Wortschatvermittlung

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Wortschatvermittlung
1. Lernpsychologische Schwerpunkte
1.1. Gedächtnisprozesse
1.2. Lerntypen
2. Deutscher Wortschatz
3. Wie sind die Wörter im Gehirn miteinander verbunden?
3.1. Koordinationen
3.2. Kollokationen
3.3. Subordinationen
3.4. Synonyme
3.5. Antonyme
4. Neuer Wortschatz - Techniken der Bedeutungsvermittlung
4.1. Techniken der Bedeutungsvermittlung anhand der Wortschatz-Zusammenhänge
4.2. Techniken der Bedeutungsvermittlung durch Hilfsmittel
4.3. Techniken der Bedeutungsvermittlung mit Hilfe der Klassensituation
4.4. Techniken der Bedeutungsvermittlung durch Alltagswissen
4.5. Techniken der Bedeutungsvermittlung aus dem Kontext
4.6. Wortbildungsregeln als Hilfe
4.7. Verbal –visuelle Hilfsmittel
5. Festhalten von neuen Vokabeln
5.1. Das Vokabelheft
5.2. Das Memorieren einsprachiger Vokabellisten
5.3. Das Memorieren der Vokabeln in typischen syntaktischen Kontexten
5.4. Das Vokabelringbuch
5.5. Die Vokabelkartei
6. Übungen
6.1. Kognitive Wortschatzübungen
6.1.2. Grammatische Aspekte
6.1.3. Lexikologische Aspekte
6.2. Situativ-pragmatische Wortschatzübungen
6.3. Wortschatzübungen im Überblick
6.3.1. Aktiver Wortschatz
6.3.2. Passiver Wortschatz
7. Übungstypologie und Testaufgaben
8. Schwierigkeiten bei Aneignung von Vokabeln
8.1. Unterschiede zwischen der Muttersprache und der Fremdsprache aufgrund der
außersprachlichen Realität
8.2.
Schwierigkeiten
mit
Aussprache,
Graphik,
Bedeutung,
Eigenschaften des Begriffs – also mit Valenz und Phraseologie
8.3. Konvergenz
8.4. Innersprachliche Interferenz
8.5. Falsches Genus
8.6. „Falsche Freunde“
9. Kontrolle der Wortschatzkenntnisse
grammatischen
1. Lernpsychologische Schwerpunkte
1.1. Gedächtnisprozesse
Zum Thema Wortschatz sind einige Erkenntnisse der Psychologie notwendig. Beim
Erlernen neuer Vokabeln wird nämlich das Gedächtnis der Lernenden gefördert. Neue Wörter
müssen nicht nur gelernt, sondern auch im Gedächtnis behalten werden.
Folgende vier Gedächtnisprozesse werden unterschieden:

Lernen/Enkodierung = Neues Einspeichern von Informationen in das
Langzeitgedächtnis

Behalten = Bewahren von wichtigen Informationen durch regelmäßigen Abruf

Erinnern/Abruf = Reproduktion oder Rekonstruktion von Gedächtnisinhalten

Vergessen = Zerfall von Gedächtnisspuren oder Abruf-Interferenzen durch
konkurrierende Informationen
1.2. Lerntypen
Anregungen und Informationen kommen über verschiedene Wahrnehmungskanäle in
unser Gedächtnis: Auge, Ohr, Geruchs-, Geschmacks- und Tastsinn. Mehrkanaliges Lernen
ist also mehr als eine Kombination von Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben. Beim
mehrkanaligen Lernen wird unsere Vorstellung von Klängen, Melodien, visuellen Reizen,
Geschmacks- und Tastempfindungen, Mimik und Gestik aktiviert (vgl. BOHN/SCHREITER,
1996, 198).
Man unterscheidet verschiedene Lerntypen, je nach dem welcher Sinn für die
Aufnahmefähigkeit des jeweiligen Lerners der wichtigste ist. Die einzelnen Lerntypen treten
nicht in reiner Form auf, sondern als individuelle Mischtypen. Als Entscheidungskriterium
gelten dabei bemerkenswerte Fähigkeiten oder Schwäche in bestimmten Bereichen und
typische Lerngewohnheiten (vgl. JANÍK/McGOVERN, 2004, 30ff). Der Lerntheoretiker
Frederic VESTER unterscheidet folgende Lerntypen:

