Wohin des Weges, Frau

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Wohin des Weges, Frau?
Ein Rückblick auf weibliche Vorbilder
mit einem Ausblick auf weitere Erfolge
Vortrag von Anja Walter
beim B.F.B.M. in
Mönchengladbach am 20.03.2006
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Anja Walter
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Wohin des Weges, Frau?
Vortrag beim B.F.B.M.e.V. Mönchengladbach am 20.03.2006
Wohin des Weges, Frau?
Dies wird ein Rückblick auf weibliche Vorbilder mit einem Ausblick auf weitere Erfolge – wenn wir
dazu kommen.
Stellen Sie sich vor, es wäre der 20. März 2021.
Es ist 15 Jahre später als heute.
Stellen Sie sich vor, ein Mädchen sitzt in einem Raum.
Es ist Diana, Vierzehn Jahre alt.
Diana hat Hausarrest.
Sie musste zuhause bleiben an diesem Sonntag. Alle anderen sind schon beim schönen Wetter unterwegs.
Sie schreibt ´was in ein kleines Buch.
Ich heiße Diana und langweile mich.
Ich habe gerade meine Grundausbildung in der allgemeinen Schule abgeschlossen
Und weiß nicht, was ich weiter machen soll.
Alles ist so eintönig: Schule, Musik, Veranstaltungen, Jugendtreffs.
Wenn meine Eltern wüssten dass ich so froh nicht raus zu müssen zu dieser Langeweile, dann wäre ich
sicherlich draußen statt drinnen,
Mum hat mir erzählt, dass sie früher einfach so durch die Wiesen streifen konnten.
Dass sie sich spontan mit Freunden getroffen haben.
Heute geht das nicht mehr, sagt sie, weil wir das Auto mindestens 2 Wochen vorher buchen müssen
und dann gleich dem Sicherheitsdienst ankündigen, wann wir zurück sein werden und wann nicht.
Alles scheint voraus bestimmt. Jeden Tag, jedes Wochenende, jeder Ablauf, auch mein Leben.
Vielleicht mache ich eine Berufsausbildung, egal was,
vielleicht kann ich studieren, egal was,
vielleicht treffe ich einen Mann und heirate, bekomme Kinder, ganz bestimmt.
Alles ist vorausbestimmt, alles kalkulierbar und finanzierbar. Das ist wichtig heute.
Ich werde gehütet wie ein Augapfel, wenn es mir schlecht geht, steht sofort ein Arzt da.
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Ich wollte mal ´ne Ärztin. Die würde mir vielleicht liebevoll über den Arm streichen.
Oder mich vorsichtig berühren.
Nicht so kalt und herzlos wie der Arzt der da war, als ich Mumps hatte mit 5 Jahren.
„Ärztinnen gibt es nicht mehr, mein Liebling. Du weißt doch, dass es nur noch wenige zahlungsfähige Patienten gibt, und da ließen wir jahrelang den männlichen Ärzten den Vortritt, weil sie meistens
eine Familie zu ernähren hatten.
Jetzt gibt es quasi keine Ärztinnen mehr – sie sind quasi ausgestorben.“ Das war die Erklärung von
Mum.
Das ließ mich als 5Jahre jedoch nicht in Ruhe:
„Aber Mum, Ärztinnen sind doch auch Menschen!
Wie konntet Ihr sie einfach aussterben lassen! Hat denn keiner daran gedacht, was er damit macht,
wenn er nur den Männern den Vortritt lässt? Wenn man Frauen nicht gleich behandelt wie Männer?“
Mum hat damals nichts darauf geantwortet.
Ich bin also 14Jahre alt, sitze zuhause und langweile mich. Stelle immer noch solche Fragen.
Jetzt zum Beispiel fällt mir eine ein:
Wie war es denn, bevor ich zur Welt kam?
Wie kann ich das erfahren?
Diana blickte sich im Zimmer um. Sie war im Wohnzimmer der Familie.
