Was ist Autismus? Autismus (Frühkindlicher Autismus, Autistische Störung, Asperger Syndrom usw.) ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, der komplexe Störungen des zentralen Nervensystems zugrunde liegen - insbesondere im Bereich der Wahrnehmungsverarbeitung und die bereits im Kindesalter beginnt. In Ihrem Zentrum steht eine schwere Beziehungs- und Kommunikationsstörung. Die Auswirkungen der Störung behindern auf vielfältige Weise die Beziehungen zur Umwelt, die Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft und die Fähigkeit zur Eingliederung in die Gesellschaft, da sowohl o o o o kognitive als auch sprachliche, motorische, emotionale und interaktionale Funktionen betroffen sind. Hinzu kommen zahlreiche Verhaltensauffälligkeiten, die besonders für die Bezugspersonen im alltäglichen Umgang mit den autistischen Menschen sehr belastend sein können. Autistische Menschen sind somit in der Regel mehrfach behindert. Wie bei allen Mehrfachbehinderungen verlagert sich der Schwerpunkt der Behinderung im Laufe der Entwicklung mit dem Lebensalter. SPZ Graz Sprachheilschule zusammengestellt von SOL Eva Bernat In der internationalen Klassifikation der Erkrankungen (ICD-10) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden, neben dem frühen Beginn, folgende Kennzeichen als Definitionsmerkmale für den Frühkindlichen Autismus genannt: 1. Qualitative Beeinträchtigungen der zwischenmenschlichen Beziehungen; 2. Beeinträchtigungen in der Kommunikation und Phantasie; 3. Ein deutlich eingeschränktes Repertoire von Aktivitäten und Interessen. Verhaltensweisen: Kinder mit Autismus können zunächst keine Geste, kein Lächeln, kein Wort verstehen. Sie können zu anderen Personen, selbst zu den eigenen Eltern, kein normales Verhältnis herstellen. Sie ziehen sich zurück, kapseln sich "autistisch" ab – daher der Name! Jede Veränderung in ihrer Umwelt kann sie stark erregen. Kinder mit Autismus können nicht "normal" spielen und benutzen ihr Spielzeug in immer gleicher, oft zweckentfremdeter Art und Weise. Sie entwickeln Stereotypien: z. B. Drehen und Kreiseln von Rädern, Rieseln mit Sand, Wedeln mit Fäden oder Papier. Die wichtigsten Symptome der autistischen Störung sind in ihrem Ausprägungsgrad jeweils unterschiedlich. Menschen mit Autismus haben häufig vom Säuglingsalter an Probleme beim Essen und Schlafen und entwickeln selbststimulierende Verhaltensweisen, die bis zur Selbstverletzung reichen können. Oft treten auch Fremdaggressionen in schwerer Form auf. Sie bestehen zwanghaft auf ganz bestimmte Ordnungen oder können ihre Bezugspersonen zur Verzweiflung bringen durch exzessives Sammeln bestimmter Gegenstände, durch ihre Weigerung, bestimmte Kleidung zu tragen, durch Wiederholung immer derselben Verhaltensweisen oder sprachlichen Äußerungen. Viele haben kein Gefahrenbewusstsein. Ein großer Teil der autistischen Menschen lernt nicht sprechen. SPZ Graz Sprachheilschule zusammengestellt von SOL Eva Bernat Die intellektuelle Begabung von Menschen mit Autismus ist sehr unterschiedlich. Sie reicht von geistiger Behinderung bis hin zu normaler Intelligenz, wobei einige von ihnen erstaunliche Teilleistungen im Rechnen, in technischen Disziplinen, in der Musik und auf anderen Gebieten zeigen. Nach dem heutigen Wissensstand gibt es in Deutschland 5 -15 Menschen mit autistischen Störungen auf 10.000 Personen in der Bevölkerung (Kerngruppe und erweiterter Personenkreis). Von der Störung sind Jungen drei- bis viermal häufiger betroffen als Mädchen. Frühkindlichen Autismus findet man in Familien aller Nationalitäten und sozialen Schichten. Es gibt trotz umfangreicher Forschungsergebnisse bislang noch kein Erklärungsmodell, das vollständig und schlüssig die Entstehungsursachen der autistischen Störung belegen kann. Nach dem heutigen Wissensstand ist Autismus nicht heilbar. So unterschiedlich sich die Ausprägungen der autistischen Störung darstellen, so vielfältig und jeweils am einzelnen Menschen mit Autismus ausgerichtet müssen die pädagogischen und therapeutischen Ansätze sein. Durch gezielte "autismusspezifische" Förder- und Therapiemaßnahmen lässt sich in vielen Fällen eine deutliche Verbesserung der Symptomatik erreichen und die Lebensqualität sowohl für den autistischen Menschen als auch für seine Bezugspersonen steigern SPZ Graz Sprachheilschule zusammengestellt von SOL Eva Bernat Ein erster Leitfaden für die Möglichkeit der Erkennung des frühkindlichen Autismus Frühkindlicher Autismus ist eine schwere Entwicklungsstörung, die sich spätestens bis zum 3. Lebensjahr zeigt. Vermeiden Blickkontakt Sie ist unter anderem gekennzeichnet durch eine tiefgreifende Beziehungsund Kommunikationsstörung, die die Kinder unfähig macht, zu anderen Personen, selbst zu den eigenen Eltern, ein normales Verhältnis herzustellen. Vermeiden Körperkontakt Autistische