Visueller (durch Sehen lernender) Typ

Auditiver (durch Hören lernender) Typ

Haptischer (durch den Tastsinn lernender) Typ

Verbaler (durch sprachlich-abstakte Erklärung lernender) Typ

Interaktionsorientierter (im sozialen Kontakt und Gespräch lernender) Typ
(vgl. BAUR, 1990, 38).
Im FSU sollte der einzelne Lerner durch Selbstevaluierung darüber entscheiden, zu
welchem Lerntyp er gehört. Eine Reflexion über das eigene Lernverhalten und dessen
Effektivität kann vom Lehrer angeregt werden, z.B. dadurch dass auf den Zusammenhang
zwischen der Form der Präsentation von Vokabeln und dem Einspeichern im Gedächtnis
hingewiesen wird.
Wörter/lexikalische ausdrücke haben eine phonetische und eine orthographische Form, und
sie übermitteln Bedeutungen. Das Wiedererkennen und Produzieren der jeweiligen Form des
Wortes ist das Ziel von Aussprache- und Rechtschreibungsübungen. Wortschatzübungen
begünstigen das Auswendiglernen (Memorieren) – d.h. Speichern und Abrufen – von
Bedeutungen sowie das korrekte Verwenden der Wörter und Wendungen. (vgl. SCHERFER,
1991, 193.)
2. Deutscher Wortschatz
Der Wortschatz stellt die Summe aller Wörter einer bestimmten Sprache dar. Er bildet
ein offenes System, das sich ständig ändert. Neue Wörter entstehen und wenig gebrauchte
bzw. veraltete Wörter schwinden. Man kann daher den genauen Wortschatzumfang kaum
bestimmen. In Bezug auf das Deutsche wird die genaue Anzahl von Wörtern zwischen 300.
000 und 500 000 Wörter. In der linguistischen Fachliteratur wird der Termin Wort nicht
eindeutig festgelegt, da sich lexikalische Einheiten im Sinne von Stichwörtern, die man in
einem Wörterbuch findet, im Satz verändern.
Die linguistische Einteilung des deutschen
Wortschatzes in Wortarten (bzw.
Wortklassen) erfolgt deswegen nach semantischen, morphologischen und syntaktischen
Kriterien. Für die sprachdidaktische Zwecke ist sinnvoll, die Wörter in zwei Klassen zu
unterteilen:

offene Klasse der Inhaltswörter (Substantive, Adjektive, Verben), die sich ständig
entwickelt. Diese Wörter bezeichnen nämlich Gegenstände und Sachverhalte der sich
verändernden Wirklichkeit, so dass man auf diesem Gebiet des Wortschatzes mit dem
Anwuchs neuer Bezeichnungen (u. a. durch neue Fachausdrücke) aber zugleich mit
Veraltern einigen Wörtern rechnen muss.

Geschlossene Klasse der Strukturwörter (Pronomina, Artikel, Präpositionen,
Konjunktionen, Partikel). Ihre Zahl ist begrenzt und verändert sich nicht besonders
schnell.
Der Unterschied in den Angaben über die Anzahl von Wörtern ist ferner darauf
zurückzuführen, ob auch regionale Varianten, Internationalismen und vor allem durch
Wortbildungsprozesse entstandene lexikalische Einheiten dazugezählt werden. Solche Fragen
sind für Lehrwerkautoren von Belang; für den Fremdsprachenunterricht ist es nötig, das
lexikalische Minimum zu bestimmen, d. h. Wörter, die für die allgemeine Verständigung in
täglichen Situationen unentbehrlich sind. In der Unterrichtspraxis unterscheidet man:

Den produktiven/aktiven Wortschatz: die lexikalischen Einheiten, welche der Lerner
aktiv verwenden muss

Den rezeptiven/passiven Wortschatz: die lexikalischen Einheiten, welche der Lerner
im Kontext versteht, einmal gelernt hat, aber nicht fähig ist, sie aktiv zu verwenden.

