Annalis Knoepfel-Christoffel, Vorsitzende der Geschäftsleitung SRK Kanton Zürich Sehr geehrte Damen und Herren Wir freuen uns, Meditrina in unser Dienstleistungsportfolio aufnehmen zu können. MSF haben grosse Vorarbeit geleistet, in dem sie das Projekt in Zürich lancierten und durch die ganze Startphase hindurch weiterentwickelt und begleitet haben. Jetzt gilt es Meditrina von der Pionierphase in eine nachhaltig wirksame Dienstleistung zu überführen. Das ist eine Aufgabe, die wir - als lokal im Kanton Zürich tätiges Hilfswerk - sehr gerne übernehmen, denn die Nachhaltigkeit unserer Dienstleistungen ist eines unserer grossen Anliegen und eine unserer Stärken. Gerade weil wir nicht einfach ein Strohfeuer entfachen wollen, habe wir uns die Übernahme von Meditrina gut überlegt und dabei auch die Geduld von MSF manchmal etwas strapaziert. Obwohl wir stets vom Sinn und der Notwendigkeit von Meditrina überzeugt waren (und natürlich sind), entstand dieses Zögern, weil wir uns Sorgen über die längerfristige Finanzierung machten. Diese Sorgen begleiten uns nach wie vor - allerdings nicht mehr ganz so virulent. Doch obwohl wir für die nächsten drei Jahre von der SRK-eigenen Stiftung - der Humanitären Stiftung SRK - und von anderen Stiftungen Anschubfinanzierungen zugesprochen bekamen, kann ich aus meiner Erfahrung heraus sagen, dass Meditrina eine Dienstleistung sein wird, für die wir wahrscheinlich immer auf Geldsuche sein werden. Diese Suche nehmen wir gerne auf uns, denn Meditrina passt ideal zum SRK Kanton Zürich. Meditrina passt strategisch und inhaltlich zu uns Ein wichtiger Grund, Meditrina zu übernehmen ist natürlich, dass es strategisch und inhaltlich ausgezeichnet zu unseren Kerntätigkeitsfeldern Gesundheit und Migration/Asyl passt. Dazu kommt, dass es interne Vernetzungsmöglichkeiten mit anderen Dienstleistungen - z.B. unserer SOS-Beratung - gibt. Medienkonferenz Meditrina, 16. Dezember 2009 1 Zudem stärkt die Dienstleistung unser Standbein Beratung eine der Kernkompetenzen des SRK Kanton Zürich neben Schulung/Bildung und Freiwilligenarbeit. Einen wichtigen Ausschlag für den positiven Entscheid, Meditrina zu übernehmen, war die Tatsache, dass wir durch diese Dienstleistungen vulnerable Menschen erreichen, die gesundheitlich gefährdet oder gar unterversorgt sind - auch eine strategische Ausrichtung, die wir verfolgen. Dass es diese Menschen in der Schweiz gibt, ist ein gesellschaftliches Problem. Es sind Leute, die hier leben und arbeiten, die aber keine gültigen Papiere und keine Arbeitsbewilligung haben. Es sind Menschen, die hier für sich - oder noch viel öfters für den Unterhalt ihrer Familie - etwas verdienen wollen oder müssen und alles daran setzen, so unauffällig wie nur möglich hier zu leben und sich - soweit dies möglich ist anzupassen. Es sind Menschen, die in dauernder Angst leben, entdeckt zu werden und Sie können sich vorstellen, dass sie vor jedem Arztbesuch oder gar Spitaleintritt Angst haben, irgendwo erfasst und registriert zu werden. Zu Organisationen wie MSF oder zu uns dem SRK besteht ein gewisses Vertrauen und die Hemmschwelle, gesundheitliche Beschwerden anzugehen, wird dadurch wesentlich kleiner. Es gibt Stimmen in der Schweiz, die behaupten, dass es diese Menschen gar nicht gibt oder mindestens nicht geben darf. Wir aber wissen aus Erfahrung: Solange es uns so gut geht und solange es solche Arbeitsmöglichkeiten in der Schweiz gibt, solange wird es auch diese Menschen geben. MSF hat mit Meditrina den Beweis dafür längst erbracht. Vor dieser Situation können und wollen wir als Verantwortliche des SRK Kanton Zürich die Augen nicht verschliessen und sehen uns dabei auch unseren Rotkreuzgrundsätzen verpflichtet. Trotz der Neutralität haben wir die Pflicht, im Sinne der Menschlichkeit unsere Stimme für Bedürftige - egal welcher Rasse, Religion, sozialer Stellung oder politischer Überzeugung - zu erheben und auf Missstände hinzuweisen oder zu helfen, diese wo möglich aus der Welt zu schaffen oder mindestens zu lindern. Die gesundheitliche Unterversorgung dieser Menschen ist aus welchen Gründen auch immer - ein solcher Missstand und wir erachten es als unserer Pflicht als humanitäres Hilfswerk, hier, zusammen mit dem Netzwerk, einen kleinen Beitrag zur Linderung der gesundheitlichen Unterversorgung einer Gruppe von Menschen, die in unserem Land leben und arbeiten, zu leisten. Der Entscheid Meditrina per 1. Januar 2010 zu übernehmen ist gefällt, der Transfer ist geplant und Eve Ehrensperger, zu deren Abteilung Meditrina künftig gehören wird, wird Sie nun über die operative Seite der Übernahme informieren. Medienkonferenz Meditrina, 16. Dezember 2009 2