Biblisch-hermeneutische Übrungen

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Biblisch-hermeneutische Übrungen
Inhaltsverzeichnis
Biblisch-hermeneutische Übrungen ................................................................................. 1
Inhaltsverzeichnis .......................................................................................................... 1
O Einführung ................................................................................................................ 2
0.1 Die Bibel - Wort GOTTES? .................................................................................. 2
0.2 Wie können wir die Bibel heute noch verstehen ? .................................................... 3
0.1 Zur subjektiven Auslegung .................................................................................... 5
0.2 Zur objektiven Auslegung...................................................................................... 6
0.2.1 Historische (oder: historisch-kritische) Exegese ................................................ 6
0.2.2 Humanwissenschaftlich geprägte Auslegungsmethoden (Vgl. IBK, 59-71) ......... 12
0.2.3 Traditionsbetonte Zugänge zur Heiligen Schrift ................................................ 15
(Vgl. IBK,52-58, 72-75) .......................................................................................... 15
0.2.4 Kritische Überlegungen zur Berechtigung und Begrenzung mehrdimensionaler
Bibelauslegung ..................................................................................................... 15
1. Die Entstehung der Hl Schrift ................................................................................. 18
1.1 Die Entstehung des AT ....................................................................................... 18
1.1.1 Die Tora („Wegweisung“) ............................................................................. 19
1.1.2 Die „geschichtlichen“ Bücher ........................................................................ 20
1.1.3 Weisheitsliteratur ........................................................................................ 21
1.1.4
Propheten .............................................................................................. 21
1.1
Die Entstehung des NT .................................................................................. 23
2 Die vier Evangelisten - wer waren sie, und was war ihr theologisches und literarisches
Anliegen ? ................................................................................................................... 27
2.1 MARKUS ........................................................................................................... 27
2.2 MATTHÄUS ...................................................................................................... 28
2.3 LUKAS .............................................................................................................. 30
2.4 JOHANNES ....................................................................................................... 31
3 LITERATUREMPFEHLUNGEN ................................................................................. 34
2
O Einführung
Die Bibel - ist sie immer noch "das" Buch? Im Griechischen ist "ta biblia" ein Plural und
heißt "Büchersammlung", was dem literarischen Charakter der Bibel besser entsprechen
würde. Doch über den Umweg des Lateinischen wurde ein Singularwort daraus, das "das
Buch" bedeutet. - Aber ist die Bibel auch heute noch "das Buch" oder fällt es dem Menschen
mit wachsendem zeitlichen und kulturellen Abstand immer schwerer, die Bibel als "Wort
GOTTES" anzusehen ? Dazu müssen zwei grundlegende Fragen geklärt werden:
0.1 Die Bibel - Wort GOTTES? 1
An vielen Stellen beansprucht die Bibel selbst, "Wort GOTTES" zu sein - im AT etwa in den
Botensprüchen der Propheten, im NT dadurch, dass CHRISTUS als "das" Wort GOTTES
verstanden und die Schrift als "GEISTgehaucht" bezeichnet wird (2 Tim 3,16). Die etwa bis
zur Aufklärung unproblematisch vertretene Auffassung, GOTT bzw. Sein GEIST habe die
Schrift Wort für Wort diktiert ("Verbalinspiration"), ist unhaltbar geworden - vor allem durch
das Bewusstwerden dreier Problemkreise: in der Schrift finden sich:
 Widersprüche (z.B. 1 Engel in der mk. und mt. Grabeserzählung, 2 in der des Lk- und
des Joh-Ev),
 sachliche Fehler (z.B. bei Mk und Lk gehen die Frauen zum Grab, um JESUS am 3.Tag
zu salben - was bei den klimatischen Bedingungen des Landes unmöglich ist) und,
 zumindest im AT, auch moralische Irrtümer (z.B. die angeblich von GOTT stammende
Forderung nach Vollziehung des Bannes, d.h. der Tötung alles Lebendigen und
Vernichtung aller materiellen Beute in einer eroberten Stadt, um es dem menschlichen
Gebrauch zu entziehen und dadurch GOTT zu "weihen").
Zur Lösung dieser Probleme muss nicht die Überzeugung aufgegeben werden, dass die
Bibel "Wort GOTTES" ist, wohl aber die Vorstellung, wie sie dies ist. GOTT wirkt ja auch
sonst nicht direkt in Seiner Schöpfung - gleichsam in Konkurrenz zu geschaffenen Ursachen
- (d.h. Er wirkt nicht als "Zweitursache"), sondern mittels Seiner Geschöpfe (d.h. Er bleibt
immer "Erstursache").Dies gilt auch für die Inspiration: Jedes Glied des atl. und ntl.
GOTTESvolkes, das sich als solches bejaht, ist "inspiriert"; einige davon waren
schriftstellerisch tätig, und diejenigen, deren Werke als Richtmaß des GOTTESvolkes
anerkannt wurden ("Kanon" - auf den längeren Prozess der Kanonbildung gehen wir noch
gesondert ein), gelten als inspiriert im engeren Sinn, ohne dabei ihre natürlichen Fähigkeiten
und Mängel zu verlieren ("Realinspiration"). Dadurch wird es möglich,
 widersprüchliche Darstellungen als verschiedene Sichtweisen der einzelnen Autoren zu
sehen und damit als Versuche, die Komplexität des Glaubens in ihren verschiedenen
Aspekten wenigstens näherungsweise zu erfassen;
 sachliche Irrtümer auf überholte Weltbilder zurückzuführen, ohne dadurch die gläubige
Weltanschauung
gefährdet zu sehen. Dieser Unterschied zwischen Weltbild /
Weltanschauung ist für ein richtiges Bibelverständnis unerlässlich: Weltbild meint die
Zusammenschau des Wissensstandes einer Kultur und beantwortet somit die Fragen
"Was?" und "Wie?"; Weltanschauung hingegen ist die bewertende Deutung der Welt
bzgl. eines Letztgrundes und beantwortet daher die Fragen "Warum?" und "Wozu?" (So
etwa ist es für den Glauben an einen GOTT als Letztgrund und Letztziel der Schöpfung Bereich der Weltanschauung - gleichgültig, ob man das Entstehen und Bestehen der
Schöpfung aus dem Sechstagewerk wie Gen 1 oder aus einer jahrmillionenlangen
Evolution erklärt - Bereich des Weltbildes).
 Und moralische Irrtümer lassen sich als vereinzelt vorkommende Gewissensirrtümer zu
verstehen, was der Gültigkeit der Grundannahme, dass GOTT es ist, der Sich im
1
Etwas modifiziert nach DEIFEL E., Bibel - Wort GOTTES - auch heute noch? in: CPB 89/3/144-146.
3
Gewissen äußert, nicht widerspricht. Ja, es entspricht sogar der Geschichtlichkeit der
Offenbarung anzunehmen, dass die Menschen GOTTES Offenbarung immer besser
verstanden haben und verstehen: "Wenn aber jener kommt, der GEIST der Wahrheit,
wird Er euch in die ganze Wahrheit führen" (Joh 16,13).
Mittels Realinspiration kann die Bibel also auch heute als "Wort GOTTES" verstanden
werden, aber als "GOTTESWORT in MENSCHENWORT" (vgl. dazu Vat.II, Dei Verbum,
III/12).
0.2 Wie können wir die Bibel heute noch verstehen ? 2
Eine Person als Person können wir nie in gleicher Weise erkennen wie eine Sache. Diese
Einsicht, dass Personerkenntnis grundsätzlich etwas anderes ist als Sachwissen,
konkretisiert sich inhaltlich dadurch, dass sich mir eine bestimmte Person in einer
bestimmten Situation mitteilt, dass sie sich mir "offenbart"; und eine solche SelbstOffenbarung kommt nur dann an ihr Ziel, wenn sie von ihrem Adressaten "geglaubt" wird.
Das Gesagte gilt für jede Interpersonalbeziehung, also auch für die Beziehung zwischen
GOTT und Menschen. GOTT offenbart nicht etwas, sondern Sich (vgl. Vat.I, De Revelatione,
DS 3004 f.) - in allgemeiner Weise in Seiner Schöpfung, besonders in Seinen vernünftigen
Geschöpfen, die aufgrund ihrer Vernunft zur Annahme eines Höheren Wesens kommen
können (nicht müssen - zur Vernunftbegabtheit gehört Freiheit). Diese Art des Glaubens, die
die menschliche Antwort auf GOTTES allgemeine ("natürliche") Offenbarung darstellt und
grundsätzlich jedem Menschen zu jeder Zeit möglich wäre, kann man als Vernunftglauben
bezeichnen. Doch kann dieser nur dazu führen, dass man an GOTT glaubt, nicht aber
erschließen, wie Sich GOTT zu uns verhält. Nach christlicher Überzeugung hat Sich uns
GOTT immer wieder persönlich in der Geschichte mitgeteilt - als JAHWE, als "der, der für
uns da ist", und dessen Für-uns-Sein in CHRISTUS seinen unüberbietbaren Höhepunkt
gefunden hat; diese geschichtliche ("übernatürliche") Offenbarung "füllt" erst den durch den
Vernunftglauben abgesteckten Rahmen und kann, wenn sie gläubig angenommen wird, als
Offenbarungsglauben bezeichnet werden. Die Bezeichnungen Vernunft- und
Offenbarungsglauben wurden übrigens in der Aufklärung geprägt und sind nicht ganz
glücklich gewählt, weil im Wort Vernunftglauben Vernunft das Erkenntnismittel darstellt, im
Begriff Offenbarungsglauben die Offenbarung aber den Inhalt des Glaubens, ohne dass die
Vernunft dadurch als Erkenntnismittel ausgeschaltet wäre; klarer wären wohl Begriffe wie
"allgemeiner Glaube" / "besonderer Glaube" - aber es ist immer schwierig, eingebürgerte
Begriffe zu ändern. Jedenfalls dient der Vernunftglaube nicht nur als Rahmen für den
Offenbarungsglauben, sondern auch als Übersetzungshilfe für den schriftlich fixierten
Offenbarungsglauben: Die Bibel als GOTTESWORT in Menschenwort bedarf immer neuen
menschlichen Bemühens, um "nach bestem Wissen und Gewissen" für andere Zeiten und
Kulturen verständlich und verbindlich gemacht zu werden - und auch dieses Bemühen ist im
Sinne der "Realinspiration" inspiriert ("Tradition" - vgl. Vat.II, DV,I/2).
Die Bibel ist innerhalb der Tradition des atl. und ntl. GOTTESvolkes entstanden und kann
daher auch nur innerhalb dieser Tradition richtig verstanden werden. Das bedeutet, dass die
Gemeinschaft des Gottesvolkes, solange sie besteht, vor eine dauernde
Übersetzungsaufgabe gestellt ist - das GOTTESWORT kann nicht in ein für allemal gültiges
Menschenwort gefasst werden, da das Menschenwort grundsätzlich ein endliches,
unvollkommenes, verbesserungsbedürftiges ist: "Diese apostolische Überlieferung kennt in
der Kirche unter dem Beistand des Heiligen GEISTES einen Fortschritt; es wächst das
Verständnis der überlieferten Dinge und Worte .." (DV 2/8).
2
) Vgl. RAHNER K., Über die Schriftinspiration, Quaest.disp. 1, Freiburg i.Br. 1958.
4
Bevor wir auf die heute üblichen Auslegungsmethoden und ihre Grenzen eingehen, soll noch
auf die Einheit der Bibel ausdrücklich hingewiesen werden. Es ist die Besonderheit der
christlichen Bibel, dass sie die jüdische Bibel, das sog. "AT" ungekürzt und unverändert
übernommen und dem NT vorangestellt hat. Damit ist von Anfang an festgelegt, dass das
NT nur vom AT her verstanden werden kann - was aber nicht umkehrbar ist: das AT ist auch
ohne NT verstehbar, und man sollte diese Möglichkeit unserer Mutterreligion, dem
Judentum, nicht absprechen 3. Leider lässt sich immer wieder feststellen, dass Christen nicht
nur Juden abwertend behandeln, sondern auch das AT. Als Auslegungsschlüssel zum NT
wird es überhaupt kaum gesehen. Das ist umso befremdlicher, als wir vom Tridentinum
durch ein Dogma i.e.S. zum Glauben an die ganze Bibel verpflichtet sind: "Wer aber diese
<vorher aufgezählten, Anm.d.Verf.> Bücher nicht vollständig mit allen ihren Teilen, wie sie in
der katholischen Kirche gelesen zu werden pflegen..., als heilig und kanonisch anerkennt
und die vorher erwähnte Überlieferungen wissentlich und absichtlich verachtet: der sei mit
dem Anathema belegt" (DH 1504, Sessio IV).
Diese Aufgabe war christlichen Theologen früh bewusst, wobei sie z.T. auf bereits vorhandene jüdisch-rabbinische Auslegungstechniken zurückgreifen konnten, was sich schon
im NT - etwa bei PAULUS oder MATTHÄUS - zeigt. An der Wende von der Antike zum
Mittelalter entwickelte CASSIAN die Lehre vom vierfachen Schriftsinn, d.h. die Bibel muss
verstanden werden:
 wörtlich,
 allegorisch ( d.h. aus dem Glauben muss auf den tieferen Sinn des Tatsächlichen
geschlossen werden),
 moralisch (d.h. das aus der Bibel Erkannte muss durch die persönliche Lebenspraxis
anerkannt werden),
 anagogisch (wörtl.: "höherführend", d.h. das aus der Bibel Erkannte und Gelebte soll den
Menschen höher führen - auf sein Letztziel, GOTT, hin).
Heute unterscheidet man - entsprechend der Differenz zwischen alltäglichem Wissen und
wissenschaftlichem Wissen - zwischen subjektiver und objektiver Schriftauslegung.4
Seit dem 2. Vaticanum haben sich eine Reihe von wissenschaftlichen Methoden der
Bibelarbeit entwickelt. Dies ist selbstverständlich anzuerkennen, hat aber eine Gefahr mit
sich gebracht, die erst jetzt zunehmend deutlich wird – dass theologische Laien sich kaum
mehr unbefangen mit der Hl. Schrift zu beschäftigen wagen, weil sie meinen, das nur unter
Anleitung eines Fachmannes / einer Fachfrau oder zumindest anhand eines
Bibelkommentars tun zu dürfen. Dabei wird ein wichtiger Unterschied übersehen: schon im
Judentum und im frühen Christentum gab es wissenschaftliche Auslegungsmethoden, aber
immer zugleich den spontanen Zugang des einzelnen Gläubigen5:
 Zugänge im Alltag sind „subjektiv“, d.h. gehen von der persönlichen Lebenserfahrung
des einzelnen aus, für den sie dann selbstverständlich auch stimmt. Probleme treten nur
auf, wo es zu „Grenzüberschreitungen“ kommt – wenn entweder seitens der
Wissenschaften persönliche Lebenserfahrungen und Werthaltungen relativiert werden
oder die persönliche Lebenserfahrung verallgemeinert und zur Zwangsbeglückung für
andere gemacht wird.
3
Vgl. dazu: DOHMEN Chr.-MUßNER F., Nur die halbe Wahrheit? Für die Einheit der ganzen Bibel,
Freiburg-Basel-Wien 1993; ZENGER E., Das Erste Testament. Die jüdische Bibel und die
Christen, Düsseldorf 19991.
4 Vgl. dazu bes.: KREMER J., Die Bibel lesen - aber wie? Eine kleine Anleitung zum Verstehen der
Heiligen Schrift, KBW/Stuttgart 1978, 6.Aufl., und ders., Die Bibel - ein Buch für alle. Berechtigung
und Grenzen `einfacher' Schriftlesung, KBW/Stuttgart 1986.
5 Vgl. dazu bes.: KREMER J., Die Bibel lesen - aber wie? Eine kleine Anleitung zum Verstehen der
Heiligen Schrift, KBW/Stuttgart 1978, 6.Aufl., und ders., Die Bibel - ein Buch für alle. Berechtigung
und Grenzen `einfacher' Schriftlesung, KBW/Stuttgart 1986.
5
 Wissenschaftliche Methoden sind „objektiv“ in dem Sinne, dass jeder, der sich damit
beschäftigt, einen Gedankengang nachvollziehen und seine Richtigkeit überprüfen
können muss.
Schriftauslegung
subjektiv
(erfahrungsbezogen)
Die persönliche
Schriftmeditation soll
Schrift mit Leben in
Verbindung bringen
( “Korrelation“,
Bedeutung von
Symbolen = irdischen
Bildern für Geistiges),
wie etwa:
 Geistliche
Schriftlesung
nach
BENEDICT
 LUMKO
 BLUDESCH
objektiv (mehrdimensional)
Kombination verschiedener wissenschaftlicher Methoden, um zu einer
intersubjektiv überprüfbaren Interpretation zu gelangen – Anwendung und
Abgrenzung der Methoden allerdings noch nicht völlig geklärt ( Problem
der Wissenschaftstheorie der Theologie)
Historisch-kritische Exegese
Grundlegende Analysen (Textkritik – Segmentierung - Übersetzungen)
Synchrone Methoden (Sprachkritik, rhetorische – narrative – semantische
– stilistische Analyse, Strukturanalyse, Gattungs- und Formkritik)
Diachrone Methoden (Literarkritik – Traditionskritik – Redaktionskritik –
Motivkritik – Auslegungsgeschichte – Wirkungsgeschichte)
Humanwissenschaftlich geprägte Methoden
Tiefenpsychologische Exegese
Feministische Exegese
Politische Exegese
Befreiungstheologische Exegese
Kanonische Bibellektüre

0.1 Zur subjektiven Auslegung
Die persönlichen Schriftlesung (lectio divina, die Geistliche Schriftlesung) soll die
Schrift mit unserem Leben in Verbindung bringen (Korrelation); dafür ist Symbolverständnis
wichtig, weil Symbole irdische Bilder für Überirdisches darstellen. Ich soll die Erfahrungen
biblischer Autoren als Wegweiser für mein Leben nehmen, entweder, um mich selbst in der
Bibel wiederzufinden, oder, um möglichst viele dieser Erfahrungen selbst machen zu
können: „Lebe, was du von der Bibel verstanden hast, und du wirst die Bibel besser
verstehen“ (Roger SCHUTZ).
Dieses persönliche Umgehen mit der Bibel, die lectio divina, die Geistliche Schriftlesung,
kann man auch als Schriftmeditation (Meditation im weiteren Sinn genommen) verstehen.
Sie geht schon auf den hl. BENEDICT zurück, wird bis heute vor allem in den Orden
praktiziert und umfasst drei Schritte, ein vierter kann angeschlossen werden:
1. Ich lese einen kleinen, zusammenhängenden Abschnitt aus der Bibel (lectio, d.h.
Lesung) und versuche diesen Abschnitt, so gut ich kann, zu verstehen (die lectio
wendet sich also an den Verstand). - „Wie sollen sie an den glauben, von dem sie
nichts gehört haben? Wie sollen sie hören, wenn niemand verkündet“ (Röm 10,14 b
und c)
2. Ich nehme mir Zeit und überdenke ruhig, was GOTT mir persönlich mit diesen Versen
sagen will (meditatio im engeren Sinn, auch ruminatio, Wiederkauen, genannt; die
ruminatio wendet sich an das Gefühl). - „Maria aber bewahrte alles, was geschehen
war, in ihrem Herzen und achte darüber nach“ (Lk 2,19).
