Biblische Exegese (= Auslegung)

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Biblische Exegese (= Auslegung)
Die Biblische Exegese, die Auslegung der Bibel als Heilige Schrift in der christlichen
Theologie, klärt die Bedeutung eines biblischen Texts. Die biblische Exegese hat in
ihrer reflektierten, wissenschaftlichen Form wechselseitig die Bemühungen von
Philologie, Rechtswissenschaft und einer sich entwickelnden Literaturwissenschaft
unterstützt und verwertet. Insofern ist sie am Entstehen einer allgemeinen
methodischen Exegese beteiligt gewesen.
Schon innerhalb der ersten Generationen des Christentums finden sich Beispiele
dafür, dass neutestamentliche Texte nicht klar zu verstehen waren. So bescheinigt
der 2. Petrusbrief den Briefen des Paulus und anderen Schriften, dass in ihnen
"einige Dinge schwer zu verstehen sind" (2. Petr 3,16).
Hermeneutik und Exegese
Oft wird biblische Exegese mit Biblischer Hermeneutik verwechselt oder
gleichgesetzt, aber die beiden sind nicht identisch. Exegese ist die praktische
Auslegung eines biblischen Textes, Hermeneutik klärt die Ziele und Beweggründe für
diese Auslegung.
Stationen in der Geschichte der Biblischen Exegese
Jüdische Exeges
Ein frühes Zeugnis biblischer Exegese ist schon der jüdische Talmud. Die Auslegung
geschieht hier unter der Annahme, dass alle sprachlichen Einzelheiten und bisweilen
auch die Schreibung der Wörter des Alten Testaments von Gott direkt veranlasst
worden seien und Botschaften von Gott enthielten, die jeden Bereich des täglichen
Lebens regeln. Das Alte Testament sei also direktes Wort Gottes. Bedeutend in der
Formulierung der jüdischen Auslegungsmethodik sind die sieben Auslegungsregeln
des Rabbi Hillel, von denen einige auch in den Predigten Jesu verwendet wurden,
und später die 13 Auslegungsregeln des Rabbi Jischmael.
Christliche Exegese
Entsprechend der klassischen philologischen Schule in Alexandria stellte
Origenes (ca. 185 - 254) für die Bibel die Theorie vom „mehrfachen
Schriftsinn“ auf. Demzufolge reichte nicht die rein literarisch-philologische
Analyse des Textes. Dem einfachen Gläubigen genügte dieser
geschichtliche Sinn, jedoch sollte die Exegese für Geübtere auch den
seelischen Sinn erheben und für Vollkommene der geistig-geistliche Sinn
festgestellt werden.
Dieser Dreischritt somatische - psychische - pneumatische Exegese wurde dann
durch Johannes Cassianus im 5. Jahrhundert zur Theorie vom vierfachen Schriftsinn
ausgebaut, die für das gesamte Mittelalter prägend war. Ähnlich wie in der jüdischen
Tradition der Bibelauslegung (siehe PaRDeS) tritt zur historisch-literalen Exegese
nun ein Dreischritt, der sich am Schema Glaube-Liebe-Hoffnung orientiert.
 Literalsinn (wörtliche, geschichtliche Auslegung)
 Allegorischer Sinn (Interpretation „im Glauben“) = dogmatisch
 Tropologischer Sinn (Interpretation „in Liebe“) = moralisch
 Anagogischer Sinn (Interpretation „in Hoffnung“)= endzeitlich
Damit stand die Frage einer mehrdeutigen Schrift im Raum. Da aber nach
eindeutigen Auslegungen gefragt wurde, setzten hier Reformbemühungen ein.
Die Reformatoren lehnen im Einklang mit dem in der Renaissance neu entdeckten
historischen Bewusstsein den vierfachen Schriftsinn ab. Sie wollen historisch (und
auch theologisch) „zu den Quellen“ (ad fontes). Sie fragen allein nach dem Wortoder Literalsinn (sola scriptura). Vielfach kam es im protestantischen Raum zur
Vorstellung einer „Verbalinspiration“, d. h. die Bibel sei Wort für Wort vom Heiligen
Geist inspiriert und somit im wortwörtlichen Sinne unfehlbar. Damit stellte sich dann
aber die Frage, ob das ausreicht. Die reformatorische Hermeneutik beantwortete das
mit der theologischen These vom „Wort Gottes“, das alleinige Autorität hat und für
sich spricht. Damit spitzte sich die Frage nach dem Verstehen zu und die
neuzeitliche Hermeneutik entwickelte sich - zunächst als typisch protestantische
Ergänzung der Exegese.
Eine entsprechende Verdeutlichung der katholischen Position erfolgte auf dem Konzil
von Trient (1545-1563), als die mehrdeutige Schrift unter die Autorität von
kirchlichem Lehramt gestellt wurde: Ohne das (bischöfliche bzw. päpstliche) Lehramt
bleibt die Bibel zweideutig. Durch die enge Anlehnung der Bibel an die kirchliche
Tradition bildete sich zunächst explizit keine Hermeneutik heraus.
Die Exegese seit der Aufklärung reagierte insbesondere auf die altprotestantische
(lutherische) Orthodoxie des 16. und 17. Jahrhunderts, die den Literalsinn mit „Gottes
Wort“ gleichsetzte und somit den Bibeltext erneut mit einem bis ins Äußerste
verfeinerten Regelwerk umgab. Die sich als wissenschaftlich verstehende Exegese
der Aufklärung propagierte dagegen die Trennung von Literalsinn der Bibel und
„Wort Gottes“ in der Bibel. Damit konnte der Bibeltext mit nun sich schnell
entwickelnden philologischen und historischen Methoden untersucht werden,
wogegen die Dogmatik (insbesonders die Schriftlehre) und die Biblische Hermeneutik
sich um das Verstehen der analysierten Texte kümmern sollte.
Der konservative Protest gegen die Bibelauslegung der Aufklärung firmierte im 19.
Jahrhundert unter dem Stichwort Repristinationstheologie: Es war der Versuch, den
früheren, voraufklärerischen Umgang mit der Bibel wiederherzustellen. Die
Repristinationstheologie konnte sich allerdings nicht durchsetzen.
Wenn auch eine absolut objektive Exegese nicht möglich ist, so sind doch ihre
Ergebnisse heutzutage zwischen katholischen und evangelischen (und mit
Einschränkung auch orthodoxen) Theologen im akademischen Bereich weithin
ähnlich. Die Verwertung der Ergebnisse einer exegetischen Standardanalyse jedoch
kann sehr unterschiedlich sein.
