Ministerium für Ausbildung und Wissenschaft der Ukraine Staatliche Universität Sumy 3581 RAHMENMETHODISCHE ANWEISUNGEN für praktische Arbeit im Fach „Praktischer Deutschkurs“ für die Studenten der Fachrichtung 6.020303 „Übersetzung“ Direktstudium Sumy Staatliche Universität Sumy 2013 Rahmenmethodische Anweisungen für die praktische Arbeit im Fach „Praktischer Deutsch“ / Verfasser S. W. Ermolenko. – Sumy : Staatliche Universität Sumy, 2013. – 31 S. Institut für Germanistik 4 THEMENBEREICH: STEREOTYPEN UND VORURTEILE 1. Finden Sie mögliche Varianten für das ABC der Vorurteile: Viele Menschen bleiben starr bei einem vorgefassten Urteil, ohne dieses an der Realität auf seine Richtigkeit zu überprüfen. Sie halten z.B. jeden Schotten für geizig, jeden Italiener für musikalisch und jeden Deutsch für fleißig. Vorurteile von verschiedenen sozialen Gruppen äußern sich oft verhängnisvoll im Verhalten gegenüber politischen oder rassistischen Minderheiten. Vorurteile können auch als sich selbst erfüllende Prophezeiungen wirksam werden. Wer z.B. Juden oder Schwarzen aufgrund seiner Vorurteile ablehnend gegenübertritt, wird mit einiger Wahrscheinlichkeit dann auch im Umgang mit Leuten aus diesem Personenkreis Erfahrungen machen, die ihn in seiner vorgefassten Meinung bestätigen. A ...merikaner... verklagen den Hersteller ihrer Mikrowelle auf eine Million Dollar Schadenersatz, weil in der Gebrauchsanweisung nichts davon stand, dass man nasse Pudel nicht in der Mikrowelle trocknen darf. B ... können über Blondinenwitze lachen, obwohl sie sie nicht verstehen. C ... sind keine lustigen Typen, sondern depressive und deprimierte Menschen, die nach der Vorstellung die ganze Zeit weinen. D... tragen Regenmantel, Hut und Sonnenbrille. Sie haben eine markante Nase und schnüffeln damit überall rum. E ... küssen sich mit der Nase, haben dreißig Wörter für Schnee, aber kein Wort für Badehose. F ... tragen stets ein Baguette unter dem Arm, geben ihren Babys Wein in den Schoppen und reden noch schneller, wenn ein Ausländer sie bittet, einen Satz zu wiederholen, den er nicht verstanden hat. G ... wollen immer mit dem gleichen Spielzeug spielen wie ich und werden von den Eltern maßlos verhätschelt. 5 H ... fahren zu Hause ein uraltes Fahrrad und jeden Sommer mit dem Wohnwagen quer durch Europa. I ... wohnen im Alter von vierzig Jahren noch bei Mutter, die früher eine wunderschöne, schlanke, elegante Frau war. Irgendwann hat sie sich über Nacht in eine füllige Mama verwandelt, die die beste Bolognese der Welt kochen kann. J ... sind stets mit einer japanischen Kamera unterwegs und knipsen einfach alles. K ... sind blond und hübsch und in den Chefarzt verliebt. Nur die Oberschwestern sind fürchterliche Drachen. L ... schreiben ab und zu Leserbriefe, oft aber Ansichtskarten aus den Ferien, die sie lieber in einem Kloster oder auf einer Studienreise zwischen griechischen Ruinen bei 38 Grad im Schatten als am Strand von Lloret de Mar verbringen. M ... haben in jedem Hafen eine Braut, sind aber mit dem Meer verheiratet. Unter dem tätowierten Herz auf dem Arm steht der Name ihrer Mutter. N ... haben kein Verständnis für fetzige Partys, mehrere dämliche Bekannte, die immer an der falschen Tür klingeln, und im Garten viele Blumen, die man der Mutter zum Muttertag schenken kann. O ... heißen Adele, Anneliese, Elisabeth oder Rosa, backen an Weihnachten die besten Plätzchen und lösen den ganzen Tag Kreuzworträtsel. Sie kennen jeden Fluss in Sibirien mit zwei Buchstaben, haben aber keine Ahnung, wer Torhüter der Nationalmannschaft ist. Obwohl sie sich an nichts erinnern können, behaupten sie, dass früher alles besser gewesen sei. P ... antworten auf die Frage, ob sie gerne gewählt werden möchten, nicht mit Ja oder Nein, sondern mit „Sollte mich die Partei und das Volk in die Verantwortung nehmen wollen, werde ich alles versuchen, um das Vertrauen zu rechtfertigen.“ R ... halten sich nicht für süchtig, glauben, sie könnten ihre Zigarettenmarke am Geschmack erkennen, husten beängstigend nach dem Aufstehen und meinen, dass gerade sie keinen Lungenkrebs bekommen werden. 6 S ... sind zickig und haben Marotten. Das Hotelzimmer darf kein Fenster nach Nordosten haben, der Kaffee muss mit Mineralwasser aus Vichy gekocht sein und sie klagen in Interviews, wie anstrengend es ist, berühmt zu sein. T ... bekommen zu wenig Taschengeld, geben aber horrende Summen für Markenklamotten aus. Sie verbringen ihre Zeit mit ihrer Clique, in der grundsätzlich alle dasselbe tragen und dieselbe Musik hören, und sie streiten sich, ob McDonald’s oder Burger King besser ist. V ... tragen geschmacklose Klamotten, haben einen katastrophalen Musikgeschmack, können die MathematikHausaufgaben nicht mehr lösen, sobald das Kind in die siebte Klasse kommt, und finden den ersten Freund ihrer Tochter doof. W ... arbeiten nur im Dezember, neigen zu übermäßigem Bartwuchs, tragen gerne Rot, fragen: „Warst du auch brav?“ und reden so wie Onkel Hans. Z ... kontrollieren ungewaschene und ungekämmte Hippies und legen sie in Handschellen, weil der Drogenhund wegen eines vergessenen Hühnchenknochens am Rucksack schnüffelt. Den geschniegelten Großdealer im Mercedes winken sie großzügig durch. 2. Lesen Sie den Text, besprechen Sie die darin angedeuteten Stereotype: Es geht um 2 Kühe!! Christdemokrat Sie besitzen zwei Kühe. Ihr Nachbar besitzt keine. Sie behalten eine und schenken ihrem armen Nachbarn die andere. Danach bereuen Sie es. Sozialist Sie besitzen zwei Kühe. Ihr Nachbar besitzt keine. Die Regierung nimmt Ihnen eine ab und gibt diese ihrem Nachbarn. Sie werden gezwungen, eine Genossenschaft zu gründen, um Ihrem Nachbarn bei der Tierhaltung zu helfen. 