Urheberrecht © bei Edgar Oskar Ephan, Januar 2010 KAPITEL XVI Tod; ewiges Leben und Paradies Inhaltsverzeichnis (1) Christentum (2) Judentum (3) Zoroastrismus (4) Wedismus (5) Meine philosophischen Abstraktionen (6) Der Tod (7) Ewiges Leben (8) Paradies (33) Glossar; siehe Kapitel III „Quellcode des Seins“ Christentum (1) Die Christen nennen ihren Heilbringer (für die Welt) Jesus Christus (Jesus = Gott ist Rettung; Christus = Gesalbter). Er ist einerseits ein Mensch und andererseits „göttlich eins“ mit dem personalen, also als Person existenten und zugleich transzendenten (=übernatürlichen, die Grenzen des Wahrnehmbaren und Erkennbaren überschreitenden) einen Gott, der über den Menschen ist. In der nunmehr 2000-jährigen Geschichte der Christen sind Gott und Jesus Christus von den Christen unterschiedlich erfahren worden. Gott ist lebendig, Gott ist der Schöpfer von allem. In der nur christlich-religiösen Glaubensschrift, dem Neuen Testament, das für den neuen Bund mit Gott steht, wird Gott als heilig (=im Unterschied zu allem Irdischen göttlich vollkommen und daher verehrungswürdig), als ewig (=ohne Anfang und ohne Ende und ohne Unterbrechen), als groß, als mächtig, als absolut (=nur aus sich selbst), als umfassend, als numinos (=göttlich schauervoll und zugleich anziehend) gepriesen, den die Menschen anbetend verehren und der für ihr Sehen nicht unmittelbar sichtbar ist. Gott ist auch der „liebe Vater“, der die Sünder sucht. Durch seinen „mit ihm einen“ Sohn Jesus Christus hat sich der mächtige und heilige Gott zu den sündigen Menschen herab geneigt; damit ist das „Reich Gottes“ ganz nahe. Dieses Reich kann nicht das Paradies sein, denn daraus sind die Menschen nach dem Alten Testament, 1. Buch Moses, von Gott ausgewiesen worden. Wer mit Christus Hilfe in das Reich Gottes kommen will, - und nur über ihn, der die Sünden der Welt auf sich genommen hat, führt der Weg dorthin -, soll sich den Armen, den Benachteiligten, den Verachteten zuwenden, wie Gott dies tut. So wie Gott die Menschen liebt, sollen diese ihre Nächsten lieben, sogar ihre Feinde. Nach dem Alten Testament, Schöpfungsgeschichte im 1. Buch Moses, hat Gott die Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen, was sie nicht zu Göttern macht, sondern was sie würdig macht und innerhalb der Schöpfung heraushebt. Jesus Christus, der Heilbringer und „eins mit Gott“, betont Gottes Güte. Paulus, der als Jude und Verkünder nach Jesus’ Tod die christliche Glaubenslehre maßgeblich mitformuliert hat, betrachtet die Menschen als sündig; sie leiden und warten darauf, erlöst zu werden. Mittels der Sünde wird erklärt, warum die Menschen nicht zufrieden bis glücklich leben, sondern leiden. Es gibt die vermeidbaren Verfehlungen in der Gemeinschaft, das sind die Sünden. Und es gibt die Sünde als unausweichlichen Bestandteil am Leben der Menschheit. Ähnlich beschreiben es auch andere große Religionen. 1 Die Menschen können (nach islamischem, christlichem, jüdischem, zoroastrischem Glauben) deshalb nicht mit Gott eins sein, weil sie auf sich selbst bezogen sind. Durch zehn Gebote, - drei zum Schutz des Verhältnisses zwischen Gott und den Menschen; sieben zum Schutz der menschlichen Gemeinschaften -, weist Gott die Menschen an, ein ihm wohlgefälliges Leben zu führen; alles Leben bleibt aber auf Vergebung durch Gott angewiesen. Nach den Vorstellungen des Apostels (=unerschütterlicher Vertreter einer Auffassung) Paulus ist die Sünde eine personale Macht, ist die Sünde der Satan, welche, welcher, die Menschheit seit Adams Sündenfall beherrscht. Kirchenväter haben die Lehre von der Ursünde, der Erbsünde (=mit der Geburt bekommenen Sünde) entwickelt. Die hebräische Bibel als Glaubenschrift der Juden nennt keine Erbsünde, allerdings eine allgemeine menschliche Schuldhaftigkeit: die Sünde ist nicht Teil der guten Schöpfung, sondern bricht dämonisch aus verborgenen Tiefen des Menschen hervor. Nach dem Sündenfall des Adam als jüdischer und christlicher Urahne ist es den Menschen nicht mehr möglich nicht zu sündigen. Die Sünde soll beim Fortpflanzen übertragen und durch Kindestaufe jeweils beseitigt werden. Das Christentum ist eine Erlösungsreligion, denn es verspricht den Menschen aus dem vorgefundenen sündhaften Unheil befreit zu werden. Das von Jesus angekündigte Heil, - es ist die Gottes-Herrschaft, von Jesus in zahlreichen Gleichnissen verdeutlicht -, ist ein Geschenk Gottes an die Menschen. Jesus wurde und wird von den an ihn Glaubenden als Erlöser erfahren. In ihrem Glaubensbekenntnis wird deutlich, dass Christen hoffen, von den Toten aufzuerstehen. Jesus sagt, wie es der Evangelist (=Verfasser eines Evangeliums, eines der vier ersten Bücher im Neuen Testament) Matthäus über ihn aufgeschrieben hat: „Und sie (Anmerkung: Die nichts für die Geringsten getan haben) werden in die ewige Pein gehen, aber die Gerechten in das ewige Leben.“ Diese angebotene Möglichkeit, ewig leben zu können ohne zuvor mehrfach wiedergeboren zu sein, trägt für mich zum Ausbreiten des Christentums bei. Ist die Vorstellung vom ewigen Leben auch zugleich die Vorstellung vom Paradies? Da die Christen auch die Bücher Moses als Altes Testament zu ihren heiligen Schriften zählen, anerkennen sie auch, dass die beiden ersten Menschen Adam und Eva aus dem Paradies, dem Garten in Eden, ausgewiesen worden sind, damit sie, nachdem sie Früchte vom Baum des Erkennens genommen hatten, nicht auch Früchte vom Baum des Lebens nehmen und ewig leben. Der Garten in Eden, das Paradies, ist also für Adam und Eva nicht gleichzusetzen mit ewigem Leben. Nach dem Alten Testament sollen die Menschen nicht ewig leben, nach dem Neuen Testament aber doch, entweder in ewiger Pein oder in ewigen Freuden. Judentum (2) Juden halten die Tora, worunter im Wesentlichen die 5 Bücher Moses verstanden werden, für die umfassende und abgeschlossene Willensoffenbarung Gottes, aus unverdienter Gnade seinem Volk Israel gegeben, so auch die 613 Einzelbestimmungen (248 Gebote, 365 Verbote). Nach dem 1. Buch Moses hatte Gott einen Kloß aus Erde geformt und seinen Leben spendenden Odem, die Seele, eingehaucht. Gott hatte den so geschaffenen ersten Menschen in einen von ihm bepflanzten Garten in Eden mit Bäumen, deren Früchte nahrhaft sind, gesetzt. Mitten im Garten standen der Baum des Lebens sowie der Baum des Erkennens von Gut und Böse. Vom Baum des Erkennens sollte Adam, der erste Mensch, nicht essen, um nicht noch am selben Tag des Todes sterben zu müssen. Adam sollte den Garten Eden, den wir auch Paradies nennen, bebauen und bewahren. Da es nicht gut war, dass der Mensch alleine sei, schuf Gott aus einer Rippe des ersten Menschen, - es war ein Mann -, eine Frau. Das listigste aller Tiere, die Schlange, versprach der Frau, dass die Menschen sein würden wie Gott, dass sie gut und böse unterscheiden könnten und nicht sterben würden, wenn sie vom Baum des Erkennens essen würden. Die Frau aß und gab Adam, und der aß auch. Gott verfluchte die Schlange. Die Frau soll unter Schmerzen gebären. Adam soll sich von dem nun für ihn 2 verfluchten Acker mit Kummer sein Leben lang ernähren, bis er wieder zur Erde wird. Adam nannte seine Frau Eva. Gott erkannte, dass Adam wie er geworden war und gut und böse unterscheiden konnte. Damit er nicht seine Hand auch noch nach dem Baum des Lebens ausstrecke und ewig lebe, wies Gott ihn aus dem Garten Eden. Von einem mit den Sinnen wahrnehmbaren und mit der Liebesgöttin Aschera beweibten Wettergott Baal in einem Reigen vieler weiterer Göttinnen und Götter hatten die Juden, das sind die aus der babylonischen Gefangenschaft zurück gekehrten Judäer, von 600 bis 330 vor Christus Geburt (v. Chr.), dem Beginn unserer europäischen Zeitrechnung, ihre GötterVorstellungen zu dem einen und transzendent erfahrbaren ewigen aber personalen Wesen weiter entwickelt