Allgemeines zur biblischen Exegese [Bearbeiten]
In der heutigen Zeit gibt es verschiedene exegetische Methoden, die sich bezüglich
ihrer Voraussetzungen und Methoden mehr oder weniger stark unterscheiden. Allen
gemeinsam ist, dass sie sich bemühen, den ausgewählten Textabschnitt der Bibel
(die "Perikope") sachgemäß und fachgerecht auszulegen (Als "Schriftauslegung"
bezeichnet man umgangssprachlich ja die Interpretation eines Textes (einer Schrift):
Im engeren Sinne ist damit die Auslegung einer Heiligen Schrift gemeint, so z.B. der
Bibel (Biblische Exegese) oder des Koran). Einführend wird hier also zunächst
versucht, das Vorgehen einer sachgerechten Schriftauslegung am Beispiel der
Bibelauslegung (Exegese) für theologische Laien verständlich zu erklären und zu
begründen:
Damit nicht jeder aus der Bibel die Ansichten heraushebt und für allein gültig erklärt,
die ihm persönlich „in den Kram“ passen, sollten bei der Auslegung der Bibel
(„Exegese“) bestimmte Regeln beachtet werden, so z.B. dass Einzelverse nicht aus
dem Zusammenhang gerissen werden dürfen, dass die Aussageabsicht des
Verfassers in seinem ursprünglichen historischen, sozialen und politischen Kontext
erforscht werden muss usw. (Beispiel: Man kann nicht davon ausgehen, dass mit
dem Verbot des Blutvergießens im AT gemeint sei, dass eine Bluttransfusion gegen
ein göttliches Gebot verstoße).
Nach Auffassung vieler Christen – mit Ausnahme von Fundamentalisten – ist die
Bibel weder ein in jedem einzelnen Buchstaben unfehlbares, wörtlich zu befolgendes
Buch, noch ist sie eine belanglose Sammlung alter und somit überholter Märchen
und Legenden. Viele Erzählungen, seien sie auch noch so alt, enthalten - neben
vielerlei Inhalten symbolischer Bedeutung - historisch zuverlässige Kerne, die später
archäologisch belegt werden konnten. Auch enthalten sie Lebenserfahrungen und „weisheiten“ vieler Generationen, Erfahrungen von Liebe und Leid, Tod und
„Schicksal“, aus denen man lernen kann (und die man, ihrer Schmerzhaftigkeit
wegen, nicht alle selbst machen muss), - Erfahrungen, die schließlich den Glauben
an Gott bewirkt haben und aus diesem Glauben heraus auch gedeutet worden sind.
Als Hilfsangebot zur Verarbeitung von Erfahrungen aller Art, als Deutungs- und/oder
Sinnangebot an jeden einzelnen Menschen wird die Bibel auch heute noch von ihren
Befürwortern für wichtig gehalten.
Methoden der Exegese (I): Die historisch-kritische
Methode
Die verbreitetste Methode der biblischen Exegese ist die sogenannte "historischkritische Methode". Sie hat zum Ziel, einen biblischen Text in seinem damaligen
historischen Kontext auszulegen, wobei die Rekonstruktion der vermuteten
Vorgeschichte des Textes eine besondere Rolle spielt. Historisch gesehen ist sie
eigentlich keine einheitliche Methode, sondern ein buntes Gemisch aus
verschiedenen Fragestellungen, die v.a. seit der Aufklärung von wissenschaftlicher
Seite her an die Bibel gestellt wurden. Sie gilt bis heute in der evangelischen und
katholischen Theologie als Standardmethode der Bibelauslegung, auch wenn die
exegetische Fachdiskussion sich seit den 1970er Jahren immer stärker auch
anderen Auslegungsansätzen zuwendet (s.u.). Die Anwendung der historischkritischen Methode auf die Bibel setzt voraus, dass biblische Exegese "ein Stück
Geschichtswissenschaft" (R. Bultmann) sei, da es sich beim Bibeltext um ein
geschichtliches Dokument handelt. (Bisweilen wird diese Texttheorie als einseitig
kritisiert, daher neuerdings auch die Beschäftigung mit anderen Ansätzen.) Die
Auslegung von Bibelabschnitten in ihrem historischen Kontext macht einem zum
Beispiel bewusst, dass Jesus Jude war, oder dass die Regel "Auge um Auge, Zahn
um Zahn" zum damaligen Zeitpunkt ein echter menschenrechtlicher Fortschritt war.
Andererseits hat die historisch-kritische Methode aus theologischer Sicht den
Nachteil, dass sie nur schwer den Bezug zum konkreten heutigen Glaubensleben
herstellen kann und über den Detailproblemen häufig das Ganze des (End-)Textes
aus dem Blick verliert. Siehe auch: Historisch-kritische Methode
Die folgenden Schritte der historisch-kritischen Methode sind üblicherweise
Bestandteil der exegetischen Seminare im Theologiestudium:
 1. Textkritik
 2. Übersetzung
 3. Textanalyse
 4. Literarkritik
 5. Formkritik
 6. Traditionsgeschichte
 7. Motivgeschichte
 8. Religionsgeschichte
 9. Redaktionsgeschichte
 10. Zusammenfassende Interpretation
Im Einzelnen:
1. Textkritik: Vergleich der Handschriften
Bevor man sich der Auslegung eines biblischen Textes widmen kann, stellt sich
zunächst die Frage: Welcher Text ist überhaupt gemeint? Da der biblische Text bis
zu Gutenberg handschriftlich überliefert werden musste, haben sich im Laufe der
Jahrhunderte manche Abschreibfehler oder gutgemeinte Korrekturen in den Text
geschlichen. Der in der Reformationszeit bekannte Bibeltext, der Textus Receptus,
unterschied sich daher vom heute rekonstruierten Bibeltext an einigen Stellen, wenn
auch meist nur in Details. Als Textgrundlage gelten heute Handschriften und
Handschriftenfragmente aus dem 2.-4. Jh. n. Chr. für das Neue Testament, und für
das Alte Testament ein vollständiges hebräisches Manuskript um 1000 n. Chr.,
dessen Texttreue jedoch durch die Funde von Qumran bestätigt ist. Unsere neueren
Bibelübersetzungen berücksichtigen bereits die jeweils aktuellen
Forschungsergebnisse. Auch die hebräische Textausgabe des Alten Testaments
(Biblia Hebraica Stuttgartensia) und die griechische Textausgabe des Neuen
Testaments (E. Nestle/K. Aland, Novum Testamentum Graece) enthalten
Anmerkungen, an welchen Stellen des Bibeltextes unterschiedliche Textvarianten in
den ältesten Handschriftenfunden existieren. Die erste Aufgabe des Exegeten ist es
also, die Handschriften nach Quantität und Qualität sowie nach weiteren Kriterien
abzuwägen und zu entscheiden, welche Lesart die ursprüngliche ist.
Wissenschaftliche Kriterien für die Textkritik wurden zuerst von Johann Albrecht
Bengel (1687-1752) entwickelt, einem bekannten Vertreter des Pietismus. Fast
immer kann man heute aus guten Gründen entscheiden, warum eine bestimmte
Lesart in einem Manuskript einer anderen Lesart vorzuziehen ist, eine "absolute"
Sicherheit gibt es jedoch nicht.
