Elke Schmid, Lindenschule Memmingen Unterrichtssequenz zur Einführung und Übung der 5-Schritt-Lesetechnik Thema: Tieren auf der Spur – wir gestalten ein Tierquiz für das Schulfest 1. Die Technik Die 5-Schritt-Lesetechnik (auch SQR3-Methode genannt) (nach W. Klippert) 1. Text überfliegen Im ersten Schritt verschaffst du dir einen groben Überblick über den Text. Du liest nicht Zeile für Zeile, sondern „fliegst“ darüber. Die Überschriften, bestimmte Nomen können dir eine bestimmte Vorstellung vom Textinhalt vermitteln. Der Text wird dabei quer gelesen. 2. Fragen an den Text stellen Du überlegst, welche Fragen der Autor des Textes beantworten wollte, als er den Text geschrieben hat. Du fragst: Auf welche Fragen gibt der Text Antworten? Welche Fragen kannst du an den Text stellen? 3. Text gründlich lesen – markieren Jetzt liest du den Text sorgfältig durch. Unterstreiche und markiere dabei die wichtigsten Aussagen (möglichst keine ganzen Sätze!) oder Schlüsselbegriffe. Markiere bitte sparsam! Wenn du zu viel markierst, weißt du am Ende vor lauter Farbe nicht mehr, welche Textaussagen tatsächlich wesentlich sind. Wenn dir etwas unklar ist, setze ein kleines Fragezeichen an die Textstelle. Unbekannte Begriffe schreibst du heraus und klärst sie mit Hilfe des Wörterbuches. Lass dir genügend Zeit, um den Inhalt zu erfassen. 4. Abschnitte zusammenfassen Du fasst die einzelnen Abschnitte des Textes in eigenen Worten zusammen. Nimm dazu deine markierten Schlüsselbegriffe her und bilde daraus Sätze. Formuliere zu jedem Abschnitt eine Überschrift. Erstelle anschließend eine Mind Map als Zusammenfassung. 5. Wiederholung – Vorbereitung eines Vortrages Nun wiederholt ihr die wichtigsten Informationen des Textes. Mit Hilfe der Schlüsselwörter kannst du einen kleinen Vortrag über den Inhalt des Textes halten. Du kannst die Schlüsselwörter auf kleine Karteikarten schreiben und diese als Vortragsstütze benutzen. Mach die Umkehrprobe: Du liest deine Fragen aus Schritt 2 noch einmal durch und beantwortest die Fragen. -2- 2. Lernziele / Kernkompetenzen a) Verankerung im Lehrplan der Jahrgangsstufen 5 und 6 5.2.2. / 6.2.2. Lesefähigkeit verbessern -genau lesen -Inhalte rasch auffassen 5.2.3. / 6.2.3. Sach- und Gebrauchstexte lesen, verstehen und beurteilen -Informationen aus schülernahen und lebensrelevanten Sach- und Gebrauchstexten entnehmen: Vorwissen aktivieren wesentliche Aussagen eines Textes herausarbeiten und darstellen: z. B. unterstreichen, den Inhalt von Abschnitten zusammenfassen auf die Arbeitsphase zurückschauen, über das gewonnene Wissen verfügen und das methodische Repertoire sichern Kernkompetenzen -konzentriert lesen, Vertrauen in die eigene Lesekompetenz gewinnen -wesentliche Informationen aus Sach- und Gebrauchstexten herausarbeiten und darstellen -grundlegende Techniken der Informationsentnahme kennen und anwenden b) Bildungsstandards im Fach Deutsch (KMK 2004) „Texte verstehen, ihnen weiterführende, sachgerechte Informationen entnehmen…vor allem interessiert und verständig lesen…, das sind Voraussetzungen, die für die Teilhabe am gesellschaftlichen, für die eigenverantwortliche Bewältigung der Anforderungen von Schule, Alltag, Gesellschaft und Arbeitswelt notwendig sind.