3. Ich versuche, über das, was ich gelesen und erwogen habe, mit GOTT in
Zwiegespräch zu kommen (oratio, d.h. Gebet), und überlege, was davon ich in
meinem Leben praktisch umsetzen könnte (die oratio betrifft also auch den Willen). –
„Dann geh und handle genau so“ (Lk 10, 37 c).
4. Wer sich noch tiefer von der Schrift verwandeln lassen möchte, soll einen vierten
Schritt anschließen: Ich höre auf, zu denken und zu wollen, ich werde einfach zu
einer offenen Schale, in die der Schrifttext immer mehr einsinkt (contemplatio,
6
einfach vor und für GOTT da sein).- „...nicht mehr ich leben, sondern CHRISTUS lebt
in mir“ (Gal 2,20 a).
Natürlich können auch Gruppen die Geistliche Schriftlesung üben. Eine einfach Methode, auch Laien
die gemeinsame Bibellektüre zu ermöglichen, hat das Katholische Lumko-Institut Südafrika erfunden;
die Methode verbreitete sich rasch auch in Europa und Amerika und wird als Lumko-Methode,
Sieben-Schritt-Methode oder Bibel-Teilen bezeichnet.
1. Wir laden den HERRN durch ein kurzes Gebet oder Lied ein.
2. Wir lesen den Textes; es empfiehlt sich, je nach Gruppengröße reihum Vers- oder
Absatzweise zu lesen, damit jeder / jede aktiv eingebunden ist.
3. Wir verweilen beim Text: Jeder liest (im Uhrzeigersinn) vor, welcher Satz / welche Sätze ihm
wichtig ist / sind – zunächst ohne Begründung oder Diskussion.
4. Wir schweigen für eine kurze Zeit, die vorher angegeben werden sollte.
5. Wir teilen einander mit, welche Worte uns betroffen haben und warum; hier können auch
Fragen eingebracht werden. Jeder soll in Ich-Form sprechen, je persönliche Erfahrung gilt –
es soll kein Streitgespräch entstehen.
6. Wir überlegen: Was will uns der HERR durch diesen Text sagen? Was davon könnten wir
verwirklichen? Bei Fortsetzungsgesprächen: Was haben wir verwirklicht?
7. Zum Abschlussgebet sollte jeder etwas beitragen, dann kann man gemeinsam mit einem
Vater unser und einer Segensbitte schließen.
Hat die Gruppe länger Zeit und will sich gründlicher mit der ausgewählten Bibelstelle
auseinandersetzen, kann sie den Punkt 3 durch eine schriftliche Auseinandersetzung in 5 Punkten
ersetzen (Methode BLUDESCH):
a) Was ist die zentrale Aussage? (Zusammenfassung in 1 Satz)
b) Was verstehe ich nicht?
c) Welche Zusammenhänge gibt es? (Kontext, Parallelstellen, ähnliche Stellen)
d) Was gefällt mir / gefällt mir nicht?
e) Was kann ich / können wir konkret tun?
Der Punkt 4 bleibt gleich, in Punkt 5 erfolgt der Austausch gegliedert nach den 5 Fragen. Der
Abschluss bleibt gleich.
0.2 Zur objektiven Auslegung
0.2.1 Historische (oder: historisch-kritische) Exegese
In der griechischen Mythologie war der Gott HERMES der „Dolmetscher“ zwischen Göttern
und Menschen. Nach ihm heißt bis heute die Kunst des Verstehens von sprachlichen und
nichtsprachlichen Äußerungen anderer Menschen Hermeneutik. Dieses Verstehen kann auf
verschiedenen Ebenen stattfinden. Der Übersichtlichkeit halber sollen die wesentlichen
Möglichkeiten genannt werden, ausführlicher besprochen werden dann aber nur
Möglichkeiten, wie man ohne wissenschaftliche Vorbildung mit der Bibel sinnvoll umgehen
kann.
 Im Alltag bedient man sich, meist unbewusst, bei jeder Kommunikation einer einfachen
Form von Hermeutik – man will ja den anderen verstehen und von ihm verstanden
werden - ; Einfachheit ist hier deshalb möglich, weil ja der persönliche Kontakt meist
Eindeutigkeit verschafft; meist – denn auch im Alltag gibt es Missverständnisse, die sogar
zum Streit führen können.
 Eine schwierigere Form ist die Gesprächstherapie: hier sind besondere Methoden
erforderlich, da der ursprüngliche Sinn verdrängt wurde und Neurosen erzeugte – die
neurotischen Symptome sind entstellte Symbole, die entschlüsselt werden müssen.
Diese Methode kann uns hier nicht beschäftigen, sie gehört in die Psychiatrie bzw.
Psychotherapie.
 Auf wissenschaftlicher Ebene bedient man sich der hermeneutischen Methode (mit
vielen Untermethoden). um menschliche Äußerungen aus anderen Zeiten und Kulturen,
besonders solche in schriftlicher Form, zu verstehen. Hermeneutik ist somit der
grundlegende Methodentyp der sog. Geistes- oder Kulturwissenschaften. Hermeneutik
unterstellt dem zu untersuchenden historischen Dokument zunächst vorläufig den
wahrscheinlichsten Sinn (Hypothesenbildung) und versucht diese Hypothese durch
7
möglichst viele dazu erreichbare Daten zu überprüfen, also als falsch oder als wahr
auszuweisen (Hypothesenüberprüfung durch Falsifikation/Verifikation: Dieses
Verfahren ist relativ kompliziert und wird als "hermeneutischer Zirkel" oder - besser - als
"hermeneutische Spirale" bezeichnet. Denn es findet ein wechselseitiges Erklären und
Korrigieren zwischen dem Vorverständnis des Wissenschaftlers und dem hypothetisch
unterstellten Sinn einerseits, zwischen diesem Sinn und den zu seiner Überprüfung
herangezogenen Daten andererseits statt. V=Vorverständnis, T=Tatsache) ).
V2
V1
V
T
T1
T2
 Auf
metatheoretischer
Ebene
ist
die
Hermeneutik
eine
eigene
wissenschaftstheoretische Position, die auf Wilhelm DILTHEY, einen deutschen
Philosophen und Pädagogen des 19. Jhs., zurückgeht – auch darauf kann hier nicht
näher eingegangen werden.
Der Methodentyp der Geisteswissenschaften konkretisiert sich in verschiedenen Methoden;
unter diesen ist für die Erschließung von Texten die historisch- kritische Exegese am
bedeutendsten. Sie entstand im Rahmen der Entwicklung der neuzeitlichen
Geisteswissenschaften ab der Aufklärungszeit; der Name "historisch" sagt aus, dass die
üblichen geschichtswissenschaftlichen Methoden (wie etwa in den Geschichts- und
Sprachwissenschaften) verwendet werden, der Name "kritisch", dass eine bewusste
Abgrenzung gegen unwissenschaftliche Deutungen durch das Alltagsbewusstsein erfolgt,
"Exegese" heißt Auslegung.
Innerhalb der historisch-kritischen Exegese haben sich verschiedene Unter-Methoden
entwickelt, die in der einschlägigen Literatur oft eine verwirrende Vielfalt und unterschiedliche
Einteilung aufweisen. Für die nun folgende Kurzdarstellung der wichtigsten Methoden der
Schriftauslegung wurde besonders die deutschsprachige Ausgabe "Die Interpretation der
Bibel in der Kirche" der Päpstlichen Bibelkommission (Vatikan 1993) herangezogen
(Kurzzitation: IBK + Seitenzahl; ferner: EGGER W., Methodenlehre zum Neuen Testament,
Freiburg-Basel-Wien 1993, 3.Aufl (Kurzzitation: E + Seitenzahl).
2.2.1.1 Grundlegende Analysen
1) Textkritik (vgl. E, 46-54; IBK, 39-43)
ist das Bemühen um Wiederherstellung des Originaltextes. Der Originaltext ist bei
keinem antiken Werk, also auch nicht bei der Bibel, erhalten. In der Antike, als man Werke
durch Diktieren vervielfältigte, ist mit Hörfehlern zu rechnen, im Mittelalter mit
Abschreibfehlern. Dazu kommen unabsichtliche (z.B. Mitkopieren einer Randbemerkung)
oder absichtliche (z.B. Korrektur anstößig erscheinender Texte) Änderungen durch die
Abschreiber. Welche Lesart ist bei Textvarianten vorzuziehen ?
Als "äußeres Kriterium" gilt Alter und Qualität eines Papyrus oder einer Handschrift, ferner,
ob eine Lesart in mehreren Handschriften bezeugt ist; als "innere Kriterien" der Vorzug der
kürzeren Lesart vor der längeren, der schwierigeren vor der leichteren, der von
Parallelstellen unabhängigen Lesart vor abhängigen, der der Wortwahl und dem Stil des
Autors besser entsprechenden u.ä. Es ist also eine fast "detektivische" Arbeit zu leisten, und
nicht immer kommen Wissenschaftler zu einheitlichen Ergebnissen, zumal wenn Kriterien
einander widersprechen (z.B. die besseren Handschriften bieten die leichtere Lesart).
8
2) Segmentierung (Vgl.E,55-60)
Der nächste Schritt ist die Abgrenzung von Texteinheiten oder die Segmentierung des
Textes (in der Fachliteratur - die hier in der Terminologie leider nicht einheitlich ist, auch als
"Literarkritik" bezeichnet; wir verwenden diesen Begriff aber wie E, 162 ff., s.u.). Diese
Texteinheiten heißen auch Perikopen (w.: die rundherum Abgegrenzten). Eine solche
Abgrenzungsarbeit ist nötig, weil man in der Antike, um Schreibmaterial zu sparen, fortlaufend schrieb, ohne Kapiteleinteilung, meist auch ohne klare Satztrennung, was das
verständnisvolle Lesen ziemlich erschwerte. Daher versuchte man im Mittelalter zunächst
eine Kapiteleinteilung (Stephan LANGTON, 1226), dann eine Verseinteilung der Bibel (Rabbi
Isaak NATHAN, 1440, und Santes PAGNINI,OP, 1528). Auch wenn diese Einteilung nicht
immer glücklich ist, setzte sie sich generell durch.
Um Texteinheiten herauszufinden, achtet man auf inhaltliche Kriterien wie etwa Wechsel
der Zeit-, Orts-, Situations-, Themen- und Personenangaben, und auf sprachliche Kriterien
wie auf den Wechsel im Satzbau, Satzeinleitungen u.ä., aber auch auf die Einheitlichkeit /
Uneinheitlichkeit eines Textes, etwa, ob es störende Wiederholungen, inhaltliche
Widersprüche, sprachliche Unklarheiten gibt.
(Ein Beispiel: "Er ließ das Meer austrocknen und das Wasser spaltete sich" (Ex 14,21 c):
In demselben Vers sind zwei unterschiedliche Vorstellungen über die Wegbarmachung des
Schilfmeeres einfach mit "und" zusammengefügt; diese unterschiedlichen Vorstellungen
sprechen dafür, dass man diesen Satz zwei Autoren (hier dem Jahwisten und der
Priesterschrift) zuweisen muss).
Als Ergebnis kann herauskommen, dass eine Perikope einheitlich, zusammengesetzt oder
erweitert ist.
Exkurs : Wie zitiert man die Bibel ?
Zuerst steht die - durch die Loccumer Richtlinien genormte - Abkürzung des jeweiligen
Buches, dann folgt die Zahl des Kapitels, schließlich, nach einem Beistrich, die Verszahl z.B. Röm 8,11 (= Römerbrief, Kapitel 8, Vers 11). Will man nur einen Teil eines längeren
Verses zitieren, so fügt man einen Kleinbuchstaben bei - a,b,c,... - z.B. Röm 8, 11 b meint
nur den 2.Teil des Verses 11. Will man mehrere Verse zitieren, so setzt man, wenn die
Verse durchlaufend gemeint sind, einen Bindestrich - z.B. Röm 8,1-11 - oder fügt "f." oder"ff."
an, wenn der folgende oder die folgenden Verse bezeichnet werden sollen - z.B. Röm 8,1 f.
bzw. 1 ff.; wenn aber nur einzelne Verse desselben Kapitels gemeint sind, trennt man diese
durch Punkte - z.B. Röm 8,1.3.7.
Durch einen Strichpunkt trennt man verschiedene Zitate - z.B. Röm 5,12; Röm 8,11.
Gibt es von einem biblischen Buch mehrere Exemplare, wird die entsprechende Ziffer dem
abgekürzten Buchtitel vorangestellt - z.B. 1 Kor 15 (= 1.Korintherbrief, Kapitel 15).
Exkurs: Textgeschichte - Urtext und Übersetzungen (Vgl.E, 61-73)
Der Urtext der Bibel ist nicht erhalten, doch liegen uns von keinem anderen literarischen
Werk der Antike so viele und so alte Handschriften vor. So etwa besitzen wir von
SOPHOKLES nur 100, von der Bibel aber über 5000 Handschriften; die ältesten PLATONHandschriften sind aus dem 9.Jh.n., die ältesten Bibelhandschriften aber bereits aus dem
2.Jh.n. Die wichtigsten Handschriften, die übrigens noch keine Kapitel-, Satz- und
Worttrennung enthalten, sind:
* Papyri, ein aus der Papyrusstaude gewonnenes Schreibmaterial: sie stammen aus
dem 2. bis 3.Jh.n. und werden zitiert "P + Nummer ihrer Registrierung"; der älteste
Papyrus, eine kleines Fragment aus dem Joh-Ev, ist der P 52, entstanden um 120 n.
* Majuskel-Codices sind aus Pergament (Tierhaut) und nur mit Großbuchstaben
beschrieben; sie stammen aus dem 4.bis 7.Jh.n.und werden zitiert mit Großbuchstaben oder mit "01,02,...", etwa:
01 (aleph): Codex Sinaiticus (4.Jh.)
02 (A): Alexandrinus (5.Jh.)
9
03 (B): Vaticanus (4.Jh.)
04(C):Codex Ephraemi rescriptus (5.Jh.: Dieser Codex ist ein sog. Palimpsest, d.h.
sein ursprünglicher Text wurde abgeschabt und mit einem Bibeltext überschrieben
- ein in der ausgehenden Antike und im frühen Mittelalter ein aus Sparsamkeit
nicht selten geübtes Verfahren.)
05 (D): Codex Bezae Cantabrigiensis (5./6.Jh.)
* Minuskel-Codices sind Pergamentcodices in Kleinbuchstaben; sie entstanden ab
dem 8.Jh.n. und werden mit einfachen Ziffern durchnumeriert (1,2,...).
Die Ursprache des NT war Koine-Griechisch, seit ALEXANDER d.Gr. die Einheitssprache
des gesamten östlichen Mittelmeerraumes. Gegenüber dem klassischen Griechisch wies es
einige Besonderheiten auf, die es als Brücke zum Neugriechischen ausweisen:
Unter Itazismus versteht man die I-Aussprache nicht nur des "i", sondern auch des
langen "e" und aller i-Diphthonge (ai,ei,oi);
die grammatischen Formen und die Syntax wurden stark vereinfacht;
Eigenheiten der jeweiligen Landessprache wurden übernommen, also im Raum von
Judäa und Galiäa Semitismen bzw. Aramäismen.
Übersetzungen entstanden bald:
Von den lateinischen Übersetzungen ist die älteste die Vetus Latina (3.Jh.), die
bekannteste die Vulgata des hl.HIERONYMUS (4.Jh.).
Neben den lateinischen Übersetzungen entstanden auch solche ins Syrische
("P´schitto"), Ägyptische (ins Sahidische / Oberägypten und ins Boharische /
Unterägypten), Arabische, Gotische,...
Von den deutschen Übersetzungen wurde die von LUTHER am bekanntesten: Es gab
zwar schon deutsche Übersetzungen vor LUTHER, doch alle nur aus der Vulgata; erst
LUTHER bemühte sich um eine Übersetzung aus dem Urtext - worin ihm die
Katholische Kirche erst seit dem Vat.II folgte. (Das ist in der "Authentisch-Erklärung"
der Vulgata durch das Tridentinum, DH 1506, begründet).
Übersetzungen (Vgl.E,61-72)
Jede Übersetzung ist bereits eine Interpretation, da es keine zwei völlig deckungsgleichen
Sprachen gibt. Heute hat sich in der katholischen Glaubensverkündigung, also auch im
Religionsunterricht, die sog. Einheitsübersetzung ("EÜ") aus dem Jahre 1972 durchgesetzt;
doch empfiehlt sich für jede genauere Arbeit an der Bibel der Rückgriff auf die
Originalsprache bzw. für den, der diese nicht kann, der Vergleich mehrerer Übersetzungen.
Die Zürcher Bibel der Reformierten gilt als sehr exakt, die evangelische LUTHERÜbersetzung und die katholische KARRER- Übersetzung zeigen viel Sprachgefühl, die
evangelisch-katholische "Bibel im heutigen Deutsch. Die gute Nachricht" will auch
Fernstehende ansprechen (s. auch u., Literaturangaben zu Kapitel 0).
------------------------------------------------Bei den folgenden Methoden ist ein wichtiger Unterschied zu beachten:
Synchrone (w.: gleichzeitige) Methoden ("Kritik") untersuchen den engeren und weiteren
Kontext eines Textes und haben Vorrang vor den diachronen.
Diachrone (w.: durch die Zeit verlaufende) Methoden ("Geschichte") untersuchen die
Vorgeschichte und Nachwirkung eines Textes (sie sind die ältesten Methoden der historischkritischen Exegese, man könnte sie auch als historisch-kritische Exegese i.e.S. bezeichnen).
0.2.1.2 Synchrone Methoden oder Sprachkritik i.w.S.
(Vgl. auch IBK, 43-52; sehr ausführlich E,74-157):
1) Die Sprachkritik i.e.S. oder pragmatische Analyse thematisiert die Aussageabsicht
eines Textes, besonders, ob er informatorisch oder performatorisch ist. Dieser Unterschied,
der uns im Alltag selbstverständlich ist, wird leider bei Textinterpretationen oft zu wenig
10
beachtet. Wenn man z.B. sagt: "Herr X ist mit Frau Y verheiratet", so gibt man eine
Information. Wenn aber Herr X die Frage des Priesters, ob er Frau Y heiraten möchte, mit
"Ja" beantwortet, so informiert er nicht über eine bereits vorhandene Wirklichkeit, sondern
schafft eine neue Wirklichkeit, in diesem Fall die seiner Ehe. Performative Texte wollen also
im Zuhörer / Leser eine bestimmte Aktivität bzw. Haltung hervorrufen - so etwa ist ein
Gleichnis "wahr", auch wenn die erzählte Handlung nicht "wirklich" (im Sinne der Historizität)
stattgefunden hat.