2. Übersetzung aus dem Hebräischen bzw. Griechischen
Nachdem der ursprüngliche hebräische bzw. griechische Text festgestellt worden ist,
kann er ins Deutsche übersetzt werden. Das erfordert vom Exegeten möglichst gute
Kenntnisse in Althebräisch und Altgriechisch (einige Kapitel des Alten Testaments
sind außerdem in Aramäisch verfasst) - weswegen ein/e TheologiestudentIn bis
heute diese alten Sprachen erlernen muss -, zum anderen ist auch Grundwissen in
Linguistik und Übersetzungswissenschaft nötig. Man muss verstehen, wie Sprachen
funktionieren. Es gibt auch im Hebräischen und Griechischen Phänomene wie
Polysemie (Mehrdeutigkeit), Stilmittel, sprichwörtliche Wendungen, Poesie usw., die
auch als solche verstanden werden sollten. Manche Begriffe müssen im Deutschen
durch längere Ausdrücke umschrieben werden. Der Exeget/die Exegetin muss also
eine gute Balance halten können zwischen einer sklavischen Wort-für-WortÜbersetzung, die aber das tatsächlich Gemeinte nicht erschließt, und zwischen freien
Umschreibungen, die zwar den Inhalt gut erfassen, aber sich sehr weit vom Wortlaut
des ursprünglichen Textes entfernen. Wer sich eine deutsche Bibel kaufen will, hat
die Wahl zwischen formtreuen Übersetzungen (z.B. die Elberfelder Bibel),
inhaltstreuen Bibelübersetzungen (z.B. die Gute-Nachricht-Bibel) und den
Übersetzungen der "Mitte" (Lutherübersetzung, Einheitsübersetzung).
Siehe auch Bibelübersetzung
3. Textanalyse: Die Struktur des Textes
Zwar hat der/die BibelauslegerIn an dieser Stelle bereits eine vorläufige deutsche
Übersetzung des Textes zur Hand, doch beziehen sich alle folgenden Schritte um
der Exaktheit willen grundsätzlich auf den hebräischen bzw. griechischen Text. Der
hier aufgeführte dritte Schritt der Textanalyse gehört zwar eigentlich nicht zur
klassischen historisch-kritischen Methode, wird aber in neueren Methodenbüchern
schon eigens berücksichtigt. Während die klassische historisch-kritische Methode
sich vor allem darauf konzentrierte, die vermutete Entstehungsgeschichte des
Bibeltextes zu rekonstruieren ("diachron"), geht man in der Exegese neuerdings
verstärkt dazu über, den Bibeltext als solchen in seiner Endgestalt zu betrachten
("synchron"). Bevor man den Text in seine Vorstufen "zerlegt", solle er zunächst auch
selbst zur Geltung kommen. Dazu wird bei der Textanalyse auf Methoden aus
Linguistik und Literaturwissenschaften zurückgegriffen: auf die Erstellung von
Wortfeldern aus Begriffen des Textes, auf die Struktur und Entfaltung der "Story"
sowie auf die Zeichnung der Erzählfiguren durch den biblischen Erzähler
(Erzähltheorie), auf das Aktantenmodell von Greimas oder auf die Semantische
Strukturanalyse (Neudorfer/Schnabel 1999, 69ff), welche den linguistischgrammatischen Aufbau eines Textes nachzeichnen hilft.
4. Literarkritik: Rekonstruktion der Quellen
Die biblische Exegese sieht es außerdem als eine ihrer Hauptaufgaben an, mittels
Literarkritik die schriftlichen Quellen des Bibeltextes zu rekonstruieren. Im Gegensatz
zur literaturwissenschaftlichen Textanalyse ist die Literarkritik sehr alt. Die Methode
der Literarkritik entstand in der Bibelexegese im 18. und 19. Jahrhundert aus dem
Bedürfnis heraus, die Widersprüche, Spannungen, Doppelungen und sprachliche
Unterschiede zwischen Bibeltexten zu erklären. Entsprechende Beobachtungen
wurden schon zur Zeit der Alten Kirche gemacht, stellten aber damals noch kein
echtes Problem dar (für Origenes zeigten die Widersprüche zwischen den
Evangelien, dass der Leser auf den geistlichen und nicht den wörtlichen Sinn der
Bibel achten müsse; Augustinus dagegen versuchte die Harmonie der Evangelien
nachzuweisen). Mit dem Erwachen des historischen Bewusstseins in der
Aufklärungszeit musste die Bibelexegese jedoch eine historische Antwort auf das
Problem der Widersprüche geben, zum anderen wollte man nun auch die ältesten,
ursprünglichsten Quellen herausarbeiten, denen der höchste historische Wert
zugemessen wurde.
Die Literarkritik versucht also zu klären, ob der Autor eines Bibeltextes auf schriftliche
Quellen zurückgegriffen hat. Vor allem bei alttestamentlichen Texten, aber auch bei
einigen neutestamentlichen Texten ist wohl vorauszusetzen, dass der einzelne
Bibeltext eine lange Vorgeschichte besitzt, also aus verschiedenen Quellen
zusammengesetzt ist und dabei immer wieder überarbeitet wurde. Das Ziel ist
letztlich, die Texte der verschiedenen Redaktionsstufen möglichst im Wortlaut zu
rekonstruieren. Wie aber findet man Quellen und Bearbeitungen heraus, wenn es
keine externen Hinweise gibt? Im Buch Genesis wurde beispielsweise beobachtet,
dass einige Textpassagen von Gott als "Jahwe" sprechen (der israelitische
Gottesname), andere Texte beschreiben ihn einfach als "Elohim" (= Gott), und
wieder andere Texte mischen diese Gottesbezeichnungen. In Verbindung mit
anderen Beobachtungen wurde daraus geschlossen, dass zwei Quellen zugrunde
gelegen haben müssen, die eine sei vom Jahwisten, die andere vom Elohisten
geschrieben. Oder aus sprachlichen und inhaltlichen Gründen kann man Jesaja 4055 und 56-66 anderen Autoren zuweisen als (der Grundtext von) Jesaja 1-39 usw.
Um unterschiedliche Quellen voneinander abzugrenzen, achtet man auf das
unvermittelte Auftauchen neuer Personen, Orte, Zeitangaben oder anderer Themen,
auf Widersprüche oder fehlende Bezüge zwischen einzelnen Versen oder auf
Wiederholungen im Text, die einen straffen Erzählablauf stören. Die wichtigsten
literarkritischen Hypothesen wurden im 19. Jahrhundert entwickelt und gelten in
modifizierter Form bis heute, zum Beispiel die JEDP-Hypothese beim Pentateuch
oder die Zweiquellentheorie bei den Synoptischen Evangelien. Allerdings sind viele
Exegeten inzwischen vorsichtiger geworden, mehrere Vorstufen eines Bibeltextes
wörtlich zu rekonstruieren, weil die Kriterien der Quellenscheidung zum Teil sehr
subjektiv sind und die Zahl der - einander widersprechenden - literarkritischen
Entstehungshypothesen heute fast unüberschaubar geworden ist.
5. Formgeschichte: Bestimmung der Textgattung
Als nächstes wird die sprachliche Form des Textes untersucht. Beim Endtext (und
allen seinen Vorstufen) ist zu klären: Handelt es sich um eine Wundergeschichte?
Um ein Gleichnis? Um ein prophetisches Mahnwort? Denn um einen Text zu
verstehen, sollte man dessen Textgattung richtig zugeordnet haben. Ein Gleichnis
beispielsweise will nicht historisch verstanden werden, sondern als eine
vergleichende Erzählung, die in einem bestimmten Punkt eine allgemeine Wahrheit
transportieren und veranschaulichen soll. Jesus verwendete diese Erzählgattung
sehr häufig (bekannt ist das Gleichnis vom verlorenen Sohn in Lukas 15,11-32).