Kinder können zunächst keine Geste, kein Lächeln, kein Wort verstehen. Sie ziehen sich zurück, kapseln sich "autistisch" ab – daher der Name! Bizarre Bewegungen Jede Veränderung in Ihrer Umwelt erregt sie stark. Autistische Kinder können nicht spielen und benutzen ihr Spielzeug in immer gleicher, oft zweckentfremdeter Art und Weise. Sie entwickeln Stereotypien: z.B. Drehen und Kreiseln von Rädern, u.a. Wedeln mit Fäden oder Papier. Wirken wie taub SPZ Graz Sprachheilschule Zeigen durch Hinführen Die schematischen Zeichnungen verdeutlichen die wichtigsten Symptome des frühkindlichen Autismus. Diese sind allerdings in ihrer Zusammensetzung und ihrem Ausprägungsgrad von Kind zu Kind unterschiedlich. zusammengestellt von SOL Eva Bernat Autistische Kinder haben häufig vom Säuglingsalter an Probleme beim Essen und beim Schlafen und entwickeln selbststimulierende Verhaltensweisen, die bis zur Selbstverletzung reichen können. Sie bestehen zwanghaft auf ganz bestimmte Ordnungen oder können ihre Eltern zur Verzweiflung bringen durch exzessives Sammeln bestimmter Gegenstände, durch ihre Weigerung, bestimmte Kleidung zu tragen oder durch Wiederholung immer der selben Verhaltensweisen oder Auffällige Sprache / Echolalie Kein kreatives Spielen sprachlichen Äußerungen. Außergewöhnliche Begabungen in Teilbereichen Die intellektuelle Begabung autistischer Kinder ist sehr unterschiedlich. Sie reicht von geistiger Behinderung bis hin zu normaler Intelligenz, wobei die Kinder häufig erstaunliche Teilleistungen im Rechnen, in technischen Disziplinen, in der Musik und auf anderen Gebieten zeigen. Kein Spielen mit anderen Kindern Unangemessenes Lachen und Kichern Nach internationalen Untersuchungen sind von 10.000 Kindern vier bis fünf autistisch. Von der Störung sind Jungen drei- bis viermal häufiger betroffen als Mädchen. Frühkindlichen Autismus findet man in Familien aller Nationalitäten und sozialen Schichten. SPZ Graz Sprachheilschule Fixierung auf spezielle Themen zusammengestellt von SOL Eva Bernat Es gibt trotz umfangreicher Forschungsergebnisse bislang noch kein Erklärungsmodell, das vollständig und schlüssig die Entstehungsursachen des frühkindlichen Autismus belegen kann. Verweigerung von Veränderungen So wichtig die Forschung für ein besseres Verständnis des Syndroms auch sein mag, so lassen sich doch keine theoriegeleiteten Ansätze für eine Förderung autistischer Kinder daraus ableiten. So unterschiedlich sich die ursächlichen Faktoren für das Syndrom darstellen, so vielfältig und jeweils am einzelnen Kind ausgerichtet müssen die pädagogischen und therapeutischen Ansätze sein. SPZ Graz Sprachheilschule Keine Angst vor normalen Gefahren zusammengestellt von SOL Eva Bernat Zum Verständnis von Autismus Autismus und Krankheiten des Autistischen Spektrums Kein Kind mit Autismus verhält sich gleich wie ein anderes Kind mit der gleichen Diagnose. Jeder Fall ist einzigartig, weil Autismus ein Spektrum von Erkrankungen darstellt mit einer weiten Vielfalt von mild bis schwer ausgeprägten charakteristischen Symptomen. Der Begriff dieses Spektrums hat sich aus dem gesteigerten Studium und der Erforschung dieser Krankheit ergeben, die ursprünglich viel enger gesehen wurde. Dank des zunehmenden Bewusstseins und Wissens über die Erkrankung erhalten immer mehr Kinder die Unterstützung und sozialen Leistungen, die sie für die Bewältigung ihrer lebenslangen, durchgreifenden Erkrankung benötigen. Sammelbegriff „ Autistisches Spektrum“ Es gibt 5 Diagnosen unter diesem Sammelbegriff: das autistische Krankheitsbild (zurückgezogenes Verhalten, unübliches Sozialverhalten, Probleme mit der sprachlichen Kommunikation, repetitive Verhaltensweisen, Unfähigkeit zu Phantasiespielen) Diagnose Asperger`s Syndrom (dieselben Allgemeinsymptome, aber eine gut entwickelte Sprache und einen normalen od. nahezu normalen IQ) atypischer Autismus (wenn ein Kind nicht eindeutig die Kriterien der anderen Diagnosen erfüllt, jedoch Zeichen einer schweren Entwicklungsstörung mit autistischen Symptomen aufweist) Rett Syndrom (nur bei Mädchen; entwickeln sich zuerst normal und verlieren ab dem 6. bis 18. Lebensmonat sprachliche und motorische Fähigkeiten wieder) Childhood Disintegrative Disorder (normale Entwicklung bis zum 2. Lebensjahr und ab dann rapider Verlust bereits erworbener Fähigkeiten; üblicherweise zwischen dem 36. und 48. Lebensmonat – kann aber auch bis zum 10. Lebensjahr erfolgen) SPZ Graz Sprachheilschule zusammengestellt von SOL Eva Bernat Früherkennung Meist vergeht viel Zeit zwischen den ersten Beobachtungen, die die Eltern beunruhigen, und der Autismus-Diagnose (letztere frühestens im 3. oder 4. Lebensjahr des Kindes). Dies hat seinen Grund zum Teil in den Eigenarten des autistischen Krankheitsbildes: - Die Merkmale, deren Verknüpfung das autistische Syndrom