Erste Hilfe Grundsätze Vorgangsweise an der Unglücksstelle Maßnahmen bei Lebensbedrohung o Lebensbedrohung durch Bewusstlosigkeit o Lebensbedrohung durch Atemstillstand o Lebensbedrohung durch Kreislaufstillstand Schockbehandlung Starke Blutung Verletzungen und Erkrankungen o Gesicht-, Schädel- und Halsbereich o Brustkorbbereich o Bauchraum o diverse Notfälle Hubschrauberrettung Verschiedene Verbände Inhalt einer Kursapotheke Für den Inhalt verantwortlich: Österreichisches Kuratorium für alpine Sicherheit DDr. Martin Burtscher Dr. Michael Philadelphy Mag. Robert Scheiring Grundsätze der Ersten Hilfe Wer glaubt, Bergsteigen und Skifahren sind ungefährlich und Erste-Hilfe-Leistungen beschränken sich auf die Behandlung von Blasen an Ferse und Zehen, irrt gewaltig. Bergsteigen zählt ohne Zweifel zu den erlebnisreichsten und abenteuerlichsten Sportarten, aber auch zu den gefährlichsten. Das Risiko beim Bergsteigen durch einen Unfall oder eine Erkrankung zu sterben, ist rund 100 mal größer als zum Beispiel beim Schwimmen oder bei Ballsportarten. Nahezu die Hälfte aller Österreicher sind Bergsteiger oder Skifahrer. Jährlich sterben in Österreich ca. 250 bis 300 Menschen bei der Bergsportausübung. Daraus muß uns allen die Verpflichtung bewußt werden, durch besonders gewissenhafte Vorbereitung auf Bergtouren und Skilauf Unglücke zu vermeiden. Sollte sich dennoch ein Notfall ereignen, können gezielte Erste-Hilfeleistungen in manchen Fällen zumindest das Schlimmste verhindern und Angst und Schmerzen mildern. Zu dieser Hilfeleistung sind wir alle moralisch und gesetzlich verpflichtet. Welche Maßnahmen in Notsituationen von jedem Bergsteiger und Skifahrer beherrscht werden sollten, wird in der Folge dargestellt. Hauptziel dieser Maßnahmen ist die Sicherung der Sauerstoffversorgung des Gehirns. Wird das Gehirn, zum Beispiel bei einem Kreislaufstillstand, nicht mehr mit Sauerstoff versorgt, tritt bereits nach 10 Sekunden Bewusstlosigkeit ein. Schon nach 5 Minuten kann der Gehirntod eintreten. nach 10 Sekunden: Bewusstlosigkeit nach 3 Minuten: Teilschädigung nach 5 Minuten: Gehirntod Vorgangsweise an der Unglücksstelle Befindet sich der Verletzte in einem unmittelbaren Gefahrenbereich (z.B. Steinschlag, Absturzgefahr, unübersichtliche Stellen auf der Skipiste, fahrende Autos, etc.), so ist er möglichst rasch und schonend an eine zur Durchführung der Ersten Hilfe geeignete Stelle zu bringen. Dazu dienen spezielle Transporttechniken. Rautek-Griffe Bei Verdacht auf Wirbelsäulen-Verletzung ist besondere Vorsicht geboten. 3 Hauptfragen gilt es, rasch zu beantworten 1. Besteht Bewusstlosigkeit? 2. Atmet der Betroffene? 3. Schlägt das Herz? WICHTIG: Bewusstsein, Atmung und Herzkreislauffunktion sind lebensnotwendige Funktionen! Fällt eine oder mehrere dieser Funktionen aus, besteht Lebensgefahr! Lebensrettende Sofortmaßnahmen sind zu treffen! Lebensbedrohung durch Bewusstlosigkeit Im Zustand der Bewusstlosigkeit verliert der Betroffene die Verbindung mit der Umwelt und dadurch die Möglichkeit, auf Gefahren zu reagieren. Bei leichten Formen der Bewusstseinsstörung kann der Verunglückte durch Ansprechen oder Rütteln an den Schultern geweckt werden. Der Bewusstlose hält die Augen geschlossen und reagiert nur noch auf Schmerzreize. Bei tiefer Bewusstlosigkeit sind Schutzreflexe wie Husten- und Schluckreflexe nicht mehr vorhanden. Deshalb kann jederzeit durch Verlegung der Atemwege mit Erbrochenem, Blut oder Fremdkörpern Atem- und Kreislaufstillstand und damit der Tod eintreten! Wie wird das Bewusstsein beurteilt? Ist der Patient wach oder öffnet er auf Aufforderung die Augen? Weiß er, wer er ist, wo er ist, was geschehen ist? Wenn der Betroffene nicht weckbar ist und die Augen geschlossen bleiben, ist er bewusstlos! Für eine weitere Beurteilung einer bereits eingetretenen Schädigung des Gehirns dienen Pupillenweite und -reaktion: Normalerweise sind die Pupillen bei durchschnittlicher Helligkeit mittelweit, seitengleich und reagieren bei Lichteinfall mit Verengung. Bereits 1 bis 3 Minuten nach Kreislaufstillstand sind die Pupillen weit und reaktionslos. Der Feststellung von Bewusstlosigkeit und Pupillenbeurteilung folgt sofort die Überprüfung von Atmung und Kreislauf (siehe dort). Ungleich weite Pupillen können eine Gehirnblutung anzeigen. Sofortmaßnahmen bei Bewusstlosigkeit Vorausgesetzt daß Atmung und Herzkreislauf funktionieren, werden bei Bewusstlosigkeit folgende Maßnahmen gesetzt: Stabile Seitenlagerung Freimachen- und Freihalten der Atemwege durch leichtes Kopfbeugen nach hinten (Entfernen von Erbrochenem, Blut, künstl. Gebiß etc.) aber: Vorsicht bei Verdacht auf Wirbelsäulenverletzung Dauernde Überwachung (Kontrolle von Atmung, Herztätigkeit, Schutz vor Absturz, etc.) Merke: Bewusstlos ist schutzlos! Freimachen der Atemwege Weitere Helfer (sofern anwesend) geben Alarm (Hilferufe, Alpines Notsignal) oder verständigen eine Rettungsorganisation (z.B. nächstes Hüttentelefon, Pistendienst). Alpines Notsignal und Telefonnummern von Rettungsorganisationen