Warum Sozialmanagement und Sozialpädagogik an der FSU Jena miteinander eng verzahnt sind Sozialpädagogik ist die Entfaltung eines ursprünglich von dem großen Pädagogen Pestalozzi vor 2 Jahrhunderten formulierten Gedankens: dass die Entwicklung der sozialen Chancen von Menschen abhängig ist von ihrer Bildung, gleichzeitig aber auch das Umgekehrte gilt: dass die sozialen Verhältnisse und Lebensbedingungen die Chancen zu ihrer erfolgreichen Bewältigung wesentlich mitbestimmen. Die Gestaltung des Sozialen und die Entwicklung der Fähigkeiten zu sozialem Handeln sind deshalb als Einheit zu begreifen. Durch den Sozialphilosoph Natorp u.a. wurde vor 100 Jahren damit begonnen, aus dieser Idee die Sozialpädagogik als wissenschaftliche Disziplin zu entwickeln. Er entfaltete systematisch den Gedanken, dass die organisatorische Gestaltung von Arbeits- und Lebensbedingungen die soziale Integration ermöglichen und die Befähigung der Individuen dazu 2 Seiten derselben Medaille seien. Diese Leitdee wird an der FSU fächerübergreifend als zukunftsorientierte universitäre Profilierung innerhalb der Erziehungswissenschaft systematisch entfaltet. Warum das Studium organisationsbezogener Sozialpädagogik Chancen eröffnet Die spezielle Konturierung von Sozialmanagement ist in diesem Verständnis nur eine Verdeutlichung dessen, was Sozialpädagogik der Sache nach immer bedeutete: Nämlich die Frage nach der Lernfähigkeit der Organisationen, die das Soziale gestalten und die nach der Lernfähigkeit der Menschen, denen jene Organisationen dienen sollen, als Einheit zu begreifen. Dieser Gedanke weist längst über das Feld der sozialen und i.e.S. sozialpädagogischen Berufe (in Dtl. Über 1 Mio. Beschäftigte) hinaus: Auch in den Feldern der Schulentwicklung, der Stadtentwicklung, bei der Vernetzung von Einrichtungen des Gesundheitswesens, in der Erwachsenenbildung und in den weiten Feldern der betrieblichen Weiterbildung, Personal- und Organisationsentwicklung geht es im Kern um dieselbe Problematik: Einerseits Organisationsformen zu schaffen, die Weiterentwicklung und Lernfähigkeit von Menschen brauchen und fördern und andererseits Menschen zu befähigen, auch organisatorisch einen jeweiligen Arbeits- und Lebensbereich aktiv mitzugestalten. In dieser Doppelaufgabe kann die Sozialpädagogik (1) im Gefüge der humanwissenschaftlichen Disziplinen eine eigenständige Leitidee einbringen, die in sehr unterschiedlichen Handlungsfeldern und nicht nur in den klassischen Feldern Sozialer Arbeit oder außerschulischer Erziehung relevant ist. (2) muss diese Leitidee interdisziplinär verankert werden und mit beruflichen Qualifikationen fundiert werden – wegen der großen Breite des Arbeitsfeldes werden deshalb hier in erster Linie Schlüsselqualifikationen vermittelt, spezielle Kompetenzen dagegen können nur exemplarisch vermittelt werden. Warum es Sinn macht, organisationsbezogene Sozialpädagogik an der Uni Jena zu studieren Dadurch qualifiziert das Jenaer Studium nicht nur für die eher herkömmlichen Felder Sozialer Arbeit (Heimeinrichtungen, Jugendarbeit, soziale Dienste für Minderheiten etc.) sondern auch für Stellen in Abteilungen für Personalentwicklung, in der Weiterbildung oder in anderen Bereichen der privaten Wirtschaft und öffentlicher Organisationen, die für jede Verknüpfung von individuellem und OrganisationsLernen relevant sind. Es qualifiziert außerdem in beiden Bereichen in besonderer Weise auch für Führungs- Leitungs- und Gestaltungsaufgaben, darüber hinaus fürs Arbeitsfeld Forschung. Beide Bereiche brauchen als Grundlage ihrer professionellen Identität eine gemeinsame disziplinäre Orientierung. In ihrer Orientierung auf das Berufsfeld aber müssen sie unterschiedliche Akzente setzen können. In beiden Bereichen sind Qualifikationen für Organisationsdiagnose und –entwicklung ebenso gefragt wie Kommunikationsfähigkeiten und Kompetenzen individueller Beratung. Aber die Struktur des Studiums vermeidet kurzschlüssige Engführung zwischen Theorie und Praxis, weil sonst weder jene disziplinäre Orientierung noch feldübergreifende