und aufgeschrieben. Aus psychologischen Gründen, um sich selbst aufzuwerten, hatten die aus der babylonischen Gefangenschaft zurück gekehrten Judäer als Teil des geschichtlich kaum erwähnten Volkes Israel (= Hebräer) den Ursprung ihres EinGott-Glaubens etwa 1500 Jahre vorverlegt auf einen Erzvater Abraham, der mit Gott einen Bund geschlossen hat, möglicherweise um gegenüber den Persern mit ihrer personalen EinGott-Lehre des Zarathustra das Erstrecht beanspruchen und sich zum auserwählten Volk dieses einen Gottes machen und damit sich Bedeutung geben zu können. Wahrscheinlich reichen die Wurzeln ihres Gottesglaubens (und Götterglaubens) weit vor die Zeit ab 600 v. Chr. zurück und sind bis dahin mündlich überliefert worden. Die christliche und die jüdische Religion werden auch semitische Religionen genannt. Das Wort „Semit“ entstammt der jüdisch-christlichen Schöpfungsgeschichte und bezeichnet die Abkömmlinge des Sem, eines von drei Söhnen Noahs, der die Arche hat bauen lassen, um mit Familie, Tieren und Pflanzen die Sintflut zu überleben. Im Alten Testament werden mehrere geschichtliche semitische Völker als auch nicht nachweisbare semitische Völker aufgezählt. Im 4. Jahrtausend v. Chr. werden im Reich der Akkader im Zweistromland erstmals Semiten genannt; später in den Reichen der Babylonier (nicht gleichzusetzen mit der babylonischen Gefangenschaft), der Kassiten und der Assyrer. Im dritten Jahrtausend tauchen die Semiten als Kanaäer auf, von denen eine ihrer fünf Sprachen, die hebräische, geschichtlichen Rang erreichte. Welche religiösen Vorstellungen haben die Israeliten (als Semiten) gegebenenfalls aus dem Zweistromland, aus Mesopotamien, mitgebracht? Die Ahnen der Mesopotamier erahnten wohl eine gewaltige aber nicht geheure, also eine ein unheimliches Gefühl erzeugende Macht. Das göttlich Vollkommene und daher Verehrungswürdige, das Heilige, ist die Ursache aller Wirkungen, war vor den Menschen, wird nach den Menschen sein und bedarf ihrer nicht. Gottheiten als unbegreifliche, zugleich Vertrauen und Schauer erweckende sowie anziehende Mächte helfen, nicht erklärbare Ereignisse der Natur und des menschlichen Verhaltens einzuordnen. Da man keine andere Möglichkeit fand, stellte man sich die Gottheiten in menschlicher Gestalt vor; den Menschen also einerseits ähnlich und andererseits überlegen. Aus vielen, bis zu über tausend Göttinnen und Göttern wurden nach und nach immer weniger. Man konnte mehr und mehr Ereignisse der Natur erklären und bedurfte dieser speziellen Gottheiten nicht mehr. Die verbleibenden Gottheiten wurden dafür immer abstrakter und damit sinnlich immer weniger unmittelbar wahrnehmbar. Auch die Schöpfung war göttlich, übernatürlich, also etwas was „hinter den Dingen“ lag; eine Schöpfung aus dem Nichts kannten sie aber nicht. Um etwa 1200 v. Chr. wird der Gott Marduk der Weltschöpfer. Spätestens ab dem 17. Jahrhundert v. Chr. erwächst die Vorstellung, dass die Menschen aus Lehm geschaffen worden sind, um den Göttern zu dienen, damit diese sich nicht um ihre Nahrung kümmern müssen, sondern die Welt lenken können. Die Menschen vermehrten sich kräftig und lärmten bei ihrer Arbeit. Der Götterkönig fühlte sich gestört und wollte die Menschen an Zahl verringern, auch auf die Gefahr hin, sie ganz auszurotten, etwa durch eine Sintflut. Das Böse war oberhalb der Menschen und unterhalb der Götter angesiedelt. Den Göttern wurden alle Regeln zugeschrieben. Wer sich als Mensch dagegen verging, wurde sündig und einem Strafgericht ausgesetzt, mit der gerechten Folge, für sein Fehlverhalten das Böse erleiden zu müssen. Ist diese 3 Vorstellung etwa die Wurzel für die Vertreibung von Adam und Eva als die ersten Menschen aus dem Garten von Eden mit der Folge mühsamen Lebens? Der natürliche Tod zählte nicht zum Bösen und nicht zu den Strafen. Der Tod war das Ende jeden Menschenlebens; die von den Göttern aus Lehm gemachten Menschen sollten wieder zu Lehm werden. Was wohl aber nicht bedeutete, dass die Menschen zu Nichts werden. Mit dem Tod löst sich vom Körper ein Schemen, eine Art flüchtiger verschwommener Doppelgänger der/des Verstorbenen und entweicht in die Unterwelt, einem Ort von Leiden; Rückkehren ist ausgeschlossen. In dem Schemen vermag ich die Seele zu erkennen. Liebe zu Göttern ist unbekannt, dafür aber Bewundern, Lobpreisen, Schmeicheln, Ergebensein, Unterwerfen, alleruntertänigstes Dienen, Fürchten. Die Götter herrschen und handeln wie sie wollen, und jeder Mensch kann nur durch Loben und Preisen ihre Gnade erbitten. Auch in Ägypten haben Israeliten gelebt und sind um 1200 v. Chr. aus Ägypten ausgezogen. Ich schaue deshalb kurz auf die ägyptische Religion, denn ich schließe nicht aus, dass die Israeliten davon etwas für sich verwendet haben. Die Menschen im alten Ägypten haben das Leben bejaht und erhofft und angestrebt, es so im Jenseits fortsetzen zu können. Wie wichtig diese Vorstellung für Menschen ist, zeigen viel später römische Statthalter in Ägypten, die sich angeregt durch diese Ewigkeitsvorstellungen mumifizieren und damit für das Leben nach dem Leben konservieren ließen. Für die Vielfalt beider Leben sorgen göttliche Mächte, die in der Natur erlebt werden, aber nicht nur als Gegebenheiten, sondern als heilig und damit als göttlich vollkommen und daher verehrungswürdig. Die vielen Götter sind anders als die Menschen; von Priestern wurden die oft nur lokalen Gottheiten nach ihrem jeweiligen Wesen zu Göttergruppen zusammengefasst, bisweilen auch zu „dem Gott.“ Pharao Echnaton wollte den Sonnengott Aton zu dem einen einzigen Obergott erheben, was aber nur bis zu seinem frühen Lebensende gedauert hat. Osiris ist der Gebieter über das Totenreich, das Jenseits; ihm muss der Mensch nach seinem Tod gegenüber treten, um gerichtet zu werden. „Re“ ist der Vater der Götter, dem Ewigkeiten wie Jahre sind, und der aus sich selbst ist. Er hat auch alle Lebewesen aus dem Nichts, genannt Urwasser, empor gehoben, hat ihnen Gesetze gegeben und sie gelehrt, die Götter zu ehren. Im Tempel von Jerusalem hatte - nur für die Priester zugänglich - in späteren Zeiten (nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft ab 539 v. Chr.) als Allerheiligstes der Thron eines Gottes gestanden; und dieser Thron war leer gewesen als nicht wie üblich mystische, sondern als umfassend abstrahierte Vorstellung von dem einen Gott. Dies gilt als die geistige Pionierleistung der jüdischen Gotteslehre. Damit waren die Juden, wie sich die aus der babylonischen Gefangenschaft zurück gekehrten Judäer nannten und die sich streitbar gegenüber den Israeliten und Judäern abgrenzten, mit einem Bilderverbot in das Reich der hohen Abstraktionen vorgestoßen, hielten es aber vor den Gläubigen im Volk verdeckt. Ist diese geistige Meisterleistung, das Nichts als die höchste Abstraktion des Seins zu begreifen, eine Pioniertat der Juden, oder sind sie dazu angeregt worden? Die Israeliten nennen ihren Gott „El“ oder „Elohim“ oder Jahwe (JHWH in hebräischer Sprache = „Ich bin, der ich bin.