7 Sozialdemokrat Sie besitzen zwei Kühe. Ihr Nachbar besitzt keine. Sie fühlen sich schuldig, weil Sie erfolgreich arbeiten. Sie wählen Leute in die Regierung, die Ihre Kühe besteuern. Das zwingt sie, eine Kuh zu verkaufen, um die Steuern bezahlen zu können. Die Leute, die sie gewählt haben, nehmen dieses Geld, kaufen eine Kuh und geben diese ihrem Nachbarn. Sie fühlen sich rechtschaffen. Udo Lindenberg singt für sie. Freidemokrat Sie besitzen zwei Kühe. Ihr Nachbar besitzt keine. Und? Kommunist Sie besitzen zwei Kühe. Ihr Nachbar besitzt keine. Die Regierung beschlagnahmt beide Kühe und verkauft Ihnen die Milch. Sie stehen stundenlang für die Milch an. Sie ist sauer. Kapitalismus pur Sie besitzen zwei Kühe. Sie verkaufen eine und kaufen einen Bullen, um eine Herde zu züchten. EU Bürokratie Sie besitzen zwei Kühe. Die EU nimmt Ihnen beide ab, tötet eine, melkt die andere, bezahlt Ihnen Entschädigung aus dem Verkaufserlös der Milch und schüttet diese dann in die Nordsee. Amerikanisches Unternehmen Sie besitzen zwei Kühe. Sie verkaufen eine und leasen sie zurück. Sie gründen eine Aktiengesellschaft. Sie zwingen die beiden Kühe, das Vierfache an Milch zu geben. Sie wundern sich, als eine tot umfällt. Sie geben eine Presseerklärung heraus, in der sie erklären, sie hätten Ihre Kosten um 50 % gesenkt. Ihre Aktien steigen. 8 Japanisches Unternehmen Sie besitzen zwei Kühe. Mittels modernster Gentechnik werden die Tiere auf ein Zehntel ihrer ursprünglichen Größe gezüchtet um das Zwanzigfache an Milch zu geben. Deutsches Unternehmen Sie besitzen zwei Kühe. Mittels modernster Gentechnik werden die Tiere „redesigned“, so dass sie Milch von höchster Qualität geben und 160 km/h schnell laufen können. Leider fordern die Kühe dreizehn Wochen Urlaub im Jahr und saufen eine Menge Bier. Italienisches Unternehmen Sie besitzen zwei Kühe, aber sie wissen nicht, wo sie sind. Während Sie suchen, sehen Sie eine schöne Frau. Sie machen Mittagspause. Das Leben ist schön. Russisches Unternehmen Sie besitzen zwei Kühe. Sie zählen jedoch fünf. Sie trinken noch mehr Wodka. Sie zählen erneut und kommen nunmehr auf 42 Kühe. Hoch erfreut zählen sie gleich noch mal und jetzt sind es zwölf Kühe. Enttäuscht lassen sie das Zählen sein und öffnen die nächste Flasche Wodka. Die Mafia kommt vorbei und nimmt Ihnen (wie viele es auch immer sein mögen)alle Kühe ab. Schweizer Unternehmen Sie verfügen über 5.000 Kühe, von denen ihnen aber keine einzige gehört. Sie betreuen die Tiere nur für andere. Wenn die Kühe Milch geben, erzählen sie es niemandem. Französisches Unternehmen Sie besitzen zwei Kühe. Sie streiken, weil sie drei Kühe haben wollen. Sie gehen Mittagessen. Das Leben ist schön. 9 Polnisches Unternehmen Deutsche Versicherungsagenten holen die Kühe wieder nach Deutschland zurück. THEMENBEREICH: DEUTSCHE GESCHICHTE 1. Lesen Sie die Chronologie der Berliner Mauer. Wandeln Sie die Sätze jeweils ins Passiv oder Aktiv um: 23. Mai 1949 In den drei alliierten Westzonen wird das Grundgesetz verkündet, die Verfassung für die Bundesrepublik Deutschland. 7. Oktober 1949 In Ost-Berlin wird die Deutsche Demokratische Republik (DDR) gegründet. 17. Juni 1953 Volksaufstand in der DDR nach Streiks in OstBerlin. Sowjetische Truppen schlagen den Aufstand blutig nieder, es gibt 50 bis 70 Tote. Die Westmächte greifen nicht ein. 13. August 1961Die DDR lässt die Berliner Mauer bauen, die die deutsch-deutsche Teilung für viele Jahre besiegelt. 19. März 1970 Die Entspannungspolitik der neuen sozialliberalen Bundesregierung von Kanzler Willy Brandt beginnt: Treffen mit DDR-Ministerpräsident Willi Stoph zunächst am 19. März 1970 in Erfurt, dann am 21. Mai in Kassel. 21. Dezember 1972 Der Grundlagenvertrag zwischen der Bundesrepublik und der DDR über die Normalisierung ihrer Beziehungen wird unterzeichnet. 18. September 1973 Beide deutschen Staaten werden Mitglieder der Vereinten Nationen (UN). 7. Oktober 1989 Der 40. Jahrestag der DDR wird vor dem Hintergrund einer starken Flüchtlingsbewegung und einer erstarkenden Opposition im Lande gefeiert. Der sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow mahnt grundlegende Reformen in der DDR an („Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“). Zehntausende Bürger protestieren gegen das SED-Regime: „Wir sind das Volk“. SED-Chef Erich Honecker wird wenige Tage später abgelöst. Nachfolger wird Egon Krenz. 10 9. November 1989 Überraschend und in dieser Weise nicht geplant, lässt die neue DDR-Führung die Grenzübergänge öffnen. Noch in der Nacht des Mauerfalls strömen Tausende zu einem Besuch in den Westen. In den nächsten Wochen fordern die DDRBürger nun immer lautstärker „Wir sind ein Volk“. 2. Lesen Sie die Chronologie der Berliner Mauer und setzen Sie die passenden Präpositionen ein: Ergänzen Sie die passende Präposition 1. Am (a)-; b) am; c) im) 15. Juni 1961 sagt Walter Ulbricht, ehemaliger Staats-und Parteichef der DDR den historischen Satz: „Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten“. 2. … (a) nach; b) seit; c) während) Kriegsende geht es der DDR wegen der Abhängigkeit von der Sowjetischen Besatzungsmacht wirtschaftlich schlecht. 3. Deswegen und … (a) mit; b) vor; c) wegen) politischer Repressalien verlassen immer mehr Menschen den Osten Deutschlands. 4. … (a) bis zum; b) bis; c) zum) sind es über 3,1 Millionen Menschen, bis zu 200 000 Menschen pro Jahr. 5. Am 13. August 1961 wird die Grenze geschlossen und bereits 24 Stunden (a) nach; b) seit; c) zwischen) der Verkündigung des DDRInnenministeriums… 6. … wird … (a) an; b) bei; c) in) den frühen Morgenstunden mit dem Bau der Berliner Mauer begonnen. 7. Der U- und S-Bahn-Verkehr … (a) von…nach; b) über; c) zwischen) Ost und West-Berlin wird unterbrochen. 