in Österreich siehe Anhang! Lebensbedrohung durch Atemstillstand Durch die Atmung wird unserem Körper der lebensnotwendige Sauerstoff (O2) zugeführt. Fehlt die Sauerstoffversorgung, tritt rasch Bewusstlosigkeit ein. Das Gehirn reagiert auf Sauerstoffmangel besonders empfindlich. Nach etwa 5 Minuten setzt auch die Herztätigkeit aus. Atemwege Wie wird die Atmung beurteilt? Sind Atemgeräusche und/oder Atembewegungen vorhanden? Ist der Luftstrom vor Mund und Nase spürbar? Wenn dies nicht der Fall ist, muss Atemstillstand angenommen werden. Damit gekoppelt sind Bewusstlosigkeit und, nach einigen Minuten, auch Herzstillstand und weite Pupillen. Lebensrettende Sofortmaßnahmen bei Atemstillstand Überstrecken des Kopfes Mund- und Atemwege freimachen Beatmen Mund zu Mund oder Mund zu Nase: 2 mal langsam und tief beatmen; ca. 1 mal pro 5 Sekunden. Dann kontrollieren ob bereits wieder die Eigenatmung eingetreten ist. Wenn dies nicht der Fall ist, weiterbeatmen. Kopf überstrecken. Atemwege freimachen. Da der Atemstillstand bereits nach wenigen Minuten zum Kreislaufstillstand führt, wird oft eine kombinierte Wiederbelebung durch Atemspende und Herzdruckmassage notwendig. Lebensbedrohung durch Kreislaufstillstand Das Herz pumpt in 1 Minute ca. 5 Liter Blut durch die Gefäße in alle Organe unseres Körpers und versorgt diese vor allem mit Sauerstoff. Pumpt das Herz nicht mehr oder nur ungenügend, kommt es wiederum zu Sauerstoffmangel der Organe. Das Gehirn reagiert darauf am empfindlichsten. Puls fühlen Anzeichen eines Kreislaufstillstandes Fehlender Pulse (Unterarmarterie, Halsschlagader) Bewusstlosigkeit (nach 10 Sekunden) Atemstillstand (nach 1 Minute) weite, lichtstarre Pupillen (nach 1 bis 3 Minuten) fahle, blaße Hautfarbe Lebensrettende Sofortmaßnahmen Herzdruckmassage: Auf das untere Brustbeindrittel wird ein senkrechter Druck ausgeübt; möglichst auf harter Unterlage. Druckpunkt aufsuchen: Mit einem Finger dem Rippenbogen entlang bis zum Schwertfortsatz des Brustbeines fahren und unteres Drittel des Brustbeines suchen (3 Querfinger ober dem Schwertfortsatz). Dort wird der Handballen der rechten (oder linken) Hand und auf deren Handgelenk der Handballen der anderen Hand aufgesetzt. Die Finger werden nach oben weggehalten. Druckpunkt aufsuchen Wichtig ist, daß der Druck senkrecht über die gestreckten Arme erfolgt, wobei eine Drucktiefe von 4 bis 5 cm beim Erwachsenen (beim Kind entsprechend weniger) erreicht werden sollte. Druck- und Entlastungsphase sind gleich lang. Handstellung Da kurz nach dem Kreislaufstillstand Atemstillstand eintritt, ist die kombinierte Wiederbelebung und deren Beherrschung (Wiederbelebungskurse!) von besonderer Bedeutung: Kombinierte Wiederbelebung: Begonnen wird mit 2 Atemspenden (langsam und tief beatmen - ca. 1,5 Sekunden pro Beatmung), dann folgt Herzdruckmassage und wieder Atemspende, etc. o Einhelfer-Methode: Nach 2 mal beatmen folgt 15 mal Herzdruckmassage (die Geschwindigkeit sollte mindestens 8o Wiederholungen pro Minute entsprechen) dann: 2 mal beatmen, 15 mal Herzdruckmassage, usw. o Zweihelfer-Methode: für geübte Ersthelfer 2 x beatmen dann: 5 x Herzdruckmassage (Geschwindigkeit entspricht 80 bis 100 Wiederholungen pro Minute) 1 x beatmen, 5 x Herzdruckmassage 1 x beatmen, 5 x Herzdruckmassage, usw. Als weitere lebensbedrohliche Situationen müssen Schock und schwere Blutung angesehen werden, da diese jederzeit zu Bewusstlosigkeit, Atem- und Kreislaufstillstand führen können. Schockbehandlung Im Schockzustand besteht ein Mißverhältnis zwischen Sauerstoffbedarf und Sauerstoffangebot als Folge einer verminderten Durchblutung lebenswichtiger Organe (Gehirn, Herz, Lunge, Leber, Niere). Anzeichen: kalte, schweißbedeckte, blaße Haut; die Hautdurchblutung (auch jene von Fettgewebe und Muskulatur) wird zugunsten lebensnotwendiger Organe vermindert rascher, schwacher Puls Blutdruckabfall Bewusstseinsveränderungen (Unruhe, Angst, Bewusstseinseintrübung) beschleunigte Atmung Maßnahmen: Schocklagerung; stabile Seitenlagerung oder Kombination bei Bewusstlosigkeit (bei herzbedingtem Schock und Schädel-Hirnverletzung Oberkörper erhöht lagern!) falls möglich, beheben der Ursache (z.B. Blutstillung) freimachen und freihalten der Atemwege laufende Beobachtung und Kontrolle von Puls und Atmung Schutz vor Auskühlung (zudecken!) Beruhigung auch in Seitenlage: bei Bewußtlosigkeit Merke: Häufigste Ursache eines Schocks ist die Blutung nach innen oder außen! Schocklagerung Lagerung bei herzbedingtem Schock oder Schädel-Hirnverletzung Starke Blutung Der Mensch besitzt eine Blutmenge von etwa 9% seines Körpergewichtes. Mit Schockzeichen ist ab einer Verminderung von 20% der Gesamtblutmenge zu rechnen (dies entspricht 1 Liter bei 5 Liter Gesamtblutmenge). Kennzeichen starken Blutverlustes Schockzeichen! Blutungen nach außen (z. B. Wunden, offene Knochenbrüche) sind leicht erkennbar und in den meisten Fällen auch stillbar. Blutungen ins Körperinnere sind wesentlich gefährlicher. Welche Blutungsquellen kommen in Frage? Nach innen: o Leber- oder Milzrisse o Lungenblutung o Beckenbruch (bis 4 Liter Blutverlust) o Oberschenkelbruch (bis 2,5 Liter Blutverlust) Nach außen: o Verletzungen von Gefäßen, besonders Arterien, durch Schnitt-, Stich- oder Quetschwunden o Amputation (Abriß) eines Gliedmaßenteiles o Offene Knochenbrüche Erstmaßnahmen bei innerer Blutung Schocklagerung freimachen und freihalten der Atemwege laufende Beobachtung und Kontrolle von Puls und Atmung Schutz vor Auskühlung Beruhigung rasche ärztliche Hilfe! Erstmaßnahmen bei Blutungen nach außen (sichtbare Blutungen) Prinzipiell kann der Versuch unternommen werden, die Blutung durch Druck mit den Fingern zu vermindern oder zu stoppen. Arterielle Blutung (hellrote, spritzende Blutung): Druckverband: Die Wunde mit Verbandmaterial, z. B. sterilen Tupfern, bedecken. Darauf wird ein Druckpolster gelegt (z. B. Verbandspäckchen) und mit Mullbinden kräftig angewickelt. Kann die Blutung dadurch nicht gestillt werden, wird über den ersten Druckverband ein zweiter, mit stärkerem Zug, angewickelt. Abdrücken: Mit den Fingern kann die Blutung durch Abdrücken der entsprechenden Arterie oberhalb der Blutung vermindert oder gestoppt werden. Abdrückpunkte an den Armen und am Kopf Abbinden: Nur wenn eine schwere arterielle Blutung durch die oben angeführten Maßnahmen nicht beherrscht werden kann, sollte abgebunden werden. Dazu eignet sich beispielsweise ein Dreiecktuch, das nicht zu schmal gefaltet wird. Damit wird oberhalb der Blutung kräftig abgebunden. Starke venöse Blutung (dunkelrot, rinnend; nicht spritzend): Hochlagern der betroffenen Gliedmaße und Schutzverband anlegen. Oberflächliche, leichte Blutung: Schutzverband Verletzungen und Erkrankungen Absturz oder Steinschlag beim Bergsteigen und Kollisionen im alpinen Schilauf haben in den vergangenen Jahren zu einer ständigen Zunahme der Schädelverletzungen geführt. Durch die Vielzahl von Sinnesorganen, Nerven, Blutgefäßen, oberen Luft- und Verdauungswegen auf engstem Raum können bereits geringe Verletzungen oder Erkrankungen zu ausgeprägten Störungen wichtiger Funktionen führen. Die extrem gute Durchblutung und das lockere Bindegewebe, das die Ausbreitung von Schwellung und Bluterguß stark begünstigt, verleihen dem Verletzten rasch ein dramatisches Aussehen. Starke Blutungen im Gesichts-, Nasen- oder Mundbereich, Schwellungen am Hals, Fremdkörper wie gelockerte Zähne, Prothesen oder die Zunge können die oberen Luftwege einengen und bedingen so eine akute Erstickungs- und Lebensgefahr. Die folgenden speziellen Maßnahmen sollen im Unglücksfall lebenswichtige Funktionen erhalten und schwere dauernde Gesundheitsschäden verhindern. Gesicht-, Schädel- und Halsbereich Brustkorbbereich Bauchraum diverse Notfälle Verletzungen und Erkrankungen: Gesicht,- Schädel- und Halsbereich Schädelprellung Zur Schädelprellung kommt es durch äußere Gewalteinwirkung auf den Kopf. Anzeichen: Bewusstsein und Erinnerungsvermögen sind ungestört, an der betreffenden Stelle entsteht rasch eine massive Schwellung. Maßnahmen: Kühlung ist ausreichend Gehirnerschütterung Anzeichen: Kopfschmerz Schwindelgefühl Übelkeit, Erbrechen fehlende Erinnerung an den Unfallhergang Verwirrtheit Das Vorliegen auch nur einzelner entsprechender Hinweise muß in jedem Fall ernstgenommen werden, da dann schwere Schädel-Hirnverletzungen am Unfallort nicht ausgeschlossen werden und sich unter Umständen auch noch Stunden nach dem Ereignis entwickeln können. Maßnahmen: Lagerung mit erhöhtem Oberkörper und Kopf Ständige Beobachtung von Bewusstsein, Atmung und Puls laufende Pupillenkontrolle (seitengleiche Größe und Reaktion auf Licht ), ärztliche Untersuchung Schwere Schädel-Hirnverletzung Anzeichen: Störungen des Bewusstseins bis zur Bewusstlosigkeit Störungen der Pupillenreaktion Störungen der Atmung bis zum Atemstillstand Störungen des Herz - Kreislaufsystems bis zum Herzstillstand Diese können sofort nach dem Unfall oder Stunden bis Tage nach einer Gehirnerschütterung auftreten. Es besteht akute Lebensbedrohung! Maßnahmen: Seitenlagerung mit erhöhtem Oberkörper und Kopf (auch während des Transportes) Beatmung und Herz - Kreislauf - Wiederbelebung ehestmögliche Versorgung durch den Notartzt Offene Wunden Anzeichen: Sehr starke Blutung Maßnahmen: Abdrücken an Abdrückpunkten (am Hals immer nur einseitig) Verband, Kopfverband (Einengung des Halses vermeiden; Augen, Ohren, Mund und Nase müssen frei bleiben) Zahnverletzungen Zahnverletzungen in Form von Abbrüchen, Lockerung und Ausschlagen von Zähnen werden häufig nach Steinschlag oder Kollisionen auf Schipisten beobachtet, weil auch Helme dagegen nur ungenügend Schutz bieten. Maßnahmen: Zähne oder Zahnteile sicherstellen keine grobe mechanische oder chemische Reinigung Transport der Zähne beim Wachen in der Mundhöhle, beim Bewusstlosen in Wasser oder Milch zahnärztliche Versorgung Zahnschmerzen Zahnschmerzen können durch Höhenaufenthalt oder körperliche Belastung ausgelöst oder verstärkt werden. Maßnahmen: Kühlung und Spülungen mit Kamille oder Salbei bei Entzündungen