Die Sprachkritik muss verschiedene Aspekte eines Textes berücksichtigen, wozu weitere
Methoden dienen:
2) Die rhetorische Analyse berücksichtigt, dass die meisten Bibeltexte nicht rein informatorischen Charakter aufweisen, sondern - mehr oder minder - überzeugen
(performatorisch sein) wollen.
Die antike Rhetorik unterschied drei Überzeugungsfaktoren: die Autorität des Redners, die
Plausibilität der Argumentation und die Wirkung auf die Zuhörer. Ferner wurde großer Wert
auf Formalismen gelegt: im semitischen Bereich liebte man Parallelismen (derselbe
Gedanke wird zwei Mal etwas verschieden ausgedrückt) oder Antithesen (ein Gedanke wird
durch einen Gegengedanken verdeutlicht), im hellenistischen Raum besonders klare
Satzkonstruktionen (Hauptgedanke im Hauptsatz, Nebengedanken in Nebensätzen;
Gewichtung der Wortstellung: 1. Satzende, 2. Satzanfang, 3. Satzmitte), in allen antiken
Sprachen eine ausgewogene Rhythmik, wobei Prosa- und Versrhythmen streng
unterschieden wurden.
Heutige Formen der Rhetorik interessieren sich stärker für die - soziologisch und psychologisch interpretierbare - Sprechsituation.
3) Die narrative Analyse will dem Erzähl- und Zeugnischarakter der Schrift gerecht werden.
Die biblischen Autoren wollten in ihren Hörern / Lesern etwas ("Umkehr") erreichen; da sie
diese Hörer/ Leser nicht kannten, spricht man von impliziten Hörern / Lesern. Die realen
Hörer / Leser sind die, die der Bibeltext tatsächlich erreicht. Je mehr die realen Hörer / Leser
mit den impliziten ident sind, desto größer ist die Wirkung des Textes. Es ist eine wesentliche
Aufgabe jeder Art von Glaubensverkündigung, diese Identifizierung zu erleichtern.
4) Die semantische Analyse betrachtet, lexikalisch und im Kontext, die Wortbedeutungen.
Zur Untersuchung der je persönlichen Wortwahl eines Autors sind die modernen
(Computer)Konkordanzen unerlässlich, das sind Lexika, die in alphabetischer Reihung die
in der Bibel (bzw. getrennt in AT und NT) vorkommenden Begriffe mit genauer
Stellenangabe anführen.
5) Die stilistische Analyse untersucht den Stil sowohl auf Wortebene (Wortwahl,
wörtlicher/übertragener Wortgebrauch, Wortverbindungen, Wortwiederholungen und
Wortstellung etc.) als auch auf Satzebene (Satzarten, Satzbau).
6) Die Strukturanalyse untersucht
 sowohl die sprachliche Struktur eines Textes (unter Einbeziehung der Ergebnisse der
semantischen und stilistischen Analyse) - denn jede Sprache ist ein System von Beziehungen, das bestimmten Regeln gehorcht -,
 als auch seine inhaltliche Struktur, etwa seinen dramatischen Aufbau, das Zusammenspiel seiner Personen etc. Dazu sind Strukturskizzen hilfreich. Unter dem Einfluss der
Linguistik (Sprachwissenschaft) wurde die Strukturanalyse stark ausgebaut, so dass sie
von manchen Exegeten als eigene Methode neben die historisch-kritische Exegese gestellt wird. Dies führt m.E. zu methodischen Unklarheiten: Denn alle (Einzel)Methoden
der historisch-kritischen Exegese sind Unterarten des historisch-linguistischen Methodentyps, zu dem folglich auch die Strukturanalyse gehört.
7) Die Gattungs- und Formkritik thematisiert den Unterschied zwischen literarischer
Gattung (Textsorte, Formtyp), die einen bestimmten "Sitz im Leben" aufweist, und lite-
11
rarischer Form (konkrete Ausformung der Gattung). Auch im Alltag ist uns dieser
Unterschied geläufig - z.B. sind Vermählungs- oder Todesanzeigen eine bestimmte literarische Gattung unseres Kulturkreises, die konkrete Ausformung kann, je nach Geschmack
und Investitionsfreudigkeit des Absenders, sehr unterschiedlich gestaltet sein. Eine
Nichtberücksichtigung der literarischen Gattung kann zu schweren Missverständnissen eines
Textes führen 6.
0.2.1.3 Diachrone Methoden (Vgl. E, 159-194)
Diachrone Methoden wollen die innertextliche Vorgeschichte eines Textes erhellen. Diese
Vorgeschichte ist beim NT einfacher als beim AT; beim NT müssen wir mit einem dreifachen
Sitz im Leben rechnen: 1. Worte und Taten JESU - 2. mündliche und z.T. schon schriftliche
Überlieferung in der Urkirche - 3. Niederschrift, die nach einem längeren
Entscheidungsprozess in den Kanon aufgenommen wurde.
Literar-, Traditions- und Redaktionskritik berücksichtigen diese Tatsache, dass die meisten
Texte eine Entwicklung durchmachen: Sie werden meist eine Zeitlang mündlich und/oder
schriftlich tradiert, bevor sie von einem Endredaktor endgültig schriftlich fixiert werden.
1) "Die Literarkritik untersucht die ntl. Texte daraufhin, ob zu ihrer Abfassung schriftliche
Vorlagen verwendet wurden, und stellt sich die Aufgabe, diese Vorlagen zu rekonstruieren
sowie deren theologische Akzente und deren Sitz im Leben zu erhellen" (E,162). Wie bei der
obgenannten Segmentierung wird der Text auf Unterbrechungen des Kontextes,
Spannungen und Widersprüche, Doppelungen und Wiederholungen, auffällige
Abweichungen von Stil und Wortwahl des Autors untersucht, hier allerdings mit dem Ziel,
schriftliche Vorlagen nachweisen zu können. So etwa konnte für Mt und Lk mit großer
Wahrscheinlichkeit als Vorlage die Redequelle („Q“) nachgewiesen werden, für Joh mit
geringerer Wahrscheinlichkeit eine Zeichenquelle () - worauf noch eingegangen wird.
2) Die Traditionskritik will die mündliche Vorgeschichte eines Textes rekonstruieren. Wie
die Literarkritik setzt auch die Traditionskritik die Segmentierung des Textes voraus, bleibt
aber unsicherer und ist oft von der Literarkritik nicht klar abgrenzbar. Als Faustregel könnte
man sagen: wenn zwei (oder mehr) biblische Autoren etwas in nahezu identer sprachlicher
Form darstellen und diese Sprachform noch dazu von ihrem persönlichen Sprachgebrauch
abweicht, ist mit einer gemeinsamen schriftlichen Quelle zu rechnen. Wo zwei (oder mehr)
biblische Autoren eine inhaltlich ähnliche Perikope bringen, doch geprägt von ihrer je
eigenen Sprache und ihrem persönlichen theologischen Konzept, liegt wahrscheinlich nur
eine mündliche Tradition zugrunde - z.B. finden wir bei allen vier Evangelisten die Erzählung
einer Salbung JESU durch eine Frau, doch weisen die Erzählungen einen unterschiedlichen
Rahmen, eine andere Akzentsetzung, ein verschiedene Ausgestaltung auf (Mk 14,3-9 // Mt
26,6-13; etwas anders Lk 7,36-50; wieder etwas anders Joh 12,1-8).
Schwieriger wird die Abgrenzung von Literar- und Traditionskritik dort, wo eine Perikope nur
von einem Autor überliefert wird. Hier darf man vermuten, dass überall dort, wo der
Sprachgebrauch deutlich von seinem sonst üblichen abweicht, eine schriftliche Vorlage
verwendet wurde, wo dies nicht der Fall ist, mündliche Traditionen (so etwa erweist sich der
erste Teil der Pfingsterzählung, Apg 2,1-4, als vorlk., der zweite Teil, Apg 2,5-13 als lk: vgl.
die Besprechung der Apg, Kapitel 4).
3) Die Redaktionskritik (Redaktion = endgültige schriftliche Fixierung) "versucht den
Vorgang der Redaktion und die Rolle des Redaktors zu rekonstruieren" (E,183).Um
unterscheiden zu können, was einem Autor vorgegeben und was sein Gestaltungsbeitrag ist,
sind die Ergebnisse der Textabgrenzung und Sprachkritik ebenso zu berücksichtigen wie die
der Literar- und Traditionskritik. Wenn sich z.B. bestimmte Themen der Jüngerbelehrung bei
6
Vgl. dazu: LOHFINK G., Jetzt verstehe ich die Bibel. Ein Sachbuch zur Formkritik, KBW/Stuttgart
o.J.
12
Mt in einer großen Rede, der Bergpredigt, vereint finden, bei Lk aber z.T. in einer kürzeren
Rede, der Feldrede, z.T. verstreut in anderen Kapiteln, so kann man daraus schließen, dass
diese Themen beiden Evangelisten durch tatsächliche Predigten JESU vorgegeben waren
(Tradition - aufgrund der großen Ähnlichkeit der Paralleltexte wohl durch schriftliche), dass
sie aber von den Evangelisten verschieden in ihr Gesamtwerk eingebaut wurden
(Redaktion).
Aufgrund der Kombination von Literar-, Traditions- und Redaktionskritik lassen sich
Rückschlüsse ziehen auf "die Person des Redaktors und seine Arbeitsweise (Textrezeption
und Textverarbeitung), die Adressaten und ihre Welt, Ort und Zeit der Entstehung des
Werkes" (E, 186).
4) Die Motivkritik untersucht Texte nach Motiven, die auch in anderen Religionen, in
Märchen und Sagen, in anderen Kultur- und Gesellschaftsformen zu finden sind, und arbeitet
hiebei mit der vergleichenden Religionswissenschaft, mit (Tiefen)Psychologie, Soziologie,
Völkerkunde u.ä. Wissenschaften zusammen.
5) Die Auslegungsgeschichte untersucht, wie ein Schrifttext im Laufe der Jahrhunderte von
Interpreten verstanden wurde.
6) Die Wirkungsgeschichte schließlich beschäftigt sich mit der Frage, wie eine Texteinheit
in der Geschichte weiterwirkte, u.zw. in den verschiedensten Gebieten - wie etwa in der
christlichen Lehre, Liturgie und Praxis, in Kunst, Gesetzgebung, Lebensauffassung etc.
Exkurs: Die Arbeit eines Redaktors7
Arbeitsaufgabe: Die drei Geschichten lesen, mit ‚Anfang, Zwischenstücken und Schluss versehen,
damit eine zusammenhängende Erzählung entsteht – wobei die verschiedenen Reihungsmöglichkeiten
durchprobiert werden sollen.
Es klingelt ungeduldig an der Tür. Das ist Martina, die von der Schule nach
Hause kommt. Sie strahlt über das ganze Gesicht: „Ratet, was ich zu
erzählen habe!“ Ohne die auf sie wartende Familie zu begrüßen, sprudelt
sie los: “Zusammen mit acht anderen Mädchen und Buben aus meiner
Klasse bin ich ausgesucht worden, in den großen Ferien für fünf Wochen
nach England zu fahren!“
Martina sitzt an ihrem Schreibtisch und hat den Kopf in ihre Hände
gestützt. Sie weint bitterlich.
Martina hüpft vergnügt durch die Straßen. – England! Wie sehr sie sich
darauf freut! Sie braucht einen Reisepass und Passbilder dazu. Der
Photograph wohnt an der nächsten Ecke.
0.2.2 Humanwissenschaftlich geprägte Auslegungsmethoden (Vgl. IBK, 59-71)
1) Die tiefenpsychologische Auslegung
Innerhalb der tiefenpsychologischen Auslegung gibt es, entsprechend der verschiedenen
tiefenpsychologischen Schulen, unterschiedliche Auslegungsmodelle und unterschiedliche
Sichtweisen, Tiefenpsychologie und Theologie zu verbinden. Da FREUD Religion als
„Gesellschaftsneurose“ verstand, erscheint sein Denkmodell als Auslegungsbasis
problematisch. Anders verhält es sich mit dem Denkmodell C.G. JUNGs, das – bei
entsprechender wissenschaftstheoretischer Vorsicht – hilfreich sein kann und vielfach als
7
Aus: SCHÄFER V., Die Redaktion des Mk-Ev, in: LANGER W., Praxis des Bibelunterrichts, Stuttgart
1975, 63-83)
13
moderne Weiterführung der geistlichen (und daher subjektiven!) Schriftauslegung verstanden
werden kann. Dieses Denkmodell verwenden u.a. A. GRÜN OSB8 und M. KASSEL9 und
interpretieren es ausdrücklich als Ergänzung der historisch-kritischen Exegese: Während
die historische Exegese durch das Bewusstmachen des historischen Abstands und durch
Beschränkung auf den Verstand uns die biblischen Inhalte entfremdet, will die
tiefenpsychologische Exegese den „garstigen Graben“ (LESSING) zwischen Damals und
Heute und zwischen Unbewusstem und Bewusstem überbrücken. Noch hilfereicher für die
Theologie im allgemeinen und die Exegese im besonderen ist der Ansatz V. FRANKLs (vor
allem in: „Der unbewusste GOTT“).
Während FREUD das Unbewusste individuell deutete, nahm C.G.JUNG (+1961) an, dass
unter der individuellen Triebdynamik noch eine unbewusste Tiefenschicht vorhanden sei, die
allen Menschen aller Kulturen gemeinsam ist, das kollektive Unbewusste (auf die
erkenntnistheoretische Problematik dieser Annahme kann hier nicht eingegangen werden).
Dieses kollektive Unbewusste ist durch Archetypen (Urbilder) strukturiert, die selbst
unanschaulich sind, sich aber in Symbolen (archetypischen Bildern) veranschaulichen, wie
sie in Traum, in Märchen, Sagen und Mythen, in Kunst und Religionen vorkommen. Diese
Symbole sind auf drei Grundarchetypen rückführbar:
 Der Schatten ist der Negativ-Bereich der eigenen Persönlichkeit, der als unintegrierter
nach außen projiziert und an anderen verurteilt wird.
 Die Anima des Mannes und der Animus der Frau ist der gegengeschlechtliche
Archetyp, der als unintegrierter zu Fehlverhalten gegenüber dem anderen Geschlecht
führt, zu irrationaler Über- und/oder Unterschätzung.
 Das Selbst ist das ganzheitliche Idealbild, das das Ich erreichen möchte; als
unintegriertes führt es zu falscher Selbsteinschätzung, zu Minderwertigkeitskomplex
und/oder Größenwahn.
Der Individuationsprozess (Selbstwerdungsprozess) des Menschen besteht darin, die
aus dem Unbewussten aufsteigenden Symbole zu verstehen und in das bewusste Leben, in
die Persona, zu integrieren, dabei soll vor allem das Ich sich dem Selbst annähern.
Da bei der Schriftwerdung der Bibel dasselbe (kollektive) Unbewusste wirksam war wie
heute bei der Schriftauslegung, erleichtert das Selbstverständnis das Bibelverständnis und
das Bibelverständnis das Selbstverständnis – die Bibel ist ein Buch, das uns zutiefst angeht:
nur für den, der sich in vielen Gestalten der Bibel wiederfinden kann, wird die Bibel zu einem
Lebensbuch. A. GRÜN10 nennt zwei Grundregeln tiefenpsychologischer Auslegung:
1. Man muss „die Motive einer Geschichte mit Motiven anderer Überlieferungen“ vergleichen,
mit Märchen, Sagen, Legenden, Träumen, Kunstwerken...
2. Wir müssen „alle äußeren Gegenstände, Personen und Umstände auf der Subjektstufe
deuten, also nicht als Beschreibung eines äußeren, sondern eines inneren Sachverhaltes
auslegen“ (z.B. wären in der JAKOBsgeschichte ESAU als sein Schatten, seine Mutter und
Ehefrauen JAKOBs Auseinandersetzung mit seiner Anima, das Ringen mit der nächtlichen
Erscheinung an der Jabboecksfurt sein Ringen mit GOTT).
Letztlich sollte man sich aber darüber klar sein, dass nur solche tiefenpsychologischen
Richtungen für ein religiöses Bibelverständnis hilfreich sind, die dem Unbewussten eine
religiöse Qualität zuschreiben – am wenigsten geschieht dies bei FREUD, am deutlichsten
bei FRANKL:
8
Tiefenpsychologische Schriftauslegung, Münsterschwarzach 1992, bes. S.20-27
KASSEL M., Biblische Urbilder. Tiefenpsychologische Auslegung nach C.G.JUNG, München
1980,3.Aufl. - Der bekanntere Eugen DREWERMANN (bes.: Tiefenpsychologie und Exegese, 2
Bde., Olten 1984f.) ist deutlich einseitiger als KASSEL, weil er - entgegen gegenteiliger Versicherungen - die tiefenpsychologische Auslegung nicht als Ergänzung anderer Auslegungsarten ansieht,
sondern praktisch nur diese gelten lässt; zudem schließt er sich stärker an den FREUDschen
Ansatz an, der sich selbst als materialistisch versteht.
10 Tiefenpsychologische Schriftauslegung, Münsterschwarzach 1992, S.20-27
9
14
FREUD
B
FRANKL
B
UB
UB
ES
(Triebstruktur)
ÜBER-ICH
(Gesellschaft)
ES
ÜBER-ICH
GOTT
Dazu helfen Methoden wie: freie Assoziation, Identifikation, Malen, Körperbewegungen,
Rollenspiel, Pantomime, Bibliodrama
Die einfachste Form des Bibliodramas:
 Lesen der Perikope (+ evtl. Einfühlen durch gelenkte oder freie Imagination)
 Rollenübernahme:
role-taking: Rolle selbst übernehmen und sich selbst einrollen
role-making: Leiter weist Rolle zu und rollt ein
Durch Zuschauer ist durch Identifikation „Vervielfältigung“ der Hauptrollen möglich
 Spiel
Beibehaltung des biblischen Rahmens  Spieler leben sich in die Bibel hinein (Nähe zum
Rollenspiel)
Spieler können frei gestalten  Spieler stellen ihre eigenen Lebensprobleme dar (Nähe zum
Psychodrama  Notwendigkeit der Aufarbeitung, Gefahr, dass Probleme hochkommen, die
der nicht-therapeutisch Geschulte nicht mehr in den Griff bekommt)
 Reflexion: Jeder erzählt, wie es ihm mit der Rolle gegangen ist
 Jeder wird „ausgerollt“ – besonders wichtig bei negativen Rollen, hier evtl. Zusatzaufarbeitung
nötig
Während die historisch-kritische Exegese und die tiefenpsychologische Auslegung eine
gewisse (vgl. dazu 0.2.4) Allgemeingültigkeit beanspruchen können, sind andere Arten der
Bibelauslegung einseitig und nur so weit berechtigt, als sie diese Einseitigkeit selbst
bewusst anerkennen - andernfalls würden sie zu verzerrten, ideologischen, Auslegungen.
