Wie Liebe heilt Wie Liebe heilt! 3. Bedingungen 4. Entwicklung 5. Fehlentwicklung 6. Psychotherapie Liebe heilt? Liebe macht einen fertig! 2. Was ist Liebe Zwei Arten der Liebe 7. Vom Brauchen zur Agape 1. Was heißt Heilung Prozess und 8. Ziel 1. Zum Prozess der Heilung: Heilwerden = Wachstum = Aktualisierung Selbstaktualisierung Was wird geheilt? emotionale Verletzungen: nicht anerkannt werden als das, was man ist emotionale Unreife: Persönlichkeitsaspekte konnten nicht ausgebildet werden Ziel von Entwicklung/Heilung, Selbstverwirklichung, Heilsein später Zum Prozess: Am Gras zu ziehen lässt es nicht schneller wachsen! - Und ErZiehung? Also: nicht (er)ziehen, sondern lieben! 2. Was ist Liebe? Zwei Arten der Liebe sensu Maslow Gesunde Menschen, die in einer befriedigenden Liebesbeziehung leben, können mehr Liebe geben als selbst empfangen: Selbstlose Liebe ist größer als Defizit-Liebe Defizit-Liebe: das Bedürfnis nach Liebe, die eigennützige, brauchende, nehmende Liebe (D-Liebe). Selbstlose Liebe: die Liebe zum Sein der anderen Menschen, das 14.05.2016heißt bedürfnislos und selbstlos den anderen zu lieben: reife, 1/25 erwachsene, gebende Liebe (S-Liebe). Selbstlose Liebe: Sie wird vom Bewusstsein begrüßt und vollständig genossen. Sie besitzt keinen Sättigungswert und kann unendlich genossen werden. In der S-Liebe gibt es nur eine minimale Feindseligkeit, die die Angst beinhalten kann, den anderen zu verlieren. Sie ist vergleichbar mit der reinen Liebe einer Mutter zu ihrem Kind oder mit der göttlichen Liebe: Agape. 14.05.2016 2/25 Defizit-Liebe Sie ist eine weniger reiche, „niedrigere“ und weniger wertvolle subjektive Erfahrung als die S-Liebe (wobei alle S-Liebenden zuvor auch diese Erfahrungen gemacht haben). Sie kann befriedigt werden. In der D-Liebe muss man immer einen gewissen Grad an Feindseligkeit erwarten. Das Bedürfnis nach Liebe ist ein Defizit-Bedürfnis, das wie ein Loch oder eine Leere mit Liebe aufgefüllt werden muss. Das Liebesdefizit wird „Liebeshunger“ genannt und ist eine ernstzunehmende Krankheit wie Salzhunger oder Avitaminose. Sie kann in bestimmten Fällen durch eine Ergänzungstherapie ausgeglichen werden. Das Bedürfnis verschwindet daraufhin vollständig. 14.05.2016 3/25 Zwei gesunde Formen der beiden Arten von Liebe: Kindesliebe Mutterliebe Evolutionäre Betrachtung: Vom Sinn der Bindungsgefühle Kindchenschema angeborenes Lächeln ontologische Betrachtung Entwicklung Bedingungen des Wachstums empathische Einfühlung Der Sinn von Liebe ist, dass man sich gegenseitig sichtbar macht. Doris Dörrie unbedingte Wertschätzung Dostojewskij: Einen Menschen lieben, heißt ihn so zu sehen, wie Gott ihn gemeint hat. Agape Authentizität der Mutter, des Partners, des Psychotherapeuten Jene, die Glückliche machen sind die wahren Sieger. Voltaire Fehlentwicklung: 14.05.2016 4/25 Zur Entwicklung der Persönlichkeitsstörung Der Mensch wird ohne dessen geboren, was wir Selbstbewusstsein und Identität nennen, aber mit der Fähigkeit, Selbstbewusstsein und Identität zu erlernen. Dazu bedarf es bestimmter Bedingungen. Unter der Voraussetzung, dass fundamentale physikalische und physiologische Defizitbedürfnisse hinreichend befriedigt sind, können die Bedingungen der Entwicklung von Selbstbewusstsein und Identität benannt werden. Entscheidendes Kriterium ist die Empathie der Mutter (Mutter als Metapher für die Bindungsperson). Dabei können wir davon ausgehen, dass dieses Empathiebedürfnis angeboren ist, ebenso wie das Bedürfnis der Mutter, empathisch zu sein, um dem sonst hilflosen Wesen zu helfen. Tragendes