Nelkenkauen bei Schmerzen Kieferbrüche Anzeichen: Wunden von außen oder innerhalb der Mundhöhle Schmerzen beim Schlucken oder Kauen Zähne von Ober- und Unterkiefer passen beim Zubeißen nicht mehr genau zueinander Durch Bruchstücke von Zähnen oder Prothesen besteht vor allem bei Bewusstlosen akute Erstickungsgefahr. Bei mehrfachen Brüchen im Bereich des Unterkiefers kann auch bei wachen Personen die Zunge in Rückenlage nach hinten sinken und die oberen Luftwege einengen. Maßnahmen: Reinigung der Mundhöhle von Zahn- und Prothesenbruchstücken Ruhigstellung mit Verband nur bei wachen bewusstseinsklaren Personen Vorziehen der Zungenspitze beim mehrfachem Unterkieferbruch, um Ersticken zu verhindern Jochbeinbrüche Anzeichen: Bluterguß rund ums Auge (blaues Auge) unter Umständen Auftreten von Doppelbildern Maßnahmen: Abdecken des betroffenen Auges bei Auftreten von Doppelbildern Gesichtsschädelzertrümmungen Gesichtsschädelbrüche werden durch Absturz, Steinschlag oder Aufprall auf ein Hindernis beim Schilauf mit hoher Geschwindigkeit verursacht. Anzeichen: massive Blutung aus Nase oder Mund Maßnahmen: sofortige Seitenlagerung (unter Umständen auch Bauchlagerung), um Ersticken an massiver Blutung zu verhindern Spatel-Kopfverband, um zertrümmerte Gesichtsanteile gegen den festen Schädel nach oben zu pressen und Blutung einzudämmen ehestmögliche notärztliche Versorgung Nasenbluten Nasenbluten tritt nach Unfällen mit Nasenbeinbrüchen oder bei bestimmten Personen auch ohne erkennbare Ursache zum Beispiel bei körperlicher Anstrengung auf. Maßnahmen: körperliche Ruhe Lagerung in sitzender Position Eis oder kühle Umschläge im Nacken Nasenverband falls erforderlich Nasenbeinbrüche Anzeichen: Druckschmerz und/oder Schwellung am Nasenrücken können von Nasenbluten begleitet sein. Maßnahmen: Kühlung Nasenverband bei Blutung ärztliche Untersuchung und eventuell Behandlung Augenentzündung Die Augen sind am Berg vor allem durch die erhöhte UV-Bestrahlung gefährdet. Ohne entsprechende Schutzbrillen können Entzündungen bis zur Schneeblindheit die Folge sein. Vor allem im Schnee ist auch ohne direkte Sonne bei trübem Wetter mit hoher Strahlung zu rechnen. Anzeichen: Rötung Tränen Brennen, Reiben starke Schmerzen Maßnahmen: Abdunkelung entzündungshemmende Augentropfen Reiben der Augen unbedingt vermeiden Fremdkörper: Spülen oder leichtes Wischen zur Nase Verätzungen: sofortiges gründliches Spülen und ärztliche Behandlung Schwere Augenverletzungen: steriler Verband, rascheste ärztliche Versorgung Ohren Blutung aus dem Ohr ist ein Hinweis auf Schädelbasisbruch! Rascheste ärztliche Versorgung! Fremdkörper im Gehörgang: Ärztliche Behandlung wegen der Gefahr der Trommelfellverletzung bei Entfernungsversuchen Gehörgangsentzündung: Anzeichen sind Schmerzen am Ohr bei Druck und Zug. Schmerzstillende Ohrentropfen, Schutz vor Zugluft, ärztliche Behandlung Mittelohrentzündung: Oft durch Druckabfall in der Höhe ausgelöst oder verstärkt. Festes Schneuzen vermeiden, Schutz vor Zugluft, ärztliche Behandlung Verletzungen und Erkrankungen: Brustkorbbereich Rippen, Brustbein und Wirbelsäule bilden den knöchernen Mantel des Brustraumes, welcher nach unten durch das Zwerchfell abgegrenzt wird. Im Inneren befinden sich lebenswichtige Organe wie Herz, Lungen, große Blutgefäße, Luftröhre und Speiseröhre. Gewalteinwirkungen bei einem Unfall können zu Verletzungen des knöchernen Mantels aber auch zu Verletzungen dieser Organe führen. Nachdem dabei die Hauptorgane von Atmung und Kreislauf betroffen sind, kann rasch Lebensbedrohung entstehen. Anzeichen: Schmerzen beim Atmen Wunden oder Zeichen einer Prellung am Brustkorb Atemnot oder rasche oberflächliche Atmung, Blässe oder Blaufärbung der Haut durch Sauerstoffmangel eventuell Schockzeichen Bei Rippenprellung oder Rippenbruch: Schmerzen beim Atmen und auf Druck an der betroffenen Stelle. Bei Verletzungen der inneren Organe sind es neben Schmerzen Atemnot und Schockzeichen, die den Ernst der Lage anzeigen. Maßnahmen: Wenn keine Bewusstseinstrübung vorliegt, wird der Verunfallte mit erhöhtem Oberkörper gelagert, ansonsten in stabiler Seitenlage (auf die verletzte Seite). Offene Wunden werden mit einem sterilen Verband abgedeckt. Stecken Fremdkörper im Brustkorb (Pfählungsverletzungen) werden diese belassen. Weitere Maßnahmen: beruhigen verhindern von Auskühlung (Biwaksack, Folie, Überkleidung etc.) laufende Kontrolle von Puls und Atmung rasche Alarmierung der Rettung/Notarzt Bei Rippenprellungen oder -brüchen kann ein straffer Verband mit elastischen Binden um den Brustkorb Schmerzlinderung bringen. Herzinfarkt Wird die Blutversorgung (Sauerstoffversorgung) der Herzmuskulatur durch Verschluß eines entsprechenden Gefäßes (Herzkranzgefäß) unterbrochen, geht Herzmuskulatur zugrunde = Herzinfarkt. Anzeichen: anhaltender Schmerz hinter dem Brustbein, der in linke Schulter und Arm (eventuell auch rechten Arm) ausstrahlt. Angst und Unruhe Atemnot Übelkeit, Erbrechen eventuell Schock Maßnahmen: lagern mit leicht erhöhtem Oberkörper beruhigen