Herbert Fallscheer Gummibärchen – eine anschauliche Darstellung von Energie in elektrischen Systemen innerhalb des NWA-Unterrichts Zielgruppe: Klassenstufe 5 bis 8. Lernziele: Die Schülerinnen und Schüler entwickeln Vorstellungen zu den Begriffen: Spannung und Stromstärke. Am Ende der Unterrichtseinheit sind diese Begriffe in der Denkstruktur der Schüler verankert und die Schüler können diese argumentativ verwenden. Die Schülerinnen und Schüler lernen das Denken in Modellen an einem Beispiel. Die folgenden Lernziele sind für die Klassenstufen 7 und 8 gedacht. Die Schülerinnen und Schüler können Spannung und Stromstärke messen und können die entsprechende Schaltungsart begründen. Die Schülerinnen und Schüler können die Gesetzmäßigkeiten für Reihen- und Parallelschaltung herleiten und begründen. Unterrichtsinhalte: Einfacher Stromkreis (am Beispiel der Taschenlampe). Denken in Modellen Reihen- und Parallelschaltung Einführung des Begriffes elektrische Spannung. Einführung des Begriffes Elektronenstrom (Stromstärke). Vorbemerkungen Bei Gummibärchen hat fast jede Schülerin und fast jeder Schüler positive Assoziationen. Dadurch führt dieses ungewöhnliche Unterrichtsmedium umgehend zu einer durchweg positiven emotionalen Lernatmosphäre. Mit geringem Aufwand werden auf diese Weise positive Rahmenbedingungen geschaffen, die im Sinne der Lernpsychologie unabdingbare Voraussetzungen für nachhaltiges Lernen sind. Seite 1 von 10 1 Das Gummibärchenmodell ist der Versuch die Festlegung „Spannung = Arbeit/Ladung“ auf der enaktiven Ebene umzusetzen. Die Umsetzung auf der enaktiven Ebene greift die Begriffe aus der entsprechenden bildlichen Darstellung auf (Energie und Elektron). Die Spannung wird der Abbildung entsprechend festgelegt: Spannung = Energie pro Elektron. Der einfache Stromkreis und das Gummibärchenmodell Dem Einsatz des Gummibärchenmodells geht die konkrete Erfahrung mit dem einfachen Stromkreis voraus. Diese ist in den Klassenstufen 5 bis 8 realisierbar (abhängig von den entsprechenden Bildungsplänen). Die Schülerinnen und Schüler bauen einen einfachen Stromkreis auf, bestehend aus Energiequelle und einer Lampe. auf. Die Frage „Wie stellt ihr euch die Vorgänge in den Kabeln vor?“ regt erste Vorstellungen an. Nachdem die Erkenntnis/Information, dass Energie (der Energiebegriff wird propädeutisch verwendet) von der Quelle zur Lampe transportiert wird, deutlich wurde, stellt sich eine weitere Frage: Wie können wir uns den Energietransport vorstellen? Die Gummibärchen helfen an dieser Stelle als sichtbare Energie. Praktischer Hinweis: Aus hygienischen Gründen verwende ich die von Haribo angebotenen Kleinstpackungen. Als Energiequelle kommt die Schülerin Eva dazu und als Lampe Schüler Uwe. Eva und Uwe werden ziemlich weit voneinander entfernt aufgestellt und ihre Rolle wird kenntlich gemacht, entweder durch großflächige selbstklebende Etiketten, die mit „Energiequelle“ bzw. „Lampe“ beschriftet werden und die sich die Schüler (mit viel Hallo) auf die Stirn kleben, oder durch entsprechend beschriftete Kartons, die sie sich umhängen können. Durch diese Rollenzuteilungen verschiebt sich das Ausgangsproblem auf eine für die Schülerinnen und Schüler zugängliche Ebene. Demzufolge verändert sich die Fragestellung. Sie lautet jetzt: Wie kommen die Gummibärchen von Eva zu Uwe? In der folgenden Diskussion lernen die Schülerinnen und Schüler ganz nebenbei was es heißt, „Denken in Modellen“ bzw. hier „Denken im Modell“ zu praktizieren. Die Schülerantworten auf der „Gummibärchenebene“ werden mit den Erfahrungen beim Seite 2 von 10 2 elektrischen Stromkreis verglichen. Beispielhaft seien im folgendem stichwortartig zwei Schülerantworten und mögliche Entgegnungen genannt: „Werfen“ „Wären dann Kabel erforderlich?“ „Gibt es Beispiele für „geworfene“ Elektrizität?“ „Funken“... „Bringen“ „Wer bringt?