Lehrplan für den Religionsunterricht im Biennium

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RELIGION
LEHRPLANENTWURF
für das Biennium
Mitglieder der Lehrplangruppe:
Mag. Christine Gostner, Bozen
August Prugger, Bozen
Dr. Josef Stampfl, Bozen
Dr. Josef Torggler, Bozen
Wissenschaftliche Beratung:
Dr. Wilhelm Albrecht, RPI München
Schuljahr 1994/95
Lehrplan für den Religionsunterricht im Biennium
I.
Allgemeine Bildungsziele
a) Der katholische Religionsunterricht im Biennium trägt, zusammen mit
den anderen Unterrichtsfächern, zur Förderung der vollen Entfaltung
der Persönlichkeit der Schüler hei. Er führt zu umfassenden Wissen, zu
größerer Kritikfähigkeit und zu zunehmen der Klarheit in der
Lebensorientierung. Durch die Artikel 35 - 38 des DPR Nr. 89 vom
10.02.1983 (Durchführungsbestimmungen des Autonomiestatutes für
Trentino-Südtirol in Fragen der Schulordnung für die Provinz Bozen) ist
der katholische Religionsunterricht gesetzlich geregelt. Diese
Bestimmungen, die die derzeitige Reglung in diesem Grenzgebiet
festhalten, sind im erneuerten Lateralvertrag zwischen dem
italienischen Staat und dem H1. Stuhl (Gesetz Nr. 121 vorn 25.03.1985
mit dem Zusatzprotokoll Nr. 5. c) enthalten. Im Rahmen der Ziele der
Schule und in Übereinstimmung mit der kirchlichen Lehre fördert der
Religionsunterricht die Aneignung einer religiösen Kultur, die Bildung
des Schülers, die Kenntnisse sittlicher Werte und Inhalte der
katholischen Religion. Er vermittelt ferner das Verständnis der örtlichen
Gebräuche und Traditionen in denen sich das lebendige Kulturerbe
dieses Landes vielfältigen Ausdruck schafft.
b) Der katholische Religionsunterricht will die Schüler in ihrer geistigenreligiösen Entwicklung begleiten und fördern. Im Hinblick auf ihre
Eingliederung in Berufswelt und Gesellschaft bietet er Fachkenntnisse
und Hilfen zum Verständnis der geschichtlich-kulturellen Wirklichkeit in
der sie leben. Der katholische Religionsunterricht kommt den Schülern
bei der Suche nach Maßstäben für ein Gelingen des Lebens
entgegen. Er erörtert die Sinnfrage trägt zur Bildung des Gewissens bei
und motiviert zu verantwortlichem Handeln. Er befähigt zu
persönlicher
Entscheidung
in
der
Auseinandersetzung
mit
Weltanschauungen und Ideologien. Er fördert Verständnis und
Toleranz gegenüber der Entscheidung anderer.
In diesem Rahmen hilft der katholische Religionsunterricht den
gläubigen Schülern, sich bewusster für den christlichen Glauben zu
entscheiden und keiner religiösen Gleichgültigkeit zu verfallen. Dem
suchenden
oder
dem
christlichen
Glauben
gleichgültig
gegenüberstehenden Schüler bietet er die Möglichkeit, Antworten der
Kirche auf seine Frauen kennen zulernen und sich mit ihnen
auseinander zusetzen. Sich als ungläubig betrachtende oder dem
Glauben fernstehende Schüler können den eignen Standort abklären
oder revidieren.
c) Dieser Lehrplan bietet den Rahmen für die Planungshilfen des
Bienniums, die auf die jeweiligen Jahrgangsstufen abgestimmt sind.
Auf Kontinuität mit dem Religionsunterricht an der Mittelschule wird
geachtet. Damit wird den Zielsetzungen, Inhalten und didaktischmethodischen Vorgangsweisen der jeweiligen Reife der Schüler
entsprochen.
2. Die Lernbereiche und der Aufbau der Themen
Lernbereiche Wer bin ich?
Ich und die
anderen
Der Mensch und die
Religion: Mein Glaube
und der Glaube der
anderen Menschen
Themen
9.1. Ich hin wer wer bin ich ?
9.2. Wer mag
mich
- wem bin ich
wichtig?
9.3.
9.4. Keiner glaubt
Glaubensbekenntnisse, für sich allein
Glaubensformeln Was glaube ich
wirklich?
