berichtsvorlage initialförderung 2008

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Erfahrungs- und Abschlussberichte zu den geförderten
Initialprojekten
Themen der Initialförderung 2008:
Die Entwicklung von Hilfen für
Kinder psychisch kranker Eltern.
Integration von Flüchtlingskindern
Armutsprävention
Die Einbeziehung junger
Behinderter in die Angebote der
Jugendhilfe.
Gesundheitsförderung
Tiergestützte Pädagogik in Kindertagesstätten initiieren und
ausbauen
Bewegungs- und Spielangebote
in der Oberhausener Innenstadt
Tiergestützte Therapie mit
Hunden
Emanzipatorisches Angebot,
Abwendung von Gefährdungen,
Inklusion, Mitwirkung.
Verbesserung des
Zusammenlebens junger
Menschen aus unterschiedlichen
Kulturen und Fortentwicklung
emanzipatorischer Angebote der
Jugendhilfe.
2
Inhaltsverzeichnis
Projektträger 2008
Nr.
7
9
Träger:
Projekt:
Eulenburg e.V.
„Meine Eltern sind anders“
53111 Bonn
Der Bürgermeister Kinder,
Jugend und Familie Mo.Ki
Seite
5
„Weiterbildung von Erzieherinnen und Erzieher
im Rahmen der interkulturellen Kompetenz“
21
40789 Monheim
12
Theaterpädagogisches Zentrum
e.V.
„Zirkus – hört mit“
25
50672 Köln
13
Zurück in die Zukunft e.V.
Steinberger Straße 40
„Kunstcafé - Regenbogen“
29
50733 Köln
17
Evangelische Kinder- und
Jugendhilfe Brand
„Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“
38
52078 Aachen
19
Heilpädagogische
Kindertagesstätte
„Auf den Hund gekommen“
45
52076 Aachen
25
Sozialdienst Katholischer Männer
e.V.
„Vielfalt hoch 2“
50
51379 Leverkusen
29
Stadt Aachen Der
Oberbürgermeister Jugendamt
FB 51/50.2
„Unterstützung auf 4 Pfoten“
54
52058 Aachen
33
Sozialistische Jugend
Deutschlands Die Falken
Kreisverband Duisburg
„Fit in Beeck!“
60
47051 Duisburg
38
Katholisches Jugendwerk
gGmbH Die Kurbel
„Spielend durch die City“
64
46119 Oberhausen
42
Zentrum für Körperbehinderte
e.V.
„Wir machen Theater …!“
67
41066 Mönchengladbach
3
Übersicht aller Anträge aus den Städten und Kreisen des Jahres 2008
Anträge: 2
Anträge: 4
Gefördert: 1
Gefördert: 0
Anträge: 2
Gefördert: 1
Anträge: 1
Gefördert: 0
Anträge: 2
Gefördert: 1
Anträge: 2
Gefördert: 0
Anträge: 2
Gefördert: 0
Anträge: 1
Gefördert: 0
Anträge: 1
Gefördert: 1
Anträge: 2
Gefördert: 1
Anträge: 1
Anträge: 5
Gefördert: 0
Gefördert: 0
Anträge: 8
Anträge: 8
Gefördert: 2
Gefördert: 3
Anträge: 3
Gefördert: 0
Anträge: 1
Gefördert: 0
Anträge: 1
Gefördert: 1
Insgesamt wurden 46 Projektanträge gestellt. Davon konnten 11 Projekte gefördert
werden.
Hinweise: Die hellen Flächen kennzeichnen die Kreise und die dunkleren Flächen die kreisfreien
Städte
4
Initialprojekt:
„Meine Eltern sind anders“
7
Thema:
„Die Entwicklung von Hilfen für psychisch kranker Eltern.“
Bezeichnung des Projekts:
„Meine Eltern sind anders“
Träger:
Eulenburg e.V.
Nordstraße 11
53111 Bonn
Durchführungszeitraum:
01.07.2008 bis 30.08.2009
Fördersumme:
2008 = 4.000,00 € (70 %)
Ziele und Inhalte des Initialprojektes:
Ziele
Die Erkrankung eines Elternteils wirkt sich in der Regel auf alle Lebensbereiche aus.
Besonders schwerwiegend sind die Auswirkungen auf die Selbstwahrnehmung, die
Beziehung zum erkrankten Elternteil, die Beziehung zum gesunden Elternteil, wenn (noch) vorhanden und auf Beziehungen zu Nachbarn, Freunden, in Kindergarten und
Schule. Dabei nehmen Kinder unterschiedliche Rollen ein, die teilweise geschlechtsspezifisch geprägt sind.
Für alle Kinder gilt, dass sie verunsichert werden, unter Stigmatisierung leiden und
häufig niemand haben, mit dem sie über diese Situation sprechen können. Mit dem
Projekt sollte die Sprachlosigkeit überwunden, die Möglichkeit zum Austausch mit
anderen betroffenen Kindern und Jugendlichen ermöglicht, Informationen über
psychische Erkrankungen gegeben werden. Schuldgefühle und Loyalitätskonflikte
(emotionale Entlastung) sollten abgebaut und individuelle, konkrete Möglichkeiten,
um belastende Situation zu bewältigen zu können und somit dem erhöhten Risiko der
Kinder selbst zu erkranken, vorgebeugt werden.
5
Inhalte
Bearbeiten folgender Fragestellungen:

Was ist eine psychische Erkrankung?

Welche Berufsgruppen kümmern sich?

Wie und wo wird behandelt?

Kennen lernen von psychischen Erkrankungen, beteiligten Berufsgruppen und
deren Möglichkeiten sowie Behandlungsmethoden

Was belastet mich?

Wie verhalte ich mich?

Wo fühle ich mich alleine gelassen?

Austausch über Erfahrung, Wissen und Gefühle der Gruppenmitglieder

Was und wer hilft mir?

Was wünsche ich mir?

Erarbeitung, Aufzeigen von eigenen Handlungsmöglichkeiten zur Bewältigung
der Situation
Projektbericht des Trägers:
„Meine Eltern sind anders“
Abschlussbericht
Psychoedukationsgruppe für Kinder psychisch erkrankter Eltern
1. Einleitung
Schätzungen zufolge leiden ca. 5 Millionen Erwachsene in der Bundesrepublik
Deutschland an einer psychischen Störung bzw. psychischen Erkrankung. Noch immer
wird jedoch vielfach übersehen, dass viele dieser Erwachsenen Eltern sind. Durchschnittlich jede/r fünfte psychisch erkrankte Erwachsene in der stationären klinischen Versorgung, in den Institutionsambulanzen und Tageskliniken ist Vater oder Mutter eines
minderjährigen Kindes. Nach Angaben der Kinderkommission im Deutschen Bundestag
leben 500 000 Kinder in Familien, in denen ein Elternteil an einer psychischen
Erkrankung leidet. Die Dunkelziffer dürfte jedoch um einiges höher liegen, da viele
Erkrankte nicht in therapeutischer Behandlung sind und/oder keine Diagnose vorliegt.
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Die Kinder sind durch die Beeinträchtigung der Eltern stets betroffen und oft auch sehr
tiefgreifend individuell, familiär und sozial belastet. Sie können die durch die Krankheit
bedingten Verhaltensweisen ihrer Eltern nicht verstehen, sie reagieren mit Ängsten und
entwickeln Schuld- und Schamgefühle. Sie sprechen meist mit niemanden über ihre
familiäre Situation, weil sie dies als Verrat am erkrankten Elternteil empfinden. Die betroffenen Kinder erleben eine enorme psychische und physische Belastung und sind
überfordert. Dennoch zeigen sie sich nach außen meist unauffällig und entwickeln
aufgrund der vorzeitigen Verantwortungsübernahme häufig sogar ein reifes und selbstständiges Erscheinungsbild. Ihre Belastung und innere Not wird oftmals erst dann offenbar, wenn sie selbst Verhaltensauffälligkeiten zeigen.
Diese Kinder sind aufgrund verschiedener Faktoren einem vielfach erhöhten Risiko
ausgesetzt, selbst zu erkranken, denn die psychische Erkrankung des Elternteils hat
weitreichende Folgen für die Kinder, die bisher kaum Beachtung finden. Wie wichtig
eine frühzeitige Aufklärung und Hilfestellung für betroffene Kinder ist, kann an dieser
Stelle daher nicht genug betont werden. Prävention und akute Unterstützung der Kinder
in Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil sind von zukunftsweisender
Bedeutung. Sie können zugleich Hinweise geben auf potenzielle Ressourcen und damit
verbundene zukünftige Möglichkeiten, Veränderungen anzuregen, Muster zu korrigieren
und neue Bewältigungsformen einzuüben.
Eine wirksame Hilfe muss einen sicheren vertrauenswürdigen Rahmen bieten, in dem
konstruktiv an den vorhandenen Barrieren und Problemen gearbeitet wird, Kinder
altersgemäße Informationen erhalten und in akuten Krisen stützende Ansprechpartner
haben.
Um die bestehende Versorgungslücke für junge betroffene Kinder mit einem psychisch
erkrankten Elternteil zu füllen, hat der Eulenburg e.V. das Projekt Meine Eltern sind
anders ins leben gerufen, das im Folgenden näher erläutert wird. Beginnend mit den
Projektzielen und den zu Verfügung stehenden finanziellen Mitteln werden die
Rahmenbedingungen beschrieben, um darauf aufbauend den Projektverlauf zu
reflektieren. Anschließend erfolgen eine Auswertung des Kurses mit den angewandten
Methoden, die Darstellung der erreichten Ziele, Anregungen für zukünftige Projekte
werden gegeben. Eine Nachbetrachtung des Eulenburg e. V. schließt den Bericht ab.
7
2. Projektrahmen
2. 1. Projektziele
Ziel des Gruppenangebots ist es, den Teilnehmern einen Rahmen zu bieten, in dem sie
über ihre Situation und die Belastungen, die sie durch die psychische Erkrankung eines
Elternteiles erleben, sprechen können. Der Austausch mit anderen Jugendlichen, die in
einer ähnlichen Situation leben, ist von zentraler Bedeutung bei diesem Kurs. So
erleben die Jugendlichen für sich zum ersten Mal, nicht alleine betroffen zu sein, und
können zum Teil ihre Sprachlosigkeit überwinden. Auch die Begegnung mit Menschen,
die aus eigener Erfahrung berichten, wirkt Vorurteilen entgegen.
Weiterhin ist es Ziel, den Jugendlichen altersgemäße Informationen über die psychische
Erkrankung und die beteiligten Systeme Jugendhilfe und Psychiatrie zu geben. Des
Weiteren soll durch gemeinsame Aktivitäten und Spiele ein Gemeinschaftsgefühl
entstehen und den Jugendlichen im weiteren Sinne damit auch ein wenig Entlastung
verschafft werden. Das Angebot soll auch dazu beitragen, Schuldgefühle und
Loyalitätskonflikte den Eltern gegenüber abzubauen und damit dem erhöhten Risiko der
Kinder, selbst zu erkranken, vorzubeugen. Die Bemühungen, Stigmatisierung
entgegenzuwirken, sind zudem ein gemeinsames Ziel von betroffenen Eltern, ihren
Kindern und der Kursleitung.
Im Rahmen der Projektfinanzierung sollte zudem die Konzeption an der Realität geprüft
und Erkenntnisse zu förderlichen wie hinderlichen Rahmenbedingungen gewonnen
werden.
2.2. Kostenträger
Kostenträger des Projekts sind der Landschaftsverband Rheinland (L VR) im Rahmen
seiner Initialförderung auf dem Gebiet der Jugendhilfe und das Amt für Kinder, Jugend
und Familie der Stadt Bonn (Jugendamt Bonn), die finanzielle Mittel zur Durchführung
zweier Kurse zu Verfügung stellten. Weitere Kosten trug der Eulenburg e.V., der die
Konzeption entwickelte, die Overhead-Maßnahmen leistete, die Räumlichkeiten zur
Verfügung stellte und die Kosten der Öffentlichkeitsarbeit übernahm, u.a. einen
Informations-Flyer über den Kurs an zahlreiche Multiplikatoren aus der öffentlichen und
freien Jugendhilfe, der stationären und ambulanten Erwachsenenpsychiatrie, Schulen
etc. schickte.
2.3. Rahmenbedingungen
Eulenburg e.V. ist ein kleiner Verein mit nur drei fest angestellten Mitarbeiterinnen, der
jedoch ein breites Spektrum an spezifischen Angeboten für Kinder, Jugendliche und junge
Erwachsene anbietet, die direkt oder mittelbar von psychischer Erkrankung betroffen ind.
Die drei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen des Eulenburg e.V. entwickelten die Konzeption
neben und teilweise zusätzlich zu ihrer fest angestellten Tätigkeit.
8
Dabei brachten sie Engagement, Fachkompetenz und ihre personalen Fähigkeiten ein.
Der Eulenburg e.V. trug die Personalkosten, stellte finanzielle Mittel für Fortbildung sowie
die Anschaffung zusätzlicher spezifischer Literatur zur Verfügung.
Eulenburg e.V. arbeitet mit Einzelpersonen und Familien. Die Mitarbeiterinnen verfügten
bis dato über wenig Erfahrung in der Arbeit mit Gruppen und insbesondere mit Kindergruppen. Daher wurde die Konzeption zunächst auf ältere Kinder und Jugendliche ausgerichtet.
Bei Beantragung der Fördermittel beim Landschaftsverband Rheinland (L VR) stellte sich
heraus, dass zur Bewilligung des Projekts keine fest angestellten Mitarbeiter erlaubt
waren, was für die vorhandenen Mitarbeiterinnen eine herbe Enttäuschung war. Gleichzeitig bot diese Vorgabe die Chance, Mitarbeiterinnen mit weiteren Qualifikationen wie
größere Erfahrung in der Gruppenarbeit oder mit Migrationshintergrund zu finden oder
ein Team, bestehend aus einem Mann und einer Frau zu bilden, das geschlechtsspezifische Aspekte berücksichtigen kann.
Schlussendlich konkretisierte sich der Projektrahmen folgendermaßen:
Zielgruppe sind junge Menschen zwischen 12 und 16 Jahren, bei denen mindestens ein
Elternteil an einer psychischen Störung erkrankt ist. Die Gruppengröße wird auf max. 8
Teilnehmer 1 begrenzt, um den individuellen Bedürfnissen der jungen Betroffenen
gerecht zu werden. Finden sich mehr als acht Teilnehmer, werden solche, die mehrheitlich im gleichen Sozialraum bzw. im Bonner Norden leben, bevorzugt, um die
Vernetzung untereinander zu fördern. Der Kurs findet in den Räumlichkeiten des
Eulenburg e.V. statt. Angesetzt sind sieben Kurstermine mit nachfolgendem Abschlusstreffen. Festgelegte Kursinhalte sind eine Außenaktivität, der Erfahrungsaustausch mit
einem erwachsenen Kind psychisch erkrankter Eltern und die Erstellung eines ErsteHilfe-Koffers in der Jugendkunstschule Arte fact. Die Durchführung erfolgt durch zwei
eigens dafür angestellte Honorarfachkräfte, Frau Diplom-Sozialpädagogin Petra
Sandmeyer und Frau Diplom-Sozialarbeiterin Asal Hassanzadeh sollten zwei Kurse
durchführen.
3. Projektverlauf
3.1. Vorbereitungsphase
Die Konzeption des gesamten Kurses und eine detaillierte Stundenplanung war komplett
von den fest angestellten Mitarbeiterinnen des Eulenburg e.V. erstellt worden. Das bedeutete, dass wir uns zuerst in die Konzeption und Stundenplanung einarbeiten mussten.
Die fein ausgearbeitete Stundenplanung und deren Inhalte waren gut durchstrukturiert
und wurden von uns als Grundlage des Kurses übernommen.
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Weiterhin mussten im Vorfeld Termine abgesprochen werden. Kontakte zu den
Referentinnen/Referenten herzustellen und Vorgespräche mit diesen waren weiterhin
unsere Aufgaben. So mussten wir uns mit Herrn B., der als „erwachsener Betroffener“
referierte, absprechen, was er sagt und was er den Jugendlichen nicht erzählt (Suizid
seiner Mutter). Mit der Künstlerin der Jugendkunstschule Artefact, Frau L., wurde
ebenfalls der zeitliche und inhaltliche Rahmen geklärt. Weiterhin fanden Treffen mit
Kursleiterinnen und der Leiterin der Eulenburg Frau W. sowie einer Mitarbeiterin des
Jugendamts Königswinter statt, um den Kurs vorzustellen und dessen Ziele und Inhalte
zu präsentieren.
Die interessierten Eltern wurden telefonisch zu einem Vorgespräch von uns eingeladen.
Mit allen Familien wurden persönliche Vorgespräche geführt. Ziel dieser Vorgespräche
war es, den Kurs und dessen Inhalte vorzustellen, aber auch klarzumachen, dass es
sich bei diesem Kurs um kein therapeutisches Angebot handelt, sondern um eine
pädagogische Maßnahme. Bei diesen Gesprächen war deutlich erkennbar, dass die
Jugendlichen eher vorsichtig und distanziert reagierten, während die Eltern sehr von der
Notwendigkeit des Kurses überzeugt waren. Eine der Teilnehmer äußerte sich zuerst
sehr negativ und fand, dass sie keine Hilfe bräuchte, diese bräuchte ihre Mutter. Im
Laufe des Gespräches wurde sie allerdings zugänglicher und schien neugierig auf den
Kurs zu werden. So konnte sie zum Ende des Gesprächs ihre Teilnahme an dem Kurs
zusagen.
Der Beginn des ersten Kurses verzögerte sich, da es nicht genügend Anmeldungen gab.
Es gestaltete sich von Anbeginn an sehr schwierig, betroffene Familien zu erreichen.
Mitarbeiterinnen der Jugendämter Bonn und Königswinter vermittelten uns dann letztendlich zwei Teilnehmer. Der dritte Teilnehmer war über einen Flyer, den die Mutter
gelesen hatte, aufmerksam geworden. Zwei der Kinder kamen aus Bonn, ein Kind lebte
in Königswinter. Schließlich startete der Kurs mit zwei weiblichen, Anna und Jenya, beide
12 Jahre, und einem 13-jährigen männlichen Teilnehmer, Jens (Alle Namen der Kinder
wurden geändert).
3.2. Durchführung
Das 1. Treffen
Zu Beginn der ersten Stunde gab es eine Vorstellungsrunde, damit sich alle Teilnehmer
und die Kursleiterinnen ein wenig kennen lernen konnten. Die Teilnehmerin Anna, bei der
sich zu Beginn unserer Meinung nach einige Auffälligkeiten zeigten, erzählte sofort sehr
viel aus ihrer frühen Kindheit und ging dabei sehr ins Detail. Die beiden anderen Teilnehmer waren hier zurückhaltender und stellten sich nur kurz vor.
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Den Jugendlichen wurde der Kurs nochmals inhaltlich kurz vorgestellt und erläuterten,
welche Themen bei welchem Treffen jeweils besprochen werden sollten. Des Weiteren
wurde ihnen die Idee mit dem Erste-Hilfe-Koffer (s.u.) erklärt.
Danach wurden gemeinsam mit den Teilnehmern die
Gruppenregeln für den Kurs aufgestellt und von einem
Mädchen aufgeschrieben und gut sichtbar an der
Pinnwand befestigt.
Gruppenregeln:

Verschwiegenheit: alles bleibt in der Gruppe, ~

ausreden lassen und zuhören,

keine Schimpfworte,

nicht auslachen und nicht ärgern.
Alle Teilnehmer konnten diese Regeln gut akzeptieren,
und zum größten Teil wurden diese von allen eingehalten.
Bei Anna zeigten sich bei manchen Treffen jedoch
Schwierigkeiten, diese Regeln zu akzeptieren.
Als nächstes hatten wir Steckbriefe vorbereitet, auf denen sich jeder Teilnehmer
persönlich vorstellen konnte. Für die Steckbriefe fotografierten sich die Teilnehmer
gegenseitig. Die Fotos wurden beim nächsten Kurstreffen dann auf die Steckbriefe
geklebt.
Die Steckbriefe sahen wie folgt aus:

Vorname

Alter

Geschwister/Lebensgemeinschaft

Stadtteil

Schule

Hobby

Lieblingsmusik

Einsame Insel: ich nehme mit
In der anschließenden Pause wurden Getränke und Kekse gemeinsam aus der Küche
geholt und verspeist. Hier war dann ein zwangloser Rahmen für Gespräche geschaffen,
den die Jugendlichen auch nutzten und sich über Schule, Wohnort und Interessen
austauschten.
11
Im Anschluss spielten wir gemeinsam das Spiel "Bamboleo" und die Jugendlichen hatten
dabei viel Spaß. Offensichtlich lockerte dieses gemeinsame Spiel die Atmosphäre etwas
auf und stellte eine gute Überleitung für den Einstieg in die Thematik dar.
Von einer Kursleiterin wurde ein Abschnitt aus dem Buch "Sonnige Traurigtage" von
Schirin Homeier vorgelesen. In diesem Buch werden sehr anschaulich aus kindlicher
Sicht das Leben mit einer psychisch kranken (depressiven) Mutter und die damit
verbundenen Schwierigkeiten für das Kind beschrieben.
Die Teilnehmer berichteten nach dem Vorlesen von ihren eigenen Erlebnissen. U.a. wie
es ihnen ergeht, wenn es den Müttern gerade schlecht geht oder ein Klinikaufenthalt
bevorsteht. Alle drei wussten nichts Genaues über die Krankheiten ihrer Mütter und
wurden nie dahingehend informiert oder aufgeklärt. Hier war ein deutlicher Bedarf
erkennbar.
An dieser Stelle wurden die Teilnehmer gebeten, Zettel mit ihren Wünschen, Ideen und
Anregungen für den Kurs zu schreiben und diese in die Ideen box zu legen.
Erklärungswünsche gab es hinsichtlich der Begriffe: psychische Störungen, Psychiatrie,
Psychose, Wahn und Halluzinationen. Auch fragte ein Mädchen nach den Aufgaben der
Jugendämter und welche Angebote es in Bonn gäbe.
Es wurde vereinbart, dass die Kursleiterinnen beim nächsten Treffen die Begriffe Psychose, Wahn und Halluzinationen erklären und allgemein über die Psychiatrie und deren
Aufgaben informieren. Der Vorschlag, im Anschluss mit der digitalen Videokamera
gegenseitig Interviews durchzuführen und dies im Park der L VR-Klinik Bonn zu machen,
stieß auf große Begeisterung. Alle drei Teilnehmer wollten gerne nächste Woche
wiederkommen und fanden den Kursanfang so weit für sie in Ordnung. Die Ausführungen
zu den Aufgaben des Jugendamtes wurden für das 3. Treffen terminiert.
Das 2. Treffen
Zur Einleitung fand eine kurze Gesprächsrunde statt. Zentrale Frage war, wie es den
Jugendlichen seit unserem letztem Treffen ergangen ist. Sie trugen im Anschluss ihre
Stimmung im Stimmungsbarometer ein. Alle waren stimmungsmäßig im mittleren
Bereich. Anschließend wurden die Steckbriefe mit den Fotos vervollständigt.
Bei diesem Treffen standen Elemente der Psychoedukation im Vordergrund. Ziel war es
aber nicht, dass die Jugendlichen danach ihren Müttern besser helfen können und diese
entlasten. Stattdessen ging es um Entlastung der Jugendlichen selbst, u.a. durch Aufzeigen von Hilfsmöglichkeiten.
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Die Kursleitung erklärte den Teilnehmern verständlich, was eine Psychose ist, und erklärte die Unterschiede zwischen einem Wahn und Halluzinationen. Die Teilnehmer
folgten den Ausführungen recht konzentriert. Nach einer kurzen Pause mit Getränken
und Knabbereien wurden ihnen die Psychiatrie und deren Aufgabengebiete ausführlich
erklärt. Eine Teilnehmerin berichtete, dass eine Mitschülerin wegen Essstörungen
zurzeit in der L VR-Klinik Bonn behandelt wird.
Im Anschluss gingen wir alle zusammen in den Park der L VR-Klinik, der fußläufig kaum
fünf Minuten von der Einrichtung entfernt ist. Jens kannte den Park, da er in der Nähe
wohnt und hier schon des Öfteren zum Fußballspielen war. Im Park erhielten die Jugendlichen die Kamera und filmten sich erst einmal gegenseitig. Zuerst filmten sie
ohne Aufgabenstellung, um die Kamera und deren Bedienung zu lernen. Nachdem sie
eine Weile gefilmt hatten, wurden ihnen Aufgaben übertragen. Aufgabenstellungen der
Interviews waren z.B.: "Erkläre mir, was eine Psychose ist, in deinen Worten. Was ist ein
Wahn, ...?" Jeder Teilnehmer durfte einmal filmen und wurde einmal interviewt.
Auf dem Rückweg kamen nochmals Fragen über die Psychiatrie auf, und die Kursleitung
informierte über die Unterschiede zwischen ambulantem, tagesklinischem und
stationärem Setting.
Von den Jugendlichen kam bei diesem Treffen sehr viel Engagement. Offensichtlich
wollte keiner nach Hause; alle unterhielten sich noch auf der Strasse weiter und gingen
erst nach ca. 15 Minuten nach Hause.
Das 3. Treffen
Den Einstieg bildeten wie zuvor ein kurzes Blitzlicht und der Eintrag im Stimmungsbarometer. Gemeinsam schauten wir uns den Videofilm vom letzten Treffen an. Alle äußerten
den Wunsch, wieder zu filmen. Die Kursleitung erklärte den zeitlichen Rahmen und
schlug vor, die letzten 45 Minuten an den Rhein zu gehen, um dort zu filmen. Damit
waren alle einverstanden.
Die Kursleitung erklärte die Aufgaben und Funktionen der Jugendhilfe. Anna äußerte
sich im Anschluss sehr negativ und abwertend über Mitarbeiterinnen des für sie
zuständigen Jugendamts. Die Teilnehmerin musste auf die Gruppenregeln aufmerksam
gemacht werden. Daraufhin reagierte Anna ziemlich aggressiv. Die Gruppenstimmung
kippte an dieser Stelle, da Anna starken Einfluss auf die anderen Teilnehmer hatte.
Die Pause wurde ein wenig vorgezogen, um die Spannung abzubauen. Die Kursleitung
schlug vor, den Spaziergang vorzuziehen und in einem Cafe Pause zu machen. Die
Jugendlichen wurden auf ein Getränk und ein Stück Kuchen eingeladen.
13
Auf dem Weg konnten die Jugendlichen sich gegenseitig ohne Aufgabenstellung filmen.
Nach der Kaffeepause erhielten sie zum Filmen wieder eine Aufgabenstellung. So
sollten sie die Aufgaben der Jugendhilfe erklären und selbst sagen, was sie als Hilfsangebot für sich gut finden würden. Alle drei waren der Meinung, dass so ein Kursangebot gut sei und sie gerne auch mit anderen Jugendlichen Kontakt hätten. Allerdings
wünschten sie sich weniger eine reine Gesprächsrunde, sondern eher Aktivitäten oder
Spiele und Unternehmungen.
Die Abschlussrunde fand wieder in den Räumen des Eulenburg e.V. statt. Die Teilnehmer wurden auf das nächste Treffen, zu dem ein Referent eingeladen war, vorbereitet.
Die Jugendlichen waren diesbezüglich etwas skeptisch, versprachen aber alle zu
kommen. Weiterhin bekamen sie eine kleine Hausaufgabe von uns. Sie sollten sich
überlegen, was ihnen gut tut, wenn es zu Hause gerade schwierig ist und welche Gegenstände sie dann in ihren Erste-Hilfe-Koffer haben möchten.
Das 4. Treffen
Der Referent „erwachsener Betroffener“ Herr B. wurde vorgestellt, die Kursteilnehmer
stellten sich ebenfalls vor. Es fand ein kurzes Blitzlicht, wie es allen geht, statt. Herr B.
erzählte ca. 30 Minuten von seiner belastenden Situation als Kind und Jugendlicher. Die
Teilnehmer waren etwas unkonzentriert und unruhig. Erst als Herr B. erzählte, dass er
Kletterkurse für Kinder und Jugendliche gibt und ihm das Klettern immer sehr geholfen
hat, wurden sie sehr neugierig und interessiert. Alle drei fragten an, ob es möglich sei,
zusammen mit Herrn B. in eine Kletterhalle zu fahren. Herr B. erklärte sich einverstanden. Es wurde ein Termin vereinbart, das nächste Treffen sollte in der Kletterhalle
Brühl stattfinden. Dies war dann unsere gemeinsame Aktivität, auf die sich alle sehr
freuten. Im Anschluss ging es dann darum, welche Strategien helfen, um mit der
belasteten Situation zu Hause fertig zu werden.
Nachdem Herr B. sich verabschiedet hatte, wurde die Stunde reflektiert. Die Jugendlichen gaben an, dass es sie nicht so interessiert hätte, was Herr B. erzählte, da dieser
"zu alt" gewesen wäre und sie sich damit kaum identifizieren konnten. Sie hätten lieber
den Ausführungen eines jüngeren Betroffenen zugehört. Anna äußerte sich auch hier
sehr negativ und musste auf die Regel ,niemanden zu beleidigen' hingewiesen werden.
Dass Herr B. mit den Jugendlichen und der Kursleitung klettern gehen würde, fanden
alle wieder gut, und somit war auch wieder eine deutlich entspannte Stimmung bei allen
Teilnehmern sichtbar.
Zum Ende der Stunde trugen alle ihre aktuelle Stimmung im Stimmungsbarometer ein.
Bei Anna war die Stimmung im unteren Bereich, während Jenya und Jens ihre
Stimmung im mittleren Bereich angaben.
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Das 5. Treffen
Wir fuhren gemeinsam mit einem Pkw nach Wesseling zur Bronx Kletterhalle. Die
Jugendlichen waren freudig aufgeregt und sichtlich neugierig. Nur ein Teilnehmer war
zuvor schon öfters klettern gewesen.
An der Kletterhalle trafen wir Herrn B., der uns dann in die Technik einführte. Zu Beginn
erklärte er, wie man sich sichert, und die Regeln, die beim Klettern zu beachten sind.
Anna konnte schlecht abwarten und hatte kein Interesse an Regeln, sondern wollte
direkt loslegen. Es war spannend zu beobachten, wie jeder Teilnehmer ein Stück seiner
eigenen Problematik beim Klettern zeigte. Anna zeigte deutlich ihre Schwierigkeiten
beim Akzeptieren von Gruppenregeln und ging nicht auf die anderen ein. Jenya war
anfänglich sehr unsicher und eher ängstlich, brauchte viel Zuspruch und Unterstützung.
Jens zeigte sich auch beim Klettern sehr ruhig und besonnnen. Allerdings war er als
Einziger auch schon öfters in dieser Halle klettern gewesen. Er half den anderen
Teilnehmern sehr fürsorglich. Alle drei hatten offensichtlich am Klettern sehr großen
Spaß und fragten auf dem Nachhauseweg, ob es denn nicht möglich sei, diese Aktion
zu wiederholen.
Das 6. Treffen
Wir trafen uns mit den Jugendlichen vor dem Eulenburg e.V. Anna konnte an diesem
Treffen wegen eines Arzttermins nicht teilnehmen. Auf dem Fußweg zur Jugendkunstschule Arte fact, der ca. 10 Minuten dauerte, wurde der Aktionstag besprochen, und
wie es den Teilnehmern geht.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde erklärte uns die Kunsttherapeutin Frau L. die
verschiedenen Materialien und den Umgang damit. Sie hatte zum Gestalten Zigarrenkisten besorgt.
Dann mussten alle mit geschlossenen Augen Aufwärm- und Lockerungsübungen
machen. Auch die Kursleitung beteiligte sich aktiv. Jeder konnte seinen Koffer frei
gestalten. Jens stellte einen weiß mit rotem Kreuz gestalteten Koffer her, während
Jenya ihre Zigarrenkiste mit verschiedenen Farben gestaltete und mit orientalischen
Schriftzeichen verzierte. Eine Kiste für Anna wurde von der Kursleitung gestaltet,
sodass auch sie einen Koffer für ihre wichtigen Gegenstände bekam.
Alle arbeiteten sehr konzentriert und hatten Freude am Gestalten. Zum Schluss wurden
alle mit ihren fertig gestellten Erste-Hilfe-Koffern fotografiert. Die Teilnehmer wirkten
stolz und zufrieden mit ihren Koffern. Diese wurden im Anschluss von der Kursleitung in
die Räume des Eulenburg e.V. zur Aufbewahrung bis zum nächsten Treffen gebracht.
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Das 7. Treffen
Reflexion und Abschluss
Zu Beginn der Stunde fanden ein kurzes Blitzlicht und der Eintrag im Stimmungsbarometer statt. Danach wurde die Aktivität von letzter Woche besprochen, und Anna erhielt
ihren Erste-Hilfe-Koffer, worüber sie sich sehr freute. Jeder Teilnehmer hatte zuvor den
Auftrag bekommen, Gegenstände mitzubringen, die ihm wichtig waren. Jenya hatte z.B.
ein Foto und eine Musik-CD mitgebracht, Anna hatte viele selbstgemalte Mangas
japanische Comics) mitgebracht, und Jens hatte die Telefonnummer von einer Freundin
der Mutter dabei.
Um die Reflexion möglichst wenig konfrontativ zu gestalten, spielten die Jugendlichen
und die Kursleitung ein Rollenspiel. Die Jugendlichen stellten sich als Referenten des
Kurses vor und die Kursleiterinnen übernahmen die Rolle von Jugendlichen, die
ebenfalls an einem Kurs teilnehmen wollten. Die Referenten berichteten darüber, was
ihrer Meinung nach gut an einem solchen Kurs für Jugendliche sei und was der letzte
Kurs aus ihrer Sicht für Jugendliche gebracht hatte. Das machte den Jugendlichen
offensichtlich Spaß. Allerdings nahmen sie die Rolle auch ernst und brachten Lob und
Kritik an (s.u.).
Nach einer kurzen Pause beteiligten sich alle sehr aktiv an der Abschlussgesprächsrunde. Den Jugendlichen wurden ein Schlüsselanhänger mit einer Eule aus Holz und
die Visitenkarte des Eulenburg e.V. ausgehändigt. Jenya tat diese Eule und die
Visitenkarte in ihren Erste-Hilfe-Koffer. Auch die anderen Teilnehmer konnten sich gut
vorstellen, sich in Notsituationen bei den Mitarbeiterinnen des Eulenburg e.V. zu
melden.
Die Jugendlichen bestätigten alle, dass es ihnen gut getan hatte, über die Erkrankung