“). In der Entwicklung des Volkes Israel fällt ein tiefer geistiger Einschnitt auf: Nachdem im Jahre 722 v. Chr. die 10 Nordstämme von erobernden Assyrern überwiegend nach Mesopotamien ausgesiedelt worden waren, folgte in den Jahren 597 und 587/586 (das letzte Datum ist auch das Jahr der Zerstörung des Tempels in Jerusalem) die judäische Oberschicht – die beiden Südstämme bildeten den Staat „Juda“ nach Babylon (Babylonische Gefangenschaft). Unter dem Perserkönig Dareios I, der Babylon nach der Aussiedlung der judäischen Oberschicht eroberte, begannen die Judäer ab 539 v. Chr. wieder zurück zu wandern. Nach diesem Exil sind die israelischen Vorstellungen von Gott (ab dieser Zeit bis 70 n. Chr. Frühjudentum genannt) immer spiritueller, transzendenter und umfassender geworden, und sein persönlicher israelischer Name ist mehr und mehr durch 4 abstraktere Begriffe wie der „Herr“, „Gott des Himmels“ ersetzt worden. Der einstige Gott, der zuvor mit den Menschen von Angesicht zu Angesicht gesprochen hatte, konnte dies nun mit seiner transzendenten Eigenschaft (=die Grenzen des sinnlich wahrnehmbaren und Erkennbaren überschreitend) nicht mehr tun. Engel in verschiedenen Hierarchiestufen vermitteln dafür zwischen Gott und den Menschen. Juden erwarten das Ende der Zeit mit der dann nicht mehr umkehrbaren Gottesherrschaft. Die einstige Vorstellung, durch den Tod von Gott getrennt zu werden, hat sich nach und nach zu der Hoffnung gewandelt, dass die Toten wieder belebt werden in eine kommende Welt hinein, die nicht wie diese Welt ist, sondern ganz anders. Der Garten in Eden (=Paradies) wird dabei nicht erwähnt. Aus welchen Elementen auch immer die Israeliten ihre Religion zusammengesetzt haben, sie schufen schließlich ihren einzigen, universell mächtigen, personalen (=als Person existierenden) und zugleich transzendenten (=übernatürlichen, die Grenzen des Wahrnehmbaren und Erkennbaren überschreitenden) Gott, der heute die religiöse Grundlage für gut die Hälfte der Menschheit (Juden, Christen, Muslime) ist. Zoroastrismus (3) Hatten die Judäer sich in der Gefangenschaft religiös-geistig verändert? Woher konnten gegebenenfalls solche Einflüsse gekommen sein? Ich vermute die sie befreienden Perser unter Dareios I mit ihrem Propheten Zarathustra. Seine Lebenszeit wird heute auf 1500 v. Chr. (auch auf 1000 bis 600 v. Chr.) datiert, wahrscheinlich in der Nähe des Aralsees in Russland geboren. Aus seinen Beobachtungen über das gesetzlose Zusammenleben der Menschen vor dem Hintergrund zorniger Göttinnen und Götter betonte er die angeborenen Gerechtigkeit Gottes und den grundsätzlichen Unterschied zwischen gut und böse (=Zoroastrismus). Ahura Mazda (weiser Herr) erscheint als der Eine, als der ungeschaffene Gott (ungeschaffen = aus sich selbst heraus = absolut) und als Schöpfer von Allem. Das Gute ist Ausfluss aus dem unveränderlichen, vollkommenen, göttlichen Einen. Zwei Urprinzipien, die seit allem Anfang zusammen bestehen, bilden ein feindliches Geschwisterpaar in Gestalt von zwei Triebkräften. Die eine Triebkraft ist heilig und tugendhaft, Gott zugeordnet, Urheber von Leben und Fortschritt. Die andere Triebkraft ist böse (feindselig und abträglich), sie begründet das NichtLeben und den Rückschritt. Zarathustras ethische Botschaft lautet: Um das zeitlich begrenzte absolute (=aus sich selbst heraus) Böse zu vernichten, muss die gesamte gute Schöpfung sich verbinden. Die Geschöpfe sollen harmonisch miteinander leben und die geistige und materielle Welt zusammenführen. Nach ihrem Leben können die Menschen in den Himmel kommen. Im Leben ist den Menschen freier Wille und die Möglichkeit zu wählen gegeben, was den Respekt vor der Schöpfung und die Fürsorge für die Mitmenschen umfasst. Dadurch dass der Mensch ständig zwischen gut und böse wählen kann, ist er verantwortlich für sein Schicksal. Von Eigenverantwortung habe ich auch bei den Juden nach Babylon gelesen. Himmel oder Hölle nach dem Leben sind unmittelbare Folgen der Gedanken, Worte und Taten eines Menschen. Das Wiederauferstehen des Fleisches und das Jüngste Gericht sind das endgültige „gut machen“ von Gottes guter Schöpfung; Leib und Seele sind dann wieder vereinigt und leben ewig. Zarathustra wurde als Herr und Meister der lebenden Wesen und als Begründer einer Religion verehrt, die unter allen die beste ist. Der zoroastrische Glaube lebt heute in kleinen Gruppen, angepasst an die örtlichen Gegebenheiten, im Iran, in Indien (dort werden sie Parsen genannt, wovon sich Persien ableitet), in Großbritannien und in den Vereinigten Staaten von Amerika weiter. 5 Ist Zarathustra der geistige Vater dieses „einen Gott“ als weisen Herrn oder hat auch er solche Vorstellungen schon vorgefunden? Wedismus (4) Um 1700 v. Chr. waren nomadisierende Stämme hellhäutiger Menschen im Nordwesten des indischen Subkontinents erschienen und hatten die Kontrolle über die ansässigen dunkelhäutigen Ureinwohner mit ihrer Indus-Kultur übernommen. Die Eroberer nannten sich arya (die Edlen, die Adligen), uns als Arier bekannt. Einige ihrer kulturellen Merkmale weisen darauf hin, dass es sich bei den Arien um Indoeuropäer handelt, die aus der südrussischen Steppe sowohl nach West- und Südeuropa als auch nach Kleinasien und zum indischen Subkontinent gewandert sind, überall ohne die angetroffene Bevölkerung auszurotten, aber überall als ihre Beherrscher. Kennzeichnendes Merkmal sind zum Beispiel die von ihnen mitgebrachten Pferde, die sie als erste Menschen domestiziert hatten. Als weiteres kennzeichnendes Merkmal hatten sie die Gesellschaft in Priester, Adlige und gemeines Volk aufgeteilt, was wir aus unserem europäischen Mittelalter kennen, sowie auch aus dem indischen Kastenwesen. Von Sängern und Dichtern einiger der eingewanderten hellhäutigen Nomaden ist der Wedismus, die wedische Religion als ewiges Wissen (veda: Kennen der übermenschlichen Mächte und der Wege, sie zu beeinflussen. Im Laufe von 1000 Jahren aus dem Wissen um die Opferrituale zu Erkenntnis und Weisheit entwickelt) zusammengefügt worden, nachdem es gemäß dieser Lehre von der Gottheit formuliert und in der Urzeit von ausgewählten Weisen als Offenbarung gehört worden war. Der Stand der sich immer mehr heraushebenden Brahmanen (Dichter, Priester und später auch Gelehrte) hat es als sein von Gott gegebenes Vorrecht angesehen, das ewige Wissen zu hören und zu rezitieren, bevor es ab 1000 v. Chr. kodifiziert, als Gesetze für Lobgesänge, Gebete, Sprüche für Opferkulte und Opferrituale, aufgeschrieben worden ist. Es wurde als unbedenklich angesehen, wenn das gemeine Volk mehrer Göttinnen oder Götter anbetete, waren diese doch nur Ausdruck für die verschiedenen Eigenheiten des „einen Gottes“. Sollte der Ein-Gott-Glaube bei den von der südrussischen Steppe nördlich des Schwarzen Meeres ausgewanderten oder auswandernden Indoeuropäern seinen geistigen Ursprung haben und mit ihnen verbreitet worden sein, auch bis Kleinasien, denn Abrahams Geburtsort wird nicht nur in Südmesopotamien sondern auch in Anatolien angenommen? Warum haben die Indoeuropäer diesen Gottesglauben nicht auch nach West- und Südeuropa mitgebracht? Vermutlich weil er nicht von ihnen begründet worden ist. Dafür weiß ich von den Kelten als Indoeuropäer, dass sie die Wiedergeburt kannten, und nur solche Wesen Götter werden konnten, die wiedergeboren worden waren. Zwischen 800 und 500 v. Chr., vor unserer europäischen Zeitrechnung, sind die älteren Upanisaden entstanden, eher philosophische Betrachtungen, in denen die abstrakten wedischen Vorstellungen niedergeschrieben worden sind, die nur in unmittelbarem persönlichem Kontakt mit Kundigen, mit Meistern, mit weise Wissenden, gehört werden durften. Besonders Asketen, brahmanisch oder herumziehend, hegten und pflegten diese Vorstellungen. Für diese Weisen war alles ein Spiel, das Gott spielt. Kern der wedischen Philosophie ist das absolute Eine, das absolute Sein, oder religiös ausgedrückt, der absolute Gott, wobei „absolut“ jeweils bedeutet, dass es nur aus sich selbst heraus ist. Dieser Gott ist unpersönlich, ist das brahman, weshalb es keine Bilder davon gibt. Die Seele (das atman) entspricht Gott und bildet eine Einheit mit ihm. Die Seele hat sich an die veränderliche Materie gebunden und damit ihren absoluten Ursprung (Verstehen wir 6 darunter das Paradies, den Garten Eden?) verloren. Veda (siehe zuvor: Kennen der übermenschlichen Mächte und der Wege, sie zu beeinflussen. Im Laufe von 1000 Jahren aus dem Wissen um die Opferrituale zu Erkenntnis und Weisheit entwickelt) führt zum brahman (zum absoluten Einen; zum absoluten Sein), aus dem alles ist, zurück