und jede Anstrengung vermeiden Puls und Atmung laufend kontrollieren und bei Aussetzen sofort Wiederbelebung durchführen vor Auskühlung schützen rasch Rettung/Notarzt alarmieren Merke: Die ersten Minuten (Stunden) sind für den Herzinfarktpatienten die gefährlichsten! Asthmaanfall Die anfallsartig auftretende Atemnot wird durch Verengung der Atemwege hervorgerufen. Meist weiß der Patient über sein Leiden Bescheid und führt auch Medikamente mit sich. Anzeichen: immer stärker werdende Atemnot mit erschwerter (verlängerter) Ausatmung blaue Hautverfärbung nach anfänglich schnellem Puls langsamer Puls bis zur Bewusstlosigkeit Maßnahmen: Lagerung mit erhöhtem Oberkörper Beruhigung den Betroffenen auffordern (sofern nicht schon zu häufig durchgeführt), 2 bis 3 Sprühstösse seines Medikamentes zu nehmen. Verletzungen und Erkrankungen: Bauchraum Im Bereich des Bauches können mehrere Organe verletzt werden oder erkranken: Leber, Milz, Magen, Bauchspeicheldrüse, Darm, Nieren, Blase, weibliche Geschlechtsorgane. Bei den Verletzungen handelt es sich meist um geschlossene Verletzungen, wobei Schädigungen von Leber und Milz im Vordergrund stehen. Bauchverletzungen Anzeichen: Bauchschmerzen; bei Leberriß unter dem rechten Rippenbogen, bei Milzriß unter dem linken Rippenbogen Wunden oder Prellungszeichen harte Bauchdecke! rasche, oberflächliche Atmung Schockzeichen Maßnahmen: den wachen Patienten mit Unterlage unter beide Knie lagern Schocklagerung bei Schockzeichen stabile Seitenlagerung bei Bewusstlosigkeit freimachen und freihalten der Atemwege beruhigen Auskühlung vermeiden laufende Kontrolle von Puls und Atmung Erkrankungen im Bauchraum Starke Schmerzen im Bauchraum können durch verschiedene Erkrankungen hervorgerufen werden und machen oft eine rasche Operation notwendig. Beispiele von Erkrankungen im Bauchraum: Entzündung des Blinddarmfortsatzes Magenblutung Darmverschluß Darmentzündung Entzündung der Bauchspeicheldrüse Gallenkolik, Nierenkolik Anzeichen: starke Bauchschmerzen zunehmend bei Entzündung kolikartig (zu- und abnehmend) bei Gallen- und Nierenkoliken harte Bauchdecke! Übelkeit, Erbrechen Blässe (Blutdruckabfall) schneller Puls Gliedmaßen Gliedmaßen sind auch im Alpinsport häufig von Verletzungen, die von leichten Prellungen, Abschürfungen, Wunden, Quetschungen, Zerrungen, Verstauchungen, Verrenkungen, Knochenbrüchen bis zu Abtrennung (Amputation) von Gliedmaßen oder deren Teilen reichen, betroffen. Je nach Alpinsportart gibt es einzelne typische Verletzungen (z.B. Knieverletzungen im Schilauf). Erstmaßnahmen bei Gliedmaßenverletzungen: Sind immer erforderlich, um weitere Schäden oder Zunahme von Schmerzen oder Schwellung zu vermeiden: Schonung Hochlagerung enge Kleidungsstücke lockern, Schuhe öffnen aber nicht ausziehen, Ringe bei Finger-, Hand- und Armverletzungen entfernen (verursacht bei Schwellung starke Schmerzen und ist später kaum mehr möglich) Ruhigstellung, Schienung (an gesunden Körperteil oder an Hilfsmittel wie Stock oder Schi) Kühlung (bei frischen Verletzungen immer Kälte!, Wärme nur bei chronischen Leiden) keine Einrenkung von Knochenbrüchen (Gefahr der Einklemmung von Gefäßen oder Nerven) Wunden, Bruchstellen, verletzte Gelenke bei Lagerung oder Transport nicht berühren bei der Umlagerung leichter Zug an der verletzten Gliedmaße, jede Bewegung der Bruchteile zueinander vermeiden 1. Schienung 2. Umlagerung Offene Verletzungen Maßnahmen: steriler Verband, keine Wundreinigung mit Desinfektionslösungen oder Wasser bei starker Blutung, Blutzufuhr an Abdruckpunkten vermindern und Verband / Druckverband anlegen abbinden nur in seltensten Ausnahmefällen erforderlich (Gefahr von schweren Schäden bei unsachgemäßer Durchführung) Abtrennungen (Amputationen) Maßnahmen: abgetrennte Teile unbedingt suchen und sicherstellen kühl, steril, schonend verpacken und transportieren rasche Versorgung durch den Notarzt, rascher Transport in die Spezialabteilung Pfählungsverletzungen Maßnahmen: Fremdkörper nicht entfernen – Stöpselwirkung! Fremdkörper fixieren schonender Abtransport Wirbelsäule Die Wirbelsäule, ein biegsamer Stab aus einzelnen Wirbeln, die durch Zwischenwirbelscheiben miteinander verbunden sind stellt die zentrale Stütze des menschlichen Skelettes dar. In einem von den Wirbeln gebildeten Kanal verläuft das Rückenmark, das aus Nervenfasern besteht, die das Gehirn mit den übrigen Körperabschnitten verbinden. Die besondere Gefahr von Wirbelsäulenverletzungen besteht in einer möglichen Verletzung des Rückenmarkes. Massive Gewalteinwirkung auf den menschlichen Körper bei: Sturz oder Absturz aus großer Höhe Einklemmung durch große Felsblöcke Stauchung (z.B. Sprung in Mulde beim Schifahren) Sturz auf Steißbein (z.B. Paragleiter) kann zu Wirbelsäulenverletzungen in der Form von Wirbelbrüchen/Verrenkungen führen. Besondere Gefahren bestehen bei älteren Personen (Osteoporose) und Wirbelsäulenfehlbildungen, wo bereits geringere Kräfte zu Schädigungen führen können. Bei Einklemmung oder Quetschung des Rückenmarkes kommt es unterhalb