ausmacht, sind für sich genommen unspezifisch. Sie kommen auch bei anderen Krankheitsbildern und z.T. bei gesunden Kindern vor. - Die Symptome verändern sich im Verlauf der Entwicklung, und die schwerwiegenden Symptome zeigen sich in der Regel erst im 3. oder 4. Lebensjahr. Da sich das Syndrom über Jahre entwickelt, ist man auf die Beobachtung des Verlaufs angewiesen. Die Diagnose kann daher zunächst nur eine Verdachtsdiagnose sein. - Manche, oft gerade die intelligenteren Kinder, können ihre Defizite besser kompensieren und haben daher keine so eindeutige Symptomatik. - Ein Kind mit Autismus kann eine erreichte Fähigkeit wieder verlieren oder entwickelt sie nicht weiter. Ein weiterer Grund für diese große Zeitspanne ist, dass - u.a. wegen der Seltenheit autistischer Störungen - viele Fachkräfte (ärztliche und soziale Dienste) zu wenig über dieses Krankheitsbild informiert sind und daher nicht gezielt auf entsprechende Verdachtsmomente achten. Auch haben viele Ärzte Bedenken, sich und damit das Kind zu früh auf diese Diagnose festzulegen. Eine möglichst frühe Diagnose ist jedoch wichtig für den Entwicklungsverlauf autistischer Kinder. Durch einen rechtzeitigen Behandlungsbeginn kann man jeweils im Rahmen der durch die Störung vorgegebenen Grenzen Entwicklungsverzögerungen und sekundären Schäden vorbeugen. Außerdem ist für die Eltern der Umgang mit ihrem Kind leichter, wenn sie frühzeitig über die Natur der Störung informiert sind. SPZ Graz Sprachheilschule zusammengestellt von SOL Eva Bernat Diagnostik Vorgehen und Ziele Um die Diagnose Autismus zu stellen, müssen jeweils mehrere Symptome in den jeweiligen Verhaltensbereichen vorhanden sein. Je mehr charakteristische Symptome zu beobachten sind, umso sicherer ist die Feststellung des autistischen Syndroms. Es gibt verschiedene Richtlinien, mit deren Hilfe man die Diagnostik zu systematisieren versucht. Die wichtigsten sind die Leitlinien der Klassifikationsschemata ICD-10 und DSM-IV, die sich inhaltlich weitgehend entsprechen. Die neu erschienenen "Leitlinien zur Diagnostik und Therapie von psychischen Störungen im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter" (herausgegeben von den drei kinder- und jugendpsychiatrischen Fachverbänden) enthalten ausführliche Hinweise zur Klassifikation, störungsspezifischen Diagnostik, multiaxialen Bewertung und zu Behandlungsmaßnahmen für autistische Störungen und andere tiefgreifende Entwicklungsstörungen. Bei der Untersuchung werden möglichst umfassend Verhalten, Erleben und Entwicklungsmöglichkeiten des Kindes beurteilt, um die Diagnose zuverlässig stellen und eine auf die individuellen Bedürfnisse und Möglichkeiten abgestimmte Therapie planen zu können. Die Untersuchung stützt sich auf mehrere Komponenten: - eine gründliche Erhebung der Vorgeschichte und Abklärung der jeweiligen Problematik im Gespräch mit den Eltern; - eine Verhaltensbeobachtung (wiederholt bzw. über einen längeren Zeitraum); - eine körperliche und neurologisch-psychiatrische Untersuchung; - eine psychologische Untersuchung (in den Bereichen Wahrnehmung, Sozialverhalten, Sprache, Motorik, intellektuelle Fähigkeiten). SPZ Graz Sprachheilschule zusammengestellt von SOL Eva Bernat EMPFEHLUNGEN Die diagnostischen Möglichkeiten vor allem im Bereich der Frühdiagnostik sollten ausgebaut werden. Dies beinhaltet im Wesentlichen folgende Maßnahmen: werden, in welchen das erforderliche diagnostische Wissen und entsprechende Erfahrung vorhanden ist. Das können spezielle AutismusZentren sein oder solche, in denen die autistischen Störungen besonders berücksichtigt werden. Sie können sowohl direkt von den Eltern als auch von Ärzten und anderen Einrichtungen konsultiert werden, wenn diese unsicher sind, ob ihnen vorgestellte Kinder autistisch sind. Adressaten dieser Empfehlung sind die Sozialministerien und die Kostenträger der Sozialhilfe. Kinder mit der Verdachtsdiagnose "Autismus" sollten möglichst frühzeitig an solche auf autistische Störungen spezialisierte Zentren überwiesen werden. Diese Empfehlung richtet sich an Ärzte und andere Berufsgruppen, die zur Früherkennung beitragen könnten. Die Angehörigen der Berufsgruppen, die typischerweise zu einem frühen Zeitpunkt mit Kindern mit Autismus in Kontakt kommen und zur Früherkennung beitragen könnten (Ärzte - insbesondere Kinderärzte -, Psychologen, Pädagogen und Erzieher, Eltern, offizielle Stellen wie z.B. Gesundheitsämter), sollten gezielt über die Kennzeichen der autistischen Störungen und die Bedeutung von Frühfördermaßnahmen informiert werden. Dies betrifft in besonderem Maße die Ärzte. Diese Empfehlung richtet sich an alle Aus- und Fortbildungseinrichtungen für medizinisches und sozialpädagogisches Personal. Die Frühsymptomatik der autistischen Störungen sollte in die Symptomliste für die Vorsorgeuntersuchungen der Kinderärzte