Element sind die Bindungsgefühle: Liebe. Die Realisierung dieser Empathie ist abhängig von der Entwicklungsphase, in der sich die Person befindet. In der vorsprachlichen Zeit befriedigt die einfühlsame Mutter das Empathiebedürfnis des Babys durch die prompte und richtige Befriedigung seiner Bedürfnisse. Dazu kommt die Verbalisierung dessen, was gerade mental passier (Du hast Hunger - Angst Schmerzen - frierst - bist müde - ärgerlich - einsam etc. Ich füttere dich, tröste dich, schütze dich, weil ich dich liebe. Du kriegst, was du brauchst, wenn es auch Grenzen gibt.) Die Verbalisierung der Interaktionen zwischen Mutter und Kind ist notwendig, weil das aufzubauende Selbstkonzept (Grundlage von Selbstbewusstsein und Identität) verbal verankert ist, und das Kind lernen muss, seine Befindlichkeit auch verbal auszudrücken. Sätze wie Ich habe Angst - bin traurig - ärgerlich konstituieren mit ihren Verknüpfungen mit den Erfahrungen das Selbst. 14.05.2016 5/25 Rainer Maria Rilke: Ach wehe, meine Mutter reißt mich ein. Da hab ich Stein auf Stein zu mir gelegt, und stand schon wie ein kleines Haus, um das sich groß der Tag bewegt, sogar allein, nun kommt die Mutter, kommt und reißt mich ein. Sie reißt mich ein, indem sie kommt und schaut. Sie sieht es nicht, dass einer baut. Sie geht mir mitten durch die Wand von Stein. Ach wehe, meine Mutter reißt mich ein. Die Vögel fliegen leichter um mich her. Die fremden Hunde wissen das ist der. Nur einzig meine Mutter kennt es nicht, mein langsam mehr gewordenes Gesicht. (14.10.1915. Sämtl. Werke, Bd. 1, S.101-102) 14.05.2016 6/25 Psychotherapie Wachstumsprozesse Selbstexploration und Selbstöffnung für Erfahrungen Aufarbeitung der Biographie Spüren der frustrierten Bedürfnisse Spüren und Ausdruck von Wut - Schmerz - Liebe = Brauchen Entwicklung einer Defizit-Liebe für den Therapeuten & Raum Der Weg vom Brauchen zum selbstlosen Lieben Zeit Sex & Gewalt Eingehen einer authentischen Beziehung Brauchen erfüllen, Klienten dort abholen, wo er steckengeblieben ist: Regression erlauben Was ich mir nehme, kann mir nicht mehr geschenkt werden! Agape geben - Liebe erfahren Virginia Satir: Ich glaube daran, dass das größte Geschenk, das ich von jemandem empfangen kann, ist, gesehen, gehört, verstanden und berührt zu werden. Das größte Geschenk, das ich geben kann, ist, den anderen zu sehen, zu hören, zu verstehen und zu berühren. Wenn dies geschieht, entsteht Beziehung. Der Begriff der Berührung ist zweideutig, Satir berücksichtigt beide Aspekte. Bei Indikation ist Körperkontakt nötig. 1. Indikation: Klient verbal nicht erreichbar (2.: Angst, z.B. bei Traumatisierung). 14.05.2016 7/25 glücksgefühl ankommen, da sein, spüren zu dürfen, dass ich da sein darf, einfach so, ohne etwas zu müssen, nur um zu schnaufen, mit ihrer hand auf meinem bauch, den kopf auf ihren bauch (ab)legen zu dürfen, einfach so dasein sein sich festhalten zu dürfen, halt spüren, zu brauchen, brauchen zu dürfen die augen zuzumachen und gehalten zu werden, den halt zu spüren, sich gehalten fühlen zu spüren, dass ich da sein darf, zu spüren, dass ich lebe 14.05.2016 8/25 Vom Wunsch zu Klammern zum Lassen entsprechend dem Kippen: Beziehungswunsch Beziehungsangst Zunächst: aus Enttäuschung Absage an die Bezugspersonen: „Ich komme alleine zurecht - ich brauche niemanden - ich lasse mich nicht noch einmal so verletzen!