Da standen zwei alte Sessel, eine Coach und ein Regal mit vielen schönen Dingen: Blumenvasen aus
Glas, Schalen aus Ton, ein buntes Mobile hing in einer Ecke an der Decke und lustige Holzfiguren aus
dem ehemaligen Kontinent Afrika standen herum.
Sie ging zum Regal und schaute in das unterste Fach, an dem zwei Türen die Einsicht verschlossen.
„Mausoleum“ hatte Mum dieses Fach genannt, weil sie dort jene Dinge hortete, die sie mit sich nehmen wollte – nie mehr als 5.
„Weißt Du, meine Grosseltern haben mir viel über den zweiten Weltkrieg erzählt und wie schnell
man damals packen musste. Meine Eltern haben sich auch getrennt und meine Mutter hat mit uns Kindern das Haus in der Nacht verlassen. Jeder mit einem kleinen Köfferchen, in dem die ihm wichtigsten 5 Sachen lagen. Das Mausoleum hier enthält die 5 Dinge, die ich mitnehmen möchte.“
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Meine Damen, bitte bedenken Sie ganz kurz eine solche Situation:
Was wären die 5 Dinge, die Sie mitnehmen möchten?
Welche 5 Dinge könnten Sie mitnehmen die am besten beschreiben, was Sie heute tun?
Haben Sie an alles gedacht und gut gepackt?
Diana jedenfalls fand im Regal
-
Artikel der Zeitschrift Emma vom März 2006
-
Dazwischen noch ein Artikel: Die Eiserne Spanierin von mit dem Ranking der Top 25 Business Frauen von 2005, durchgeführt von der Financial Times Deutschland
-
Ein buch Berühmte Frauen vom Insel Verlag: es versprach 300 Porträts
-
die Jubiläumsausgabe 400. Playboy von 11/2005,
-
und die Wolfsfrau, ein Buch von Clarissa Pinkola Estés
-
sowie eine kleine, aus Holz geschnitzte Frauenfigur. Eine Frau, so groß wie ihr Ringfinger.
Diana las quer.
Zuerst fragte sie sich:
Wie war es denn vor 15 Jahren, als es mich noch nicht gab, als ich noch nicht einmal geplant war?
Was waren die Themen, mit denen Mutter sich damals beschäftigt hat?
Dazu las sie die Artikel der Emma.
Im Cartoon von Franziska Becker sah sie das „Drei Knöpfe erobern die Welt“, ein Bild, in dem eine
Frau wohl „Hau den Lukas“ spielte.
Im Dossier Ging es um frühen Sex von weiblichen Jugendlichen, über den sich die alten Journalistinnen aufregten. Diana konnte das gar nicht verstehen: mit 15 Sex mit einem Freund war doch normal?!? Auch mit 13 oder 11, je nachdem, wann das Mädchen es wollte! Entscheidend war doch, dass
man es selbst will und nicht von einem alten Lüstling dazu gezwungen wird, wie es ihren Freundinnen
oft genug passiert war.
Dann kam eine „offene Antwort“, in der wortreich beschrieben wurde, dass die Migrationsforscher
gerne möchten, dass Frauen aus dem Islam weiterhin schweigen mögen über ihre Familienverhältnisse, weil sonst ganze Forschungsgebiete und Einnahmequellen versiegen könnten. Aha, hier klauen die
Frauen den Männern weibliche Erkenntnisse und die Möglichkeit, daran männlich zu verdienen, sagte
sich Diana.
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Pascha des Monats Januar war Paul Bocuse. In seiner eigenen Biografie gestand der beste koch
Frankreichs (und damit der Welt), dass er drei Frauen hatte. Und mit jeder ein eigenes Zuhause, damit
sich das besser managen lässt. Immerhin sei er ihnen insgesamt 145 Jahre treu geblieben, war da zu
lesen.