aufgenommen werden. Adressaten dieser Empfehlung sind die Kassenärztliche Vereinigung und der Verband der Kinderärzte. SPZ Graz Sprachheilschule zusammengestellt von SOL Eva Bernat Therapie und Frühförderung Allgemeine Prinzipien therapeutischer Arbeit Aufgrund therapeutischer Erfahrungen und des heutigen Wissens über die möglichen Ursachen autistischer Störungen haben sich folgende allgemeine Grundsätze für die therapeutische Arbeit als sinnvoll erwiesen: Die Therapie ist pragmatisch auszurichten im Sinne einer Integration und der Ermöglichung eines weitgehend selbständigen Lebens. Eine streng ursachenbezogene Therapie bzw. völlige Behebung der kognitiven und emotionalen Auffälligkeiten ist nach heutigem Wissen noch nicht möglich und auch vorerst nicht zu erwarten. Fortschritte lassen sich aber in allen Entwicklungsbereichen erzielen. Eine von Leistungsdefiziten und Verhaltensstörungen unabhängige Akzeptanz und Wertschätzung ist die Voraussetzung für ein konstruktives therapeutisches Arbeitsbündnis. Nur wenn dem Kind mit Autismus zuverlässig positive Beziehungserfahrungen vermittelt werden, kann es seine Abwehr und Verweigerung aufgeben und sich für Förderanregungen öffnen. Ein mehrdimensionaler therapeutischer Ansatz ist notwendig, weil die autistischen Störungen aus einer Vielzahl von Ursachen resultieren und alle Entwicklungsbereiche mehr oder weniger gestört sind. Die Integration psychologischer, pädagogischer, sozialer und medizinischer Erkenntnisse und Maßnahmen in ein ganzheitliches Konzept und die Kooperation der verschiedenen Berufsgruppen verringert die Gefahr, Teilaspekte einseitig zu gewichten oder aber zu vernachlässigen. Die Zusammenarbeit der Therapeuten mit den Eltern und Betreuern erleichtert Menschen mit Autismus die Übertragung des Gelernten auf den Alltag. Die Eltern erfahren, in welcher Weise das Kind beeinträchtigt ist und wie pädagogische und therapeutische Prinzipien in der häuslichen Umgebung einzusetzen sind. Jedoch sind die Eltern nicht in erster Linie Kotherapeuten, sondern werden als Eltern sowie als Förderer der kindlichen Entwicklung und als Partner in einer gemeinsamen Arbeit respektiert, an der die Fachleute mit Verständnis und Fachwissen und zur Entlastung beteiligt sind. Der Behandlungsplan ist an den individuellen Voraussetzungen des therapiebedürftigen Kindes und an den örtlich vorhandenen Möglichkeiten auszurichten; er soll für das Kind, für die Familie und für den Therapeuten zumutbar sein. Ob mehrere gleichzeitige Maßnahmen oder ein rascher Wechsel der Behandlungsart als förderlich einzuschätzen sind, ist unter eingehender Berücksichtigung der Besonderheiten des Einzelfalles zu entscheiden. SPZ Graz Sprachheilschule zusammengestellt von SOL Eva Bernat Als Behandlungsdauer der schwerwiegendsten Form der tiefgreifenden Entwicklungsstörungen sind nicht Monate, sondern Jahre einzuplanen. Das wohlmeinende Bemühen der Therapeuten und/oder Beziehungspersonen um einen raschen Behandlungserfolg kann vom Kind leicht als mangelnde Akzeptanz seines Entwicklungsstandes bzw. seiner Besonderheiten erlebt werden. Erwartungsdruck kann Entwicklungsfortschritte eher verhindern als beschleunigen. Die qualifizierten speziellen Einrichtungen, in denen die Behandlung durchgeführt wird, sollten nach Behandlungsabschluss auch für Krisenintervention und Nachbetreuung zur Verfügung stehen. SPZ Graz Sprachheilschule zusammengestellt von SOL Eva Bernat Therapieverfahren Die Reihenfolge bzw. Auswahl der hier genannten Behandlungsansätze soll keine Bewertung ausdrücken. Lerntheoretisch begründete verhaltenstherapeutische Verfahren waren lange Zeit die vorwiegend angewandten Behandlungsmethoden bei autistischen Störungen. Sie sind auch heute noch weit verbreitet. Auf der Grundlage einer ausführlichen Verhaltensdiagnostik wird ein Therapieplan erstellt, der die Bereiche und Strategien der Verhaltensänderungen definiert. Verhaltensorientierte, direkte und strukturierte Behandlungsmethoden können Erfolge erbringen, z.B. im Bereich Selbständigkeit oder Sprechen. Ein hoher Grad raumzeitlicher Strukturierung des Lernfeldes und entsprechend klar strukturierte Kooperations- und Kommunikationsangebote sind zwar gerade im pädagogischen Bereich bis hin zur beruflichen Eingliederung wichtig und sinnvoll. Allerdings bleiben bei zu starkem Gewicht auf dem Trainingsaspekt die Erfolge eher oberflächlich, wenn man die individuelle Entwicklung und Hintergründe außer Acht lässt. Es besteht die Gefahr, dass ein solches Training die Kommunikation eingrenzt, dass Gelerntes nicht auf neue Situationen übertragen wird und spontanes Verhalten sowie das Interesse, am Leben in der Gemeinschaft teilzunehmen, nicht gefördert wird. Im lerntheoretisch fundierten TEACH-Programm (Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped Children) zur Behandlung