Interkulturelle Rahmenbedingungen in Ernährung und Haushalt 1) Interkulturelle Rahmenbedingungen Im Artikel 26 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte wird das Recht jedes Menschen auf Bildung festgeschrieben: „Sie soll Verständnis, Duldsamkeit und Freundschaft zwischen allen Nationen und allen rassischen und religiösen Gruppen fördern.“ 2) Schule Es finden Begegnungen zwischen Menschen statt, Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und unter verschiedenen Rahmenbedingungen aufgewachsen, das Trennende seien lediglich die sozialen und politischen Systeme. Interkulturelle Erziehung bzw. interkulturelles Lernen wird zu einer wichtigen Grundlage unserer Lebensweltorientierung, wobei die Multikulturalität eine wichtige Bedingung für das interkulturelle Lernen selbst darstellt. Österreichs Schulen sind international! Kinder und Jugendliche aus mehr als 160 Staaten besuchen die Schule in Österreich. Sprachliche und kulturelle Vielfalt in den Klassenzimmern ist heute eher die Regel als die Ausnahme. Kinder von Einwanderern, Flüchtlingen und anderen ausländischen Staatsangehörigen lernen gemeinsam mit einheimischen SchülerInnen im Klassenverband. Der gemeinsame Unterricht und der Kontakt in den Pausen und in der Freizeit ermöglichen diesen Kindern das zwanglose Erlernen der deutschen Sprache und geben allen SchülerInnen Gelegenheit, das Zusammenleben mit Menschen aus der ganzen Welt als Selbstverständlichkeit zu erfahren. 3) Deutsch lernen ist wichtig! Gute Kenntnisse der deutschen Sprache in Wort und Schrift sind Voraussetzung nicht nur für den schulischen Erfolg, sondern auch für die Integration ins spätere Berufsleben und in die Gesellschaft. Dazu brauchen SchülerInnen mit einer anderen Muttersprache als Deutsch die Unterstützung der Schule. Jede Sprache ist eine neue Welt! Die Kenntnis mindestens einer Fremdsprache gehört heutzutage zur Allgemeinbildung. In vielen Berufen kommt man angesichts zunehmender wirtschaftlicher Verflechtungen ohne Fremdsprachenkenntnisse nicht mehr aus. Daher wird in der Schule auf das Erlernen von Fremdsprachen großer Wert gelegt. Etwa 10 Prozent aller SchülerInnen in Österreich sprechen in ihrem Alltag neben Deutsch eine andere Sprache. Sie können sich also, wenn auch nicht immer fehlerfrei, in zwei Sprachen verständigen. Aber Lesen, Schreiben und viele neue Wörter (vor allem Fachausdrücke) lernt man nicht in der Familie oder im Kontakt mit Gleichaltrigen, sondern in der Schule. Außerdem ist wissenschaftlich erwiesen, dass gute Kenntnisse in der Muttersprache beim Erlernen der Zweitsprache Deutsch nützlich sind und sich auch auf die Leistungen in den anderen Gegenständen positiv auswirken. 4) Miteinander, nicht gegeneinander! Jeder Mensch ist einzigartig. Wir haben die Möglichkeit, im Kontakt mit anderen Menschen zu erfahren, dass die eigene Weltsicht nicht die einzig mögliche ist, aber wir haben auch vorgefasste Meinungen, die das Gewinnen neuer Einsichten und Erkenntnisse erschweren. Gerade die sprachlich und kulturell bunte Zusammensetzung vieler österreichischer Schulklassen eröffnet für SchülerInnen wie LehrerInnen die Chance, ihren Horizont zu erweitern und den eigenen Standpunkt zu relativieren. Die Schule soll diese Lernprozesse nicht nur tolerieren, sondern ausdrücklich fördern. Daher wurde Anfang der 90er Jahre "Interkulturelles Lernen" als Unterrichtsprinzip verankert. Ein Unterrichtsprinzip beschränkt sich nicht auf einen bestimmten Gegenstand, sondern soll sich wie ein roter Faden durch alle Gegenstände ziehen und LehrerInnen bei ihrer Arbeit unterstützen. Durch das Unterrichtsprinzip "Interkulturelles Lernen" soll ein Beitrag zum gegenseitigen Verständnis, zum Erkennen von Unterschieden und Gemeinsamkeiten und zum Abbau von Vorurteilen geleistet werden. Aufgaben der LehrerInnenfortbildung Es soll eine ausreichende Anzahl von SpezialistInnen für antirassistischen Unterricht und multikulturelles Schulleben ausgebildet werden. Spezielle, zusätzliche Förderprogramme für benachteiligte ausländische sowie für inländische Kinder. Förderung interkultureller Aspekte im Unterricht Speziell, bedarfsgerechte Angebote im Freizeitbereich für inländische sowie ausländische Kinder – es ermöglicht interkulturelle Erfahrung Förderung der Zusammenarbeit zwischen Schule und Familie Förderung interkultureller Begegnungen zwischen ausländischen und inländischen Eltern Multikultureller Unterricht ist antirassistische und kann nur von antirassistischen LehrerInnen praktiziert werden. 