2) Die politische Exegese macht zu Recht darauf aufmerksam, dass die Verwirklichung
des GOTTESREICHES auf Erden und durch unser Bemühen beginnen soll - sie würde aber
zur Ideologie, wenn sie das GOTTESREICH ausschließlich auf eine irdische, durch
menschliches Bemühen erreichbare Größe reduzieren wollte.
3) Die materialistische Exegese bedenkt die sozio-ökonomische Basis aller kulturellen,
somit auch aller religiös verstandener, Ereignisse - auch das ist legitim, so lange nicht
(marxistisch) behauptet wird, dass alles Geistige keinen eigenständigen Wirklichkeitswert
habe, sondern bloßes Produkt jener sozio-ökonomische Verhältnisse sei.
4) Die befreiungstheologische Auslegung ist eng verwandt mit den beiden vorhergenannten Auslegungsformen. Sie will die Schrift für die eigene sozio-politische Situation
aktualisieren und betont daher das Erlösungshandeln GOTTES in der Geschichte, besonders an den Armen und Unterdrückten - ein berechtigtes Anliegen, das allerdings auch in der
Gefahr einer Reduktion auf das irdische Heil steht.
5) Die feministische Exegese untersucht die Rolle der Frau in der Bibel inklusive der
weiblich-mütterlichen Züge des atl. und ntl. GOTTESbildes, doch mit der ausdrücklichen
Tendenz, damit zur Befreiung der Frau beizutragen bzw. männliche Herrschaftsstrukturen zu
15
entlarven - wieder ein berechtigtes Anliegen, wenn es nicht so verabsolutiert wird, dass die
väterlichen - und übrigens auch mütterlichen - Züge GOTTES nicht mehr als irdisches Bild
für Überirdisches genommen werden, sondern ein vermeintlich "männlicher" GOTT durch
einen "weiblichen" ersetzt wird.
0.2.3 Traditionsbetonte Zugänge zur Heiligen Schrift
(Vgl. IBK,52-58, 72-75)
Die bisher skizzierten Auslegungsmethoden stammen alle aus - wertfreien - Einzelwissenschaften. Können sie religiöse, d.h. zugleich, eine bestimmte Wertordnung repräsentierende Texte adäquat erfassen ? Das Problem (ausführlicher: s.u., 0.2.4) wird vielfach
gesehen, allgemein anerkannte Lösungen stehen noch aus.
1) Die Kanonkritik, entstanden vor ca 20 Jahren in den USA, versteht sich als ausdrücklich
theologische Interpretationsmethode, "die sich explizit im Rahmen des Glaubens bewegt"
(IBK, 53). Eine Unter-Richtung betrachtet dabei mehr den Prozess der Kanonbildung, eine
andere dessen Ergebnis; in beiden Fällen bildet die Interpretationsgrundlage die Tatsache,
dass diese Schriften in der Gemeinschaft der Kirche entstanden, von dieser Gemeinschaft
als "Kanon" (Glaubensregel) anerkannt wurden und daher auch nur im Rahmen dieser
Gemeinschaft adäquat interpretiert werden können.
Das Anliegen ist berechtigt, doch erscheint es (noch) zu unpräzis. Es fehlt eine Präzisierung,
wie sie etwa bzgl. der Unfehlbarkeit des Lehramtes vorgenommen wurde (vgl. DH 3011) vgl. u., 0.2.4.
2) Die fundamentalistische Schriftauslegung lehnt das Verständnis von Inspiration als
Realinspiration (Schrift als GOTTESwort in Menschenwort) ab und insistiert auf Verbalinspiration - sie stellt sich somit gegen alle Formen wissenschaftlicher Schriftauslegung.
Da diese Form in manchen kirchlichen Kreisen immer noch als "fromm" oder gar "allein
seligmachend" gilt, soll hier aus der Verurteilung der fundamentalistischen Auslegung durch
die Päpstliche Bibelkommission zitiert werden:
"Das Grundproblem dieses
fundamentalistischen Zugangs zur Schrift besteht darin, dass er den geschichtlichen
Charakter der biblischen Offenbarung ablehnt und daher unfähig wird, die Wahrheit der
Menschwerdung selbst voll anzunehmen. Für den Fundamentalismus ist die enge Verbindung zwischen Göttlichem und Menschlichem in der Beziehung zu Gott ein Ärgernis. Er will
nicht zugeben, dass das inspirierte Wort Gottes in menschlicher Sprache ausgedrückt und
unter göttlicher Inspiration von menschlichen Autoren niedergeschrieben wurde, deren
Fähigkeiten und Mittel beschränkt waren. Er hat deshalb die Tendenz, den biblischen Text
so zu behandeln, als ob er vom Heiligen Geist wortwörtlich diktiert worden wäre .....Dem
Fundamentalismus kann man auch eine Tendenz zu geistiger Enge nicht absprechen. Er
erachtet z.B. eine alte vergangene Kosmologie, wie man sie in der Bibel findet, als Realität.
Dies verhindert jeglichen Dialog mit einer offenen Auffassung der Beziehungen zwischen
Kultur und Glauben. Er stützt sich auf eine unkritische Interpretation gewisser Bibeltexte, um
politisches und soziales Verhalten zu rechtfertigen, das von Vorurteilen gekennzeichnet ist,
die ganz einfach im klaren Gegensatz zum Evangelium stehen, wie z.B.
Rassendiskriminierung und dgl. mehr" (IBK, 73 f.).
0.2.4 Kritische Überlegungen zur Berechtigung und Begrenzung
Bibelauslegung
mehrdimensionaler
Die mehrdimensionale Bibelauslegung besteht also in einer Kombination von Auslegungsmethoden, die aus verschiedenen Einzelwissenschaften stammen. Darin liegt aber
eine gewisse Problematik - zumal solange die Theologie noch zu keinem allgemein anerkannten neuzeitlichen Wissenschaftskonzept gefunden hat, woran etwa RAHNER arbeitete.
Einzelwissenschaften sind nämlich
 ausdrücklich auf einen Teilbereich von Wirklichkeit gerichtet und
16
 "wertfrei" in dem Sinn, dass sie die Frage nach der Möglichkeit eines allgemeingültigen
Wertmaßstabes ausklammern.
Theologie aber versucht - ebenso wie Philosophie - eine objektive Deutung der
Gesamtwirklichkeit unter Einbezug der Wertfrage. Im Unterschied zur Philosophie
bedient sie sich dazu nicht nur der menschlichen Vernunft sondern auch der göttlichen
Offenbarung (vgl. DH 3004 f.). Das bedeutet aber nicht nur, dass die genannten Auslegungsarten von einem Teilaspekt her (materialistische, politische etc. Exegese) streng als
Erfassung einer besonderen Akzentuierung zu sehen sind, sondern auch, dass die historische und tiefenpsychologische Methode kritisch hinterfragt und allenfalls modifiziert werden
müssen
0.2.4.1
Kritische Überlegungen zur historisch-kritischen Exegese
Die in der Aufklärungszeit entstandene historisch-kritische Exegese ist eine wertfreie
Geschichtsinterpretation, in der daher auch die Frage nach GOTT methodisch
ausgeklammert wird ("methodischer Atheismus") 11
Übernimmt man sie unmodifiziert in die Theologie, wie dies heute meist geschieht, so gibt
es zwei Möglichkeiten:
 Entweder man verwischt die Differenz zwischen Weltgeschichte und Heilsgeschichte, zwischen bloß menschlicher Aktion und göttlicher Offenbarung (z.B. ist von
einer rein historischen Interpretation her die Erzählung des LUKAS über die Himmelfahrt
JESU und die des LIVIUS über die Himmelfahrt des ROMULUS als bloße Legende zu
beurteilen),
 oder man bringt diese Differenz aufgrund seines Alltags- Glaubens in die Theologie ein
und verlässt damit den Boden der wissenschaftlichen Argumentation.
Um diesem Dilemma zu entgehen, müsste man die historische Methode für die Theologie
modifizieren, indem man den Schritt einer nicht willkürlichen, sondern theologisch
gerechtfertigten Bewertung in die historische Methode einbaut. Genauer: Eine solche
"theologische Hermeneutik" (ein im Mittelalter geläufiger Begriff) müsste die profane
historische Methode von der Basis der systematischen Theologie (Fundamentaltheologie,
Dogmatik) her ändern, indem sie für den Schritt der Hypothesenbildung den theologischen
Rahmen anerkennt: dass GOTT sich in der Geschichte offenbare und dass diese
Selbstoffenbarung GOTTES zur Bewertung der für die Hypothesenbildung herangezogenen
Inhalte dient12. Die Hypothesenüberprüfung erfolgt wie in der profanen Hermeneutik.
Dies soll an einem Beispiel erläutert werden. Jede Zeit bedient sich unterschiedlicher
Stilmittel, um die Bedeutung einer Person literarisch zu unterstreichen. In der Antike wurden
vor allem Lebenseintritt und Lebensaustritt legendenhaft ausgeschmückt, so etwa die
Zeugung des ROMULUS / JESU und die Himmelfahrt des ROMULUS / JESU, bei ersterem
von LIVIUS, bei letzterem von LUKAS. Schon diese Gegenüberstellung mag für den
Gläubigen provokativ erscheinen - handelt es sich doch für ihm im Falle von JESUS für eine
geglaubte Wirklichkeit. Hier zeigt sich die Grenze der historisch-kritischen Exegese: Sie
kann zwar die Funktion bildhafter Erzählungen erklären - dass sie auf einen
überempirischen Bereich hinweisen wollen -, sie kann aber von sich aus keine Bewertung
dieses Bereiches, vor allem im Hinblick auf seine Wirklichkeit / Nichtwirklichkeit vornehmen.
Daher die geforderte Modifizierung der historischen Methode von der - als Basis dienenden 11
Ausführlicher: DEIFEL E., Bedeutung und Grenzen einzelwissenschaftlicher Bibelexegese, in: CPB
1991, H.6, 266-268.
12 Nur dann, wenn die Bewertung offengelegt und durch die systematische Theologie begründet wird,
ist ein intersubjektiv überprüfbares Kriterium vorhanden, welche mit Offenbarungsanspruch
auftretenden geschichtlichen Inhalte diesen Anspruch zu Recht stellen. Die in der Literatur
häufige Berufung auf eine Interpretation im Kontext der "Kirche" ist unzureichend, weil dazu der
Kirchenbegriff präzisiert werden müsste. Die dogmatischen Definitionen, wann das Lehramt
verbindlich entscheidet (Dogmen im engeren und im weiteren Sinn), sind zwar ein Schritt in
Richtung Präzisierung, bleiben aber im formal- organisatorischen Bereich.
17
systematischen Theologie her: In die Hypothesenbildung müssen die theologischen
Grundvoraussetzungen mitaufgenommen werden, erstens, dass GOTT Sich in der
Geschichte offenbare, und zweitens die ausdrückliche Bewertung des mit
Offenbarungsanspruch auftretenden Inhaltes von der theologischen Basis her: Die Zeugung
des ROMULUS widerspricht dieser Basis (biologische Zeugung durch einen GOTT,
Gewalttätigkeit des ROMULUS, Unnötigkeit göttlichen Eingreifens für eine bloße
Staatengründung etc.), ist also als inhaltliche Weiterbestimmung der theologischen Basis
auszuscheiden und wird zu Recht nicht als (christlicher) Glaubensinhalt angenommen. Die
Menschwerdung GOTTES durch Seinen GEIST in einem konkreten Menschen, der die
GOTTgewollte Bestimmung des Menschen voll und ganz erfüllt - dies alles entspricht dem
theologischen Rahmen. Nach dieser Bewertung ist dann zu untersuchen, ob der Mensch,
der diese Selbstoffenbarung GOTTES zu sein beanspruchte, tatsächlich existierte, und vor
allem, ob Seine Lehre, Sein Leben und Sein Tod den Rahmenbedingungen entsprechen.
Analog ist die Vorgangsweise bei der Beurteilung der beiden sogenannten Himmelfahrten.
Die Himmelfahrt des ROMULUS ist die dramatische Darstellung der Bestätigung des
Gründers eines Reiches, das heute nicht einmal mehr politische Bedeutung hat theologische hatte sie ohnedies nie. Auch die Himmelfahrt JESU ist ein dramatisches Bild aber ein solches von menschheitsgeschichtlicher Bedeutung: dass der, in dem GOTT
Mensch wurde, ganz in das göttliche Leben hineingemommen wird - aber nicht als
Privatperson, sondern als "Erster der Entschlafenen" (1 Kor 15,20).
Damit ist das Anliegen der obgenannten Kanonkritik aufgenommen, doch präzisiert:
Schriftverständnis ist nur im Rahmen der Kirche möglich - aber dadurch, dass man die
methodische Vorgangsweise klarlegt: Exegese nicht wertfrei, sondern nur innerhalb des
theologischen Rahmens !
0.2.4.2
Kritische Überlegungen zur tiefenpsychologischen Schriftauslegung
Für die tiefenpsychologische Auslegung gelten zunächst dieselben Begrenzungen wie für die
historisch-kritische Exegese: Sie übernimmt eine einzelwissenschaftliche Methode in die
Theologie, Einzelwissenschaften aber sind ausdrücklich nur auf einen Teilbereich von
Wirklichkeit gerichtet und „wertfrei“ in dem Sinn, dass sie die Frage nach der Möglichkeit
eines allgemeingültigen Wertmaßstabes ausklammern. Theologie aber versucht – ebenso
wie Philosophie - eine objektive Deutung der Gesamtwirklichkeit unter Einbezug der
Wertfrage. Im Unterschied zur Philosophie bedient sie sich dabei nicht nur der menschlichen
Vernunft, sondern auch der göttlichen Offenbarung (vgl. DH 3004 f.).
Bei der tiefenpsychologischen Exegese werden, anders als bei der historisch-kritischen,
auch subjektive (unwissenschaftliche) Methoden der Auslegung zugelassen, weil die
persönliche Betroffenheit im Vordergrund steht. Damit verschwimmt die Grenze zwischen
Alltagsbewusstsein und wissenschaftlichem Denken, zwischen subjektiver und objektiver
Auslegung. Doch das wäre nur dann statthaft, wenn die Subjektivität tiefenpsychologischer
Auslegung zugegeben würde, vor allem bezüglich der Wertfrage. So etwa mag die
persönliche Betroffenheit über die „Erhöhung der Niedrigen“ durch das Märchen
ASCHENPUTTEL bei manchen Menschen besser erreicht werden als durch die biblische
Erzählung der Erwählung MARIAs – und doch hat letztere für den gläubigen Menschen
einen anderen Grad der Verbindlichkeit, der tiefenpsychologisch gerade nicht in den Griff
zu bekommen ist.
Dieses Problem ist den Tiefenpsychologen nicht entgangen, doch lösen sie es
unterschiedlich:
FREUD etwa hält an der Forderung nach Wertfreiheit auch in der Therapie fest – ABER:
Welches Selbst würde dann verwirklicht? Diese Doppeldeutigkeit des Wörtchens „Selbst“
wird heute bei dem Modeschlagwort „Selbstverwirklichung“ kaum beachtet. Dennoch macht
es einen erheblichen Unterschied, ob ich mein „empirisches Selbst“ („kleines Ich“)
verwirkliche, d.h. das Bild, das ich von mir habe, oder mein „ideales Selbst“ („großes Ich“),
18
d.h. das Bild, das GOTT von mir hat – so (der späte) JUNG: nur in diesem göttlichen Bild
finde ich Anschluss an „das Grenzenlose“, an GOTT – und nur in diesem Anschluss kann
Individuation gelingen: nicht Ich als endliches Geschöpf, sondern GOTT „heilt“ mich, macht
mich „ganz“ (heilig gehört sprachlich zu whole); noch deutlicher bei FRANKL: mein
Lebensweg glückt umso mehr, je mehr ich ihn als Weg zu GOTT verstehe und lebe – wobei
JUNG, ähnlich wie TAULER, dies besonders als Aufgabe der 2.Lebenshälfte ansieht.
Damit ist aber die Grenze von der Tiefenpsychologie zur Theologie überschritten – und zwar
notwendig. Tiefenpsychologen und Psychotherapeuten, die nicht anerkennen, dass letztlich
nur GOTT heilen kann, richten meist mehr Schaden als Nutzen an. Sinnfindung ist eben
nicht Aufgabe einer Einzelwissenschaft, sondern Aufgabe der Philosophie und Theologie. So
dass man heute, unter leichter Modifikation THOMAS´, sagen könnte: Scientiae sunt ancillae
theologiae (Einzelwissenschaften sind Dienerinnen der Theologie) – oder: “Wir fühlen, dass
selbst, wenn alle möglichen wissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, unsere
Lebensprobleme noch gar nicht berührt sind“ (WITTGENSTEIN L., Tractatus 6,52).
Damit ist der Übergang von der tiefenpsychologischen Exegese zur Geistlichen
Schriftlesung vollzogen, das Bemühen, uns unsere Lebensaufgabe aus der Schrift
zusprechen zu lassen und dadurch die religiösen Erfahrungen biblischer Personen, so weit
es uns möglich ist, in unserem Leben nachzuvollziehen.
Als Faustregel muss also gelten: Wo immer einzelwissenschaftliche Methoden in die
Theologie übernommen werden, muss die (systematische) Theologie ihr Maß bleiben !
1. Die Entstehung der Hl Schrift
1.1 Die Entstehung des AT
In der Antike neigte man dazu, Bücher einem berühmten Mann zuzuschreiben – z.B. Tora
dem MOSE, Psalmen dem DAVID, Sprichwörter dem SALOMO, das ganze Jes-Buch dem
JESAIA etc
ABER: Die Frage nach dem Verfasser ist zu unterscheiden von der Frage nach der
Inspiration!
In der Frage der Kanonizität bestimmter Bücher des AT unterscheiden sich kath. und ev.
Kirche voneinander:
Bücher, die beide Kirchen anerkennen = protokanonisch
Bücher, die nur die kath. Kirche anerkennt = deuterokanonisch.
