Tätigkeitsprofil einer Eltern-Kind-Gruppenleiter/in Eltern-Kind-Gruppenleiter/innen erfüllen eine notwendige Aufgabe für die Gruppe. Gruppenleitung ist eine in der Gruppe selbst liegende Bedingung und Aufgabe. Sie ist unverzichtbar, wenn sich die Gruppe sinnvoll weiterentwickeln soll. Entscheidend ist, dass die Eltern-Kind-Gruppenleiter/innen ihre Leitungsfunktion wirklich annehmen und danach handeln. Eltern-Kind-Gruppenleiter/innen leiten auf ihre eigene Art. Leitung ist keine klar abgegrenzte Tätigkeit, die für alle Situationen und Gruppen in gleicher Weise gültig und richtig ist. Gruppenleitung wird bestimmt durch die Ziele und durch das Selbstverständnis der Eltern-Kind-Gruppe, durch die Erwartungen der Gruppenmitglieder (Eltern und Kinder!) und natürlich durch die Grundeinstellungen und Haltungen der Gruppenleiter/in selbst. Eltern-Kind-Gruppenleiter/innen bringen die Bereitschaft mit, die drei folgenden Haltungen den Gruppenmitgliedern (Eltern wie Kindern) gegenüber einzunehmen und ihre Leitungsfunktion danach auszurichten. 1. Unbedingte Wertschätzung Die Teilnehmer/innen sollen das Gefühl haben, dass sie angenommen werden, so wie sie sind. Diese „Wertschätzung ohne Vorbedingung“ wird klar im Gegensatz zur bedingten Wertschätzung, die bedeutet, dass ein Mensch nur dann geachtet und angenommen wird, wenn er/sie sich in einer bestimmten Weise verhält, bestimmte Meinungen vertritt usw. Eltern-Kind-Gruppen leben aus der Unterschiedlichkeit der Menschen. Die Vielfalt wird positiv als Vielfalt der Lebensmöglichkeiten gesehen, die in einem respektvollen Nebeneinander existieren dürfen. Diese unbedingte Wertschätzung und das Ernstgenommenwerden in ihrem Erleben und ihren Gefühlen sind für die Kinder und ihre Eltern in gleichem Maße wichtig. Zudem entlastet es die Gruppenleiter/in, weil sie die Teilnehmer/innen nicht nach einem bestimmten Modell „umformen” oder überzeugen muss. 2. Einfühlendes Verstehen Die Gruppenleiter/in beobachtet genau und versucht zu erspüren, was bei Meinungsäußerungen, Vorstellungen von Lebensmodellen usw. das dahinterliegende Bedürfnis ist. Da die Äußerungen der Gruppenleiter/in immer besonderes Gewicht im Gruppenprozess haben, formuliert die Leiter/in ihre eigene Meinung so zurückhaltend, dass abweichende Meinungen daneben gut bestehen können oder ein Anknüpfungspunkt gefunden werden kann. Dennoch soll ihre Meinung - insbesondere bei Schwierigkeiten - deutlich als ihre Meinung zu verstehen sein. 3. Echtheit Sowohl die unbedingte Wertschätzung wie auch das einfühlende Verstehen der Gruppenleiterin wird in einer Eltern-Kind-Gruppe nur dann akzeptiert werden, wenn diese Haltungen der Gruppenleiter/in echt sind. Diese Echtheit (Authentizität) steht in Spannung zur unbedingten Wertschätzung und zum einfühlenden Verstehen, denn nicht immer will oder kann die Gruppenleiter/in eine/einen Teilnehmer/in akzeptieren oder ihre/seine Meinung gelten lassen. Im Konfliktfall zwischen eigener Echtheit und Verständnis für die Teilnehmer/innen wird die Klugheit der Gruppenleiter/in den Ausschlag geben, d.h. das eigene Gespür und Reflexionsvermögen. Konkrete Aufgaben einer Eltern-Kind-Gruppenleiter/in sind 1. Klärung folgender Fragen in der Vorbereitung bzw. beim ersten Gruppentreffen Wer bin ich in bezug auf diese Gruppe? Ich war früher selbst Gruppenmitglied. Ich komme ganz neu in diese Eltern-Kind-Einrichung. etc. Wer ist in der Gruppe? Vorstellungsrunde Welche Wünsche/Erwartungen habe