Nach der Zuordnung des Textes zu einer bestimmten Textgattung kann man
analysieren, ob und an welchen Punkten die konkrete Textform von der
idealtypischen Gattung abweicht, um auch daraus einige Schlüsse zu ziehen. Die
Formgeschichte hat in der Bibelexegese zwei Ausprägungen gefunden, die
sogenannte "ältere Formgeschichte" und die "neuere Formgeschichte".
a) Die "ältere Formgeschichte" entstand um 1920 mit drei Publikationen von K.L.
Schmidt, M. Dibelius und R. Bultmann. Die Bestimmung der Textgattung sollte nicht
nur als Verstehensrahmen dienen, sondern sollte helfen, die mündliche
Überlieferung vor den ältesten schriftlichen Quellen sehr genau nachzuzeichnen. Der
Grundgedanke ist folgender: Jede Textgattung hat immer auch einen bestimmten
Sitz im Leben, nämlich eine typische Situation, in der sie verwendet wird. So sei der
"Sitz im Leben" von Gebeten oder Lehrtexten der Gottesdienst und die christliche
Unterweisung, der von Wundergeschichten dagegen die missionarische
Verkündigung. In der typischen Überlieferungssituation wurde dabei in der Regel
auch ihr Ursprung gesehen; man konnte nun also sehr einfach bestimmen, in
welcher Situation und zu welchem Zweck die frühchristliche Gemeinde
Jesuserzählungen "erfand". Wenn eine - durch die Literarkritik bereits von allen
späteren schriftlichen Zusätzen befreite - mündliche Erzählung mehreren Zwecken
gedient haben könnte, wird je ein Zielpunkt wiederum einer eigenen mündlichen
Überlieferungsstufe zugeordnet (beispielsweise in der Exegese von Jakobs Kampf
am Jabbok in Genesis 32,23-33). Die Möglichkeit, dass eine mündliche Überlieferung
auch einen historischen "Kern" besitzen kann, wird durch diese Vorgehensweise
zwar nicht ausgeschlossen, aber deutlich minimiert. Die Bibelexegese in der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte ihren Schwerpunkt dabei im Differenzkriterium, um
den 'historischen Jesus' aus den biblischen Texten herauszuschälen: Der so
rekonstruierte Jesus trug im Grunde weder jüdische noch christliche Züge, obwohl
Jesus unbestritten Jude war und das Christentum begründete. Daher wird das
Differenzkriterium in der heutigen Leben-Jesu-Forschung durch das
Kohärenzkriterium ergänzt (G. Theißen).
b) Während die Gattungsbestimmung bei der "älteren Formgeschichte" vor allem den
Zweck hatte, die mündliche Vorgeschichte des Textes zu rekonstruieren, bricht die
"neuere Formgeschichte" ganz mit diesem Ziel. Denn "die Möglichkeit diachroner
Rückfrage mit Hilfe formgeschichtlicher Forschung wird zunehmend in Frage gestellt"
(Meiser/Kühneweg 87): Man müsse auch mit einem Traditionskontinuum zwischen
Jesus und der Gemeinde rechnen, besonders wenn sich die Unterweisung der
Jünger durch Jesus an das rabbinische Schulwesen anlehnte und dann die soziale
Rolle der Traditionsträger (z.B. Apostel) im Urchristentum beachtet wird. Die
Tradition mag in der Urgemeinde geformt worden sein, ist aber nicht
notwendigerweise erst von ihr erfunden. Dass am Anfang der mündlichen
Überlieferung immer die "reine Form" gestanden habe, ist nicht zwingend. Außerdem
war die ältere Formgeschichte noch sehr selbstgewiss darin, die verschiedenen
Stufen der mündlichen Überlieferung im Wortlaut rekonstruieren zu können - dabei
zeigen Untersuchungen, dass mündliche Überlieferung im Wortlaut variieren kann.
Die "neuere Formgeschichte" verzichtet dagegen völlig darauf, aus der Form des
Textes Hypothesen über die Textgeschichte zu gewinnen. Stattdessen werden Form
und Gattung des Endtextes umso genauer gewürdigt: Zunächst beschreibt man die
individuelle Form des Einzeltextes, dann sucht man ähnliche Texte aus biblischer
und außerbiblischer antiker Literatur und versucht ein gemeinsames
Gattungsschema zu erstellen, um zuletzt die individuellen Abweichungen vom
Gattungsschema zu untersuchen sowie die Konsequenzen, die sich daraus für das
Verstehen ergeben. Für die Formanalyse gibt es inzwischen sehr ausgefeilte
Klassifizierungen von antiken Textgattungen und Untergattungen (K. Berger).
Siehe auch Formgeschichte
6. Traditionsgeschichte: Die zugrunde liegende mündliche Überlieferung
Die Traditionsgeschichte zeichnet - im Verbund mit der Formgeschichte - die
Entwicklung der mündlichen Überlieferung nach, die den ersten schriftlichen
Vorstufen des Textes voranging. In einigen exegetischen Methodenlehren wird sie
auch "Überlieferungsgeschichte" genannt. (Genaueres in Kürze.)
Siehe auch Traditionsgeschichte bzw. Überlieferungsgeschichte
7. Begriffs- und Motivgeschichte: wie sich Vorstellungen entwickelten
(Dieser Methodenschritt wird manchmal auch noch zur Traditionsgeschichte gezählt.)
Während die Literarkritik, Form- und Traditionsgeschichte an den mündlichen und
schriftlichen Vorstufen des Bibeltextes insgesamt interessiert sind, versucht der/die
ExegetIn in diesem Methodenschritt nun die Vorgeschichte von einzelnen
Ausdrücken des Bibeltextes nachzuzeichnen. Wenn beispielsweise in
neutestamentlichen Texten vom "Sohn Davids", von "Gerechtigkeit", vom "Heiligen
Geist", von "Gesetz", von "Evangelium" oder vom "Lamm Gottes" die Rede ist, so
muss für diese Ausdrücke der damalige Vorstellungshintergrund des antiken
biblischen Autors rekonstruiert werden. Das geschieht anhand von früheren und
zeitgleichen biblischen und außerbiblischen Texten, in denen ähnliche Begriffe und
Anschauungen gesucht werden. Ob ein Begriff eher in seiner frühjüdischen (inklusive
alttestamentlichen) Verwurzelung oder eher auf römisch-hellenistischem Hintergrund
gedeutet werden soll, ist jedoch häufig umstritten. Ähnliches gilt für die Deutung von
Ausdrücken in alttestamentlichen Texten. Die Erkenntnis, dass Begriffe in ihrem
historischen Kontext zu deuten sind, reicht bis in die Anfänge der Textauslegung
zurück, die Methode der Motivgeschichte wurde in den letzten Jahrhunderten in der
Exegese jedoch noch weiter verfeinert. Die Ergebnisse der Motivgeschichte findet
man in den großen theologischen Lexika (ThWAT, ThWNT) oder für den Bibelleser in
Bibellexika zusammengefasst.