Das war ein gutes Modell. „Warum hat sich das nicht durchgesetzt?“ Fragte sich Diana. „Wenn ich
drei Männer habe und mit jedem eine Wohnung, dann kann ich drei verschiedene Seiten meines Ich
leben. Ich kann als Journalistin beim einen meine ruhe finden, beim anderen geistige Anregung, und
beim dritte tobe ich mich sexuell aus. Das ist das Wichtigste: wer könnte der dritte sein? Junge werden
ja so schnell müde und erschlaffen schon beim ersten Mal! Ich glaube, der dritte ist ein echter Glückstreffer.“
Die Frauen über vierzig haben Angst: Beim Arbeitsamt ist frau spätestens ab Mitte 40 schwer vermittelbar, obwohl das Schwangerschaftsrisiko wegfällt. Bis dahin gelte ich als potenzieller Ausfall,
weil ich mich um Kleinkinder kümmern muss.
Ups – Diana stutzte. War das der Startschuss gewesen zum Aussterben der Kinder? Von dem ihre
Mutter so oft erzählt hatte und sie selbst dadurch nur virtuelle Freunde in den ersten drei Lebensjahren
kennen gelernt hatte?
Wenn der Staat sämtliche Unterstützung nur Frauen zuteilte und nur von denen erwartet, dass sie sich
um Kinder kümmern,, war klar, warum sich ;Männer nicht angesprochen fühlten und ihre Familien in
Scharen verließen – was wiederum erwachsenen oder bewussten Frauen nicht als Lebensziel erschien,
weshalb sie gleich auf Kinder verzichteten.
Ein Artikel faszinierte Diana besonders:
Ein Skandal?
Es ging darum, dass die Schweizer Bundesrätin im Außenministerium Micheline Calmy-Rey
Männer diskriminiert. Sie hatte von 14 potenziellen Anwärtern des diplomatischen Dienstes, von
denen 4 Frauen und 10 Männer waren, konsequent 4 weibliche und 4 männliche in die Ausbildung
zugelassen. Daraufhin traten der Ständerat Dick Marty, der Universitätsprofessor de Senarclens und
ein weiterer Kollege aus der Prüfungskommission aus. „Danke, Dick Marty! Der Rücktritt der drei
beleidigten Männer macht endlich Platz für Frauen.“, wurde hier Generalsekretär Thomas Christen
von der Sozialdemokratischen Partei zitiert. Das aktuelle Geschlechterverhältnis in der Zulassungs-
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kommission: 19 Männer – und vier Frauen. Im diplomatischen Corps der Schweiz sind heute 376
Männer und 71 Frauen, von 116 Botschaftern sind nur zehn weiblich, stand da geschrieben.
Wie können Frauen in anspruchvolle Berufe nachfolgen, wenn in den Auswahlgremien Männer in der
Überzahl waren? Wie kam es, dass nur sehr wenige Frauen, die an die Spitze einer solch maßgeblichen Funktion gestellt wurde, ihre Kolleginnen nachzogen, wie es die Männer taten?
Die Folge davon war offensichtlich: Frauen verbünden sich nur mit Männern und nicht mit Frauen. Sie
scheinen sich gegenseitig zu misstrauen; und das muss wohl mehrfach bestätigt worden sein. Diana
fragte sich: „Ob das mit dem Mutterinstinkt zu tun hat? Dass eine Frau sich immer einen potenziellen
Mann als Partner und Erzeuger sucht, um die Art zu erhalten, anstatt sich miteinander zu solidarisieren? Aber dann wären ja Frauen genauso rückständig in ihrem Denken, immer noch Neandertaler, wie
sie es Männern vorwerfen! Paul Bocuse z.B..
Das erklärte auch, warum Frauen mit verheirateten Männern fremdgingen (mangelnde Solidarität)
und warum betrogene Frauen bei ihrem Mann blieben (mangelnde eigene Identität). So schloss
Diana.
Aha, Frauen
-
bilden sich aus, lernen einen Job
-
Finden keinen Job weil Männer die Auswahl treffen und Männern bevorzugen
-
Suchen sich einen Mann mit dem sie ihren Mutterinstinkt ausleben können
-
Oder gehen mit einem fremd, der schon eine Frau hat.