“ Dieser „Schwur“ macht autark (nicht autonom), aber einsam. Fundamentale Bedürfnisse werden enttäuscht. Durch das verlässliche Beziehungsangebot des Therapeuten kippt dieser Schwur, Bedürfnisse werden wieder spürbar, der Klient projiziert seine Beziehungswünsche auf den Therapeuten, er kann sich „verlieben“. Seine Bindungsgefühle können so stark werden, dass es zum Klammern kommt. Diese kindliche Liebe (Maslow: bedürftige Liebe) muss reifen zu einer erwachsenen Liebe (Maslow: selbstlose Liebe), deren Substanz Rogers mit Agape beschreibt. Verbunden ist diese Liebe, wenn sie über Agape hinausgeht, auf Grund der Unerfüllbarkeit, mit unstillbarer Sehnsucht, die schmerzt. Baltes: Sehnsucht ist die Verarbeitung vergangener unerfüllter Bedürfnisse. Die damit verbundenen Schmerzen vermögen Klienten nur dann zu verkraften, wenn sie sich verbunden fühlen. Die Gradwanderung des Therapeuten ist, Verbundenheit zu bieten, ohne Hoffnung auf endgültige Erfüllung zu machen, nicht im reellen Leben, und nur begrenzt im Hier und Jetzt. Die erwachsene Liebe wird charakterisiert durch Rilke, Groult und Coelho. Diese Texte helfen, Sehnsucht zu durchleben, zu leiden - und dennoch, oder deswegen, Glück zu erfahren (s.u.). Hilfe über Dichter und Denker 14.05.2016 9/25 Rilke: Denn das ist Schuld, wenn irgendeines Schuld ist: Die Freiheit eines Lieben nicht mehren um alle Freiheit, die man in sich aufbringt. Wir haben, wenn wir lieben ja nur dies: einander lassen; Denn – dass wir uns halten, das fällt uns leicht und ist nicht erst zu lernen. (Requiem für eine Freundin) 14.05.2016 10/25 14.05.2016 11/25 Paulo Coelho. Elf Minuten. Zürich: Diogenes „Die Liebe ist nicht im anderen, sie ist in uns selbst; wir erwecken sie. Aber für dieses Erwecken benötigen wir den anderen. Das Universum gibt nur einen Sinn, wenn wir jemanden haben, mit dem wir unsere Gefühle teilen können“ „Ob er je wieder … kommen wird, weiß ich nicht, aber zum ersten Mal in meinem Leben ist mir das vollkommen egal. Es reicht, dass ich ihn liebe, in Gedanken bei ihm bin, in dieser schönen Stadt, die er mit seinen Schritten, seinen Worten, seiner Zärtlichkeit lebendiger macht.“ „Die Freiheit ihrer Liebe bestand darin, nichts zu erbitten und nichts zu erhoffen.“ Dabei hatten sie gelernt, sich frei und bedingungslos zu lieben - eine andere Beziehung würde nicht gut gehen -, und vielleicht liebten sie sich gerade deshalb, weil sie einander nicht brauchten. Ja, ich liebe dich so, wie ich noch keinen Mann geliebt habe, und eben deshalb gehe ich, denn wenn ich bleibe, würde der Traum Wirklichkeit werden, und ich würde dich besitzen wollen - all das, was aus Liebe allmählich Sklaverei macht. Es ist besser, es bleibt ein Traum. Aber wenn ich nicht an die Liebe denke, bin ich nichts. „Freiheit gibt es nur dort, wo Liebe ist: Wer sich vollkommen hingibt, wer sich frei fühlt, der liebt am meisten. Und wer am meisten liebt, fühlt sich frei.“ 14.05.2016 12/25 Benoîte Groult (Salz auf unserer Haut): „Es ist, als ob ich seit der Begegnung mit dir etwas im Leben verloren hätte ... aber etwas, was ich sonst nie gefunden hätte. Nur erahnt. Komisch, nicht wahr?“ „Sagt mir, dass ich es hinnehmen muss, diese Liebe zu verlieren, wenn ich sie bewahren will.“ 14.05.2016 13/25 Adolf Muschg Abschiedsbrief an einen Lebensretter. In: Gehen kann ich allein (2003). Frankfurt/Main: Suhrkamp Seite 26 Solange ich die Liebe gesucht habe, bin ich an ihr verzweifelt. Jetzt, da sie mich gefunden hat, bin ich zum Leben erschreckt… 14.05.2016 14/25 E.M. Cioran. Cahiers 1957-1972. Suhrkamp. Jedes Unvermögen läuft auf ein einziges hinaus: das, zu lieben, aus der eigenen Traurigkeit auszubrechen. 