8. Religionsgeschichte: Vergleich mit außerbiblischen Texten
Die biblischen Texte haben sich nicht im luftleeren Raum entwickelt, sondern
standen in Beziehung und Austausch zu anderen Denkweisen in ihrem kulturellen
Umfeld. Es geht bei diesem Methodenschritt speziell darum, Formulierungen oder
Gedanken des biblischen Textes und seiner hypothetischen Vorstufen in die
allgemeine altorientalische Geschichte, Religion und Kultur bzw. in den hellenistischrömischen und frühjüdischen geschichtlichen und religiös-kulturellen Hintergrund
einzuzeichnen. Im Theologiestudium wird daher auch Grundwissen aus
benachbarten historischen Disziplinen vermittelt. So kann man beispielsweise
herausarbeiten, dass Sprüche 22,17-23,11 zum Teil wörtliche Anklänge an einen
ägyptischen Text um 1100 v. Chr. besitzt, die Lehre des Amenemope. Die SintflutErzählung (Genesis 6-8) hat aufschlussreiche Parallelen im sumerischen
Gilgamesch-Epos. Paulus verwendet nach der Schilderung in Apostelgeschichte
26,14 eine Formulierung aus Aischylos, Agamemnon ("Schwer ist es dir, gegen den
Stachel auszuschlagen"); oder der Schreiber des Titusbriefs zitiert den griechischen
Dichter Epimenides, De oraculis: "Die Kreter sind immer Lügner..." (Titus 1,12). Noch
viel zahlreicher sind indirekte gedankliche Bezüge, wobei man jedoch auch nicht der
"Parallelomanie" erliegen sollte, die bei jeder geringen Ähnlichkeit sofort eine
Abhängigkeitsbeziehung zu außerbiblischen Texten vermutet. Der
religionsgeschichtliche Vergleich wird in der Bibelexegese seit dem Ende des 19.
Jahrhunderts (vgl. Religionsgeschichtliche Schule, Bibel-Babel-Streit) intensiv
betrieben.
9. Redaktionsgeschichte: der Umgang des Autors mit seinen Quellen [
Der Methodenschritt der Redaktionsgeschichte beschreibt, in welcher Weise ein
späterer Autor die Quellen der jeweils früheren schriftlichen Überlieferungsstufe
verarbeitet hat. Beim Matthäusevangelium und Lukasevangelium, die gemäß der
Zweiquellentheorie in vielen Textabschnitten auf das Markusevangelium
zurückgegriffen haben, wird beispielsweise untersucht, in welcher Weise sie vom
Markusevangelium abweichen. Anhand der redaktionellen Veränderungen wird
deren eigenes theologisches Profil bestimmt. Solche redaktionellen Veränderungen
können sein: stilistische Anpassungen; Umstellung von Textabschnitten; Kürzungen;
Erweiterungen; Zusammenfügung verschiedener Traditionen; theologische
Deutungen der literarischen Vorlage. Zum Teil wird auch die Kompositionskritik in
diesen Methodenschritt einbezogen, also die Analyse, wie das gesamte Werk, zum
Beispiel das Lukasevangelium, strukturiert ist. (Genaueres in Kürze.)
Siehe auch Redaktionsgeschichte bzw. Redaktionskritik
10. Zusammenfassende Interpretation und theologische Aussage(n)
[Bearbeiten]
Zum Schluss wird die Entstehung des Bibeltextes in seinen einzelnen mündlichen
und schriftlichen Überlieferungsstufen noch einmal knapp zusammengefasst; dabei
sollten auch die theologischen Beweggründe für die textlichen Veränderungen
deutlich werden. Außerdem kann - das geht jedoch über die historisch-kritische
Methode hinaus - danach gefragt werden, welche Rolle das Thema des Textes
innerhalb der Bibel (Biblische Theologie) oder der christlichen Theologie spielt.
Probleme der historisch-kritischen Methode [Bearbeiten]
Von wissenschaftlicher Seite wird häufig kritisiert, dass die Priester oder Pastorin der
Praxis nur noch selten die historisch-kritische Methode anwenden, obwohl jeder
Vorbereitung von Predigt oder Bibelstunde eine wissenschaftliche Exegese des
Bibeltextes vorausgehen solle. Viele "Praktiker" jedoch beklagen ihrerseits, dass die
historisch-kritische Methode nicht besonders hilfreich für die Predigtvorbereitung sei.
Das Theorie-Praxis-Problem wird von manchen als Krise der klassischen Exegese
gedeutet: Auf der einen Seite besitzt die biblische Exegese eine sehr ausgefeilte
Methode der Auslegung (die historisch-kritische Methode), auf der anderen Seite
wird sie in der nichtuniversitären Praxis kaum angewendet, offenbar weil in diesem
Kontext noch andere Fragen und Anforderungen an die Bibelauslegung gestellt
werden. Zwar ist in der aktuellen exegetischen Fachdiskussion vieles in Bewegung
gekommen, seit den 1970er Jahren wächst die Zahl der in der Bibelexegese
verwendeten Auslegungsmethoden rasant (s.u.). Allerdings umfasst die exegetische
Ausbildung der Theologen weiterhin meist nur die historisch-kritische Methode, da
sich andere Methoden erst noch etablieren müssen.
Methoden der Exegese (II): (Neuere) Varianten
Die einzelnen, je nach Standpunkt unterschiedlichen Exegese-Methoden sind hier
nun im Folgenden kurz beschrieben, Näheres findet sich in den einzelnen Artikeln.
Während die klassische historisch-kritische Methode im 18.-20. Jahrhundert von
deutschen evangelischen Theologen entwickelt wurde und hierzulande weiter eine
besondere Stellung einnimmt, wurden die neueren Methoden nahezu alle aus dem
englischen oder französischen Sprachraum übernommen (ausgenommen
Rezeptionsästhetik und Tiefenpsychologie). Es ist also eine deutliche Verschiebung
der exegetischen Fachdiskussion hin zur Internationalität zu beobachten. Zu den
folgenden Exegeseformen gibt es in der Regel jeweils schon hunderte oder tausende
Publikationen, die mit dieser Methode Bibelauslegung betreiben:
Kontextuelle Exegese
Zur kontextuellen Exegese gehören verschiedene exegetische Modelle, die die Bibel
und die religiöse Tradition jeweils für eine bestimmte – meist gesellschaftlich
unterdrückte – Zielgruppe erschließen wollen. Es gibt kontextuelle Exegese u. a. für
und von Frauen, Afroamerikaner und Homosexuelle. Begründet wird eine
kontextuelle Exegese damit, dass eine kontextfreie Exegese ohnehin nicht möglich
wäre. In jeder Exegese würden sich im Ergebnis die Machtverhältnisse der
Gesellschaft widerspiegeln. Die kontextuelle Exegese will dieses Problem dadurch
korrigieren, dass sie bewusst Partei für die Unterdrückten ergreift. Die kontextuelle
Exegese fragt dabei nicht nur nach den gesellschaftlichen Machtverhältnissen der
Gegenwart, sondern auch nach denen zur Zeit der Entstehung der Bibel und der
Tradition.
Diejenigen, die von der bisherigen patriarchalischen Exegese unterdrückt worden
sind (Frauen, Arme, Bewohner der nichtwestlichen Welt, Juden, Angehörige
nichtmonotheistischer Religionen, Homosexuelle, theologische Laien, Kinder, die
Schöpfung bzw. ökologische Bewegung), sollen nun auch zu Wort kommen können
und ihre Sicht auf die Bibel und ihre Interpretation mitteilen. Dieses Anliegen wird
mehr oder weniger kämpferisch formuliert, daher auch die alternative Bezeichnung
"engagierte Exegesen".