Diese Unterscheidung beruht darauf, dass die kath. Kirche der LXX folgt, die ev. der Biblia
Hebraica. Der jüdische Kanon entstand im 1. Jh. n. und – in bewusster Abgrenzung zum
jungen Christentum, das immer nach der LXX zitierte, - legten die jüdischen Schriftgelehrten
als Kriterium der Kanonizität fest:
- in hebr. oder aram. Sprache verfasst und vorliegend
- im Mutterland und vor 440 (NEHEMIA und ESRA) geschrieben
Daher sind deuterokanonisch:
- ganz: Bar – Tob – Jud - 1 / 2 Makk – Sir - Weish
- die griech. Teile von Dan und Est
Auch in der Gliederung unterscheiden sich die hebr. und die kath. Bibel:
Hebr.: TeNaK (Tora & Nebiim & Ketubim), also 3Teilung:
- Tora
- Propheten: „ältere“ Propheten (Jos – Ri - 1/ 2 Sam - 1 / 2 Kön) & „jüngere“
Propheten (Schriftpropheten)
19
- Schriften der Lebensweisheit
Kath: 4Teilung:
- Tora
- „Geschichtliche Bücher: Jos – Ri – Rut – 1 / 2 Sam – 1 / 2 Kön
- Schriften der Lebensweisheit
- Propheten
Diese Umstellung soll die Propheten als Übergang zum NT ausweisen: NT als Erfüllung
des AT
Das AT hat eine viel längere Entstehungszeit als das NT (ca 1000 Jahre); der
Schriftwerdung gingen ca 500 Jahre mündliche Tradition voraus, in der GOTTESerfahrungen
von Patriarchen und ihren Sippen in Legendenform weitererzählt wurden und auch die ersten
Lieder (MIRJAMlied) und Weisungen (Vorformen des Dekalogs) entstanden
1.1.1 Die Tora („Wegweisung“)
Gen & Ex & Lev & Num & Dtn
Literar. Besonderheit : Gesetzestexte in Erzählungen eingebettet, 4 Quellschichten:
J=Jahwist: großer Erzähler, S-Milieu, 10./ 9. .Jh.v. (Datierung heute umstritten, evtl. wie P)
E=Elohist: stärker moralisierend, 8. Jh.v., N-Milieu
Dtn=Deuteronomium: Predigtstil, Team-Work, 7.Jh.v. (vor 622 v.), N-Milieu
P=Priesterschrift: formelhaft, 6.Jh.v. (Exil), S-Milieu
Nachexilisch von Neh & Esr zu einem Werk vereint
Genesis:
„Urgeschichte“ = bildhafte Erzählungen über Ur-Fragen jedes Menschen:
2 Schöpfungstexte: Gen 1 : P: Schöpfungsgedicht & Gen 2 : J: Erzählung: GOTT stellt den
Menschen in optimale Relationen („Paradies“), der Mensch vertreibt sich schuldhaft aus dem Paradies
- ABER: GOTTES Heil umgreift die Sünde 
„Vätergeschichten“: J (+ E + P), Gen 12-50
Die Patriarchen sind Scheiks (halb-)nomadischer Sippen; sie tragen kaum individuelle Züge, sondern
in ihnen verdichten sich die GOTTESerfahrungen vieler Generationen. Die „Vätergeschichte“ (Gen 1250) und der Beginn der „Volksgeschichte (Ex, Num, Dtn) werden - mittels Genealogien - in eine
chronologische Reihenfolge gebracht und als Geschichte eines bereits seit ABRAHAM bestehenden
Volkes dargestellt. Historisch handelt es sich um parallel bestehende akephale prä-israelitische
Gruppen, ca 1500-1200v. Chr.
Gen 12-24: ABR(AH)AM und ISAAK: Erwählung als Gabe und Aufgabe, ABRAHAM muss seine
Vergangenheit aufgeben; Bundesschlüsse (J und P). JIZHAAK (zu zachak=lachen): Geburt,
„Opferung“, Heirat REBEKKAs
Gen 25-36: ESAU und JAKOB: JAKOB als Stammvater der 12 Stämme (Erklärung der
Volksgemeinschaft durch gemeinsame Abstammung) und als Urbild des Volkes ISRAEL, das
unverdient erwählt wird (JAKOB hat weder rechtlichen – durch Erstgeburt – noch moralischen – durch
sittliches Verhalten – Anspruch auf GOTTES Segen
Gen 37-50: JOSEPHSnovelle: Sonderstellung unter den Patriarchenerzählungen: JOSEPH begeht keine
moralischen Verfehlungen, durchkomponierte Erzählung – Grundgedanke: GOTTES Mitsein bewahrt nicht
vor Leid, doch setzt GOTT letztlich Heil durch
Exodus J + E + D + P + Gesetzeskorpora
Zentrum der Tora, 3 Erzähltraditionen zusammengestellt: 1. Herausführung aus Ägypten – 2.
GOTTESerscheinung und Bundesschluss am Sinai – 3. Wüstenwanderung Israels
Grundlage des biblischen Glaubens: GOTT als JAHWE (der, der für uns da ist) =>
GOTTESherrschaft = wahre Freiheit.
Historischer Hintergrund: Fronarbeiter („Hebräer“  hapiru) prä-israelitischer Gruppen unter RAMSES
II – Flucht unter MOSE (ägyptischer Name), negative („Plagen“) und positive („Schilfmeer“, Wachteln,
Manna, Wasser) Naturereignisse als Hilfe GOTTES gedeutet
Ex 19-20: Epiphanie-Erzählung am Sinai, sekundär Dekalog (altes Nomadenrecht) eingebaut; noch
später weitere „Gesetze“ eingeschoben, um ihre Würde zu erhöhen
20
Leviticus P
Kern: Sinai-Erzählungen, kultische und soziale Weisungen später eingeschoben (Opfer-, Priester-,
Reinheitstora, Jom Kippur, Heiligkeitsgesetz, Ablösen für Gelübde und Weihegaben)
Numeri P + anderes Material
Erzählungen, Listen ( Name) und weitere Weisungen eingeschoben
Deuteronomium
Eigene Schicht, die sich später im dtn. Geschichtswerk (Jos, Ri, 1 / 2 Sam, 1 / 2 Kön) fortsetzt.
Verfasser: Priesterteam des N-Reiches, das den jüdischen Glauben in einer schwierigen Situation
mittels der „modernen“ Kategorie des Bundes aktualisieren will
Literarische Gattung: Abschiedsrede des MOSE
Aufbau: Predigten (mit sch´ma jisrael) (Dtn 1-11), „zweites Gesetz“ (Dtn 12-26), Predigten (27-30),
Abschied, Segen und Tod des MOSE (31-34)
1.1.2 Die „geschichtlichen“ Bücher
Die Bezeichnung ist irreführend, da es sich nicht um Geschichtsbücher im heutigen
Verständnis handelt, sondern GOTTES Heilswirken in der Geschichte aufgezeigt werden
soll. Insofern ist die jüdische Bezeichnung „ältere Propheten“ passender. Hierher gehören:
- Das dtn. Geschichtswerk: Jos – Ri – 1 / 2 Sam – 1 / 2 Kön: umfasst die Geschichte
von der Landnahme bis zum Exil, von der Bundestheologie des Dtn. beeinflusst,
daher die Bezeichnung; wohl längere (mündliche und schriftliche) Vorformen,
zusammengefasst in der Exilszeit. In der kath. Bibel ist nach Ri die
Erbauungserzählung RUT eingeschoben. Die Bücher im einzelnen:
JOSCHUA
Ältere Traditionen (meist episch) dtn. (meist paränetisch) überarbeitet. Landnahme als
erfolgreiche
Militäraktion
dargestellt
–
unhistorisch.
Ergebnis:
Landverteilung,
Bundeserneuerung in Sichem
Richter
Name irreführend: GEISTerfüllte Retter. Dtn. Grundkonzept: Landnahme durch wiederholte
Untreue Israels erschwert, Rettung immer durch GOTTES Hilfe – Berufung von „Richtern“, die
nach Erfüllung ihrer Mission wieder abtreten
1 / 2 SAMUEL
Dtn. Redaktion älterer Quellen
1 Sam: Übergang zum Königtum schwierig, da JAHWE als König Seines Volkes galt; doch
wegen der Philistergefahr notwendig  König als „Sohn“ und „Gesalbter“ (MESSIAS)
JAHWEs. 1. König SAUL von JAHWE verworfen (historisch: der zu föderalistische
Stammesverband scheiterte an den Philistern)
2 Sam: DAVID als Idealkönig: NATAN verheißt seiner Herrschaft ewigen Bestand (2 Sam 7),
doch auch DAVID sündigt (BATSCHEBA, 2 Sam 11) und wird bestraft (Thronwirren und
Aufstand des ABSCHALOM, 2 Sam 13-19).
1 / 2 Kön
Dtn. Redaktion verschiedener Quellen. Stereotyper Aufbau („Als x starb, kam y an die
Macht“), unterbrochen nur durch SALOMO (1 Kön 1-11), die Reichsteilung ( 1 Kön 12-14)
und die Propheten ELIJA und ELISCHA ( 1 Kön 17-19 und 2 Kön 1-10). Die Beurteilung der
Könige erfolgt nach dtn. Normen („Gesetz des MOSE“)  alle Könige des N-Reiches
verworfen, vom S-Reich nur HISKIJA und JOSCHIJA anerkannt
-
1 / 2 Chr: deutender Geschichtsüberblick von ADAM bis Exil, wohl in priesterlichen
Kreisen um 400 v. entstanden
-
Esr und Neh: Rückkehr und Wiederaufbau nach dem Exil religiös gedeutet: zweiter
Exodus und Widerbegründung der GOTTESherrschaft in Israel
-
1 / 2 MAKK: Deuterokanonisch, in der 2. Hälfte des 2.Jhs. v. entstanden; schildern
den Freiheitskampf glaubenstreuer Juden unter Führung der Familie der
HASMONÄER
(Ehrenname:
MAKKABÄER
=“Hämmerer“)
gegen
die
Hellenisierungsmaßnahmen der SELEUKIDEN
21
-
Erbauungsbücher: Erzählungen, die in Verfolgungszeiten zur Glaubenstreue
ermutigen sollen:
RUT: (Rolle des Schawuot-Festes): Die Moabiterin RUT versorgt ihre Schwiegermutter
NOOMI und gewinnt BOAS zur Leviratsehe
ESTER (Rolle des Purim-Festes): Die Jüdin ESTER wird Gemahlin des Perserkönigs
ARTAXERXES und kann so die von HAMAN durch Los (pur) festgesetzte Judenverfolgung
verhindern
TOBIT (deuterokanonisch): GOTT hilft dem gesetzestreuen, doch vom Unglück verfolgten
TOBIT und dessen Sohn TOBIAS durch den Erzengel RAFAEL
JUDIT (deuterokanonisch): Die fromme Witwe JUDIT rettet das vom assyrischen Feldherrn
HOLOFERNES belagerte Betulia, indem sie diesem den Kopf abschlägt
1.1.3 Weisheitsliteratur
Sehr verschiedene literarische Formen,
Gemeinsamkeit: Weisheit = GOTTESfurcht
zu
verschiedenen
Zeiten
entstanden.
Psalmen
Im Buch der Psalmen wurden 150 dieser zu verschiedenen Zeiten entstandenen Gebete nachexilisch
gesammelt, doch gibt es solche auch sonst im AT (z.B. Lied der MIRJAM, der DEBORA, der HANNA)
und im NT (z.B. Magnificat, Benedictus, Nunc dimittis). Sie bringen Grundanliegen des Menschen –
Bitte und Dank, Lob und Klage – vor GOTT und erlauben daher, dass auch Menschen anderer Zeiten
und Kulturen sich mit diesen Anliegen identifizieren ( Stundengebet). Ursprünglicher Sitz im Leben:
Tempelkult
Einteilung: I: 1-41. II: 42-72, III: 73-89, IV: 90-106, V: 107-150.
Hohelied
4.Jh.v. (?), Festrolle für Pessach, persische und ägyptische Einflüsse, Symbolismus matrimonialis (
// Hos, Jer, Ez; NT): Liebe zwischen Bräutigam SCH´LOMO und Braut SCHULAMIT = Bild der Liebe
JAHWEs zu Seinem Volk: Problem des Verhältnisses von absoluter und endlicher Liebe
IJOB
Nachexilisch, Prolog und Epilog Prosa, Hauptteil lyrisch, Frage nach dem Leid des Gerechten hat
viele Parallelen, doch Antwort neu: der Mensch muss erkennen / anerkennen, dass er keine Antwort
auf diese Frage finden kann (Ablehnung der Strafleidtheorie und der pädagogischen Leid-Deutung)
und dass er nur GOTTES Größe anerkennen kann
KOHELET
3.Jh.v. (PTOLEMÄERzeit: noch positives Verhältnis zum Hellenismus und zur griechischen
Popularphilosophie). Angesichts des Todes stellt sich für den Menschen radikal die Sinnfrage,
verbunden mit gesellschafts-, religions- und ideologiekritischen Gedanken  die Sinnfrage ist für den
Menschen unlösbar  „Fürchte GOTT und halte die Gebote“
Sprichwörter
Um 200 v. abgeschlossen, Parallelen in Ägypten und Mesopotamien (Schreiberschulen):
religiös akzentuierte Lebensweisheit
JESUS SIRACH (deuterokanonisch)
Inhaltlich von den Sprichwörtern abhängig: Weisheit = GOTTESfurcht
Weisheit (deuterokanonisch, 1.Jh.v. – jüngstes Buch des AT)
Reflexionen über Weisheit schlechthin und in der Geschichte
1.1.4 Propheten
Griech.: prophetes = der, der im Auftrag eines anderen spricht, hebr.: nabi = der berufene
Rufer  Propheten sind nicht Wahrsager, sondern Wahrheitssager, sie sprechen im
Auftrag JAHWEs (daher oft mit Botenformel), meist stark bildhaft, oft unterstrichen durch
Zeichenhandlungen, primär für ihre eigene Gegenwart, wobei fallweise Zukunftsaspekte
mitenthalten sein können
Ihre Botschaft kann sein: negativ (Kritik an religiösen und sozialen Missständen) oder
positiv (Verheißung eines neuen Heilshandelns JAHWEs); fast jeder Prophet zeigt beide
Aspekte, doch unterschiedlich akzentuiert - in Zeiten des Übermuts überwiegt die
22
Gerichtspredigt
(vorexilisch), in Zeiten der Niedergeschlagenheit die Trostpredigt
(nachexilisch)
Das atl. Prophetentum entwickelte sich zusammen mit dem Königtum – es war das
machtlose Korrektiv der Königsmacht -, am ausgeprägtesten von der Reichsteilung bis zum
Exil. Die ersten Propheten waren keine Schriftpropheten (z.B. NATAN, ELIJA, ELISCHA). In
der hellenistischen Epoche, besonders in der MAKKABÄERzeit, entwickelte sich aus der
Prophetie die Apokalyptik: Resignation über politische Ohnmacht, beginnender
Jenseitsglaube, vielleicht Einfluss des persischen Dualismus (Mazdaismus) und des
griechischen Dualismus (Soma-Sema). In der Prophetie wurde das Heil in dieser Welt
erwartet, als „Koproduktion“ von JAHWE und Seinem Volk - in der Apokalyptik wird das
Heil im Jenseits erwartet, als Gnadengeschenk GOTTES.
8.Jh.v. :
AMOS („von JAHWE geschützt“): 9 Kap., 8.Jh.v., S  N. Bauer aus Dekoa bei Betlehem, als
Prophet in den N nach Bet-El berufen: Kultkritik: schon JEROBEAM I hatte JAHWE-Kult dem BAALSKult angenähert (Stierbilder in Bet-El und Dan) & Sozialkritik: Wirtschaftsblüte unter JEROBEAM II
(8.Jh.)  Steigerung der sozialen Gegensätze und Ungerechtigkeit
HOSEA („Retter“): 14 Kap. , 8.Jh., N. Einziger Schriftprophet des N. Treue JAHWEs  Treulosigkeit
Israels durch seine eigene Ehe symbolisiert (Kultdirne oder untreue Frau ?): symbolismus
matrimonialis  Jes, Jer, Hld, NT
MICHA („Wer ist wie GOTT“): Drohreden gegen falsche Sicherheit & Verheißung eines MESSIAS
aus Betlehem
7.Jh.v. :
JESAIA I („JAHWE rettet“): 1-39: Zum Großteil 2.H. 8.Jh. (nicht die beiden apk. Teile, 24-27 und 3435; der historische Appendix 36-39: doch sind wohl auch andere Texte – bes. Teile von 9-11 –
exilische Relecture): Jes 6: Berufung (739 v. oder relecture): JAHWE als „Heiliger Israels“, Seine
Größe nur indirekt beschrieben. - Jes 7-12: IMMANUEL-Zyklus: 7: Syro-ephraimit. Krieg – „junge
Frau“ gebiert Sohn als Zeichen, später messianisch gedeutet; 9: Geburtsproklamation eines RetterKönigs, Doppeltitel wie auf ägyptischen Königskartuschen, später messianisch gedeutet; 11:
DAVIDsspross bringt neues Paradies
ZEFANJA („JAHWE möge bergen“): Die Armen sind der „Hl. Rest“
NAHUM („der Getröstete“): Untergang Assyriens als Zeichen dafür, dass GOTT der HERR der
Geschichte
HABAKUK („Basilikum“): Bedrohung durch die Neubabylonier („Chaldäer“) als Gericht JAHWEs
gedeutet
6-Jh.v. :
JEREMIA („GOTT möge aufrichten“): 645 in Anatot bei Jerusalem, aus Priesterfamilie - + nach 586,
wohl im Exil in Ägypten. Schwieriges Leben: Seien Mahnungen wurden weder von den Königen
JOJAKIM und ZIDKIJA noch vom Volk akzeptiert, er wurde wiederholt verfolgt, erlebte aber auch den
Zustand der GOTTverlassenheit. Die „Urrolle“ wurde um 605 von JOJAKIM verbrannt. Der Prophet
verfasste eine erweiterte Neufassung (Ergänzungen durch seinen Sekretär BARUCH und später). Der
Prophet ergänzte seine Worte oft durch Zeichenhandlungen: Gürtel (13), Töpfer (18), Joch (27 – Israel
soll Joch NEBUKADNEZZARs tragen). Darstellungen seines persönlichen Schicksals (1: Berufung, 15
und 20: Last der Berufung). – Grundbotschaft: Ein Neuanfang ist nur durch das Gericht hindurch
möglich
EZECHIEL („GOTT möge stärken“): Prophet und Priester, vor und im Exil  Wandlung vom
Gerichts- zum Heilspropheten.1. Teil (bis 32): Drohsprüche (16: Märchenmotiv vom treulosen
Findelkind) , 2. Teil (bis 37): Verheißungen (Neuschöpfung Israels)
Deutero-JES.: Jes 40-55: Verheißt am Ende des Exils neues Heilshandeln des „Goel“ JAHWE
(Parallelisierung von Exodus und Exil), besonders durch den GOTTESknecht vermittelt (
GOTTESknechtlieder: 42, 49, 50,53)
HAGGAI („Pilger“): Aufforderung zum Wiederaufbau nach der Rückkehr, bes. zu dem des Tempels;
messian. Sicht der DAVIDIDEN
SACHARJA I („GOTT sei eingedenk“): apk. gefärbte Visionen (Reiter, Ölbäume)
5.Jh.v. :
Trito-JES.: Jes 56-66: Zunehmende Vergeistigung und Universalisierung der Heilsvorstellung –
Gerichtsworte (bes. gegen Formalisierung des Kultes) und Heilsverheißungen
Gr. Jes-Apk: Jes 24-27: eschatolog. Gedichte über Gericht und Erlösung, Israel als Weinberg
23
OBADJA („Diener JAHWEs“): Jom JAHWE als Gericht über die Völker & Rettung Israels
MALEACHI („mein Bote’“): Ringen mit GOTT, weil Wiederaufbau nicht so prächtig, wie erhofft –
stärkere Zukunftshoffnung, ELIJA als Vorläufer des MESSIAS  vom kath. Kanon als letzter gereiht,
denn er endet mit „Bevor der HERR kommt, wird Er Seinen Boten schicken, nämlich ELIJA, der die
Väter mit den Söhnen versöhnen wird“ – vom NT auf JOH.d.T. gedeutet
4.Jh.v. :
JONA („Taube“): Lehrerzählung: JAHWE erzieht Sein Volk, symbolisiert durch JONA, von der
Engstirnigkeit zur Barmherzigkeit
JOEL („JAHWE ist GOTT“): Jom JAHWE als Gericht im Tal Joschafat ( Höllenvorstellungen),
endzeitliche GEISTausgießung auf das ganze GOTTESvolk ( Pfingsten)
SACHARJA II: Sach 9-14: GOTT wirkt Heil durch einen armen, wehrlosen MESSIAS (auf Eselin;
guter Hirte; Durchbohrter)
2.Jh.v. :
DANIEL („mein Richter ist GOTT“): Abgeschlossen im 2.Jh. v. (MAKKABÄER-Zeit, doch älteres
Material eingearbeitet). Hebr. (1-2; 8-12) und aram. (2-7); griech ( Teile 3; 13; 14) – deuterokanonisch.
