Interview Onesimus

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Interview Onesimus - Dienstag - "Nächstenliebe"
I: Heute begrüßen wir einen jungen Mann aus der Zeit des Paulus in unserer Mitte.
Habt ihr ihn schon entdeckt?
...
Hallo, guten Morgen!
Wer bist du denn?
O: Ich heiße Onesimus.
I: O- was?
O: Onesimus
I: Den Namen habe ich noch nie gehört.
O: So heißen aber viele Sklaven.
Onesimus heißt auf Deutsch ganz einfach "der Nützliche".
I: Bist du etwa ein Sklave?! Ich dachte, die Sklaverei sei abgeschafft!
O: Ja, heute!
Aber zu meiner Zeit wimmelte es nur so von Sklaven.
I: Interessant. Was macht man denn so als Sklave?
O: Oh, das ist ganz verschieden, je nachdem, was man kann.
Man muss eben alles machen, was der Besitzer von einem will.
I: Der Besitzer???
O: Ja, als Sklave gehört man seinem Herrn.
Der hat mich schließlich auf dem Sklavenmarkt gekauft.
I: Auf dem Markt kauft man vielleicht eine Kuh oder ein Schwein,
aber doch keinen Menschen!
O: So ist das aber. Sklaven haben keine Rechte.
Wenn du deine Kuh verprügelst oder verhungern lässt,
dann bekommst du Ärger mit der Polizei, denn man darf keine Tiere quälen.
Aber mit einem Sklaven kann man alles machen.
Nach einem Sklaven kräht kein Hahn!
I: Und es gibt wirklich Herren, die ihre Sklaven schlecht behandeln?
O: Oh ja, jede Menge.
Es gibt sogar ein Sprichwort, das heißt:
"Sei nie freundlich zu einem Sklaven. Er zahlt es dir durch Frechheit heim."
Manche Herren lassen ihre Sklaven arbeiten bis zum Umfallen.
Oder sie schlagen ihre Sklaven, wenn sie nicht zufrieden sind.
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Neulich brauchte eine reiche Frau noch etwas Geld,
weil sie sich bei Lydia ein Purpurkleid kaufen wollte.
Da hat sie einfach die Kinder ihrer Sklaven auf dem Markt verkauft.
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Eltern und Kinder werden sich wohl nie wieder sehen.
Aber die Herrin hatte kein bisschen Mitgefühl.
I: Das sind ja richtige Horrorgeschichten.
Weißt du was? Ich würde das nicht mitmachen.
Ich würde weglaufen. Einfach abhauen.
O: Ja, das wollen viele. Aber nur wenige trauen sich.
Denn: Wo willst du hin? Ohne Geld, ohne alles.
Niemand darf dir helfen, das gilt als Diebstahl.
Du bist ja das Eigentum deines Herrn.
Und wenn sie dich zurückbringen, wird dir ein Spruch auf die Stirn gebrannt.
I: So wie man einer Kuh eine Nummer ins Fell brennt?
O: Ja, genau so. Der Spruch heißt: "Kateche me - fuego."
Das heißt: "Ergreife mich - ich bin auf der Flucht."
Mit diesem Spruch bist du wirklich unten durch.
Dann giltst du als unzuverlässig und wirst noch unfreundlicher behandelt.
I: Das sind unerträgliche Geschichten, die du da erzählst.
Sind denn alle Herren solche Unmenschen?
O: Nein, zum Glück nicht.
Es gibt auch viele gute Herren.
Vielleicht kennst du die Geschichte mit Jesus und dem Hauptmann von Kafarnaum.
Von dem Hauptmann wird zum Beispiel gesagt,
dass er seinen Sklaven liebte wie seinen eigenen Sohn.
I: Und dein Herr, wie geht es dir mit ihm?
O: Mein Herr ist Philemon aus Kolossä. Er ist sehr freundlich.
Und trotzdem habe ich, als sich die Gelegenheit bot, die Flucht ergriffen.
Ich wollte unbedingt frei sein.
I: und - ist es dir gelungen?
O: Zuerst ja.
Doch dann kam Paulus ins Spiel
und mein Leben hat eine ganz andere Richtung bekommen.
I: Ach, auch du hast Paulus kennengelernt!
O: Ja, Paulus saß in Ephesus im Gefängnis.
Man hatte ihn beschuldigt, er hätte einen Aufruhr angezettelt.
Das ist natürlich Unsinn.
Er hat mir von Jesus Christus erzählt - mit leuchtenden Augen und so lebendig!
Das hätte ich diesem kleinen, alten Mann gar nicht zugetraut.
Er hat mich überzeugt und ich habe mich taufen lassen.
Nun bin ich auch auf dem "Neuen Weg" und ich bin jeden Tag froh darüber.
I: Und was bedeutet das für dich und deinen Herrn Philemon?
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O: Von Paulus habe ich gelernt,
dass es diese ganzen Unterschiede bei uns Christen nicht mehr geben soll.
Männer und Frauen, Reiche und Arme, Sklaven und Herren:
Alle sind Gottes Kinder und in Gottes Augen unendlich wertvoll.
Nach meiner Taufe wollte Paulus, dass ich zu Philemon zurück kehre.
Zugegeben: Ich hatte große Angst.
Philemon ist ein Christ und auch sonst ein freundlicher Mensch.
Aber schließlich hatte ich sein Vertrauen missbraucht und ihn sehr enttäuscht.
I: Und was hast du gemacht?
O: Ich bin zu Philemon gegangen und er hat mich mit offenen Armen aufgenommen.
I: Das ist ja echt toll von ihm!
O: Es war nichts davon zu spüren, dass ich ein Sklave bin.
Philemon hat mich behandelt wie einen Bruder.
Und es kommt noch besser: Er hat mich freigelassen
und ich habe eine neue Aufgabe: Ich bin ein Mitarbeiter von Paulus.
Paulus sagt, dass ich ihm eine große Hilfe bin
und ich bin mir sicher, es ist so, wie Paulus immer sagt:
Jeder Mensch hat seine Aufgabe von Gott, mit der er anderen Menschen helfen soll.
Paulus erklärt das gerne mit dem Bild von dem Leib mit den vielen Gliedern:
Der menschliche Körper hat viele verschiedene Glieder,
aber jedes Glied ist wichtig, keins ist wertlos oder überflüssig.
Genauso ist es mit den Menschen: Sie sind alle sehr verschieden,
aber jeder ist wertvoll und wichtig.
I: Danke, Onesimus, dass du uns von dir erzählt hast.
Ob wir wohl herausfinden, welche Aufgabe Gott uns gibt?
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