Siehe auch: The Context Group
Beispiele für kontextuelle Exegese:
Feministische Exegese
Gemeinsam ist den einzelnen Richtungen der feministischen Bibelauslegung das
Interesse, die Rolle und das Leben von Frauen in der Bibel zu erforschen und stärker
im allgemeinen Bewusstsein zu verankern. Zudem hinterfragt sie kritisch das
Männer- und Frauenbild der Bibel, deren Texte wohl alle von Männern verfasst
worden sind. Schließlich will sie biblische Inhalte für Frauen in der heutigen Zeit
nachvollziehbar machen.
Bedeutende feministische Exegetinnen sind Carola Moosbach, Carter Heyward,
Dorothee Sölle, Elisabeth Schüssler-Fiorenza, Helga Kohler-Spiegel, Luise
Schottroff, Maria Jepsen, Marie-Theres Wacker, Irmtraud Fischer, Ruth Ahl, Ulrike
Bail.
Siehe auch: Feministische Exegese, Feministische Theologie, Feminismus
Befreiungstheologische Exegese
Bedeutende befreiungstheologische Exegeten sind Alberto Libanio, Antônio Moser,
Ernesto Cardenal, Dom Erwin Kräutler, Dorothee Sölle, Gustavo Gutiérrez, Dom
Hélder Câmara, Horst Goldstein, Hugo Assmann, Ignácio Ellacuria, Johann Baptist
Metz, Jon Sobrino, Leonardo Boff, Oscar Romero, Paulo Suess, Ronaldo Muñoz.
Siehe auch: Befreiungstheologie
Postkoloniale Exegese
Der Impuls der befreiungstheologischen Exegese ist heute zum Teil in die
postkoloniale Exegese transformiert worden, die nicht so sehr auf den Gegensatz
von Reich und Arm, sondern auf den Unterschied von westlicher und nichtwestlicher
Welt konzentriert ist. Eine bekannte Vertreterin der postkolonialen Interpretation ist
Musa W. Dube.
Siehe auch: Postkoloniale Exegese, Postkolonialismus
Kinderexegese
Kinderexegese ist ein recht neuer exegetischer Ansatz. Zum Beispiel im
Religionsunterricht wird empirisch erforscht, wie Kinder eines bestimmten Alters und
bestimmter Sozialisation biblische Texte verstehen.
Siehe auch: Kindertheologie
Homosexuelle Exegese
Siehe auch: Homosexualität im Neuen Testament
Literaturwissenschaftlich und linguistisch orientierte Methoden
[Bearbeiten]
Narrative Exegese
Die narrative Exegese entstammt dem französischen literaturwissenschaftlichen
Strukturalismus. Wichtigster Vertreter der strukturalistischen Erzähltheorie ist hier
Gerard Genette. Sie ist zum Teil schon in die neuesten Methodenlehren unter den
Methodenschritt "Textanalyse" integriert. Allerdings passt die strukturalistische
Texttheorie möglicherweise nicht wirklich zur historisch-kritischen Methode.
Siehe auch: narrative Exegese
Intertextuelle Exegese
Intertextuelle Bibelauslegung ist ein noch recht junges exegetisches
Auslegungsparadigma (seit Ende der 1990er), hat aber in den letzten Jahren bereits
außerordentlich viele Publikationen hervorgebracht. Die intertextuelle Exegese
basiert auf der Theorie der Intertextualität, die der französische Poststrukturalismus
um Julia Kristeva in den 1960er Jahren entwickelte (vgl. Postmoderne). Bei
"Intertextualität" geht es um die Transposition eines Zeichensystems in ein anderes.
Intertextualität versucht zu beschreiben, was passiert, wenn man einen Text mit
anderen Texten in Beziehung setzt. Texte bilden miteinander ein Universum, ein
Netzwerk, ein Gewebe. Es geht also um Text-Text-Relationen, wobei im
Poststrukturalismus mit "Text" alles gemeint sein kann: die Gesellschaft, der
literarische Kontext, der historische Kontext, der Autor, der Leser und dessen
Vorverständnis, die Gesellschaft usw. Für die intertextuelle Exegese wurden
besonders die 'Kriterien für intertextuelle Echos' von Richard B. Hays (1989) zum
Standardinstrument. Zur intertextuellen Exegese gehört auch die Spezialform der
kanonisch-intertextuellen Exegese (Georg Steins, Thomas Hieke u.a.), die eine
literaturwissenschaftlich reflektierte Transformation der alten kanonischen Exegese
(Brevard S. Childs) darstellt.
Siehe auch: intertextuelle Exegese, kanonisch-intertextuelle Exegese, Intertextualität
Rhetorische Exegese
Siehe auch: Rhetorische Exegese, Rhetorik
Rezeptionsästhetische Exegese (engl. reader-response criticism)
Die Interpretation richtet sich bei der Rezeptionsästhetik nicht mehr auf den Sinn des
Textes, sondern konzentriert sich auf die Interaktion von Text und Leser. Die
Methode der rezeptionsästhetischen Exegese fragt dabei danach, welche
Leserlenkung ein Text bietet (Wolfgang Iser, Hans Robert Jauß). Sie ist in der
Bibelauslegung bereits ein Klassiker unter den neuen Methoden, auch in
Deutschland sehr verbreitet.
Siehe auch: Rezeptionsästhetische Exegese, Rezeptionsästhetik
Wirkungsgeschichtliche Exegese
Die wirkungsgeschichtliche Exegese beschäftigt sich mit der Frage, wie ein Bibeltext
zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Medien (Malerei, Plastik, Architektur,
Musik, Literatur, Predigten, wissenschaftliche Texte, Texte von Nichttheologen)
interpretiert worden ist.
Siehe auch: Wirkungsgeschichtliche Exegese
Dekonstruktivistische Exegese
Eher im englischsprachigen Bereich vertreten, weniger in Deutschland. Die
dekonstruktivistische Exegese ist eine ausgeprägte, häufig spielerisch erscheinende
Form des Poststrukturalismus (vgl. intertextuelle Exegese). Nach Jacques Derrida ist
"Sinn" nur ein unendliches Spiel von Zeichen.
Siehe auch: Dekonstruktivistische Exegese, Dekonstruktivismus
Linguistische Exegese
Semiotische Exegese
Mit der semiotischen Exegese sind in Deutschland besonders die Namen Ernst
Güttgemanns und Stefan Alkier verbunden.
Siehe auch: Semiotische Exegese, Textsemiotik, Semiotik
Textpragmatische Exegese
Vertreter der (text)pragmatischen Exegese sind u.a. Christof Hardmeier, Hubert
Frankemölle.
Siehe auch: Textpragmatische Exegese, Textpragmatik, Pragmatik (Linguistik)
Von anderen Sozialwissenschaften inspirierte Exegese [Bearbeiten]
Kulturanthropologische Exegese
Die kulturanthropologische Exegese ist im angelsächsischen Sprachraum recht
verbreitet (Bruce J. Malina) und wird in Deutschland von Wolfgang Stegemann und
seinen Schülern vorangetrieben.