und Förderung von autistischen und damit verwandten Kommunikationsstörungen werden insbesondere durch individuelle Strukturierung der räumlichen und zeitlichen Umwelt, der Aufgabenstellung und Handlungsplanung, die Schwächen der autismusspezifischen Wahrnehmungsverarbeitung kompensiert, und die Kommunikation wird mit gezieltem Einbezug alternativer Kommunikationsmittel (Bilder, Fotos, Gebärden, Symbole) unterstützt. Körperbezogene Therapieansätze umfassen zahlreiche, jeweils unterschiedlich begründete Verfahren, die körperliche Funktionen vorrangig in die Behandlung einbeziehen, um neue, positive Verhaltensweisen und intensivierte Beziehungsaufnahme zu bewirken. Der funktionale Ansatz (sensorische lntegrationstherapie) geht von der gestörten Wahrnehmungsverarbeitung aus und fördert gezielt die Verknüpfung der verschiedenen Sinnesleistungen mit dem Ziel einer besser koordinierten Wahrnehmung des Selbst und der Umwelt, was zu einer verbesserten wechselseitigen Anpassung führt. Die Entwicklungsförderung nach Delacato legt das Schwergewicht darauf, Entwicklungsstufen nachzuholen. Dieses Konzept birgt die Gefahr, Kinder und Familien zu überlasten. Hörwahrnehmungsorientierte audiosensorische Ansätze gehen davon aus, dass vorwiegend eine gestörte Verarbeitung akustischer Reize die autistische Störung verursacht und ein kompensatorisches Hörtraining positive Veränderungen bewirken kann. SPZ Graz Sprachheilschule zusammengestellt von SOL Eva Bernat Integrative Körpertherapie soll vom Körper ausgehend als "ganzheitlicher" Ansatz die Gesamtpersönlichkeit fördern; hervorgehoben wird die Bedeutung der emotionalen Erfahrung (Wärme, Verständnis, Geborgenheit). Die Basistherapie fokussiert die Zielsetzungen: Sensibilisierung, Beziehungsaufbau, Entspannung (auch für Aggressionsaufbau und -abbau). Der Halteansatz ("Forced Holding") setzt sich über den Widerstand von Kindern mit Autismus gegen Nähe und Körperkontakt hinweg. Das Festhalten, das solange durchgeführt wird, bis das Kind seinen Widerstand aufgibt, soll die Angst vor Nähe beseitigen. Diese dem "Flooding" (einer verhaltenstherapeutischen Methode zur Behandlung von Ängsten) verwandte reizüberflutende Vorgehensweise kann jedoch zu einer Zunahme aggressiver Gefühle und Handlungen des gewaltsam gehaltenen Kindes führen. Tiefenpsychologisch fundierte Behandlung des Autismus geht heute nicht mehr von der Annahme einer primär psychogenen (seelisch bedingten) Störung aus, sondern basiert auf der Einsicht, dass infolge der frühkindlichen Wahrnehmungsverarbeitungsstörung auch die Entwicklung sozialer Beziehungen tiefgreifend gestört wird. Das Kind mit Autismus fühlt sich nicht sicher und geborgen, denn aufgrund seiner zentralen Verarbeitungsstörung kann es seine Beziehungspersonen zunächst nicht als Helfer und Beschützer wahrnehmen. Deshalb leistet es Widerstand gegen (verunsichernde) Veränderungen und versucht, seine Ängste durch zwanghafte Beschäftigung mit gut kontrollierbaren sicherheitsspendenden dinglichen Objekten zu bewältigen. Individuell störungsangepasste therapeutische Kommunikationsund Beziehungsangebote sollen menschenbezogene Überforderungen kompensieren, weil emotionale, geistige und sprachliche Entwicklung nur in beziehungsabhängigen Austausch- und Lernprozessen den Anlagen entsprechend voranschreiten kann. Ergotherapie ist keiner bestimmten theoretischen Richtung verpflichtet. Vielseitige Beschäftigungsangebote (Arbeiten mit verschiedenen Materialien, Malen, Musik) unter Berücksichtigung vorhandener Begabungen bieten Fördermöglichkeiten vor allem bei geringeren Ausprägungsgraden der autistischen Störung im Kindesalter und als flankierende Maßnahme bei Erwachsenen. Kreative Verfahren wie z.B. Musiktherapie und Tanztherapie bieten durch ihr nonverbales Kommunikationsspektrum Fördermöglichkeiten vor allem bei erheblichen Retardierungen und Sprachstörungen. Viele Kinder mit Autismus besitzen trotz ihrer Beeinträchtigungen außergewöhnliche musikalische Begabungen. Anthroposophische Heilpädagogik bemüht sich in Diagnostik und Therapie um ganzheitlichen Zugang zu der individuellen Entwicklungsproblematik. Fachübergreifend wird medizinische und soziale Förderung gemäß der jeweiligen Entwicklungssituation angeboten. Die therapeutischen Angebote enthalten ausgewählte Elemente aus heilpädagogischen Übungen und künstlerischen Therapien (unter Einbezug von Eurythmie, Musik, Malen, Modellieren, Sprache) sowie Behandlungen mit Heilmitteln aus der anthroposophisch erweiterten Medizin. Neben der therapeutischen und SPZ Graz Sprachheilschule zusammengestellt von SOL Eva Bernat schulischen Arbeit in Tagesschulen kann auch die Gestaltung eines strukturierten Lebensraumes in einer therapeutischen Lebensgemeinschaft (z.B. Heimsonderschule, Sozialtherapeutische Lebensgemeinschaft) eine tragende Rolle