44. Checkliste Anforderungsprofil Projektleitende "Eine Führungskraft ist eine Person, die durch ihre eigenen Worte oder ihr eigenes Verhalten etwas im Leben anderer Menschen verändern kann." Isao Nakauchi Bei der Erstellung eines Qualifikationsprofils für Projektleiter/innen dürfen die Grundaufgaben der Projektleitung nicht aus den Augen verloren werden: Planen, Überwachen und Steuern. Die Durchführung des Projekts selbst gehört nicht zu den Aufgaben einer Projektleitung! Konsequenterweise ist es nicht unbedingt erforderlich, dass der Projektleiter/die Projektleiterin Sachexperte/Sachexpertin für die Aufgabenstellung des Projekts ist. Grundsätzlich sollte eine Projektleiterin/ein Projektleiter zwar über ein Mindestmass an Fachkompetenz im jeweiligen Thema verfügen; er resp. sie muss aber keinesfalls das fachlich kompetenteste Mitglied im Projektteam sein. Vielmehr ist Methodenkompetenz und die Fähigkeit zur (Team-) Führung gefordert: Methodenkompetenz: Die Kenntnis der entsprechenden Change- und Projektmanagement-Methoden und die Fähigkeit, diese situationsgerecht einzusetzen ist sicherlich die zentrale Anforderung an die Projektleitung. Führungsfähigkeit: Die Führungspersönlichkeit eines Projektleiters/einer Projektleiterin zeigt sich darin, wie er resp. sie für das Projektziel eintritt, sich für das Team einsetzt oder gegenüber den Führungskräften agiert. Das Verhalten der Projektleitung und ihre innere Einstellung werden von den Beteiligten meist unbewusst wahrgenommen, beeinflussen jedoch ihr Handeln und dadurch den Projekterfolg. (Zum Thema „Leadership“ auch nachfolgende Ausführungen inklusive Fragebogen beachten). Die Leitung eines Projekts ist eben keine reine Sachaufgabe, sondern in erster Linie Arbeit mit Menschen. Es sind daher vor allem „Soft Skills“, die eine hervorragende Projektleitung auszeichnen. Nachfolgende Checkliste „Soft-Skills“ zeigt, welche Verhaltensweisen sich für Projektleitende als besonders erfolgreich erwiesen haben: extrovertiert: Sie gehen gern auf fremde Menschen zu – auch ohne wichtigen Anlass, aus einer Situation heraus. kommunikativ: Sie brauchen zur Unterhaltung nicht immer ein wichtiges Thema. teamfähig: Sie können sich auf ihre Aufgabe beschränken und sich gleichzeitig in die Aufgaben der Projektmitarbeitenden hinein versetzen. Sie können Aufgaben abgeben, und nicht nur solche, die sie sowieso nicht machen wollen. konfliktfähig: Sie sind bereit, in einer offenen Auseinandersetzung für ihre Position einzutreten, aber sind auch offen für die Argumente der anderen Person. flexibel: Sie schätzen unvorhergesehene Ereignisse und ertragen einen unplanbaren Alltag. karriereorientiert: Stetige Vergrösserung des Verantwortungsbereichs sind für sie ein wichtiges Ziel ihres Berufslebens. ergebnisorientiert: Das Erreichen eines Ziels ist für sie der zentrale Motivationsfaktor. aufgaben- und prozessorientiert: Der Weg ist für sie das Ziel. Personalamt des Kantons Bern / Abteilung Personalentwicklung, Gesundheit und Soziales In der Literatur werden überdies oft auch folgende Eigenschaften aufgeführt, die einen Projektleiter/eine Projektleiterin für diese Führungsaufgabe befähigen: Überzeugungskraft Persönliche Integrität Motivationsfähigkeit Kontaktfähigkeit analytische Stärke vernetztes Denkvermögen