“ „Gummibärchen brauchen jemand, der sie bringt bzw. transportiert.“ An dieser Stelle ergibt sich die Notwendigkeit einer weiteren Rollenzuteilung. Wir brauchen Schülerinnen und Schüler, welche die Gummibärchen von Eva zu Uwe transportieren. Der Lehrer gibt die Information, dass diese Schülerinnen und Schüler Elektronen genannt werden. Je nach Situation der Klasse werden bis zu 20 Schüler dafür ausgewählt und entsprechend kenntlich gemacht. Bei der konkreten Durchführung stellt sich sehr rasch die Frage: „Was machen die Schüler, die ihre Gummibärchen der Lampe abgegeben haben?“ Das führt zu der Einsicht, dass ein zweites Kabel im Stromkreis notwendig ist. Im zweiten Kabel laufen die Schülerinnen und Schüler (Elektronen) ohne Gummibärchen (Energie) zur Energiequelle zurück, um sich neue Energie zu holen. Im ersten Kabel haben die Elektronen Energie, die sie antreibt und die sie zur Lampe bringt. Schüler erhalten mit diesem Vorgehen erste energetische Vorstellungen vom elektrischen Stromkreis. Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang noch zwei Hinweise: 1. Durch das „Rollenspiel“ wird den Schülern körperliche Bewegung ermöglicht. Ein Aspekt, der in der Regel sehr positiv die Lernatmosphäre beeinflusst. 2. Durch die im „Rollenspiel“ übernommen Rollen identifizieren sich die Schüler sehr stark mit dem Inhalt. Diese Tatsache wirkt sich sehr positiv auf den Lernprozess aus. Erste Erfahrungen mit Reihen- und Parallelschaltung Mit diesen Vorstellungen lassen sich bereits erste Erfahrungen mit Parallel- und Reihenschaltung mit jeweils zwei gleichen Lampen anstreben. Bei jeweils gleicher Energiequelle lässt sich die Beobachtung, dass die parallelgeschalteten Lampen heller leuchten als die in Reihe geschalteten, folgendermaßen erklären. Größere Helligkeit bedeutet mehr Energie. An dieser Stelle stellt sich die Frage: Wie lässt sich dieser Energieunterschied erklären? Seite 3 von 10 3 Beim Nachstellen der Reihenschaltung wird deutlich, dass die erste Lampe nicht die ganze Gummibärchen-Energie eines Schüler-Elektrons bekommen kann, weil sonst die zweite Lampe ohne Energie und somit dunkel bleiben würde. Es ergibt sich die Folgerung: Gummibärchen-Energie kann aufgeteilt werden. Dabei gilt die Regel: (Gleiche) Schüler-Lampen bekommen gleichviel Gummibärchen-Energie. Dass es unterschiedliche Lampen gibt, ist den Schülern in der ersten Begegnung und Diskussion meist nicht bewusst und wird von mir an dieser Stelle nicht problematisiert. Die schwächere Helligkeit der in Reihe geschalteten Lampen lässt sich nun damit erklären, dass jeweils ein Schüler-Elektron seine Gummibärchen-Energie an zwei Schüler-Lampen gleichmäßig aufteilen muss. Durch das Nachstellen der Parallelschaltung stellt sich die Frage: Was machen die Elektronen an der Verzweigungsstelle? Eine Diskussion der möglichen Antworten in Kurzform: Alle Elektronen nehmen den kürzesten Weg. => Folge für die zweite Lampe? Sie erhält keine Energie und bleibt dunkel. => Widerspruch zum Versuch, also trifft die Antwort nicht zu. Elektronen teilen sich Lehrerinformation: Elektronen können sich nicht teilen. => Beim Rollenspiel gilt für die Elektronen bei dieser Schaltung das „Reißverschlusssystem“. Demzufolge bekommt bei der Parallelschaltung jede Schüler-Lampe die ganze Gummibärchen-Energie von jeweils einem Schüler-Elektron. Außerdem laufen durch jede Lampe so viele Elektronen, wie wenn es nur eine Lampe im Stromkreis gäbe. Den zusätzlichen Gesamtstromstärkeunterschied spreche ich auf dieser Stufe noch nicht an. Offensichtlich wird für die Schüler, dass die Gummibärchen-Energie der Energiequelle bei der Parallelschaltung rascher zu Neige geht als bei der Reihenschaltung. Die Diskussion um die Vorstellung des Energietransportes bei Reihen- und Parallelschaltung führt zu folgenden Erkenntnissen bzw. Vereinbarungen: Jedes Schüler-Elektron bekommt von ein und derselben Energiequelle gleichviel