvollen Abenden. Wir hoffen auf Gottes Kommen und wissen gleichzeitig, dass Gott schon da ist. Unsere Welt und die ganze Menschheit ist geschüttelt von Terror und Gewalt, von Unfrieden und Gier, von Ungerechtigkeit und Hoffnungslosigkeit. Wir alle werden geschüttelt. Doch: Gerade in dieser Welt wissen wir um Gottes Kommen. Als Christinnen und Christen hat unsere Hoffnung einen Grund: unser Glaube. Wir glauben und erfahren, dass Gott unter uns ist, - wo Unfrieden der Gerechtigkeit weicht. - wenn Menschen ihre Augen öffnen für die Not der anderen. - wenn Menschen wieder Hoffnung gewinnen für eine lebenswerte Zukunft. Es ist daher eine Adventbotschaft besonderer Art, wenn heute die 14 christlichen Kirchen in Österreich das Sozialwort präsentieren. - Es ist eine Orientierung für unsere heutige Gesellschaft. - Es ist ein Zeichen christlicher Nächstenliebe: den Blick zu richten auf die Ängste, die Not und sozialen Probleme. - Es ruft in Erinnerung, dass sich unser Glaube darin zeigt, wie wir mit Ungerechtigkeit unter uns und auf der Welt umgehen. So erwarten wir das Kommen Gottes – unter uns in unserem Alltag in den Bedingungen, unter denen Menschen leben. Kyrie: Jesus Christus, du hast uns vorgelebt, dass wir dort Gott begegnen, wo Unfrieden der Gerechtigkeit weicht. Herr, erbarme dich. Durch dich haben Menschen Gott erkannt, indem du ihnen ihre Augen geöffnet hast für die Not der anderen. Christus, erbarme dich. Du bist den Menschen als Glaubender begegnet, sodass sie wieder Hoffnung gewonnen haben für eine lebenswerte Zukunft. Herr, erbarme dich. Tagesgebet: Guter Gott, du kommst mitten in diese Welt. Hilf uns, dass wir auf dem Weg der Gerechtigkeit Christus entgegengehen und uns durch Taten der Liebe auf seine Ankunft vorbereiten, damit du sichtbar wirst als Gerechtigkeit für die Welt. Darum bitten wir durch Jesus Christus. Fürbitten – Vorschlag 1: Guter, lebendiger Gott, wir möchten deinem Sohn den Weg in unsere Herzen und in unsere Welt bereiten. Dabei bittest du jede und jeden von uns, Liebe dorthin zu tragen, wo Arme erniedrigt werden, Freude dorthin zu tragen, wo die Kirche entmutigt ist, und Versöhnung dorthin, wo Menschen voneinander getrennt sind. Wir bitten dich: Wir bitten für die Armen und Unterdrückten dieser Welt: Steh den Verantwortlichen bei, damit sie zu einer gerechten Ordnung und Verteilung der Güter dieser Welt finden. Wir bitten dich, erhöre uns. Wir bitten für jene, die Gewalt erleiden und Feinden ausgesetzt sind: Steh den Menschen bei, damit ihr Tun von Liebe geleitet ist und so immer wieder Wege weg von Gewalt, Angst und Not gefunden werden. Wir bitten dich, erhöre uns. Wir bitten für jene, die Politikerinnen und Politikern: Sei bei den Verantwortlichen unserer Gesellschaft, damit sie bei aller Sorge um die Wirtschaft die oft schweren Lebensbedingungen der einzelnen und der Familien nicht aus den Augen verlieren. Wir bitten dich, erhöre uns. Wir bitten für jene, an die niemand denkt: Lass alle deine Gegenwart in unseren Begegnungen spüren, damit kein Mensch einsam oder verlassen ist, sondern alle Menschen Beziehung suchen und einander in Offenheit begegnen. Wir bitten dich, erhöre uns. Dir legen wir unsere ausgesprochenen Bitten und die unausgesprochenen ans Herz. Um all das bitten wir dich für heute und diese besondere Zeit des Advents – durch Jesus Christus, deinen Sohn. Amen. Fürbitten – Vorschlag 2: Guter Gott. Wir bereiten uns in den kommenden Wochen auf deine Menschwerdung vor. Darum bitten wir: Für unsere Welt: Lass sie nicht in ihrer Dunkelheit versinken, sondern lass die Christinnen und Christen deine Botschaft immer neu wie ein Licht in die Welt hineintragen. Wir bitten dich, erhöre uns. Für das Zusammenleben der Völker: Erwecke in den Herzen der Menschen die Bereitschaft, einander in Liebe und Verständnis anzunehmen. Wir bitten dich, erhöre uns. Für alle, die in Not und Verzweiflung keinen Ausweg mehr sehen: Lass sie Menschen begegnen, die ihnen wieder ein Licht der Hoffnung entzünden. Wir bitten dich, erhöre uns. Für die Kinder: Hilf uns, dass wir ihnen durch unser Beispiel beim Leben helfen, damit sie erkennen, dass unser Leben gelingt, indem wir die Augen öffnen für das Glück und die Not der anderen. Wir bitten dich, erhöre uns. Ja, Gott. Wir möchten, dass unsere Welt dich spürt! Daher bitten wir durch Jesus Christus. Amen. Adventsegen: Gott segne uns und schenke uns ein waches Herz für die Verheißungen in dieser Zeit, da alle ihren Geschäften nachrennen. Gott lasse uns die Ruhe finden, die wir brauchen, damit wir nicht vergeblich warten auf den, der kommen will. Gott lasse den Tau des Gerechten auf uns herabkommen, damit unsere Hoffnung auf Gott wachsen und unser müder Glaube sich erfrischen kann. Gott schenke uns das Vertrauen, dass er wirklich kommt – zu uns, zu jedem von uns, in unsere Welt –, damit wir seine Liebe Gestalt werden lassen in einer gerechteren und friedlichern Welt. Dazu segne uns der dreieine Gott: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen. Segen nach: Herbert Jung, in: Gott ist im Kommen, hg. v. Haus der Stille, Heiligenkreuz, S. 149.