-
Und beklagen sich dann, wenn der Mann sich weder der einen noch der anderen Frau verantwortlich fühlte – und sich der dritten zuwendet. (so war es einer Freundin von Dianas Mutter gegangen.)
Da war Bocuse ja eine richtig löbliche Ausnahme!
Ein irrer Kreislauf der Frauen.
Ein weiterer Artikel fesselte Diana: das Interview mit Ursula von der Leyen.
Aber, Meine Damen, ich bin mir sicher, auch Sie haben schon von Frau von er Leyen gehört!
Ich bin sicher, Sie haben sich gefragt, ob Sie die Dame nun mögen oder nicht. Wie fiel denn
bei Ihnen die Antwort aus?
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Der Artikel begann (nämlich) mit der Frage „Frau Ministerin, wie erklären Sie sich die Aggressionen,
die Sie auslösen?“ Diana stutzte: das war doch genau die Bestätigung der Gedanken, sie sie gerade
noch hatte! Eine erfolgreiche Frau wird aggressiv von anderen kommentiert. Dass Männer so emotional begegnet wurde, hatte sie noch nie erlebt.
Diana las weiter. Im Text wurde die Geschichte von Frau von der Leyen beschrieben, wie sie sich als
Ärztin qualifizierte, halbtags arbeitete als die ersten drei Kinder kamen und schon fast resigniert hatte
und beruflich kein Weiterkommen oder Akzeptanz sah, als sie mit ihrem Mann nach Amerika zog.
Diana schlussfolgerte sogleich den Lebenslauf:
-
Ein Studium zur Ärztin
-
Ein aufgeschlossener Mann
-
Frauenemanzipation im Grundgesetz
-
Und damals noch kostenlose Kindergärten
-
Machen noch keine Karriere.
Das war „normal“: Frauen entschieden sich. Ob sie Kinder wollten oder Karriere. Offensichtlich hatten sie sich für – was entschieden? Es war wohl gar nichts dabei herausgekommen?
Ganz besonders fand Diana den Bezug von Frau von der Leyen zu ihrer Partei: Sie war Ministerin der
CDU. Mum hatte erzählt, dass die CDU diejenige Partei gewesen war, die am meisten an Tradition
und alten werten festgehalten hatte. Konservativ also gewesen war.
Konservativ wäre es ja, wenn auch die Frauen diesen alten Kreislauf beibehielten, der den Männern so
genutzt hatte. Nun schien es aber, als wären gerade diese Frauen von der CDU sehr innovativ vorgegangen und hätten Frauen gefördert. Dazu sollte ein einjähriges Recht auf Lohnersatz für Mütter
wie Väter eingeführt werden. Mehr noch: das Geld sollte zehn von zwölf Monaten an ein Elternteil
gehen - üblicherweise die Mutter. Wenn sich dann der andere Elternteil nicht entschließen kann, ebenfalls zu pausieren, dann sollte das restliche Geld verfallen – bzw. der Anspruch darauf. „Wo Frauen
sich ändern, müssen auch Männer sich ändern. Noch sind die Männer irritiert über den Wandel.“ Sagte
Frau von der Leyen im Interview.
Meine Damen, ich wie denken Sie darüber? Wird Frau von der Leyen es schaffen und das
Umdenken der Männer einleiten?
Werden wir in zehn Jahren zurückblicken können und sagen: ja, mit der staatlichen Finanzierung von Elternzeit konnten wir Kinder bekommen?
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Nein, das war nicht die Welt, die Diana verstehen wollte. Näher lag ihr da schon der nächste Artikel:
die Eiserne Spanierin: Ana Botín. Da waren nicht nur Details zur Biographie der Dame aufgeführt,
sondern auch die anderen Damen, die von der Financial Times zu den Top Business Frauen gezählt
wurden.