“ 3.3. Lesen – mit Texten und Medien umgehen -über grundlegende Lesefertigkeiten verfügen -Verfahren zur Textstrukturierung kennen und nutzen: Inhalte zusammenfassen, Zwischenüberschriften formulierten, wesentliche Textstellen kennzeichnen, Fragen aus dem Text ableiten und beantworten -Verfahren zur Textaufnahme kennen und nutzen: Stichwörter formulieren, Texte und Textabschnitte zusammenfassen. Methoden und Arbeitstechniken -Wesentliches markieren -Stichwörter formulieren -Teilüberschriften finden -Inhalte mit eigenen Worten zusammenfassen c) Überfachliche Kompetenzen Fähigkeit zur Nutzung der Strategien zur Informationsentnahme Erfassen von Zusammenhängen Aufbereitung und Darstellung von Informationen -3d. h. die 5-Schritt-Lesetechnik wird nicht als isolierte Teilfertigkeit trainiert, sondern schrittweise als grundlegende Schlüsselkompetenz ausgebaut, die in sämtlichen Unterrichtsfächern und im Alltag immer wieder praktiziert wird und sich dadurch festigt und weiterentwickelt. Denn: Texte spielen in fast allen Unterrichtsfächern „tragende Rollen“. 3. Sequenzplanung -Projektplanung: Wie soll unser Beitrag für das diesjährige Schulfest aussehen? Ergebnis: Wir planen ein Tierquiz für unsere Mitschüler Ziel: Gestaltung von Informationsplakaten über Tiere und eines Quizteilnahmescheins mit Fragen über die vorgestellten Tiere (Schüler sollen die Auseinandersetzung mit Sachtexten als eine kommunikative und bereichernde Tätigkeit erfahren!) -Motivation und Vorwissen aktivieren: Welche Tiere interessieren euch und eure Mitschüler? Schüler bringen Tierbücher mit, notieren Fragen zu den Tieren, Klasse einigt sich auf 4 verschiedene Tiere, über die sie sich näher informieren möchten. -Informationstexte (unterschiedliche Kompetenzstufen, die dem sprachlichen Entwicklungstand der Schüler entsprechen) überfliegend lesen. -Fragen an den Text stellen -Genaues Lesen der Texte, Markieren von Schlüsselbegriffen -Text abschnittweise zusammenfassen -Wiederholung – Vorbereitung eines Vortrages -Gestaltung des Plakates und der Fragen für das Tierquiz 4. Materialien für die Umsetzung im Unterricht Schritt 1: Das überfliegende Lesen lernen Ausgangssituation: Unter den Materialien, die wir gesammelt haben, müsst ihr schnell herausfinden, welcher Text euch die Infos gibt, die ihr gerade sucht oder benötigt. Methode zum überfliegenden Lesen: Lege ein Lineal, eine Folie und einen Marker bereit. Lege die Folie über den Text. Das Lineal legst du von der linken oberen Ecke diagonal zur rechten unteren Ecke des Textes. Markiere alle Nomen, die auf der rechten Seite des Lineals stehen. Fasse in einem Satz für deinen Partner zusammen, worum es im Text geht. -4Beispiel: Der Alaskan Husky ist der Star unter den Schlittenhunden. Kein anderen kann so schnell rennen und hat soviel Kraft wie er. Alaskan Huskys sind eine besondere Züchtung der Schlittenhunde, die aus der Kreuzung von Sibirian Huskys mit anderen Schlittenhunden enstanden ist. Wie alle Schlittenhunde sind auch Alaskan Huskys besonders eng mit den Wölfen verwandt. Sie haben eine Schulterhöhe von 55 bis 60 cm, die Weibchen wiegen 22 bis 25 Kilogramm, die Männchen (Rüden) 25 bis 27 Kilogramm. Schwerer dürften sie nicht sein, da sie sonst nicht mehr so schnell sind und den Schlitten nicht mehr so gut ziehen können. Die verschiedenen Schlittenhunde-Rassen stammen aus den kältesten Regionen der Nordhalbkugel: aus Sibirien, Grönland, Alaska und aus den arktischen Regionen Kanadas. Schlittenhunde haben immer mit dem Menschen gelebt, die sie als Zugtiere verwendet haben: mit den