10.2 Lernern
Mensch zu sein
10.2. Du liehst
mich - du liebst
mich nicht
(Freundschaft
und Liebe)
10.3. Okkulte Praktiken: 10.4. Kirche 10.5.
gefährlich oder nicht
immer noch eilte Lebenswerte
ernst zunehmen?
Herausforderung? Zukunft - wir
alle sind
gefordert
9. Klasse
10. Klasse
Ich und die
christliche
Gemeinde
Christliche
Maßstäbe für das
Verhalten im
Alltag
9.5. Freiheit und
Verantwortung
Einfach tun, was
man will? Oder:
Wozu sollen
Gebote
gilt Sein ?
3. Themen und Ziele
9. Klasse
Wer bin ich?
9.1. Ich bin wer - wer hin ich?
Sich selber besser verstehen und annehmen können.
Als glaubender Mensch sich von Gott bejaht und erwünscht sehen.
Ich und die anderen
9.2. Wer mag mich - wem bin ich wichtig?
In der Begegnung mit anderen Menschen sich selbst kennen
lernen und mit Konflikten umgehen können.
Im Sinne Jesu sich dem Nächsten öffnen.
Der Mensch und die Religion: Mein Glaube und der Glaube der
anderen Menschen
9.3. Glaubensbekenntnisse, Glaubensformeln - Was glaube ich
wirklich?
Einsehen, dass in der Entfaltung und in den Veränderungen des
Lebens der Mensch Standpunkte einnimmt und braucht.
Bereit werden eigene (Glaubens-) Überzeugungen zu klären und am
Glauben der Kirche zu prüfen.
Ich und die christliche Gemeinde
9.4. Keiner glaubt für sich allein Einsehen, dass wirkliche Überzeugungen
nie bloß privat sind, sondern im Miteinander entstehen und einen
Ausdruck finden.
Erkennen. dass christlicher Glaube in Gemeinschaft wurzelt und
dort lebendig ist.
Christliche Maßstäbe für das Verhalten im Alltag
9.5. Freiheit und Verantwortung - Einfach tun. was man will? Oder: Wozu
sollen Gebote gut sein?
Anerkennen, dass eine ethische Orientierung für die eigenen
Lebensgestaltung unerlässlich ist.
Sehen. dass in den biblischen Geboten das zum Ausdruck kommt.
was den Menschen wahrhaft gut tut.
10. Klasse
Wer bin ich?
10.1. Lernen Mensch zu sein
Möglichkeiten der eigenen Entfaltung entdecken und eigene
Grenzen annehmen. Fähig werden. als glaubender Mensch die
eigenen Entwicklungen Situationen und Entscheidungen als
Anruf Gottes zu verstehen.
Ich und die anderen
10.2. Du liebst mich - du liebst mich nicht... (Freundschaft und
Liehe)Erkennen, dass das Erlernen der zwischenmenschlichen
Liebe einen lebenslangen Prozess darstellt und Verantwortung
erfordert.
Dem Plan Gottes und der Würde des Menschen als Geschöpf
Gottes entspricht eine ganzheitlich integrierte Sexualität und
Liebe.
Der Mensch und die Religion: Mein Glaube und der Glaube der
anderen Menschen
10.3. Okkulte religiöse Praktiken: gefährlich oder nicht ernst zunehmen?
Abergläubische Einstellungen und Handlungen im Alltag und ihren
oft unbewussten Hintergrund durchschauen.
In der Sicht des christlichen Glaubens ein Richtmaß zur
Unterscheidung der Geister linden.
Ich und die christliche Gemeinde
10.4. Kirche - immer noch eine Herausforderung?
Die Spannung zwischen Bewahren und Aufbruch zu Neuem als eine
bleibende Notwendigkeit menschlicher Gemeinschaft sehen.
Die Treue zur Botschaft Jesu und zu den Menschen als ständige
Aufgabe der Kirche ernstnehmen.
Christliche Maßstäbe für das Verhalten im Alltag
10.5. Lebenswerte Zukunft - wir alle sind gefordert
Erkennen. dass jeder mit dem, was er tut, seine und unser aller
Zukunft mitprägt. Alles Leb en in der Weit als Gottes Gabe sehen,
die uns anvertraut ist.
4. Didaktische und methodische Hinweise
Aufbauend auf dem Lernverständnis der Mittelschule wird auch im Biennium
der Oberschule der Unterricht zielorientiert angelegt, allerdings die
Methodenvielfalt erweitert und dem Reifestand der Schüler entsprechend
angewendet und vertieft.