Den potenziellen Wortschatz: alle abgeleiteten und zusammengesetzten Wörter, die
zwar vollkommen neu sind, jedoch der Schüler ist im Stande, auf Grund der
Wortbildungsstruktur ihre Bedeutung zu begreifen.
Allgemein kann man das lexikalische Minimum folgendermaßen definieren:
-
Mindestanzahl der Wörter, die für die einfachste Verständigung nötig ist:
750 – 1 000 Wörter
-
Grundwortschatz, der für die geläufige Kommunikation nötig ist:
1 500 – 2 000 Wörter
-
Überdurchschnittlicher Wortschatz
3 000 – 4 000 Wörter
Bei den Überlegungen hinsichtlich des beizubringenden Wortschatzumfangs ist zu
erwähnen, dass für Sprechen und Schreiben – im Unterschied zu Lesen und Hören - eine
geringere Wortschatzkenntnis erforderlich ist. Im Falle des Lesens und Hörens sind wir oft an
die Schätzung aus dem Kontext angewiesen. Bei der Wortschatzarbeit darf keine von diesen
Kenntnissen vernachlässigt werden. Jede Art der folgenden Wortschatzkenntnis ist für die
Verwendung der Sprache nötig.
3. Wie sind die Wörter im Gehirn miteinander verbunden?
Niemand
beherrscht
den
gesamten
Wortschatz
seiner
Muttersprache,
der
durchschnittliche Muttersprachler verwendet aktiv „nur“ 15 000 Wörter seiner Sprache.
Daraus folgert, dass der Wortschatz, der im Fremdsprachenunterricht vermittelt wird noch
weiter gegliedert werden muss. Nach JANÍK/McGOVERN, 2004, 28 kann man mit den
ersten 1000 Wörtern mehr als 80% des Wortschatzes aller Normaltexte begreifen. Die zweite
Tausend ermöglicht weitere 8 bis 10 Prozent der Wörter, die dritte nochmals 4 Prozent, die
vierte und fünfte nur noch jeweils 2 Prozent des Wortschatzes der Alltagstexte zu verstehen.
Die Gedächtnispsychologie ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die „riesige
Informationszentrale Gedächtnis“ verschiedene Typen von Verbindungen zwischen
Einzelelementen aufweist. Die Assoziationen zu einem Einzelwort können in fünf
grundlegende Typen der Verbindung eingeteilt werden (vgl. MÜLLER, 1994, 13).
3.1. Koordinationen
bedeuten im Wortschatzsystem solche lexikalische Einheiten, die in einem engen
Verwendungszusammenhang stehen, einem Themenbereich angeordnet werden, und deshalb
beim Sprechen/Schreiben oft nebeneinander anzutreffen sind.
BS
der Löffel, die Gabel, das Messer
die Sonne, der Mond, der Stern
3.2. Kollokationen
Vom linguistischen Gesichtspunkt aus bedeutet Kollokation das Zusammen-stehenkönnen von Wörtern. „Der Stein fällt“ ist ein semantisch, also inhaltlich, richtiger Satz. Bei
„Der Stein schwebt“ ist keine Kollokation gegeben, denn die Kombination von Stein und
schwebt ist zwar grammatikalisch, nicht aber inhaltlich richtig. Stein und schwebt enthalten
keine gemeinsame Seme. Für die sprachdidaktische Zwecke ist wichtig, dass die Bestandteile
der Syntagmen automatisch assoziiert werden und häufig vorkommen.
BS:
s Geschirr abwaschen, zerbrechen
Eis essen, kaufen
Salz steuern
3.3. Subordinationen
ist die Unterordnung, in der linguistischen Fachsprache begegnet man in diesem Sinne
den Terminus „Hyponymie“: Terminus für die Relation der Unterordnung im Sinne einer
inhaltsmäßigen Spezifizierung. Z. B. ist Apfel Hyponym zu Obst, da Apfel eine spezifischere
Bedeutung als Obst hat“ (vgl. BUSSMANN, 1990, 317). Im Fremdspracheunterricht gilt es zu
einem Überbegriff untergeordnete Wörter zu suchen:
BS:
s Waldtier: r Hirsch, s Wildschwein, s Reh, s Eichhörnchen, e Eule
3.4. Synonyme
Eine semantische Relation: Bedeutungsidentität (im engeren oder strengeren Sinne)
bzw. Bedeutungsähnlichkeit / Sinnverwandtschaft (im weiteren Sinne) unterschiedlicher
Formen, «ein Sinn mit mehreren Namen» – eine allgemeinsprachliche Erscheinung auf
lexikalisch-semantischer, stilistischer und grammatischer Ebene, d. h. dass die Synonymie
morphologischer, morphologisch-syntaktischer, lexikalisch-semantischer und stilistischer Art
sein kann
(vgl. LEWANDOWSKI, T. ,1990, 709). In unserem Zusammenhang ist die
Bedeutungsähnlichkeit wichtig, denn sie erstens Austauschbarkeit der Synonyme
beim
Verwenden ermöglicht und zweitens der Bezug zum gleichen oder ähnlichen Referenten
(Gegenstand oder Erscheinung der außersprachlichen Wirklichkeit) die Assoziationen
unterstützt. Einem Wort wird das gleiche Äquivalent zugeordnet.
BS:
schnell – rasch, schon – bereits, einführen – importieren, e Rechnung – e Faktura
3.5. Antonyme
Da werden die Wörter in Paare gesetzt, die einander im Gegensatz stehen.
BS:
schnell – langsam, lustig – traurig, e Ankunft – e Abfahrt
Aus diesen linguistischen und psychologischen Erkenntnissen kann man didaktische
Konsequenzen ableiten. In der Wortschatzdidaktik heißt das, Vokabeln nur in logischen
Zusammenhängen zu präsentieren. Bei der Berücksichtigung dieses Faktors sollte man
möglichst viele Methoden ausnutzen.
4. Neuer Wortschatz - Techniken der Bedeutungsvermittlung
Die Arbeit mit neuen Vokabeln kann sehr mannigfaltig sein. Dem Lehrer stehen
zahlreiche Methoden zur Verfügung, die
er zur Gestaltung einer interessanten
Unterrichtsstunde benutzen kann. In der folgenden Übersicht werden die Techniken der
Bedeutungserklärung aufgelistet:
4.1. Techniken der Bedeutungsvermittlung anhand der Wortschatz-Zusammenhänge
Der fremde Ausdruck wird mündlich erklärt – mit Hilfe von:

Wortableitung

Synonyme

Über-/Unterordnung

Antonyme

Fremdwörter

Übersetzung

Paraphrase

Definition

Kollokation

Idiom
4.2. Techniken der Bedeutungsvermittlung durch Hilfsmittel
Der fremde Ausdruck wird mit Hilfsmittel erklärt – mit Hilfe von:

Anschauungsobjekt

Zeichnung

Bild

authentische Dokumentation – Foto, Video

Gestik / Mimik

Vorspielen
4.3. Techniken der Bedeutungsvermittlung mit Hilfe der Klassensituation
Bei der Erklärung des fremden Ausdrucks wird die Klassensituation ausgenutzt:

Bezug auf Teilnehmer

Bezug auf Vorwissen von Teilnehmern

Bezug auf bekannte Lektion

Beschreibung einer neuen Situation
4.4. Techniken der Bedeutungsvermittlung durch Alltagswissen
Bei der Erklärung des fremden Ausdrucks werden Alltagswissen / -logik eingeschaltet:

mentales Anschauungsobjekt

Finalkonsequenz

Kausalkonsequenz

Temporalkonsequenz
4.5. Techniken der Bedeutungsvermittlung aus dem Kontext
Der Grundsatz, Neues nur anhand von Bekanntem einzuführen, gilt auch für die
Wortschatzarbeit. Um neues Vokabular einzuführen, sollten nur den Schülern bereits
bekannte Strukturen genutzt werden. Würde man gleichzeitig neue grammatische Strukturen
einführen, würde das bei den Schülern zur Verwirrungen führen.
Idealerweise sollten die Schüler die Bedeutung neuer Wörter aus einem situativen
Zusammenhang oder einem Kontext erschließen. Für das Erschließen von Wortbedeutungen
aus dem Kontext eines neuen Textes, müssen zwei wesentliche Gesichtspunkte berücksichtigt
werden: zum einen die Struktur des Textes und zum anderen das Vorwissen und die
subjektiven Eigenschaften der Schüler.
Zur Struktur des Textes zählen neben dem Thema und dem gewählten Inhalt auch die
Anzahl der Variablen in einem Text. Diese bestimmen die Interpretationsmöglichkeiten
einzelner Wörter und damit auch, wie konkret ihre Bedeutung für den Schüler zu fassen ist.
Inwieweit der einzelne Schüler Wortbedeutungen aus dem Kontext erschließen kann, hängt
wesentlich von seinen individuellen Erfahrungen, seinem Entwicklungs- und Bildungsstand.
Insbesondere
Alter,
Schultyp
und
Lernstufe,
allgemeine
Sprachkompetenz
und
Erwartungshorizonte der Schüler spielen bei der Integration der neuen lexikalischen Einheiten
in das vorhandene Wissen eine wichtige Rolle.
Kann die Wortbedeutung nicht im Kontext erschlossen werden, wie z. B. in
authentischen Gesprächssituationen in Hörverstehensübungen, erleichtert die Einbindung
neuen Vokabulars in situative Zusammenhänge den Schüler die Bedeutungserschließung.
Ausgehend von den vorliegenden Situationen können unterstützend Fragen eingesetzt werden,
um die Bedeutung eines Wortes einzukreisen: was? wer? wo? wann? welcher Zweck? etc.
4.6. Wortbildungsregeln als Hilfe
Begegnet der Schüler nun einem neuen Begriff, muss er für die Erschließung der
Wortbedeutungen im einsprachig geführten Deutschunterricht nicht nur Situation oder
Kontext verstehen, sondern auch wissen, wie im Deutschen Worte gebildet werden. Daher ist
es notwendig, den Schülern die wichtigsten Wortbildungsgesetze bewusst zu machen und ihre
Anwendung häufig zu üben. Als Beispiel sei hier der Einsatz von Präfixen und Suffixen
erwähnt:
Präfixe - Suffixe
BS:
verkäuflich - unverkäuflich
möglich – unmöglich,
intensiv – Intensität, organisieren - Organisation
Im Deutschen kann man als Beispiel folgende Ableitungsmöglichkeiten anführen:
-
Substantive von Verben: kaufen (V) – der Kauf (S)
-
Substantive von Adjektiven: egoistisch (Adj.) – der Egoismus (S)
-
Substantive von Substantiven: die Pharmazie (S) – der Pharmazeut (S)
-
Adjektive von Verben: maximalisieren (V) – maximal (Adj.)
-
Adjektive von Adjektiven: interessiert (Adj.) – interessant (Adj.)
-
Adjektive von Substantiven: Rose (S) – rosig (Adj.)
Vor diesem Hintergrund stehen dem Lehrer zur Erklärung der neuen Vokabeln
verschiedene verbale und visuelle Techniken zur Verfügung. Die folgende Übersicht gibt
eine Auswahl, die abhängig von der Art der einzuführenden Wörter angewendet werden kann.
4.7. Verbal –visuelle Hilfsmittel
-
Erklärung durch Beschreibung, Definition, Paraphrase Tafelzeichnungen, Diagramme,
Kartenskizzen, Bilder, Fotos, Tabellen, Symbole
-
Angeben weiterer Kontexte Realien, Modelle
-
Synonyme und Antonyme, mimische Darstellung
-
Sachfelder, Wortfamilien, Demonstration
Welche Form ausgewählt wird, hängt u. a. von der Art der Wörter, den vorhandenen
Materialien und Fähigkeiten der Lehrkraft ab. Ein weiterer Einflussfaktor ist wiederum in den
Schüler selbst zu sehen. So wird bei niedrigem Leistungsniveau und Lernstand sicher häufiger
auf visuelle Hilfsmittel zurückgegriffen, während mit steigendem Leistungsniveau damit
gerechnet, dass immer häufiger Wörter umschrieben oder definiert werden.
5. Festhalten von neuen Vokabeln
Beim Erlernen der neuen Begriffe sieht sich der Schüler einerseits der
Bedeutungskomponente gegenüber, die für ihn zunächst im Vordergrund steht. Ebenso muss
er jedoch auch phonologische, morphologische und syntaktische Informationen und
Regularitäten verarbeiten, um diese Wörter in kommunikativen Zusammenhängen aktiv
anwenden zu können. Das macht Vokabeln zu komplexen Lerngegenständen, die nicht mit
einmaligem Aufnehmen verinnerlicht werden.
Um Vokabeln lernen und üben zu können, brauchen die meisten Menschen eine
schriftliche Vorlage, die sie systematisch durchgehen können. Es bieten sich verschiedene
Anordnungsmöglichkeiten an:
5.1. Das Vokabelheft
Das Memorieren zweisprachiger Vokabelgleichungen (Paarassoziationslernen)
Der Einsatz eines handelsüblichen Vokabelheftes, dessen Seiten durch eine Mittellinie
halbiert werden, ist nicht empfehlenswert, da hier einfache Vokabelgleichungen ohne
Situationszusammenhang aufgestellt werden. Diese sind abzulehnen, weil eine semantische
Gleichsetzung von Wörtern aus der Ziel- und der Ausgangssprache fast unmöglich ist, das
Lernen von Vokabelgleichung keine kognitive Verarbeitung beinhaltet, so dass die neuen