-1-6: midraschartig (Erzählung über JAHWEtreue DANIELs und seiner Gefährten am babylon.
Königshof) , 7-12: apokalyptisch (Jenseitsglaube)
1.1
Die Entstehung des NT
Das NT hat, verglichen mit dem AT, eine relativ kurze Entstehungszeit - etwa 50 bis 70
Jahre. Die Worte und Taten JESU, vor allem aber Sein Tod und Seine Auferstehung (um 30
n.) wurden zunächst mündlich, dann sicher auch schon schriftlich tradiert, wovon aber nichts
erhalten, doch manches rekonstruierbar ist.
Ab 27 (?)
Worte und Taten JESU
ab 30
I.
mündliche und schriftliche Überlieferung
II.
ab 50
vor 70
um 80
um 100
B
R
I
E
F
E
Q
SMt
Mt
Mk
Lk (Ev,Apg)
Joh-Ev
III.
SLk
Joh-Offb
Die ältesten erhaltenen Schriften sind die Briefe des PAULUS (etwa zwischen 50 und 60 n.;
auf PAULUS und seine Briefe wird später ausführlicher eingegangen, vgl. Kap.5).
Es folgen die vier Evangelien, und zwar in der Reihenfolge Mk (vor 70), Mt und Lk (um 80)
und Joh (um 100).
24
Exkurs: "Evangelium"
Im Profangriechischen meint euangelion (lat.: evangelium) "gute Nachricht" oder auch
"Lohn für den Überbringer einer guten Nachricht". Im antiken Herrscherkult kam eine
besondere Verwendung dieses Begriffs hinzu: freudige Ereignisse im Leben des Herrschers,
später besonders des römischen Kaisers, wie Geburtstag, Thronbesteigung, Sieg über
Feinde etc. wurden als "Frohe Botschaften" (evangelia) im ganzen Römischen Reich
verkündet (z.B. Inschrift von Priene / Kleinasien, 9.v.Chr., zum Geburtstag des AUGUSTUS).
Im AT kommt der Begriff profan und theologisch vor, letzteres etwa Jes 52,7 (GOTT hat
seine Herrschaft angetreten) oder Jes 61,1 f. (Ausrufung eines Gnadenjahres des HERRN,
was JESUS in Lk 4,16-21 auf sich bezieht).
Im NT wird der Begriff für den religiösen Bereich reserviert, macht aber eine Entwicklung
durch: Zunächst werden urkirchliche Kurzformeln des Glaubens (z.B. 1 Kor 15,3-5) als
euangelion bezeichnet. - Für PAULUS ist das euangelion die Botschaft vom Gekreuzigten
und Auferstandenen, und zwar sowohl ihrem Inhalt nach als auch im Vollzug dieses Inhalts
in Verkündigung und Leben (1 Kor 9,14). - Bei Mk 1,1 weitet sich der Begriff Evangelium auf
das ganze CHRISTUSereignis aus, das bei ihm mit dem öffentlichen Wirken des
Erwachsenen beginnt, bei Mt und Lk mit den Kindheitsgeschichten und bei Joh mit dem
präexistenten LOGOS. Die literarische Gattung Evangelium wurde von Mk geschaffen
und erst nachbiblisch für diese Literaturgattung reserviert. Es ist kein bloßer Bericht über
Leben und Lehre JESU, sondern eine Deutung des Wirkens JESU aus dem Glauben und
für den Glauben. Daher ist zu beachten:
 Nur in wenigen Fällen - und auch hier nicht mit absoluter Sicherheit - ist es möglich,
ureigene JESUSworte ("ipsissima vox") zu identifizieren, nämlich dann, wenn
Aussprüche JESU weder zu Seiner jüdischen Umwelt noch zur nachösterlichen
Gemeinde passen. Meist aber können wir nicht mit Sicherheit entscheiden, was der
irdische JESUS sagte und was Gemeindebildung ("Herrenworte") ist. Allerdings sollte
man, wenn man die neue Gegenwart CHRISTI in Seiner Kirche oder, was dasselbe
meint, die Inspiriertheit der Schrift, ernst nimmt, diesen Unterschied nicht überbetonen.
 Auch die Unterscheidung von Historie (tatsächlicher Geschichte) und Kerygma
(Verkündigung, Glaubensbotschaft) wird der Bibel wenig gerecht. Denn die Bibel ist an
bloßer Historie überhaupt nicht interessiert, sondern immer an der gläubigen Deutung
eines Ereignisses - biblische Texte sind daher immer "Geschichten um Geschichte" 13,
und zwar in untrennbarer Einheit. Wir müssten uns wieder stärker daran gewöhnen, dass
"wahr" und "wirklich" nicht unbedingt identisch sein müssen - dass etwa ein
"unwirkliches" (d.h. der Wirklichkeit nicht entsprechendes) Gemälde eine viel tiefere
Wahrheit aussagen kann als ein "wirkliches" (der Wirklichkeit entsprechendes) Photo. Ich
bringe dazu ein von Prof. KREMER oft verwendetes Beispiel: Auf dem Isenheimer Altar
steht JOHANNES der Täufer unter dem Kreuz und zeigt auf CHRISTUS - historisch ist
das falsch, und dennoch ist damit eine wahre Aussage getroffen, nämlich, dass die Bibel
JOHANNES als den Vorläufer CHRISTI darstellt. Ein differenzierteres Wahrheitsverständnis wurde auch vom Vat.II bestätigt (DV 3,11): Die Heilswahrheit ist in der
Schrift irrtumsfrei enthalten, auf anderen Gebieten sind - etwa aufgrund eines überholten
Weltbildes oder menschlicher Unkenntnisse des Verfassers - Irrtümer möglich.
 Eine Zeitlang wurde, vor allem seitens der evangelischen Theologie, eine Entmythologisierung der Bibel gefordert, ein von dem evangelischen Theologen Rudolph
BULTMANN geprägter Begriff. Man meinte, die im Rahmen des antiken Weltbildes
entworfenen biblischen Bilder in unsere Zeit übersetzen zu müssen - was aber, entgegen
aller gegenteiligen Beteuerungen, vielfach nicht zu einer Übersetzung, sondern zu einer
Eliminierung dieser Bilder führte. Letztlich dürfte der Forderung nach
Entmythologisierung ein Missverständnis zugrundeliegen: Die Bibel, vor allem das NT,
enthält kaum Mythen im eigentlichen Sinn, da diese auf einem noch undifferenzierten
13
Vgl. dazu das gleichnamige Werk von KREMER J., Die Osterevangelien - Geschichten um
Geschichte, KBW/Stuttgart und Klosterneuburg, 1977.
25
und ungeschichtlichen Denken beruhen, wohl aber bedient sie sich häufig bildhafter
Symbole, um mit irdischen Bildern Geistig-Geistliches auszudrücken - sämtliche
Gleichnisse können hiefür als Beispiel gelten (s.u.,2.1.3). Diese Art der Symbolik ist aber
nicht eliminierbar, weil wir Geistiges gar nicht anders als symbolisch veranschaulichen
können. Kurz: man muss nicht entmythologisieren, weil die Schrift keine Mythen enthält,
und man darf nicht entsymbolisieren, weil die Schrift sonst ihren Sinn verliert14.
_____________________
Auf Mk geht aber nicht nur die Erfindung der Gattung Evangelium zurück, sondern auch die
Idee, das Leben, Sterben und Auferstehen JESU mithilfe des Wegmotivs sinnvoll zu ordnen
- als Weg von Galiläa nach Jerusalem. Der geographische Weg als Bild des Lebensweges
ist ein allgemeinverständliches und insofern "wahres" Symbol; historisch ist es falsch, da
JESUS als frommer Jude natürlich weit öfter in Jerusalem war, wahrscheinlich zumindest
seit Seiner Volljährigkeit drei Mal im Jahr zu den großen Wallfahrtsfesten.
Die Tatsache, dass sich viele Perikopen bei Mt, Mk und Lk in ziemlich ähnlicher Form finden,
war in der Kirche früh bewusst. Daher nannte man diese drei Evangelisten die Synoptiker
("Zusammenschauer"). Die sog. "synoptische Frage" beschäftigt sich damit: "Wer hat von
wem abgeschrieben ?" (KREMER). Hier die bekanntesten Erklärungsversuche:
1. Urevangeliumshypothese (LESSING u.a.): schriftliches aramäisches Urevangelium der
Nazarener, das HIERONYMUS im 4. Jh. noch vorfand.
2. Traditionshypothese (HERDER): mündliches aramäisches Urevangelium für Predigt.
3. Fragmentenhypothese (SCHLEIERMACHER): Aufzeichnung von JESUSworten und taten durch die Apostel, Sammlung durch interessierte Gemeinde.
Diese drei Hypothesen sind unwahrscheinlich, weil sie keinen direkten literarischen
Zusammenhang zwischen den drei Synoptikern annehmen, was die große Nähe vieler Texte
nicht nur bzgl. des Inhaltes, sondern auch in der Wortwahl nicht zureichend erklärt.
4. Benutzungshypothesen, z.B.:
 Mt  Mk  Lk (AUGUSTINUS; diese Hypothese war einer der Gründe für die bis heute
übliche Reihung der Evangelien)
 2-Quellen-Theorie (LACHMANN, HOLTZMANN: heute üblich !): Gründe:
Es ist mit einem 3fachen Sitz im Leben zu rechnen ( Formgeschichte: WREDE,
WELLHAUSEN, GUNKEL), d.h. 1. Worte und Taten JESU - 2. mündliche und z.T.
schriftliche Überlieferung der Urkirche - 3. Redaktion durch die Evangelisten
Die Gemeinsamkeiten zwischen Mk, Mt und Lk sind bei vielen Perikopen so groß,
dass eine direkte literarische Abhängigkeit bestehen muss - d.h. sie haben nicht bloß
eine gemeinsame Vorlage (wie die drei erstgenannten Hypothesen meinen) benützt
(da würden sich ihre sprachlichen und theologischen Eigenheiten stärker bemerkbar
machen), sondern voneinander abgeschrieben.
Für die Frage, wer von wem abgeschrieben hat, ist zu beachten:
 Erstens, dass Mt und Lk Mk häufig sachlich und/oder stilistisch verbessern - das
spricht für eine Priorität des Mk -, dass Mt und Lk dies aber unabhängig
voneinander tun;
 zweitens, dass die Reihenfolge von Mt und Lk nur dort übereinstimmen, wo sie mit
Mk übereinstimmen;
 drittens, dass Mk alle politischen Anklänge in seinem MESSIASbild vermeidet, Mt
und Lk hier aber sorgloser sind: das spricht dafür, dass Mk in einer politisch
brisanten Zeit schrieb (unmittelbar vor oder im Jüdischen Krieg, 67-70 n.), Mt und
Lk aber später (auf dieses inhaltliche Argument gehen wir noch ausführlicher ein).
Doch weisen Mt und Lk auch viele Texte auf, die sich bei Mk überhaupt nicht finden auch das spricht dafür, dass sie nach Mk geschrieben und noch weiteres Material
verarbeitet haben. Unter diesen lassen sich zwei Gruppen unterscheiden:
14
Ausführlicher: DEIFEL E.,
1990/122.Bd./H.1,30-48.
Wahrheit
und
Wert
von
Symbol
und
Mythos,
in:
ZkTh
26
Einerseits Sondergut, d.h. Perikopen, die sich entweder nur bei Mt oder nur bei Lk
finden (z.B. sind gerade die bekanntesten und schönsten Gleichnisse des NT
Sondergut des Lk, wie das des barmherzigen Samariters und das des barmherzigen
Vaters). Andererseits finden sich bei Mt und Lk Gemeinsamkeiten, die bei Mk nicht
vorhanden sind, und diese Gemeinsamkeiten bestehen in Reden JESU. Man nimmt
daher an, dass Mt und Lk nicht nur Mk als Quelle verwendeten, sondern dass ihnen
eine weitere, heute verlorene, schriftliche Quelle zur Verfügung stand. Diese Quelle
muss, wegen der genauen Entsprechungen bei Mt und Lk, eine schriftliche gewesen
sein, und wird, weil wohl hauptsächlich Reden enthaltend, als Redequelle bezeichnet
und mit "Q" ("Quelle") abgekürzt 15.
Weil also Mt und Lk zwei schriftliche Quellen benützten, nämlich Mk und Q, spricht man von
einer "Zweiquellentheorie".
-
Um etwa 90 schrieb Lk als Fortsetzung seines Evangeliums die Apg (ausführlicher: Kap.4):
War im Evangelium CHRISTUS der GEISTträger, so geht diese GOTTESverbindung in der
Apg auf die Kirche über.
Um 100 schrieb ein oder - wahrscheinlich mehrere - Verfasser das Joh-Ev (vgl. auch 0.5),
das das Wegmotiv zugunsten eines anderen Konzepts aufgibt: JESUS als der Offenbarer
GOTTES offenbart Sich zuerst in der Öffentlichkeit, dann, als Er zunehmend auf Ablehnung
stößt, in Seinem Jüngerkreis und schließlich endgültig durch Tod und Auferstehung.
Um die Wende des 1. zum 2.Jh. entstanden weitere Briefe (Kap. 6) und die Offenbarung
eines Sehers namens JOHANNES (Kap.7).
Exkurs: Entstehung des Kanons
"Kanon" meint in der Grundbedeutung (Schilf)Rohr, Maßstab, im übertragenen Sinn: Norm hier die Zahl und Art der Schriften, die das GOTTESvolk als seine Norm anerkennen wollte
und will. Dieser Kanon entwickelte sich aber erst allmählich, da im Rahmen der Kirche viel
mehr Evangelien, religiöse Briefe und Apokalypsen entstanden. Es bedurfte eines
Entscheidungsprozesses, welche Schriften die kirchliche Gemeinschaft als ihr Richtmaß,
eben als Kanon, anerkennen wollte und welche sie ausschied. Letztere werden als
"Apokryphe" (wörtl.: Verborgene) bezeichnet und hatten einen starken Einfluss auf die
Volksfrömmigkeit. Die Art der Auswahl aber der kanonischen Bücher zeigt ein
"GEISTgewirktes" Gespür, weil keine Konzessionen an die Legendensucht des
Zeitgeschmacks gemacht wurden. Abgeschlossen war die Kanonbildung im 4.Jh.,
lehramtlich definiert sogar erst im 16. Jh. durch das Tridentinum.
Die Geschichte der Kanonentwicklung:
Bzgl. des AT übernahm die Urkirche die LXX (Septuaginta, d.i. die bedeutendste griechische
Übersetzung des AT, und damit auch die "deuterokanonischen" Schriften Tob, Jdt, Bar,
Weish, Sir, Makk und die griechisch überlieferten Ergänzungen zu Dan).
Für die Entstehung des NT sind die ersten Wurzeln
 eine Sammlung der PAULUSbriefe, erstmals zitiert 2 Petr 3,15;
 eine Sammlung der Evangelien: PAPIAS v. Hierapolis (+um 120) kennt zumindest die
Synoptiker, JUSTINUS der Märtyrer (+165) vier.
Verschiedene Zeitströmungen zwangen zur bewussten Entscheidung:
Erstens eine starke Vermehrung der christlichen Literatur (später als "Apokryphe" ausgeschieden),
15
Die Quelle Q scheint nach Sachgruppen geordnet gewesen und vor 68 entstanden zu sein - Datierungshilfe: Lk 11,50 f // Mt 23, 35 erwähnen den gesteinigten SACHARJA, S.d.JOJADA (2 Chr
24,20 f.), Lk richtig (aus Q), Mt verwechselt ihn mit dem Propheten SACHARJA, S. d.
BERECHJA, der bei JOS.FLAV., Bell IV 335-343, zitiert wird.
27
zweitens der Minimalkanon des MARCION (Ablehnung des AT, von NT nur Lk-Ev und 10 PlBriefe),
drittens das Aufkommen von Irrlehren, vor allem zahlreicher gnostischer Sekten (vgl. 0.7.1).
Der kirchliche Kanonbildungsprozess lässt sich nicht mehr im einzelnen nachkonstruieren,
doch sind als wichtige Stationen zu nennen:
 Der Kanon MURATORI, um 200 entstanden (im 18.Jh. in der Ambrosiana / Mailand
entdeckt und nach seinem Entdecker benannt), kennt 23 Schriften des NT: 4 Evv, Apg,
13 Pl, Jud, 1/2 Joh, Offb, PetrApk
 Der bedeutende alexandrinische Theologe ORIGENES (+254) unterscheidet anerkannte
Schriften (4 Evv, Apg, 13 Pl, 1 Petr, 1 Joh, Offb) - umstrittene (2 Petr, 2/3 Joh, Hebr, Jak,
Jud) - apokryphe (Ägypter-, THOMAS-, BASILIDES-, MATTHIAS-Ev)
 Der Osterfestbrief des ATHANASIUS v. Alexandrien 367 n. nennt erstmals alle bis
heute anerkannten 27 Schriften, dies wurde von Regionalsynoden bestätigt (Rom: 382,
Hippo Regius: 393, Karthago: 397 und 419). Da Regionalsynoden aber keine allgemeine
Verbindlichkeit haben, blieben Differenzen noch längere Zeit erhalte (umstritten waren
noch Hebr, Offb, 2/3 Joh, 2 Petr und Jud; verbreitet waren noch 3 Kor und ein
Laodicener-Brief)
 Erst das Ko.v.Trient legte die 27 Bücher des NT dogmatisch fest (1546).