8. In den ersten Stunden springen noch einige Ostdeutsche … (a) auf; b) durch; c) über) die Grenze Richtung Westen. 9. Einer davon war ein ostdeutschen Soldat, der in Uniform über den Stacheldraht springt – ein Foto, das … (a) auf; b) in; c) um) die Welt ging. 10. In den nächsten 48 Jahren geht mitten … (a) durch; b) in; c) nach) Berlin eine Mauer und trennt West- und Ost- Berlin. 11 11. Bis 1989 gibt es … (a) bis; b) über; c) zu) 5 000 Fluchtversuche, dabei kamen fast 240 Menschen ums Leben. 12. … 1963 … (a) von… bis; b) von… nach; c) von… zu) Anfang der 80er Jahre wird die Mauer bzw. auf DDR-Deutsch der „Antifaschistische Schutzwall“ immer weiter ausgebaut und damit zu einer fast unüberwindlichen Grenze. 13. Nur ausgewählte Personen mit speziellen Besuchervisum dürfen … Ost … West (a) von… bis; b) von… nach; c) von… zu) und umgekehrt reisen. 14. Das war das Ergebnis … (a) durch; b) für; c) von) vielen Verhandlungsrunden und vielen Millionen D-Mark, die die DDRStaatsregierung von der BRD bekam. 15. … (a) durch; b) von; c) zu) Perestroika und Glasnost formt sich in Osteuropa und später auch in der DDR eine Opposition, dank der die Grenze zum Osten immer löchriger wird. 16. Noch … (a) am; b) im; c) –) Januar 1989, zehn Monate vor dem Mauerfall erklärt der Staatsvorsitzende der DDR, Erich Honecker, dass die Mauer noch in 50 oder 100 Jahren bestehen werde. 17. Neun Monate vor dem Mauerfall wird ein 20-Jähriger bei einem Fluchtversuch … (a) an; b) neben; c) vor) der Mauer erschossen – er ist das letzte Todesopfer. 18. Schließlich werden am 9. November 1989 die Grenzübergänge geöffnet und Menschen … (a) aus; b) in; c) von) dem Osten und Westen Deutschlands fallen sich in die Arme. 3. Lesen Sie die Geschichte von Chris Gueffroy an der Berliner Mauer. Beachten Sie dabei die Lexik und erzählen Sie sie nach: Als 1961 teilte die Berliner Mauer den … und den Osten Berlins. Manche Bürger der damaligen DDR entschlossen sich deshalb zur … in den Westen. Dies war jedoch ein großes …, denn viele wurden sogar getötet. Trotzdem gab es immer wieder Menschen, die versuchten, die … zwischen West- und Ostberlin zu überqueren. Auch Menschen, die Familie und Freunde in Ostberlin hatten, hatten es nicht leicht: Sie mussten ein … beantragen, im ihre Verwandten und Freunde sehen zu dürfen. 12 Ein fataler Irrtum brachte Chris Gueffroy im Februar 1989 auf die Idee, einen Fluchtversuch aus der DDR zu wagen. Ein befreundeter Soldat hatte ihm erzählt, der Schießbefehl sei ausgesetzt. Der zwanzigjährige Kellner entschloss sich gemeinsam mit einem Freund zur Flucht über die Mauer. Am Abend des 5. Februar 1989 versteckten sich beide in einer Schrebergartenanlage direkt an der Grenze. Aber ihre Flucht misslang. Augenzeugen aus dem Westen berichteten später, sie hätten mindestens zehn Schüsse gehört und gesehen, wie ein Mann abtransportiert wurde. Chris Gueffroy starb innerhalb weniger Minuten, sein Freund überlebte schwer verletzt und wurde ins Gefängnis gebracht. Erst zwei Tage später teilte man der Familie mit, dass ihr Sohn tot sei. Er sei umgekommen, als er militärisches Sperrgebiet angegriffen habe, hieß es vage. In der Todesanzeige war von einem „Unglücksfall“ die Rede – die vorgeschriebene Sprachregelung. Chris Gueffroy war der letzte Mauertote. Ein halbes Jahr später brach die DDR zusammen. Der Soldat, der Chris Gueffroy erschossen hatte, wurde Anfang der Neunzigerjahre zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. 1997 musste sich das letzte Politbüro der DDR für den Schießbefehl verantworten. Erich Honeckers Nachfolger Egon Krenz wurde zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Dort, wo Chris Gueffroy versucht hatte, über die Mauer zu klettern, befindet sich jetzt ein Park. Hier sind Spaziergänger und Radfahrer unterwegs. Ein Gedenkstein erinnert an den jungen Mann, der als letzter an der Mauer erschossen wurde. Der Berliner Senat hat ihn im Juni 2003 aufstellen lassen – zu seinem 35. Geburtstag. Glossar Mauertote, der/die – ein Mensch, der bei der Flucht aus der DDR getötet wurde etwas mit dem Leben bezahlen – wegen etwas sterben 13 etwas ist Geschichte – etwas ist Vergangenheit; etwas ist vorbei fatal – mit schlimmen Folgen es wagen, etwas zu tun – den Mut haben, etwas zu tun Schießbefehl, der – der Befehl an die DDR-Soldaten, bei Fluchtversuchen zu schießen etwas aussetzen – etwas unterbrechen Schrebergarten, der – ein kleiner Garten, in dem Menschen, deren Wohnung keinen Garten hat, sich erholen und Blumen, Gemüse und Bäume anpflanzen Augenzeuge/in, der/die – jemand, der etwas persönlich beobachtet hat umkommen – sterben Sperrgebiet, das – ein Gebiet, das nicht betreten werden darf vage – ungenau Todesanzeige, die – eine Mitteilung in der Zeitung, mit der die Familie über den Tod eines Menschen informiert etwas vorschreiben – hier: befehlen; bestimmen, wie etwas sein muss sich für etwas verantworten müssen – für etwas die Verantwortung übernehmen Haft, die – die Gefängnisstrafe Gedenk- – etwas, das an einen Toten oder ein Verbrechen erinnern soll Senat, der – hier: die Regierung des Bundeslandes Berlin An diese Pressekonferenz wird man sich noch lange erinnern: Am Abend des 9. November 1989 präsentiert Günter Schabowski, Sprecher der DDR-Regierung, ein neues Reisegesetz für die DDR. Dies sollte es den Ostdeutschen in Zukunft ermöglichen, in den Westen zu reisen. Als ein Journalist Schabowski fragt, ab wann dieses Gesetz gelten soll, antwortet Schabowski „… sofort, unverzüglich“. 4. Lesen Sie die Geschichte „Die Tore in der Mauer stehen weit offen!“ Beachten Sie dabei die Lexik und erzählen Sie sie nach: 14 „Die Tore in der Mauer stehen weit offen!