Diana schaute auf die Liste. Es war keine einzige Deutsche darunter.
Diana wunderte sich.
Welche Deutsche Frau würden Sie, meine Damen, vorschlagen?
Haben wir in Deutschland eine Frau, die wir als erfolgreich wahrnehmen – und als weiblich?
Diana schaute sich um. Bis zu ihrer Zeit 2021 hatte sich also nichts geändert.
Deutsche Frauen hatten inzwischen eine Kanzlerin gehabt und eine Ministerpräsidentin, aber immer
noch waren die wirtschaftlich erfolgreichen Frauen die Französinnen, Italienerinnen oder sogar Türkinnen.
Es war nie wieder zur Sprache gekommen, auch wenn Länder wie Indien und Griechenland eine Landespräsidentin hatten, oder sogar Japan Frauen im Berufsleben mehr Macht und Mitsprache eingeräumt hatten als die Wirtschaft es in Deutschland tat –
und das, weil offensichtlich die Deutschen Frauen einer Frau keine wirtschaftliche Macht erteilen, sie
sie ausüben oder erhalten sehen wollten.
Deutsche Frauen wollten nicht wirklich Eigenständigkeit, wirtschaftliche Unabhängigkeit, Einfluss,
und schon gar keine Macht, schloss Diana.
Aber das war 2006. Wenn die Frauen von 2006 bis heute, 2021, schon so viel aufgegeben hatten, was
mussten sie früher einmal besessen haben!
Immerhin war ihre Mum schon einmal frei auf weiten Wiesen gelaufen und konnte spontane Termine
abmachen mit Freundinnen, weil sie ein eigenes Auto gehabt hatte und sich nicht mir anderen Eigentümern und dem Sicherheitsdienst abstimmen musste.
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Das einzige, was sich geändert haben mag, war die Umwelt und die Sicherheit. Den Rest kannte Diana
ja noch.
Wie war es denn noch weiter zurück in die Vergangenheit?
Wieder in der Emma fand sie einen Artikel „Neidisch auf den Osten“, der über die Errungenschaften
von Frauen aus dem Osten Deutschland – wo war denn das gewesen? Ost-Deutschland? referierte.
Das muss zu der Zeit gewesen sein, als sich Deutschland nach dem Mauerfall wieder vereint hatte.
Ah, das war genau 17 Jahre zuvor, 1989, gewesen,
17 Jahre vor 2006. aha, da hatten die Frauen schon wieder etwas verloren.
Die Autorin beschrieb, welche Erleichterungen ihren Alltag in jenem Osten unterstützten, und was
sie vermisste, als sie in den Westen kam. Das muss eine Menge mehr gewesen sein als nur Kinderbetreuung, schloss Diana, denn schließlich hatte sie im Osten einen verantwortungsvollen Posten erhalten, während sie im Westen nur Aushilfsarbeit hatte leisten dürfen.
Die Deutschen Frauen hatten also nach und nach freiwillig auf Annehmlichkeiten verzichtet. Ganz
freiwillig offenbar.
-
Verlust der Kinderbetreuung,
-
Verlust der Gleichbehandlung bei Einstellungen,
-
Verlust der gleichen Ausbildungschancen,
-
Verlust der gleichen Einstellungsquoten
– eine Menge an Verluste im Westen.
Nein, im Osten, den im Osten hatten sie es ja zuvor.
Jetzt verstand Diana auch die vorigen Artikel: Dem Westen fehlte es wohl nicht. Dem männlichen
westen und auch dem weiblichen nicht.
Fehlte denen wirklich nichts? Den Ostlern nicht noch den Westlern?
Fehlt Ihnen heute etwas?
Was fehlt Ihnen denn?
Behalten Sie es für sich, ich kann es Ihnen nicht geben!
Aber sagen Sie es sonst laut, sobald Sie draußen sind.
Diana kramte weiter im Mausoleum – ha der Playboy. Was gab ihr denn der Playboy über Frauen zu
sagen?
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Frauen sind schöne Objekte.