Wörter nicht ins Langzeitgedächtnis übergehen. Vokabelgleichungen aus dem Lehrbuch
abzuschreiben stellt eine eher mechanische Aufgabe dar und daher kann monoton und
lernhemmend wirken. Obwohl dieses Verfahren in der Fremdsprachendidaktik kritisiert wird,
scheinen die Lerner diese erste über die Muttersprache laufende Annäherung an die
fremdsprachliche Bedeutung zu benötigen.
5.2. Das Memorieren einsprachiger Vokabellisten
Dem Zielsprachigen Wort in der linken Spalte der Liste wird eine Zielsprachige
Entsprechung (Paraphrase, Definition) zugeordnet. Diese Übung ist auf eine strenge
Einsprachigkeit orientiert. Da nach allem, was man heute weiß,
solche Versuche von
vornherein zum Scheitern verurteilt sind, kombinieren manche Lehrwerke die Technik der
Vokabelgleichungen mit den einsprachigen Vokabellisten. (vgl. SCHERFER, 1991,194). Das
Üben der zielsprachigen Erklärungen hat seinen Wert, wenn der Lerner mit den Angehörigen
der Zielsprache kommuniziert.
5.3. Das Memorieren der Vokabeln in typischen syntaktischen Kontexten
Es handelt sich ebenfalls um Wortlisten mit zielsprachigen Vokabeln, denen aber nicht
muttersprachliche Äquivalent, sondern kurze Sätze, Kollokationen, Wortverbindungen
gegenüber gestellt sind, in denen das jeweilige Wort vorkommt. Es kann auch die
Übersetzung der zu lernenden Vokabel (bzw. des jeweiligen Ausdrucks) angeführt werden.
Das Vokabellernen in syntaktischen Kontexten wird positiv bewertet, denn das Wort im
Kontext eingebettet ist.
5.4. Das Vokabelringbuch
Vorteilhafter erscheint der Einsatz eines Ringbuches, das je nach Bedarf aufgeteilt
werden kann, wobei die einzelnen Blätter ergänzt, ausgetauscht oder neu arrangiert werden
können. Die Gesamteinteilung eines solchen Ringbuches kann nach Sachgebieten (z. B.
Urlaub, Natur, Gesundheit, Sport, Einkaufen, Essen ...) und/oder nach linguistischen
Kategorien (z. B. Hauptteil, Homonyma, Synonyma, unregelmäßige Verben, Präpositionen,
...) vorgenommen werden. Die Vokabeln sollten auf jeden Fall zweimal in das Ringbuch
eingetragen werden: einmal unter Hauptteil und zum zweiten in die jeweils geeignete
Unterrubrik.
Das einzelne Ringbuchblatt kann wiederum in 2 oder 3 Spalten aufgeteilt werden
(2=einsprachig, 3=zweisprachig). Beim einsprachig geführten Unterricht sollten 2 Spalten
angefertigt werden. Die linke enthält die neuen Wörter, in der rechten werden die
entsprechenden
Kontextualisierungsbeispiele
festgehalten.
Darunter
fallen
einfache
Wendungen ebenso wie mehrere kurze Sätze. Der Vorteil der Kontextualisierung liegt darin,
dass die Vokabeln in unterschiedlichen semantischen Umgebungen auftreten und damit ihr
Gebrauch in differenzierterer Form deutlich wird. Gleichzeitig wird durch verschiedene
Assoziationen das Gedächtnis unterstützt, was für das spätere Abrufen aus dem
Langzeitgedächtnis in verschiedenen kommunikativen Situationen wichtig ist.
Voraussetzung für ein solches kontextuelles Vokabellernen ist das Verständnis der
semantisierenden Beispielsätze und Erklärungen, das gesichert wird, indem nur vorher
behandeltes Vokabular verwendet wird.
5.5. Die Vokabelkartei
Die Vokabelkartei schließlich besteht aus einer Sammlung von Kärtchen, die die
deutschen
Vokabeln
mit
ihrer
Aussprache
und
verschiedenen
Kontextualisierungsmöglichkeiten festgehalten werden. Auf der Rückseite werden die
muttersprachlichen Entsprechungen festgehalten:
Vorderseite
Rückseite
schreiben [šraibn]
psát
einen Brief schreiben
psát dopis
die Schreibmaschine
psací stroj
der Schreibtisch
psací stůl
das Schreiben
psaní
Die Vorteile einer solchen Kartei sind vielfältig:
-
flexible Ordnungsmöglichkeiten
-
kontinuierliche Ergänzung möglich
-
Lernen in überschaubaren Päckchen
-
Konzentration auf schwere oder noch zu lernende Vokabeln möglich
-
Lernanreiz durch spielerische Handhabung
Man darf jedoch nicht einmal die Nachteile nicht vernachlässigt werden. Je nach
Jahrgangsstufe und Erfahrungen der Schüler müssen die Schüler langsam an die methodische
Kompetenz, die Vokabelkarten selbständig zu erstellen, herangeführt werden. Eine weitere
Schwierigkeit zeigt sich in der Kontrolle, ob die Karten angefertigt und in die Kartei
eingeordnet wurden.
6. Übungen
6.1. Kognitive Wortschatzübungen
Die Nachteile des Memorierens von vereinzelten Vokabeln versucht man durch
kognitive Wortschatzübungen zu vermeiden. Sie basieren auf der Erfahrung, dass alles, was
Beziehungen zwischen Wörtern und/oder Bedeutungen stiften kann, positive Auswirkungen
für das Wortschatzlernen hat. Wenn man von den sprachwissenschaftlichen Überlegungen
ausgeht, können folgende sprachliche Phänomene zu Ordnungsprinzipien werden:
6.1.2. Grammatische Aspekte
Übungen - Wortbildung
Wortbildungsverfahren, die zur Entstehung der Wortfamilien führen.
morphologische Klassen (Wortarten). Unter Wortfamilie versteht man eine Reihe von
Wörtern, die sich um denselben Wortstamm gruppieren. Ihnen ist also dasselbe Stammwort
(etymologische Wurzel) gemeinsam.
BS:
ziehen: abziehen, wegziehen, hinausziehen…Abzug, Verzug, Entzug etc.
6.1.3. Lexikologischer Aspekt
Übungen – nach lexikologischen Kriterien

