Die Bevollmächtigte des Landes Berlin beim Bund Europabeauftragte Beauftragte für Bürgerschaftliches Engagement Bürgerschaftliches Engagement in der Sozialen Stadt Kommunen sind zunehmend „Dienstleistungsmaschinen“ für Betreuung, Pflege der Alten, Kranken, Bereitstellung von Essen, Wohnungspflege, Wäschereien, Unterhaltung, psychologischen Zuspruch, die der „neuen Arbeitsteilung“ auf Grund des zunehmend berufszentrierten Lebens von Männern und Frauen entsprechen. (Walter Siebel in: „Die Zukunft der Städte, APuZ 17/2010“) Nicht alle dieser vergesellschafteten Leistungen privater Haushalte können staatlicher- oder städtischerseits vollständig übernommen werden. Denn: „ (…) eines lässt sich nicht professionalisieren und gegen Geld verfügbar machen, und dabei handelt es sich um das, was alte (oder auch bedürftige) Menschen am dringendsten benötigen: Achtung der Person, Vertrauen und Liebe. Das sind Qualitäten menschlicher Beziehungen, die gebunden bleiben am die informellen Netze der Verwandtschaft, Freundschaft und der Nachbarschaft.“ (Walter Siebel in: Nachbarschaft, Callwey Verlag, 2009) Nicht zuletzt deshalb ist die Stärkung des Bürgerschaftlichen Engagements wichtig für das Funktionieren städtischer Gesellschaften und Nachbarschaften, für Inklusion und sozialen Zusammenhalt. Der Berliner Senat hat sich zum Leitbild der Bürgergesellschaft und zum ermöglichenden Staat bekannt. Damit ist der Staat nicht mehr der alleinige Akteur, der Entscheidungen für das Gemeinwesen trifft, sondern alle engagierten Bürgerinnen und Bürger. In dem neuen Wohlfahrtsmix werden die Grenzen von Staat, Markt und Drittem Sektor neu gezogen, Aufgaben werden neu verteilt. Eine lebendige und solidarische Gemeinschaft ist ohne Bürgerschaftliches Engagement nicht möglich und muss auch auf die Veränderungen, denen das Engagement unterliegt, CDR7820-2013_00_00_TRA_TCD (DE) hj …/… DE -2- reagieren. Denn: Früher übte man ein Ehrenamt oft über eine längere Lebenszeit hinweg aus. Heute engagieren sich viele Menschen kürzer und eher projektbezogen. Und viele möchten dabei auch selbst einen Nutzen haben: Neues lernen, sich weiterqualifizieren, Kontakte knüpfen, sich einer Gemeinschaft zugehörig fühlen, Anerkennung erfahren und Spaß haben. Die Bürgerinnen und Bürger erheben zunehmend den Anspruch, an Entscheidungen mitzuwirken, ihr Lebensumfeld aktiv mitzugestalten. Es stellen sich zum einen andere Probleme, denen sich Engagierte widmen wollen, beispielsweise in Umweltorganisationen. Aber auch die Art Engagement zu initiieren und zu organisieren, hat sich geändert. Freiwilligenagenturen, Quartiersmanager, Organizing-Plattformen, Bürgerstiftungen, Online-Plattformen finden andere Wege, Menschen anzusprechen, die zum Engagement bereit sind. Sie versuchen damit umzugehen, dass sich viele Menschen nicht mehr dauerhaft - über unter Umständen lebenslange Mitgliedschaften - einer Initiative oder einem Thema verschreiben wollen oder können und dass sich mehr Bürgerinnen und Bürger in politische und kommunale Entscheidungsprozesse einbringen, Informationen und Wissen miteinander teilen wollen. Diese Menschen sehen sich als Bürgerinnen und Bürger im Sinne des französischen Wortes „Citoyen“, die nicht nur ihre individuellen, sondern gemeinsame Interessen ausdrücken und realisieren wollen. Der Prozess des Zusammenwirkens von Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Bürgerinnen und Bürgern wandelt sich von Government zu „good governance“. Bürgerschaftliches Engagement ist also eine wichtige gesellschaftliche Ressource. Weil Engagement Mehrwert schafft, den der Staat häufig nicht schaffen kann, weil mehr Engagement auch zu mehr Demokratie führt und weil darin Potenziale für den Erwerb von Kompetenzen und Teilhabe liegen können. Ergebnis ist ein stärkere Integration aller, Teilhabe und die Herstellung von sozialem Zusammenhalt, einer der wichtigsten Dimensionen unseres städtischen – europäischen - Zusammenlebens. Das Jahr der Bürgerinnen und Bürger war eine gute Gelegenheit, dem Engagement und der Partizipation mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Deshalb sollten die aus dem Europäischen Jahr der Bürgerinnen und Bürger resultierenden Erkenntnisse weitergetragen und diskutiert werden. Ganz besonders natürlich nach Einführung der Europäischen CDR7820-2013_00_00_TRA_TCD (DE) hj …/… -3- Bürgerinitiative. Diese europäische Dimension der Partizipation kann die Zivilgesellschaften, die Teilhabemöglichkeiten weiter entwickeln helfen, denn sie bietet einen neuen Weg für die Bürgerinnen und Bürger, ihre Interessen zu adressieren. In den etablierten Formen der Partizipation und Teilhabe können zudem auch die Kenntnisse der Bürgerinnen und Bürger über Partizipationsmöglichkeiten auf europäischer Ebene verbessert werden. _____________ CDR7820-2013_00_00_TRA_TCD (DE) hj