Und: Schönheit muss gewürdigt werden.
Da stellte sie sich die Fragen:
Kann man Frauen denn nur wirklich lieben, wenn sie schön sind?
Und, wenn eine Frau nicht schön ist, ist sie dann der Würdigung oder der Liebe nicht wert?
Und was war eigentlich schön?
In diesem Playboy gab es einen Rückblick über die letzten 400 ausgaben, da waren die Formen, die
Farben, auch die Gesichtzüge der Frauen immer anders.
Was war also Schönheit und wer sagte, was schön war?
Kann man nur Schönheit würdigen?
Na, immerhin: im Playboy hat man Schönheit noch gewürdigt, das war mehr, als man heutet 2021 tat.
Heute dachte keiner mehr an Lippenstift oder Lidschatten, Haarpflege oder Fußbalsam.
Wie sehen Sie das heute?
Ist Schönheit ein Kapital oder ein Hindernis?
Haben Sie auch über Frau Merkel geredet, wie ihre Haare so vereinzelt abstehen?
Und auch über das heraushängende Hemd von Herrn Schröder?
Bedeutet ein Mangel an Schönheit auch für Sie – ein Mangel an Kompetenz? Und zwar bei
Frauen?
Ja, der Playboy zeigte Diana:
Nur schöne Frauen konnten irgendwie berühmt werden. Oder zumindest auf Glanzbildern abgebildet werden. Begeistert sah sich Diana die Bilder an mit den Frauen auf dem Motorrädern, Autos, technischen Installationen: sogar die technischen Männern brauchten etwas „schönes“ – dazu also konnten
Frauen auch dienen…
Dienen. War das alles?
Diana griff wieder ins Mausoleum und erwischte das Buch „Berühmte Frauen“.
Was da wohl drin steht?
Vor allem Frauen der Vergangenheit. Keine oder nur wenige, die 2006 noch lebten.
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Diana blätterte durch.
-
Schriftstellerin,
-
Philosophin, Märtyrerin, First Lady, Malerin.
-
Hofdame, Dichterin, Schauspielerin.
Frauen hatten wohl nie gearbeitet?
So als Handwerkerin, Weberin, Küfnerin oder so?
Woher kam dann die Mär der Industrialisierung, in der die Frau wie alle in der Familie, mit am Band
stand?
Gab es damals keine Frauen, die sich durchgesetzt hatten in der Produktion?
Hatte denn keine etwas geleistet?
Gab es nicht die eine oder andere Unternehmerin?
Das ging nur schwer aus den Unterlagen heraus.
Wenn Diana nicht im Gemeinschaftskundeunterricht von der
-
Witwe Cliquot gehört hätte, die einen Weinberg übernommen und eigenhändig saniert hatte, oder von eine
-
Mama Opel, die durchaus nicht nur für ihre Söhne gekocht hatte, sondern auch wichtige strategische Entscheidungen traf, wie zum Beispiel den Wechsel von den Nähmaschinen zu
den Motoren,
dann hätte sie geglaubt, die Welt der Frauen hätte nur aus den Künsten bestanden.
Doch Diana hatte vor kurzem auch die Nobelpreisträger gelernt.
Darunter war eine Marie Curie, die hatte ein eigenes Labor gehabt, auch ihre Tochter hatte einen Nobelpreis erhalten. Beide waren sie wichtige Unternehmerinnen und Forscherinnen – und standen hier
nicht drin. Obwohl sie berühmte Frauen waren.
Nobelpreisträgerinnen standen also nicht in diesem Buch – doch, doch, Mutter Theresa.
Käthe Kruse z.B. fand Diana nicht unter den Berühmten Frauen.
Meine Damen, welche fünf Namen würden denn Sie nennen?
Wichtige Frauen, berühmte Frauen, Frauen, die etwas bewegt haben würde Sie nennen?
Und, bitten denken sie einmal darüber nach, was tun Sie persönlich denn, um Frauen mit
großen Visionen zu unterstützen?