Wortfelder
Der Begriff Wortfeldes bezeichnet nach Jost TRIER eine Gruppe von sinnverwandten
Wörtern einer Sprache, deren Bedeutungen sich gegenseitig begrenzen und die lückenlos
einen bestimmten begrifflichen Bereich abdecken sollen.
BS:
Wortfeld Wasserlauf: See, Meer, Ozean, Teich, Pfütze
semantische Oppositionen: Antonymie, Komplementarität, Konversion,

semantische Kontraste (Inkompatibilität, Skalen)

Hyponymie

Synonymie
Aus gedächtnispsychologischer Sicht schlägt ROHRER (1985) Wortschatübungen
vor, die bestimmten Teil des menschlichen Denkens aktivieren und dadurch das Behalten der
erlernten Vokabeln unterstützen.
Begrifflich abstrahierendes Denken: Suchen nach Begriffen von gemeinsamen
Merkmalen für bestimmte Gegebenheiten.
BEISPIEL
Einen gemeinsamen adjektivischen Begriff für König, Gold, Millionär (mögliche Lösung:
reich)
Taxonomisches Denken: Durch Überordnung und Nebenordnung werden
Abstraktionsleiter gebildet. Diese Übungsform besteht darin, dass dem Schüler Diagramme
angeboten werden, in die er Klassifikatoren und Beispiele einträgt.
BEISPIEL
Überordnungsbegriff
f
Klassifikator
Klassifikator
Beispiel
Beispiel
Beispiel
Beispiel
Überordnungsbegrifff
Gewichtabnahme durch
Klassifikator
Bewegung
Beispiel
Jogging
Klassifikator
Lebensmittel
Beispiel
Rohkost
Beispiel
Beispiel
Die Wörter, die der Schüler einfüllen soll, werden angegeben. Es sollen je fünf Kasten erfüllt
werden, in einer Spalte sind es Namen von Bewegungen, in der zweiten Spalte sind es
Bezeichnungen der Lebensmittel:
Es können auch Vokabeln angeführt werden, die überflüssig sind.