Gummibärchen. Schüler können sich nicht teilen (= Elektronen sind unteilbar). Schüler-Elektronen können im Stromkreis nicht verschwinden oder irgendwoher auftauchen. Beliefern Schüler-Elektronen nur eine Schüler-Lampe, so geben sie alle Gummibärchen-Energie ab. Seite 4 von 10 4 Gummibärchen-Energie kann aufgeteilt werden. Dabei gilt die Regel: (Gleiche) Schüler-Lampen bekommen bei der Reihenschaltung gleichviel Gummibärchen-Energie. Für die Parallelschaltung gilt: Die Energiequelle versorgt jede Lampe so, als wenn sie alleine angeschlossen wäre. An dieser Stelle bietet es sich an die ersten Fachvokabeln einzuführen. - Gummibärchen pro Schüler = Energie pro Elektron (Ladung) = Elektrische Spannung. - Hinweis für die Schüler: Man nennt häufig sowohl die Energiemenge, die eine Spannungsquelle jedem Elektron mitgibt, als auch die Energiemenge, die ein Elektron jeweils an einer Lampe (Verbraucher) abgibt, elektrische Spannung. Die Spannungsmessung bei der Reihenschaltung; die Einheit Volt Als nächstes bauen die Schüler eine Reihenschaltung mit unterschiedlichen Lampen auf (beispielsweise: 3,5V/0,2A und 3,8V/0,07A). Bei einer Energiequelle mit 4,5V (Flachbatterie) leuchtet nur die 3,8V Lampe, die andere leuchtet nicht oder, bei neuer Batterie, nur schwach. Ist für die Schülerexperimente eine zentrale Energieversorgung möglich, so sollte man ca. 4V einstellen, weil dann die 3,5VLampe nicht leuchtet. Diese Beobachtung im Sinne eines kognitiven Widerspruches für die Schüler führt zu fruchtbaren Diskussionen. In dieser Phase der Unterrichtseinheit kann sich der Lehrer bei der Diskussion der beschriebenen Beobachtung zeitweise bereits auf eine Moderatorrolle beschränken. Mögliche Schüleräußerungen sind: Die zweite Lampe ist kaputt. – Kann nicht sein, weil sonst die erste auch nicht leuchten würde. – Vermutung: die nicht oder schwach leuchtende Lampe bekommt zu wenig Gummibärchen-Energie. An dieser Stelle führt die Lehrperson das Spannungsmessgerät im Sinne einer Blackbox ein. Das Spannungsmessgerät kann die Energie messen, die jeweils ein Elektron an einer Lampe abgibt. Welche Informationen können dem Spannungsmessgerät dabei helfen? Sehr häufig bringen die Schüler selbst die Antwort: Das Messgerät muss wissen, wie viel Energie das Elektron vor der Lampe hat und wie viel Energie es nach der Lampe noch besitzt. Damit ist der Grundstein für das Verständnis der Parallelschaltung für das Spannungsmessgerät gelegt. Ein Kabel muss vor der Lampe und ein Kabel muss nach der Lampe eingesteckt werden. Seite 5 von 10 5 Das Messgerät rechnet dann selbstständig den entsprechenden Wert aus und gibt diesen in Volt an. Daraus ergibt sich eine weitere konkrete Vorstellung, welche Bedeutung ein Spannungsmessgerät hat: Ein Spannungsmessgerät misst die Energieabgabe von jeweils einem Elektron an einer Lampe oder an einem anderen elektrischen Verbraucher. Ein Spannungsmessgerät kann auch die Energiemenge messen, die eine Energiequelle jedem Elektron mit auf den Weg gibt. Als neue Fachvokabel wird der Begriff Volt eingeführt. Die schülergemäße Erklärung für Volt lautet: Volt ist ein Maß für die Energieabgabe (bzw. Energieaufnahme bei einer Energiequelle) pro Elektron. Mit diesen Erläuterungen und den notwendigen Ergänzungen bezüglich des konkret vorliegenden Messgerätes, führen die Schüler die Spannungsmessungen an der Reihenschaltung durch, um damit ihre Vermutung zu überprüfen. Als Ergebnis wird die Vermutung bestätigt. Es ist jetzt nur noch ein kleiner Schritt die Gesetzmäßigkeit für Spannungen in Reihenschaltungen zu formulieren. Wird das Formelzeichen U für Spannung eingeführt, so formulieren Schüler selbstständig den Zusammenhang UQuelle = ULampe1 + ULampe2 (+ usw.). Entscheidend ist jedoch nicht die Formel, sondern die Interpretationsfähigkeit dieser Formel durch die Schüler. Beispielsweise können Schüler formulieren: In einer