Heute sieht der Kanon des NT bei allen christlichen Konfessionen gleich aus, sowohl
bezüglich der Zahl als auch bezüglich der Anordnung der Bücher: 4 Ev (Mt,Mk,Lk,Joh) / 1
Apg (Lk) / 21 Br / 1 Offb (Joh): 27 Bücher
2 Die vier Evangelisten - wer waren sie, und was war ihr
theologisches und literarisches Anliegen ?
In der gesamten Antike ist mit vielen pseudonymen Werken zu rechnen, sog.
"Pseudepigraphien", d.h. mit Werken, die einem falschen (pseudos=Betrug) Verfasser
zugeschrieben wurden (vgl. u., 5.2.1): Der Begriff "geistiges Eigentum" wurde anders als
heute verstanden: Schüler schrieben häufig im Namen ihres Lehrers - vgl. Deutero- und
TritoJESAIA im AT, DeuteroPAULINEN (unechte PAULUSbriefe) im NT: dies war sowohl ein
Kompliment für den Lehrer als auch eine Möglichkeit für einen unbekannten Autor, sich unter
einem bekannten Namen Gehör zu verschaffen. In der bildenden Kunst war dieses
Vorgangsweise bis in die Neuzeit üblich.
So entwickelte sich auch gegenüber den Evangelisten die Tendenz, sie zu Aposteln (Mt,
Joh) oder zumindest zu Apostelschülern (Mk, Lk) zu machen.
2.1 MARKUS
Zur Person:
Nach altkirchlicher Tradition war er Dolmetscher des PETRUS und identisch mit JOHANNES
MARKUS, einem Verwandten des BARNABAS und Begleiter zunächst des PAULUS, dann
des PETRUS (Apg 12,25 und 13,13).
Dagegen spricht:
 Der Verfasser begeht geographische Fehler (z.B. Gerasa wird in der Nähe des Sees von
Gennesaret angenommen, Mk 5,1-20; Betfage und Betanien werden am Ölberg
lokalisiert, Mk 11,1);
 der Verfasser zeigt keine spezifisch petrinische Überlieferung und arbeitet auch die
Autorität des PETRUS nicht stärker heraus als die anderen Evangelisten.
Heute meint man daher:
Das Evangelium könnte orthonym sein, d.h. sein Verfasser könnte den damals häufigen
Namen MARKUS getragen haben; er war kein Augenzeuge und kaum aus Judäa. Er war
eher ein Heidenchrist als ein Judenchrist aus der Diaspora. Seine Adressaten waren
28
jedenfalls Heidenchristen, denn MARKUS erklärt für sie jüdische Sitten (z.B. das HändeWaschen Mk 7,3 f.11) und übersetzt aramäische Begriffe ( 5,41; 7,34).
Geschrieben hat MARKUS vor 70, denn die Zerstörung Jerusalems ist nirgends erwähnt. Bis
vor kurzen herrschte die ziemlich einhellige Meinung vor, dass er knapp vor 70 geschrieben
haben müsse, weil eine politisch unruhige Zeit als Hintergrund seines Evangeliums deutlich
spürbar ist (Mk 13). Neuerdings könnte ein Papyrusfund eine frühere Datierung veranlassen.
Allerdings erscheint die Frage eher historisch als theologisch interessant, da für die
Inspiriertheit des Verfassers ein paar Jahre auf oder ab keine Rolle spielen können.
Nach altkirchlicher Überlieferung wurde das Mk-Ev in Rom geschrieben, weil es lateinische
Lehnwörter verwendet (15,14) und das Römische Recht voraussetzt (10,11 f.). Diese
Begründung ist aber nicht stichhältig, da die lateinische Sprache und das Römische Recht im
ganzen Römischen Reich bekannt waren. Der Entstehungsort bleibt also ungewiss.
Zum Werk:
Aufbau: Einleitung und Wirken in Galiläa (1-9) - Weg nach Jerusalem (10) - Wirken in
Jerusalem (11-13) - Passion und Auferstehung (14-16; 16,9-20 ist eine spätere Ergänzung
aus der M.d.2.Jhs. und stellt eine Synthese der Osterevangelien nach Mt, Lk und Joh dar).
Sprache: einfach und volkstümlich, manchmal sogar vulgär (2,11), gelegentliche Aramäismen (5,41; 7,34; 14,36; 15,34).
Theologie: JESUS ist von Anfang an SOHN GOTTES, doch verhüllt im Menschlichen man nennt diese Darstellungsweise "sub contrario", "unter dem Gegenteil", d.h. die göttliche
Macht wird in der menschlichen Ohnmacht dargestellt. Daher nimmt die Passion einen
relativ breiten Raum ein. Dieser Grundakzent der mk. Theologie zeigt sich auch darin,
 dass der Evangelist eher Taten als Worte JESU erzählt;
 dass JESUS - trotz seiner machtvollen Taten - immer wieder auf Unverständnis, auch
bei seinen eigenen Jüngern, stößt (Mk 8,30 u.ö. - Dieses Unverständnis wird noch
tragisch unterstrichen dadurch, dass JESUS einerseits von "Dämonen" erkannt wird
(1,24; 5,7), andererseits von Heiden (Syrophönikierin: 7,24-30; heidnischer Hauptmann:
15,39);
 dass JESUS häufig ein Schweigegebot erlässt ("Er verbot ihnen, es <z.B. eine
wunderbare Heilung> weiterzusagen" u.ä.), womit er wohl ein politisches MESSIASverständnis abwehren wollte - man spricht daher auch von "MESSIASgeheimnis" -, was
sicher im Leben JESU wurzelt. Dazu passt:
Das MESSIASgeheimnis wird ab Beginn der Passion aufgegeben, denn von hier an
ist ein politisches Missverstehen unmöglich geworden - JESUS erweist sich gerade in
seinem Leiden und Sterben als MESSIAS ! Daher steht das MESSIASgeheimnis auch
im Dienste der mk. Kreuzestheologie, dass JESUS erst von Tod und Auferstehung
her richtig verstanden werden kann (vgl. Mk 9,9).
Nur Mk hat diesen Zug aus dem Leben JESU überliefert, da er in einer politisch
aufgewühlten Zeit schreibt; die später schreibenden Evangelisten geben das
MESSIASgeheimnis auf, weil in ihrer Zeit die politischen Hoffnungen ohnedies
vernichtet waren.
MARKUS betont also, dass GOTT Sich gerade im Menschlichen, sogar - oder besonders? in der menschlichen Schwachheit, in Leid und Tod, offenbart.
2.2 MATTHÄUS
Zur Person:
Die altkirchliche Tradition identifizierte den Verfasser mit dem bekehrten Zöllner
MATTHÄUS-LEVI (9,9; 10,3) - eine Annahme, die in der katholischen Kirche bis in unser Jh.
bestand (Erklärung der Bibelkommission 1911).
Dagegen spricht: Wäre der Verfasser ein Augenzeuge gewesen, würde er nicht NichtAugenzeugen als Quellen benützen (Mk); ferner zeigt sein Evangelium eine gediegene,
wohl rabbinische, theologische Bildung, die nicht zu einem Zöllner passt.
29
Heute nimmt man an, dass der Verfasser ein Judenchrist war - das zeigen die jüdischen
Sprachgewohnheiten, den GOTTESnamen ehrfurchtsvoll zu umschreiben (Mt sagt daher
Himmelreich statt GOTTESreich). Vieles spricht für eine rabbinische Bildung (Art der
Auslegung des AT, Argumentation besonders in Streitgesprächen; vielleicht ist 13,52 ein
verstecktes Selbstportrait: ein Schriftgelehrter, der zum Himmelreich gelangte).
Seine Adressaten waren Judenchristen - anders als Mk erklärt er weder jüdische Sitten
noch übersetzt er aramäische Ausdrücke; doch hält Mt manchmal seinem Volk einen Spiegel
vor (Mt 2) oder wendet sich scharf gegen Schriftgelehrte und Pharisäer (Mt 23), er gibt die
Schuld am Tod JESU den Juden (27,24 f.) und entlastet die Heiden (21,43; 22,14) und
PILATUS (27,24). Dies alles verrät - ähnlich wie bei PAULUS -, dass ihn die Ablehnung des
Christentums durch die Mehrheit der Juden schmerzte. Leider wurden diese Stellen (und
analoge Texte bei Lk und vor allem Joh), aus ihrem Kontext gerissen, im Laufe der
Kirchengeschichte zur Basis eines unchristlichen Antisemitismus.
Die Abfassungszeit liegt nach der Zerstörung des Tempels (70 - vgl. Mt 22,7) und setzt die
beginnende, doch noch nicht vollendete Trennung von Synagoge und Kirche voraus - also
wohl um 80.
Das wahrscheinlichste Entstehungsgebiet ist Syrien, das nahe bei Palästina liegt und früh
aus Juden- und Heidenchristen gemischte Gemeinden aufwies.
Zum Werk:
Der Aufbau ist gegenüber Mk, dessen Grundgerüst Mt übernimmt, erweitert: Kindheitsevangelium (1-2) - Einleitung und Wirken in Galiläa (3-16) - Weg nach Jerusalem (16-20) Wirken in Jerusalem (21-25) - Passion und Auferstehung (26-28). Der Einschub von fünf
großen Reden charakterisiert JESUS als den neuen MOSE und betont das Lehrhafte
stärker.
Die Sprache ist gepflegter als bei Mk, die Erzählungen der Taten JESU werden auf das
Wesentliche hin gestrafft, die Reden JESU hingegen breit ausgeführt. Zur Theologie: Der
Verfasser betont, dass JESUS die Erfüllung des AT darstellt, daher:
 Der Verfasser verwendet häufig "Reflexionszitate" ("Erfüllungszitate"), d.h. Zitate, die
das NT als Erfüllung des AT ausweisen sollen ("Damit die Schrift sich erfülle" u.ä.;
besonders 5,17-20). Entsprechend der zeitgenössischen rabbinischen Auslegung erfolgt
der Umgang mit dem AT oft sehr frei, d.h. im Hinblick auf den gewünschten Akzent - bei
Mt das CHRISTUSereignis -, nicht immer unter Berücksichtigung des urspr. gemeinten
Sinnes (z.B. Mt 1,23 in Rückbezug auf Jes 7,14).
 Der Verfasser sucht JESUS als den neuen MOSE auszuweisen:
Im Kindheitsevangelium (Mt 1-2) wird das Schicksal des JESUSknaben mit dem des
MOSEknaben parallelisiert (Ex 1-2).
Der tradierte Redestoff wird in fünf großen Reden - analog zu den fünf Büchern der
Tora - zusammengefasst; besonders die Bergpredigt (Berg - Erinnerung an den Sinai)
zeigt JESUS als den wahren Lehrer des Volkes. Der Auferstandene erteilt seinen
Sendungsauftrag auf einem Berg (Mt 28).
 JESUS wird - den jüdischen MESSIASerwartungen entsprechend - auch als
DAVIDSOHN gezeichnet (1,1-17).
 Der Verfasser betont die Ablösung des atl. GOTTESvolkes durch ein neues, die Kirche ein Begriff, der sich im NT so nur bei Mt findet (16,18; 18,17). Damit zusammenhängend:
Der irdische JESUS weiß sich und seine Jünger nur zum Volk Israel gesandt (10,5 f.;
15,24) - der Auferstandene sendet seine Jünger zu "allen Völkern dieser Erde" (Mt
28,16-20), d.h. es findet ein Wandel vom Heils-Partikularismus zum HeilsUniversalismus statt.
Die Autorität, aber auch Verantwortung der Kirche (18,18) und ihres Oberhauptes
PETRUS (16,18) wird betont - zugleich aber, worauf sie basiert, auf der Gegenwart
des Auferstandenen bis zur Vollendung der Welt (28,20).
Gerade die Lehrhaftigkeit und Kirchlichkeit dieses Ev. trug zu seiner Hochschätzung bei - ein
weiterer Grund, warum es an die erste Stelle gereiht wurde.
30
2.3 LUKAS
Zur Person:
Die Tradition sah in ihm einen Arzt (Kol 4,14) und zeitweiligen Begleiter des PAULUS (vgl.
Phlm 24 u. 2 Tim 4,11). Als Begründung für den Arztberuf führte man die gegenüber den
anderen Synoptikern angeblich genaueren Krankheitsbefunde an (4,38; 5,12; 8,44; 13,11)
und die Streichung des mk. Tadels an Ärzten (8,43), für die PAULUSbegleitung auch die
Wir-Berichte der Apg.
Dagegen lässt sich einwenden:
 Seine Terminologie ist nicht spezifisch medizinisch, sondern entspricht der üblichen
Redeweise eines Gebildeten.
 Wir-Berichte allein sind kein ausreichender Beweis für eine tatsächliche Begleitung des
PAULUS, sondern können ebensogut ein Stilmittel sein. Auch die Erwähnung eines
LUKAS im pl. Schrifttum reicht nicht, da LUKAS ein sehr häufiger Name war.
Andererseits scheint mir das heute oft vorgebrachte Gegenargument gegen eine
persönliche Bekanntschaft von PAULUS und LUKAS - LUKAS zeige keine Abhängigkeit
von der pl. Theologie - ebenso unzureichend: gerade kluge Schüler entwickeln oft eigene
Denkmodelle (man denke an PLATON und ARISTOTELES !). Mit wesentlich größerer
Wahrscheinlichkeit spricht gegen eine direkte Bekanntschaft von PAULUS und LUKAS
die Tatsache, dass LUKAS in der Apg mehrfach gegenüber dem pl. Selbstzeugnis ungenaue Darstellungen bietet, worauf wir bei der Besprechung der Apg einerseits, der PLBriefe andererseits noch eingehen werden.
So lässt sich also nur mit Sicherheit sagen: LUKAS war ein hochgebildeter Heidenchrist,
der auch für Heidenchristen schrieb.
Die Abfassungszeit liegt nach der Zerstörung Jerusalems (21,20.24), wohl auch schon
nach dem endgültigen Ausschluss der Christen aus der Synagoge (6,22), also etwas nach
dem Mt-Ev.
Der Abfassungsort ist unsicher.
Zum Werk:
Auch Lk übernimmt und erweitert den Aufbau des Mk: Kindheitsevangelium (1-2) - Wirken in
Galiläa (3-9) - Weg nach Jerusalem (9-19) - Wirken in Jerusalem (19-21) - Passion und
Auferstehung (22-24).
Die Sprache ist nach dem Hebr das schönste Griechisch des NT. Der Verfasser liebt eine
materialisierende Schreibweise, d.h. die Verdeutlichung durch Bilder ("Schweiß wie Blut":
22,44; "Brausen wie Sturm" und "Zungen wie von Feuer": Apg 2,2 f.). Anstößiges lässt er
gern weg oder unterspielt es zumindest (was etwa in der Apg zu einem sehr verklärten Bild
der jungen Gemeinden führt - ganz anders als in den PL-Briefen, die die Probleme dieser
Gemeinde widerspiegeln !). Gegenüber Mk wird oft geglättet und verbessert, typisch
Jüdisches weggelassen (z.B. Mk 7,1-23), dafür Hellenistisches aufgenommen (Lk 5,19:
Ziegel - anders Mk 2,4).
Theologie:
 Lk gehört schon einer Generation an, die mit der Verzögerung der Parusie, der
Wiederkunft CHRISTI, fertig werden müssen. Er entwickelt dazu ein eigenes
Geschichtskonzept:
Die Zeit Israels als des atl. GOTTESvolkes
Klammer: Die an die atl. Propheten angelehnten Gestalten ZACHARIAS,
ELISABETH, JOHANNES d.T., SIMEON, HANNA
Die Zeit JESU CHRISTI als Mitte der Geschichte
Klammer: "Himmelfahrt" JESU, die als Vollendung JESU am Ende des Ev (Lk 24,5053) und als eine Wurzel der Kirche am Anfang der Apg (Apg 1,9-11) erzählt wird.
Die Zeit der Kirche als des neuen GOTTESvolkes. Damit verbunden die Betonung
Jerusalems - die atl. "Tochter Zion" und DAVIDsstadt, die im Buch EZECHIEL (4048) vorgeprägte Vorstellung eines neue Jerusalem. Das Lk-Ev beginnt und endet in
Jerusalem, die Apg beginnt in Jerusalem, die Jerusalemer Gemeinde wird als ideale
christliche Gemeinde geschildert.
31
In diesem Geschichtskonzept hat das CHRISTUSereignis von vornherein weltweite
Bedeutung ("Retter der Welt" - Lk 2,11 -, vermutlich in bewusster Abgrenzung zur
römischen Kaisertitulatur; Jüngeraussendung 10,1-20).
 Das Lk-Ev zeigt eine starke soziale Ausrichtung - JESUS als Heiland:
JESUS warnt wiederholt vor asozialem Verhalten (6,24-26; 12,16-21; 16,9.19-31).
JESUS wendet sich betont sozialen Außenseitern zu - Frauen (8,1-3; 10,38-42),
Hirten (2,8-20), Armen und Verachteten (6,20-22), Sünderinnen und Sündern (7,3650; 19,1-10), Samaritern (10,25-37; 17,11-19).
 Der Verfasser betont besonders die Bedeutung des GOTTESGEISTES:
Im Lk-Ev ist JESUS als der GEISTträger charakterisiert - er wird vom GEIST in
MARIA geschaffen (1,36), wird vom GEIST berufen und bestätigt ((3,21 f.), tritt im
GEIST auf (4,1.14.18), verkündet den GEIST als gute Gabe (11,13) und verheißt
diesen GEIST seinen Freunden (24,49).
In der Apg sendet der Auferstandene den GEIST als Grundlage der Kirche (Apg 2,114).
2.4 JOHANNES
Zur Person:
Die Verfasserfrage gestaltet sich gerade beim Joh-Ev besonders schwierig. Die Tradition
schrieb das Evangelium dem Apostel JOHANNES, dem Sohn des ZEBEDÄUS und Bruder
JAKOBUS d.Ä. zu und identifizierte diesen JOHANNES mit dem "Lieblingsjünger", der im
zweiten Teil des Evangeliums an markanten Stellen vorkommt, aber im Ev. selbst nie mit
dem Zebedaiden JOHANNES identifiziert wird: beim Letzten Abendmahl ruht er an der Brust
des HERRN (Joh 13,23), als einziger Jünger unter dem Kreuz stehend vertraut ihm JESUS
seine Mutter an (Joh 19,26 f.), am Ostermorgen eilt er mit PETRUS zum Grab und scheint
als einziger schon durch das leere Grab zum Glauben zu kommen (Joh 20,1-10) und
schließlich erkennt er den Auferstandenen am See Gennesaret als erster und wird durch
diesen indirekt bestätigt (Joh 21,7.20-23).
Heute herrscht Einigkeit,
 dass dieser Apostel nicht direkt der Autor gewesen sein kann : die Sprache und
Denkweise ist nicht die eines Fischers, sondern eines hochgebildeten Mannes; die
Freiheit der Darstellung ist kaum die Darstellungsweise eines Augenzeugen; das
Evangelium stand früh unter Häresieverdacht, weil umstritten war (und z.T. noch heute
ist), ob die gnostischen Anklänge (s.u.) auf gnostische Einflüsse oder auf Polemik gegen
gnostische Strömungen zurückzuführen sind;
 dass eine spätere Überarbeitung stattgefunden hat: das 21. Kapitel spricht aus, dass es
eine spätere Ergänzung ist; an anderen Stellen ist die spätere Überarbeitung nicht so
deutlich, aber durchaus möglich.
