Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre (Mikroökonomie) Feess, Ossig, Walzl Übungen zur Industrieökonomie Blatt 8 Aufgabe 8.1: Alle Auktionen sind gleich? Ein Auktionshaus möchte ein Autograph von Thomas Mann versteigern. Es handelt sich also um ein einziges, unteilbares Objekt, für welches jeder (risikoneutrale) Bieter i eine Wertschätzung vi hat, die unabhängig von den Wertschätzungen aller anderen Teilnehmer der Auktion ist und die nur er selber kennt. Alle anderen Teilnehmer und auch der Auktionator kennen lediglich die (stetigen) Verteilungen der Wertschätzungen fi(vi). Klar ist, dass man dem Bieter mit dem höchsten Gebot den Zuschlag erteilen und keine Eintrittsgelder verlangen möchte. Unklar ist allerdings nach welchem Auktionsmechanismus man das Gut versteigern soll. Ein Ökonom behauptet nun, dass diese Frage irrelevant ist, da ohnehin jeder Mechanismus, den sich das Auktionshaus einfallen lassen könnte zum gleichen Ergebnis für den Auktionator (zum gleichen Auktionserlös) führt. Vollziehen Sie seinen Beweis nach. a) (Revelationsprinzip) Begründen Sie, dass jedes Baysianische Gleichgewicht eines Mechanismus auch durch einen direkten Mechanismus (in dem jeder Teilnehmer seine Wertschätzung übermitteln soll ) als Gleichgewicht implementiert werden kann. b) (Anreizverträglichkeit) Die allgemeine Form eines (direkten) Mechanismus ist gegeben durch eine Allokationsregel q(b), die jeder berichteten Wertschätzung b die Wahrscheinlichkeit q(b) zuordnet, mit der der Teilnehmer das Gut zugewiesen bekommt und einer Zahlungsregel P(b), die jeder berichteten Wertschätzung eine erwartete Zahlung zuordnet. Stellen Sie für diesen Mechanismus die Anreizverträglichkeitsbedingung auf. c) (Erlösäquivalenz) Zeigen Sie, dass der Nutzen eines Teilnehmers monoton steigend in seiner Wertschätzung ist. Zeigen Sie weiterhin, dass dieser Nutzen unabhängig von der Zahlungsregel P(b) ist. d) (Monotonie) Nehmen Sie an, dass der Nutzen des Teilnehmers convex in seiner Wertschätzung ist (dies ist keine notwendige Annahme für diesen Beweis, sondern lässt sich ebenfalls aus der Anreizverträglichkeit ableiten). Zeigen Sie damit, dass die Wahrscheinlichkeit die Auktion zu gewinnen, in der Tat in der eigenen Wertschätzung steigt. e) (Effizienz) Folgern Sie nun die Effizienz der Allokation durch direkten Mechanismus. f) Diskutieren Sie die Annahmen dieses Beweises an einigen Beispielen. Aufgabe 8.2: Der Fluch des Gewinners In einer Fernsehshow sollen 5 Kandidaten für den Inhalt eines Koffers bieten. Dieser Kofferinhalt habe einen Wert von x (der den Kandidaten natürlich nicht bekannt ist). In einer Lostrommel liegen nun 5 Kugeln, in denen jeweils ein Signal über x enthalten ist. Allen ist bekannt, dass es je eine Kugel mit der Nachricht x-200, x-100, x, x+100, x+200 gibt. Die jeweils gezogene Nachricht ist allerdings nur dem jeweiligen Kandidaten bekannt. Der Moderator führt mit den Kandidaten eine Erstpreisauktion mit einmaliger, schriftlicher Gebotsabgabe durch. a) Begründen Sie, warum das Ergebnis solcher Auktionen häufig als Fluch des Gewinners umschrieben wird. b) Ermitteln Sie ein Baysianisches Nash-Gleichgewicht dieses Spiels.