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Vortrag beim B.F.B.M.e.V. Mönchengladbach am 20.03.2006
In den Erinnerungen ihrer Mum gab es keinen Hinweis, dass die Gleichstellung von Männern und
Frauen in der Arbeitwelt wie auch in der Gesellschaft gefördert wurde – eher fand Diana, einen Beweis für den Verlust an weiblicher Einflussmöglichkeit nach dem andern.
Oder den Hinweis auf die berühmten Frauen: Schriftstellerinnen, Musikerinnen, Musen. Frauen von
berühmten Männern wurden zu berühmten Frauen.
Gab es überhaupt Frauen, die sich selbst unabhängig von Männern definierten? Die in ihrer Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte sich selbst, ihre Träume und ihre Möglichkeiten ins Visier
nahmen?
Diana zog das letzte Buch heraus aus dem Mausoleum.
Die Wolfsfrau.
Sie schlug willkürlich eine Seite auf. Seite 195.
Es ging um Starke Mutter, starkes Kind.
Auch wenn eine Mutter einmalig für ein Kind ist, kann es vorkommen, dass ein Kind zu einem bestimmten Zeitpunkt in seinem Leben eine andere Art von Mutter braucht, als es die eigene Mutter ist.
Eine liebevolle gluckende z.B., wenn die eigene vielleicht eher distanziert ist.
Das Kind sucht sich also eine „zweite Mutter“. Und diese Beziehung, schrieb die Autorin, kann ebenfalls sehr bindend sein und ein Leben lang halten. Im Gegenteil, es ist ein Zeichen eines gesunden
Kindes, wenn das Kind diese Beziehungen allesamt schätzt und pflegt.
Das setzt natürlich eine starke Mutter voraus, die andere Mütter neben sich haben kann.
Diana überlegte. Eine Starke Mutter ist eine, die nicht die einzige für ihr Kind bleiben muss. Das
Kind also loslässt.
Sie dachte daran, dass fast alle Frauen ihrer Zeit keine andere Aufgabe mehr hatten als für die Familie zu sorgen, die Kinder zu hüten, das Haus zu pflegen und das Essen zu kochen. Besonders die jungen Mütter ihrer Zeit hatten nicht einmal eine Ausbildung erhalten.
Ihre Kinder waren also ihr Leben für sie. Und damit ihre Identität.
Was das wohl mit den Kindern machte?
Wie viel Mütter sich wohl heute, 2021, schon so intensiv um ihre Kinder kümmerten,
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dass denen fast der Atem abgedrückt wurde?
Starke Mütter waren das nicht. Zumindest nicht nach diesem Buch.
Meine Damen: wie stark sind Sie?
Als Mutter, Tante oder Freundin
– und wie stark sind Sie im Netzwerk?
Auf Seite 333 las Diana, dass Kreativität das kostbarste Gut einer Frau sei, das sie habe. Denn sie
sei eine Nahrung, die durch das ausgeben an andere immer weiter wachse und sich vermehre. Wenn
eine Frau im Fluss ist, dann entspringt ihr
-
Leben,
-
Ideen,
-
Liebe,
-
Wärme.
Alles gelingt.
Das geht nur, wenn im Strom keine Hindernisse sind, keine Blockaden oder Dämme den Kreativitäts-Fluss verhindern. Wenn eine Frau sich also auf vielen Ufern entfalten kann wie ein Fluss, der
manchmal überschäumt und manchmal fast versiegt.
Diana dachte wieder an die Mütter ihrer Klassenkameradinnen. Keine der Damen war kreativ, zumindest nicht, wie sich Diana kreativ vorstellte.
Mum war bis zu ihrer Geburt Malerin und Buchillustratorin gewesen und arbeitet heute im Stillen
bei Pops mit in der Farb-Gestaltung von Cyber-Feriendörfern.
Natürlich nur im Stillen, denn für Frauen gab es offiziell ja keine oder nur sehr wenige Arbeitsplätze
– und schon gar keine höher qualifizierte.
