Alles hat seine Zeit, Prediger 3,1-8

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Rejoice „Demut“
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31.Jan. 2016; Pfr. Bernhard Botschen
Demut
Die Grundlage: Demut meint unsere Stellung vor Gott
Manche Bibelverse stehen mehr als einmal in der Bibel. So auch der folgende Vers.
Er steht im Alten Testament und wird zwei Mal im Neuen Testament zitiert. Er heisst:
„Alle aber haltet fest an der Demut; denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den
Demütigen gibt er Gnade.“ (Hiob 22,29; 1.Pt.5,5; Jak.4,6).
Es gibt zwei Arten, vor Gott zu stehen. Die einen sind sehr selbstbewusst. Sie sagen:
„Fehler, ja, die haben wir alle. Nobody is perfect, nicht wahr? Aber ich bin auch nicht
schlechter als andere. Ich habe mich immer bemüht, das Richtige zu tun.“ Sie
brauchen keine Gnade. Aber weil sie so stolz sind, widersteht ihnen Gott.
Denn Gott sieht uns anders. In der Bibel heisst es: „Denn darin sind die Menschen
gleich: Alle sind Sünder und haben nichts aufzuweisen, was Gott gefallen könnte.“
(Röm.3,23). „Tut Busse“, sind die ersten Worte von Jesus. „Seid nicht stolz auf euer
Leben. Bekennt eure Fehler. Demütigt euch vor Gott und bitten ihn um seine Gnade.“
Wir haben nichts zu bieten, was Gott beeindrucken könnte. Wir demütigen uns vor
ihm und hoffen auf seine Gnade.
Auf diesen Moment wartet Gott und der Bibelvers verheisst: „Den Demütigen gibt
Gott Gnade.“ Bist Du schon einmal vor Gott gestanden und hast zugegeben, dass
Du seine Gnade brauchst? Hast du aufgehört, dich zu rechtfertigen und eingesehen,
dass du von seiner Gnade abhängig bist?
Jesus ist – obwohl er unser Problem mit der Sünde nicht hatte – unser Vorbild bei
der Demut. Interessanterweise sagt er von sich: „Ich bin sanftmütig und von Herzen
demütig.“ (Matth.11,29). Man spürt es auf jeder Seite der Evangelien: Jesus war
unglaublich demütig. Immer wieder sagt er: „Ich tue den Willen von dem, der mich
gesandt hat.“ (Joh.4,34) „Von sich aus kann der Sohn gar nichts tun. Er folgt in allem
dem Beispiel seines Vaters.“ (Joh.5,19). „Ich kann nichts von mir aus tun. … Ich
suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.“
(Joh.5,30).
Hier zeigt sich die Demut von Jesus: Er möchte nur Gott verherrlichen. Er möchte
den Willen Gottes umsetzen und unterstellt sich Gott in jeder Sekunde. Nie zuvor hat
sich jemand so bereitwillig untergeordnet.
Auf vier Arten wirkt sich die Demut aus:
1. Demut macht uns bereit zum Dienen
Die Jünger von Jesus haben das mit der Demut lange nicht begriffen. Im Gegenteil:
Man lernt sie streitend kennen, wer von ihnen der Wichtigste ist. Deshalb zeigt ihnen
Jesus, was Demut ist: Am Abend vor seiner Kreuzigung tut er etwas, was sonst der
tiefste Sklave machen muss: Er wäscht seinen Jüngern ihre ungepflegten und
dreckigen Füsse. Das ist gegen jede Ordnung. Petrus sträubt sich: „DU willst mir die
Füsse waschen?“ Aber Jesus ist bereit, vor seinen Jüngern auf dem Boden zu knien.
Am Schluss sagt er ihnen: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, dem ihr folgen sollt:
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Handelt ebenso!“ (Joh.13,15). Jesus ist sich nicht zu schade, seinen Jüngern zu
dienen. Er ist sich am nächsten Tag nicht zu schade, am Kreuz für uns zu sterben,
rechtlos, verspottet und verachtet. Seine Demut und sein Dienen ist grenzenlos.
Das meint aber nicht, dass er nicht jederzeit auch der Sohn Gottes wäre. Er sagt
während dieser Szene zu seinen Jüngern: „Ihr nennt mich Meister und Herr. Das ist
auch richtig so, denn ich bin es.“ (Joh.13,13). Deshalb kann Paulus schreiben: „Ich
kann niedrig sein und kann hoch sein; mir ist alles und jedes vertraut; beides, satt
sein und hungern, beides, Überfluss haben und Mangel leiden.“ (Phil.4,12). Er würde
sich nie beschweren und sagen: „Muss ich mir diesen Stress noch antun? Darf man
als Apostel nicht etwas mehr Respekt erwarten?“ Er ist zu demütig für solche Fragen.
Es gibt Chefs und Untergebene, es gibt Generäle und einfache Soldaten. Unsere
Rollen sind unterschiedlich. Aber Demut heisst: Ich kann am Nachmittag Chef über
hunderte Angestellte sein und am Abend bereitwillig der kleinen Tochter die
stinkende Windel wechseln. Ich bin bereit, zu dienen.
2. Demut macht den Weg frei für eine neue Würde
Gleichzeitig macht uns die Demut bereit für Hohes. So demütig Jesus war, er kann
gleichzeitig so Sätze sagen, wie: „Ich bin das Brot des Lebens.“ „Ich bin der Weg, die
Wahrheit und das Leben.“ Er steht vor den Menschen als einer, der weiss, wer er ist.
Mit einer unerhörten Würde und Vollmacht spricht er zu den Menschen. In seinem
Leben ist die Kraft Gottes sichtbar.
