75887259 135 5/14/2016 Weitere wichtige Eigenschaften von Blochzuständen: Am Zonenrand ist die Geschwindigkeit 0. v n (k ) ist im allgemeinen nicht parallel zu k (betrachten Sie z.B. Cu). Strenggenommen werden die Elektronen durch das periodische Potential beschleunigt und verzögert. Da sich das Wellenpaket über viele Atome erstreckt, bewegen sich die Elektronen jedoch mit einer mittleren Geschwindigkeit v n (k ) durch den Kristall. Ende WS 2002/03 Die Elektronen bewegen sich im Mittel kräftefrei, d.h. ein steng periodischer Kristall hat keinen Leitungswiderstand. vn(k) Wellenpaket Atome . 2 /6 /2 0 0 3 F ile L o k a lis ie r u n g . o p j v n (k ) nimmt mit zunehmendem Bandindex n zu: Dies entspricht der Zunahme der Geschwindigkeit von freien Elektronen mit zunehmendem k. 4.16. Änderung von Impuls und Geschwindigkeit Die Gruppengeschwindigkeit v n (k ) kann nur durch Anlegen äusserer Kräfte verändert werden. Eine Kraft F, die während der Zeit dt auf ein reibungslos verschiebbares Teilchen wirkt, bewirkt eine Energieänderung 1 dE F v n dt F k E n (k )dt . Andererseits ist E eine Funktion von k, daher gilt (innerhalb eines Energiebands) dE k E n dk . 75887259 136 Gleichsetzen liefert: 5/14/2016 F dt dk . Damit erhält man die halb-klassische Bewegungsgleichung: F dk k . dt Die Kristallimpulsänderung pro Sekunde ist gleich der angelegten, phänomenologischen Kraft. Beispiel Lorentz-Kraft (SI Einheiten): k eE(r , t ) v n (k) B(r, t ) Grenzen der Anwendbarkeit: Wellenpaket muss sich viel weiter ausdehnen als die Gitterkonstante Wellenpaket viel breiter als Wellenlänge der räumlichen Variation des angelegten Feldes Für B sollte man im Sinne der räumlichen Mittelung 0 H einsetzen. Felder sollen schwach sein (siehe Ashcroft Mermin), beachte kleine Bandgaps Aufgrund des 2. Newton’schen Gesetzes, wird eine Masse durch Anlegen einer Kraft beschleunigt F ma . Die hier eingesetzte Masse m bedeutet in diesem Ausdruck eine sogenannte “effektive” Masse, die aufgrund der Wechselwirkung der Elektronen von der Ruhemasse des Elektrons abweichen wird. Es ist naheliegend, eine effektive Masse m * mit Hilfe der Definition der Beschleunigung einzuführen. Für die Beschleunigungskomponente a i ( i x, y, z ) erhält man ai dvi 1 d En (k ) 1 dEn (k ) 1 dk k En (k ) dt dt k i k i dt k i dt ai 2 En 2 En 1 2 En ( kx ky kz ) . k i k x k i k y k i k z Aufgrund von F k folgt ai Fy F F 1 2 En 1 2 En 1 2 En F F Fz x z . x y 2 2 2 mix miy miz k i k x k i k y k i k z 75887259 137 5/14/2016 Die Koeffizienten der Kraftkomponenten haben die Dimension einer Masse, die durch einen symmetrischen Tensor 2. Stufe gegeben ist, dessen Elemente definiert sind durch 1 1 2E * 2 . mn ij k i k j Die halbklassische Bewegungsgleichung lautet damit: 1 v * F . m n ij Bemerkungen: Es ist klar, dass insbesondere in der Nähe von kritischen Punkten der Fermifläche die effektive Masse nicht viel mit der Masse des freien Elektrons zu tun hat: Die Krümmung der Dispersionskurve ist im wesentlichen durch das periodische Potential bestimmt und nicht durch die Masse des freien Elektrons. “leicht”, positiv negativ “schwer”, positiv “normal” Elektronen, die näher beim Atomkern sind, spüren ein stärkeres Potential, sie werden schwerer. Die Bänder sind weniger aufgespalten, d.h. die effektive Masse der Elektronen ist gross. 