14.05.2016 15/25 Philip Roth Täuschung. Reinbek: rororo, 2000, 2003 109f Unerträgliche Liebe zu dem vollkommenen Mann, der alles auf so schöne Weise tut. Mit der Zeit nutzt sich dann der phantastische Liebhaber zum Alltagsliebhaber, zum praktischen Liebhaber ab... Die Tyrannei des Tatsächlichen beginnt. 14.05.2016 16/25 Ziel von Entwicklung, Selbstverwirklichung, Heilung: Beschreibung Rogers: Vollentwickelte Persönlichkeit v.s.pl. Empirie Maslow: Merkmale der Selbstverwirklichung v.s.pl. Baltes: Weisheit 14.05.2016 17/25 Die Eigenschaften des vollentwickelten Individuums sensu Rogers 1. Es ist offen gegenüber seinen eigenen Erfahrungen. a) Die daraus zu ziehende Schlussfolgerung: Es zeigt keine Abwehr. 2. Somit ist alle Erfahrung dem Gewahrsein verfügbar. 3. Alle Symbolisierungen sind so exakt, wie das Erfahrungsmaterial es erlaubt. 4. Die Selbststruktur ist kongruent mit seiner Erfahrung. 5. Die Selbststruktur ist eine fließende Gestalt, die sich im Prozess der Assimilation neuer Erfahrung verändert. 6. Das Individuum erfährt sich selbst als den Ort seiner Bewertung. a) Der Bewertungsprozess ist fortwährend ein organismischer. 7. Dieses Individuum besitzt keine Beurteilungsbedingungen. a) Die Schlussfolgerung daraus: Es erlebt bedingungslose Selbstbeachtung. 8. Jeder neuen Situation tritt das Individuum mit Verhalten gegenüber, das eine einmalige kreative Anpassung an das Neue des Augenblickes darstellt. 9. Es wird in seinem organismischen Bewertungsprozess eine vertrauenswürdige Orientierung finden, weil a) alle erreichbaren Erfahrungswerte dem Gewahrsein verfügbar sind und verwendet werden, b) kein Erfahrungsaspekt entstellt oder dem Gewahrsein gänzlich verleugnet wird, c) die der Erfahrung zugänglichen Resultate des Verhaltens dem Gewahrsein zugänglich sind und d) die bestmögliche Befriedigung nur wegen Informationsdefiziten nicht erreicht wird, und dies durch eine effektive Realitätsprüfung korrigiert wird. 10. Wegen der fruchtbaren Eigenschaft der wechselseitigen positiven Beachtung lebt es mit anderen in denkbar guter Harmonie. 14.05.2016 18/25 Abraham H. Maslow Kriterien der Selbstverwirklichung und für eine „gesunde Gesellschaft“ Bessere Wahrnehmung der Realität: realitätsangemessene Wahrnehmung, die nicht von den eigenen Wünschen sondern den wirklichen Gegebenheiten der Umwelt bestimmt wird. Akzeptieren (sich selbst, andere, die Natur): akzeptieren sich mit all ihren Schwächen und Stärken. Spontaneität, Einfachheit, Natürlichkeit: Einfachheit, Natürlichkeit sowie Mangel an Künstlichkeit und Effekthascherei, S-Menschen „leben“ und sind mit Wachstumsmotivation ausgestattet, die anderen „bereiten sich auf Leben vor“ und sind mit Mangelmotivation ausgestattet. Problemeinstellung: S-Menschen sind nicht ichorientiert sondern widmen sich einer Aufgabe, Problem, Mission, ohne an die Konsequenzen für sich zu denken. Objektivität und das Bedürfnis nach Privatheit: sind objektive und lassen sich nicht so leicht beeinflussen, sind reservierter und weniger auf andere Menschen angewiesen, können auch mal allein sein. Autonomie: Unabhängigkeit von Kultur und Umwelt: eigenes Leben selber in die Hand nehmen, aktiv und selbstverantwortlich, arrangieren die eigenen Bedürfnisse nach den Gegebenheiten der Umwelt. Unverbrauchte Wertschätzung: grundlegende Lebensgüter werden immer wieder erneut mit Erfurcht, Freude, Staunen und Ekstase hochgeschätzt. Mystische oder Grenzerfahrungen: erleben von Grenzerfahrungen, nicht nur in der Sexualität, Sinnliches Erleben von Musik, Gemälde betrachten oder Buch lesen. 