und befreit die Seele vom ewigen Kreislauf des Lebens und Sterbens der Materie, macht die Seele unsterblich. Aber nur der äußerlich und innerlich freie Mensch wird aus dem Kreislauf befreit. Das absolute Sein ist auch alles Bewusstsein, denn dieses ist Voraussetzung um zu erkennen, um zu wollen und um zu schöpfen. Darum hat alles was ist, Anteil am absoluten Sein, am brahman. Der „weise-wissende“ Mensch kann durch sinnendes Betrachten, durch geheimnisvoll konzentriert beschauliches Nachdenken, durch geistiges Versenken, das Weltall durchstreifen und erkennen: „Da ist es“. Es ist weder aktiv noch passiv, weder Gott noch Göttin, ohne Name und ohne Gestalt, ist keine Person und keine Nicht-Person. Um zu erkennen, dass man das brahman, das absolute Sein, ist, muss man sich von Äußerlichkeiten und Konventionen lösen und nachforschen, wie man die Begierden in sich beendet. Diese Vorstellungen vom veda (siehe zuvor: Kennen der übermenschlichen Mächte und der Wege, sie zu beeinflussen. Im Laufe von 1000 Jahren aus dem Wissen um die Opferrituale zu Erkenntnis und Weisheit entwickelt) und seinen Wirkungen werden auf die Indus-Kultur zurückgeführt, wie sie vor den Ariern in Indien gegeben war. Damit haben die Ur-Inder diese höchste geistige Leistung des Abstrahierens vollbracht, was einen Einfluss auf Zarathustra und Abraham oder die späteren Juden fast noch wahrscheinlicher macht als die Vorstellung von den Indoeuropäern als Urheber. Ich jedenfalls, der ich mich zwei Wochen lang zum ersten Mal mit den religiös-philosophischen Inhalten des Wedismus befasst und viel Gleichheit mit meinen unabhängigen eigenen und nachfolgend skizzierten philosophischen Betrachtungen festgestellt habe, bewundere die Ur-Inder in ihrer geistigen Leistung, auch wenn sie sich das „Nichts“ noch nicht als das absolute Eine vorgestellt haben. Doch bei dem geistig im Wedismus verankerten Religionsstifter Buddha taucht um 400 v. Chr. die Vorstellung vom nirvana auf; es ist aus sich selbst heraus, ist absolut. Wir Europäer setzen es überwiegend mit dem Nichts gleich, obwohl wir uns zumeist darunter nichts vorstellen können. Nirvana ist das Ende allen Wiedergeborenwerdens und damit das Ende allen Leidens, ist das Ende der Vergänglichkeit, ist „Verlöschen“. Nach Buddha ist Leben Leiden; Glück ist möglich, trägt aber immer den Keim des Leidens in sich. Die meditative „Einsicht in das wahre Wesen aller Dinge“ ist der direkte Pfad zum vollen intuitiven Erkennen, zum nirvana. Versunkenheit und Trance können nur Vorstufen sein. Wenn ich mir bewusst mache, dass „intuitiv“ bedeutet, vielschichtige Zusammenhänge unmittelbar zu erfassen, und damit nicht methodisch fortschreitend, nicht schlussfolgernd, nicht wissenschaftlich, dann bestätige ich Buddha uneingeschränkt, denn ich habe alle meine philosophischen Erkenntnisse intuitiv erfahren. Von den Aborigines in Australien wird Intuition als sechster Sinn bezeichnet. Einerseits befriedigt mich die Erkenntnis, dass die jeweils umfassendere Wahrheit, der jeweils umfassendere Geist, nicht zu überlagern ist, auch nicht von den herrschenden Indoeuropäern. Andererseits frage ich, warum diese Abstraktion, insbesondere die vom „Nichts als das Absolute“, auch heute noch nach etwa 2500 Jahren nur wenigen Menschen zugänglich ist, und Gott überwiegend mit personalem und transzendentem Charakter (Judentum, Christentum) dargestellt wird, oder als personale Göttinnen und Götter (Hinduismus als Nachfolgereligion des Wedismus und Brahmanismus) angebetet wird. Meine Antwort führt zur Seele. So schillernd und vielfältig der Hinduismus ist, so will ich seine religiösen Inhalte hier aber nicht beschreiben, weil er nicht geschichtlich-geistiger Vorfahre des Christentums sein kann. 7 Zusammenfassung Alle zuvor beschriebenen Religionen sind insoweit philosophisch, als sie das absolute Eine oder zumindest den „einen und mit seinen Geschöpfen eins seienden Gott“ kennen. Alle diese Religionen sind transzendent, beinhalten also Aussagen über ein nicht mit den Sinnen wahrnehmbares und nicht erkennbares Wesen Gottes. Fast alle diese Religionen (außer der Wedismus nach den Schriften „ältere Upanisaden“) kennen eine personale Gottheit, die zudem herrschend über die Menschen existiert, oder mehrere personale Gottheiten, die entsprechend über die Menschen herrschen. In allen diesen Religionen sind die drei Anteile Philosophie, Transzendenz und Personalität unterschiedlich gewichtet. Transzendenz Gottes und Personalität Gottes nenne ich mystisch, also geheimnisvoll, rätselhaft, unergründlich. Geheimnisse sind notwendig für Zusammenhänge, die noch nicht philosophisch (=abstrahierend) gedacht werden. Meine philosophischen Abstraktionen (5) Für mich ist das Nichts die höchste und zugleich höchstmögliche Abstraktion. Das Nichts ist die Ursache aller Ursachen; es ist die einzige absolute Ursache, also die einzige Ursache, die aus sich selbst ist und nicht hinterfragt werden kann. Das Nichts ist ewig, also ohne Anfang und ohne Ende und ohne Unterbrechen. Das Nichts ist das ewige Eine; in ihm ist alles widerspruchsfrei eins. Das Nichts macht sich bewusst, was es sein könnte, wenn es nicht „nichts“ wäre; oder anders: das Nichts macht sich bewusst, was es alles nicht ist. Dieses „alles“ sind unendlich viele Möglichkeiten. Das Nichts gibt sich den Auftrag, diese Möglichkeiten nacheinander bewusst zu machen, in dem jede Möglichkeit kurzzeitig vereinzelt wird. Dieser innere Auftrag ist der Schöpfungsauftrag; die Schöpfung ist das Umsetzen dieses Auftrags. Das Nacheinander im Bewusstwerden von Möglichkeiten ist als ewige Abfolge von Bewusst-Seins die ewige Zeit. Jedes einzelne Bewusst-Sein ist seine eigene Zeit. Wie das Nichts sind auch alle Möglichkeiten, der Schöpfungsauftrag, die Schöpfung und die Zeit als ewige Abfolge von Bewusst-Seins ewig, das heißt ohne Anfang und ohne Ende und ohne Unterbrechen. Die Dauer jedes Bewusst-Seins ist zeitlich und damit nicht ewig; aber es gibt für jedes BewusstSein ewiges Wiederkehren (siehe Kapitel III „Quellcode des Seins“). Jede der Möglichkeiten wird durch mindestens ein Merkmal, zumeist aber durch mehrere Merkmale, eindeutig und nicht wiederholbar beschrieben. Merkmale können nur endlich (von gegen null bis gegen unendlich) beschreiben, weshalb auch nur endliche Möglichkeiten (von gegen null bis gegen unendlich) und gegen unendlich viele Möglichkeiten bewusst werden können. Die Merkmale sind einem Kegel gleich auf verschiedenen Ebenen hierarchisch zugeordnet (siehe Kapitel III „Quellcode des Seins“). Das Gesamt-Merkmal „eins“ bildet die Kegelspitze; in ihm sind alle Merkmale (abstrakt zusammengeführt) widerspruchsfrei eins. Und aus ihm quellen alle Merkmale aller nachfolgenden Ebenen (mit je 2; 3; 4; 5; 6; 7; 8; 9; 10; 11; … Merkmalen) hervor. Jedes Merkmal ist entweder unmittelbar mit dem GesamtMerkmal „eins“ verbunden; diese Merkmale nenne ich Prim-Merkmale (auf den Prim-Ebenen mit Merkmalen, deren Anzahl an Merkmalen Prim-Zahlen 2, 3, 5, 7, 11; … entsprechen). Oder ein Merkmal ist mittelbar über zwei oder mehrere Stufen mit dem Gesamt-Merkmal „eins“ verbunden, und zwar als Merkmal von Ebenen, deren Anzahl an Merkmalen Vielfachen von Primzahlen entsprechen wie 4=2x2; 6=2x3; 8=2x2x2; 9=3x3; 10=2x5; 30=2x3x5; … Die Verbindungsreihen nenne ich Prim-Reihen und benenne sie jeweils nach der Primzahl, die als erste unterhalb des Gesamt-Merkmals „eins“ steht. So gehören die neun 8 Merkmale der Ebene „9“ zur Prim-Reihe „3“, und die dreißig Merkmale der Ebene „30“ zur Prim-Reihe „2“. Auf jeder Merkmal-Ebene im Merkmal-Kegel wird mit der dort zugeordneten Anzahl von Merkmalen eine Unendlichkeit in ihren endlichen Möglichkeiten von gegen null bis gegen unendlich beschrieben. Die Möglichkeiten werden dadurch nacheinander bewusst, dass die Schöpfung deren Merkmale