75887259 138 5/14/2016 3s 2p 2s 1s klein Kristall Atomabstand gross freie Atome Der Tensor 2. Stufe kann diagonalisiert werden und ist deshalb durch drei Hauptmassen vollständig bestimmt. Die Beschleunigung hat im allgemeinen eine andere Richtung als die beschleunigende Kraft. Der Tensor hängt von k ab. Frage: Wie misst man die Masse der Elektronen: Durch Anlegen von Feldern F (m* ) ij a k k eE(r , t ) v n (k ) B(r, t ) . 4.16. Elektrische Felder Für elektrische Felder erhält man die Bewegungsgleichung für den Kristallimpuls: k eE(r ,t ) . Die Fermikugel wird in k-Richtung mit einer Impulsänderung verschoben die proportional zur Zeit ist (siehe früher in der Vorlesung). k k 75887259 139 5/14/2016 Wenn die Fermikugel die Brillouinzonengrenze überschreitet, wird sie zurückgefaltet (siehe blaue Kugel). Die Elektronen werden nur solange beschleunigt, bis sie an einem Gitterfehler ( Restwiderstand) oder Anregungen (z.B. Phononen) gestreut werden. Typische Werte für Metalle sind: 10 14 s, was einer mittleren freien Weglänge 20 nm entspricht (vergleiche: v F 1.4 10 6 m/s ). Durch die Streuung wird die beschleunigende Wirkung des elektrischen Feldes kompensiert und es stellt sich im Mittel eine konstante Verschiebung der Fermikugel ein: k eE . Wir verwenden hier der Einfachheit halber ein ein-dimensionales Modell. Für die mittlere Geschwindigkeit ergibt sich k eE v * * . m m Wenn die Elektronen schwer sind, bewegen sie sich langsamer. Die folgende Figur zeigt, dass der mittlere Impuls k x 0 wird. Beachte, dass k x nur 2 10 2 cm -1 ist für eine Stromdichte von 100 Acm-2. Ein typischer Zonendurchmesser beträgt 2 10 8 cm -1 ! Metall Ef Für einen Isolator sind die Bänder gefüllt, d.h. die Elektronen am Zonenrand gelangen direkt in die 2. BZ. und können in die 1. BZ zurückgefaltet werden. Die mittlere Geschwindigkeit der Elektronen bleibt Null und es findet kein Beitrag zur Leitfähigkeit statt. 75887259 140 5/14/2016 Isolator Ef Aufgrund von früher erhalten wir für die Leitfähigkeit: e 2 n. m* Im Experiment können normalerweise nicht so hohe E-Felder angelegt werden (beim Metall: Kurzschluss), dass man die Geometrie der Fermikugel messen kann. Eine Ausnahme bildet der anomale Skineffekt bei sehr tiefen Temperaturen: Wenn die freie Weglänge viel grösser als die Eindringtiefe des elektromagnetischen Feldes ist, sind die Elektronen, die zur Leitfähigkeit beitragen, einem engbegrenzten Teil der Fermifläche zuzuordnen (A. B. Pippard, Proc. Roy. Soc. A 191, 385 (1947)). Pippard gelang es damit, die Fermifläche von Kupfer zu ermitteln. Analog erhält man für die (elektronische) thermische Leitfähigkeit den modifizierten Ausdruck 2 2 n E k BT * . 3 m Das Wiedemann-Franz Gesetz gilt auch für Elektronen im schwachen Potential L 2 kB 2 3 e da sich die effektiven Massen wegkürzen. 