ich und welche haben die Teilnehmer/innen? Was sind meine Ziele? Welche Ziele gibt es für Eltern-Kind-Gruppen allgemein? Für „meine“ Gruppe im speziellen? Wie soll ein Gruppentreffen strukturiert sein? Fixe Begrüßungslieder, -spiele, Abwechslung von freien und gemeinsamen Spielphasen, Jausenzeit, Aufräumen, Verabschiedung ... Welche Gruppenregeln soll es geben? Gesprächsregeln, Jausenvorbereitung, Putzordnung, achtsamer Umgang mit Materialien ... Es ist sinnvoll, diese Fragen nach einiger Zeit erneut zu überprüfen (z.B. nach einem halben Jahr). 2. Aufgaben einer Leiter/in, die sich auf die Gruppe beziehen Förderung des Gruppenzusammenhalts Aufgreifen von Themen, die in der Gruppe angesprochen werden. Aufgreifen von geäußerten Themenwünschen oder gezielte Fragen nach Themen stellen (z.B. mit Kärtchen oder Plakat mit Bewertungspunkten...)? Förderung eines offenen Gesprächsklimas Konflikte ansprechen o In Ich-Botschaften sprechen „Ich spüre,... Ich habe gemerkt,... ...hat bei mir ausgelöst… Ich habe den Eindruck, ...” o Widerstände berücksichtigen Nachfragen, warum einer Teilnehmer/in etwas so wichtig ist. „Wo spürst du eine Verletzung?” „Was ist bei Dir wie angekommen?” ... Zusammenfassung von Ergebnissen o von Themen - Unterschiedliche Meinungen als solche bestehen lassen. o von Gruppenereignissen -Gelungene Feiern loben. Bei ausgeräumten Konflikten Lösung festhalten. Diagnose der Gruppensituation o Nähe und Distanz zueinander o Unterschiedliche Gruppenphasen Förderung der Toleranz und der gegenseitigen Wertschätzung o Dazu gehört auch der achtsame Umgang mit den Dingen (Spielsachen etc.) und der Schöpfung (Mülltrennung etc.) Mit Ängsten rechnen o besonders am Beginn einer Gruppe und in Konfliktsituationen o sich die drei Grundhaltungen in Erinnerung rufen o Sicherheit vermitteln Strukturierung o Vorschläge für Gruppenregeln (Putzen, Jause, Information über Abwesenheit, Gesprächsverhalten ...) o Kontrolle über vereinbarte Regeln o Zeiteinteilung o deutliche Übergänge zwischen den einzelnen Teilen der Gruppenstunden o „quereinsteigende“ TeilnehmerInnen über Gruppenregeln informieren Lustvolle, (angst)freie Lernumgebung schaffen 3. Aufgaben einer Leiter/in, die sich auf die/den einzelne/n Teilnehmer/in beziehen Zuhören Veränderungsappelle stoppen/Unterstützung und Schutz gewähren o Jede/r hat das Recht, sich in selbstbestimmter Geschwindigkeit zu verändern. o Jede/r kann im gleichen Lebensbereich unterschiedliche, auch gegensätzliche Erfahrungen machen. Schweigende einbeziehen „Was meinst Du dazu? Wie sind Deine Erfahrungen?...” Übermäßig Redende einbremsen „Du hast eine sehr klare Meinung dazu (viele Erfahrungen auf diesem Gebiet), aber die anderen Frauen sollen auch die Gelegenheit haben, ihre Erfahrungen oder Fragen zu äußern.” oder: „Für mich als Gruppenleiterin ist es sehr angenehm, dass Du gerne Deine Meinung äußerst, aber es ist mir ebenso wichtig, dass auch die anderen Teilnehmerinnen Raum und Zeit zum Reden bekommen.” Fragen stellen o bei Gesprächen über Themen o bei Anfragen nach „Rezepten“ o bei Ratschereien Wahrheit „abklopfen“ Lernhilfen o nicht alles selber wissen müssen o Wissen organisieren * aus Büchern, Zeitschriften, Kassetten ... * vom EKiZ Salzburg durch telefonische Nachfrage * bei den Fortbildungsangeboten des EKiZ und anderswo * von kompetenten Teilnehmer/innen * Fachleute aus dem Ort einladen * Elternbriefe und CDs * www.eltern-bildung.at … Zuneigung und Zärtlichkeit ausdrücken Anregungen einzelner Teilnehmer/innen aufnehmen und ihre Urheberschaft deutlich machen „Aufgrund einer Idee von... machen wir heute...” 