“ Diese Information ist eigentlich falsch und hat große Konsequenzen. Kurz nach dem Ende der Pressekonferenz sendet die Presse erste Meldungen wie „DDR öffnet Grenzen“ oder „Die Tore in der Mauer stehen weit offen!“ Unmittelbar danach ziehen zahlreiche Bürger zur innerdeutschen Grenze in Berlin, um die andere Seite der Mauer zu besuchen. Am Anfang leisten die Grenzbeamten noch Widerstand, aber am späten Abend lassen sie schließlich die Menschenmassen ohne Kontrollen passieren. Seit Monaten schon waren Tausende von DDR-Bürgern in den berühmten Montagsdemonstrationen auf die Straße gegangen und hatten politische Reformen gefordert. Sie sahen die neue Politik Michail Gorbatschows in der Sowjetunion und wünschten sich solche Reformen auch für die DDR. Aber die DDRRegierung unter Erich Honecker wollte ihre alte Politik nicht aufgeben. Dies führte zur größten Demonstration am 4. November auf dem Ost-Berliner Alexanderplatz, bei der etwa eine halbe Million Menschen für die Reform des Staates protestierten. Nur fünf Tage später fiel die Mauer. Nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze forderten viele Bürger und Politiker einen Zusammenschluss von West- und Ostdeutschland. Der Vereinigungsprozess war kompliziert, denn besonders Frankreich und Großbritannien hatten Angst vor einem großen, wirtschaftlich starken Deutschland. Schließlich aber konnten die Verhandlungen abgeschlossen werden und am 3. Oktober 1990 trat die frühere DDR der Bundesrepublik Deutschland bei. Deutschland war endlich wiedervereint. Glossar versehentlich – so, dass man etwas ohne Absicht oder ungewollt tut unverzüglich – sofort unmittelbar – direkt ziehen – hier: gehen (meist mit vielen anderen Menschen zusammen) Widerstand leisten – sich gegen etwas wehren; versuchen, etwas zu stoppen jemanden passieren lassen – hier: jemanden vorbeigehen lassen auf die Straße gehen – hier: demonstrieren 15 Zusammenschluss, der – das Zusammenkommen Vereinigung, die – hier: der → Zusammenschluss Ost- und Westdeutschlands Verhandlungen abschließen – Gespräche mit einem Ergebnis beenden etwas beitreten (mit Dativ) – ein Teil von etwas werden 5. Lesen Sie den kurzen Text über den Berliner Dialekt. Finden Sie Ihre Beispiele zu diesem Thema: Berliner Luft und Berliner Schnauze Kaum ein deutscher Dialekt, kaum eine fremde Sprache, die in Berlin nicht zu hören ist. Aber die Zugereisten lieben die Hauptstadt vor allem für die Berliner Schnauze. Schlagfertig und ein bisschen schnoddrig kommt das Berlinerische oft daher, aber trotzdem offenherzig. Auch wenn der Dialekt immer mehr verdrängt wird, heißt es doch an vielen Ecken noch: Berlin, ick liebe dir. 6. Chronologie der Weltgeschichte: 1948-1996. Schreiben Sie die Sätze zuerst ins Präteritum, dann ins Perfekt nach dem Beispiel Beispiel: 1945 Einmarsch der Alliierten in Deutschland 1945 marschierten die Alliierten in Deutschland ein. 1945 sind die Alliierten in Deutschland einmarschiert. 1. 1948 Blockade West-Berlins durch die Sowjets. Einrichtung einer Luftbrücke zur Versorgung der Berliner. 2. 1949 Hochzeit von Prinz Ali Khan mit Hollywood-Star Rita Hayworth. 3. 1950 Abschaffung der letzten Lebensmittelmarken für Zucker und Brot. 4. 1951 Beginn des deutschen Wirtschaftswunder unter Ludwig Erhardt. 5. 1952 Ausstrahlung des ersten deutschen Fernsehprogramms in Hamburg und Köln. 6. 1953 Besuch Adenauers in den USA und Treffen mit Richard Nixon. 7. 1953 Erster Linienflug einer Düsenmaschine von England nach Tokio. Reisedauer nur noch 28,5 statt 44 Stunden. 16 8. 1955 Tod des Jugendidols James Dean bei einem Verkehrsunfall. 9. 1957 Verabschiedung eines Gesetzes über die rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau. 10. 1958 Lauf des Athleten Armin Harry von 100 Metern in 10 Sekunden. 11. 1960 Einführung der Antibabypille auf dem amerikanischen Markt. 12. 1963 Abschaffung der Sklaverei in Saudi-Arabien. 13. 1963 Ermordung J.F. Kennedy in Dallas, Texas. 14. 1964 Begrüssung des Millionsten Gastarbeiters in der BRD. 15. 1965 14-stündiger Stromausfall in den USA wegen eines Computerfehlers, 9 Monate später Geburt vieler Babys. 16. 1966 Diebstahl dreier Gemälde von Rubens und Rembrandt in einer Londoner Galerie. 17. Einpflanzung eines fremden Herzens durch Professor Barnard. 18. 1969 Erstmaliges Betreten des Mondes (Neil Armstrong). 19. 1971 Beitritt Großbritaniens zur Europäischen Gemeinschaft. 20. 1972 Überfall arabischer Terroristen auf das israelische Quartier im olympischen Dorf in München. 21. 1973 Sonntagsfahrverbot für deutsche PKWs wegen Benzinknappheit. 22. 1974 Sturz des US-Präsidenten Richard Nixon wegen der Watergate-Affäre. 23. 1977 Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer durch RAF-Terroristen. 24. 1978 Herstellung des letzten VW-Käfers in Deutschland. 25. 1980 Ausbruch des Krieges zwischen Iran und Irak. 26. 1980 Fünfter Wimbledon-Sieg des schwedischen Tennisspielers Björn Borg. 27. 1981 Aufstellung der ersten Geldautomaten der deutschen Banken. 28. 1983 Einzug der „Grünen“ als Abgeordnete ins Bonner Parlament. 29. 1986 Explosion des Reaktors in Tschernobyl. 30. 1987 Rücktritt Willy Brandts als SPD-Vorsitzender nach 23 Jahren. 17 31. 1989 Fall der innerdeutschen Grenzen. Ende des SED-Regimes nach 28 Jahren. 32. 1990 Rückgabe der vollen Souveränität an Deutschland durch die vier Siegesmächte. 33. 1991 Auflösung der UdSSR und Gründung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten. 34. 1993 Zunahme der Gewalttaten rechtsradikaler Gruppen. 35. 1994 Fertigstellung und Eröffnung des Eurotunnels, der Frankreich und England miteinander verbindet. 36. 1995 Erdbeben in Kobe, Japan. 37. 