der Eltern zu sprechen, und dass der Austausch mit Gleichaltrigen in einer ähnlichen
Situation für sie bereichernd war. Für alle war es das erste Mal, dass sie jemand über
die Krankheit und die damit verbundene Problematik aufgeklärt hatte.
Die Jugendlichen wurden an das Nachtreffen, das ca. vier Wochen später stattfinden
sollte, erinnert.
Das Nachtreffen
Leider konnte nur eine Teilnehmerin, Jenya, zum Nachtreffen kommen. Die beiden
anderen Teilnehmer waren entschuldigt. Der Termin konnte allerdings nicht verschoben
werden, daher fand das Treffen zu dritt statt.
Jenya erzählte ausführlich, wie es ihr geht und dass ihr der Kontakt zu Jens und Anna
fehlen würde. Sie wurde motiviert, sich telefonisch bei diesen zu melden. Des Weiteren
bedauerte sie es sehr, dass es keinen Nachfolgekurs gab. Sie hätte gerne weiterhin ein
solches Angebot genutzt.
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4. Auswertung
4. 1. Methoden
Elemente der Psychoedukation
Die Teilnehmer wurden in diesem Kurs über das Krankheitsbild der Psychosen und der
Borderline-Störung informiert. Es stellte sich heraus, dass keiner der Jugendlichen
jemals zuvor über die psychischen Erkrankungen ausführlich aufgeklärt worden war.
Alle kannten die Diagnosen ihrer Mütter (es waren bei allen drei Teilnehmern die Mütter
psychisch krank), hatten ansonsten aber keinerlei Informationen über die Erkrankungen
erhalten. Bei allen bestand hier ein sehr großer Bedarf an Aufklärung.
Wir erklärten die Erkrankungen in angemessenen, verständlichen Worten. Weiterhin
zeigten wir auf, welche Berufsgruppen sich um psychisch Kranke kümmern und informierten über deren Möglichkeiten und Behandlungsmethoden. Dies fanden die Jugendlichen sehr aufschlussreich und auch hilfreich. Eine Teilnehmerin sagte im Anschluss,
dass sie jetzt ihre Mutter besser verstehen würde.
Gruppendynamische Spiele und Aktivitäten
Alle Teilnehmer hatten Spaß an den spielerischen Methoden und Aktivitäten und erklärten in den Feedback-Runden, dass sie diese am besten fanden. Das Filmen mit der
Videokamera und die Kamera als Mittel der Distanzierung einzusetzen hat sich sehr bewährt. Ihre Erlebnisse direkt zu erzählen fiel allen dreien offensichtlich schwer. Durch
die Videokamera hatten sie etwas Abstand zu dem Erzählten und konnten sich eher in
einer Rolle, wie z.B. der/des Interviewers sehen. Das gemeinsame Spielen von
Gesellschaftsspielen wurde ebenfalls von den Jugendlichen gut angenommen.
Erlebnispädagogisches Klettern
Nach eigenen Aussagen der Teilnehmer war dieses Angebot der absolute "Hit". Für uns
war es sehr aufschlussreich und spannend zu sehen, wie jeder Teilnehmer seinen
eigenen Charakter hierbei zeigte. Bei Anna kam deutlich zum Vorschein, wie schwer es
ihr grundsätzlich fällt, sich an Regeln zu halten, die ihr vorgegeben werden. Sie wollte
gerne "ihr Ding" machen, stieß allerdings hier auch an ihre eigenen Grenzen und
brauchte professionelle Anleitung von Herrn B. Jenya zeigte, wie unsicher und bedürftig
sie oft ist und dass sie Anleitung und Unterstützung gut annehmen kann. Es war gut
erkennbar, wie schnell sie an Selbstvertrauen gewinnt, wenn man ihr etwas Sicherheit
bietet. Jens hingegen sah viel nach den anderen Teilnehmern und war sehr bemüht,
diesen zu helfen. Dabei vergaß er auch schon mal sich selbst und seine Bedürfnisse.
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Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Jugendkunstschule Arte fact
Auch das Herstellen der Erste-Hilfe-Koffer und die Zusammenarbeit mit der Jugendkunstschule war ein sehr gelungenes Angebot, welches von den Teilnehmern genutzt
wurde. Die Jugendkunstschule bot eine sehr anregende Umgebung, und durch die
professionelle Anleitung von Frau L. konnte jeder Teilnehmer seine Vorstellungen und
Ideen sehr kreativ umsetzen. So waren alle zum Schluss mit ihren Koffern sehr zufrieden und füllten diese mit Gegenständen, die ihnen wichtig waren.
4.2. Zielerreichung
Eine vertrauensvolle Basis für den Verlauf des Projektes war von elementarer Bedeutung. Hier ist es den Fachkräften gut gelungen, einen Rahmen zu bieten, in dem sich die
jungen Menschen wohl fühlten und sowohl aktuelle als auch frühere Erfahrungen und
Gedanken ausgetauscht werden konnten. Wichtig war es den Kursleiterinnen dabei, es
den Jugendlichen selbst zu überlassen, worüber sie sprechen möchten und wo sie ihre
individuellen Grenzen ziehen. Diese Vorgehensweise führte zu einer unterschiedlichen
Gewichtung des Gesprächsbedarfs über die Problematik der psychischen Erkrankung
des Elternteils. Daher war es sehr wichtig, den Informationsfluss altersgemäß zu
gestalten. Dabei haben sich spielerische Methoden als sehr hilfreich bewährt. Dadurch
konnten die Jugendlichen mit einer gewissen Distanz ihre Fragen und Ängste formulieren, ohne diese explizit auf ihre Lebenssituation beziehen zu müssen.
Konfrontiert mit den Erfahrungen eines erwachsenen Kindes mit psychisch kranken
Eltern, Herrn B., zeigten sich die Jugendlichen jedoch wenig begeisterungs- und aufnahmefähig. Die Gruppe wurde zunehmend unruhig und äußerte den Wunsch, gerne
aktiv zu werden. Die Eigeninitiative von Herrn B., mit den Jugendlichen klettern gehen
zu wollen, lockerte die Stimmung wieder auf und machte deutlich, dass ein Austausch
erst dann gut gelingen kann, wenn die Betroffenen altersgemäß angesprochen werden
und eine Vertrauensbasis vorhanden ist.
An dieser Stelle spiegelten sich zusätzlich die individuellen Grenzen der Jugendlichen
wider, über die Thematik sprechen zu wollen. Das Ziel, den Betroffenen zu zeigen, dass
sie mit ihren Schwierigkeiten nicht alleine sind, und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken,
ist im Verlauf des Projektes jedoch sehr gut gelungen. Das Highlight war der Ausflug in
die Kletterhalle mit Herrn B. Die Jugendlichen haben sich aufeinander eingelassen,
konnten eine Vertrauensbasis zu Herrn B. herstellen und sich spielerisch miteinander
beschäftigen.
18
Bei der Erstellung des Erste-Hilfe-Koffers konnten die Teilnehmer über Bewältigungsstrategien sprechen und mögliche Ansprechpartner bei individuellen Belastungen
benennen. Diese Methode war besonders hilfreich, um den Jugendlichen visuell
aufzuzeigen, dass sie in Problemsituationen nicht alleine sind und selbstständig
unterschiedliche Wege gehen können, wenn sie sich in einer akuten Krisensituation
befinden.
Nach Beendigung des Projektes haben alle Teilnehmer signalisiert, wie wertvoll das
Zusammengehörigkeitsgefühl für sie war und wie gerne sie sich wieder sehen wollen.
Dazu wurden nach Beendigung des Projektes sogar selbstständig Telefonnummern
ausgetauscht. Auch der Wunsch, weiterhin an dem Kurs teilnehmen zu wollen, ist ein
gutes Zeichen für den Erfolg des Projektes.
4.3. Anregungen und Perspektiven
Um das Projekt Meine Eltern sind anders zu etablieren, sollten alle Institutionen über die
mangelnde Versorgung von Kindern mit psychisch kranken Eltern informiert werden.
Wie schwierig es ist, Betroffene und Fachkräfte von der Notwendigkeit eines solchen
Projektes zu überzeugen und zu aktivieren, ist bei der Durchführung des Projektes
deutlich geworden. Aufgrund geringen Interesses kamen nicht genug Anmeldungen für
den zweiten Kurs zustande. Auch der sozial räumliche Ansatz konnte nicht umgesetzt
werden.
Die Sensibilisierung der Thematik bei den Fachkräften der Jugendhilfe, der Psychiatrie
sowie betroffenen Eltern ist die Basis für zukünftige Projekte. Hierzu könnte eine entsprechende Informationsbroschüre sehr hilfreich sein. Zusätzlich besteht die Möglichkeit,
die Mitarbeiterinnen der verschiedenen Institutionen zu einer Informationsveranstaltung
in den Eulenburg e.V. einzuladen.
Die von den Teilnehmern selbst formulierten Wünsche, den Kurs über einen längeren
Zeitraum zu gestalten und mehr Aktivitäten zu planen, sollte nicht außer Acht gelassen
werden. Wichtig ist es, den Betroffenen Raum zu geben, in dem sie offen aussprechen
können, was sie für eine schönere Kindheit brauchen, welche Formen von Hilfen sie
beanspruchen wollen und wo ihre individuellen Grenzen liegen, über die Thematik der
Erkrankung des Elternteils zu sprechen.
Das vorliegende Konzept hat sich weitgehend bewährt. Ergänzend kann es sinnvoll sein,
parallel mit den Eltern zu arbeiten, um diese über die Auswirkungen der Erkrankung auf
ihre Kinder angemessen zu informieren, Verständnis für deren Bedürfnisse zu wecken
und sprachliche Barrieren über die Erkrankung abzubauen. Inwieweit dies jedoch für die
Altersgruppe der Zwölf- bis Sechzehnjährigen oder eher für jüngere Kinder zutrifft, ist
noch zu überdenken.
19
5. Nachbetrachtung des Eulenburg e. V.
Zunächst möchte ich mich beim Landschaftsverband Rheinland, Landesjugendamt und
dem Amt für Kinder, Jugend und Familie der Bundesstadt Bonn für die finanzielle
Unterstützung bedanken, die es uns ermöglicht hat, unsere Idee einer Gruppe für Kinder
psychisch erkrankter Eltern in die Tat umzusetzen und unser Konzept an der Realität zu
prüfen.
Bei der Durchführung des Projekts zeigten sich einige Stolpersteine. Der größte Stolperstein war die Gewinnung von Kursteilnehmern. Hier bewies sich die Bedeutung von
Öffentlichkeitsarbeit. Eulenburg e.V. erstellte einen Informationsflyer, der an ambulante
und stationäre Einrichtungen der Jugendhilfe und der Psychiatrie, an Schulen und Gemeinden verschickt wurde. Bei Arbeitskreisen wurde mehrfach auf das Angebot hingewiesen, auf Internetplattformen wurde es bekannt gemacht. Dies alles reichte dennoch nicht, genügend Teilnehmer für zwei Kurse im geplanten Umfang von jeweils bis
zu acht Kindern/Jugendlichen zu gewinnen. Andere Anbieter themenzentrierter Kindergruppen teilte uns ihre Erfahrung mit, dass diese Angebote eine lange Anlaufphase
brauchen. Wir sind außerdem zu dem Schluss gelangt, dass eine kontinuierliche
Werbung und der persönliche Kontakt zu betroffenen Eltern und relevanten Institutionen
von wesentlicher Bedeutung sind. Dies war mit den vorhandenen Projekt- und Eigenmitteln leider nicht umsetzbar. Im Ergebnis führte dies dazu, dass nur ein Kurs mit drei Teilnehmern zustande kam. Die Ergebnisse des Kurses sind daher quantitativ nicht verallgemeinerbar. Qualitativ zeigte sich jedoch, dass die teilnehmenden drei Jugendlichen
subjektiv (Selbstaussagen) wie objektiv (Beobachtungen der Kursleiterinnen) von den
angebotenen Inhalten und Aktivitäten profitierten.
Weitere Stolpersteine waren der vorgegebene Zeitrahmen und die Begrenzung auf eine
bestimmte Altersgruppe. Ersteres führte zu Koordinationsschwierigkeiten mit den Schulferienzeiten und den hauptberuflichen Anforderungen der beiden Honorarfachkräfte und
trug dazu bei, dass das Nachtreffen nicht verlegt wurde. Letzteres führte zur Ablehnung
von InteressentInnen, da die betreffenden Kinder jünger oder älter waren.
Für den Eulenburg e.V. entstanden über die Projektmittel hinausgehende Kosten für uns
als kleinen Träger in nicht unerheblichem Umfang. Neben den Entwicklungskosten für
Konzept und Flyer entstanden Druck- und Portokosten. Die Anleitung, Koordination und
der regelmäßige Austausch mit den Honorarfachkräften führten zu Overheadkosten.
Fazit: Unsere Konzeption hat sich bewährt. Neue Ideen für die Gewinnung von Teilnehmern und die Durchführung wurden gewonnen. Wir sind entschlossen, das Angebot
weiterzuführen und weiterzuentwickeln. Denn die psychischen Erkrankungen nehmen
weiter zu und die Kinder brauchen unsere Hilfe, damit ihr Risiko, selbst zu erkranken,
möglichst minimiert wird. Dabei freuen wir uns über jede finanzielle, aber auch ideelle
Unterstützung.
20
Initialprojekt:
„Weiterbildung von Erzieherinnen und Erzieher
im Rahmen der Armutsprävention“
9
Thema:
„Armutsprävention“
Bezeichnung des Projekts:
„Weiterbildung von Erzieherinnen und Erzieher im Rahmen der Armutsprävention“
Träger:
Der Bürgermeister Kinder, Jugend und Familie Mo.Ki
Grünauer Straße 10
40789 Monheim
Durchführungszeitraum:
01.11.2008 bis 31.12.2008
Fördersumme:
2008 = 3.600,00 €
Ziele und Inhalte des Initialprojektes:
Zielsetzung der Fortbildung in Monheim am Rhein
Interkulturelle Erziehung und Bildung in Kindertagesstätten bedeutet die Vorbereitung
aller Kinder auf ein gleichberechtigte Zusammenleben in einer vielfältigen Gesellschaft.
Konzepte und Angebote müssen sich an der Lebenssituation des jeweiligen einzelnen
Kindes und seiner Familie orientieren.
Im Mittelpunkt aller Überlegungen zur Planung und Gestaltung der pädagogischen Arbeit
steht nicht das italienische, türkische, vietnamesische oder marokkanisch Kind, sondern
das Kind in seiner Individualität und mit seinen Bedürfnissen. Unterschiedliche
Verständnisweisen von erwarteter Hilfestellung, Familienbilder oder Geschlechterrollen
können zu Irritationen und Missverständnissen zwischen Erzieherinnen/Erziehern und
Eltern führen.
Es sollten sowohl die Unterschiede als auch für die Gemeinsamkeiten von Menschen
unterschiedlicher Kulturkreise erkannt und daraus Handlungsoptionen für die Umsetzung
in die eigene Arbeitspraxis entwickelt werden. Interkulturelle Handlungskompetenz sollte
somit zum unabdingbaren Qualitätsmerkmal werden.
21
Zielsetzungen des mehrtägigen Seminars:

Die Sensibilität für die interkulturellen Aspekte erhöhen

Anerkennung von kultureller Differenz und Verschiedenheit

Erweiterung der interkulturellen Handlungskompetenz

Interkulturelle Öffnung und die Umsetzung in die eigene Arbeitspraxis
Themen und Inhalte:

Auseinandersetzung mit der eigenen kulturellen Prägung

Reflexion eigener Stereotypen und Vorurteile

Migrationsmotive und Integrationsbedingungen von Migrantinnen/Migranten

Auseinandersetzung mit den Begriffen Identität, Vielfalt, Eigen- und
Fremdzuschreibung

Interkulturelle Kommunikation

Interkulturelle Öffnung :

Auswirkungen von Kulturdimensionen und Kulturstandards z.B. auf
Erziehungsziele, Geschlechterverständnis oder Umgang mit staatlichen
Institutionen

Bedeutung für die Praktische Umsetzung in die Arbeitspraxis (Raumgestaltung,
Materialien wie Spiele, Bilderbücher usw.)
Projektbericht des Trägers:
„Weiterbildung von Erzieherinnen und Erzieher im Rahmen der
Armutsprävention“
Erfahrungsbericht
1. Einleitung
Die Stadt Monheim zählt 2007 ca. 43.000 Einwohnerinnen, davon leben im Berliner
Viertel ca. 11.000 Einwohner. Der Anteil der Bewohnerinnen des Viertels mit Migrationshintergrund liegt bei 29%, d.h. dass 62 % aller Migrantinnen leben im Berliner Viertel.
Für die Kindertagesstätten im Berliner Viertel bedeutet dies, dass der Anteil der Kinder
mit Migrationshintergrund bei 60-80 % liegt. Die Bevölkerungsgruppe im Berliner Viertel
ist multikulturell. Die weit größte Gruppe unter den Migrantinnen, nämlich die Hälfte
stellen die Türken, gefolgt von Italienern, Serben und Montenegriner und Marokkaner.
22
Der größte Anteil von Empfängerinnen von Leistungen bzw. von Familien mit niedrigem
Einkommen wohnt im Berliner Viertel. Jedoch ist derzeit nur feststellbar, dass 28,3 % der
Leistungsempfänger mit Migrationsgeschichte sind. Diesem Anteil ist ein noch unbekannter Prozentsatz von Personen hinzuzufügen, die zwischenzeitlich eine Einbürgerung erhalten hat und somit als deutsche Staatsbürger erfasst werden.
2. Mo.Ki - Das Familienzentrum der fünf Kindertagesstätten im Berliner Viertel
Das Mo.Ki Familienzentrum der fünf Kindertagesstätten im Berliner Viertel bieten einen
wichtigen Ausgangspunkt für niedrigschwellige Angebote, da die meisten Familien den
Weg dorthin finden und bereits ein Vertrauensverhältnis zu den Erzieherinnen besteht.
Die Erzieherinnen benötigen für diese Aufgabe eine Qualifikation, die die Erzieherinnenausbildung übersteigt.
Ein Baustein von Mo.Ki ist die Qualifizierung von Erzieherinnen zur Wahrnehmung der
sehr differenzierten Aufgabensteilung, w.z.B Integration von Familien mit und ohne
Migrationshintergrund oder "Armutsprävention". Die Entwicklung von interkulturellem
Wissen und interkultureller Kompetenz bei den Fachkräften erhält einen hohen
Stellenwert und ist Bestandteil der Arbeit mit den Familien in den Einrichtungen.
3. Durchführung der Fortbildung
Das Interkulturelle Fortbildungsangebot wurde von zwei Mitarbeiterinnen von "lnkuTra"
aus Nürnberg antragsgemäß an vier Tagen durchgeführt.
InkuTra steht für Interkulturelles Training und ist ein Angebot des Referats Migration und
Integration der Arbeiterwohlfahrt Nürnberg e.V.
Zwölf Erzieherinnen zusammengesetzt aus dem Mo.Ki - Familienzentrum der fünf
Kindertagesstätten des Berliner Viertels und der Ev. Integrativen Kindertagesstätten
Lerchenweg nahmen an der Fortbildung teil.
Um einen Prozess zu gewährleisten wurden 2 Termine mit je 2 aufeinanderfolgenden
Seminartagen angesetzt.
4. Methodische Vorgehensweise
Die interkulturelle Öffnung der Einrichtungen soll als Prozess verstanden werden, der
Veränderungen in Institutionen und bei deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
voraussetzt.
Aufgrund dessen wurden unterschiedliches Methodisches Vorgehen gewählt. Die Fortbildung stand im Wechsel zwischen theoretischen Inputs im Plenum, themenbezogenen
Übungen, Gruppenarbeit, Selbsterfahrungsübungen, Rollenspiele, Auswertung von Filmund Praxisbeispiele.
23
Inhaltlich wurden die verschiedenen Kulturen und die Lebenshintergründe der Kinder und
Eltern einbezogen und eigene Wertvorstellungen im Dialog und Austausch besprochen.
Das Ergebnis der Interkultureller Kompetenz der Fachkräfte baute dabei auf den vorhandenen Erfahrungen auf.
5. Fazit:
Aufgrund der sehr guten Rückmeldung der Teilnehmerinnen soll diese Fortbildung im
nächsten Jahr für weitere Fachkräfte aus den Einrichtungen durchgeführt werden.
Die Teilnehmerinnen wurden für die kulturellen Hintergrund und die kulturelle Identität
der Kinder und ihrer Familien sensibilisiert. Es erhöhte sich die Bereitschaft, Wert zu
schätzen und in der Arbeit der Kindertageseinrichtungen zu berücksichtigen
Die Fortbildungen zeichnete sich aus durch die

Auseinandersetzung mit der eigenen kulturellen Wertvorstellung und falschen
Interpretationen

Reflexion eigener Vorurteile und Öffnung von anderen Sichtweisen

Informationen über Integrationsbedingungen von Migrantlnnen

Auseinandersetzung mit den Begriffen Identität, Vielfalt, Eigen- und
Fremdzuschreibung

Auswirkungen von Kulturdimensionen und Kulturstandards z.B. auf
Erziehungsziele, Geschlechterverständnis oder Umgang mit staatlichen
Institutionen

Bedeutung für die Praktische Umsetzung in die Arbeitspraxis (Raumgestaltung,
Materialien wie Spiele, Bilderbücher usw.)
Die Sensibilität für die interkulturellen Aspekte erhöhen

Anerkennung von kultureller Differenz und Verschiedenheit

Erweiterung der interkulturellen Handlungskompetenz

Interkulturelle Öffnung und die Umsetzung in die eigene Arbeitspraxis
Das Wissen um andere Kulturen, die Lebenssituation von Migrantenkindern und deren
Familien, das Erziehungsverhalten von Familien mit Migrationshintergrund und die Aus
einandersetzung mit der eigenen kulturellen Prägung ist deshalb für die Fachkräfte in der
Arbeit mit den Kindern und ihren Eltern in Kindertageseinrichtungen von großer Bedeutung. Insbesondere wurden die unterschiedlichen Kommunikationsstile herausgearbeitet, die oft zu Irritationen und Missverständnisse führen. Durch die Fallarbeit
wurden konkrete und umsetzbare Handlungsoptionen erworben, die in der alltäglichen
Arbeit umgesetzt werden.
24
Initialprojekt:
12
„Zirkus – hört mit“
Thema:
„Die Einbeziehung junger Behinderter in die Angebote der Jugendhilfe.“
Bezeichnung des Projekts:
„Zirkus – hört mit“
Träger:
Theaterpädagogisches Zentrum e.V.
Genter Straße 23
50672 Köln
Durchführungszeitraum:
01.05.2008 bis 31.12.2008
Fördersumme:
2008 = 3.000,00 € (70 %)
Ziele und Inhalte des Initialprojektes:
Ein Projekt zur Förderung von jungen behinderten Menschen, insbesondere mit Hörgeschädigten, in einem Angebot der Jugendhilfe.
Ein wichtiges Merkmal von zirkuspädagogischer Arbeit ist, dass die soziale Kommunikation und der Erfolg im Wesentlichen nicht auf die verbale Sprache angewiesen sind.
Stattdessen werden zahlreiche andere Fähigkeiten entwickelt, die eine Erfolgserlebnis,
eine soziale Integration und eine konstruktive Entwicklung der Persönlichkeit möglich
machen. Zirkuspädagogische Arbeit eignet sich daher auch insbesondere dafür,
Menschen mit bestimmten Behinderungen zu fördern und in die Zusammenarbeit mit
Nichtbehinderten zu bringen.
Dieses Projekt hatte vor allem hörgeschädigte Kinder- und Jugendliche als Zielgruppe,
die in allen ihren Bewegungsmöglichkeiten keinerlei Einschränkungen haben darstellt.
Die Behinderung bezieht sich also nicht auf ein wesentliches Hauptfeld des gemeinsamen
Handelns, sondern auf ein Nebenfeld, die Behinderung verliert an Bedeutung.
25
Gleichzeitig war es auf diese Weise möglich, dass Nichtbehinderte Kinder und Jugendliche
eine neue Sprache - die Gebärdensprache - lernen, und so aktiv auch eine kommunikative Integration möglich ist. Es sollte eine zirkuspädagogische Lerngruppe initiiert
werden, in der hörgeschädigte und hörende Kinder und Jugendliche gemeinsam Zirkus
erleben und trainieren, um am Ende des Projektes zu einer gemeinsamen Aufführung zu
kommen.
Durchführung:
Eine Gruppe von bis zu 20 teilnehmenden Kinder und Jugendlichen aus verschiedenen
pädagogischen Einrichtungen in Köln, unterstützt von den Eltern bzw. dem pädagogischen Personal sollte als Fördergruppe im ZAK integriert werden. Dem Stab der festen
Honorarmitarbeiter sollten sich ein Zirkuspädagoge, der als Heil- und Sonderpädagoge
auf die Arbeit mit hörgeschädigten Menschen ausgebildet ist und die Gebärdensprache
beherrscht und eine zirkuspädagogische Fachkraft bilden. Begleitend zum Zirkustraining
sollte für die hörenden Kinder und Jugendlichen ein Kurs in Gebärdensprache durchgeführt werden, um die Kommunikationsmöglichkeiten zu verbessern und eine eigenständigere Kontaktmöglichkeit zu unterstützen.
26
Projektbericht des Trägers:
„Zirkus – hört mit“
Abschlussbericht
Gehörgeschädigtenprojekt 2008
Im Projektzeitraum wurde grundsätzlich mit zwei Gruppen gearbeitet. Sven Nitsch, in
einer Sommerferienaktion mit Unterstützung von Ariel Milanesio, und Kerstin Smend
betreuten beide Gruppen. Sven Nitsch als ausgebildeter Gebärdensprachler verfügte
damit über eine weiterreichende Kompetenz zur Anleitung hörgeschädigter Menschen.
Es verbesserte die Kommunikationsmöglichkeiten. Beides waren integrative Gruppen
mit Gehörlosen und Gehörgeschädigten.
Die Gruppe von Sven Nitsch kam aus einer Kölner Förderschule in der Gronewaldstr..
In der kurzen Zeit bis zu den Sommerferien wurde noch in der Schule selbst gearbeitet.
In den Sommerferien wurde dann ein Kompaktprojekt mit dieser Gruppe durchgeführt.
Nach den Sommerferien traf sich die Gruppe dann im ZAK selbst. Die Trainingsbedingungen waren dadurch erheblich besser.
Wöchentliche, regelmäßige Treffen in der Schule Ca 90 Min) mit ca. 12 Teilnehmern. Es
waren für die zirkuspädagogische Arbeit schwierige Räumlichkeiten, da die Gruppe in der
Schulaula arbeitete. Für die Teilnehmer hat sich somit der übliche und bekannte räumliche Kontext nicht verändert, was den Zugang und die Motivation der Gruppe stark
beeinflusst hat.
Das erste Ziel: die aufgrund der Hörschädigung häufig beeinflussten Körpererfahrungen
ausbauen und fördern. Hier war die erste Idee, eine motorische Förderung in Richtung
Balance/ Gleichgewicht zu erreichen. Im Verlauf des Prozesses wurde deutlich, dass das
Ziel und damit auch der Weg und die Inhalte angepasst werden müssen.
Das zweite Ziel war die Anregung eines Gruppenprozesses: Es sollten einerseits stärker
individuelle Entwicklungsmöglichkeiten gefördert werden, andererseits sollten die Kommunikationsstrukturen innerhalb der Gruppe verbessert werden. Mit der Hörschädigung
gehen häufig auch eine besondere Kommunikation sowie eine besondere sozialen
Interaktion einher.
27
Diese Ziele konnten ab den Sommerferien und im Herbst besonders umgesetzt werden,
da die Gruppe dann regelmäßig in unsere Fachräume im ZAK gekommen ist. Insbesondere die Kompaktwoche in den Sommerferien trug dazu bei. Die Teilnehmerzahl erhöhte
sich auf 16 Teilnehmer, als Co-Referent wurde Ariel Milanesio verpflichtet.
Aufgrund der Gruppenzusammensetzung und auch der anderen räumlichen Gegebenheit,
wurden die Inhalte um Zauberei, Fakirkünste und Jonglage ergänzt. Schnell kam mehr
Motivation auf, da jeder individueller an die Thematik herangehen konnte. Dennoch
blieben die inhaltlichen Möglichkeiten begrenzt.
Die inhaltlichen, räumlichen und zeitlichen Voraussetzungen waren ungleich besser als im
Frühjahr. Durch die deutlich gestiegene Motivationsebene und die verbesserte Zeitsituation konnte wesentlich intensiver gearbeitete werden. Jeder Teilnehmer wurde entsprechend seiner Interessen aber auch seiner Förderbereiche unterstützt und in die entsprechende Disziplin eingeführt; So konnten Gruppenprozesse ebenso angeregt werden,
wie die individuelle motorische Förderung durch die artistischen Inhalte.
Am Ende des Projektes entstand eine sehr erfolgreiche Abschlussaufführung, die von den
Teilnehmern auf der Bühne allein gemeistert wurde ohne einen mitspielenden
Erwachsenen, der sie hätte unterstützen müssen. Dies wird durchaus als Erfolg gewertet.
Alles in allem muss man feststellen, dass die Bedingungen des zweiten Halbjahres deutlich sinnvoller waren und dass für ein vergleichbares Projekt dieser Rahmen angestrebt
werden sollte.
Die andere Gruppe, betreut von Kerstin Smend kam von vornherein in das ZAK. In der
Gruppe waren insgesamt 13 Jugendliche.
Es waren hörgeschädigte Jugendliche, die in einer integrativen Gruppe in unserem Haus
betreut wurden. Dieser integrative Ansatz ermöglichte von vornherein ganz andere
Herangehensweisen.
Auch hier gab es den oben beschriebenen Ansatz motorischen Förderung, der auf Grund
der Zusammensetzung der Gruppe erheblich besser genutzt werden konnte. Auch die
Figur des Clowns konnte gut eingeführt werden. Durch die Lebenserfahrungen der hörgeschädigten Teilnehmer konnten sich gerade in Bezug auf die Clownfigur interessante
und "komische" neue clowneske Spielsituationen entwickeln.
Insgesamt konnte belegt werden, dass vor allen der integrative Ansatz von besonderer
Wirksamkeit ist, da sich durch die körperliche Aktivität und die Formensprache des Zirkus
gute Darstellungsformen entwickeln ließen, in denen die Beeinträchtigung der Hörmöglichkeiten an keiner Stelle Weise mehr spürbar wurden.
28
Initialprojekt:
„Integration von Flüchtlingskindern“
13
Thema:
„Integration von Flüchtlingskindern“
Bezeichnung des Projekts:
„Kunstcafé - Regenbogen“
Träger:
Zurück in die Zukunft e.V.
Steinberger Straße 40
50733 Köln
Durchführungszeitraum:
01.05.2008 bis 31.12.2008
Fördersumme:
2008 = 3.815,00 €
Ziele und Inhalte des Initialprojektes:
Es sollten Mädchen aus einem Flüchtlingswohnheim angesprochen werden, die sich in der
schwierigen Phase der (pre-) Adoleszenz befinden.
Durch die veränderten Rollen innerhalb der Familien ist die Entwicklung einer eigenen
weiblichen Identität besonders erschwert und wird durch unterschiedliche kulturelle
Wertvorstellungen in Schule und Familie zusätzlich belastet.
Die Folgen sind neben einem schlechten Selbstwertgefühl verschiedene körperliche und
psychische Beschwerden wie Konzentrationsschwierigkeiten, Kreislaufbeschwerden,
Magen- Darm Beschwerden, Kopfschmerzen etc.
ZIELE
Die Förderung des Selbstwertgefühls über die Erweiterung künstlerisch, gestalterischer
Kompetenzen und die damit verbundene Erweiterung der eigenen Handlungsfähigkeit.
Das Aufspüren und die Erweiterung individueller Ressourcen über das kreative Gestalten.
Der Aufbau eines sozialen Netzes durch den Kontakt zu Gleichaltrigen mit ähnlichen
Erfahrungen.
Die Schaffung eines geschützten Rahmens, in dem die Probleme und Belange der
Mädchen eine zentrale Rolle spielen. Stärkung der Gruppenzugehörigkeit, Förderung
sozialer und demokratischer Kompetenzen und Konfliktfähigkeit.
29
ARBEITSWEISEN
Inhalt und Methodik sollten sich insgesamt an kunsttherapeutischen Elementen
orientieren.
Ein Schwerpunkt sollte das Erleben größtmöglicher Autonomie und Persönlichkeitsentwicklung bilden.
Ausgangspunkt sollten immer die Teilnehmerinnen selber sein, daher sind sie an der
Wahl der Materialien und den Gestaltungsthemen stets beteiligt. Die Mädchen sollten
dort abgeholt werden wo sie sich befanden. Ängste und Blockaden sollten behutsam
und schrittweise abgebaut werden, so dass sich zunehmend eine eigene Kreativität
entwickeln kann.
Das gesamte Projekt, und somit auch die Art der Ansprache durch die Gruppenleiterin,
zielt auf die Stärken der Mädchen ab und sollte ressourcenorientiert und unbedingt
parteilich sein.
30
Projektbericht des Trägers:
„Integration von Flüchtlingskindern“
PROJEKTBERICHT
Kunstcafe Regenbogen
Ein integratives Kunst- und Gestaltungsprojekt
für Flüchtlingsmädchen unterschiedlichster kultureller Herkunft
1. EINLEITUNG
Das Angebot "Kunstcafe Regenbogen" wurde für junge Mädchen aus dem ehemaligen
Flüchtlingswohnheim "Niehler Gürtel 104" entwickelt.
Durchgeführt wurde das Projekt "Kölner Flüchtlingszentrum/Haus der Kulturen", Turmstr.
3-5. Die Gruppe wurde von der Heilpädagogin (mit kunsttherapeutischem Schwerpunkt)
und Künstlerin Sabine Weber geleitet und von Fatma Gül begleitet.
31
Sabine Weber verfügt über vielfältige Erfahrungen in der Beratung und Therapie von ausländischen Flüchtlingen unterschiedlichen Alters. Dazu gehörte unter anderem ein
2 jähriges kunsttherapeutisches Projekt der Kölner Caritas das einmal wöchentlich, für
die oben genannte Zielgruppe, im ehemaligen Wohnheim Niehler Gürtel stattfand. Das
hatte den Vorteil, dass die Gruppenleiterin der angesprochenen Klientel und deren
Lebenssituation bereits kannten. Der Wechsel des Lebensumfeldes hatte einen nicht
unerheblichen Einfluss auf die Gestaltung und den tatsächlichen Ablauf des Gruppenangebotes. Darauf wird im Abschnitt "Erfahrungen und Erkenntnisse" in diesem Bericht
näher eingegangen.
Aus den vielfältigen psychosozialen Problemen der Betroffenen, wie unsichere Aufenthalts-bedingungen, familiäre Probleme, der Pubertät und dem Leben zwischen zwei
Kulturen (genauere Beschreibungen können dem vorliegenden Projektantrag entnommen
werden) ergeben sich die Ziele die sich in den ersten Treffen des Projektes herauskristallisiert haben.
Dazu gehörte:

Die Verbesserung von Selbstwertgefühlen

Der Aufbau eines sozialen Netzes innerhalb der Gruppe und im neuen
Lebensumfeld

Die Schaffung eines Raumes zum Aufspüren von Ressourcen

Die Möglichkeit in einem geschützten Rahmen über persönliche Belange zu
sprechen
2. DURCHFÜHRUNG
2.1 Setting
Die 7 Gruppenteilnehmerinnen besuchten das Gruppenangebot regelmäßig einmal
wöchentlich für 3 Stunden um gemeinsam Gespräche zu führen und zu malen und zu
gestalten. Das Angebot wurde in der Regel in drei Abschnitten durchgeführt.
a. Das Ankommen: Hier gab es in jeder Woche die Möglichkeit in entspannter Atmosphäre bei Plätzchen und Getränken über persönliche Erfahrungen der vergangenen
Woche zu sprechen und gemeinsam zu beraten. In den Gesprächen nahmen die Anregungen der Teilnehmer hinsichtlich der Gestaltung der Treffen stets einen wichtigen
Raum ein.
b. Die Gestaltungsphase: Nach Anweisung der Therapeutin wurde mit unterschiedlichen
künstlerischen Medien, zum einen thematisch gebunden und zum anderen frei gearbeitet.
32
c. Nachbesprechung: Der Gestaltung schlossen sich immer Gespräche über die Arbeit an.
Dabei ging es neben der Besprechung der Arbeitsergebnisse auch um den Austausch
über die Gestaltungsprozesse. Dieser spielte im Konzept des Angebotes eine große Rolle.
2.3 Theoretische Überlegungen und praktische Umsetzung
Die Gruppenleitung arbeitet nach einem kunstpädagogisch-kunsttherapeutischem Ansatz,
nachdem ein freier und unbehinderter persönlicher Ausdruck der Betroffenen gefördert
wird. Nach diesem Ansatz besteht Gestaltungsoffenheit in dem es weder ein Richtig noch
ein Falsch gibt. Um den Jugendlichen mögliche Ängste vor dem Gestalten zu nehmen
wurde von der Leitung darauf hin gewiesen, dass die Treffen mit dem normalen Kunstunterricht in der Schule nichts zu tun habe, da auf eine Beurteilung in Form von Noten
verzichtet würde. Während des Arbeitsprozesses musste den Jugendlichen zu Anfang
immer wieder Mut gemacht werden. Da die meisten der Teilnehmerinnen zu Beginn der
Maßnahme Schwierigkeiten hatten, den "Kopf aus zu schalten" und angstfrei zu
gestalten.
Im Projekt kamen zum einen gruppentherapeutische Aspekte zum Tragen zum anderen
wurde auf eine gezielte Förderung von Individualität der einzelnen Mädchen geachtet. Es
folgen einige praktische Beispiele.
2.4 Themen und Medien
In der Gruppenmaßnahme wurde überwiegend mit Gouachefarben, Buntstiften,
Ölkreiden, Glitzerstiften auf Papier und grundierten Malplatten aus Sperrholz gearbeitet.
In einer der ersten Sitzungen gestalteten die Teilnehmerinnen eine Gemeinschaftsarbeit.
Es entstand ein Regenbogen auf Papier. Als Materialien wurden Gouachefarben und
Glitzerstifte benutzt. Die Arbeit diente der Identifizierung mit der Gruppe und dem
gegenseitigen kennen lernen. Der Regenbogen stand auch als Symbol für die Gruppe und
diente den Jugendlichen laut eigenen Angaben als Zeichen der Hoffnung.
In dieser Einzelarbeit wurde mit Hilfe einer lampe ein Umriss des
eigenen Profils erstellt. Anschließend wurde das Bild eigenständig
.ausgemalt. Der Umgang mit seinem eigenen Selbstbild war das
Thema dieser Aufgabe.
Ein wichtiger Teil der Arbeit ist das freie Gestalten ohne Themenvorgabe. So wird individuelle Selbsterfahrung möglich gemacht.
33
"Mein Schutzengel"
Aus der Aufgabe einen Schutzengel zu malen wurden
Prinzessinnen. Diese wurden auf einem grundierten
Stück leinwand gemalt. Die Bilder wurden für die
Mädchen besonders wertvoll, da sie Schluss mit
Glitzerstiften verziert wurden.
Für die Jugendlichen war das Wohnhaus im
Niehler-Gürtel ein besonders wichtiger Ort.
Bei allen Bewohnern hieß das Haus "Aldihaus",
weil sich der Supermarkt lange Zeit neben dem
Haus befand.
In den Bildern der Mädchen tauchte dieser
Begriff und die Namen der Freundinnen immer
wieder auf.
3. ERFAHRUNGEN UND ERKENNTNISSE
3.1 Mütter- bzw. Elternarbeit
Zum Zeitpunkt der Projektkonzeption stand die Auflösung des Wohnheimes NiehlerGürtel kurz bevor. Die tatsächlichen Auswirkungen auf die Lebenssituation der betroffenen Familien waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen. Der Großteil der
Familien lebte seit mindestens 10 Jahren im Wohnheim Niehler-Gürtel. Innerhalb des
Hauses und im Stadtteil gab es ein sehr gut strukturiertes soziales Hilfenetzwerk (Kinder
und Jugendclub, Kindergarten, 50zialberatung etc.). Dass die Familien nach der Auflösung nicht mehr unmittelbar auf dieses Netzwerk zurückgreifen konnten, hatte einen
Einfluss auf die Familien und auch auf die Arbeit in der Gruppe.
34
Da sich die Angebote für die Kinder und Jugendlichen nicht mehr in unmittelbarer Nähe
befanden gefährdeten verschiedene Probleme die regelmäßige Teilnahme der Mädchen
an der Gruppe:
z.B. Angst die Tochter alleine vor die Tür gehen zu lassen und die Überlagerung der persönlichen Anliegen der Töchter durch psychosoziale Probleme der Eltern (Mitversorgung
der jüngeren Geschwister während die Mutter arbeiten geht; die tägliche Versorgung der
schwerkranken Mutter; Druck der Eltern, ihren Unterhalt vollständig selber verdienen zu
müssen.
So machte die Gruppenleiterin im Laufe des Projektes einige Hausbesuche (ein Mädchen
musste regelmäßig von Zuhause abgeholt und wieder zurück gebracht werden) um eine
regelmäßige Teilnahme zu gewährleisten. In den Gesprächen mit den Eltern ging es
überwiegend um die Probleme der Eltern, wie z.B. die Unzufriedenheit über die neuen
Unterkünfte, Vorwürfe über die Auflösung des Wohnhauses Niehler-Gürtel an die Netzwerkmitarbeiterinnen und Probleme der finanziellen Versorgung der Familie.
Angebote in die Beratungsstelle zu kommen, an Gruppen für Erwachsene (Frauenfrühstück, Yoga, Sozialberatung, Deutschkurse) teilzunehmen, wurde von den Eltern
zwar dankend zur Kenntnis genommen, aber trotz intensiver Motivationsarbeit seitens
der Therapeutin nicht genutzt. Derzeit ist die räumliche Distanz als Ursache festzuhalten
und die oben genannten Probleme. So wurde aus der Einladung an die Mütter, die Kunstgruppe zu besuchen eine eher aufsuchende Elternarbeit. In mehreren Gesprächen mit
den Eltern wurde außerdem deutlich, dass künstlerisch-kreative Angebote als nicht
leistungsorientierte, nicht sinnvolle Beschäftigungen verstanden werden.
3.2 Mädchenarbeit
Im Hinblick auf die Gesamtsituation der Familien verstand sich das Projekt "Kunstcafe
Regenbogen" in zweierlei Hinsicht als eine Art "Übergangsort". Zum einen bot sie den
Familien im Haus der Kulturen einen neuen Ort mit Ansprechpartnern für ihre psychosozialen Probleme. Zum anderen richtete es sich an die jugendlichen Flüchtlingsmädchen,
die als heranwachsende Frauen zwischen den verschiedenen Wertvorstellungen unterschiedlicher Kulturen stehen (z.B. keinen Freund haben zu dürfen und später zu
heiraten). Dabei haben die Mädchen gleiche Wünsche und Gedanken wie "einheimische"
Jugendliche (Beziehungen, Schule etc.). In dem Angebot fanden die Mädchen einen
Raum für ihre persönlichen Belange. Sie erhielten die Möglichkeit in Gesprächen und
unter der Verwendung künstlerischer Mittel sich in einem geschützten Rahmen frei zu
entfalten und zu ihren eigenen Bedürfnissen zu stehen.
35
Diese Möglichkeit wurde von den Mädchen dankend angenommen. Sie sprachen offen
über ihre Probleme und genossen den persönlichen Freiraum in der Gruppe. Ein häufiges
Thema waren die persönlichen Probleme mit den Vätern. Die Mütter wurden hingegen
von den Mädchen eher in Schutz genommen. Sie selber bezeichneten die Besuche in der
Gruppe und die Gesprächsmomente bei Getränken als "Chillen" (Entspannen).
Das Ende des Projektes wurde von den Mädchen mit Bedauern hingenommen. Im Laufe
der Zeit wuchsen die Jugendlichen als Gruppe zusammen und die Mädchen treffen sich
seit dem, wann immer es ihnen möglich ist. Es herrscht regelmäßiger Mailkontakt. Zum
Ende der Maßnahme wurden einzelne Jugendliche, die keine andere Anlaufsteile der
offenen Jugendhilfe kannten an wohnortnahe Einrichtungen vermittelt und bei Bedarf von
der Gruppenleiterin begleitet. Dabei handelte es sich um den Mädchentreff des Mädchenhauses Köln, um das Internetcafe Girlspace und um das Kinder- und Jugendzentrum
Etzelstrasse e.V.
4. ANREGUNGEN FÜR DIE JUGENDHILFE
Die Erschütterung der Eltern durch Fluchterfahrungen und Integrationsprobleme geht
meistens mit einem Verlust an Selbstvertrauen einher und verursachen Spannungen.
Dies sind alltägliche Erfahrungen in den Familien. Aufgrund dieser Tatsache bedeutet dies
gleichzeitig auch für die Kinder und Jugendlichen ein Verlust an Selbstsicherheit in ihrer
Persönlichkeit.
So sind weniger die Fähigkeiten und Eigenschaften der Jugendlichen aus der Gruppe als
defizitär zu bezeichnen, als eher die existierenden Rahmenbedingungen. So ist eine
gelungene identitätsbildende pädagogische Arbeit auch von der Verbesserung dieser
Bedingungen abhängig. Also muss sowohl die psychosoziale Versorgung der Familie als
auch ganzheitliche, integrative Ansätze in der Betreuung von Jugendlichen Flüchtlingsmädchen berücksichtigt werden. Denn nur so kann die gelungene Sozialisation der
Jugendlichen ermöglicht werden. Dabei müssen sowohl geschlechtsspezifische als auch
kulturspezifische Besonderheiten berücksichtigt werden. Auf die Erreichbarkeit der Hilfemaßnahmen muss geachtet werden.
Die Mädchen sollen die Möglichkeit haben Einrichtungen zu besuchen in denen sie dabei
unterstützt werden, eigene Zukunftsvorstellungen und eine positive Identität als
Mädchen und Frau zu entwickeln. Die Einrichtungen sollten nicht nur einen offenen
Charakter haben und möglichst wohnortnah als regelmäßige Anlaufsteile zur Verfügung
stehen, sondern auch neue Lernfelder und Handlungsorte anbieten. Vorstellbar wäre eine
Art interkulturelles Stadtteilkaffee in allen Stadtbezirken die als Anlaufsteile speziell für
Mädchen und junge Frauen dienen könnten.
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In diesen Anlaufsteilen sollte neben dem genannten offenen Bereich spezifisch künstlerisch-kulturelle Freizeitangebote gemacht werden. In Zusammenarbeit mit Künstlern
und Kunst- und Musikpädagogen könnten Angebote gestaltet werden die den
Besucherinnen gleichzeitig als Bildungsräume dienen.
Selbstverständlich können diese Einrichtungen eine umfassende Beratung der gesamten
Familie nicht ersetzten. Sie können eher als eine Art Vorberatung für die Mädchen
dienen. Wonach bei Bedarf eine Weitervermittlung und Begleitung in entsprechende Beratungsstellen erfolgen kann. Diese Stellen sollten neben der Beratung der Jugendlichen
gleichzeitig die entsprechende Elternarbeit anbieten.
37
Initialprojekt:
„Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“
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Thema:
„Die Entwicklung von Hilfen für Kinder psychisch kranker Eltern.“
Bezeichnung des Projekts:
„Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“
Träger:
Evangelische Kinder- und Jugendhilfe Brand
Freunder Landstraße 60
52078 Aachen
Durchführungszeitraum:
01.06.2008 bis 31.03.2009
Fördersumme:
2008 = 4.000,00 €
Ziele und Inhalte des Initialprojektes:
Einleitung / Hintergrund:
"Gute Zeiten - Schlechte Zeiten" zielt darauf ab, bei Kindern psychisch kranker Eltern
der Entstehung und Ausprägung kindlicher Verhaltensauffälligkeiten präventiv entgegenzuwirken und Ihre Lebenssituation positiv zu verändern.
Zielsetzung:
Den betroffenen Kindern sollte ein eigenständiger Erfahrungs- und Schutzraum außerhalb
der belasteten Familiensituation angeboten werden, in dem sie angstfrei über ihre
Sorgen, Ängste und Nöte erzählen können, ohne in einen Loyalitätskonflikt zu ihren
Eltern zu geraten und in dem sie erfahren, dass es Kinder in der gleichen Situation gibt.
Gleichzeitig sollten sie hierbei korrigierende Erfahrungen von Beziehungen machen,
Sicherheit erleben, eine Stärkung ihres Selbstvertrauens, ihres Selbstbewusstseins und
ihrer Problemlösungskompetenz erfahren. Grundlage jeglicher pädagogischer und
therapeutischer Arbeit ist die Enttabuisierung der psychischen Erkrankung.
38
Zielgruppe:
Grundsätzlich jedes Kind aus Aachen im Alter zwischen 8 und 12 Jahren, dessen
Mutter oder Vater von einer psychischen Erkrankung betroffen ist konnte an der
Kindergruppe teilnehmen. Andere Formen der ambulanten, teilstationären oder auch
stationären Jugendhilfe könnten parallel bestehen, wobei dies in der Hilfeplanung zu
berücksichtigen war. Die Eltern mussten mit der Teilnahme an der Gruppe einverstanden
sein und über eine eigene Krankheitseinsicht verfügen.
Projektbericht des Trägers:
Erfahrungsbericht
des Gruppenangebotes "Gute Zeiten - Schlechte Zeiten" für Kinder psychisch kranker
Eltern
Ausgangssituation / Hintergrund:
"Wenn es dunkel ist, dürfen wir die Wohnung nicht mehr verlassen"; "Jeder Tag ist ein
Krimi"; "Und plötzlich ist die Zahnpasta vergiftet"; "Wir haben Streit mit allen Nachbarn
im Haus". Mit diesen Worten beschreiben Kinder den Alltag mit ihren psychisch kranken
Eltern.
Die betroffenen Kinder verstehen oft die Welt nicht mehr. Mama oder Papa verhalten sich
komisch. Die eigenen Gefühle gehen drunter und drüber. Das Zusammenleben ist häufig
durch Unsicherheit, Anspannung, Isolation, Angst und Hilflosigkeit gekennzeichnet. Die
Beziehung zwischen Eltern und Kinder stehen auf dem Kopf. Die psychische Erkrankung
wird meist von allen Beteiligten tabuisiert.
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So unterschiedlich die Auswirkungen der verschiedenen psychischen Erkrankungen auf
das familiäre Zusammenleben auch sind, so haben doch alle eine Gemeinsamkeit. Das
Aufwachsen bei einem psychisch kranken Elternteil stellt im Hinblick auf die seelische
Gesundheit eines Kindes einen psychosozialen Risikofaktor dar. Zu den empirisch
gesicherten Schutzfaktoren zählen neben einer stabilen einfühlsamen Beziehung zu einer
Bezugsperson auch ein unterstützendes System von außen zur Förderung der eigenen
Fähigkeiten.
Während unserer langjährigen beruflichen Tätigkeit in den verschiedensten Bereichen der
Jugendhilfe, ob ambulant, teil stationär oder aber stationär arbeiteten wir zunehmend mit
psychisch kranken Elternteilen und deren Kindern.
Während es für die Elternteile verschiedenste medizinische, therapeutische und pädagogische Angebote in Aachen und Umgebung gibt, rücken die betroffenen Kinder nur langsam in den Focus der beteiligten Institutionen. Im Januar 2008 existiert, trotz der o.g.
dringenden Notwendigkeit, in Aachen und Umgebung kein pädagogisches Angebot für
Kinder deren Mutter oder Vater von einer psychischen Erkrankung betroffen sind. "Gute
Zeiten - Schlechte Zeiten" wollte dieses Defizit nun aufgreifen und den betroffenen
Familien ein adäquates Angebot in folgendem konzeptionell geplanten Rahmen
unterbreiten.
Zielsetzung:
Zielsetzung der Gruppe ist es, den betroffenen Kindern einen eigenständigen Erfahrungsund Schutzraum außerhalb der belasteten Familiensituation anzubieten in dem sie angstfrei über ihre Sorgen, Ängste und Nöte erzählen können, ohne in einen Loyalitätskonflikt
zu ihren Eltern zu geraten und in dem sie erfahren, dass es Kinder in der gleichen
Situation gibt. Gleichzeitig sollen sie hierbei korrigierende Erfahrungen von Beziehungen
machen, Sicherheit erleben, eine Stärkung ihres Selbstvertrauens, ihres Selbstbewusstseins und ihrer Problemlösungskompetenz erfahren. Grundlage jeglicher pädagogischer
und therapeutischer Arbeit ist die Enttabuisierung der psychischen Erkrankung.
Zielgruppe:
Grundsätzlich kann jedes Kind aus Aachen im Alter zwischen 8 und 12 Jahren, dessen
Mutter oder Vater von einer psychischen Erkrankung betroffen ist an der Kindergruppe
teilnehmen. Andere Formen der ambulanten, teilstationären oder auch stationären
Jugendhilfe können parallel bestehen, wobei dies in der Hilfeplanung berücksichtigt
werden muss. Die Eltern müssen mit der Teilnahme an der Gruppe einverstanden sein
und über eine eigene Krankheitseinsicht verfügen.
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Aufgabenschwerpunkte:
Konzeptionell geplante Aufgabenschwerpunkte / Inhalte:
Gemäß der o.g. Zielsetzung zur positiven Veränderung der Lebenssituation von Kindern
psychisch kranker Eltern werden die einzelnen Einheiten durch folgende Inhalte
gekennzeichnet sein:

Information und Aufklärung bzgl. der elterlichen Erkrankung und der daraus
resultierenden Einschränkungen und Verhaltensweisen.

Stärkung der situativen, emotionalen Wahrnehmung

Rawn für eigene Gefühle, Sorgen, Nöte und Probleme;

Entlastung von Schuldgefühlen

Entlastung von "Erwachsenenrolle und Erwachsenenverantwortung"

Stärkung und Förderung des Selbstwertgefühls, der Selbstsicherheit und des
Selbstvertrauens

Förderung individueller Bewältigungsformen

Förderung bereits vorhandener Ressourcen, Potentiale und Stärken

Entlastung durch die Erfahrung, dass "ich nicht alleine bin und andere Kinder
ähnliches erleben"
Organisatorischer Rahmen / Setting:
Für das Jahr 2008 ist eine Kindergruppe mit zwölf Einheiten geplant. Die Zahl der
TeilnehmerInnen ist auf sechs begrenzt. Eine verbindliche Teilnahme der Kinder ist
notwendig. Die Gruppe trifft sich einmal wöchentlich für zwei Stunden im Zeitrahmen
zwischen 15:00 bis 18:00 Uhr. Die Einheiten werden in den Räumen der Ev. Kinder- und
Jugendhilfe Brand in der Heinrichsallee 33 in 52062 Aachen stattfinden. Die Treffen
werden von zwei pädagogischen Fachkräften, die im Bezugs BetreuerInnen System
arbeiten, durchgeführt. Die Fachkräfte bereiten die einzelnen Einheiten theoretisch und
mit praktischen Übungen vor.
Darüber hinaus wird das gesamte Projekt durch die Bereichsleitung im Rahmen der
Dienst- und Fachaufsicht begleitet. Vor Beginn der Gruppe wird mit Kind, seiner Familie
und dem Jugendamt ein Aufnahme HPG geführt.
Im Anschluss hieran erfolgt ein Elterngespräch an einem frei wählbaren Ort. Die weiteren
Elternkontakte werden bei Bedarf während der 12 Einheiten stattfinden. Spätestens acht
Wochen nachdem sechs TeilnehmerInnen feststehen, wird die erste Einheit der Kindergruppe durchgeführt.
41
Um über das Gruppenangebot hinaus Hilfestellungen zu entwickeln, werden die Kinder
vor Beendigung der Gruppe dabei unterstützt, eine Vertrauensperson zu benennen, an
die sie sich in Krisensituationen wenden können. In einem Gespräch mit dem Kind, den
Eltern und der Vertrauensperson wird dann festgelegt, wie die Unterstützung konkret
gestaltet werden kann.
Dokumentation:
Jede Einheit so wie die Vor- und Nachbereitung wird umfassend zeitlich und inhaltlich
dokumentiert. Im Abschluss HPG findet eine Überprüfung der Erreichung der Ziele statt.
Ein entsprechendes Evaluationsverfahren wird gemeinsam mit dem Jugendamt
entwickelt.
Praktische Umsetzung und Erfahrungen:
Nach dem positiven Bescheid des L VR im Juni 2008 haben wir im ersten Schritt einen
kleinen Informations-Flyer entwickelt, mit dem wir dann, zunächst in den sechs
städtischen Sozialraumteams für das Gruppenangebot Werbung gemacht. Trotz großem
Interesse und einem hohen benannten Bedarf, war die Anmelderesonanz zunächst
gering. Aus diesem Grund haben wir, wieder in Absprache mit dem Jugendamt der Stadt
Aachen, unsere Werbung auf alle Institutionen in Stadt und Kreis Aachen mit den unterschiedlichsten Berührungspunkten zu unserer Zielgruppe ausgedehnt.
Auch hier zeigte sich deutlich, dass der Bedarf eines entsprechenden Angebots groß ist,
die Umsetzung, gerade in Bezug auf die Zusammenarbeit mit den erkrankten Elternteilen, jedoch sehr zeit- und arbeitsintensiv ist. So waren die erforderlichen Aufnahme
HPG's und Erstgespräche mit den Eltern bei zwei Familien erst nach einer intensiven Vorarbeit möglich. Insbesondere die unterschiedlichen familiären Situationen, der erkrankte
Elternteil lebte getrennt, war in einer psychiatrischen Einrichtung oder aber befand sich in
der Familie, erforderte von den pädagogischen Fachkräften ein hohes Maß an Flexibilität
und Engagement.
Nach mehreren Informations- und Motivationsgesprächen konnten wir schließlich am
31.10.08 mit vier Kindern und der ersten Einheit von "Gute Zeiten - Schlechte Zeiten"
starten, so dass wir bis Januar 2009 die geplanten 12 Einheiten jeweils Freitags zwischen
15:30 und 17:30 Uhr in den Räumen unserer heilpädagogischen Tagesgruppe umsetzten
konnten. Bis auf eine Familie befanden sich zu diesem Zeitpunkt alle Familien in HzE
Maßnahmen (zwei im Bereich der ambulanten und eine im Bereich der teilstationären
Jugendhilfe). Inhaltlich ist es uns, bis auf den Punkt des gemeinsamen Gesprächs mit der
benannten Vertrauensperson, gelungen, alle konzeptionell erarbeiteten Gesichtspunkte in
den Einheiten umzusetzen.
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Hilfreich zeigte sich hierbei insbesondere die immer wiederkehrenden und somit
ritualisierten Abläufe der Gruppentreffen, wie z.B. die Anfangs- und Abschlussrunde.
Zudem wurde mit gemeinsamen entwickelten Gruppenregeln und einem Gruppenverstärker gearbeitet, was sich ebenfalls positiv auf die Gruppen- und Arbeitsatmosphäre auswirkte.
Rückmeldungen der Eltern:
Drei Elternteile gaben durchweg positive Rückmeldungen zur Teilnahme ihres Kindes an
der Gruppe. Ihre Kinder hätten die Gruppe sehr gerne besucht und sollten bei einem "
Fortgeschrittenenkurs" ebenfalls wieder berücksichtigt werden. Die Kinder würden deutlich mehr Sicherheit im Umgang mit dem Thema der psychischen Erkrankung zeigen und
hätten immer wieder Inhalte der Gruppe, wie z.B. Informationen für den Notfallplan nach
Hause transportiert.
Ein Vater zeigte sich im Abschluss HPG eher skeptisch, ob die Gruppe etwas " gebracht"
hat. Er war sehr besorgt, ob die Informationen, die sein Kind über das Verhalten der
Mutter in die Gruppe transportiert hat, nicht negativ für die Eltern ausgelegt werden
könnte. Aufgrund der sehr angespannten familiären Situation, es bestand bereits eine
intensive Betreuung durch das JA und eine SPFH, war die nur schwer mit dem Focus auf
das betroffene Kind zu besprechen.
Rückmeldungen der Kinder:
Alle vier teilnehmenden Kinder haben sich sehr positiv über die Gruppe geäußert und es
bedauert, dass sie nicht weiter teilnehmen können. Sie haben sich sehr wohl gefühlt und
sind gerne gekommen. Insbesondere zu erfahren, was denn die Psyche, die Psychiatrie
und eine psychische Erkrankung ist, fanden alle sehr gut. Das gemeinsame Basteln und
Spielen hat ihnen ebenfalls Spaß gemacht.
Rückmeldungen der päd. Fachkräfte:
Die inhaltliche Bearbeitung des Themas anhand des Buches "Sonnige Traurigtage" hat
den Kindern das Sprechen über die psychische Erkrankung erleichtert und ihnen die
Möglichkeit gegeben, sich in der Hauptfigur Mona selbst wieder zu erkennen und sich mit
ihr identifizieren zu können. Im Aufnahme-Hilfeplangespräch erhielt jedes Kind einen
kleinen Stoffbär als Gruppensymbol, ähnlich dem Bär aus dem o.g. Buch, was sehr
positiv aufgenommen wurde.
Sowohl die Altersgrenze der TeilnehmerInnen (8 - 10 Jahre) und die Gruppengröße
(mindestens vier, maximal sechs Kinder) als auch der Stundenumfang (zwei Stunden)
und der Zeitraum (Freitag nachmittags) trugen positiv zum Gelingen der Gruppe bei.
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Das Wechseln der Räumlichkeiten und damit auch die Abwechslung von Bewegung,
kreativer Beschäftigung und inhaltlicher Arbeit wirkte sich auf den gesamten
Entwicklungsprozess sehr positiv aus. Zudem hat sich die ausführliche Planung und
Dokumentation als sehr hilfreich, insbesondere in Bezug auf die Durchführung der
Einheiten, aber auch in Bezug auf die Erstellung der Abschlussberichte erwiesen.
Anregungen und Erfahrungen für die zukünftige Gestaltung des
Gruppenangebotes:
Durch die Initiativf6rderung ist es uns gelungen, wichtige Erfahrungen für die Planung,
Umsetzung und Weiterentwicklung eines Gruppenangebotes für Kinder psychisch kranker
Eltern zu entwickeln. Hierbei sind für uns insbesondere folgende Anregungen und
Erfahrungen in Bezug auf diese besondere Zielgruppe unabdingbare Bausteine, um ein
Angebot positiv realisieren zu können:

Die zeit- und arbeitsintensive Vorlauf zeit, insbesondere in Bezug auf die
Elternarbeit, muss bei zukünftigen Angeboten berücksichtigt werden.