Siehe auch: Kulturanthropologische Exegese, Kulturanthropologie, Ethnologie
Sozialgeschichtliche Exegese
Psychologische Exegese
Tiefenpsychologische Exegese
In der Tiefenpsychologischen Exegese geht es vor allem darum, im Gegensatz zu
den anderen Methoden, von einem völlig anderen Ansatz auszugehen. Der Ansatz
dieser Methode ist der Traum sowie die Welt des kollektiven Unbewussten
(Archetypes). Die Methode stützt sich vor allem auf die Tiefenpsychologie von
Sigmund Freud und Carl Gustav Jung. In der bekanntesten Arbeit über diese
Methode, Tiefenpsychologie und Exegese, legt Eugen Drewermann detailliert dar,
wie die Bibel gedeutet werden kann, und übt darin scharfe Kritik an der HistorischKritischen Methode. Drewermann geht davon aus, dass bei einer
tiefenpsychologischen Auslegung eines archetypischen Textes grundsätzlich
verschiedene Textarten vorhanden sein können, es sind dies: Mythos, Legende,
Novelle, Erscheinungs- und Berufungsgeschichte, Prophetie sowie Apokalypse. Jede
dieser Erzählformen projiziert ein bestimmter Teil des Unbewussten auf ein Bild.
Interaktionale Auslegung [Bibliodrama]
Theologische Exegeseformen [Bearbeiten]
Konfessionelle Exegese
Zur konfessionellen Exegese gehören z.B. katholische Exegese, lutherische
Exegese, methodistische Exegese, baptistische Exegese oder pfingstkirchliche
Exegese. Dies ist nicht im tatsächlichen Sinn gemeint, sondern als Programm: Die
Verständnisvoraussetzungen, die ein Katholik, Lutheraner usw. hat, sollen in die
Bibelinterpretation einfließen.
Grammatisch-historische Exegese
Die grammatisch-historische Exegese zielt darauf hin, den Text entsprechend der
ursprünglichen Absicht des Autors zu verstehen, so weit dies möglich ist. Sie stützt
sich dabei auf exakte Analyse von Grammatik und Wortbedeutung ebenso wie auf
Elemente der historisch-kritischen Methode wie Formgeschichte,
Redaktionsgeschichte, oder Midraschgeschichte.
Sie geht jedoch von grundsätzlich anderen Voraussetzungen aus als die
Textgeschichte: die Bibel wird als Heilige Schrift gesehen, die von Gott inspiriert ist.
Die als historisch berichteten Ereignisse werden im Wesentlichen als historische
Ereignisse gesehen, auch Wunder werden nicht a priori ausgeschlossen.
Die grammatisch-historische Exegese wird von vielen evangelikalen Theologen
angewandt.
Dogmatische Exegese
Die dogmatische Exegese versucht, aus den Schriften Grundparameter des
Glaubens herauszuarbeiten, die für alle Menschen von Bedeutung sind, arbeitet also
systematisch-philosophisch.
Die dogmatische Exegese spielt in der katholischen Kirche eine wesentliche Rolle.
Existenzialistische Exegese
Die existenzialistische Exegese gehört zu den sachorientierten Auslegungsarten:
Hier wird versucht, menschliche Grundverfasstheiten aus den Texten zu schälen.
Siehe auch: Existentiale Interpretation
Fundamentalistische Exegese
Die fundamentalistische Exegese geht von der Verbalinspiration und Irrtumsfreiheit
der Bibel aus. Sie versteht die Bibel (abgesehen von eindeutig poetischen Texten)
als historische Berichte, welche genauso geschehen sind, wie sie in der Bibel stehen.
Die fundamentalistische Exegese hat keinen Zweifel daran, dass die
Wundergeschichten wirklich so geschehen sind, und sind der Meinung, dass man
diese Texte nicht interpretieren muss.
Eisegese
Als Eisegese wird ein der Auslegung aus dem Text heraus gegenläufiges Verfahren
bezeichnet, das darin besteht, eine vorher vorhandene oder vorgegebene Meinung
anhand von z.B. Biblischen Textstellen, die dabei dogmatisch verstanden werden, zu
"beweisen".
Zum Methodenpluralismus [
Angesichts der großen Vielfalt der Methoden, die seit den 1970er Jahren ihren
Eingang in die Exegese gefunden haben, stellt sich die Frage, wie diese miteinander
zusammenhängen. Bauen alle diese Methoden in irgendeiner Weise aufeinander
auf? Sind sie von ihren Voraussetzungen her miteinander vereinbar? Sind alle
Methoden der Bibelauslegung gleich sinnvoll und legitim? Bei jedem Text? Darf es
auch eine spezifisch theologische Interpretation der Bibel geben? Diese Fragen
tauchen seit einigen Jahren in der exegetischen Fachdiskussion zunehmend auf,
sind jedoch noch nicht befriedigend beantwortet.
Biblische Exegese im Kontext anderer Wissenschaften [
Die biblische Exegese war und ist bemüht, die Erkenntnisse und Methoden anderer
textinterpretierender Wissenschaften aufzunehmen. Aufgrund des eng begrenzten
Textkorpus (im Gegensatz zur Geschichts- oder Literaturwissenschaft), der hohen
und zugleich umstrittenen Bedeutung der Bibel spielte die Entwicklung von genauen
Methoden und einer reflektierten Hermeneutik natürlicherweise eine zentrale Rolle in
der biblischen Exegese. Bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte sie auch
noch wesentlichen Anteil am Entstehen einer allgemeinen Hermeneutik, als sich die
historische Textinterpretation und juristische Textinterpretation abkoppelten.
Heutzutage hat die biblische Exegese methodisch jedoch nur noch geringen Einfluss
auf andere Wissenschaften, sie ist in hohem Maße rezipierend. Dafür ist sie seit
einiger Zeit ein Schmelztiegel für sehr unterschiedliche Wissenschaften geworden,
was auch neue methodische Erkenntnisse ermöglichen könnte.
 Da sich die klassische historisch-kritische Auslegung vorrangig als historische
Wissenschaft versteht, bestehen besonders enge Verbindungen zur
Geschichtswissenschaft. Die Bibelexegese dürfe keine anderen Methoden verwenden
als die allgemeine Geschichtswissenschaft. In den letzten Jahren werden zunehmend
auch geschichtstheoretische Überlegungen rezipiert, z.B. von Jörn Rüsen oder Hayden
White. Mit der Altphilologie wird insbesondere die Methode der Textkritik geteilt.
 Die Archäologie wird in der Exegese in besonderer Weise aufgegriffen, da sie häufig
zur historisch-kritischen Interpretation der Bibeltexte notwendig ist. Manche
biblischen Exegeten sind zugleich Archäologen (biblische Archäologie). Zur
Altorientalistik (Ägyptologie, Hethitologie, Assyriologie u.a.), Judaistik und
Religionswissenschaft bestehen ebenfalls enge Beziehungen.