Bei der Reihenfolge in der Anordnung der Themen ist auf die spezifischen
Anforderungen der einzelnen Schultypen im Biennium sowie auf die jeweilige
Schul- und Klassensituation zu achten. Da im Religionsunterricht nur wenige
Stunden zur Verfügung stehen, wird der Religionslehrer vor allem
problemorientiert und exemplarisch unterrichten. Er wird die Schüler zur
Entdeckung religiöser Zusammenhänge hinführen und Begriffe der
Glaubenslehre und der Ethik für das konkrete Leben aufschließen.
Unter Beachtung der Einheitlichkeit des Beziehungsrahmens (Bildungsziele Lernziele
Inhalte
des
Religionsunterrichts)
sind
mehrere
Durchführungsmodelle von Unterricht möglich. die sowohl verschiedene als
auch komplementäre Gesichtspunkte berücksichtigen, wie z.B. biblische
theologisch-systematische anthropologische- lebensbezogene, wert- und
entscheidungsklärende sowie geschichtliche Aspekte. Neben der
sinnenhaftfassbaren Vorstellung wird der Ablauf des Unterrichts auch die
Dimension der Innerlichkeit und der Symbolhaftigkeit berücksichtigen.
Es unterliegt der Freiheit und der pädagogischen Verantwortung des Lehrers.
entsprechend der kognitiven, emotionalen und sozialen Entwicklung der
Schüler jene Methoden zu wählen. die für die Erreichung der Lernziele am
günstigsten erscheinen. Er wird dabei auch bestrebt sein, den
unterschiedlichen Persönlichkeiten der Schüler (z.B. visuelle auditive,
kinästhetische Typen) entgegenzukommen. Soweit wie möglich sind die
Schüler bei der Wahl der Methoden mit einzubeziehen. Die gewählten
Methoden müssen jedoch den Inhalten, den Zielen und der
Lehrerpersönlichkeit adäquat sein.
Grundanliegen heutigen Unterrichtens ist es ferner, immer wieder von den
Erfahrungen auszugehen, die die Schüler als einzelne, in der Familie, in der
Gruppe und in der Gesellschaft machen. Entsprechend gibt der Lehrer in der
Unterrichtsgestaltung genügend Raum für Tätigkeiten, die die Schüler zur
Eigeninitiative anregen, ihre geistigen Fähigkeiten anspornen und sie
anleiten, ihr in der Mittelschule erworbenes Wissen zu vertiefen. Um die Inhalte
auf die Bedürfnisse der Schüler und mit den Anforderungen des
Religionsunterrichts abzustimmen. bedient sich der Religionslehrer zudem
verschiedener didaktischer Unterrichtsprinzipien wie z.B. Lebensnähe,
Anschaulichkeit Selbständigkeit des Lernens, der Fächerverbindungen und
der Kooperation.
Die Verwendung des jeweiligen verbindlichen Lehrbuches wird ergänzt durch
authentische Quellen und Dokumente (z.B. biblische. kirchliche.
geschichtlich-kulturelle) und durch die Besichtigung
von historisch-religiösen Kultstätten und Denkmälern. damit die Schüler in
ihrer Arbeitsweise Einseitigkeiten überwinden.
Durch einen Unterrichtsstil, der die frontale Belehrung zu überwinden sucht,
der auf die Gesprächsbeteiligung der Schüler achtet und darauf hinwirkt,
dass die Schüler gegenseitig ihre Meinungen und Ansichten ernstnehmen, will
der Religionsunterricht in ein dialogfähiges und tolerantes Verhalten einüben.
Im didaktischen Ablauf werden die Arbeitsformen so gewählt, dass die
Erreichung der jeweiligen Ziele erleichtert wird. Insbesondere sind dies:
Einzel-, Partner-, Gruppen- und Klassenarbeit
mündliche Schülerarbeit, Kurzvorträge argumentativer Dialog zwischen
Schülern
schriftliche Schülerarbeit, Kurzprotokolle Quellenstudium und berichte
über Besuche religiöser Stätten.
Die Bewertung der fachlichen Leistungen ist für Schüler und Lehrer ein
Ausdruck der Unterrichtskontrolle. Sie dient der Beurteilung der Kenntnisse,
Fertigkeiten des Bildungsprozesses und richtet sich nach den verschiedenen
im Religionsunterricht eingesetzten Arbeitsformen.
Die fächerübergreifende Dimension des Religionsunterrichts
Projektunterricht besonders gut ausgeschöpft werden.
Bozen, am 1. September 1994
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