1996 Explosion der Ariane 5 kurz nach dem Start. THEMENBEREICH: DEUTSCHLAND IST EINE MULTIKULTURELLE GESELLSCHAFT 1. Lesen Sie verschiedene Meinungen über die Deutschen und drücken Sie Ihre Meinung zum Gelesenen aus: Deutschland ist eine multikulturelle Gesellschaft. Die deutsche Geschichte ist eine Geschichte von Migranten, Integration und oft auch von kultureller Verschmelzung. In Deutschland sind nicht nur Migranten, sonder auch viele Touristen, die nach Deutschland kommen, um Urlaub zu machen oder um Deutsch zu lernen. Was passiert wenn man ihnen begegnet? Man hört sofort den Satz: „Das ist typisch deutsch!“ Jetzt kommt die Frage: Was ist typisch deutsch? Was denken die Ausländer über Deutschaland? Welche Vorurteile haben die Ausländer über Deutschland? Welches Bild haben die Ausländer von Deutschland? Hier sind einige Meinungen von Ausländern. Adriana Sanmartin, 33 Kunststudentin, aus Bogota/Kolumbien, lebt seit fünf Jahren in Deutschland. Ich stand vor einem Fahrkartenautomaten in München und verstand nichts. Diese ganzen Knopfe und Lichter! Ich drückte irgendwo drauf, und auf einmal kam es mir vor wie ein Alptraum. 18 Ich fühlte mich so ohnmächtig vor dieser Maschine, die Dinger ausspuckte! München wirkt auf mich künstlich, sehr sauber, und alles funktioniert. Die U-Bahn fährt, und alles hat einen Rhythmus, den Rhythmus der westlichen Welt. Sauberkeit ist typisch für Deutschland. Ganz pervers finde ich diese Geschichte mit dem Hundedreck! Dass es Behälter gibt, wo man das reintun soll. Das hangt für mich zusammen mit dem Hundefimmel hier. Der ist sehr deutsch. Nirgendwo sonst machen sich die Menschen Gedanken über solche Sachen wie Hundekot! In Deutschland fühle ich mich sehr sicher. Ich genieße es, dass ich, egal wie spät es ist, auf die Straße gehen kann. Natürlich konnte mir auch hier was passieren. Aber ich habe genug gefährliche Situationen in Bogota erlebt, ich kann mich auf meinen Instinkt verlassen. Ich schatze die Seriosität hier. Wenn ich meine Illustrationen bei deutschen Verlegern vorlege, sagen sie klar ja oder nein. In Bogota bekommt man nie ein klares Ja oder Nein zu hören. Das war immer ein Spiel, das machte mich wahnsinnig! Die Zuverlässigkeit gefällt mir, auch bei Freundschaften. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass deutsche Männer zuverlässiger sind. Es ist nicht so wie bei den Latinos, die dir nach zwei Minuten eine Liebeserklärung machen. Man darf das dann auf keinen Fall ernst nehmen, es ist unseriös! Eine Freundschaft mit Deutschen findet aber nicht so leicht einen Anfang. Die Deutschen sind da sehr vorsichtig. Sie gucken erst mal, wem sie vertrauen. Mir fehlt das Lockere, Spontane. Gut finde ich, dass ich mich mit Menschen unterhalten kann, ohne dass es gleich Streit gibt. Man kann über viele Sachen diskutieren, ohne heiß zu werden. Es ist sehr südamerikanisch, dass man sofort explodiert. Man kann sich in einem Restaurant in Deutschland zu Fremden an den Tisch setzen, ohne mit ihnen naher in Kontakt zu kommen. Bei uns wäre das unmöglich. Denn diese Nahe, diese Intimität, mit Leuten an einem Tisch zu sitzen, bedeutet, dass du mit ihnen Kontakt aufnehmen musst! Das ist für mich ganz natürlich. Ich 19 sitze also lieber alleine an einem Tisch, als mit Leuten einen Tisch zu teilen, ohne mit ihnen zu reden. Das wäre für mich unerträglich. Christian Klüver, 44 Buchhändler, aus Esbjerg/Dänemark, lebt seit zwanzig Jahren in Deutschland. Alles wird hier in Plastik verpackt. Die deutschen Bücher in meinem Laden sind eingeschweißt. Sie können gar nicht steril genug sein! Es muss alles sauber und ordentlich sein in Deutschland. Manchmal verkaufen wir Kinderbücher für sechs Mark. Kinderbücher! Die werden von den Kunden genau unter die Lupe genommen, dass da bloß kein Kratzer drauf ist! Hier wird mehr wegen des Scheins als wegen des Seins gekauft. Die Deutschen legen sehr großen Wert aufs Äußere. Damals, in den Fünfzigern, mit dem Wirtschaftswunder, fing man an, Wert aufs Äußere zu legen, weil man das innere Gleichgewicht verloren hatte. Aber die Leute sind hier kulturell offener als in Dänemark. Das liegt mit daran, dass die Deutschen sehr viel reisen. Was mir wirklich Schwierigkeiten macht: Es ist nicht herzlich hier. Die Deutschen sind korrekt und höflich, aber es ist überhaupt keine Warme da. Und die Deutschen mögen sich selbst nicht. Das ist in Dänemark anders. Zum Beispiel die dänische Flagge. Jeder benutzt sie bei uns. Dagegen haben die Deutschen kein Verhältnis zu ihrer Flagge -was ich gut verstehen kann, denn da hangt ja der Krieg dran. Ich gehöre zu den gern gesehenen Ausländern in Deutschland. Skandinavier fallen keinem zur Last. Mit mir kann man sich zeigen. Kenneth Anderson, 49 Gartenbauunternehmer, Sudamerikaner aus Guyana, lebt seit 22 Jahren in Deutschland. Ich gehe gern in deutsche Kneipen und gucke. Ich bin eben ein komischer Mensch. Leute zu beobachten macht mir Spaß, das ist mein Hobby. 