der Schädigung zu Nervenstörungen oder Ausfällen auf die bei der Untersuchung geachtet werden muß: Anzeichen: Bewegungsstörung (Lähmung, Kraftlosigkeit in den Beinen) Gefühlsstörungen in Füßen oder Beinen (Kribbeln, Ameisenlaufen, kein Gefühl bei Berührung, kein Schmerzempfinden) Maßnahmen: Lagerung und Transport auf extrem schonendes Vorgehen achten, weitere Bewegung der Wirbelsäule vermeiden mehrere Helfer erforderlich, einer nur für Kopf verantwortlich (gibt Kommando) starre Unterlage (Brett, Türe, Vakuummatratze, Schaufeltrage) soll Durchbiegen der Wirbelsäule vermeiden Größte Gefahr besteht bei Verletzungen der Halswirbelsäule, da lebenswichtige Funktionen (Herz- Kreislauf) bei Rückenmarksschädigung in diesem Bereich betroffen sind. Vorsicht bei Helmabnahme ! (Kopf stützen, keine Bewegung in der Halswirbelsäule) Überstrecken und Drehen des Kopfes vermeiden! erletzungen und Erkrankungen: Diverse Notfälle Verbrennungen, Sonnenbrand Durch Sonne, heißes Wasser, Feuer, Herdplatte, u. a. können Haut und tiefere Gewebeschichten geschädigt werden. Bei Verbrennungen von mehr als 15 % der Haut (bei Kindern schon ab 10%) kann Schock beziehungsweise Lebensgefahr bestehen. Anzeichen: I. Grades: Rötung, Schwellung, Schmerz II. Grades: Rötung, Blasen, Schmerz, weiße Haut bei Verbrennung tieferer Schichten III. Grades: weiße oder schwarze Haut, kein Schmerz Maßnahmen: Kaltwasseranwendung für mindestens 20 Minuten sterile Wundabdeckung (z.B. mit Metalline) Verbrennungen größeren Ausmaßes: Atemwege freimachen und freihalten Schocklagerung, bei Bewusstlosen stabile Seitenlagerung Merke: Der Sonnenbrand stellt die häufigste Verbrennung des Bergsteigers und Skifahrers dar. Hier kann durch die regelmäßige Anwendung von Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor vorgebeugt werden! Hitzschlag Diese Erkrankung entsteht, wenn der Körper nicht mehr in der Lage ist eine Temperaturerhöhung, die durch Bewegung und äußere Wärme entsteht, auszugleichen. Faktoren die einen Hitzestau fördern: Sonneneinstrahlung (hohe Umgebungstemperatur) Schwere körperliche Arbeit (rasches Gehtempo) Behinderung der Wärmeabgabe durch luftundurchlässige Kleidung (z.B. Kunststoffanzug), besonders bei Skitouren im Frühjahr! Hohe Luftfeuchtigkeit (schwüle Witterung) Anzeichen: Schwindelgefühl, Kopfschmerzen Übelkeit, Erbrechen rasche Atmung und rascher Puls trockene, rote und heiße Haut bis über 40 Grad erhöhte Körpertemperatur eventuell Schockzeichen Maßnahmen: Entfernung von luftundurchlässiger und beengender Kleidung lagern an einem kühlen Ort, mit leichter Bein- und Kopfhochlagerung kühlen durch kalte Umschläge, Waschungen mit kaltem Wasser, Wind erzeugen usw. Sonnenstich Der Sonnenstich ist eine Reizung der Hirnhäute durch Sonneneinstrahlung auf unbedeckten Kopf und Nacken. Anzeichen: Kopfschmerzen, Schwindel Übelkeit, Brechreiz Kopf heiß und rot Nackenschmerzen wenn der Kopf nach vorne gebeugt wird Diese Anzeichen treten oft erst Stunden nach dem Aufenthalt in der Sonne auf (z.B. nachts). Maßnahmen: Lagerung mit leicht erhobenem Oberkörper und Kopf an kühlem Ort. abkühlen besonders des Kopfes durch Winderzeugung, kalte Umschläge usw. Höhenkrankheit Diese Erkrankung wird durch die Abnahme des Luftdruckes und damit des Sauerstoffes mit zunehmender Höhe verursacht. Vor allem bei raschem Höhenanstieg (z. B. Seilbahn) kann es durchaus schon ab ca. 2000 Meter zu Beschwerden kommen. Ebenfalls fördernd kann sich körperliche Anstrengung auswirken. Anzeichen: Bei leichteren Formen: o Kopfschmerzen o Übelkeit und Erbrechen o Appetitlosigkeit o Abnahme der Konzentrationsfähigkeit o Schläfrigkeit Bei schweren Formen kommen hinzu: o Atemnot, auch nachts o trockener Husten o rascher Puls o Gleichgewichtsstörungen o Sehstörungen Oder gar: o schwere Bewusstseinsstörungen o schaumiger Auswurf (Husten) o Rasselgeräusche beim Atmen o starke Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit Maßnahmen: Bei leichteren Formen: o kein weiterer Aufstieg o keine körperliche Anstrengung o oder wenn möglich: Abstieg ins Tal Bei schweren Formen: o sofort Abstieg oder Abtransport o Lagerung: mit erhöhtem Oberkörper und/oder stabile Seitenlage bei Bewusstlosigkeit Unterkühlung Durch längeren Aufenthalt in kühler Umgebung und nicht ausreichendem Kälteschutz (Kleidung, Windschutz), gelingt es dem Organismus nicht mehr, die normale Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. Begünstigende Faktoren sind Bewegungslosigkeit, Wind, Alkoholgenuß. Daher ist jeder Verletzte vor Unterkühlung zu schützen. Unterkühlung beginnt ab einer Körpertemperatur von 35 Grad Celsius (normal ca. 37 Grad). Anzeichen: Körpertemperatur bis 34 Grad abgesunken: o Kältezittern o Erregungszustand o rascher Puls o bläulich-blasse Haut Körpertemperatur bis 30 Grad abgesunken: o Schläfrigkeit o Puls wird langsam o unregelmässige Atmung o Körpertemperatur bis 34 Grad abgesunken: o Bewusstlosigkeit o schwacher, langsamer Puls o unregelmässige Atmung o bis hin zu: Atemstillstand und Kreislaufstillstand Maßnahmen: Der Betroffene darf sich nicht bewegen und passiv nur vorsichtig bewegt oder transportiert werden, um eine Vermischung des kalten Blutes nahe der Körperoberfläche mit dem wärmeren des Körperkerns zu verhindern. Einhüllen und vor weiterer Auskühlung schützen (Decken, Kleidung, Biwaksack, Alufolie etc.) Lagerung: Rückenlage beziehungsweise stabile Seitenlage, Beobachtung und gegebenenfalls Wiederbelebung. Abtransport veranlassen. Erfrierungen Lokale Schädigung durch Kälteeinwirkung. Besonders gefährdet sind: Finger, Zehen, Nase, Wangen, Ohren, … Fördernde Faktoren: Nackte Haut, Feuchtigkeit, Wind Anzeichen: I. Grad: weiße Haut, Gefühllosigkeit bei Erwärmung: stechender Schmerz, Rötung II. Grad: Blasenbildung, Schwellung, blaurote Verfärbung, Schmerzen III. Grad: weiße Haut, Gefühllosigkeit und später bläulich-schwarze Hautverfärbung Maßnahmen: Schutz vor weiterer Kälteeinwirkung in warme Umgebung bringen langsames Aufwärmen z. B. im warmen Wasserbad eventuell trockener, steriler Verband nicht einreiben oder massieren! Blitzschlag Wie allgemein gilt hier besonders, daß eine Vermeidung des Unglücks im Vordergrund stehen muß. Blitzunfälle ereignen sich hauptsächlich in den Sommermonaten und an Gewittertagen ab den Mittagsstunden. Vorbeugung: Wetterbericht abhorchen und entsprechende Tourenplanung; bei Gewitteranzug sofort besonders gefährdete Stellen wie Gipfel, Grate, Rücken, Kuppen oder eisenversicherte Steige sowie die Nähe alleinstehender Bäume oder Bauten meiden. Sichere Orte sind mit Blitzschutzanlagen versehene Häuser, Autos. Besteht keine andere Möglichkeit: im Gelände Mulden aufsuchen und dort in Kauerstellung mit geschlossenen Beinen möglichst auf isolierender Unterlage verharren. Maßnahmen: Bewusstsein, Atmung und Kreislauf überprüfen und gegebenenfalls Wiederbelebung durchführen Schockbehandlung wenn nötig Beruhigung Schutz vor Auskühlung und Absturz Verbrennungen steril abdecken Überwachen Schlangenbiß In unseren Bergen kommt hauptsächlich die Kreuzotter als Giftschlange vor. Ihr Biß ist selten und normalerweise nicht lebensgefährlich. Anzeichen: meist ausgeprägte Angst, eventuell Übelkeit, Schwindel, Schockzeichen Maßnahmen: Zum Beispiel mit einem gefalteten Dreiecktuch herzwärts des Bisses leicht so zubinden, daß der Rückfluß des Blutes gehemmt wird, die Pulse aber noch fühlbar sind. ruhigstellen und tieflagern der betroffenen Gliedmaße Beruhigung Arzt aufsuchen Nicht einschneiden oder aussaugen! Hubschrauberrettung Bei der Überlegung, ob ein Rettungseinsatz aus der Luft notwendig ist, sind folgende Vorund Nachteile zu berücksichtigen: Vorteile: rascher Antransport von Arzt, Bergrettung, Geräten und Lawinenhunden erhebliche Zeitverkürzung eines Alpineinsatzes rascher und schonender Abtransport unter ärztlicher Betreuung Direkteinlieferung in eine entsprechende Klinik Nachteile: Wetter-, Wind-, Tageszeitabhängigkeit des Rettungseinsatzes Zeitverkürzung nur bei genauer, fachmännischer Alarmierung alpine Hubschraubereinsätze (Taubergung) sind gefährlich Bei Skipistenunfällen ist ein Hubschraubereinsatz nur in Ausnahmefällen (Schwerste Verletzungen, lebensbedrohliche Zustände) sinnvoll! Wie wird ein Hubschraubereinsatz angefordert? Alarmierung der örtlichen Bergrettung oder Gendarmerie/Polizeidienststelle über entsprechende Notrufnummern. Genaue Angaben zum Unfall: Wer meldet? Von wo? Was ist wann geschehen? (Art der Verletzung? Wieviele Verletzte?) Wo ist der Unfallort? (Landung möglich oder Taubergung? Wetter und Wind?) Vorbereitung eines Hubschrauberlandeplatzes mind. 5 x 5 Meter großer waagrechter Landeplatz im Umfeld von 50 Meter keine Hindernisse Kuppen sind besser als Mulden entfernen von beweglichen Gegenständen (Kleidungsstücke, Ski, Skistöcke etc.) Verhalten beim Anflug des Hubschraubers Eine Person winkt in der Nähe des Landeplatzes mit einem farbigen Kleidungsstück. Dann stellt sie sich in Yes-Position (Wir brauchen Hilfe!), mit dem Rücken zum Wind an den Rand des Landeplatzes und bleibt dort unbewegt stehen, bis der Hubschrauber aufgesetzt hat. Die Person in Yes-Position ist eine wichtige Orientierungshilfe bei der Landung. Meist dreht der Pilot noch eine Orientierungsschleife, bevor er landet. Vorsicht bei drehenden Rotorblättern: Nicht herumgehen! Vorsicht bei Neuschnee: Auch wenn Schnee aufgewirbelt wird, muß die Person unbewegt stehen bleiben! Alpines Notsignal Wenn man Hilfe benötigt: 6 x pro Minute ein optisches oder akustisches Zeichen 1 Minute Pause dann wiederholen. Antwort auf ein Notsignal: 3 x pro Minute ein optisches oder akustisches Zeichen 1 Minute Pause dann wiederholen. Verschiedene Verbände Inhalt einer Kursapotheke Inhalt für einen Erste Hilfe-Koffer (Empfehlung des Österreichischen Jugendrotkreuzes, der Schulärzteschaft und der AUVA): 1 Taschen-Beatmungsmaske mit Hygieneventil 1 Alu-Rettungsdecke mindestens 140 cm x 220 cm 3 Dreiecktücher 90 cm x 90 cm x 127 cm aus Stoff (mindestens 33fadig) 2 Verbandpäckchen Gr. 3, steril, einzeln staubdicht verpackt, nicht auf der Wunde klebende Wundauflage 