Assoziationsübungen
Freie oder gelenkte Assoziationen. Die Lerner suchen zu bestimmten Wörtern
Korrelate auf Grund der Grundlage solcher Relationen wie: a hat Ähnlichkeit mit b, a ist
Gegenbegriff zu b.
BEISPIEL:
Sein Lehrer warf Kaspar Hauser Lügenhaftigkeit und Faulheit vor; er meinte also, es fehle
seinem Schüler an.................................... und............................ .
Aus: Goethe-Institut, Oberstufenprüfung, Übungssatz Ü 86, S. 6, München 1986
Schließendes Denken. Wenn die Schüler solche Aufgaben lösen, müssen sie sowohl
ihr Weltwissen, wie auch ihre Lebenserfährungen aktivieren. Bei diesen Übungen wird auch
der syntagmatische Bezug der Wörter zueinander aktiviert.
BEISPIEL:
Lückentexte:
Ann Ladies,
Mann, du bist gemein
Ich habe im............................ unter Polizei nachgesehen und die Nummer angerufen, hinter
der steht: verbindet .........................................allen Dienststellen.
- Christof ist nicht ........................................gekommen.hab ich zu der Männerstimme am ..................................... gesagt.
(vgl. SCHERFER, 1991, 194.)
6.2. Situativ-pragmatische Wortschatzübungen
Bei diesen Übungsformen wird auch der Handlungsaspekt von Sprache in
Wortschatübungen berücksichtigt. Die Schüler müssen also die Entscheidungen darüber
treffen, welche Sprechhandlungen sie ausführen und in welche sprachliche Form sie diese
jeweils kleiden wollen.
BEISPIEL:
Missfallen äußern:
Die Sprechabsicht „Gefallen/Missfallen“ äußern gehört zur Übergreifenden Kategorie
„Ausdruck evaluativer Einstellungen, Werthaltungen“. Wenn also jemand sagt Das Bild finde
ich scheußlich!, dann drückt er die Sprechabsicht „Missfallen“ aus. In den einschlägigen
Übungen werden nicht nur synonyme Einzelwörter ausgetauscht, sondern auch
unterschiedliche sprachliche Mittel benutzt.
- Das (Bild) finde ich scheußlich!
- Furchtbar! (- es wird auf das Bild gezeigt)
- Gefällt dir das (Bild) etwa?!
(vgl. NEUNER/ HUNFELD, 1993, 89)
6.3. Wortschatzübungen im Überblick
6.3.1. Aktiver Wortschatz
Als Übungsmöglichkeiten des aktiven Wortschatzes werden folgende Arten angeführt:
1. Bezeichnung von Gegenständen
2. Ergänzung der Wörter in den Kontext
3. Wortbildung nach Muster
4. Gruppierung von Wörtern nach Wortfamilien
5. Gruppierung von Wörtern nach Themenbereichen
6. Abänderung von Wortverbindungen bzw. Sätzen mit Ergänzung von neuen Begriffen
7. Antworten auf so formulierte Fragen, dass der Schüler bestimmte Begriffe benutzen muss
8. Übersetzung von Einzelwörtern in die Fremdsprache, ergänzt durch Wortverbindung oder
in der Kontext
9. Übersetzung von Wortverbindungen, kurzer Sätze bzw. längeren Einheiten in die
Fremdsprache
Bei den Übungen des aktiven Wortschatzes wird
die einwandfreie Bewältigung einer
kleineren Menge der oberflächlichen Durchnahme einer großen Menge vorgezogen.
6.3.2. Passiver Wortschatz
Zum Üben von passiven Wortschatz eignen sich:
1. Lesen (mit zahlreicher Wiederholung schwieriger Stellen)
2. Übersetzung lexikalischer Einheiten in die Muttersprache, bzw. Bedeutungserschließung
nach der Kontext
3. Exzerpieren von Begriffen
4. Wortgruppierung nach bestimmten Kriterien
Die Wortschatzübungen werden mit dem Ziel konstruiert, Bedeutungen zu
memorieren. Aus diesem Grunde unterscheiden sie sich von Übungen mit anderen Lernzielen
dadurch, dass für jeden Übungssatz ein jeweils neuer Inhalt zur Versprachlichung
vorgegeben wird.
7. Übungstypologie und Testaufgaben
In diesem Teil gehe ich von der „Typologie der Testaufgaben“ von Peter DOYÉ aus.
Die von ihm vorgeschlagenen Typen der Testaufgabe können nämlich im Unterricht als
Übungen verwendet werden. In Anlehnung an den deutschen Pädagogen Karl Josef KLAUER
und den amerikanischen Testtheoretiker Edward J. FURST, unterscheidet die sog. SKomponente (Stimulus- Komponente)und R-Komponente (Reaktions- Komponente). „Ein
Beispiel aus dem Bereich des Sprechens: Als S-Komponente wird dem Schüler eine Tabelle
vorgelegt; die R-Komponente besteht darin dass er sich über die in der Tabelle enthaltenen
Daten äußert. In Kurzform:
S-Komponente
R-Komponente
Tabelle
Äußerung über die dargestellten Daten.
(vgl. DOYÉ, 1992, 14).
Neben diesen zwei Komponenten bringt DOYÉ noch die sog. I-Komponente an, die
„in das Zweier-Schema…ein drittes Element, die kognitive Komponente einbringt, also das,
was im Kopf des Schülers vorgeht, wenn er auf die präsentierte Situation in bestimmter Form
reagiert“ (vgl. ebd.)
BEISPIEL
S-Komponente
I-Komponente
R-Komponente
Bilder und Wörter zur
Auswählen von Wörtern zu den
Ankreuzen im Antwort-
Auswahl dazu
dargestellten Inhalten
Auswahl-Verfahren
Unvollständiger Text
Assoziieren von Wörtern zu den
Eintragen der Wörter in
inhaltlichen Leerstellen
den Text
Assoziieren von Wörtern zu den
Eintragen der Wörter in
inhaltlichen Leerstellen
die Sätzen
Assoziieren von Wörtern zu den
Eintragen der Wörter in
Unvollständige Sätze
Unvollständige Sätze und
ungeordnete Wörter dazu
inhaltlichen Leerstellen
die Sätzen
Wörter im Kontext
Assoziieren von Wörtern mit
Nennen von Synonymen
ähnlichem Inhalt
Wörter im Kontext
Assoziieren von Wörtern mit
Nennen von Antonymen
gegenteiligem Inhalt
Wörter im Kontext *
Wörter und Umschreibungen
Wörter
Konzipieren von
Nennen der
Umschreibungen der Wörter
Umschreibungen
Auswählen von zu den Wörtern
Ankreuzen im Antwort-
passenden Umschreibungen
Auswahl-Verfahren
Konzipieren von Definitionen
der Wörter
Muttersprachliche und