Nomadenvölkern Sibiriens, mit den Eskimos, mit den Indianern im Norden Nordamerikas und den Bewohnern Grönlands. Textquelle, vgl.: http://www.kindernetz.de/oli/tierlexikon/husky//id=74994/nid=74994/did=82322/x6x6ko/index.html Bilder Husky Anwendungsaufgaben bzw. Einübung der Technik: -Vorlegen von Ausschnitten aus Tiertexten -Schüler bearbeiten Arbeitsaufträge wie zum Beispiel: Suche Texte, in denen du Informationen über den Lebensraum von Elefanten findest. Welcher Text gibt Auskunft über die Nahrung von Schlangen? Schritt 2: Fragen an den Text stellen W-Fragen sammeln W-Fragen erleichtern das Verständnis des Textes. Stelle deshalb W-Fragen zum Text. Wo lebt das Tier? Was frisst es? Sammle weitere W-Fragen: -mit vorgegebenen Fragewörtern oder -selbständig Fragen erarbeiten (höhere Kompetenzstufe) Zum Beispiel: Wie groß, schwer ist das Tier? Wer sind die Feinde? Warum kann es so schnell laufen? -5Wozu braucht es ……? Welche……..? Wann …….? Fragestellungen ableiten Stelle zu den Aussagen W-Fragen: Pferde sind ausdauernde und schnelle Läufer, die bis zu 12 Stunden ununterbrochen laufen können. Die kräftigen Muskeln an den Oberschenkeln sind sozusagen der Motor. ___________________________ __________________________? ________________________ _______________________? Frage-Antwort-Puzzle Verbinde die Fragen mit den passenden Antworten! Wie lange kann er sich unter Wasser aufhalten? Der Blauwal ist mit 30 Meter Länge und 190 Tonnen Gewicht das größte Tier der Erde. Wo ist sein Lebensraum? Er ernährt sich von Plankton, um satt zu werden, benötigt er 1000 Kilogramm pro Mahlzeit. Was frisst der Blauwal? Er kann eine Stunde unter Wasser bleiben, ohne zu atmen. Wie heißt das größte Tier der Erde? Er hält sich in den Meeren der Antarktis auf -6Beispiele für weitere Einsatzmöglichkeiten dieser Kompetenz: Mathe: Rechenfragen zu Sachaufgaben stellen, Rechenfragen den Aufgaben zuordnen Deutsch: Bericht verfassen, Frage-Quiz nach Referaten Sachfächer: Fragen zur Stoffwiederholung erarbeiten Schritt 3: Genaues Lesen Das Markieren und Auffinden von Schlüsselbegriffen üben. -Die Schüler erhalten Beispiele von Markierungen bzw. solche, die sie selbst erstellt haben. Es soll thematisiert werden, ob wirklich die wichtigsten Stellen hervorgehoben wurden. Häufig ist zu viel, extrem wenig oder das Falsche unterstrichen. Beispiel: Die mongolische Rennmaus Sie kommt aus den Steppen der Mongolei, wo es meist heiß und trocken ist. Sie werden bei uns auch als Haustiere gehalten. Diese Mäuseart hat ein graues bis schwarzes Fell und kann drei bis fünf Jahre alt werden. Die Tiere brauchen Artgenossen, denn sie sind sehr gesellig, kuscheln gern und pflegen sich gegenseitig das Fell. Als Nahrung sind Heu, Mehlwürmer und Grünfutter geeignet. Die Nager wühlen gern und brauchen deshalb viel Einstreu. -„Schnellballmethodik“: In Einzelarbeit markieren die Schüler eine bestimmte Anzahl von Schlüsselbegriffen; In Gruppen wird das Ergebnis verglichen Die Gruppe einigt sich auf beispielsweise maximal 10 Begriffe Präsentation und Verdichtung der Ergebnisse im Plenum Schüler vergleichen mit eigenen Begriffen. Die Begriffe werden dabei an den Rand notiert (Randnotiz). Dadurch sind sie sofort ersichtlich und prägen sich durch das Schreiben ein weiteres Mal ein. Weitere Einsatzmöglichkeit dieser Kompetenz: Mathematik: Markieren von wichtigen Angaben in Sachaufgaben Allgemein bei