1 Verbandpäckchen Gr. 4, steril, einzeln staubdicht verpackt, nicht auf der Wunde klebende Wundauflage 2 Elastische Binden 8 cm x 5 cm 3 Elastische Verbandbinden 4 m x 8 cm, einzeln staubdicht verpackt 3 Elastische Verbandbinden 4 m x 4 cm, einzeln staubdicht verpackt 6 Wundkompressen 10 cm x 10 cm, steril, einzeln staubdicht verpackt, nicht auf der Wunde klebende Wundauflage 1 Pflasterschnellverband 1 m x 6 cm 10 Pflasterstrips 6 cm x 5 cm 1 Spulenpflaster 5 m x 2,5 cm, hautfreundlich, in Schutzhülle 1 Betaisodona Lösung 15 ml (Breitband-Mikrobizid) 2 Kältepackungen 1 Fieberthermometer in Plastikhülse 10 Einmal-Schutzhandschuhe large aus Vinyl, nahtlos 1 Verbandschere Lister ca. 14,5 cm Kniegebogen, rostfrei 3 Einmal-Pinzetten, steril 2 Packungen Sicherheitsnadeln mindestens Größe 2 (24 Stück) 2 Erste Hilfe-Anleitungen 1 Inhaltsverzeichnis Jeder Kurslehrer muss über eine tragbare Kleinapotheke verfügen, die er im Gelände benützen können muss. Eine solche Rucksackapotheke für Bergsteiger und Skifahrer soll mindestens folgenden Inhalt umfassen (Empfehlung der AUVA): 1 Beatmungsgerät für sichere Atemspende 1 Alu-Rettungsdecke 160 cm x 220 cm 1 Dreiecktuch 90 cm x 90 cm x 127 cm aus Stoff (mindestens 33fadig) 1 Verbandpäckchen Gr. 4, steril, einzeln staubdicht verpackt, nicht auf der Wunde klebende Wundauflage 2 Verbandpäckchen Gr. 3, steril, einzeln staubdicht verpackt, nicht auf der Wunde klebende Wundauflage 1 Elastische Binde 5 m x 8 cm 1 Elastische Mullbinde 4 m x 8 cm 3 Kompressen (Wundauflagen) 5 cm x 5 cm 1 Pflasterschnellverband 25 cm x 6 cm 3 Pflasterstreifen 10 cm x 6 cm 1 Pflastersortiment 1 Spulenpflaster 5 m x 2,5 cm, hautfreundlich, in Schutzhülle 1 Betaisodona-Lösung 15 ml (Breitband-Mikrobizid) 5 Einmal-Schutzhandschuhe large aus Vinyl, nahtlos 1 Verbandschere Lister ca. 14,5 cm Kniegebogen, rostfrei 4 Einmal-Pinzetten, steril 1 Packung Sicherheitsnadeln (12 Stück) 1 Packung Traubenzucker 1 Erste Hilfe-Fibel 1 Inhaltsverzeichnis Alpine Gefahren abseits der Piste Ein Unfall darf nicht als etwas Schicksalhaftes hingenommen werden. Vielmehr soll versucht werden, mittels Unfallanalysen, Gegenstrategien zu entwickeln. Um das Risiko möglichst gering zu halten, bedarf es einer ständigen Lernbereitschaft und eines laufenden kritischen Überprüfens seines "nächsten Schrittes". Unser Verstand allein reicht oft nicht aus, um uns in der Natur sicher zu behaupten. Eine Erfahrung ist so stark wie die Gefühle, die mit ihr verbunden sind. Betroffen sein und involviert werden bringt Erfahrungserweiterung. Nur ganzheitliches Lernen bringt Begreifen und lässt auch ein Anwenden und Umsetzen in die Praxis zu. Beste Lernbeispiele bieten Unfallberichte, die möglichst unmittelbar als Erfahrungswert anderer auf das eigene Handeln umgesetzt werden können. Die Sicherheit abseits der Piste ist neben weiteren Faktoren vor allem von der Lawinensituation abhängig. Nur eine verantwortungsvolle Beurteilung der Lawinengefahr aufgrund genauer Analysen und dem daraus resultierenden Verhalten sowie der Routenwahl kann weitgehende Sicherheit bringen. Das Wetter ist der limitierende Faktor im Gebirge. Heute stehen uns erstklassige Informationsquellen zur Verfügung: Teletext, Alpinwetterdienst, Flugwetter, stündliche Radionachrichten etc. Je kurzfristiger eine Wettervorhersage ist, desto sicherer wird sie auch zutreffen. Deshalb wird der Wetterbericht am Tag der Exkursion die größte Aussagekraft besitzen. In jedem Fall sollte man in der Lage sein, die zur Verfügung stehenden Wetterdaten auch richtig zu interpretieren und in seine regionale Planung miteinzubeziehen. Jedes Bewegen abseits der Pisten erfordert Planung und Vorbereitung. Bei Nebel und schlechter Sicht kann man leicht die Orientierung verlieren, sich verirren und nur allzu leicht in ein Gelände geraten; dessen Schwierigkeiten man nicht gewachsen ist. Wer nicht weiß wohin er geht, ist in großer Gefahr. Niemals sollte man einer Skispur folgen, ohne zu wissen in welches Gelände sie führt. Man stößt sonst leicht auf Hindernisse Schluchten, Steilabbrüche - die nicht zu überwinden sind. Wer trotzdem versucht, seinen Weg fortzusetzen, riskiert einen folgenschweren Absturz. Planung Das Unfallrisiko kann gesenkt werden, wenn das Tourenziel erst nach Beantwortung dieser Fragen festgelegt wird: Wie war das Wetter und wie sind die Lawinenverhältnisse? Schneedeckenaufbau? Derzeitige Wetterlage (Wind, Temperatur, Nebel, Niederschlag, Bewölkung)? Geländebeurteilung aus der Karte: Steilheit, Exposition, Relief, Kammlage, Bewuchs, Rückzugsvarianten? Sind Informationen eingeholt (TV, Radio, Bergführer)? Wer geht mit (Gruppengröße, Erfahrung, Kondition, Disziplin)? Ist entsprechende Ausrüstung vorhanden? Informationsmöglichkeiten Berg- und Skiführer Lawinenlagebericht: Telefon: (Vorwahl der Landeshauptstadt) / 1588 Alpinwetterdienste Rundfunkdurchsagen Bergrettung, Gendarmerie, Tourismusverband örtliche Lawinenwarnkommission Bergbahnen Skischule Auszug aus: Informationsfolder "Alpine Gefahren" Andreas Puswald