75947815 101 5/14/2016 (Referenz: D. R. Hartree and W. Hartree, Proc. Roy. Soc. A193, 299 (1948)). 4.3. Grundzustand der freien Elektronen Wir machen jetzt die extrem vereinfachte Annahme, dass die Elektronen sich frei zwischen den Atomrümpfen bewegen können und nicht mit den Ionen und sich selbst wechselwirken. Damit lautet die (stationäre) Schrödingergleichung 2 (r ) (r ) . 2m Die Lösungen haben die Form k e ikr . Einsetzen ergibt die Energieeigenwerte 2 2 k . 2m Dies entspricht gerade der Dispersionsrelation eines freien Teilchens. Die allgemeinen Lösungen der Schrödingergleichung hängen von den Randbedingungen ab. Analog wie beim Debye-Modell betrachten wir wiederum makroskopische Grundgebiete, z.B. Würfel mit der Kantenlänge L und setzen periodische Randbedingungen voraus: ( x L, y, z ) ( x, y L, z ) ( x, y, z L) ( x, y, z ) . Dies ist gleichbedeutend mit der Bedingung, dass die Wellenvektoren k der Elektronen gegeben sind durch 75947815 102 k x nx 5/14/2016 2 2 2 , k y ny und k z n z . L L L Die Elektronen haben die Energien 2 2 k 2m 2 2 2 2 k (n x n y n z ) . L 2 mit 2 Jedem Einelektronen-Zustand mit dem Zahlentripel (n1 , n2 , n3 ) einspricht ein Zustand mit dem Volumen (2 / L) 3 im k-Raum. Die Zahl der Zustände in einem nicht zu kleinen Volumenelement d 3 k beträgt dZ d 3k L3 V d 3k d 3k . 3 3 3 (2 / L) (2 ) (2 ) Die Zustandsdichte im k-Raum ist also V /( 2 ) 3 . Das Grundgebiet V enthält N unabhängige Elektronen die durch N Einteilchenwellenfunktionen beschrieben werden. Aufgrund des Pauli-Prinzips kann jeder Zustand doppelt besetzt werden, nämlich mit Spin-up und Spin-down ( ms 12 ). Im Grundzustand (= Zustand tiefster Energie) ergibt sich die elektronische Energie durch die lückenlose Besetzung der tiefstliegenden Zustände im k-Raum. Die Zustände liegen innerhalb einer Kugel deren Radius der Bedingung genügen muss N 2 V 4 3 V 3 kF kF . 3 (2 ) 3 3 2 Mit der Elektronendichte n N / V erhält man für den Radius dieser sogenannten FermiKugel den Fermi-Radius k F (3 2 n)1 / 3 . Die Fermi-Energie ist gegeben durch F 2 2 2 kF (3 2 n) 2 / 3 . 2m 2m Beachte, dass bei der Wahl eines “Fermi-Würfels” ein Zustand höherer Energie erhalten würde. 75947815 103 5/14/2016 Grössenordnung der Fermi-Energie für ein einfaches Metall wie Na: In Natrium ist die Anzahl der Leitungselektronen n ungefähr gleich der Anzahl der Atome. Aus der Dichte und dem Atomgewicht erhält man n 2.65 10 22 cm-3. Damit ergibt sich k F 9.22 10 7 cm-1 F 2 / k F 6.81 Å F 5.2 10 19 J 3.24 eV . Die Fermi-Energie entspricht einer Temperatur TF F / k B 38000 K! TF ist mehr als ein Faktor 100 mal höher als die Raumtemperatur (293 K). Man sagt, dass das Elektronengas entartet ist. Vergleich mit den Gitterschwingungen: Phononenzustände sind nur bis ungefähr Raumtemperatur besetzt (Bose-Teilchen). Elektronen (FermiTeilchen) besetzen bereits bei T 0 Energieniveaus mit viel höheren Energien. Die Gesamtenergie der Elektronen am absoluten Nullpunkt erhält man durch Summation, beziehungsweise Integration, im k-Raum Etot 2 2 2k 2 V 2 V 3 2 k 2 d k 2 2m (2 ) 3 2m (2 ) 3 k k F 2m Fermi kF 2 V k 4 k dk 0 m 2 2 2 2 kF k 4 dk 0 Kugel Etot Zusammen mit N 2V k F5 V 3 2 2 kF kF . 2m 2 2 m 5 5 2 V 3 k F erhält man für die Energie pro Elektron 3 2 Etot 3 2 2 3 el kF F . N 5 2m 5 Analog wie bei den Phononen berechnen wir jetzt die Energie-Eigenwertdichte ( ) . Aufgrund der Dispersionsrelation für freie Elektronen 2 2 k 2m 1/ 2 1/ 2 1 2m 2m erhält man k 2 1 / 2 und dk 2 1 / 2 d . Zusammen mit der 2 3 Zustandsdichte im k -Raum V (2 ) ergibt sich V V 2m 1 2m ( )d 4k 2 dk 2 3 2 (2 ) 2 2 2 1/ 2 1 / 2 V 2m d (2 ) 2 2 3/ 2 1 / 2 d . 75947815 104 5/14/2016 Damit erhält man für die Zustandsdichte für freie Elektronen in einem Grundgebiet mit dem Volumen V V 2m ( ) (2 ) 2 2 3/ 2 1/ 2 . Beachte, dass die der Faktor zwei wegen den zwei möglichen Spinorientierungen 12 nicht in ( ) enthalten ist. Eine etwas heuristische Bemerkung zur Zustandsdichte: Die Heisenberg’sche Unschärferelation lautet in einer Dimension: x p h . h k k ): Umgeschrieben in Wellenvektoren ( p 2 x k 1. 2 In differentieller Schreibweise ergibt sich in d Dimensionen die Beziehung dr d dk d 1. (2 ) d Dieses Ergebnis besagt, dass pro Einheitszelle im 2d -dimensionalen (r , k ) -Raum ein Zustand vorhanden ist. Die Gesamtzahl der Zustände erhält man durch Integration über den r -Raum und den k -Raum: N 1 (2 ) d dr d dk d . r Raum k Raum Für einen Würfel ist die Integration über den direkten Raum trivial und wir erhalten N Ld (2 ) d dk d . k Raum Damit können wir die bisherigen, langwierigen Diskussionen über die Quantisierung im k-Raum etc. im wesentlichen umgehen. Im weiteren können wir leicht Zustandsdichten in beliebig dimensionalen Räumen berechnen. Wenn wir die Zustandsdichte der Energie 75947815 105 5/14/2016 berechnen wollen, geht die Dispersionsrelation der Anregungen bei der Umformulierung von k -Einheiten in Energieeinheiten ein. Die Fortsetzung dieser Vorlesung wurde von Dr. Hans-Benjamin Braun gemacht (siehe PDF File)