4. Gestaltung der Gruppentreffen Je nach Ausrichtung der Gruppe kann folgendes bedacht werden: für o o o o für die Elterngruppe: o Entscheidung über das Thema einer Gruppenstunde o Aufbereitung des Themas mit Materialien (Text aus Zeitschriften, Lied, Gedicht, Artikel, Spruch, Zitat, Fachliteratur) o Überlegungen zur Methode (Einstieg, Durchführung, Abschluss, Zusammenfassung) für die Kinder- und Elterngruppe: o gemeinsamer Rahmen (Rituale des Beginnens und Abschließens) o gemeinsame Zeiten von Kindern und Eltern (Sicherung der Beziehung und Ausgangspunkte der Ablösung) o Phasen des Beobachtens der Interaktion zwischen den Kindern durch die Eltern o Reflexion der abgelaufenen Gruppenstunden (Bedenken des Ablaufs) * Festhalten des Gelungenen * Überlegungen für notwendige Änderungen die Kindergruppe: Auswahl der Lieder, Musik, Reime, Sprüche, Fingerspiele Auswahl der Materialien und Spiele freie Spielphasen einplanen abgestimmt auf den Entwicklungsstand der Kinder Empfehlung für den Umgang mit diesem Tätigkeitsprofil Verhalten in Gruppen ist soziales Verhalten und ein komplexes Geschehen. Es kann daher nur ungenügend durch Worte erklärt oder verändert werden. Das gilt auch für dieses Profil einer ElternKind-Gruppenleiterin. Gehen Sie in Ihrer Leitungsfunktion von dem aus, was Sie gut können, wo Sie sich sicher fühlen (z.B. in der Methodenwahl, bei Themen ...). Machen Sie sich schriftliche Notizen über Beobachtungen, gut Gelungenes, Fragen, Themen, Ideen, Reflexionen, ... Erweitern Sie Ihre Leitungsfunktion schrittweise in Gebiete, die Ihnen nicht so liegen (z.B. Konflikte lösen, delegieren) Machen Sie sich bewusst, dass Sie als Gruppenleiter/in Verantwortung für die Gruppe tragen, aber auch, dass Sie nicht für alles in der Gruppe verantwortlich sind. Hinweise für Eltern-Kind-Grupenleiter/innen, die ihr eigenes Kind in die Gruppe mitbringen Kleinere Kinder sind überfordert zu unterscheiden, wann ihre Mutter in einer Gruppe „ganz Mutter“ und wann sie Leiterin ist. Sie tun sich schwer, ihre Mutter mit anderen zu teilen. Zudem versuchen Kinder nach dem Vorbild der Mutter, die als Gruppenleiterin eine besondere Funktion in der Gruppe hat, ebenso wie sie eine besondere Stellung in der Gruppe einzunehmen. Lösungsvorschläge: Überprüfen Sie die Erwartungen an Ihr Kind hinsichtlich Bravsein, Mitspielen, sich Einfügen,... Klären Sie angesichts Ihrer besonderen Rolle in der Gruppe für sich selbst ab, was Sie dem Kind zumuten können. Sprechen Sie in der Gruppe über diese besondere Situation. Die Eltern können sich zumeist gut in die Schwierigkeit hineinversetzen und bringen viel Toleranz auf. Wenn es während eines Gruppentreffens zu Konfliktsituationen kommt, hat Ihr eigenes Kind Vorrang vor der Gruppe. Kümmern Sie sich um Ihr Kind. Es steht ihm zu. Vereinbaren Sie mit der Gruppe eine Art „Ersatzleiterin für Notfälle“, so dass der Ablauf nach der mit der Gruppe vereinbarten Struktur vor sich gehen kann. Dadurch haben Sie selbst weniger Druck, einen Konflikt mit ihrem Kind „schnell“ lösen zu müssen (was einer Lösung meist entgegensteht). Die Aufmerksamkeit konzentriert sich nicht auf Sie und Ihr Kind, sondern kann durch die „Ersatzleiterin“ wieder zum allgemeinen Gruppengeschehen zurückgeführt werden. Es kann im Konfliktfall helfen, nicht so sehr im Mittelpunkt zu stehen.