übernehmen. Facilitated Communication (Gestützte Kommunikation, FC) ist eine Trainingsmethode, die bei schweren Kommunikationsbeeinträchtigungen und neuromotorischen Störungen eine Möglichkeit bietet, sich ohne Lautsprache mitzuteilen. Ursprünglich zielte die Gestützte Kommunikation hauptsächlich darauf ab, dass ein Helfer (facilitator) den in seiner Kommunikation eingeschränkten Menschen an der Hand, am Arm oder an der Schulter stützt, während dieser auf eine Buchstabentafel oder eine Buchstabentastatur zeigt bzw. tippt, um sich Buchstabe für Buchstabe in Worten oder Sätzen auszudrücken. Während des Stützens darf nicht bei der Auswahl von Buchstaben geholfen werden, die Stützung soll schrittweise weitest möglich zurückgenommen werden. Inzwischen ist es ein Anliegen der Gestützten Kommunikation geworden, auch andere Methoden der lautsprachunabhängigen alternativen und multimodalen "Unterstützenden Kommunikation" (Augmentative and Alternative Communication, AAC) zu integrieren. Das bedeutet, dass außer den Schriftzeichen vermehrt Körpersprache und Gebärden in die Kommunikation einbezogen sowie Fotos, Bilder und Symbole als Bedeutungsträger genutzt werden. Neben der elektronischen Kommunikationshilfe Computer hat im Zuge der technischen Weiterentwicklung der "Talker" an Verbreitung gewonnen, der Tastendruck in Lautsprache transformiert. Psychopharmakologische Behandlung Pharmakotherapie kann andere therapeutische Maßnahmen nicht ersetzen. Als Ergänzung hat sich unterstützende Medikation bei manchen Störungskonstellationen jedoch als unverzichtbar erwiesen, insbesondere bei massiver Angst-, Aggressions- oder Selbstverletzungsproblematik und dann, wenn es nicht gelingt, die häufig erforderlichen aufwendigen sozialen Rahmenbedingungen zu realisieren. Die Diagnose "Autismus", die sich auf Störungen der sozialen Interaktion und der Kommunikation und auf eingeschränktes, repetitives Verhalten bezieht, bedeutet keine zwingende Indikation für eine psychopharmakologische Behandlung. Auch gibt es bislang keine auf die "Kernstörungen" des Autismus bezogene, spezifisch pharmakologische Behandlung. Es sind vielmehr die - z.B. im Rahmen der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10) als unspezifische Probleme bei "Autismus" aufgeführten - Begleitsymptome wie Befürchtungen, Phobien, Schlaf- und Essstörungen, Wutausbrüche und Aggressionen, die einen Einsatz von Psychopharmaka notwendig machen können, wenn alternative Behandlungsansätze (Psychotherapie, Sozial-, Milieutherapie, heilpädagogische Maßnahmen) keinen zufriedenstellenden Erfolg zeigen. In der Praxis sind es in erster Linie aggressive Verhaltensweisen, die die Frage bzw. Forderung nach einer psychopharmakologischen Behandlung entstehen SPZ Graz Sprachheilschule zusammengestellt von SOL Eva Bernat lassen. In zweiter Linie geht es um Schlaf- und Essstörungen, seltener um depressive oder Angststörungen. Vor Einleitung einer psychopharmakologischen Behandlung sollte in allen Fällen der Versuch einer diagnostischen Zuordnung unternommen werden: gibt es Anzeichen dafür, dass eine psychotische Symptomatik vorliegt? Stehen affektive, d.h. manische oder depressive Symptome im Vordergrund? Liegt eine Störung der Impulskontrolle vor? Zusätzlich sollte das "Bedingungsgefüge" einer aufgetretenen Störung abgeklärt werden: gab es im sozialen Umfeld einschneidende Änderungen (z.B. einen Wechsel von Bezugspersonen)? Liegt möglicherweise eine entwicklungsbedingte Störung vor (z.B. im Zusammenhang mit der Pubertät)? Sind körperliche Ursachen (z.B. Anfallsleiden) eindeutig auszuschließen? Gibt es nach Klärung dieser Fragen keine Alternative zum Einsatz von Psychopharmaka, dann orientiert sich deren Einsatz pragmatisch an Zielsymptomen bzw. im Sinne einer Verdachtsdiagnose an einem vermuteten psychiatrischen Störungsbild. Für kurzzeitige Kriseninterventionen bei Anspannung, Erregung, Angst und Aggressionen können Benzodiazepine geeignet sein, deren langfristige Anwendung jedoch auf Grund ihres Abhängigkeitspotentials einer sorgfältigen Abwägung bedarf. Medikamente aus der Gruppe der Antikonvulsiva (Carbamazepin, Valproat) haben sich auch bei krankhaft aus-geprägten Stimmungsschwankungen (für die auch Lithiumpräparate eingesetzt werden können) und bei Störungen der Impulskontrolle, vor allem aggressiven Verhaltensweisen bewährt. Bei Hinweisen auf depressive Störungen - die bei autistischen Menschen häufig übersehen werden, weil das damit verbundene "Rückzugsverhalten" u.U. als sozial angepaßt erlebt wird - ist der Einsatz antidepressiv wirksamer Medikamente zu überlegen. Hier stehen bewährte, sogenannte tri- und tetrazyklische Antidepressiva zur Verfügung, die auf den Noradrenalin- und Serotoninstoffwechsel des Gehirns einwirken, sowie die sog. SerotoninWiederaufnahme-Hemmstoffe (SSRI), die gezielt