aus der Möglichkeit selbst energetisch aktiviert. Die Merkmale auf einer Ebene wirken nur dann widerspruchsfrei zusammen, wenn sie von den abstrakten Merkmalen (einer höheren Ebene) gesteuert werden, aus denen sie jeweils hervorgegangen (hervorgequollen) sind. Diese Notwendigkeit reicht in Prim-Reihen über zwei oder mehrere Stufen. Alle aus einem abstrakten Merkmal hervorgegangenen Merkmale ergeben abstrahierend (=philosophisch) zusammengefügt wieder das gemeinsame abstrakte Merkmal. Bei Merkmalen aus Prim-Ebenen gibt es nur die eine Stufe bis zum GesamtMerkmal „eins“ als Spitze des Merkmal-Kegels und zugleich als abstrahierte Summe alle Merkmale aller Ebenen. Die Schöpfung aktiviert von der Kegelspitze an Merkmal-Ebene um Merkmal-Ebene, um deren jeweilige Unendlichkeit von gegen null bis gegen unendlich bewusst zu machen. Die jeweils aktivierte Merkmal-Ebene ist die jeweilige Basis-Ebene. Die für das widerspruchsfreie Zusammenwirken von Basis-Merkmalen benötigten steuernden abstrakten Merkmale höherer Ebenen werden nach Bedarf aktiviert. Zurzeit hat die Schöpfung die Merkmale der Ebene aktiviert, die die Unendlichkeit „Raum“ von gegen null bis gegen unendlich beschreiben. Diese Basis-Ebene ist keine PrimEbene und über viele Prim-Reihen und viele Abstraktionsstufen mit dem Gesamt-Merkmal „eins“ verbunden. Die vielen Basis-Merkmale dieser Basis-Ebene nennen wir physikalische Merkmale. Unser Kosmos ist von Augenblick zu Augenblick eine der gegen unendlich vielen Möglichkeiten der Unendlichkeit „Raum“, die mittels physikalischer Merkmale und deren steuernden abstrakten Merkmalen beschrieben und bewusst werden. Unser Kosmos ist als bewusste Möglichkeit viele Körper (Atome, Moleküle, Mineralien, Gesteine, Gestirne, Galaxien); sie sind bewusste Teile des Kosmos (=bewusste Teil-Möglichkeiten) und als solche Materien oder Massen. Wenn sich ein Körper (=eine bewusste Teil-Möglichkeit) ändert, ergibt sich ein anderer Kosmos. Je mehr unterschiedliche physikalische Merkmale in einer bewussten Teil-Möglichkeit widerspruchsfrei zusammenwirken, desto mehr Stufen an abstrakten Merkmalen müssen aktiviert sein (siehe Kapitel III „Quellcode des Seins“). Auf diese Weise kann nacheinander bewusst werden, welche Teil-Möglichkeiten es als widerspruchsfrei zusammenwirkende physikalische Merkmale gibt, aber es wird nicht bewusst, wie sich die Teil-Möglichkeiten unterscheiden, und wie deren Basis-Merkmale und benötigten abstrakten Merkmale zusammenwirken. Solches zu erkennen, gehört auch zum Schöpfungsauftrag, weil sich das Nichts nicht nur bewusst machen will, was es alles sein könnte, wenn es nicht „nichts“ wäre, sondern weil sich das Nichts auch bewusst machen will, wie es sein könnte, wenn es nicht „nichts“ wäre. Um sich auch in der Unendlichkeit „Raum“ mit den physikalischen Basis-Merkmalen in seinen möglichen inneren Zusammenhängen zu erkennen, schafft das Nichts durch die Schöpfung Körper (=Teil-Möglichkeiten), die in sich eigenständig andere Teil-Möglichkeiten bewusst machen und bewusst gewordene TeilMöglichkeiten speichern können, um sie danach zum Denken (Vergleichen =Erkennen; Zusammenführen =Fantasieren) erinnern zu können und zu müssen. 9 Die Körper, die die Schöpfung befähigt zu denken, nenne ich Lebendkörper. Sie sind vielfältig zusammenwirkende Materien und haben sich von Einzellern über Mikroorganismen, Pflanzen und Tieren bis zu uns Menschen entwickelt. Im Laufe dieser Entwicklung zu immer größeren Befähigungen sind immer mehr Stufen an abstrakten Merkmalen notwendig geworden, um die in den Lebendkörpern mehr werdenden verschiedenen Materien widerspruchsfrei zu steuern. Die jeweils in einem Lebendkörper mitwirkenden abstrakten Merkmale sind sein genetischer Geist; ich nenne sie auch die (genetische) Befähigung. Wir Menschen sind die uns bekannten befähigsten Lebewesen, was nicht ausschließt, dass es in unserem Kosmos nicht noch befähigtere gibt, wahrscheinlich auch geben wird, ganz sicherlich in Zukunft. Damit ein Lebendkörper eigenständig denkt, wird er vom Schöpfungsauftrag ermächtigt, selbst zu schöpfen, also selbst, eigenständig, bewusst zu machen. Diese Ermächtigung, oder diesen eigenständig zu erfüllenden Schöpfungsauftrag, nenne ich Seele. Zu jedem Lebendkörper gehört eine Seele, und zu jeder Seele gehört ein Lebendkörper. Ein Lebendkörper und eine Seele bilden zusammen ein Lebewesen. Jedes Lebewesen ist eine bewusste Teil-Möglichkeit in der bewussten Möglichkeit „Kosmos“. Zu leben heißt für ein Lebewesen, den Schöpfungsauftrag durch Denken (Fantasieren oder Erkennen) sowie durch Bewusstmachen der Gedanken eigenständig zu erfüllen. Das ist zugleich der Sinn des Lebens, und es ist Pflicht im Leben. Es ist das Ziel der Schöpfung, alle Möglichkeiten, die mit Merkmalen beschrieben werden können, bewusst zu machen, sowie sie in ihren Zusammenhängen zu erkennen. Das geht aber nur, wenn alle Lebewesen zusammen für dieses Ziel arbeiten. Die Schöpfung muss ewig nacheinander bewusst machen, das heißt auch ohne Unterbrechen. Und das heißt wiederum auch, dass die Schöpfung während unseres Kosmos kein Bewusstmachen wiederholt, weil sie sonst die Möglichkeiten mit deren Teil-Möglichkeiten nicht nacheinander ohne Unterbrechen bewusst machen kann. Für die Lebewesen bedeutet das, dass sie sich alle mit ihren Gedanken (Erkenntnissen und Fantasien) voneinander unterscheiden müssen. Jede Seele bewertet sich dabei allein, ob sie sich als Schöpfungsauftrag erfüllt. Nicht mit dem ewigen Schöpfungsauftrag ewig zu sein, also nach dem Leben nicht mehr zu sein, ist die Ur-Angst jeder Seele. Die Ur-Angst ist Bestandteil jeder Seele, die Ur-Angst kann wirksam sein oder nicht, was die Seele selbst in sich durch ihr Bewerten auslöst. Jede Seele möchte mit dem ewigen Schöpfungsauftrag ewig sein; das ist die Ur-Sehnsucht jeder Seele. Wenn eine Seele mit einer anderen Seele oder mit mehreren anderen Seelen etwas widerspruchsfrei zusammen tut, stellt sie sich vor, nicht alleine zu sein und hofft so auf ewiges Sein. Das sind die Sehnsüchte jeder Seele, sie sind die Hoffnungen auf ewiges Sein, auf Erfüllen der Ur-Sehnsucht. Es scheint uns ein unauflöslicher Widerspruch zu sein, dass eine Seele sich einerseits von allen anderen Seelen abgrenzen muss, um sich eigenständig als Schöpfungsauftrag zu erfüllen; und dass eine Seele mit anderen Seelen etwas zusammen tun muss, um sich in ihren Sehnsüchten zu erfüllen. Die Schöpfung wäre unvollkommen, wenn sie die Seelen in diesem Dilemma alleine lassen würde. Sie stellt die Lebensform der Gemeinschaft als abstraktes Merkmal zur Verfügung, in der, in dem, beide genannten Notwendigkeiten widerspruchsfrei zusammengeführt werden können. Aus dem vermeintlichen Widerspruch wird dann ein Paradoxon, das heißt der vermeintliche Widerspruch löst sich in einer höheren Wahrheit auf. 10 Gemeinschaft ist für mich, wenn zwei oder mehr Seelen (Lebewesen) etwas vertrauensvoll und verantwortungsvoll zusammen tun, sich gegenseitig unterstützen, jeweils ihren eigenen unverwechselbaren Beitrag dabei erbringen und erkennen, und sich gegenseitig darin anerkennen. Dabei werden sowohl Auftrag als auch Sehnsüchte nicht höchstmöglich (maximal) sondern bestmöglich (optimal) erfüllt. Sich so erfüllen zu dürfen, ist die Würde eines jeden Lebewesens; und es ist zugleich die Gerechtigkeit. Jede der für eine Gemeinschaft genannten Eigenschaften (zusammen tun, vertrauen, verantworten, gegenseitig unterstützen, eigene Beiträge erbringen, eigene Beiträge erkennen, gegenseitig anerkennen) ist unverzichtbar. Zu den Gemeinschaften zähle ich Partnerschaften, Ehen, Familien, Sippen, Stämme, Völker, Staaten, Staatengemeinschaften, Glaubensgemeinschaften, Religionen, Religionengemeinschaften. Die Natur ist die umfassendste Gemeinschaft, und es gehört in dieser Gemeinschaft dazu, dass