75887259 141 5/14/2016 4.17. Magnetische Felder Ein äusseres Magnetfeld wirkt auf die Elektronen über die Lorentz-Kraft k ev n (k) B(r, t ) e k * k B , m Wobei wir die Beziehung v k / m * benutzt haben (beachte, m * ist ein Tensor). Die Impulsänderung ist senkrecht zu k und B (siehe Figur). Da die Geschwindigkeit der Elektronen immer senkrecht zu den Flächen konstanter Energie ist, wirkt die LorentzKraft tangential zu den Flächen konstanter Energie. Damit verlaufen die Elektronenbahnen auf Flächen konstanter Energie. 2r r ev n B e B . 2 t t Analog gilt im Ortsraum: F (m * ) ij Durch Integration: r e * rB. t (m ) ij Die Lösungen sind Kreisbahnen im Ortsraum. Sowohl im k- als auch im Ortsraum ergibt sich für die Elektronen in einem Magnetfeld B (0,0, B) eine Zyklotronfrequenz c eB , m* 75887259 142 5/14/2016 wobei wir m* (m* ) ij gesetzt haben. Es ist klar, dass für c 1 (schwache Magnetfelder, hohe Temperaturen) die Elektronen so rasch gestreut werden, dass keine vollständigen Kreisbahnen ausgeführt werden. Für hohe Magnetfelder und tiefe Temperaturen ( c 1) beschreiben die Elektronen Kreisbahnen, die aufgrund der Quantentheorie quantisiert sind (vergleiche 2-dimensionalen harmonischen Oszillator): 2 2 2 2 2 k k kz x y 2m * 2m * B 0: E (k ) E B 0: 2 2 E E (l 12 ) c k z E E E|| . 2m* Hier bezeichnet E die Energie des Bandrandes und l 0,1,2,... die Landau’sche Quantenzahl, die die diskreten Elektronenbahnen als neue Energiezustände des Elektronengases quantisiert. Die Flächen E const sind Zylinderflächen. In einem Magnetfeld werden die besetzten Zustände innerhalb der Fermikugel auf Zylinderflächen 2m * c 2eB mit den Radien k 2 (l 12 ) (l 12 ) umverteilt. Die linke Figur zeigt die Aufspaltung eines Energiebandes im Magnetfeld für Richtungen parallel ( k || ) und senkrecht ( k ) zu Bz . Die rechte Figur zeigt Flächen konstanter Energie für Bz 0 und Bz 0 . Im folgenden betrachten wir ein System mit einer isotropen, effektiven Masse m * und setzen E 0 . Für B 0 erhalten wir für die Zustandsdichte 75887259 143 5/14/2016 3 L3 D( E )dE (2 ) 2 2m* 2 12 2 E dE . Für B 0 kondensieren die Zustände auf die Zylinder E (l 12 ) c const , d.h. es sind nur noch gewisse Transversalenergien E erlaubt. Analog zum Gas der freien Elektronen erhält man für die Zustandsdichte L D( E , k z )dE dk z 2 3 2 k dk dk z . Die Übungsaufgabe (siehe Serie 16) zeigt, dass die Zahl der Zustände auf allen Bahnen mit verschiedenen l gleich ist und gegeben ist durch 3 L 2m * 2 c D(l , E )dE (2 ) 2 2 2 3 1 E l 2 c 1 2 dE . Jedes Landauniveau trägt zur Zustandsdichte wie ein ein-dimensionales Elektronengas bei, i.e. D 1 / E . Für die totale Zustandsdichte muss man über alle Teilbänder l summieren, für die die Wurzel positiv bleibt l D( E )dE D(l , E )dE . l 0 In der folgenden Figur ist der Verlauf der Zustandsdichten für ein Valenz- und ein Leitungsband gezeigt. Beachte, dass die Zustandsdichte an jedem Teilbandrand unendlich ist und dass die Aufspaltung der Energieniveaus infolge des Elektronenspins nicht berücksichtigt ist. 75887259 144 5/14/2016 Das Magnetfeld bewirkt eine grundlegende Änderung der Bandstruktur. Solange aber die Magnetfelder nicht zu gross sind, liefern Messungen einer physikalischen Grösse in Funktion der Kristallorientierung wichtige Informationen über die Querschnitte der Energieflächen.