Schlüsselqualifikationen und Transferkompetenzen entwickelt werden. Andererseits bietet das universitäre Studium genügend Freiheit, um unterschiedliche berufsfeldspezifische Konkretisierungen und Konkretisierung zu ermöglichen. Dieser Orientierung tragen neben Jena nur ganz wenige Unis so explizit Rechnung (z.B. unter dem Label „Sozial- und Organisationspädagogik“), durch das Zusammenwirken insb. der Arbeitsbereiche Sozialmanagement, Sozialpädagogik und Päd. Psychologie ist sie hier überdurchschnittlich aufgestellt. Was die Professur Sozialmanagement zum Studium beiträgt Die Professur Sozialmanagement thematisiert einen spezifischen theoretischen, professionellen, disziplinären und handlungsorientierten Zugang der wissenschaftlichen Sozialpädagogik im Feld der Sozialverwaltung, sozialer Organisationen, Politik und Berufe. Hierzu gehören zudem Bildungs- und Ausbildungsfragen für soziale Berufstätigkeiten und professionelles Handeln. Theoretisch, forschungspraktisch und empirisch geht es um die soziale Konstitution und Konstruktion des Feldes und um die Entwicklung in den personenbezogenen sozialen Dienstleistungsberufen. Das Studium im Bereich Sozialmanagement hat drei Rahmenziele: Wissenschaftliche Reflexion des sozialen Sektors in Organisation, Politik, Verwaltung und der Handlungsfelder des Sozialmanagements unter Einbeziehung der internationalen Entwicklungen und Standards, Erarbeitung von Forschungs-, Entwicklungs- und Handlungskompetenzen im sozialen und im Bildungssektor, Erarbeitung und Entwicklung von Kompetenzen zu interdisziplinärer Arbeit zwischen Recht, Sozialadministration, Ökonomie und (Sozial-)Politik; sozialpädagogische Tätigkeiten in Theorie und Praxis Sozialer Arbeit einschließlich entsprechender Handlungsweisen. Im einzelnen geht es im Studium im Bereich Sozialmanagement in thematischen Einführungen um Fragestellungen, Ansätze und Entwicklungsaufgaben des Sozialmanagements, die zudem der Orientierung im Hinblick auf das weitere Fachstudium und dessen Zusammenhang zu den weiteren Fächern in der Sozialpädagogik/ den Erziehungswissenschaften dienen, in weiterführenden Veranstaltungen um systematische Entfaltung, forschungsorientierte Bearbeitung und handlungsbezogene Konkretisierung von Theorie und Politik, Professions- und Organisationsbedingungen sowie interdisziplinären und internationalen Bezügen. Grundlegende Themenbereiche sind Institutionen, Träger und Grundbegriffe sozialpädagogischer Arbeit in Sozialadministration/ Sozialmanagement, Professionalisierung personenbezogener sozialer Dienstleistungen, Berufsorganisation und Abstützung von (personen- und organisationsbezogenen) Lern- und Qualifizierungsprozessen in der Sozialpädagogik als Aufgabe des Sozialmanagements, Konzeptionen, Ansätze und Methoden des Sozialmanagements und der Sozialadministrationen: Steuerung und Regulierung sozialer und sozialpädagogischer Arbeit einschließlich politischer und rechtlicher Rahmenbedingungen auf nationaler und europäischer Ebene; hierbei geht es zudem um Kompetenzen, die für das soziale Managen Bedeutung haben. Weiterführende Themenbereiche sind Öffentliche Verwaltung, freiverbandliche Wohlfahrtspflege und gewerbliche Trägerorganisationen als Organisations- und Handlungsfelder mit adressatenspezifischer Entwicklung (u.a. Jugendhilfe, Altenarbeit, Frauenarbeit, sozialpädagogische Ansätze im Bildungsbereich, Förderung Bürgerschaftlichen Engagements), Handlungs-, Forschungs- und Entwicklungskonzepte im Sozialmanagement sozialpädagogischer Arbeit: u.a. Sozial- und Jugendhilfeplanung, Sozial-, Kinder-, Jugend- und Armutsberichterstattung, Berichtswesen, Organisationsentwicklung, Qualitätsbestimmung und Evaluation. Die Handlungskonzeptionen schließen nach Möglichkeit praktische Übungen ein. Gesellschaftstheoretische Reflexionen von sozialpädagogischer Arbeit in Sozialadministration und Sozialmanagement aus rechtlichen, ökonomischen, sozialpolitischen und historischen Perspektiven, bezogen auf interdisziplinäre und internationale Fragestellungen. Prof. Dr. U. Otto, Stand 20.4.2004