14.05.2016 19/25 Gemeinschaftsgefühl: identifizieren mit anderen Menschen, Mitgefühl, setzt sich für Verbesserung menschliche Lebensumstände ein. Interpersonelle Beziehungen: sind zu mehr Vereinigung, größerer Lieben perfektere Identifikation und Beseitigung der Ich-Grenzen fähig. Demokratische Charakterstruktur: können mit allen Menschen freundlich sein, egal welche Hautfarbe, Religion, Klasse, Erziehung, politischer Glaube oder Rasse. Unterscheidung zwischen Mittel und Zweck, Gut und Böse: stark ethisch veranlagt, haben definitive moralische Normen, tun immer das Richtige. Sinn für philosophischen Humor: lachen nicht über feindselige Witze, Humor beruht auf Situation, spontan und kann häufig nicht mehr wiederholt werden. Kreativität: jeder hat eine Art besonderer Kreativität, Originalität und Erfindungsgabe. Widerstand gegen gesellschaftliche Anpassung: nicht gut angepasst, bewegen sich innerhalb der Regeln der jeweiligen Kultur. Unvollkommenheit der selbstverwirklichenden Menschen: viele kleine menschliche Fehler! Werte und Selbstverwirklichung: hängt fest mit Akzeptierung zusammen, denn viele Probleme werden gegenstandslos, wenn man sie akzeptiert. Dichotomie in der Selbstverwirklichung: Mensch ist immer gut und böse, aktiv und passiv, ernst und humorvoll, triebhaft und emotional d.h. Polaritäten sind verschmolzen und stehen nicht im Gegensatz! 14.05.2016 20/25 Maslow: Liebe bei selbstverwirklichenden Menschen: a. Selbstverwirklichung - der Begriff unterstreicht die Voll-Menschlichkeit, die Entwicklung der biologisch fundierten Natur des Menschen - er ist deshalb für die ganze Gattung normativ, unabhängig von Zeit, Ort und Kultur b. Liebe zwischen den Geschlechtern - Liebe zwischen den Geschlechtern besteht primär aus: einem Gefühl der Zärtlichkeit und Zuneigung mit großem Vergnügen und Glücksgefühlen, Gefühlen der Befriedigung, Begeisterung und Ekstase - bei den gesunden Menschen, die nach Selbstverwirklichung streben, entsteht eine Neigung, sich näher kommen zu wollen und in intimen Kontakt mit der geliebten Person zu treten - die Frau oder der Mann wird als begehrenswert wahrgenommen, entweder als schön oder als attraktiv - daraus entsteht die Tendenz, die Aufmerksamkeit auf die Person zu richten, andere Menschen zu vergessen und die Wahrnehmung so einzuengen, dass viele Dinge nicht mehr bemerkt werden - Maslow beobachtete oft bei Liebespaaren die Entwicklung einer Geheimsprache, die andere nicht verstehen können - Sehr charakteristisch ist auch das Gefühl der Großzügigkeit, des Wunsches und der Absicht zu geben und Vergnügen zu bereiten 14.05.2016 21/25 c. Fallenlassen der Verteidigungshaltungen - so genannte Selbstverwirklicher berichten, dass man in Anwesenheit der geliebten Person ganz man selbst sein und sich zeigen kann, wie man wirklich ist - aufgrund dieser Ehrlichkeit ist es dem Partner erlaubt seine Schwächen und physischen und psychologischen Unzulänglichkeiten zu sehen - in einer gesunden Liebesbeziehung ist die Tendenz, sich von seiner besten Seite zu zeigen und Geheimnisse, Distanz und Schein aufrecht zu halten, relativ gering - Merkmale einer gesunden Liebesbeziehung: Abwesenheit von Verteidigungsmechanismen, daraus folgt die Zunahme an Spontaneität und Ehrlichkeit, was das gute Kennen des Partners und gegenseitige Liebe entstehen lässt d. Lieben und Geliebtwerden - die psychologische Gesundheit ergibt sich mehr aus dem Geliebtwerden als aus der Liebesentbehrung - wobei sowohl der asketische Weg eine Möglichkeit ist, als auch die Frustration einige gute Auswirkungen hat - selbstverwirklichende Menschen haben die Kraft zu lieben und die Fähigkeit geliebt zu werden. Sie wissen, wie