20 Wenn ich in ein fremdes Lokal gehe, spreche ich nie Deutsch. Das ist mein Trick! Ich sitze da und trinke mein Bier. Die Leute reden über mich: "Was will der Nigger hier bei uns?" Wenn ich mein Bier ausgetrunken habe, dann gehe ich zu denen und sage ihnen die Meinung. Da gucken sie dann dumm! Ich werde oft von wildfremden Menschen geduzt. Ein Handwerker kommt zu uns, redet meine Frau mit Sie an, mich duzt er. Ich habe ihn rausgeschmissen! Meine Frau kenne ich seit über zwanzig Jahren. Es gibt keine Probleme zwischen uns. Ich habe mich angepasst an Deutschland. Ich muss mich doch wie ein Gast benehmen. Ich bin in Guyana geboren. Europa ist nicht mein Zuhause. In den letzten Jahren fängt es in Deutschland an, schlimm zu werden. Ich meine den Fremdenhass. Ein Fisch fangt am Kopf an zu stinken, nicht am Schwanz! Diese Hetzerei gegen Ausländer kommt natürlich von ganz oben. Nachbarn und Freunde sagen zu mir: "Andy, für uns bist du kein Ausländer, du bist einer von uns." Ein anderer, der erst kurz in Deutschland ist und den sie nicht kennen, der wird dagegen behandelt wie ein Stuck Dreck! Doch wenn ein Fisch stinkt, dann müssen nicht gleich alle Fische stinken. Ich komme mit meinen Kunden gut zurecht. Die meisten Aufträge habe ich ja von Deutschen. Yuriko Tsuji, Anfang 40 Hausfrau, aus Tokio, lebt seit sechs Jahren in Deutschland. Eigentlich sehe ich keine großen Unterschiede zwischen Japan und Deutschland, nur Kleinigkeiten. In Deutschland diskutiert man gern, und man will sich durchsetzen. Diskutieren an sich finde ich ja gut, aber den Deutschen fehlt oft die Fähigkeit zum Zuhören und sie tun sich schwer, eine andere Meinung zu akzeptieren. Bei Talkshows im Fernsehen beobachte ich, wie heftig diskutiert und laut gesprochen wird, die anderen werden 21 unterbrochen – das finde ich nicht gut. In Japan hört man besser zu und nimmt Rucksicht aufeinander. Die Hunde in Deutschland sind zahm, und die Kinder sind folgsam. Da haben Kinder in Japan mehr Möglichkeiten zu toben und sich zu widersetzen. Hier wollen die Leute oft gar keine Kinder haben, auch wegen der Umweltverschmutzung. Die Deutschen schatzen die Sauberkeit sehr. Mich wundert, dass es überall diesen Hundekot gibt. In Tokio macht man das mit; Schaufel und Tüte weg. Deutsche Küchen sind sehr sauber. Ich verstehe nicht, wie die Leute sie so sauber halten können. Ich verhalte mich bei deutschen Gasten anders als bei japanischen. Mit den deutschen Besuchern spreche ich viel mehr und bleibe immer dabei sitzen. Bei Japanern gehe ich oft in die Küche, laufe hin und her. Das ist für uns Japaner normal. Die Deutschen erwarten Aufmerksamkeit die ganze Zeit. Wenn ich viel aufstehe und herumlaufe, dann ist das für sie merkwürdig. Wir machen einen deutsch-japanischen Kochaustausch. Das funktioniert ziemlich gut, wo man doch gerade beim Essen eher konservativ ist. Aber die Deutschen, die ich kenne, sind nicht typisch. Sie interessieren sich für Fremdes. Ich glaube, die Zeit verändert sich. Die Deutschen, die offen Fremdes sind, gewinnen an Einfluss. Dazu kommen ja auch die Einflüsse von Ausländern, die hier schon langer leben. Yang-Soon Dieckmeyer-Kang, 26 Verkäuferin im Lebensmittelladen ,,Asia Food“, aus Seul, lebt seit dreizehn Jahren in Deutschland. Die meisten Deutschen achten sehr auf Ordnung. Für mich ist das Inflexibilität. Einmal, als ich zu Fuß auf der Straße unterwegs war, wollte ich links in einen Laden reingehen. Dabei kam ich einer Frau, die mir entgegenkam, in die Quere. Sie fühlte sich von mir belästigt und sagte: „Hier in Deutschland geht man rechts!“ 22 Die Menschen in Korea gehen anders miteinander um. Sie sind rücksichtsvoller. Die Deutschen sind viel direkter. Asiaten sind nie so direkt, sie versuchen auf andere Art und Weise zu zeigen, was sie meinen. Inzwischen bin ich auch schon manchmal sehr direkt. Mein Mann ist Deutscher. Wir haben in einigen Dingen schon unterschiedliche Sichtweisen. Gerade wenn es um die Familie geht. Er kann nicht verstehen, dass ich soviel Respekt vor meiner Mutter und vor meinen Geschwistern habe. Er findet, dass die Familie zu viel von mir erwartet. Manchmal muss ich ihm da Recht geben. Ich versuche, aus den zwei verschiedenen Kulturkreisen das Beste herausfinden -auch für meine Kinder. Ich möchte, dass meine Tochter Respekt vor älteren Menschen hat. Und ich mochte ihr vermitteln, dass es egal ist, welche Nationalität ein Mensch hat. Gastfreundschaft ist bei uns sehr wichtig. Hier in Deutschland habe ich sie manchmal schon verloren. Wenn ein Deutscher mich besucht, da reicht es, wenn ich nur was zum Trinken anbiete. Koreanern biete ich immer auch etwas zum Essen an. Die meisten Deutschen trauern sich nicht richtig, mit mir in Kontakt zu kommen. Die Deutschen sind ganz vorsichtig. Ich glaube weil sie nicht wissen, wie sie mit mir als Asiatin umgehen sollen. Ich finde es wichtig, dass die Deutschen wissen, wie sich viele Ausländer hier fühlen: das ist die Angst, etwas falsch zu machen. Auf der Straße habe ich Angst, jemandem aus Versehen auf die Füße zu treten. Denn es ist ja so: Ich muss damit rechnen, dass gerade dieser Mensch etwas gegen Ausländer hat und mich dann beschimpft. Gabriella Angheleddu, 27 Germanistikstudentin, aus Sardinien, lebt seit fünf Jahren in Deutschland. Am Anfang war es für mich ein Problem, dass ich die Leute nicht richtig verstehen konnte. Sie zeigen nicht viel. Ich konnte an ihren Augen nicht richtig sehen, was in ihnen vorgeht. Inzwischen weiß ich, dass es keine Kalte bedeutet und auch keine Gleichgültigkeit. Ich verstehe die Körpersprache besser. 23 Natürlich gibt es in Deutschland auch Dinge, die ich schatze. Ich habe gelernt, mich anständig bezahlen zu lassen und auf meinem Recht zu bestehen. Es gibt auch gewisse Gerechtigkeit hier. Und die Professionalität in Deutschland imponiert mir. Wenn man etwas tut, dann betreibt man es richtig, mit Ernsthaftigkeit. Gerade in diesem Punkt sind Deutschland und Italien zwei Extreme. Wenn ich in Italien bin, atme ich auf und denke: Ach sind die Leute locker!, aber ich kann mir kaum vorstellen, in Italien ohne Nerv und Stress zu arbeiten. Und hier funktioniert eben alles. Vor ein paar Jahren an Weihnachten machte ich einen Ausflug durch die Dorfer bei Göttingen. Da sah ich eine Frau, die eine öffentliche Telefonzelle putzte. Das kann nur in Deutschland passieren, dachte ich. THEMENBEREICH: OSSI UND WESSI Ossi und Wessi 1. Was ist der Unterschied zwischen Wessis und Russen? Die Russen sind wir wieder losgeworden. 