Aufgabenstellungen: Markieren der wichtigen Infos zur Bearbeitung der Aufgabe (z. B. bei Probearbeiten) Schritt 4: Text abschnittweise zusammenfassen Textpuzzle: Durcheinandergeratene Abschnitte eines Textes sollen von den Schülern in eine sinnvolle Reihenfolge gebracht werden. -7Beispiel: Löwen werden schon immer von Menschen gejagt. Heute leben Löwen in Afrika vor allem in den Nationalparks. Dort sind sie geschützt. Der indische Löwe ist inzwischen sehr selten. Sicher hast du schon davon gehört, dass der Löwe der „König der Tiere“ genannt wird. Die Männchen sehen mit ihrer großen Mähne an Kopf am Hals sehr königlich aus! Löwen leben in Afrika. Sie ziehen in Rudeln – das sind kleine Gruppen umher. Das Rudel wird von einem starken Männchen angeführt und beschützt. Löwen werden 2m groß und über 200 kg schwer. Die Löwenmännchen schützt die Mähne beim Kampf mit anderen Löwen. Die Weibchen haben diese Mähne nicht. Teilüberschriften (vorgegeben) zuordnen oder selbst finden (höhere Kompetenzstufe) Überlege, zu welchem Abschnitt die folgenden Überschriften passen! Aussehen und Bedeutung der Löwenmähne Bedrohung des Löwen Lebensweise Der Löwe – der König der Tiere Überlege dir zu den einzelnen Abschnitten passende Überschriften! Nachdem die Überschriften gefunden sind, formulieren die Schüler mit Hilfe der Stichwörter eine Zusammenfassung mit eigenen Worten, d. h. die Schüler ziehen die Schlüsselwörter heran und bilden damit Sätze. Schritt 5: Wiederholung – Vorbereitung eines Vortrags Mit Hilfe der Schlüsselwörter kann der Schüler über den Inhalt des Textes einen kleinen Vortrag halten. Dabei können die Schlüsselwörter auf kleine Karteikarten geschrieben werden. Als Zusammenfassung kann der Schüler auch eine Mind Map erstellen. (mit den in Schritt 4 gesuchten Überschriften und Stichpunkten) und ein Übersichtsplakat gestalten. Es findet in Schritt 5 die Umkehrprobe statt: Die Fragen aus Schritt 2 werden herangezogen und beantwortet. Die Schüler erstellen im Rahmen des Projektes ein Tierquiz (Teilnahmeschein für ein Preisausschreiben beim Schulfest.) -8- 5. Vorteile – eigene Erfahrungen –Grenzen a) Vorteile -5-Schritt-Technik bietet das „Handwerkszeug“, was Schüler dazu befähigt, aus einem Text gezielt Informationen zu entnehmen, deren Sinn zu erfassen, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden, Informationen herauszuarbeiten und in angemessener Form wiederzugeben. -Je geübter die Schüler in methodischer Hinsicht sind, desto weniger Unterstützung und Betreuung brauchen sie durch die Lehrkräfte, das bedeutet eine deutliche Entlastung durch Schülerqualifizierung -Schüler werden zu selbsttätigem, eigenständigem und eigenverantwortlichen Lernen qualifiziert, wodurch das Selbstbewusstsein der Schüler gestärkt wird. b) eigene Erfahrungen -strukturierte Vorgehensweise kommt den Schülern sehr entgegen -hohe Effektivität, wenn die Technik an der gesamten Schule einheitlich praktiziert wird. -besondere Vorteile der Methodenschulung für mich als Lehrkraft in Ganztagsklassen c) Grenzen -kleinschrittige Übungen mit hohem Zeitaufwand -Erfolg der Lesetechnik hängt von Basiskompetenz (Lesefähigkeit und –fertigkeit) der Schüler ab. (sehr differierende Lesemotivation!) -wichtig ist auch die Auswahl von Texten, die dem Lesevermögen und dem kognitiven Entwicklungsstand angepasst sind. -Ständiges, fächerübergreifendes Üben der Technik ist notwendig