5) Wie funktioniert interkulturelles Lernen in Ernährung und Haushalt? Vor allem im Hauswirtschaftsunterricht ist das Interkulturelle Lernen sehr wichtig. Das Ernährungsverhalten wird durch Gewöhnung an bestimmte Nahrungsmittel und – tabus der eigenen Kultur geprägt. Es entstehen immer wieder Vorurteile und stereotype Einstellungen gegenüber fremden Kulturen und deshalb ist es besonders wichtig wenn man diese versucht aus dem Weg zu räumen. In der Schule ist auch zu beobachten dass das Essverhalten Ausdruck tiefster Ablehnung ist, weil eine bestimmte Person die fragliche Speise zubereitet hat. Der Ekel richtet sich also nicht gegen die Zutaten oder die Speise an sich, sondern gegen die abgelehnte Person. Religiöse Motive bezüglich Ablehnung bestimmter Speisen (meist Fleisch oder Fleisch bestimmter Tierarten) oder zur Einhaltung von Fastenzeiten mit vorgeschriebener Nahrungskarenz sind ebenso zu erwähnen. Als Beispiel zu nennen ist der Ramadan bei den islamischen Kindern. 6) Beispiele für interkulturelle Lehreinheiten Andere Länder, andere Esssitten Internationales Frühstück Was wird in welchen Land angebaut? Einladungen an ausländische Mütter Wir leben alle in einer Welt! (1. Welt – 3. Welt) Weitere Beispiele: Fächerübergreifender Unterricht mit Geschichte und Geographie – der Handel mit Gewürzen ist auch verbunden mit blutig geführten Eroberungsfeldzügen, mit Unterdrückung, Ausbeutung und tiefgreifenden soziokulturellen Veränderungen. Folgende Ideen zum Thema Gewürze: Kleine Behälter mit verschiedenen Gewürzen: riechen, schmecken, erraten, aus welchen Land kommen die Gewürze. Österreichische Küchenkräuter, Wildkräuter, Kräuter aus anderen Ländern: vergleichen, erkennen, verkosten. Weitere Überlegungen: - Gastsein hier und anderswo: Urlaubszeit – Reisezeit - Streifzug durch die kulinarischen Köstlichkeiten der verschiedenen in der Klasse vertretenen Länder und Regionen endet mit einem internationalen Kochbuch in Landessprache und Landesschrift => hierbei können auch Eltern miteinbezogen werden: es fördert die Eltern-Schüler-Lehrer Beziehung, Eltern wird die Scheu vor der Schule genommen und haben dadurch einen besseren Einblick in die Welt der Kinder. Wie kann man Kindern helfen die noch nicht Deutsch können? Dem Grundsatz der Anschaulichkeit kommt bei Sprachbarrieren eine besondere Bedeutung zu. Ernährungslehre und Lebensmittelkunde kann recht anschaulich mit Hilfe von Symbolkarten vermittelt werden. Zum Beispiel die Inhaltsstoffe: Mit Hilfe der Symbolkarten können Speisen sehr anschaulich daraufhin untersucht werden, welche Inhaltsstoffe sie enthalten ob eine Bedarfsdeckung mit allen essentiellen Inhaltsstoffen gewährleistet ist. Diese Art der Ernährungslehre ist anschaulich und praxisbezogen weil sie mit Lebensmittel hantiert und auf das alltägliche Essverhalten der SchülerInnen unmittelbar eingehen kann. Gesundheitserziehung scheitert also nicht an sprachlichen Barrieren. Aufbereitung von Rezepten Die meisten Rezepte haben einen hohen Informationsgehalt mit vielen Fachbegriffen. Rezepte sind deshalb vor allem für ausländische Kinder schwer zu verstehen. Jedoch kann man diesen Kindern mit folgenden Dingen helfen. => Bildfolgen, Stationskärtchen, Fotos erhöhen die Verständlichkeit der schriftlichen Arbeitsanweisungen und führen zu mehr Selbständigkeit, Selbstvertrauen, Sicherheit und Zufriedenheit im Unterricht der Sprachsatz wird erweitert. o Rezepte von Kindern schreiben lassen o Bildfolgen von Kindern zeichnen lassen o Fotos im Unterricht machen – Ausstellung o Becher- und Löffelmaße erleichtern die Orientierung Hilfestellungen Wandtafel in der Küche mit den Abbildungen und Bezeichnungen aller wichtigsten in der Schulküche benötigten Dinge, deutliche Beschriftung der Kästen und Länden mit den darin befindlichen Inventar. Als mögliche Erleichterung könnten ins Schulbuch oder Heft eingetragene Übersetzungen helfen. Ebenso könnte ein Memory-Spiel das Vokabellernen erleichtern. Die 3 folgenden Bereiche sollten möglichst rasch gelernt werden um auch ausländischen Kindern die Möglichkeit zu geben in der Küche mitzuarbeiten: Grundzutaten (Lebensmittelgruppen aus dem Ernährungskreis) Werkzeuge (Gemüsemesser, Kostlöffel, Schneebesen, usw.) Bestandteile des Grundgedecks (Gabel, Messer, Dessertteller, …) Diese Fachbegriffe sind teilweise auch für einheimische Kinder ein Problem und auch hier sind Kärtchen, Spiele, Bezeichnungen usw. hilfreich. 