2. Was ist der Unterschied zwischen einem Fuchs und einem Wessi? Der Fuchs ist schlau und stellt sich dumm – der Wessi macht es anders rum. 3. Wann ist die Wiedervereinigung vollendet? Wenn der letzte Ossi aus dem Grundbuch verschwunden ist. 4. Was erhält man wenn man einen Ossi mit einem Wessi kreuzt? Einen arroganten Arbeitslosen. 5. Warum braucht man im Westen 13 Jahre fürs Abitur? Weil 1 Jahr davon Schauspielunterricht ist. 6. Warum können die Ossis nicht vom Affen abstammen? Weil es Affen nie 40 Jahre lang ohne Bananen ausgehalten hätten. 7. Warum lächelt der Chinese den WEST-Deutschen immer so an? Weil die Chinesen die Mauer noch haben. 8. Beim Friseur im Osten: Das Rasieren bei Ihnen kostet seit der Wende deutlich mehr! Na klar, die Gesichter sind ja auch länger geworden. 24 9. Meint der Ossi zum Wessi: „Wir sind ein Volk“ Antwortet der Wessi dem Ossi: „Ja, wir auch!“ 10. Ein Türke, ein Wessi und ein Ossi stehen vor dem lieben Gott. Der liebe Gott zum Türken: „Du hast viel gelogen in Deinen Leben als Strafe bekommst Du 100 Stockhiebe aufs Kreuz, hast aber einen freien Wunsch!“ Der Türke sagt: „Dann nehme ich ein Kissen auf den Buckel“. Beim Wessi ist es genauso, auch er nimmt ein Kissen. Der liebe Gott nun zum Ossi: „Du hast in zwei Staaten gelebt, hast noch mehr gelogen als die anderen und bekommst dafür 200 Stockhiebe aufs Kreuz, hast aber auch zwei Wünsche frei!“ Der Ossi zum lieben Gott: „1. Wunsch: Ich nehme 300 Hiebe“. „2. Wunsch: Bindet mir den Wessi auf den Buckel!“ 11. Treffen sich drei Penner in der Kölner Innenstadt: Sagt der Erste: „Hier in Köln is nix mehr los! Ich hab' am Dom gesessen, 5 Stunden, nur 20 DM hab’ ich verdient!“ Darauf der Zweite: „Stimmt! Ich hab’ 7 Stunden lang am Römermuseum gesessen und nur 24 DM verdient!“ Da meint der Dritte: „Versteh' ich nich’! Ich hab’ 2 Stunden am Bahnhof gesessen und 650 DM verdient!!!“ Die anderen Beiden: „Was hattest du denn auf deinem Schild stehen?“ Der Dritte: „Armer Ossi will nach Hause!“ 12. Warum haben Ossis 53 Knochen mehr als Wessis? Weil ihr Gehirn noch mechanisch arbeitet!!! 13. Enttäuscht sagt der Ossi: „Wessi, Sie haben Ihr Versprechen gebrochen. Dieser tröstend: „Macht nichts, Sie bekommen ein Neues!“ 14. Was ist der Unterschied zwischen Gott und einem Wessi? Gott weiß alles, Wessi weiß alles besser. 15. Warum sagt man nicht dummer Neger? Man sagt ja auch nicht dummer Wessi! 16. Drei Männer – ein Ossi, ein Wessi und ein Neger – warten aufgeregt vor dem Kreißsaal darauf, Vater zu werden. Endlich kommt die Schwester und sagt: „Herzlichen Glückwunsch, sie haben alle einen prächtigen Sohn bekommen. Aber es ist uns ein kleines Missgeschick passiert. Wir haben die Kinder vertauscht. Aber wir machen Ihnen ein Angebot, sie können sich eins aussuchen“. Daraufhin rennt der Ossi los, schnappt sich das Negerbaby und will 25 verschwinden. Die Schwester weist ihn darauf hin, dass er doch das Negerbaby erwischt habe. Darauf der Ossi: „Das ist mir egal, Hauptsache nicht den Wessi!“ THEMENBEREICH: DIE SCHWEIZ UND ÖSTERREICH 1. Lesen Sie zwei Texte über die Schweiz und Österreich und füllen Sie die unten gegebene Tabelle aus: Die Schweiz (CH= Confoederation Helvetica) ist ein kleines Land mit vielen Unterschieden. Seine Einwohnerzahl beträgt ca. 7 300 000. Im Westen grenzt es an Frankreich, im Norden an Deutschland, im Osten an Österreich und Fürstentum Liechtenstein und im Süden an Italien. Trotz des hohen Anteils des Landes an Hochgebirge sind 43 % Wiesen und weiden. Die höchsten und bekanntesten Berge sind die Dufourspitze im Monte- Rosa- Massiv (4634 m) an der italienischen Grenze, der Dom (4542 m ), das Weißhorn ( 4507 m) und das Matterhorn (4477m). Politisch ist die Schweiz in 20 Vollkantone und 6 Halbkantone mit jeweils eigener Verfassung, Parlament und Regierung aufgeteilt. Die Schweiz hat natürlich auch eine Bundesregierung, aber keinen Regierungschef: alle Bundesräte (Minister) sind gleichberechtigt. Die Schweiz ist nicht Mitglied der Europäischen Union. Die Republik Österreich ( A= Ausrtia) grenzt im Norden an Deutschland und Tschechien, die Slowakei und Ungarn im Osten, Slowenien und Italien im Süden und die Schweiz und Liechtenstein im Westen. Es hat ca. 8,2 Mio. Einwohner und ist doppelt so groß wie die Schweiz (84 000 km). Von der Gesamtfläche Österreichs entfällt nur etwa ein Viertel auf Tief- und Hügelländer. Nur 32 % liegen tiefer als 500 m. Die höchsten Berge sind der Großglockner (3797m), die Wildspitze (3768m) und die Weißkugel (3739m). Österreich ist in 9 Bundesländer gegliedert. Die Regierung führt der Bundeskanzler. Das Land ist seit 1995 in der Europäischen Union. 26 I. Ergänzen Sie die Informationen in den Steckbriefen Schweiz Österreich Nachbarländer Einwohnerzahl Größe in km (ca.) Autokennzeichen Hauptstadt Einige Städte Einige Berge Einige Flüsse Einige Seen Politische Gliederung in Staats- und Regierungschef Mitglied der EU? 2. Lesen Sie den Text und machen Sie die Übungen zu den Dialekten der Schweizer und der Österreicher: Kein Schweizer isst Müsli Die Schweiz ist zwar nicht das Land mit den meisten Sprachen, aber immerhin aus einer der spannendsten Kreuzungen Europas. Von jedem Nachbarland nahm sich die Schweiz ein Stück weg. Die offiziellen Landessprachen sind Italienisch, Französisch und Deutsch und außerdem seit 1939 noch das Rätoromanische. Man spricht es in Teilen Graubündens, und es klingt wie eine Mischung aus Portugiesisch und Esperanto. Italienisch und Französisch sind kein größeres Problem, wenn man diese Sprachen spricht. Anders das Deutsche! Des Schweizers gesprochenes Deutsch ist nämlich Schweizerdeutsch, oder Schwiizerdüütsch. So schwierig ist es aber nicht. Drei Tipps sollen den Zugang erleichtern: 1. Das K hat sich oft zum CH, wie in Dach verwandelt: Das Wort Küche wird so zur Chuchi. 