weniger befähigte Lebewesen höher befähigten Lebewesen als Nahrung dienen (müssen). Lebewesen, die in Gemeinschaft leben, leben würdig und gerecht, denn sie erfüllen sich sowohl eigenständig als Schöpfungsauftrag als auch in ihren Sehnsüchten als Hoffnung auf ihr ewiges Sein. Sie fühlen sich wohl und leben mutig auf weiteres Erfüllen hin. Das ist Lebensmut, Lebensmut gebiert Freude am Leben; zu leben ist für jedes Lebewesen Pflicht. Freude ist ein Gefühl. Gefühle sind das Erleben für Seelen, für Lebewesen; Gefühle sind Ausdruck dafür, wie sich ein Lebewesen, eine Seele, in ihrem Erfüllen bewertet. Freuden und in Fällen von erfüllter Liebe auch Glück sind das eine Ende in der Bandbreite von Gefühlen; Schmerzen und Ängste ist das andere Ende. Ängste sind bei einer Seele ihre durch sich selbst aktivierte Ur-Angst, wenn sich eine Seele als nicht angenommen bewertet. Ich unterteile die Ängste in aggressive Ängste und in depressive Ängste. Für die Bandbreite möglicher Gefühle habe ich als den einen Pol das Glück und unmittelbar anschließend die Lebensfreude angegeben, die ich lebensmutigen Seelen zuordne. Als anderen Pol habe ich die Angst und den Schmerz angegeben, die ich in ausführlichen Darlegungen in anderen Kapiteln nach aggressiv und depressiv aufgeteilt habe. Diese drei genannten Gefühle „Glück und Lebensfreude aus Lebensmut“, „aggressive Angst“ und „depressive Angst“ bilden zusammen ein Dreieck, das ich mit Charakter-Dreieck bezeichne. Jede Seele nimmt in diesem Charakter-Dreieck einen Punkt ein, der ihr Charakter ist und der beschreibt, mit welchen Anteilen eine Seele lebensfreudig aus Lebensmut, und aggressiv ängstlich, und depressiv ängstlich ist. Diese Anteile legt die Seele grundsätzlich in ihren ganz jungen Jahren fest und verändert ihn dann nur noch unwesentlich, und doch ist ein Charakter nicht unabänderlich. Da jede Seele an Hand bestimmter Ereignisse fühlt, stellen sich die genannten drei Gefühle je nach vergleichbaren Ereignissen oder nach vergleichbaren Erinnerungen wieder ein. Der Charakter einer Seele ist nicht zu verwechseln mit der Wahrheit einer Seele und somit mit dem Geist einer Seele. Gleichwohl sind Charakter und Wahrheit (Geist), nicht unabhängig von einander, denn lebensmutige Seelen entwickeln ihren Geist ständig in Richtung der genetischen Befähigung ihres Körpers weiter, und ängstliche Seelen blockieren sich dabei. Insbesondere aggressiv-ängstliche Seelen blockieren heftig, denn bei philosophischabstraktem (=widerspruchsfreiem) Erkennen von Zusammenhängen ist ihre Lebenslüge gefährdet. Der eigenständige Geist von Menschen und der sonstigen Lebewesen sind die abstrakten Merkmale, die Menschen, Lebewesen, jeweils für ihr Denken in Richtung des GesamtMerkmals „eins“ von der stets gleichen physikalischen Basis-Merkmalebene aus aktiviert 11 haben. Im Laufe der Entwicklung der Lebewesen hat die Schöpfung die Befähigung der Lebewesen stets weiterentwickelt bis hin zum Menschen, der als das uns bekannte befähigste Lebewesen genetisch bis zum Gesamt-Merkmal „eins“ widerspruchsfrei aktiviert ist. Die befähigteren Lebewesen müssen jeweils niedrigere als Nahrung nehmen. Die ganz niedrig befähigten Lebewesen leben von Mineralien (= von der Schöpfung aktivierte nicht lebende bewusste Teil-Möglichkeiten). Genetisch befähigt zu sein ist nicht gleichbedeutend mit fähig zu sein. Seine Fähigkeit, von der physikalischen Basis-Merkmalebene immer mehr Merkmale höherer Ebenen für sein Denken zu aktivieren, muss jeder Mensch in seinem Leben selbst entwickeln. Der eigenständige Geist eines Lebewesens (=seine Fähigkeit) ist zugleich seine Wahrheit. Jedes Lebewesen ist seine eigene Wahrheit, ist sein eigener Geist. Das Nichts ist die oberste Wahrheit, ist der oberste Geist, ist der (Heilige) Geist; das Nichts ist die abstrahierte (=philosophische) Summe aller Wahrheiten, aller Geister. Der Tod (6) Der Tod nimmt in unserem Denken einen herausragenden Platz ein, und er ist ein viel genanntes Ereignis. Wir wissen alle, dass unser Leben mit dem Tod endet, und doch schieben wir ihn für uns vor uns her. Es gibt auch Sehnsucht nach dem Tod, wir sie mit jedem Freitod beobachten. Das Nichts als die Ursache aller Ursachen, die Möglichkeiten und Unendlichkeiten des Nichts, der Schöpfungsauftrag aus dem Nichts, die Schöpfung als Erfüllen des Schöpfungsauftrags sowie die Merkmale, die die Möglichkeiten beschreiben, sind ewig, das heißt ohne Anfang und ohne Ende und ohne Unterbrechen. Die Schöpfung macht eine Möglichkeit nach der anderen bewusst und danach wieder unbewusst, und zwar ewig nacheinander. Da es aber nur gegen unendlich viele Möglichkeiten gibt, die bewusst werden können, wird jede Möglichkeit bei der ewigen Schöpfung immer und immer wieder bewusst und unbewusst. Diese Abfolge ist ewig, das heißt ohne Anfang und ohne Ende und ohne Unterbrechen; ich nenne sie das „ewige Wiederkehren“. Und so sind alle ewigen Möglichkeiten auch in ihrem Bewusstwerden und Unbewusstwerden ewig. Lebewesen sind sich eigenständig entwickelnde Anteile an bewussten Möglichkeiten. Als solche bewusste Teil-Möglichkeiten bestehen sie aus einem Lebendkörper als vielschichtig zusammenwirkende Materien und der von der Schöpfung zugeordneten Seele, mystisch als Hauch Gottes erklärbar. Jede Seele ist selbständig erfüllender Anteil am Schöpfungsauftrag. Als Anteil am Schöpfungsauftrag sind alle Seelen ewig; beim eigenständigen Erfüllen sind Seelen zeitlich, und zwar mit dem zeitlichen Bewusst-Sein „ihres“ Lebendkörpers. Auch Lebendkörper unterliegen dem ewigen Wiederkehren, was sich bei ihnen als … Tod, Leben, Tod, Leben, Tod … ausdrückt. Wenn auch das einzelne Leben zeitlich ist, so sind die Leben eines Lebewesens im Wechsel mit seinen Toden ewig, das heißt ohne Anfang und ohne Ende und ohne Unterbrechen. Ewiges Leben, das sich viele Menschen wünschen, ist ein ewiges Wiederkehren desselben Lebens, jeweils unterbrochen von einem Tod. Da es im Tod kein Erinnern gibt, erinnert sich keine Lebewesen an seine unendlich vielen Leben zuvor. Der Tod verliert seine Schrecken, und das ewige Leben wird nicht mehr uneingeschränkt wünschenswert. Sich nun angesichts seines Leidens zu wünschen, aus diesem ewigen Wiederkehren entlassen zu werden, wie es sich die Buddhisten vorstellen, ist zwar verständlich aber nicht erfüllbar. 12 Der wirkungsvolle Trost dabei ist, dass jede Seele ewig ist und nicht aufhören kann zu sein. Mit diesem Wissen kann sie ihre Ur-Angst in sich ruhen lassen und kann lebensmutig und frei leben, denn zu frei sein heißt für mich, ohne Angst zu sein. Aber noch haben nur wenige Menschen in der zahlreichen Menschheit seit ihrem Beginn in dieser Abfolge des Bewusst-Seins so weit ihre inneren abstrakten Merkmale für ihr Denken aktiviert, dass sie diese ewige Abfolge von Tod, Leben, Tod, Leben erkennen und sich dadurch befreien. Religionen liefern hier mystische Hilfen, um vor dem Tod mit seinem vermeintlichen nicht widerrufbaren Ende des eigenen Lebens und der damit verbundene UrAngst abzulenken. Diese mystischen Hilfen können durchaus der von mir vorgestellten philosophischen Gewissheit nahe kommen, doch bleiben sie nur Zuversicht und sind nicht Gewissheit. Für einen religiös-mystisch glaubenden Menschen ist diese Zuversicht Hoffnung und als solche unverzichtbar. Wenn eine Seele bewertet, sich nicht zu erfüllen, weil sie bewertet, in einer Gruppe nicht angenommen zu werden, dann lügt sie ihrem Umfeld etwas vor, um angenommen zu werden. Diese ihre Lebenslüge darf nicht bewusst werden, weder in „ihrem“ Körper noch in ihrem Umfeld. In „ihrem“ Körper kann jede Seele das Bewusstmachen steuern; ihr Umfeld muss sie ständig kontrollieren, ob ihre Lüge irgendwie bewusst werden kann. Wittert sie Gefahr, muss sie sofort dagegen halten, bis hin zu Gewalt. Ich nenne solche Seelen