Aktivitäten der SSK im Bereich der Strahlentherapie

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Aktivitäten der SSK im Bereich der Strahlentherapie
C. Hoeschen1
1: Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt
(GmbH), Institut für Strahlenschutz, Neuherberg
Einleitung und Hintergrund
In der modernen Strahlentherapie spielt der Systemcharakter eines Gesamtsystems einer gesamten
strahlentherapeutischen Behandlungskette mit den Schritten (exemplarisch für die Teletherapie)

Indikationsstellung zur strahlentherapeutischen Behandlung,
 Patientenlagerung,
 CT-Bildgebung als Grundlage für die Bestrahlungsplanung (BPL),
 Zielvolumendefinition,
 Bestrahlungsplanung,
 Simulation des Bestrahlungsplanes mittel Röntgensimulation, virtueller Simulation oder stereotaktischer
Zielpunkteinstellung,
 Patientenpositionierung am Beschleuniger (Ersteinstellung),
 Verifikation der Zielpunktsübertragung aus der BPL und Verifikation der Patientenpositionierung mittels
Portfilmen, EPIDs, CT, CBCT.
 Wiederholung der Zielpunktseinstellung und Patientenlagerung mindestens 1 mal pro Woche.
eine immer größere Rolle. In der physikalisch-technischen Qualitätssicherung wird dieser Systemcharakter
bisher nur in kleinen Teilen berücksichtigt. Hierzu gehört, dass die Schnittstellen zwischen den einzelnen
Komponenten nicht geprüft werden können, die einzelnen Komponenten nach unterschiedlicher Gesetzgebung
(StrSchV, RöV, MPG) betrachtet werden und die Auswirkungen einzelner Unsicherheiten oder Fehler auf das
Gesamtsystem nicht betrachtet werden. Daher wurde von der Strahlenschutzkommission (SSK) als
Beratungsgremium des Bundesumweltministeriums eine Arbeitsgruppe A 4.07 gegründet mit dem Ziel, diese
Fragen zu diskutieren und für die physikalisch-technische Qualitätssicherung die Probleme aufzuzeigen und
Lösungsvorschläge anzubieten. Daneben existiert eine weitere Arbeitsgruppe des Ausschusses A2
(„Strahlenschutz in der Medizin) der SSK, die sich mit einer Empfehlung zur Neufassung der Fachkunden im
medizinischen Strahlenschutz beschäftigt.
Schwerpunkte der Arbeit der aktuellen Arbeitsgruppen mit Bezug zur Strahlentherapie
Die Arbeitsgruppe A4.07 hat zunächst die vorhandenen rechtlichen Regelungen, Bestimmungen und das
normative Regelwerk mit Bezug auf die Fragestellung untersucht. Diese Zusammenstellung soll in dem zu
erstellenden Dokument der SSK aufgeführt werden.
Im Anschluss daran wurde für jeden einzelnen Schritt der Strahlentherapiekette getrennt nach Brachytherapie
und Teletherapie der Stand der physikalisch-technischen Qualitätssicherung evaluiert und bewertet, zusammen
mit einer Betrachtung, welche zusätzlichen Tests notwendig oder sinnvoll sein werden oder könnten. In den
entsprechenden Kapiteln des zu erstellenden Dokuments soll auch besonderer Wert auf die evtl. vorhandene
Schnittstellenproblematik gelegt werden.
Ein weiterer wesentlicher Punkt in der Arbeit der Arbeitsgruppe ist es gewesen, zu diskutieren, in wie weit es
möglich erscheint, die Qualitätssicherung und damit zu einem gewissen Teil den wirtschaftlichen Aufwand an
erforderliche Genauigkeiten bei den vorgesehenen Bestrahlungstechniken anzupassen. Dabei wurde eine
ausführliche Abhandlung zu den Unsicherheiten in der Anwendung der Strahlentherapie erstellt und mit einer
entsprechenden Literaturstudie untermauert. Zu diesem Themenkomplex wird gesondert von Prof. Richter, und
Prof. Blendl, zwei Mitgliedern der Arbeitsgruppe eine Betrachtung auf dem DGMP- Kongress vorgestellt.
Der wichtigste Aspekt in dieser Argumentationskette bleibt allerdings zur Zeit noch unbeantwortet: Die
Strahlentherapeuten selbst müssen für die unterschiedlichen Anwendungen Unsicherheitsbereiche definieren, die
wünschenswert, sinnvoll, realistisch und unabdingbar sind. Dieser Ansatz würde für die Strahlentherapie und
ihre Qualitätssicherung einen bedeutenden Paradigmenwechsel bedeuten. Er ist allerdings im Moment als
Diskussionsgegenstand in der Arbeitsgruppe. Eine Empfehlung der SSK liegt nicht vor. Die bisher gültigen
Normen in diesem Bereich sehen im Allgemeinen keine Unsicherheits- oder Toleranzbereiche vor.
Die Arbeitsgruppe des A2, die sich mit dem Fachkundeerwerb auseinandersetzt, bemüht sich darum, im Rahmen
der Aktualisierung eine größere Einheitlichkeit zwischen den klinischen Disziplinen herzustellen, die sich
sowohl für die medizinischen Fachkunden, wie auch die physikalisch-technischen Fachkunden auswirken
könnten. Auch hier ist eines der Ziele für die Strahlentherapie eine bessere Kenntnis des Gesamtprozesses und
seiner (Schnittstellen-) Problematiken.
Sowohl im Sinne dieser Bestrebungen als auch im Sinne der Bestrebungen zu besserer und effizienterer
Qualitätssicherung wird in den Arbeitsgruppen diskutiert, in wie weit eine Vereinheitlichung von
Strahlenschutzverordnung und Röntgenverordnung Vor- und Nachteile hätte. Diese Diskussionen können noch
nicht als abgeschlossen gelten.
Die Arbeit der Ausschüsse ist noch nicht abgeschlossen und die zu erstellenden Papiere müssen nach Abschluss
der Arbeit in den Arbeitsgruppen durch die SSK verabschiedet werden. Die hier berichteten Ergebnisse sind also
als vorläufig zu betrachten.
Bisherige Empfehlungen seit 2003:
Die vorgestellten, zur Zeit laufenden Aktivitäten der SSK und ihrer Arbeitsgruppen stehen in einer langen
Tradition der Auseinandersetzung der SSK mit Themen des medizinischen Strahlenschutzes und insbesondere
der Strahlentherapie. Seit 2003 hat die SSK zum Thema Strahlentherapie die folgenden Empfehlungen
herausgegeben:
Bedarf an Medizinphysik-Experten im Strahlenschutz (2003)
Strahlenschutz bei der Therapie mit Beta-Strahlern in flüssiger Form im Rahmen einer Brachytherapie,
Radiosynoviorthese und einer Radioimmuntherapie (2003)
Ermittlung der Vorbelastung durch Radionuklid-Ausscheidungen von Patienten der Nuklearmedizin
(2004)
Strahlenschutz in der Röntgentherapie (2005)
Neue Techniken in der Strahlendiagnostik und Strahlentherapie (2005)
Radioimmuntherapie mit Y-90-Ibritumomab-Tiuxetan (Y-90-Zevalin®) (2005)
Strahlenhygienische Bewertung von Strahlentherapieverfahren mit Protonen und Schwerionen (2006)
Literatur:
Die bisher erarbeiteten Empfehlungen der SSK sind kostenfrei über das Internet zu beziehen:
http://www.ssk.de/thema/st-300.htm
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