2. Wo der Schweizer ein langes u spricht (Muus, Huus), steht im Deutschen meist ein au (Maus, Haus). 27 3. Dafür sprechen die Schweizer allerdings, dort wo die Deutschen ein langes u sagen (Tuch, Mut), ein für die deutschen Zungen unmöglichen uä (Tuäch, Muät)Daraus erklärt sich ein in Deutschland weit verbreitetes Missverständnis Wenn Sie in der Schweiz ein Müsli bestellen, grinsen Ihre Gastgeber in sich hinein, denn Sie scheinen eine kleine Maus verspeisen zu wollen. (Müsli- Verkleinerung von Muus). Die in der Schweiz entwickelte Frucht-Joghurt-Getreidemischung ist hierzulande ein Müesli. Würden Sie ein knappes halbes Jahr in der Schweiz leben, Sie könnten fast jedes Wort verstehen. 3. Übersetzen Sie ins Deutsche: Chuchi, Muus, Huus, Tuäch, Muät, Müsli, Müesli. 4. Gut aufgepasst! In der Schweiz und in Österreich sagt man anders: Was möchten die Leute? Ordnen Sie zu. I. Im Restaurant Kartoffeln, Tomaten, Bohnen, (2x) Sahne, Aprikosen, Quark, Eis A.1. Entschuldigen Sie bitte, wir hätten den Schweinebraten gern mit Erdäpfeln. Geht das? 2. Wir haben heute frische Marillenknödel als Nachspeise. 3. Ich hätte gern den grünen Salat mit Paradeisern, bitte. 4. Ich möchte statt des Spinats gern die Fisolen, bitte. 5. Und dann bitte einen Topfenstrudel mit Schlagobers. CH. Für mich bitte zum Dessert eine Glace mit Rahm. II. Wohnen Kühlschrank, Sessel, Klingel, Briefträger, Hausmeister, Aufzug A. 1. Drück doch noch mal auf die Glocke. Die müssten doch zu Hause sein. 2. Haben wir noch Bier im Eiskasten? – Ich glaube nicht. CH. 3. Schaust du mal bitte nach, ob der Pöstler schon da war, wenn du rausgehst? Ich warte auf einen wichtigen Brief. 4. Ich habe heute den Abwart noch gar nicht gesehen. Normalerweise ist der doch recht früh unterwegs. 5. Komm, wir nehmen den Lift. Die wohnen ja im fünften Stock! 28 A. CH. 6. Das ist ein schöner Fauteuil! Und so bequem! Woher habt ihr den denn? III. Unterwegs Führerschein, Fahrrad, Haltestelle, Gehweg, Straßenbahn, Fahrkarte, Vorfahrt 1. CH. Und? Hast du die Führerausweis-Prüfung bestanden? Nein, ich habe jemandem den Vortritt genommen. 2. Komm, lass uns mit dem Velo fahren, die Tram ist immer so voll. 3. Also, dass die ihre Autos immer auf dem Trottoir parkieren. 4. Zeigen Sie mir doch mal Ihr Billet, bitte! 5. A. An der nächsten Station müssen wir aussteigen. Lass uns schon einmal aufstehen. III. Einkaufen Rock, Kiosk, Hörnchen, Kaufhaus, Streichhölzer, Erdgeschoss 1. A.CH. Entschuldigen Sie, können Sie mir sagen, wo ich hier Zündhölzer bekomme? 2. A. Entschuldigung, wo kann ich Zigaretten kaufen? – In der Trafik. 2. Bringst du mir bitte ein Kipferl vom Bäcker mit? 3. CH. Komm, lass uns ins Warenhaus gehen. Da ist die Auswahl größer. 4. Ich möchte mir gern einen neuen Jupe kaufen. Kommst du mit? 5. Hüte und Strümpfe finden Sie im Parterre. THEMENBEREICH: LUXEMBURG Luxemburg (amtlich Großherzogtum Luxemburg, luxemburgisch Groussherzogtum Lëtzebuerg, französisch GrandDuché de Luxembourg) ist ein demokratischer Staat in Westeuropa. Mit einer Fläche von 2586 Quadratkilometern ist Luxemburg einer der kleinsten Flächenstaaten der Erde und (nach Malta) das zweitkleinste Mitglied der Europäischen Union. Es grenzt im Süden über 73 Kilometer an Frankreich, im Westen über 148 Kilometer an 29 Belgien und im Osten über 135 Kilometer an Deutschland. Mit Belgien und den Niederlanden bildet es die sogenannten Beneluxstaaten. Luxemburg ist eine parlamentarische Erbmonarchie und hat unter den ursprünglich neun europäischen Großherzogtümern als einziges bis heute Bestand. Das Land ist Gründungsmitglied der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und spielt im europäischen Einigungsprozess eine bedeutende Rolle. Die Hauptstadt Luxemburgs ist Verwaltungssitz der Europäischen Union. Sie ist Sitz des Europäischen Gerichtshofs, des Europäischen Rechnungshofs, des Sekretariats des Europäischen Parlaments, der Europäischen Investitionsbank, der Dienststellen der Europäischen Kommission und der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität. Luxemburg ist außerdem Tagungsort des Rates der Europäischen Union. Der Name Luxemburg leitet sich vermutlich von Lucilinburhuc ab, später Lützelburg („lützel“ = „klein“; vgl. friesisch „lütt“, engl. „little“), einer kleinen Burg, um die sich die (Haupt-) Stadt Luxemburg gründete. Eine neuere Hypothese ist, dass die Bedeutung des Namens Lucilinburhuc auf das Wort Letze zurückgehe und einen befestigten Felsvorsprung bezeichnet. Das Land ist als Grafschaft im damaligen Heiligen Römischen Reich entstanden. Im deutschen Sprachraum wurde noch im 17. Jahrhundert der Name Lützenburg verwendet, wie beispielsweise in der Topographia des Matthäus Merian zu sehen ist. Später wurde dieser Name dann durch Luxemburg ersetzt, was nichts anderes ist, als die eingedeutsche Form des französischen Namens. Auf dem Wiener Kongress wurde Luxemburg zum Großherzogtum erhoben; Wilhelm I. von Nassau-Oranien wurde zum ersten Großherzog. Heute ist das Land das letzte Großherzogtum der Welt. 30 INHALTSVERZEICHNIS 1. Stereotypen und Vorurteile ………………………………………3 2. Deutsche Geschichte ……………………………………………. 8 3. Deutschland ist eine multikulturelle Gesellschaft……………….16 3. Ossi und Wessi ...………………………………………………..22 4. Die Schweiz und Österreich …………………………………….24 31 LITERATUR 1. Solke Hilpert,Anne Robert usw. - Schritte 6, - Max Hueber Verlag, Ismaning, Deutschland, 2006, 200 S. 2. http://ru.toluna.com/opinions/954410/Was-Ihre-Meinung-uberAuslander-Deutschland.htm. 3. http://123diplom.ru/item/items901275.html. 32