7) Praxis – Theorie – Bezüge Rezeptbesprechung muss anhand der Lebensmittel in der Küche erfolgen und nicht theoretisch am Besprechungstisch. Der Einsatz der Küchenwerkzeuge und –geräte und die Ausführung der Arbeiten sind vorzuzeigen. Ermöglicht für ausländische KK die Übung verschiedener Wörter und sie verstehen den praktischen Teil besser und können mitarbeiten. Ethnic Food Als Ethnic Food werden Speisen, Zutaten zu Gerichten und Getränken aus anderen Ländern mit besonderer regionaler Prägung bezeichnet, im englischsprachigen Raum versteht man darunter die Küche der ethnischen Minderheiten. Heute stehen die wichtigsten Reiseländer im Mittelpunkt der neuen Küche: Italien, Griechenland, Türkei, Spanien, sowie durch die zunehmende Zahl an Fernreisen auch Mexiko und der Ferne Osten. Für den Lebensmittelhandel ist Ethnic Food – das gleiche gilt für Light-Produkte – eine Chance der Umsatzsteigerung auf einen an sich gesättigten Markt. Die Faszination für Ethnic Food hat mehr mit Mode und dem Bedürfnis nach Abwechslung in einer übersättigten Gesellschaft zu tun denn mit einer interkulturellen Haltung oder Wertschätzung. 8) Übung zum Interkulturellen Lernen Erstellt von Karin Dangl Quelle: www.dija.de Modul .Interkulturelles Lernen. Obstsalat Inhalt/Thematischer Hintergrund In vielen internationalen Jugendbegegnungen kennen die Teilnehmer/innen die Partnersprache nicht oder nur wenig, so dass die Verständigung schwierig ist, will man sich nicht von vornherein auf Englisch oder Deutsch beschränken. Es stärkt aber das Gruppenklima und das Selbstgefühl, wenigstens einige Worte oder Sätze in der Partnersprache äußern zu können bzw. es schafft einen anderen Zugang zur Sprache, Gelerntes ohne Leistungsdruck. anwenden zu können. Daher wird die sogenannte .Sprachanimation. eingesetzt, um Hemmungen zu nehmen, für die fremde Sprache zu sensibilisieren und den Spracherwerb zu fördern. Dauer Ca. 15 Minuten Teilnehmer/innen Multinationale Gruppe Ziele Abbau von Sprachhemmungen, spielerisches Erlernen einiger Worte, .Aufwärmen. Rahmenbedingungen Ausreichend großer, möglichst leerer Raum Material Flipchart / Pinnwand, Stifte Vorbereitung Begriffe am besten vorher auf Flipchart / Pinnwand schreiben. Kann auch gemeinsam mit den Teilnehmer/innen gemacht werden, dann entsprechend mehr Zeit einplanen. Ablauf Jeder Spieler bekommt eine Obstsorte zugeteilt, so dass mindestens drei Spieler eine Obstsorte darstellen. Sobald der Spieler in der Mitte eine Obstsorte nennt, müssen diese .Früchtchen. den Platz wechseln. Ruft er .Obstsalat!., müssen alle den Platz wechseln. Es kann zur Erleichterung einige Runden lang nur in einer Sprache gespielt werden. Eine anspruchsvollere Variante besteht darin, mehrere (alle?) Fremdsprachen gleichzeitig zuzulassen, was v.a. die Sprecher der kleineren Sprachen ausnahmsweise auch mal begünstigt. Die benutzten Wörter sollten jedoch für alle sichtbar aufgeschrieben werden. Obstsorten Tschechisch jablka Serbisch (kroatisch) Jabuke Deutsch Äpfel hrušky Kruške Birnen třešně trešnje Kirschen Jahody Jagode Erdbeeren Broskve Breskve Pfirsiche Maliny Maline Himbeeren Ovocný salát Voċna salata Obstsalat Varianten Man kann natürlich auch andere Wörtergruppen benutzen. Wichtig dabei ist es, für sie einen übergeordneten Begriff zu finden (wie z.B. Obstsalat). So könnte man für das Spiel Koffer Bekleidungsstücke oder für das Spiel Zoo Tierarten suchen. Aufgabe: Suchen Sie im Internet nach Spielen/Übungen zum Thema interkulturelles Lernen. Stellen Sie eine Übung den Studierenden vor.