Uneinigkeit herrscht darüber,
 ob zwischen dem Autor (bzw. den Autoren) und dem Apostel JOHANNES eine
Beziehung bestand oder nicht; unmöglich wäre diese Annahme keineswegs, da die
Jünger wieder Jünger um sich sammelten und es in der Antike üblich war, dass Schüler
ihr Werk ihrem Lehrer zuschrieben (in der Malerei war dies bis in die Neuzeit
gebräuchlich);
 ob der Lieblingsjünger der Verfasser des Evangeliums ist 16
Versucht man, die strittigen Punkte mit gewisser Wahrscheinlichkeit zu entscheiden, könnte
man sagen: dass der Apostel JOHANNES die "Graue Eminenz" hinter dem Evangelium war,
ist von antiken Gewohnheiten her nicht unwahrscheinlich – wir müssen damit rechnen, dass
die Jünger JESU ihrerseits Jünger um sich scharten; dass der an pointierten Stellen erwähnte "Lieblingsjünger" der Verfasser des Evangeliums war, ist sogar wahrscheinlich, da die Art,
wie er eingeführt wird, ihn offenbar als zuverlässigen Garanten bestätigen will - besonders
16
Vgl. NORDSIECK R., Johannes, zur Frage nach Verfasser und Entstehung des 4. Evangeliums,
Neukirchen-Vluyn 1998.
32
auffällig ist sein Ruhen an der Brust JESU (Joh 13,23), das eine kaum zufällige Parallele
zum Joh-Prolog darstellt: nur der, der am Herzen des VATERS ruhte, konnte zuverlässiger
Offenbarer GOTTES sein (Joh 1,18) - sodass der Evangelist gleichsam das Wirken
GOTTESSOHNES in der Welt fortsetzt, und zwar gerade durch sein Evangelium; und seine
Erwähnung im Nachtragskapitel 21 (Joh 21, 24).
Zum Werk:
Die Abfassungszeit dürfte um 100 n. liegen, der Abfassungsort könnte Ephesus oder
Antiochien sein, beides ist aber unsicher.
Der Verfasser des Joh-Ev geht als einziger vom Wegmotiv als Gliederungsprinzip ab und
wählt ein anderes:
1: Einleitung: Prolog, Täufer, erste Jünger
2-12: Offenbarung in einer breiten Öffentlichkeit
13-17: Offenbarung im Jüngerkreis: Letztes Abendmahl
18-20: Erhöhung durch Tod und Auferstehung
21: Nachtrag
In Datierungsfragen bietet Joh wahrscheinlichere Angaben als die Synoptiker: JESUS
wandert zwischen Galiläa und Jerusalem hin und her; bei Joh stirbt JESUS am Rüsttag zum
Pessachfest, bei den Synoptikern am Fest selbst - letzteres ist sehr unwahrscheinlich.
Das Joh-Ev ist durch ein dualistisches Denken gekennzeichnet, z.B. Licht / Finsternis (1,5;
3,19-21; 8,12; 12,35.46), himmlisch / irdisch (3,12.31), Geist / Fleisch (3,5), Freiheit /
Knechtschaft (8,33f), Wahrheit / Lüge (8,44f). In der Umwelt des Verfassers gab es zwei
Strömungen, die ebenfalls durch dualistisches Denken gekennzeichnet waren (vgl. auch u.,
0.8):
 Die ordensähnlich Gruppe der Essener in Qumran (vgl. u., 0.7.2) stellte ihre eigenen
Mitglieder aufgrund ihrer strengen Gesetzeseinhaltung als "Söhne des Lichts" den
übrigen Menschen als "Söhnen der Finsternis" gegenüber. Auch Joh bezeichnet die
Gläubigen als Söhne des Lichts (12,36).
 Die Gnosis (w.: Erkenntnis) ist die Sammelbezeichnung einer in viele Untergruppen
zerfallenden religiösen Bewegung, die zwei Grundgemeinsamkeiten aufweisen:
Erstens die Mischung griechischer (Popular)Philosophie und verschiedener Religionen
(des Alten Orients, aber auch Judentum und später Christentum) und
zweitens einen Dualismus von Geist (Licht, Gutem) / Materie (Finsternis, Bösem). Die
Welt entstand dadurch, dass ein Funke aus der göttlichen Lichtsphäre abstürzte, sich
mit der Materie verband und nun dort eingeschlossen ist. In den vernunftbegabten
materiellen Lebewesen, also in den Menschen, schlummert daher die Sehnsucht nach
der göttlichen Lichtwelt; der Gnostiker wird sich dieser Sehnsucht bewusst und will zu
seinem Ursprung zurückkehren. Viele gnostische Sekten erwarteten für ihre Erlösung
einen himmlischen Retter, der vom Himmel kommt, die Lichtfunken auf Erden befreit
und wieder in die himmlische Sphäre zurückkehrt.
Wenn auch der Verfasser des Joh-Ev. essenische und gnostische Gedanken aufgreift, setzt
er sich doch kritisch mit ihnen auseinander:
Mit den Essenern hat Joh die Art des Dualismus gemeinsam: gut / böse sind nicht als Geist /
Materie, damit als zwei der menschlichen Entscheidung vorgegebene Bereiche einander
gegenübergestellt, sondern es kommt auf die konkrete Glaubensentscheidung des einzelnen
an - man spricht von heilsgeschichtlichem oder sittlich-religiösem Dualismus. Im
Unterschied zu den Essenern begründet diese Grundentscheidung aber keinen
Selbsterlösungsprozess, sondern besteht darin, an JESUS CHRISTUS als "den" Offenbarer
GOTTES zu glauben und durch diesen Glauben erlöst zu werden. Mit dieser
Glaubensentscheidung hängt die sog. präsentische Eschatologie des Joh-Ev zusammen,
z.B. "Amen, amen, ich sage euch: Wer glaubt, hat das ewige Leben" (6, 47, vgl. 3,18; 5,24;
8,51; 11,25). Das Joh-Ev betont also besonders stark die Bedeutung der in diesem Leben
33
erfolgenden Glaubensentscheidung für die Eschatologie, für die endgültige Zukunft; nicht
bedeutet es, dass Joh keine endgültige Vollendung erwartet (wie das manche
frühchristlichen Sekten taten) - "Denn es ist der Wille meines Vaters, dass alle, die den Sohn
sehen und an ihn glauben, das ewige Leben haben und dass ich sie auferwecke am Letzten
Tag (6,40).
Vom gnostischen Dualismus unterscheidet sich das Joh-Ev dadurch, dass der gnostische
Dualismus ein kosmisch-metaphysischer ist, denn die geistige und materielle Sphäre ist
dem Menschen ohne sein Zutun vorgegeben. Daher dürfte vieles, was im Joh-Ev an
Gnostisches erinnert, eher eine Auseinandersetzung mit der Gnosis, also eine antignostische Tendenz verraten; abgesehen von dem eben erwähnten Unterschied zwischen
gnostisch-metaphysischem und johanneisch-heilsgeschichtlichen Dualismus ist hier vor
allem auf die Betonung der "Fleischwerdung" des Retters hinzuweisen (Joh 1,14) - ein für
die Gnosis nicht nachvollziehbarer Gedanke. An die Gnosis erinnert aber, dass Joh "die
Welt" fast immer negativ sieht (Joh 1,10; 15,18-25; 17,14-16).
Ein anderer, im Laufe der Geschichte verhängnisvoller Dualismus ist die meist negative Sicht
"der" Juden (Joh 1,19; 10,31; 18,22) - dass JESUS und auch der Verfasser selbst Juden
waren, bleibt unberücksichtigt. Diese negative Sicht wird aus der Zeitsituation des Verfassers
verständlich: nach der Tempelzerstörung hatten die Juden die Christen aus der Synagoge
ausgeschlossen und beteten täglich eine Verwünschungsformel gegen sie. Eine solche
zeitbedingte Gegnerschaft darf aber nicht das Verhältnis der Christen zu ihrer Mutterreligion
bestimmen !
Auch das CHRISTUSbild des vierten Evangeliums unterscheidet sich deutlich von dem der
Synoptiker. Die Göttlichkeit JESU wird weit stärker herausgearbeitet, was sich vielfach
zeigt:
 Nur JESUS ist "der" Offenbarer GOTTES, weil er von GOTT kommt (Joh 1,18). Daher
werden die "Wunder" JESU auch viel stärker als Zeichen der durch JESUS
durchschimmernden Herrlichkeit GOTTES gedeutet (vgl. Joh 2,11; 20,30). Joh bringt
zwar nur sieben Wundererzählungen, doch in steigernder Anordnung (von der Hochzeit
in Kana bis hin zur Auferweckung des LAZARUS) und immer symbolisch über sich
hinausweisend auf die Herrlichkeit GOTTES (hebr. kabod, griech. doxa). Möglicherweise
geht diese Darstellung auf eine eigene Zeichenquelle oder Semeia-Quelle
(semeion=Zeichen, abgk.: ) zurück.
 In JESUS wird der präexistente LOGOS Mensch ("Fleisch", vgl. Joh-Prolog, Joh 1,118). In dem kaum adäquat übersetzbaren Begriff LOGOS sind die jüdische Vorstellung
des Tat-Wortes GOTTES (dabar) und die griechische Vorstellung einer Weltvernunft
vereint (vgl. auch u.,1.7.2).
 Das Joh-Ev ist das einzige, das JESUS nicht nur als SOHN oder SOHN GOTTES
bezeichnet, sondern direkt als GOTT Joh 1,1; 20,28). Damit hängt ein spezifisches
Verständnis der Begriffe "Erhöhung" und "Stunde" zusammen. Erhöhung ist nicht nur die
Auferstehung, sondern die Einheit von (räumlicher) Erhöhung am Kreuz und (endgültiger)
Erhöhung zum VATER. "Stunde" meint nicht die Uhrzeit, sondern - parallel zur
griechischen Kairos- Vorstellung - die Schicksalsstunde: diese ist letztlich ident mit der
Stunde der Erhöhung, bestimmt aber von Anfang an das öffentliche Wirken JESU - sie
besagt nichts anderes, als dass JESUS sein ganzes Leben und Wirken vom Willen des
VATERS bestimmt weiß.
 Der GEIST (oft als parakletos =Beistand, Tröster bezeichnet) wird als der gesehen, der
das Werk JESU nach dessen Heimkehr zum VATER fortsetzt - eine gewisse Ähnlichkeit
zum lk. Konzept.
Zu dem johanneischen CHRISTUSbild passt der Stil: Der Stil ist feierlich, bildreich,
symbolträchtig; der Autor kreist oft meditierend um ein Thema - daher die spätere
Bezeichnung "geistiges Ev." Zwei weitere stilistische Besonderheiten leiten zum
johanneischen CHRISTUSbild über, das die Göttlichkeit stärker betont:
 Das vorangestellte und verdoppelte "Amen, amen": gewöhnlich antwortete die
Synagogengemeinde auf einen atl. Text mit "Amen" ("so ist es ", "so sei es"), wie es auch
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wir übernommen haben. Der joh. CHRISTUS wartet diese Bestätigung durch seine Hörer
nicht ab, sondern leitet wichtige Reden mit "Amen, amen" ein.
 Die "Ich-bin-Reden" oder Offenbarungsreden. Sie kommen in zweifacher Form vor:
verbunden mit einem symbolträchtigen Bildwort (Brot, Licht, Leben, guter Hirte,
Weinstock, Weg, Wahrheit,...) oder absolut, d.h. alleinstehend, im Deutschen dann
wiederzugeben mit "Ich bin es". In beiden Ausprägungen hörte der gläubige Jude die
Selbstvorstellung GOTTES als "Ich bin der `Ich-bin-für-euch-Da'" (Ex 3,14; 20,2) mit, so
dass diese Ich-bin-Reden einen ungeheuren Anspruch ausdrückten. Während die
Anspielung auf den atl. GOTTESnamen durch die Ich-bin-Reden unumstritten ist, ist
unklar, ob und wie weit in ihnen auch gnostische (s.u.) Einflüsse greifbar sind, da sich
auch gnostische Wanderprediger dieser Sprachform bedienten.
3 LITERATUREMPFEHLUNGEN
(Hinweis: die eingeklammerten Werke erfordern Griechischkenntnisse, die mit "!" bezeichneten Werke
sind besonders zu empfehlen)
Ausgaben
! Einheitsübersetzung der Hl. Schrift (EÜ), Stuttgart 1972.
Das NT. Nach der Übersetzung Martin LUTHERS, Stuttgart 1976.
Die Gute Nachricht. Das NT in heutigem Deutsch, Stuttgart 1971, 3.Aufl.
Die Bibel. Deutsche Ausgabe mit den Erläuterungen der Jerusalemer Bibel, ed. D. ARENHOEVEL
u.a., Freiburg 1975, 7.Aufl.
Das NT. Übersetzt und kommentiert von U.WILCKENS, Hamburg 1970.
(Novum Testamentum Graece, ed. E.NESTLE-K.ALAND, Stuttgart 1979, 26.Aufl.)
Lexika
BAUER J.B., Bibeltheologisches Wörterbuch, Graz 1994.
! Kleines Stuttgarter Bibellexikon, Stuttgart 1977,4.Aufl.
(KITTEL-FRIEDRICH, Theologisches Wörterbuch zum NT, 10 Bde, Stuttgart 1933 ff.)
Konkordanzen
(Speziallexika, die die biblischen Begriffe in alphabetischer Reihung mit genauen Stellenangaben
bringen)
Konkordanz zur EÜ
! Praktisches Bibelhandbuch, KBW/Stuttgart 1968, 9.Aufl.
(Computer-Konkordanz, ed. BACHMANN-SLABY, Berlin-New York 1980).
35
Synopsen
(Stellen Parallelstellen nebeneinander, meist die drei Synoptiker und in einer 4.Spalte vergleichbare
Texte aus dem Joh-Ev oder den Briefen)
! SCHIERSE F.J., Patmos-Synopse, Düsseldorf 1972, 5.Aufl.
! PESCH-WILCKENS, Synoptisches Arbeitsbuch zu den Evangelien, Zürich 1980.
(ALAND K., Synopsis quattuor Evangeliorum Stuttgart 1976, 9. Aufl.)
Kommentar-Reihen
! EKK: Evangelisch-katholischer Kommentar, Neukirchen, seit 1975.
(HThK: Herders Theologischer Kommentar zum NT, ed. VÖGTLE- SCHNACKENBURG, seit 1953).
! Die Neue Echter Bibel. Kommentar zum NT mit der Einheitsübersetzung, J.GNILKAR.SCHNACKENBURG, Würzburg.
! NTD: Das Neue Testament Deutsch, ed. FRIEDRICH-STUHLMACHER, Göttingen, seit 1932.
RNT: Regensburger NT, ed. KUSS-ECKERT-KNOCH, Regensburg, seit 1938.
STRACK H.-BILLERBECK P., Kommentar zum NT aus Talmud und Midrasch, 4 Bde, München 19221928.
Abkürzungsverzeichnisse
Ökumenisches Verzeichnisse der biblischen Eigennamen nach den Loccumer Richtlinien, Stuttgart
1981,2.Aufl.
SCHWERTNER S., IATG (Internationales Abkürzungsverzeichnis für Theologie und Grenzgebiete),
Berlin-New York 1974.
Empfehlenswerte Einführungswerke
BERG S., Biblische Bilder und Symbole erfahren. Ein Material- und Arbeitsbuch, München 1996
BERG H.-K., Grundriss der Bibeldidaktik. Konzepte, Modelle, Methoden, München 1993.
BORNKAMM G., Jesus von Nazareth, UTB/Stuttgart 1977, 11.Aufl.
! CHARPENTIER E., Führer durch das Alte Testament, Düsseldorf 1986. 2.Aufl.
Ders., Führer durch das Neue Testament, Düsseldorf 1987, 3.Aufl.
CONZELMANN-LINDEMANN, Arbeitsbuch zum NT, UTB/Tübingen 1980, 5.Aufl.
DEIFEL E., Bibel - Wort GOTTES - auch heute noch ? in: CpB 89 / 3 / 144-146.
Dies., Bedeutung und Grenzen einzelwissenschaftlicher Bibelexegese, in: CpB 1991 / 6 / 266-268.
EGGER W., Methodenlehre zum Neuen Testament. Einführung in linguistische und historisch-kritische
Methoden, Freiburg 1987.
FRANKL V., Der unbewusste GOTT. Psychotherapie und Religion, München 1999, 5.Aufl.
! GRÜN A., Tiefenpsychologische Schriftauslegung, Münzerschwarzach 1992
36
IBK: Die Interpretation der Bibel in der Kirche, Päpstliche Bibelkommission, Vatikan 1993.
JEREMIAS J., Jerusalem zur Zeit Jesu, Göttingen 1958,2.Aufl.
KASPER W., Jesus der Christus, Mainz 1974.
KASSEL M., Biblische Urbilder. Tiefenpsychologische Auslegung nach C.G.JUNG, München 1980.
KIRCHSCHLÄGER W., Schriftverständnis leicht gemacht, ÖKBW/Klosterneuburg 1980.
Ders., Die Evangelien vorgestellt, ÖKBW/Klosterneuburg 1980.
! KREMER J., Die Bibel lesen - aber wie? KBW/Stuttgart 1978,6.Aufl.
Ders. , Die Bibel - ein Buch für alle. Berechtigung und Grenzen "einfacher" Schriftlesung,
KBW/Stuttgart 1986.
KÜMMEL W.G., Einleitung in das NT, Heidelberg 1980, 20.Aufl.
! LOHFINK G., Jetzt verstehe ich die Bibel, KBW/Stuttgart 1978, 9.Aufl.
LOHSE E., Entstehung des NT, Stuttgart 1972.
Ders. , Die Umwelt des NT, Göttingen 1981, 5.Aufl.
MERKEL H., Bibelkunde des NT, Gütersloh 1978.
RIEBL M. u.a., Unterwegs im Glauben, Neuer Glaubenskurs, Innsbruck 1982.
STEMBERGER G., Der Talmud. Einführung - Texte - Erläuterungen, München 1982.
WOUK H., Das ist mein GOTT. Glaube und Leben der Juden, München 1959.
ZENGER E., Der Gott der Bibel. Sachbuch zu den Anfängen des atl. Gottesglaubens, Stuttgart 1981,
2.Aufl.
Ders. , Das Erste Testament. Die jüdische Bibel und die Christen, Düsseldorf 1993, 3.Aufl.
! ZIRKER H. u.a., Zugänge zu biblischen Texten. Eine Lesehilfe zur Bibel für die Grundschule. Neues
Testament, Düsseldorf 1980.
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