Reihenschaltung addieren sich die Energieabgaben eines Elektrons an jeder Lampe zu der Energiemenge, die ein Elektron von der Energiequelle bekommt. Die Stromstärkemessung in der Parallelschaltung; die Einheit Ampère Im nächsten Schritt bauen die Schüler eine Parallelschaltung mit unterschiedlichen Lampen auf (beispielsweise: 3,5V/0,2A und 3,8V/0,07A). Die Spannung der Energiequelle sollte etwa 3,5 V betragen. Die zu beobachtende unterschiedliche Helligkeit erklären sich die Schüler mit der unterschiedlichen Elektronenanzahl. (Inwieweit man bereits hier auf die konkrete Gummibärchenebene verzichten kann, ist sehr schülerabhängig.) Da die Elektronen von derselben Energiequelle kommen, haben sie dieselbe Energieportion, die sie vollständig an den Lampen abgeben. Vermutung: Es müssen unterschiedlich viele Elektronen durch die Lampen fließen. An dieser Stelle kann das Stromstärkemessgerät als Elektronen-Zählgerät eingeführt werden. Im Anfangsunterricht zur Elektrizitätslehre spreche ich nur vom Elektronenstrom und nicht von der Stromstärke. Der Begriff Stromstärke ist in der deutschen Sprache irreführend. Beispiele: Seite 6 von 10 6 Verknüpfungen wie Autostärke oder Menschenstärke werden von den meisten Menschen qualitativ im Hinblick auf die Wirkung verstanden. Der Begriff Stromstärke hat aber einen rein quantitativen Aspekt (wie viel Elektronen pro Zeiteinheit). Der Begriff Elektronenstrom entspricht diesem Aspekt und erleichtert demzufolge das Verstehen. In der Regel lasse ich hinter dem Begriff Elektronenstrom in Klammer den Begriff Stromstärke notieren. Auf diese Weise soll sich die korrekte Vorstellung mit dem etwas unglücklichen Begriff Stromstärke verknüpfen. Der Vergleich eines Elektronenzähl-Meßgerätes mit einer „Personenzähl-Drehtür“ soll die Vorstellung für den Einbauort erleichtern. So wie bei der Drehtür alle zu zählenden Personen durch die Türe müssen, so müssen auch alle Elektronen durch das Messgerät (ohne Ausweichmöglichkeit!). Elektronen durch das Gerät fließen lassen bedeutet, in Reihe schalten. Durch die Betonung des Zählaspektes wird deutlich, dass es unerheblich ist, ob das Messgerät vor oder nach der Lampe die Elektronen zählt. Die Einführung von Ampere geschieht mit folgender Begründung: Das Messgerät liefert uns die Elektronenanzahl pro Sekunde. Da es allerdings sehr viele Elektronen sind, müsste man immer sehr große Zahlen notieren. Deshalb wurde folgende Vereinbarung getroffen: 6 Trillionen Elektronen pro Sekunde fassen wir zu einem Elektronenpaket zusammen. Solch ein Paket bezeichnet man als 1 Ampère. Die sich jetzt anschließenden Schülermessübungen zur Messung des Elektronenstromes können für die Schüler in der komplexen Parallelschaltung (die das Problem geliefert hat) zu erheblichen Problemen führen. Der Schwierigkeitsgrad ist abhängig vom zur Verfügung stehenden Schülerexperimentiermaterial. Es kann angeraten sein, zuerst am einfachen Stromkreis mit nur einer Lampe die Messübung ein- und durchzuführen. Im Anschluss daran kann man dann die Vermutung bzgl. der Parallelschaltung und des unterschiedlichen Elektronenstromes aufgreifen und überprüfen. Mit der Einführung des Formelzeichens I für Elektronenstrom sind Schüler in der Lage, das entsprechende Gesetz für die Parallelschaltung zu formulieren: IQuelle = ILampe1 + ILampe2 Erfahrungen Der Einsatz des Gummibärchen-Modells führt in der Regel zunächst zu einer kreativen Unruhe. Die Klasse braucht in dieser Phase eindeutige Verhaltensregeln und die Lehrperson muss die Lernziele klar vor Augen haben. Die wiederholt zu stellende Frage: Warum machen wir dieses Rollenspiel? macht den Schülerinnen und Schüler den Zweck des Ganzen immer wieder bewusst. Seite 7 von 10 7 Der Einsatz des Gummibärchen-Modells führt nicht nur zu einer Erweiterung und Vertiefung von Fachwissen, sondern fordert und fördert auch in erheblichem Maße die