Entscheiden über das
Zuordnen der
deutsche Wörter
Zusammenpassen der Wörter
inhaltsgleichen Wörter
Kreuzworträtsel
Finden der umschriebenen
Eintragen der
Wörter
umschriebenen Wörter
Entscheidung über die
Zuordnen von Wörtern
möglichen Kollokationen von
aus den beiden Listen
Zwei Listen von Wörtern
Wörtern
(vgl. DOYÉ, 1992 , 150 -151).
BEISPIEL + KOMMENTAR
Der Anschaulichkeit halber führe ich bei einem mit „*“gekennzeichneten Testaufgaben die
Beispiele so, wie sie bei P. DOYÉ zu finden sind.
S: Den Schülern werden Wörter in einem Kontext präsentiert
I: Sie konzipieren Umschreibungen der Wörter
R: Sie nennen die Umschreibungen bzw. schreiben sie auf.
Beispiel:
Umschreiben Sie bitte die unterstrichenen Ausdrücke:
Die Verhandlungen zogen sich in die Länge.
……………………………………………………………..
Sein schriftlicher Ausdruck wurde sehr gelobt.
………………………………………………………………
Man warf ihm Ausländerfeindlichkeit vor.
………………………………………………………
8. Schwierigkeiten bei Aneignung von Vokabeln
Die Schüler werden beim Fremdsprachenlernen mit zahlreichen Problemen konfrontiert. Im
Folgenden werden häufigste Schwierigkeiten erwähnt, die bei der Wortschatz –Aneignung
vorkommen.
8.1. Unterschiede zwischen der Muttersprache und der Fremdsprache aufgrund der
außersprachlichen Realität
Verschiedene Sprachen weisen Unterschiede in der außersprachlichen Realität auf. Was heißt
das? Eine Bezeichnung einer Sprache muss nicht nach dem Übersetzen in eine andere Sprache
inhaltlich äquivalent sein. Die Engländer stellen sich unter „Mittagessen“ etwas Anderes vor
als die Tschechen oder Deutschen.
BS:
In England isst man nur eine Jause zu Mittag. Das richtige, warme Essen kommt bei ihnen
erst am späten Nachmittag.
Dieses Phänomen wird als Interferenz bezeichnet. Solche Wörter, die durch Interferenz
bedroht sind, sollen gründlich erklärt und oft geübt werden.
8.2.
Schwierigkeiten
mit
Aussprache,
Graphik,
Bedeutung,
grammatischen
Eigenschaften des Begriffs – also mit Valenz und Phraseologie
Zu den schwerwiegendsten Bereichen zählen die Bedeutung und Valenz. Im Bereich der
Bedeutung sind das vor allem semantische Divergenz und Konvergenz. Über Divergenz
spricht man, wenn eine lexikalische Einheit der Muttersprache durch mehrere Begriffe der
Fremdsprache vertreten ist.
BS:
Das tschechische Wort „cesta“ kann im Deutschen je nach Kontext übersetzt werden: die
Reise, der Weg
8.3. Konvergenz
Über Konvergenz spricht man, wenn ein fremdsprachiger Begriff in der Muttersprache
mehrere Äquivalente hat.
BS:
Da bieten sich viele Beispiele aus dem Englischen: sound: gesund, ordentlich, der Schall, die
Stimme, der Sund
8.4. Innersprachliche Interferenz
Schwierigkeiten verursachen Wörter, die formal ähnlich jedoch inhaltlich unterschiedlich
sind. Es handelt sich um die sog. innersprachliche Interferenz.
BS:
Z. B. sonst – sondern – besonders.
Hierher gehören auch Wörter, die einen gleichen Stamm haben, deren Bedeutung durch
Präfix geändert wird.
BS:
Z. B. abnehmen, annehmen, aufnehmen, ausnehmen, vornehmen.
8.5. Falsches Genus
Fehler werden oft verursacht durch Zuordnung eines falschen Artikels. Im Deutschen ist
dieses Phänomen besonders deutlich. Probleme verursachen auch Wörter, deren Bedeutung
von dem grammatischen Genus abhängt.
BS:
Z. B.: das Tor – der Tor, die Otter – der Otter.
Die Aufmerksamkeit wird auch den Wörtern gewidmet, die in zwei Sprachen
unterschiedlichen Numerus aufweisen.
BS:
Z. B. das Geld – pníze, die Schere - nůžky.
8.6. „Falsche Freunde“
Man darf nicht auf den Einfluss der sog. „falschen Freunde“ vergessen. Das sind jene
Wörter, die sowohl in der Muttersprache als auch in der Fremdsprache formal gleich bzw.
sehr ähnlich sind, aber in beiden Sprachen unterschiedliche Bedeutung tragen. Dies führt oft
zur falschen Interpretation.
BS:
Z. B. das Gesicht – obličej (nikoliv ksicht), der Stuhl – židle (nikoliv stůl).
9. Kontrolle der Wortschatzkenntnisse
Die allgemeine Regel, dass der Unterricht gewisse Ordnung haben sollte gilt ebenso
gut für die Wiederholungs- bzw. Kontrollstunden. Die Schüler sind froh, wenn sie über die zu
erwartenden Tests sowie Prüfungen informiert sind. Das didaktische Prinzip der Kontinuität
besagt, dass die Lernenden ständig im Kontakt mit dem jeweiligen Unterrichtsstoff bleiben
müssen. Wenn sie gute Ergebnisse haben wollen, müssen sie sich mit Deutsch täglich aktiv
beschäftigen; besonders der Wortschatz leider unter der Vernachlässigung. Man kann sogar
sagen, dass das Vokabelnvergessen zum ewigen Problem des Fremdsprachenlernens gehört.
Die Vokabeln sollten jede Unterrichtsstunde geprüft werden, z. B.: kurz am Anfang
jeder Stunde kann ein Schüler nur nach Vokabeln der letzten Stunde gefragt werden. Jede
solche Prüfung kann mit einer kleinen Note benotet werden, die für den Lehrer
Orientierungsbedeutung haben wird. In regelmäßigen Abständen sollten die Lerner einen Test
schreiben, wo die früher erlernten Wortschatz-Kenntnisse überprüft werden. Da muss jedoch
genau bestimmt sein, welche Vokabeln die Schüler wiederholen sollen – z. B. die letzten fünf
Kopien mit den Themenbereichen: 1. Urlaub, 2. Gesundheit, 3. Umwelt, 4. Wetter, 5.
Straßenverkehr und die Lektion 1 – 3 aus dem Buch Sprechen Sie Deutsch? II. Der Zweck
von diesem Test sehe ich darin, dass die Schüler ihren Wortschatz in regelmäßigen Abständen
abstauben, so dass er in langzeitiges Gedächtnis gerät. Später sind sie bereit ihn aktiv zu
verwenden.
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