Also, die Mütter ihrer Kolleginnen waren kreativ, wenn es um das Decken des Dinnertisches ging,
oder die
Gestaltung der Vorhänge.
Wobei das auch meistens automatisch passierte,
weil Naturstoffe keine mehr hergestellt wurden,
hatte man 2016 damit begonnen,
chemische Stoffe herzustellen,
die über Fotoeoletrik ein Muster einscannen konnten
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und so automatisch das neue Muster annahmen.
Die Kreativität war also meistens auf eine Postkarte als
Vorlage begrenzt.
Aha, und damals, als die Pinkola Estés das Buch geschrieben hatte, waren die Frauen also auch kreativ. Das waren sie wohl 2006 schon nicht mehr gewesen, weil die Emma davon nichts geschrieben
hatte.
Meine Damen, was haben Sie in Sachen Kreativität auf der Pfanne?
Wo sind Sie selbst noch aktiv kreativ
Und wo bremsen Sie andere?
Auf Seite 417 fand Diana einen Satz, der sie sehr berührte:
Der Kern oder das Herz der femininen Psyche fühlt sich auf niemanden angewiesen, er oder es
webt, spinnt und schöpft aus sich selbst heraus,
aber genau diese Unabhängigkeit wird den meisten Attacken ausgesetzt.
Nach Stunden, wirklich nach Stunden der Lektüre in diesem Buch blickte Diana wieder auf. Das Buch
hatte sie gebannt. Stundenlang gefesselt und alte Welten, Gleichnisse erinnert, an alte Träumen und an
Bilder, an die sie sich fast selbst erinnern konnte – was ja gar nicht möglich war.
Sie fragte sich: wo sind diese Frauen hin?
Frauen im Alltag, die Kraft und Mut bewiesen,
So viele Märchen von Gewalt und gewaltiger Kraft,
auch von gewaltfreier, nicht im Sinne von bösartig, sondern machtvoll,
wo sind sie geblieben, die Frauen,
die machtvoll handelten,
sich nicht versteckten sondern offen gehen,
Frauen, die mit roten Schuhen am Strand tanzten – wo waren sie?
Frauen, die eigene Ideen hatten,
die wie Bärinnen,
Löwinnen oder
Katzen kämpfen konnten um das,
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was ihnen lieb war?
In dem Buch wurde erzählt, dass viele der Märchen Jahrtausende alt waren. Zig-Jahrtausende, über
verschiedene Kulturen angeglichen und verändert wurden.
So lange hatte es also gebracht um
aus Frauen, gleichwertigen Partnern,
Frauchen zu machen.
Diana schaute auf. Die Tür öffnete sich.
Ihre Mutter trat ein.
Stellen Sie sich vor, Sie sind diese Mutter.
Diana ist das Kind, das Sie heute, in den nächsten Wochen empfangen werden.
Ihre Tochter ist jetzt 14 Jahre alt und fragt Sie:
„Mum, was ist denn passiert in dieser Zeit?
Was habt ihr gemacht mit all eueren Möglichkeiten?
Warum habt ihr sie verspielt?
Was habt ihr gemacht mit den Ideen, die alle in der Luft hingen?
Eine Präsidentin auf zu stellen 2006 und sie ab zu wählen?
Was hast du gemacht, 2006, bevor es mich gab?
Als um diese Entscheidung ging, Gleichbehandlung vor dem Gesetz, deine Rente, deine Versicherung,
meine Ausbildung?
Was hast du gemacht, dass Ärztinnen ausstarben?“
Meine Damen, ich frage Sie nun:
Was tun Sie, um Frauen heute als gleichwertige Partner zu platzieren?
Was ist Ihr Beitrag zur Zukunft Ihrer Tochter?
Ich bitte Sie: denken Sie darüber nach, was Sie noch tun können. Hier, an dieser Stelle.
Denken Sie nach und handeln Sie.
Besten Dank dafür.
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