auf die SerotoninWiederaufnahme wirken. In neueren Untersuchungen werden den SSRI neben der erwiesenen antidepressiven Wirkung eine Reihe zusätzlicher Effekte (gegen Zwänge, Ängste, Aggressionen) zugesprochen, die aber wissenschaftlich noch nicht ausreichend abgesichert sind. Medikamente aus der Gruppe der Neuroleptika gehören zu den am häufigsten eingesetzten Psychopharmaka bei Menschen mit geistiger Behinderung. Mit Hinblick auf mögliche Nebenwirkungen sollte ihr Einsatz jedoch kritisch und zurückhaltend erfolgen. Die erhöhte Empfindlichkeit von Menschen mit hirnorganischer Schädigung gegenüber Nebenwirkungen und deren mögliche "Maskierung" als psychische Störung (Aggressions- und Unruhezustände) setzen beim Einsatz bei Menschen mit Autismus große Erfahrung im Umgang mit Psychopharmaka, besonders Neuroleptika, voraus. Neuentwickelte Neuroleptika (z.B. Risperidon, Olanzapin, Quetiapin, Amisulprid und das atypische Neuroleptikum Clozapin) zeichnen sich durch ein verringertes Risiko für die Entstehung der Nebenwirkungen aus, die die Betroffenen am stärksten beeinträchtigen, die sogenannten extrapyramidalen Nebenwirkungen. Sie sollten daher bei Unverträglichkeit bevorzugt eingesetzt werden. SPZ Graz Sprachheilschule zusammengestellt von SOL Eva Bernat Forschung Entscheidende Fortschritte in der Behandlung von Menschen mit Autismus werden sich nur ergeben, wenn es gelingt, die Ursachen dieser tiefgreifenden Störung aufzudecken. Hierzu ist eine intensive Forschungstätigkeit notwendig. Sie darf sich aber nicht nur auf die Ätiologie und die Grundlagenforschung erstrecken, sondern muss ebenso die Therapie-, Interventions- und Verlaufsforschung beinhalten. Denn nur sie wird es eines Tages erlauben, die Wirksamkeit spezifischer Förderungsansätze und Behandlungsmethoden besser zu beurteilen. Im Einzelnen besteht ein dringender Forschungsbedarf in folgenden Bereichen: (1) Genetische Hintergründe autistischer Störungen: Seit Familien- und Zwillingsstudien gezeigt haben, dass, zumindest bei der Genese des frühkindlichen Autismus, auch genetische Faktoren eine wichtige Rolle spielen können, interessiert man sich immer stärker für die dabei wirksamen Mechanismen. Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen autistischen Störungen und dem fragilen X-Syndrom sind wichtig, seit man letzteres molekulargenetisch sicher nachweisen kann. In den letzten Jahren hat sich der Schwerpunkt der Erforschung autistischer Störungen von formalgenetischen zu molekulargenetischen Untersuchungen verlagert mit allen auch bei anderen vergleichbaren Krankheitsbildern vorhandenen ethischen Implikationen. Es werden bereits mehrere Genorte eingegrenzt, jedoch konnten noch keine Gene identifiziert werden. Man nimmt an, dass an der Verursachung des Autismus mehrere Gene beteiligt sind. (2) Bedeutung von Hirnfunktionsstörungen und Hirnschädigungen: In einer Reihe von Untersuchungen wurden hierzu folgende Veränderungen nachgewiesen: - häufiges Vorkommen autistischer Störungen bei anderen Erkrankungen mit einer Beeinträchtigung der Hirnfunktion; - strukturelle Abnormitäten verschiedener Hirnregionen, einschließlich der Hemisphärenasymmetrie; - EEG-Auffälligkeiten unterschiedlicher Art und Lokalisation; - abnorme evozierte Potentiale. Mit Hilfe bildgebender Verfahren wird es möglich sein, die funktionellen und strukturellen Besonderheiten im Gehirn von Menschen mit Autismus genauer zu untersuchen und zu lokalisieren. Da die Funktion der verschiedenen Hirnregionen auch das Verhalten beeinflusst, ist zu erwarten, dass aus derartigen Untersuchungen wichtige Erkenntnisse über die Hintergründe autistischen Verhaltens zutage gefördert werden. SPZ Graz Sprachheilschule zusammengestellt von SOL Eva Bernat (3) Biochemische und immunologische Besonderheiten: Auch biochemische Besonderheiten (z.B. Erhöhung bestimmter Endorphine im Liquor, Erhöhung des Adrenalin- und Noradrenanalinspiegels im Plasma) sowie Autoantikörper gegen Serotoninrezeptoren wurden bei Patienten mit Autismus gefunden. Diese Hinweise sollten Anlass sein, die biochemisch-immunologische Forschung zu intensivieren. (4) Störungen kognitiver Prozesse und der Sprachentwicklung: In zahlreichen Untersuchungen wurden kognitive Auffälligkeiten und Störungen der Sprachentwicklung von Kindern mit Autismus nachgewiesen. Insbesondere fällt es diesen schwer, sich vorzustellen bzw. wahrzunehmen, dass andere Menschen andere seelische Befindlichkeiten aufweisen können als sie selbst. Das Zustandekommen dieses Befundes ist noch nicht geklärt. (5) Störungen der affektiven Entwicklung: Sowohl das Verständnis von Gefühlsregungen als auch das Äußern von Emotionen fällt Menschen mit Autismus außerordentlich schwer. Viele scheinen ein spezielles Verarbeitungsdefizit für emotionale Zusammenhänge zu haben, welches ihre Anpassung an eine