Organisationstalent Überzeugungskraft Verhandlungsgeschick Diplomatie Eigenmotivation Kreativität Entscheidungsfähigkeit Initiativkraft Standvermögen (er/sie muss auch Konflikte aushalten können) …… Was bedeutet Leadership für Projektleiter/in und ihre Projektarbeit? Leadership heisst wörtlich übersetzt "Führerschaft". Der Ausdruck umfasst inhaltlich jedoch mehr als Führung: Im Allgemeinen bezieht er sich auf die gesamte Führungspersönlichkeit und die Art, andere Menschen in ihrem Handeln zu beeinflussen. Leadership im Zusammenhang mit Change- und Projektmanagement bedeutet ein Bestandteil der Führung, mit der die Projektleitung im Rahmen ihrer Arbeit positiv auf die Projektbeteiligten einwirkt und sie zum Handeln im Sinne des Projektziels bewegt. Im Hinblick auf die Teamführung bedeutet Leadership: den Teammitarbeitenden ein Ziel vorzugeben, nicht aber den Weg dahin; ihnen dabei die Verantwortung, das "Wie", überlassen und sie am erreichten Ergebnis zu beurteilen. Die folgenden Fragen stellen keine Checkliste dar, sondern sollen dazu dienen, Projektleitern/innen mehr Klarheit darüber zu verschaffen, welche Bedeutung das Thema Leadership für sie und ihre Projektarbeit hat. Personalamt des Kantons Bern / Abteilung Personalentwicklung, Gesundheit und Soziales Zehn Fragen an Sie als Projektleiter/in zu Ihrem aktuellen Projekt: 1. Welche Ziele/Ideale verfolgen Sie selbst? Wie passt das Projektziel hierzu, bringt es Sie weiter auf Ihrem persönlichen Weg? "Glauben" Sie an Ihr Projekt? 2. Wie ist das Projekt in der Organisation (Direktion/Amt/ Abteilung) positioniert? Kennen Sie die Strategie im Hintergrund? Welchen Schritt auf dem strategischen Weg werden Sie mit Ihrem Projekt zurücklegen? 3. Welche Aufgabe löst es beim Nutzer/bei der Nutzerin? Wie sieht die Zukunft des Nutzers/der Nutzerin nach erfolgreichem Abschluss des Projekts aus? Ist es für Sie wichtig, dies zu wissen? 4. Wie sehen Sie sich selbst nach dem Projekt? Was folgt danach? Werden Sie Erfahrungen sammeln, die Sie in ihrem weiteren beruflichen Wirken einbringen können? Wird Ihr Horizont dadurch erweitert? 5. Was wird sich verändern durch ihr Projekt? Wie sieht die Organisation danach aus? Welche Gewinner und welche Verlierer wird es geben? Welche Folgen wird es für diese Menschen haben? 6. Wie stehen Sie zu Ihrem Projektteam? Kennen Sie alle Teammitglieder persönlich? Wissen alle, warum sie im Projektteam sind? Kennen alle das Projektziel? Wie sind die Teilprojekte und Arbeitspakete aufgebaut? Welchen Beitrag leisten Sie zum Projekterfolg? 7. Welche Projektpolitik betreiben Sie? Kann Ihr Projekt von zusätzlicher Unterstützung profitieren? Konnten Sie schon Projektbefürworter gewinnen? 8. Wie stehen Sie zu Kritik? Halten Sie offene Kritik für hilfreich, nehmen Sie sie an und lassen Sie dies den anderen auch spüren? 9. Ermuntern Sie ihr Team, Probleme anzusprechen und gemeinsam zu klären? Lassen Sie zu, dass "Schwarze Peter" verteilt werden? 10. Können Sie sich vorstellen, für Mitarbeitende in bestimmten Dingen ein Vorbild zu sein? Vertreten Sie persönliche Grundsätze beziehungsweise Ideale wie Fairness, Geradlinigkeit oder Aufrichtigkeit im Umgang mit Ihren Mitarbeitenden? Personalamt des Kantons Bern / Abteilung Personalentwicklung, Gesundheit und Soziales