Sozialkompetenz. Grenzen des Modells Die wohl offensichtlichsten Grenzen sind: - Die Vorstellung vom Energieverbrauch wird implizit bestärkt. - Das unbewusste Gleichsetzen der Gummibärchen-Pakete mit EnergiePaketen. - Gleichsetzung der Energietransportgeschwindigkeit mit der Driftbewegung der Elektronen. Ich sehe diese Modellgrenzen im Sinne einer didaktischen Reduzierung und Elementarisierung. Wie gehe ich mit diesen Grenzen um? Meine Erfahrung zeigt, dass den Schülerinnen und Schüler durch das Medium Gummibärchen der Modellcharakter bewusst wird und bewusst bleibt. Die Gefahr, dass mit zunehmender Benutzung des Modells das Modell zur Wirklichkeit wird, besteht hier nicht. Das Gummibärchen-Modell bietet den Schülerinnen und Schülern eine Möglichkeit Begriffsvorstellungen zu entwickeln, die sich an derer Lebenswirklichkeit orientieren. Später notwendige Modifizierungen einzelner Begriffsvorstellungen sind für Schülerinnen und Schüler möglich, ohne dass das bis dahin aufgebaute Verständnis und das Begriffssystem darunter leiden. Ausblick Bei konsequenter Handhabung des Gummibärchen-Modells ergeben sich auch anschauliche Deutungsmöglichkeiten für den elektrischen Widerstand und für die Ohmangaben (siehe Übersichtstabelle). Darüber hinaus ist es mit den vermittelten Vorstellungen nur noch ein kleiner Schritt, die Zusammenhänge für den Energiestrom und der Energie mit den Schülern zu diskutieren und zu formalisieren. Durch die Anschaulichkeit der Begriffe ist dies jedoch wesentlich früher möglich, als dies der alte Bildungsplan vorsah (in Kl.9). Eine konkrete Darstellung dieser Unterrichtssequenzen sprengt jedoch den Rahmen dieser Abhandlung. Seite 8 von 10 8 Mögliche Analogien Transformator: Die Bedeutung des Transformators lässt sich mit diesen Vorstellungen folgendermaßen deuten: Ein Transformator verändert die Energieportionen pro Elektron und demzufolge auch die Elektronenanzahl pro Sekunde. In der Kurzfassung wird ein Transformator zu einem Energieumladestation. Leistungsanpassung einer Solarzelle: Für die Leistungsanpassung einer Solarzelle bietet sich folgende Deutung an: Eine Solarzelle kann nur für eine bestimmte Energieverpackungsgröße pro Elektron alle umgewandelte Energie ausliefern. Werden die Energieportionen zu groß, reicht das „Verpackungsmaterial“ nicht, werden sie zu klein, ist „das Verpacken zu aufwändig“. Leistungsanpassung bei einer Solarzelle bedeutet demnach, man sucht die optimale Energieverpackungsgröße. Erfahrungen aus der Erwachsenenbildung Das Gummibärchen-Modell in Verbindung mit der Energievorstellung setze ich auch in Fortbildungsveranstaltungen ein. Diese Fortbildungen haben den Titel „Physik für Nichtphysiker“ und sprechen als Zielgruppe Biologen und Chemiker an. Die Resonanz ist durchweg positiv. Die Kolleginnen und Kollegen bringen in ihren Rückmeldungen zum Ausdruck, dass sie zum ersten Mal die Begriffe Stromstärke und Spannung begriffen haben. Das Begreifen wird mit den angebotenen Vorstellungen begründet. Diese Erfahrungen ermöglichen dann auch Nichtphysikerinnen und Nichtphysikern elektrische Inhalte des NWA-Anfangsunterrichts zu unterrichten. Übersicht Seite 9 von 10 9 Begriffe Stromstärke Ampere Spannung Volt Widerstand Ohm Transformator Leistungsanpassung bei einer Solarzelle Vorstellungen, Bilder Elektronenstrom, Elektronenanzahl pro Zeiteinheit 1 Ampere = 6 Trillionen Elektronen pro Sekunde = 1 Elektronenpaket Energiemenge pro Elektron Maß für die Energiemenge pro Elektron die jeweils ein Elektron von der Energiequelle mitbekommt bzw. die jeweils ein Elektron an einem Verbraucher abgibt. Behindert die Elektronen 1 Ohm = 1 Volt Energieabgabe pro Elektron damit 1 Elektronenpaket fließen kann Energieumladestation für die Elektronen Suche nach einer geeigneten Energieverpackungsgröße pro Elektron, damit die Solarzelle möglichst viel Energie abgeben kann. Seite 10 von 10 10