aggressiv-ängstlich. Alle Seelen wissen, dass sie mit dem Ende ihres Wirkens in „ihrem“ Lebendkörper nicht mehr kontrollieren können, in „ihrem“ Körper nicht mehr und auch nicht mehr ihr Umfeld. Damit könnte ihre Lebenslüge bewusst werden, und sie selbst würde vom erhofften ewigen Sein im ewigen Schöpfungsauftrag ausgeschlossen, da sie sich als solchen nicht erfüllt hat. Die Angst davor ist so groß, dass aggressiv-ängstliche Seelen einfach nicht sterben können. Es gibt nur eine größere Angst für sie, nämlich zu Lebzeiten von anderen kontrolliert zu werden. Droht unabwendbare Kontrolle, gehen sie in den Freitod, weil dieser dann der geringere Schmerz für sie ist, und immer noch ein Fünkchen Hoffnung enthält (Ich erinnere an den Freitod von Adolf Hitler, der umfassend aggressiv-ängstlich war, und noch tausende Menschen hat sterben lassen, als die militärische Auseinandersetzung längst entscheiden war, um nicht von seinem Konkurrenten um die Weltherrschaft, von Josef Stalin, kontrolliert zu werden. Da aggressiv-ängstliche Menschen in ihren heftigen Ängsten keine Rücksicht nehmen auf andere Menschen, enttäuschen sie auch solche Menschen, die ihnen vertrauen. Diese enttäuschten Menschen erleben nun auch die Ur-Angst, weil sie sich zunächst angenommen und dann abgelehnt bewerten; ich nenne sie depressiv-ängstlich. Sie ziehen sich von solchen Menschen und Orten zurück, von denen sie meinen, wieder so schmerzlich enttäuscht werden zu können. Finden sie keinen Menschen oder kein anderes Lebewesen mehr dem sie vertrauen können, dann gehen auch sie als letztes Hoffen in den Freitod. Sie sind davor geschützt, wenn sie sich mit dem Nichts eins wissen; manchmal genügt auch die Vorstellung, mit den Sternen oder mit anderen Materien eins zu sein. Ewiges Leben (7) Zuvor habe ich mich mit dem Tod befasst, und musste dabei auch das Ewige Leben erklären. Ich will meine Gedankenentwicklung nicht wiederholen, unter dieser Überschrift aber festhalten, dass es für mich ein ewiges Leben gibt. Ob es uneingeschränkt wünschenswert ist, muss jeder Leser und jede Leserin selbst entscheiden, weil die Ewigkeit einmal darin besteht, dass sich jedes Leben ewig genau gleich wiederholt, und weil es sich ewig nacheinander mit jeweils einem Tod dazwischen abwechselt. 13 Alles ist ewig, beginnend mit dem Nichts als der Ursache aller Ursachen; weiter über die unendlich vielen Möglichkeiten in unendlich vielen Unendlichkeiten, die das Nichts alles sein könnte, wenn es nicht „nichts“ wäre; über die endlich vielen Merkmale, die die Möglichkeiten beschreiben; über die den Möglichkeiten inne seiende potentielle Energie, deren Aktivieren die Möglichkeiten bewusst macht; über das ewige Bewusstmachen der Möglichkeiten durch ewige Schöpfung aus ewigem Schöpfungsauftrag. Ewig sein, heißt ohne Anfang und ohne Ende und ohne Unterbrechen sein. Da das Bewusstmachen ewig ist, die Anzahl der Möglichkeiten, die durch die endlichen Merkmale (von gegen null bis gegen unendlich) beschrieben und bewusst werden können, aber nur endlich (von gegen null bis gegen unendlich) ist, muss sich das Bewusstmachen jeder Möglichkeit ewig wiederholen; ich nenne es ewiges Wiederkehren: … Bewusst-Sein, Unbewusst-Sein, Bewusst-Sein, Unbewusst-Sein …, das ist die ewige Abfolge für jede Möglichkeit. Während das Bewusst-Sein für Möglichkeiten nur jeweils eine Augenblick dauert, währt das Unbewusst-Sein sehr lange und weit über die Zeitabfolge der Möglichkeiten unseres Kosmos hinaus; das heißt während der Dauer unseres Kosmos mit allen seinen gegen unendlich vielen Möglichkeiten gibt es kein Wiederkehren. Teile von Möglichkeiten, etwa als Atom, als Molekül, als Mineral, als Gestein, als Gestirn, als Galaxie, können viele Augenblicke bewusst sein, der Kosmos selbst wird jeweils nach jeder Planck-Zeit von zehn hoch minus 43 Sekunden (10^-43s) anders. Jedes Lebewesen ist auch Teil einer Möglichkeit, und wird auch in seinem Bewusst-Sein ewig wiederholt, aber nicht innerhalb einer zusammenhängenden Abfolge von Kosmen. Das Unbewusst-Sein von Lebewesen nennen wir Tod, sodass sich für jedes Lebewesen die ewige Abfolge …Tod, Leben, Tod Leben, Tod … ergibt. Lebewesen sind für die Dauer ihres Lebens bewusst und danach unbewusst (nicht unterbewusst); Unterbewusst-Seins sind Zwischenzustände zwischen Bewusst-Sein und Unbewusst-Sein und beschreiben die in einem Lebewesen als Gedächtnis gespeicherten Bewusst-Seins. Gemessen am Ablauf unseres Kosmos (als zusammenhängende Abfolge von Kosmen) sind Lebewesen als sehr geringe Dauer bewusst, aber weit über unseren Kosmos unbewusst. Mit jedem der unendlich vielen Leben eines Lebewesens wirkt eine Seele; sie ist ewiger Anteil am ewigen Schöpfungsauftrag und erfüllt diesen eigenständig in ihrem jeweils zugewiesenen Lebendkörper. Ein Lebendkörper und seine Seele bilden für die Dauer ihres gemeinsamen Lebens eine unauflösliche Einheit. Danach kehrt die Seele in den ewigen Schöpfungsauftrag zurück, wie etwa ein Wassertropfen in einen ewigen Ozean, und ist mit diesem ewig. Damit ist die Ur-Sehnsucht jeder Seele, nämlich mit dem ewigen Schöpfungsauftrag ewig zu sein, erfüllt. Mit dieser Erkenntnis muss eine Seele ihre Ur-Angst, nämlich nach ihrem Leben nicht mehr zu sein, nicht wirksam werden lassen, und kann sich angstfrei erfüllen, das heißt voller Tatendrang und Lebensfreude, voller Humor und in Gemeinschaften. Von einer Seele in sich ausgelöste Ur-Angst, die sie als Ängste erlebt, blockiert allerdings das Erkennen dieser befreienden Erkenntnis. Gemeinschaft ist für mich, wenn zwei oder mehr Lebewesen etwas vertrauensvoll und verantwortungsvoll zusammen tun, sich gegenseitig unterstützen, jeweils ihren eigenen Beitrag erbringen und erkennen, und sich gegenseitig darin anerkennen. Jede der genannten Eigenschaften ist unverzichtbar. Menschen leben als Partner oder in Ehen oder in Familien oder in Sippen oder in Völkern oder in Staaten oder in Staatenbünden oder unter Religionen gemeinschaftlich zusammen. Umfassendere Gemeinschaften setzen immer weniger umfassende Gemeinschaften in sich voraus; das heißt ohne gemeinschaftliche Partnerschaften oder ohne gemeinschaftliche Völker kann es keinen gemeinschaftlichen Staatenbund geben. 14 Unsere Natur ist die umfassendste für uns zurzeit erlebbare Gemeinschaft; zu dieser Gemeinschaft gehört es auch, dass genetisch weniger befähigte Lebewesen [siehe Kapitel XVII „(Heiliger) Geist“] höher befähigten als Nahrung dienen müssen. In Gemeinschaft leben zu dürfen, das heißt auch sich in seinem Lebenssinn zu erfüllen, ist die Würde eines Lebewesens, und es ist die Gerechtigkeit. Gerechtigkeit ist immer sozial. Die heute häufig genannte soziale Gerechtigkeit ist eine Tautologie, eine Verdoppelung des Wortsinns wie bei weißen Schimmel oder beim schwarzen Rappen oder beim kleinen Zwerg. Die Ewigkeit für alle Lebewesen zu erkennen, heißt auch, das Schicksal für alle Lebewesen zu erkennen. Dadurch dass jedes Lebewesen ewig gleich wiederkehrt, ist sein Leben in jedem Augenblick vorbestimmt. Gleichwohl muss jedes Lebewesen in jedem Augenblick entscheiden. Dieses sieht wie ein Widerspruch aus, denn nur eines von beiden Ereignissen kann wirklich sein. Doch für mich ist es nur ein vermeintlicher Widerspruch (ein Paradoxon), der sich in einer höheren Wahrheit auflöst: Jedes Lebewesen entscheidet wirklich jeden Augenblick an Hand der Ereignisse und an Hand seiner Bewertungen selbstständig. Doch da die Umwelten bis auf das kleinste Atom, und da die dieselben Ereignisse mit genau denselben Lebewesen jedes Mal gleich sind, entscheidet jedes Lebewesen immer gleich. Allerdings weiß niemand das Schicksal voraus. Das gilt auch für das Nichts (=Gott), denn das Nichts kennt nur gerade das von sich, was von Augenblick zu Augenblick bewusst ist. Was Lebewesen unterbewusst und damit erinnerbar gespeichert