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Zur Auslegungsmethode der Rechtswissenschaft bestehen fast nur historische
Verbindungen, vor allem im 19. Jahrhundert gab es noch einen regen Austausch
(Schleiermacher, von Savigny u.a.). Bibel- und Rechtswissenschaft verband
ursprünglich beide die Aufgabe, dass man einen für die Gesellschaft oder für Teile der
Gesellschaft normativen Text in reflektierter Weise auszulegen habe. Allerdings hat
die Exegese die Voraussetzung, dass es sich bei der Bibel um einen normativen Text
handle, und auch die speziellen Fragen, die damit verknüpft sind, aufgrund ihrer
historischen Ausrichtung weithin aufgegeben und tritt so in eine gewisse Spannung zur
theologischen Dogmatik (siehe Historisch-kritische Methode, Ernst Troeltsch,
Biblische Theologie, Exegese-Dogmatik-Problem). Die juristische Textauslegung
erscheint methodisch weniger stark reflektiert als die biblische Exegese; man
vergleiche die Methodenbücher von Karl Larenz (Rechtswissenschaft) und Odil
Hannes Steck (Biblische Exegese). Inhaltlich gibt es zwischen Bibel- und
Rechtswissenschaft deutliche Bezüge. Für die Rechtsgeschichte ist die
Bibelwissenschaft von besonderer Bedeutung, vgl. nur die Zehn Gebote, das
Bundesbuch (Ex 20,24-23,12) und weitere alttestamentliche Gesetzestexte. Siehe auch
die Zeitschrift für biblische und altorientalische Rechtsgeschichte und Gesetz
(Theologie).
Bibelexegese und Philosophie berühren sich ebenfalls an vielen Punkten. Besonders
die philosophische Hermeneutik (Gadamer, Ricoeur u.a.) hat auf die biblische Exegese
eingewirkt. Außerdem wurden einzelne philosophische Konzepte auf die Exegese
angewendet, wie z.B. Heideggers Existenzialontologie auf die existenziale
Interpretation von R. Bultmann. Was die konkrete Methode der wissenschaftlichen
Textinterpretation angeht, so wird die Interpretation von philosophischen Texten
weniger stark durch methodische Überlegungen gesteuert als in der Bibelexegese.
Einen konkreten Austausch auf dieser Ebene gibt es bisher kaum. Inhaltlich ist die
Theologie insgesamt mit der Philosophie dadurch sehr verbunden, dass sie sich mit
ähnlichen Fragen beschäftigt: Was ist der Sinn des Lebens? Gibt es etwas nach dem
Tod? Was ist der Mensch? Was ist Glück? Gibt es Gott? Wie ist ein gelingendes Leben
möglich usw. Die Bibelexegese hat an diesen Fragen jedoch höchstens indirekten
Anteil.
Linguistik, Semiotik und Kommunikationstheorie werden in der Exegese inzwischen
zum größten Teil aufgegriffen, vor allem in den neueren Methoden; die
Übersetzungswissenschaft und Computerlinguistik bisher eher nur in Ansätzen.
Die Literaturwissenschaften (Germanistik, Anglistik, Romanistik, Slavistik u.a.)
kommen methodisch in der rezeptionsästhetischen und narrativen Exegese zu ihrem
Recht. Hier kommt es in den letzten Jahrzehnten zu einer zunehmenden methodischen
Vernetzung von Bibel- und Literaturwissenschaft, die in einer nicht unerheblichen
Spannung steht zur bisherigen historischen Orientierung der Bibelexegese
("Diachronie" versus "Synchronie"). Inhaltliche Berührungspunkte gibt es auch bei der
wirkungsgeschichtlichen Exegese - wenn man z.B. als ExegetIn untersucht, wie
Thomas Mann die Josephsnovelle (Genesis 37-50) verstanden und literarisch
verarbeitet hat.
Über die wirkungsgeschichtliche Exegese ergeben sich weitere Verknüpfungen zur
Musik-, Kunst-, Theater- und Filmwissenschaft. Beispielsweise die Johannespassion
von Johann Sebastian Bach, ein Kreuzigungsbild von Lucas Cranach d.Ä. oder ein
kunstreich geschnitztes Kruzifix, die Oberammergauer Passionsspiele oder der Film
"Die Passion" von Mel Gibson gelten nach diesem Verständnis auch als Formen von
biblischer Exegese, hier speziell der Passionsgeschichte (Mk 14-15 und Parallelen).
Allerdings ist das Verhältnis von bibel-, musik-, kunst-, theater- und
filmwissenschaftlicher Hermeneutik noch nicht wirklich geklärt (vgl. Erwin Panofsky

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für die Kunstwissenschaft, Aristoteles für die Theaterwissenschaft u.a.). Auch
christliches Brauchtum, nichtwissenschaftliche Bibelerklärungen, Predigten oder eben
die christliche Dogmatik sind Formen von Bibelauslegung, deren Verhältnis zur
'eigentlichen' biblischen Exegese bestimmt werden kann.
Einzelne neuere Methoden versuchen die Erkenntnisse verschiedener anderer
Wissenschaften in die Bibelexegese zu integrieren: Die soziologische Exegese greift
auf die Soziologie zurück, die psychologischen und tiefenpsychologischen
Exegeseformen auf psychologische Theorien und die kulturanthropologische Exegese
auf Ethnologie, (vergleichende) Kulturwissenschaft und Kulturanthropologie.
Gelegentliche interdisziplinäre Verbindungen: Mit der Wirtschafts- und
Politikwissenschaft bestehen weniger methodische, sondern eher inhaltliche
Berührungspunkte. Zum einen dient die Bibelexegese als historische Quelle zur
Wirtschaftsgeschichte und Geschichte des politischen Denkens. Daneben versuchen
Theologen aus der Bibel Eckpunkte für eine Wirtschaftsethik sowie eine politische
Ethik zu gewinnen. - Ähnlich ist es bei der Pädagogik und Didaktik. Für die
Geschichte der Pädagogik ist die Bibel eine wichtige Quelle, seien es gewisse
Erziehungsratschläge im Sprüchebuch oder das bekannte Schma Jisrael (Dtn 6,4f), das
die Israeliten ihren Kindern einprägen sollen (6,6ff). Die Bibel selbst wurde außerdem
bis in die Aufklärung hinein als "pädagogisches" Buch Gottes für die Menschen
angesehen (vgl. Lessings "Erziehung des Menschengeschlechts"). Inhaltlich findet
man Ergebnisse der biblischen Exegese natürlich in der Religionspädagogik wieder. Nur vereinzelt kommen Berührungspunkte zu naturkundlichen Disziplinen vor:
Biologie (bei Tier- und Pflanzennamen im Alten Testament), Mineralogie (bei Namen
von Edelsteinen), Astronomie (Namen von Sternbildern), Schifffahrt (z.B.
Apostelgeschichte 27) oder Medizin (z.B. bei Krankheiten, die geschildert werden).
Bei der Übersetzung und Auslegung entsprechender Stellen arbeiten Bibelexegeten
manchmal mit jeweiligen Fachleuten zusammen. - Zu den Ingenieurswissenschaften
schließlich bestehen nur indirekte Anknüpfungspunkte: nämlich über die Archäologie,
wenn die biblische Exegese erforscht, wie Realia (Häuser, Tempel, Schiffe, Straßen,
...) in der damaligen Zeit konstruiert waren. Übrigens soll auch Jesus nach Mk 6,3 ein
τεκτων (tekton), also ein Baumeister, gewesen sein.
Grenzen der biblischen Exegese [Bearbeiten]
Grundsätzlich kann keine Auslegungsmethode mit Sicherheit für die Richtigkeit ihrer
Ergebnisse garantieren. Historische Fakten können mit keiner Methode bewiesen
werden, sondern höchstens gut belegt und plausibel gemacht werden.
Die Euphorie, die sich sowohl in den evangelischen Kirchen wie auch in der
katholischen Kirche angesichts des neu erworbenen historischen Instrumentariums
gebildet hatte, ist somit gebrochen.
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