normale Lebensumwelt bedeutsam erschwert. Insofern ist es äußerst wichtig, auch das Zustandekommen dieses Defizits im Verlaufe der Entwicklung zu untersuchen. (6) Intervention und Therapie: Sowohl Kurzzeitinterventionen als auch mittel- bis langfristig anzuwendende Behandlungsmethoden sind noch nicht hinreichend auf ihre Wirksamkeit untersucht. Vor allem verleiten nicht überprüfte Außenseitermethoden zahlreiche Eltern von Kindern mit Autismus zu kostenintensiven und in ihrer Wirksamkeit nicht einschätzbaren Behandlungen. Von daher muss der Therapieforschung eine hohe Priorität beigemessen werden. Auch wenn eine kausale Behandlung der meisten autistischen Störungen noch in weiter Ferne liegt, so muss doch der Versuch unternommen werden, die Wirksamkeit therapeutischer Maßnahmen zu überprüfen. Hierzu gehört auch die medikamentöse Behandlung. (7) Verlauf und Prognose: Die bisher vorliegenden Untersuchungen zum Verlauf und zur Prognose autistischer Syndrome lassen noch viele Fragen offen. Insbesondere ist die prognostische Bedeutung unterschiedlicher Einflüsse in den verschiedenen Altersstufen noch unklar. Von daher kommt den Langzeituntersuchungen auch in der Zukunft eine hohe Bedeutung zu. Die hier keineswegs vollständig skizzierten dringenden Forschungsvorhaben sind nicht durch Gelegenheitsforschung einzelner engagierter Wissenschaftler zu bewältigen. Sie erfordern vielmehr eine institutionelle Verankerung und eine angemessene finanzielle Förderung. SPZ Graz Sprachheilschule zusammengestellt von SOL Eva Bernat Soziale Eingliederung Die schulische Situation von Kindern mit Autismus unterscheidet sich in den einzelnen Bundesländern erheblich. Sie ist jedoch, abgesehen von wenigen positiven Ausnahmen, insgesamt unbefriedigend. Kinder bzw. Jugendliche mit Autismus sind in allen Schularten zu finden. Dabei werden verschiedene Wege gegangen: Unterricht in kleinen Gruppen, in Spezialklassen an unterschiedlichen Sonderschulen, Einzelintegration in Sonderschulen sowie Einzelintegration in Grundschulen, Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien. So viele Kinder mit Autismus wie möglich sollten integriert werden. Die schulische Integration ist für das Kind mit Autismus von großer Bedeutung, da es ihm die Chance gibt, soziale Anregungen und Entwicklungsanreize durch das gemeinsame Lernen mit nicht autistischen Kindern zu erhalten und sich im sozial-emotionalen Bereich weiterzuentwickeln. Die Kinder sind wegen ihrer autistischen Verhaltensweisen oft nicht gruppenfähig und sprengen daher den Rahmen in vielen Schulen, wenn keine spezielle Unterstützung gewährt wird. Für die schulische Integration sind geeignete Bedingungen erforderlich. Modellprojekte haben gezeigt, dass kleinere Klassen den besonderen Problemen besser gerecht werden. Die große Bandbreite der Störungen bei Kindern und Jugendlichen mit Autismus erfordert eine entsprechende Vielfalt des pädagogischen Förderangebots. Es ist nicht zu verantworten, dass Kindern mit Autismus trotz guter intellektueller Fähigkeiten nur wegen ihrer autismusspezifischen Probleme die Aufnahme an einer allgemeinen Schule verwehrt wird. Genau so wenig ist zu rechtfertigen, dass schwächer begabte Kinder mit Autismus auf Grund der gleichen Schwierigkeiten aus einer Sonderschule ausgeschult werden. SPZ Graz Sprachheilschule zusammengestellt von SOL Eva Bernat EMPFEHLUNGEN Kinder mit Autismus haben in jedem Fall im Rahmen der Schulpflichtgesetze auch ein Recht auf angemessene schulische Förderung in Wohnortnähe. Was bislang in Modellversuchen erprobt wurde und sich als praktikabel und durchsetzbar erwiesen hat, muss Eingang in die Schulpraxis finden. Diese Empfehlung richtet sich an die Schulbehörden. Eine effektive und den Schwierigkeiten angemessene schulische Förderung sollte folgende Voraussetzungen erfüllen: Überprüfung des individuellen Entwicklungsstandes auf dem Hintergrund des bisherigen Entwicklungsverlaufes (Verlaufsdiagnostik und spezielle Wahrnehmungsdiagnostik; ggf. unter Verwendung geeigneter Testverfahren); Einbeziehung der Eltern und des betreuenden Personenkreises; Aufbau einer tragfähigen Beziehung; Eingehen auf die grundsätzliche, autismusspezifische Problematik der Kinder sowie auf ihre individuellen Stärken und Schwächen; Gestaltung individueller Förderpläne und Lehrpläne; Erstellen geeigneten didaktischen Materials; Einbettung bestimmter didaktischer Prozesse (z.B. Erlernen von Kulturtechniken) in das Gesamtförderungskonzept. Weiterhin sind Bedingungen erforderlich wie: stärkere Durchlässigkeit des Schulsystems, kleine Klassen, Einsatz qualifizierter Lehrer, angemessene Lehrer-Schüler-Relation, Rückzugsmöglichkeiten für die Kinder, Fortbildung und Beratung der Lehrer, begleitende Bezugsperson in Unterricht und Pausen. SPZ Graz Sprachheilschule zusammengestellt von SOL Eva Bernat