Jesus betet - EMK Gelterkinden

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15. Februar 2015
Predigt
Ich möchte heute mit euch einem Akzent
nachgehen, den das Lukas-Evangelium in seiner
Schilderung von Jesus setzt. Jesus heilt und befreit,
ruft Nachfolgende und lehrt. Er betet auch immer
wieder.
Wir können uns diesen Jesus anschauen und sehen,
wie und wann er betet. Die Frage bleibt dann noch:
Was macht es mit uns?
Schauen wir uns zuerst den betenden Jesus an.
Lukas erzählt ziemlich häufig, wie Jesus gezielt einen
Ort zum Beten aufsucht. Für ihn ist dieses Beten
also nicht nur Teil vom Alltäglichen, sondern etwas
besonderes. Er nimmt sich die Zeit dafür.
Wenn Jesus in der Lukas Erzählung betet, steht fast
immer eine Entscheidung an. Er ist entweder gerade
davor oder danach. Er muss sich entscheiden oder
er sieht die Folgen seiner Entscheidung.
Er lässt sich taufen – und betet. Er wählt Apostel –
und betet. Er sieht auch, was in seiner Nachfolge zu
Stande kommt – und betet. Er bleibt bewusst auf
einem Weg voller Leiden – und betet. Er stirbt – und
betet.
Wenn Jesus betet passieren Dinge. In seinem Gebet
ist es, als öffnet sich der Himmel und er befindet
sich in Gottes Gegenwart.
Bei seiner Taufe passiert es so: Während er betet,
kommt der Heilige Geist zu ihm und eine Stimme
spricht ihn an: „Du bist mein liebstes Kind, ich freue
mich über dich.“ Durch sein Gebet ist Jesus in
Gottes Gegenwart. Das Gebet ist wie eine Tür
zwischen unserer Welt und dem Himmel, Gottes
Perspektive.
Während er betete, veränderte sich das
Aussehen seines Gesichts, und seine Kleider
wurden strahlend weiß.
Was bei Jesu Taufe passiert schwingt mit in dem,
was auf dem Berg passiert, wenn unter seinem
Gebet sein Aussehen sich ändert und Mose und Elia
erscheinen.
Dann erschienen zwei Männer, Mose und Elia,
und begannen mit Jesus zu sprechen. Auch sie
waren von herrlichem Glanz umgeben. Sie
sprachen darüber, wie er bald in Jerusalem
sterben würde, um damit seinen Auftrag zu
erfüllen.
Warum ausgerechnet Mose und Elia erscheinen,
können wir ein bisschen erraten. Sie sind Propheten
aus der jüdischen Tradition, die Gott begegnet sind.
Wir haben gerade wieder von Elias Begegnung
gehört – auch auf einem Berg! Und von Mose wird
erzählt, dass er mit Gott reden konnte, wie mit
einem Freund. Davon glänzte sein Gesicht.
Jesus betet und kommt so deutlich in Verbindung
mit Gott, dass Gottes Gegenwart und die
Möglichkeiten, die Gottes Macht eröffnet, präsent
werden. Z. B., die Weisheit und Unterscheidung, die
er braucht, um seine Nachfolgende zu wählen. Oder
von Mose und Elia die Bestätigung und Anerkennung
von seinem Weg.
Wenn Jesus betet, verschwindet die Realität und die
Herausforderung in der er sich befindet nicht. Er
sieht sie eher neu, damit er auch treu und
vertrauensvoll weitergehen kann. Er betet eine
ganze Nacht, bevor er die zwölf Apostel wählt. Er
betet in Gethsemane und ahnt, wie nahe sein Tod
ist. Er betet, hier auf dem Berg, und er wird
verändert durch dieses Gespräch mit Gott.
Was macht es mit uns, wenn wir Jesus beim Beten
zuschauen dürfen? Vielleicht hilft es uns, zu sehen,
was es mit den Menschen um ihn herum macht.
Sein Beten wirkt auf den Menschen, weil er sich
ändern und Kraft geben lässt. Durch Jesu Gebet
werden Menschen erwählt und beauftragt und
bestätigt. Lukas zeigt uns, wie Jesus reagiert, wenn
er hört was in seinem Auftrag passiert, was die
Ausgesandten geschafft haben. Sein Gebet ist eine
frohe Bestätigung von dem, was geschieht.
Dann wurde Jesus von der Freude des Heiligen
Geistes erfüllt und sagte:
»Vater, Herr des Himmels und der Erde, ich
danke dir, dass du die Wahrheit vor denen
verbirgst, die sich selbst für so klug und weise
halten. Ich danke dir, dass du sie stattdessen
denen enthüllst, die ein kindliches Gemüt
haben. Ja, Vater, so wolltest du es. (Lk 10,21)
Wer Jesus betend erlebt, ist überwältigt, entweder
begeistert, erschrocken oder erschöpft.
Hier auf dem Berg und später in Gethsemane
schaffen die Jünger es nicht, wach zu bleiben.
Schließlich stand er auf und ging zu den
Jüngern zurück, die, erschöpft vor Kummer,
eingeschlafen waren. (Lukas 22)
Es ist zu schwer, Gottes Gegenwart zu verstehen und
zu erwarten. Ihre eigene Gegenwart wiegt viel
schwerer als die Möglichkeit, dass Gott da ist.
Während Jesus betet schlafen die Betrübten. Jesu
Beten schafft für die Menschen, die dabei sind, einen
Raum in denen sie ruhen und schlafen können.
Die schlafmüden Jünger auf dem Berg sind
beeindruckt, von dem was passiert. Sie verschlafen
nicht alles.
Petrus und die anderen Jünger waren sehr
müde gewesen und eingeschlafen. Nun wachten
sie auf und sahen den strahlenden Anblick von
Jesus und den beiden Männern, die neben ihm
standen.
Auch der Hauptmann unter dem Kreuz ist
beeindruckt von Jesu letztem Gebet: Vater in deinen
Hände lasse ich mein Leben. Er erkennt die
Aufrichtigkeit und die Integrität Jesu.
Die Nachfolgenden möchten auch so beten lernen.
Und Jesus sagt nicht: Nein, das schafft ihr niemals.
Nur ich kann so beten, denn ich gehöre zu Gott. So
möchten wir reagieren, wenn wir jedes Mal über die
schlafenden Apostel stolpern. Jesus lehrt sie und
fordert sie auf, die Lektion zu lernen. Betet! Auf
diese Lektionen kommen wir später zurück.
Wenn Lukas uns also zeigt, wie Jesus betet und was
dabei passiert und wie es wirkt, setzt er ein Ziel für
uns. Lernt zu beten – und zwar so, wie Jesus beten
konnte.
Lukas zeigt uns auch, welcher Jesus uns begleitet
und begegnet, der Betende. Damit dürfen wir
rechnen. Vor allem wenn wir auch mal wieder
einschlafen.
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