man liebt, tun es frei, leicht, natürlich und ohne in Konflikte, Hemmungen oder Bedrohungen zu geraten 14.05.2016 22/25 - Sie neigen dazu scharf zu unterscheiden, wen sie wirklich lieben, gerne haben, oder zu wem sie nur freundschaftlich, wohlwollend oder brüderlich gegenüberstehen e. Sexualität - die Sexualität und die Liebe bei gesunden Menschen können sich verbinden und völlig miteinander verschmelzen, obwohl es sich dabei um zwei unterschiedliche Begriffe handelt - allerdings können sie im Leben gesunder Menschen nicht wirklich getrennt werden. Denn die Selbstverwirklicher wenden sich davon ab, den Sex nur seiner selbst wegen zu suchen oder sexuelles Verlangen ohne Liebe zu empfinden - sie neigen dazu, sich wesentlich weniger sexuelle Abenteuer außerhalb der Ehe zu suchen und sind im Vergleich zum Durchschnitt auch viel freier zuzugeben, dass sie von anderen als ihren Ehepartner sexuell angezogen werden - gesunde Menschen machen keine wirklich scharfen Unterscheidungen zwischen Rollen und Persönlichkeiten der beiden Geschlechter. Sie nehmen also nicht an, dass Frauen passiv und Männer aktiv sind, ob in der Liebe oder anderswo. - gesunde Männer sind eher imstande, von der Intelligenz, Stärke, Kompetenz und so weiter ihrer Frauen angezogen zu werden, anstatt bedroht, wie es bei unsicheren Männern der Fall ist 14.05.2016 23/25 f. Pflege, Verantwortlichkeit, Zusammenlegung der Bedürfnisse - eine Person empfindet die Bedürfnisse der anderen, als wären es ihre eigenen, und empfindet somit auch bis zu einem gewissen Ausmaß, als würden die eigenen Bedürfnisse der anderen Person gehören - die Bedürfnisidentifikation liegt für gewöhnlich in den Begriffen des Auf-sich-Nehmens von Verantwortlichkeit, Aufmerksamkeit und Sorge für die andere Person - eine Krankheit ist in einer guten Ehe auch die Krankheit des Ehepaares und nicht nur ein Fehltritt eines Ehepartners. Beide Ehepartner nehmen automatisch die gleiche Verantwortung auf sich und es scheint, als wären sie beide gleichzeitig erkrankt g. Spaß und Fröhlichkeit - es ist für selbstverwirklichende Menschen charakteristisch, an der Liebe Spaß haben zu können - Maslow meint, dass die Liebe gesunder Menschen mit dem Spielen von Kinder und jungen Tieren vergleichbar ist - sie ist humorvoll, fröhlich und verspielt, wobei es sich grundlegend um Genuss und Freude handelt 14.05.2016 24/25 h. Akzeptierung der Individualität des anderen - selbstverwirklichende Menschen besitzen in einem unüblichen Ausmaß die Fähigkeit, sich von den Triumphen des anderen nicht bedroht zu fühlen, sondern von ihnen erfreut zu sein - sie respektieren ihren Partner in einer sehr tiefgehenden und grundlegenden Art - Liebe und Achtung sind deutlich trennbar, obwohl sie häufig gemeinsam auftreten. Man kann einer Person Achtung entgegenbringen, auch ohne sie zu lieben - gesunde Personen achten den Partner als unabhängige Einheit und als besonderes und autonomes Individuum i. Distanz und Individualität - in einer gesunden Liebesbeziehung findet eine Verschmelzung der Fähigkeit zu lieben und gleichzeitig der Achtung für andere und für sich selbst statt - die sich selbstverwirklichenden Partner können sich sehr nahe stehen und sind trotzdem imstande, sich zu trennen, wenn es notwendig ist, ohne daran zu zerbrechen - man hat auch das definitive Gefühl, dass sie aneinander großes Vergnügen haben und bei einer längeren Trennung oder auch beim Tod stark bleiben würden - sie sind immer Herr ihrer selbst und leben nach ihren eigenen Normen, auch wenn sie einander intensiv genießen 14.05.2016 25/25