Das hat die Frau im Theater vergessen: Wenn wir demütig zu Gott kommen, umgibt
er uns mit einer neuen Würde. Er macht uns zu seinen Kindern. Wir müssen nicht
mehr gebückt vor ihm stehen, sondern sind zu einer stillen, selbstverständlichen
Würde befreit. Demut und Würde gehen Hand in Hand. Weil wir uns demütigen
umgibt uns Gott mit einer neuen Würde.
Ich hatte eine Idee, die wir aber nicht umgesetzt haben. Die Idee war so: Wir
befestigen bei der Eingangstüre eine Schnur, sodass alle für das Thema „Demut“
gebückt den Gottesdienstraum betreten müssen. Aber dann wäre ich bei diesem
Punkt zur Türe gegangen und hätte diese Schnur entfernt. Denn Gott möchte nicht,
dass ich gebückt lebe. Sondern er richtet mich auf. Nicht schreierisch und
überheblich, wie die Stolzen und Eingebildeten, sondern still und ruhig stehe ich mit
einer neuen Würde vor ihm.
Vorher habe ich gefragt, ob ihr euch schon einmal vor Gott gedemütigt habt. Jetzt
frage ich: Seid ihr euch dieser Würde bewusst? Ist euch klar, wie wertvoll ihr für Gott
seid?
3. Demut macht den Weg frei für Gottes Kraft
Demütig und zerbrechlich – und gleichzeitig in dieser Würde lebend – so kann Gott
uns für sein Reich gebrauchen. Es gibt einen Brief von Paulus, der ihn mit all seiner
Zerbrechlichkeit zeigt. Paulus war nie der, den man gefragt hat: „Paulus, wie
konntest du so erfolgreich sein?“, der sich selbstbewusst geräuspert hätte und
gesagt hätte: „Nun ja, ein durchdachtes Konzept ist das A und O.“
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Im Gegenteil, im zweiten Brief an die Korinther beschreibt er einen Moment, den er
auf seinen Reisen erlebt hat. Er sagt: „Wir waren mit unseren Kräften am Ende und
hatten schon mit dem Leben abgeschlossen. Unser Tod schien unausweichlich.“
Dann bringt er eine eindrückliche Begründung: „Aber Gott wollte, dass wir uns nicht
auf uns selbst verlassen, sondern auf ihn, der die Toten zu neuem Leben erweckt.“
(2.Kor.1,8b-9).
Vielleicht wundert ihr euch manchmal, warum ihr nicht öfter souverän durchs Leben
geht. Es gibt manche Momente, in denen man mit seinen Kräften fast am Ende ist.
Umso mehr, wenn man sich für Gott und seine Gemeinde einsetzt. Manchmal ist die
eigene Kraft aufgebraucht. In der Regel stehen wir nicht stolz vor Gott und sagen:
„Keine Angst, ich habe die Sache hier auf der Erde im Griff.“ Warum ist das so? Weil
Gott am Ende dieses Briefes voller Schwäche Paulus eine Antwort gibt und ihm sagt:
„Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ (2.Kor.12,9).
Dort, wo wir demütig die eigenen Grenzen sehen, kommt Gott zum Zug. Wir erwarten
alles von ihm. Demut macht den Weg frei für Gott.
4. Demut und andere Menschen
Bei Jesus sehen wir auch, wie seine Demut den Weg für Menschen frei macht. Jesus
lädt die Menschen ein und sagt: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen
seid; ich will euch erquicken. … denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig.“
(Matth.11,28f). Weil Jesus demütig ist, verurteilt er die Menschen nicht, die zu ihm
kommen. Er kann sie annehmen und hilft ihnen, wieder aufzustehen.
Demut verändert unsere Beziehung zu anderen Menschen. Phil.2,3 heisst es: „In
Demut achte einer den anderen höher als sich selbst.“ Wer stolz ist, fühlt sich besser
als andere. Er sagt Sätze, wie: „Der hat es wirklich nicht im Griff! Schon wieder ein
Fehler!“ Wer demütig ist, sieht zwar genauso die Schwächen und Fehler bei anderen,
begegnet ihnen aber trotzdem mit Respekt.
Fühlst du dich manchmal anderen überlegen? Dann fragt Paulus: „Was habt ihr, das
ihr nicht empfangen habt?“ (1.Kor.4,7) Wenn du also dein Leben im Griff hast, dann
ist das kein Grund, eingebildet zu sein. Wenn du perfekt organisierst, auch nicht. Wir
haben letztlich alles empfangen. Ein erfolgreiches Leben ist nicht unser Verdienst! Es
ist ein Geschenk. „Was habt ihr, das ihr nicht empfangen habt?“
Schluss: Jesus ist unser Vorbild. Er war so demütig, dass er vor anderen gekniet
hat. Aber niemand hat gleichzeitig so eine Würde und Vollmacht gelebt, wie er.
Demut und Würde gehen Hand in Hand.
Demut macht den Weg frei für Gott. Stolz blockiert Gott. Aber wo wir müde unsere
Hände zu Gott ausstrecken, wo wir demütig darauf warten, dass er uns segnet, erhält
er mehr Raum, zu wirken, als wenn wir das Gefühl haben, wir hätten alles im Griff.
Demut prägt auch die Beziehung zu unseren Mitmenschen. Wir werden andere nicht
richten, wenn wir demütig sind. Demütige Menschen sind barmherzig mit anderen.
An den Schluss stelle ich noch einmal den Kernvers: „Alle aber haltet fest an der
Demut; denn Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade.“
AMEN.
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