haben, ist auch Erinnerung für das Nichts, wenn und soweit sich Lebewesen im Augenblick daran erinnern. Paradies (8) In Gemeinschaft und damit angstfrei zu leben ist das Paradies. Die Ur-Einwohner Australiens, die Aborigines, sehen die Erde und alles Leben darauf als Paradies an, zumindest haben sie es getan, bevor die zivilisierten Europäer sie als „minderwertige Menschen“ zum Segen des christlichen Glaubens mit seinen „modernen“ Lebensformen bekehren wollen. Als die für Lebewesen erlebbare Form des Paradieses habe ich zuvor die Gemeinschaft vorgestellt. Da die Schöpfung im Ablauf unseres Kosmos kein Bewusst-Sein wiederholt, müssen sich auch Gemeinschaften ständig weiterentwickeln. Dieses notwendige Entwickeln zu gestalten, ist die Aufgabe von Politik. Wir Menschen wählen einige Menschen aus, die unsere Gemeinschaften, wenn sie an Zahl umfangreicher werden, gestalten; wir nennen diese Menschen Politiker. So wie es keine guten oder schlechten Gemeinschaften gibt, sondern nur Gemeinschaften oder Nichtgemeinschaften, gibt es auch keine guten oder schlechten Politiker; es gibt nur Politiker oder Nichtpolitiker, auch wenn viele von Letzteren sich als Politiker bezeichnen. Unter Politikern verstehe ich immer auch Politikerinnen. Aus unserer Geschichte und aus unserem eigenen Erleben erfahren wir, dass wir Menschen mehr oder weniger weit entfernt von paradiesischen Zuständen gelebt haben und auch leben. Es ist die von Seelen in sich ausgelöste Ur-Angst, die Gemeinschaften stört bis zerstört (siehe Kapitel VII „Widersprüche und Ängste, Lügen und Wahn, Zwänge“). So notwendig die UrAngst als Möglichkeit einerseits ist, damit wir zusammenleben wollen, so zerstörend kann sie auch sein, wenn sie wirksam wird. Nachfolgend fasse ich die mystischen Vorstellungen der anfangs aufgeführten Religionen zum Paradies (Christentum; Judentum; Zoroastrismus; Wedismus) sowie meine abstraktphilosophischen Vorstellungen als Antworten zu drei Fragen zusammen. Was ist ein (das) Paradies? 15 1. Christentum: Der Garten in Eden ist ein Ort, wo der Mensch sich ernähren kann, ohne sich dafür mühen zu müssen. Da er nicht vom Baum des Lebens essen darf, kann er nicht ewig leben. Ersehntes Ziel ist, das Reich Gottes mit Hilfe von Jesus Christus zu erreichen. Dafür ist es wichtig, die Nächsten so zu lieben, wie Gott die Menschen liebt. Wie das Reich Gottes aussieht, erklärt Jesus in Gleichnissen. 2. Judentum: Der Garten in Eden ist ein Ort, wo der Mensch sich ernähren kann, ohne sich dafür mühen zu müssen. Da er nicht vom Baum des Lebens essen darf, kann er nicht ewig leben. Die Toten werden wieder belebt in eine Welt hinein, die nicht wie diese Welt ist; der Garten Eden wird dabei nicht erwähnt. 3. Zoroastrismus: Ich habe keine Aussagen gefunden. 4. Wedismus: Die Seele (das atman) entspricht Gott (dem brahman) und ist eine Einheit mit ihm. 5. Meine Philosophie: In Gemeinschaft und damit angstfrei zu leben ist das Paradies. In jedem ihre unendlich vielen Tode ist jede Seele eins mit dem ewigen Schöpfungsauftrag, erfüllt sich dadurch ihre Ur-Sehnsucht und ist im Paradies. Warum leben die Menschen nicht (mehr) im Paradies? Sind die Lebewesen für ihr Leiden verantwortlich? 1. Christentum: Wenn Menschen Gemeinschaften schaden, leben sie nicht im Paradies. Menschen müssen leiden, weil sie selbst bezogen und dadurch grundlegend sündig und deshalb nicht mit Gott eins sind. Das wird von allen vorgestellten Religionen so gesehen. Die Menschen sind seit Adam von der Sünde als personale Macht (=Satan) beherrscht und können nicht mehr nicht sündigen. Mit diesem Schicksal fällt die Verantwortung für die Erbsünde auf die beiden ersten Menschen Adam und Eva. 2. Judentum: Gott hat Adam verboten, im Garten Eden vom Baum des Erkennens zu essen, sonst würde er sofort sterben. Adam hat davon gegessen, wurde aus dem Garten Eden verwiesen, damit er nicht auch noch vom Baum des Lebens isst und unsterblich wird. Adam musste fortan mühselig für seine Nahrung arbeiten und (wie im Garten von Eden) sterben. Diese Vorstellung gilt auch für das Christentum. 3. Zoroastrismus: Zwei Prinzipien bilden ein feindliches Geschwisterpaar: göttliche Heiligkeit und Tugendhaftigkeit sowie das absolute (= aus sich selbst heraus) Böse. Um das zeitlich begrenzte absolute Böse zu vernichten, muss die gesamte Schöpfung sich verbinden; die Geschöpfe sollen harmonisch miteinander leben. In ihrem Leben können die Menschen zwischen gut und böse frei wählen und sind verantwortlich für ihr Schicksal. 4. Wedismus: Da die Seele sich an die veränderliche Materie gebunden hat, hat sie ihren absoluten Ursprung verloren. Ist der absolute (= aus sich selbst heraus) Ursprung das Paradies? Eine Antwort habe ich nicht gefunden. 5. Meine Philosophie: Lebewesen (= Seele und Körper in unauflöslicher Einheit) und damit auch Menschen erfüllen sich eigenständig als Schöpfungsauftrag, das heißt sie machen bewusst, und müssen sich dabei jeweils von allen anderen ihnen bekannten Lebewesen unterscheiden. Jede Seele in jedem Lebewesen bewertet sich – und nur sie tut es abschließend für sich -, ob und wie sie sich erfüllt. Bewertet sie sich zu erfüllen, ist sie lebensmutig, fühlt sich wohl, lebt in Gemeinschaft und erlebt das „Paradies auf Erden“; das ist das Gute. Bewertet sie, sich nicht zu erfüllen, muss sie so tun, als würde sie sich erfüllen, sie muss lügen. Diese Lebenslüge ist nicht nur das Böse, sie behindert das eigene Erfüllen, die Seele fühlt sich nicht wohl bis hin zum Empfinden von Schmerz. Das ist die Hölle, das ist das Gegenteil vom Paradies. Jedes Lebewesen, jeder Mensch, ist ausschließlich alleine für sein Entscheiden und sein Verhalten verantwortlich und trägt die Folgen dafür. Mit jedem seiner Tode endet diese Verantwortung und die Möglichkeit von Hölle; mit jedem seiner Geburten 16 (siehe Kapitel III „Quellcode des Seins“) beginnt diese Verantwortung wieder bis zum nächsten Tod, und zwar schicksalhaft [siehe Ziffer (6) „Ewiges Leben …“]. Wie kommen die Menschen zurück ins Paradies, zu was werden sie erlöst? 1. Christentum: Nach Jesus Worten schenkt Gott den Menschen Erlösung aus dem sündhaften Unheil. Christen hoffen, von den Toten aufzuerstehen und teilen ein nach ewiger Pein und nach ewigem Leben. Ob das ewige Leben das (verlorene) Paradies ist, wird nicht berichtet. 2. Judentum: Juden erwarten das Ende der Zeit mit der dann nicht umkehrbaren Gottesherrschaft: Die Toten werden wieder belebt in eine Welt hinein, die nicht wie diese Welt ist; der Garten Eden wird dabei nicht erwähnt. 3. Zoroastrismus: Himmel oder Hölle nach dem Leben sind unmittelbare Folgen der Gedanken, Worte und Taten eines Menschen. Nach dem Wiederauferstehen des Fleisches und nach dem Jüngsten Gericht ist Gottes Schöpfung wieder „gut gemacht“; Leib und Seele sind wieder vereint und leben ewig. Ewig zu leben scheint für die Menschen das Ziel zu sein; ist es auch das Paradies? In der durchweg guten Schöpfung gibt es dann das Böse nicht mehr. 4. Wedismus: veda (=weises Wissen) führt zum brahman, zum absoluten Einen, aus dem alles ist, zurück und befreit atman (die Seele) vom ewigen Kreislauf des Lebens und des Sterbens, macht die Seele unsterblich. Diese Unsterblichkeit scheint das Ziel zu sein. Ob ein paradiesisches Erleben damit verbunden sein soll, habe ich nicht erfahren können. 5. Meine Philosophie: Alle Lebewesen, so auch alle Menschen, kehren unmittelbar mit jedem Ende ihrer unendlich vielen und gleichen Leben als Seele in das Einssein im Schöpfungsauftrag und damit sicher in das Paradies zurück; Hölle gibt es nur im Leben, muss es aber im Leben nicht geben. Die Materien der Lebendkörper, sie sind auch TeilMöglichkeiten, werden mit dem Ende jedes Kosmos (als zusammenhängende Abfolge von Kosmen) wieder unbewusst und mit Beginn jedes Kosmos wieder bewusst. 17