Ein Fahrdienst bzw. ein Bring- und Abholdienst der Kinder muss explizit
organisiert werden.

Die Umsetzung erster Elterngespräche sollte individuell, gemäß der jeweiligen
aktuellen familiären Situation gestaltet werden (persönlich, telefonisch,
Hausbesuch, neutraler Boden ...).

Eine Erweiterung der Einheiten um zwei Einheiten auf insgesamt vierzehn. Dies
würde auf der einen Seite einen intensiveren thematischen Austausch und auf der
anderen Seite ein Wiederholen bestimmter Inhalte ermöglichen.

Darüber hinaus ist es uns in Anbetracht der kurzen Zeit nicht gelungen, wie
ursprünglich konzeptionell geplant, ein abschließendes Gespräch mit dem Kind,
den Eltern und der benannten Vertrauensperson zu führen. Dieser Block wurde
von uns zwar noch einmal Explizit im Abschluss-HPG mit allen Beteiligten
thematisiert, ein Gespräch mit den benannten Vertrauenspersonen fand jedoch
nicht statt. Dies halten wir auch in Zukunft im Rahmen der Gruppe für eher
schwierig. Das Thematisieren im Abschluss HPG sehen wir jedoch auch weiterhin
als wichtige Aufgabe der pädagogischen Fachkräfte.

Die fehlende Krankheitseinsicht ist nur dann ein Ausschlusskriterium, wenn bei
diesem betroffenen Elternteil die alleinige Erziehungsverantwortung liegt. Wir
habe sehr wohl mit einem Mädchen arbeiten können, wo die erkrankte Mutter
keine dafür aber der gesunde Vater über eine Krankheitseinsicht verfügte.

Die Altersgrenze der TeilnehmerInnen sollte verringert werden. Eine geringere
Altersspanne von 8 - 10 Jahren ermöglicht es erst Inhalte adäquat und
altersgemäß zu entwickeln.
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Initialprojekt:
„Auf den Hund gekommen“
19
Thema:
„Tiergestützte Therapie mit Hunden“
Bezeichnung des Projekts:
„Auf den Hund gekommen“
Träger:
Heilpädagogische Kindertagesstätte
Lintertstraße 33
52076 Aachen
Durchführungszeitraum:
01.09.2008 bis 31.12.2008
Fördersumme:
2008 = 1.050,00 €
Ziele und Inhalte des Initialprojektes:
Die Entwicklung von Kindern wird durch ungünstige Einflüsse der Medien, der fortschreitenden Technisierung, der immer aufdringlicher werbenden Freizeitindustrie
und dem damit verbundenen Konsumverhalten und anderen Abhängigkeiten gefährdet.
Ein behindertes oder entwicklungsverzögertes Kind jedoch ist um ein Vielfaches
gefährdeter, da es aufgrund seiner eingeschränkten Fähigkeiten kaum in der Lage ist
diesen Einflüssen angemessen zu begegnen.
Durch den Umgang mit den Hunden sollen die Kinder andere Kommunikationsformen
Kennen lernen, die sie auch in zwischenmenschlichen Beziehungen in unserer
Einrichtung, aber auch vor allem in ihrer häuslichen Umgebung anwenden können.
Die tiergestützte Therapie soll den Kindern in unserer heutigen Zeit wieder z. B. den
Hund als Mitgeschöpf, als Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen, Eigenarten, eigener
Sprache und Verhalten näher zu bringen. Sie sollen den richtigen Umgang mit ihnen,
Verhaltensweisen, Regeln, Achtung und Respekt erlernen. Diese Form der Therapie kann
besonders bei ängstlichen Kindern, in sich zurückgezogenen, den Berührungskontakt
vermeidenden Kindern sehr wirkungsvoll sein.
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Wichtig ist es, den Kindern einen angemessenen Umgang mit Hunden nahe zu bringen.
Dazu gehört es
1. Vertrauen aufzubauen und zunächst die Scheu zu überwinden
2. die Körpersprache der Hunde erkennen zu können
3. die Persönlichkeit des Tieres anzuerkennen
4. Regeln im Umgang zu erlernen
5. Respekt vor Tieren im allgemeinen
6. Respekt vor der Unterschiedlichkeit der Tiere zu haben (nicht jedes Tier ist friedlich)
Im Laufe der Therapie sollten die Kinder ihre eigenen Gefühle im Umgang mit Hunden
kennen lernen, spüren bei welchen Signalen des Tieres sie vorsichtig sein müssen und
wann sie ihm vertrauen können.
Projektbericht des Trägers:
„Auf den Hund gekommen“
Sachbericht zum Initialprojekt:
Gruppenzusammensetzung:
1.
Gruppe a 9 Kinder ( erwies sich rasch als zu groß, weil jedes Kind sehr lange
warten musste um etwas tun zu dürfen)
2.
2 Gruppen a 4 - 5 Kinder ( 1 Gruppe heilpädagogische Kinder und 1 Gruppe
entwicklungsverzögerte Kinder)
Ablauf
Bis auf eine Stunde konnten alle Gruppestunden auf dem Außengelände stattfinden.
Die Gruppenstunde hatten eine einheitliche Struktur. So wurde zu Beginn die Reihenfolge
festgelegt in der die Kinder mit den Hunden arbeiten durften. Den Schluss bildete immer
eine Reflektionsrunde bei der die Kinder benannt haben, was ihnen besonders gut
gelungen ist oder am Besten gefallen hat. Danach halfen die Kinder die benötigten
Materialien wegzuräumen, die Hunde mit "Therapiehund"-Westen zu versehen,
anzuleinen und zum Fahrzeug zu bringen.
46
Ziele
1.
Vertrauen aufzubauen
die Scheu zu überwinden
Respekt und Achtung vor dem Tier
Aufbau eines angemessenen Kontakts zum Tier
2.
Körpersprache der Hunde erkennen zu können
Regeln zum Umgang mit Tieren zu kennen
die Persönlichkeit des Tieres anzuerkennen: was mag der Hund, was nicht.
Respekt vor der Unterschiedlichkeit der Tiere zu haben (nicht jedes Tier ist
friedlich)
Kennenlernen von neuen Kontaktmöglichkeiten, übertragbar auf menschliche
Kontakte
3.
Selbstbewusstsein stärken
Stärkung der Selbstsicherheit u.a. durch die Kontrolle über den Hund
Wahrnehmung von Emotionen beim Hund und beim Kind
Ausdrücken von Emotionen
Vorbeugung von seelischen Störungen
Erhöhung der Motivation, Neugier und Initiative
4.
Sozialverhalten verbessern
Verbesserung der sozialen Kompetenz
Stärkung der Selbstkontrolle (z. B. Abwarten lernen)
5.
Kommunikationsmöglichkeiten erweitern
nonverbal durch Gesten auf die der Hund reagiert
verbal durch Kommandos auf die der Hund reagiert
Erweiterung der Zuhörfähigkeit während der Aufgabenerklärung
Erweiterung des aktiven Wortschatzes
6.
Kognitive Fähigkeiten fördern
Erfahren von verschiedenen sensorischen Reizen wie: Sehen, Hören,
Geruch, Berührung, Nähe und Wärme
Erweiterung der Konzentrationsfähigkeit
Verbesserung der Handlungsplanung
Verbesserung der Raumorientierung
7.
Motorische Fähigkeiten verbessern
Verbesserung der Grob- und Feinmotorik durch z. B. Laufen und Klettern mit
dem Hund sowie Belohnung mit kleinen Futterstücken und Befestigen der
Hundeleine. Das führt ebenfalls zur Verbesserung des Muskeltonus, der
Kondition, des Gleichgewichtes und der Körperkoordination
47
Übungen

Namen der Hunde lernen

Punkte auf das Fell kleben, wo der Hund nicht gerne angefasst wird und wo er
es gerne mag

Kommandos lernen:
1. Sitz, Platz, Hier, Such, Bring, Gib Laut,

Hunde liegen 10 m entfernt und werden gerufen.

Hunde liegen 10m entfernt und werden einzeln gerufen

Kinder verstecken sich mit einer Beiß-/Spielwurst und werden vom Hund
"gefunden". Dann dürfen sie ihm die Beißwurst zu werfen

Kinder lernen Bildkarten mit den bekannten Kommandos (Sitz, Platz, Hier) kennen

1 Bildkarte wird überreicht und das abgebildete Kommando wird mit dem
Hund durchgeführt

1 Gymnastikreifen liegt auf dem Boden mit einer Bildkarte und das abgebildete
Kommando wird im Reifen durchgeführt

verschiedenfarbige Gymnastikreifen liegen auf dem Boden mit Bildkarten
versehen und das Kind bekommt den Auftrag einen Reifen mit einer bestimmten
Farbe aufzusuchen und das abgebildete Kommando mit dem Hund durchzuführen

die Kinder führen die dargestellten Kommandos in den Reifen in einer
festgelegten Reihenfolge durch

Die Symbole in den Reifen sind auf einem Würfel und das gewürfelte Kommando
wird durchgeführt

Streicheln und später Umarmen des Hundes

Kinder sitzen auf dem Boden und der Hund legt sich auf ihre Beine

Kinder legen sich auf eine Bank und der Hund klettert über sie drüber und legt
sich später auf ihren Rücken
Erfahrungen und Erkenntnisse
Gruppengröße und Zusammensetzung wichtig
Persönlichkeit des Hundes wichtig
Begleitung durch Pädagoginnen/ Pädagogen notwendig
Beobachtungsbögen notwendig
Fotodokumentation notwendig
Unsere Erfahrung mit diesem Hundeprojekt sind insgesamt positiv zu bewerten. Die
vorab formulierten Ziele konnten alle bearbeitet werden und zum Teil auch erreicht
werden. Die Verhaltensänderungen der Kinder waren im Einzelfall gravierend und über
die "Hundestunde" hinaus spürbar.
48
Ein sehr verschlossenes und ängstliches Kind konnte sich rasch mit dem Hund und dann
auch zunehmend mit den anderen Kindern verständigen. Ein anderes Kind, was über
einen sehr geringen Wortschatz verfügt war hoch motiviert und bemüht die Kommandos
zu formulieren. In diesem konkreten Fall war die Unterstützung durch Gesten wichtig um
den Erfolg zu garantieren. Das heißt ein mühsam geflüstertes Kommando konnte durch
die Trainerin mittels Geste dem Hund vermittelt werden und führte für das Kind sichtbar
zum Erfolg. Ein anderes Kind was kaum aufhören kann zu sprechen, lernte in den
Hundestunden das Kommando nur einmal auszusprechen und dann still zu sein um den
Hund nicht zu irritieren während er das Kommando ausführt. Alle Kinder haben von
diesem Projekt profitiert und konnten individuelle Lernerfolge verzeichnen.
49
Initialprojekt:
25
„Vielfalt hoch 2“
Thema:
„Verbesserung des Zusammenlebens junger Menschen aus unterschiedlichen
Kulturen und Fortentwicklung emanzipatorischer Angebote der Jugendhilfe.“
Bezeichnung des Projekts:
„Vielfalt hoch 2“
Träger:
Sozialdienst Katholischer Männer e.V.
Gartenstraße 5
51379 Leverkusen
Durchführungszeitraum:
01.08.2008 bis 30.06.2009
Fördersumme:
2008 = 3.991,00 €
Ziele und Inhalte des Initialprojektes:
"Vielfalt hoch zwei" sollte das Zusammenlebens von Mädchen und Jungen an der Gemeinschaftshauptschule Neucronenberg verbessern. Die Schülerschaft am Projektstandort im Leverkusener Ortsteil Quettingen setzte sich aus unterschiedlichen Kulturen
zusammen. Das Projekt "Vielfalt hoch zwei" wollte deshalb geschlechtsspezifische
Rollenvielfalt mit besonderer Sensibilität für kulturelle Vielfalt thematisieren.
Konzeptionell arbeitete "Vielfalt hoch zwei" mit drei Zielsetzungen:
erstens: Mädchen und Jungen sollten mehr über ihre jeweils eigene persönliche
geschlechtliche Identität erfahren
zweitens: Mädchen und Jungen sollten mehr über die geschlechtliche Identität des
anderen erfahren und diese respektieren lernen
50
drittens: Mädchen und Jungen sollten die Vielfalt der sich aus einer
geschlechtlichen Identität heraus ergebenden und biographisch bestimmten
Entwicklungsmöglichkeiten erleben
Den teilnehmenden Mädchen und Jungen, die häufig in benachteiligten sozialen Verhältnissen aufwachsen, sollte Mut gemacht, einen Zugang zu vielfältigen Denk- und
Handlungsmöglichkeiten eröffnet und dadurch als Individuen in Gemeinschaft befähigt
werden.
"Vielfalt hoch zwei" sollte als lebensnaher Lernprozess angelegt werden und durch
qualifizierte Mädchen- und Jungentrainer begleitet in geschlechtsspezifischen Gruppen
eingesetzt werden. Diese intensive Form der Gruppenarbeit mit Schülerinnen und
Schülern des fünften Schuljahrgangs erstreckt sich über ein Schulhalbjahr hinweg.
"Vielfalt hoch zwei" wurde durch den Sozialdienst Katholischer Männer e.V. in
Kooperation mit dem Mädchentreff MABUKA sowie der Gemeinschaftshauptschule
Neucronenberg entwickelt.
Projektbericht des Trägers:
„Vielfalt hoch 2“
Sachbericht
Teilnehmer
An dem Projekt „Vielfalt hoch 2“ nahmen insgesamt 25 Jungen und 19 Mädchen im Alter
zwischen 10 und 13 Jahren teil. Die Jungen setzten sich aus zwei Gruppen zusammen,
welche sich jeweils im wöchentlichen Wechsel trafen. Eine Gruppe mit 12 (Klasse 5a) und
eine Gruppe mit 13 (Klasse 5b)Teilnehmern. In verschiedenen Anteilen setzten sich die
Gruppen aus türkisch-, marokkanisch-, polnisch-, algerisch-, tunesisch-, spanisch- und
deutsch stämmigen Kindern zusammen. Somit handelte es sich innerhalb dieses Projekts
um ein multikulturelles Klientel.
Der überwiegende Teil der Kinder lebte in sozial/finanziell angespannten Verhältnissen.
Auffälligkeiten, wie z.B. delinquentes Verhalten waren während des Projekts häufig zu
beobachten.
51
Maßnahmedauer
Die Maßnahme wurde aufgrund der Menge der Teilnehmer bei den Jungen klassenintern
durchgeführt, sodass das Projekt letztendlich für ein komplettes Schuljahr angesetzt
wurde, wie oben beschrieben im wöchentlichen Wechsel. Für die 5a hat das Projekt am
19.08.2008 begonnen, Der Beginn für die 5b war der 26.08.2008. Beide Jungengruppen
endeten in einer gemeinsamen Aktion am 23. Juni 2009. Die Mädchengruppe endete
zeitgleich. Die Kurseinheiten hatten einen jeweiligen Umfang von 90 Minuten.
Ausnahmen waren hier gemeinsame Aktionen bzw. Ausflüge mit der parallel laufenden
Mädchengruppe und eine Abschlussveranstaltungen mit den beiden Klassen.
Beschreibung der Durchführung
Von der Gemeinschaftshauptschule Neukronenberg, an welcher das Projekt stattfand,
wurden für die Durchführung Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. So gab es Klassenräume, welche wir wöchentlich für die Treffen nutzen konnten. Darüber hinaus bestand
die Möglichkeit, die schuleigene Sporthalle und die Aula zu nutzen. Auch nahe gelegene
städtische Freiflächen wurden genutzt.
Der zur Verfügung stehenden Klassenräume wurden als allgemeine Treffpunkte der
Jungengruppen und der Mädchengruppe genutzt. Hier wurden vor allem in Kommunikations- und Kooperationsaktivitäten zum einen jungen- bzw. mädchenpezifische Themen
bearbeitet und reflektiert und zum anderen die Identität und Rolle des anderen
Geschlechts thematisiert.
In spielerischer Form wurden an den verschiedenen Durchführungsorten Aktionen zur
eigenen Körperwahrnehmung, zu Themen wie Nähe und Distanz, gegenseitiger Akzeptanz innerhalb des eigenen und gegenüber des anderen Geschlechts umgesetzt.
Innerhalb der Projektzeit wurden zudem Aktionen mit der parallel laufenden Gruppen
gemeinsam geplant und durchgeführt. Dies waren zwei Ausflüge zum Neuland - dem
ehemaligen Gelände der Landesgartenschau in Leverkusen -, zwei Kooperationsveranstaltungen in der Schulaula und ein von den Mädchen und Jungen gemeinsam
geplantes und durchgeführtes Treffen mit interessierten Eltern, wobei die Inhalte
des Projekts vermittelt wurden.
Zudem wurden während des Projekts verschiedene Themenbereiche wie Identität
(Selbstwahrnehmung und Selbstbestimmung), Gewaltprävention (Selbstbehauptung und
Selbstverteidigung) und Gruppenförderung (Umgang mit gemeinschaftlich erlebten
Situationen und Lernerfahrungen) initiiert. Die Mädchen und Jungen wurden darüber
hinaus dazu befähigt eigenständige Aktivierungen von Selbsthilfe- und Unterstützungsangeboten ausfindig zu machen und somit wahrzunehmen.
52
Erfahrungen und Erkenntnisse
Zu Beginn des Projekts waren auf Seiten der Jungen aber auch auf Seiten der Mädchen
starke und auch teils negative Abgrenzungen gegenüber dem jeweils anderen Geschlecht
festzustellen. Während der fortlaufenden Treffen, und der damit verbundenen erarbeiteten Themen wie Identität, Verständnis der eigenen und der anderen Geschlechterrolle,
gegenseitiger Akzeptanz usw., wurde ein zunehmendes Verständnis und einer damit
verbundenen Öffnung dem anderen Geschlecht gegenüber spürbar und auch sichtbar.
Dies äußerte sich beispielsweise in einem wachsenden Interesse der Lebenswelten des
jeweiligen Gegenüber. Darüber hinaus leistete das Projekt einen Beitrag zum Gruppenfindungsprozeß. Den Mädchen und Jungen wurden an dieser Stelle ein positiver Übergang
in die weiterführende Schulform ermöglicht. Die Gruppendynamik wurde durch das
Projekt unterstützt.
Abweichungen
Durch letztendlich größere Klassenstärken als im Vorfeld angenommen, wurde in
Absprache mit der Schulleitung entschieden, dass das Projekt nicht mit allen Jungen der
fünften Jahrgangsstufe wöchentlich, sondern im wöchentlichen Wechsel innerhalb des
Klassenverbands stattfinden sollte. Dadurch veränderte sich die Projektdauer von einem
Schulhalbjahr zu einem kompletten Schuljahr. Die Gruppe der Mädchen haben sich in
ihrer Gesamtzahl wöchentlich getroffen.
Anregungen, die sich aus den Maßnahmen von Projekten für die Jugendhilfe im
Rheinland ergeben
An dieser Stelle sei vor allem zu erwähnen, dass in Zeiten des geschlechtlichen Rollenwandels die Genderarbeit von den ausführenden Institutionen als wesentlich und wichtig
angesehen wird. Die innerhalb des Projekts parallel laufenden Kurse beider Geschlechter,
mit der Erarbeitung gleicher Themenbereiche, führte in Verbindung mit gemeinsamen
Aktionen, also einem aktiven Austausch der Geschlechter, zu positiven Ergebnissen und
somit zu einem sichtbaren Erfolg des durchgeführten Projekts.
53
Initialprojekt:
„Unterstützung auf 4 Pfoten“
29
Thema:
„Tiergestützte Pädagogik in Kindertagesstätten initiieren und ausbauen“
Bezeichnung des Projekts:
„Unterstützung auf 4 Pfoten“
Träger:
Stadt Aachen Der Oberbürgermeister
Jugendamt FB 51/50.2
Mozartstraße 2 – 10
52058 Aachen
Durchführungszeitraum:
01.05.2008 bis 31.12.2008
Fördersumme:
2008 = 1.050,00 €
Ziele und Inhalte des Initialprojektes:
Immer mehr Eltern brauchen eine ganztägige Betreuung ihrer Kinder in Tagesstätten.
Eltern verbringen zusehends weniger Zeit mit ihren Kindern. Gemeinsame Aktivitäten,
Gespräche und emotionale Zuwendung bleiben zum Teil auf der Strecke. Technische
Mittel wie TV, Computer, Game Boys werden ersatzweise eingesetzt. All dies hat
Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung.
Somit können vermehrt Defizite auch bei „offensichtlich normal entwickelten Kinder“
u.a. in folgenden Bereichen auftreten:

Motorik

Sozialverhalten

Konzentration und Ausdauer

Sprache
Diese verlangen eine besonderen Aufmerksamkeit und bedürfen einer zusätzlichen
Förderung. So sollten durch spezielle Übungen Fein-Grobmotorik sowie das Gedächtnis
und die Konzentration geschult und Sprechanregungen geboten werden.
54
Die Kinder sollten Verantwortung für ein Lebewesen übernehmen und lernen dieses zu
respektieren. Sie sollten eine Steigerung des Selbstwertgefühls erfahren, wenn sie z.B.
den Hund an der Leine führen dürfen.
Ein wichtiger Aspekt sollte außerdem der Angstabbau und das Erlernen des richtigen
Umgangs mit den Tieren, um Unfälle zu vermeiden, die meist durch eine Fehlkomunikation zwischen Mensch und Tier entstehen.
Die Tiere leisten zudem Integrationshilfe, da ihnen Beliebtheitsgrad, Aussehen und Herkunft der Kinder gleichgültig sind; sie unterstützen die emotionale und soziale Entwicklung. An Waldtagen stellt das angeleitete Spiel mit dem Hund eine zusätzliche Motivation
für die Kinder dar sich zu bewegen und Körpererfahrung zu machen.
Ziele der Maßnahme in der Übersicht:

Einübung sozialer Kompetenzen

Kommunikationstraining,

Förderung der Ausdauer

Körpererfahrung, Ausdrücken von Gefühlen

Steigerung des Selbstwertgefühls

Verantwortungsschulung

Soziale Integrationshilfe

Schulung der Psychomotorik

Sprechanregung und Sprachförderung

Vertrauensaufbau

Angstabbau vor Hunden / Kaninchen

Förderung der Auge- Hand- Koordination, Schulung der Wahrnehmung

Verbale und nonverbale Kommunikation und Koordination

Bewegungsmotivation

Schulung der Konzentration und Reaktionsfähigkeit

Lern- und Leistungsbereitschaft
55
Projektbericht des Trägers:
„Unterstützung auf 4 Pfoten“
Sachbericht zum Projekt Tiergestützte Pädagogik in den
städte Kindertagesstätten Lochnerstr. und Oberforstbacher Str.
Beschreibung der Durchführung sowie Erfahrungen und Erkenntnisse
In den beiden Einrichtungen, die an der Initialförderung teilgenommen haben, wurden
schon im Vorfeld ausgebildete Pädagogikbegleithunde eingesetzt. Dies passierte in Form
von kleineren Projekten z.B. an Waldtagen, die regelmäßig in den Einrichtungen durchgeführt werden.
Angestoßen durch die Initialförderung wurde die Arbeit mit den Hunden in den Einrichtungen ausgebaut. (Wichtig ist, nur die Erzieherin, die die Ausbildung mit dem Hund
gemacht hat, setzt diesen auch ein!)
Als erstes wurde eine Ideensammlung erstellt, in der Überlegungen zu der Durchführung
getroffen wurden

wo wird der Hund in der Einrichtung untergebracht (Büro / Box / ruhiger Ort)

in welcher Form werden Eltern informiert

welches Material muss angeschafft werden / welches Material ist vorhanden/kann
umfunktioniert werden, um die angestrebten Ziele zu verwirklichen.

wie müssen die Kinder auf den Kontakt mit dem Hund vorbereitet werden

Situationsanalyse der Kinder

Berücksichtigung unterschiedlicher Kulturen

Wo werden Angebote durchgeführt (draußen, Turnraum, Park, Wiese)

Information: Mitarbeiter

Abfrage: Einverständnis der Eltern zur Teilnahme (Allergie etc.)
Bei der praktischen Umsetzung kann man zwischen unterschiedlich durchgefüihrten
Ansätzen unterscheiden
1.
"Hundeprojekt": Kinder lernen Wissenswertes über den Hund, dessen
Verhaltensweisen und den Umgang mit ihm. Hierbei werden Einheiten aus den
unterschiedlichen Bildungsbereichen angeboten. Der Hund ist hierbei anwesend
und wird am Ende der Einheit in ein Spiel mit den Kindern einbezogen (Motivation,
Konzentration, Sozialverhalten etc.)
56
2.
Tägl. "Gang" mit dem Hund, damit er sich lösen kann; je 2-3 Kinder
(Verantwortungsbewusstsein, Grob/Feinmotorik, Steigerung des
Selbstbewusstsein, Sprachanregung )
3.
Einheiten zu verschiedenen Zielsetzungen (Motorik, Konzentration,
Spracherziehung )
4.
Teilnahme an Waldtagen
Gearbeitet wird in der Regel mit Kleingruppen (6-8 Kinder außer an Waldtagen und bei
der Einzelförderung.
Ziele der Maßnahme in der Übersicht:

Einübung sozialer Kompetenzen

Kommunikationstraining

Förderung der Ausdauer

Körpererfahrung /-kontakt

Ausdrücken von Gefühlen

Steigerung des Selbstwertgefühls

Verantwortungsschulung

Soziale Integrationshilfe

Schulung der Psychomotorik

Sprechanregung und Sprachförderung

Vertrauensaufbau

Angstabbau vor Hunden / Kaninchen

Förderung der Auge- Hand -Koordination

Schulung der Wahrnehmung

Verbale und nonverbale Kommunikation und Koordination

Bewegungsmotivation

Schulung der Konzentration und Reaktionsfähigkeit

Lern -und Leistungsbereitschaft
Anband eines Beispiels wird an dieser Stelle intensiver auf die praktische Arbeit mit
dem Hund eingegangen:
Viele Kinder der Einrichtung leben in beengten Wohnverhältnissen; die Eltern sind
berufstätig, sodass nach dem Kitabesuch wenig Zeit für die Bewegungsförderung der
Kinder übrig bleibt. Vor allem im Winter verbringen manche Kinder viel Zeit in der
Wohnung vor dem Fernseher. Auch ist eine gewisse Lustlosigkeit an Bewegung zu
bemerken. Vermehrt sind motorische Auffälligkeiten und körperliche Unruhe bei den
Kinder zu beobachten.
57
Um diesen Schwierigkeiten entgegen zu wirken, wird der Hund als Anreizmotivation
für die Kinder eingesetzt, sich an Bewegungsangeboten zu beteiligen.
1.
Waldtag: Kinder führen Hund an der Leine (konzentrieren sich dabei auf das
Tier ohne zu bemerken, welche Strecke sie zurück legen; sie müssen
konzentriert gehen, um nicht über den Hund zu stolpern; sie sind aufmerksamer)

Spiele mit dem Hund I Spiele mit dem Futterbeutel

Kinder verstecken sich und werden vom Hund gesucht (hierbei
unterschiedliche Schwierigkeitsgrade wie: über Baumstamm klettern,
unter Baumstamm durchkriechen, auf Stamm steigen etc.)

Hund, der "Hunderucksack trägt" motiviert Kinder, den eigenen Rucksack
zu tragen.
2.
Gezielte Einheiten zur Bewegungsförderung

Bewegsparcour »vielseitig einsetzbar; in Geschichte eingebettet in
der der Hund einbezogen wird (Hund ist Krank und bekommt ein
Medikament- Leckerchen - auf schwierigem Weg gebracht )

Ballzielgerichtet werfen

Körperagillity: Kinder bilden Tunnel Hund läuft durch

Hund überspringt ausgestrecktes Bein oder Arm
Die Hunde werden zusätzlich zu den wöchentlichen Waldtagen an 2-3 Tagen in Einheiten
von unterschiedlicher Länge eingesetzt. Die Dauer der Einheit ist abhängig von deren
Inhalt, es muss berücksichtigt werden, wie lange sich die Kinder, ebenso der Hund
konzentrieren können. Es muss genau darauf geachtet werden, das Tier nicht zu überfordern. Da die Einrichtungen über ein Außengelände und einen Mehrzweckraum verfügen, ist die Arbeit mit dem Hund draußen wie innen möglich. Der Ort ergibt sich aus
dem Inhalt der Einheit.
In Mitarbeiterbesprechungen wird gemeinsam überlegt, welche Angebote sich für
welche Kinder besonders eignen. Die Arbeit unterstützt/ergänzt die Arbeit der Erzieherin
in der Gruppe. Unter Umständen werden die Angebote speziell auf ein Kind zugeschnitten
(z.B. Angstabbau, Steigerung des Selbstbewusstseins, Sprechanregungen).
Erkenntnis und Erfahrungen

Begeisterung bei fast allen Kinder »» Hund kommt öfters mit

Einverständnis der Eltern, auch bei Familien anderer Kulturen,(Aufklärung
wichtig). Die Eltern sehen den Hund zum Teil als Ersatz, wenn sie selber
kein Haustier halten können.

Kinder ängstlicher Eltern erlernen den angstfreien Umgang mit dem Hund
58

Kinder sind jederzeit zu Aktionen mit dem Hund zu motivieren

Kinder haben längere Ausdauer, mehr Motivation

Bei notwendigen Wiederholungen: Motivation bleibt, Kinder fühlen sich
nicht unter "Beobachtung"; erleben sich nicht als Mittelpunkt der pädagogischen
Handlung

Hund ist brauchbare Hilfe/Unterstützung bei Umsetzen von Bildungsinhalten

Er ist eine sinnvolle Ergänzung zur täglichen Arbeit; er bringt Abwechslung

Die Anwesenheit des Hundes wirkt sich positiv auf das allgemeine

Wohlbefinden von Kindern (Trost bei Trennungsschmerz) und Erwachsenen
(schwierige Elterngespräche) aus.

Hund schafft entspanntes Klima (auch im Team)

Angestrebte Ziele lassen sich oft "nebenbei" im Umgang mit dem Hund
umsetzen.

Vorbereitung nötig: Qualifizierte Ausbildung von Mensch und Hund in
Tiergestützter Pädagogik. Nur dann sind diese Maßnahmen zu befürworten.

Voraussetzungen müssen geschaffen sein: Artgerechte Unterbringung des
Hundes, Ausbildung und Weiterbildung.

Langfristige Erfolge in verschiedenen Bereichen bleiben abzuwarten(Zeitraum zu
kurz)

Erfolge der Waldtage sind jetzt schon positiv zu bewerten

Wissenszuwachs durch "Hundeprojekt" ist überprüfbar. Kinder sind sicherer im
Umgang mit dem Hund; Kinder zeigen richtiges Verhalten mit dem Tier,(Wichtig
für das tägliche Leben zur Vermeidung von Unfällen zwischen Kind und Hund).
59
Initialprojekt:
33
„Fit in Beeck!“
Thema:
„Gesundheitsförderung“
Bezeichnung des Projekts:
„Fit in Beeck!“
Träger:
Sozialistische Jugend Deutschlands
Die Falken Kreisverband Duisburg
Krummacher Straße 33
47051 Duisburg
Durchführungszeitraum:
01.08.2008 bis 31.12.2008
Fördersumme:
2008 = 2.674,00 €
Ziele und Inhalte des Initialprojektes:
Ziel: Kinder mit Spiel und Spaß zu einem gesunden Ernährungsbewusstsein führen.
Immer mehr Kinder leiden an körperlichen Fehlentwicklungen. Übergewicht und Fehlstellungen des Körperbaues bzw. Erschlaffung der Muskulatur seien hier nur als Beispiele aufgeführt. Zurück zu führen ist dies unter anderem in der Regel auf Bewegungsarmut und ungesunde Ernährung. Gerade in der Wachstumsphase wirken sich diese
Mängel besonderes gravierend aus.
Im direkten Umfeld unserer Einrichtung war zu beobachten, dass sich die Anzahl der
Familien, mit und ohne Migrationgeschichte, deren Kinder regelmäßig sportliche
Aktivitäten in Vereinen oder Verbänden wahrnehmen deutlich abnimmt, teils weil sie
dies nicht als wichtig erachten, teils weil die Familien sich dies nicht mehr leisten
können.
Eine freiwillig unangeleitete sportliche Betätigung der Kinder, die Alternative zu
vereinsgebundener bzw. entgeltlicher Betätigung sein könnte, ist aber ebenfalls kaum
wahrzunehmen.
60
Das erste Ziel des Projektes war, die Kinder zu einer regelmäßigen sportlichen Bewegung
motiviert werden.
Als zweites Ziel sollte in den genannten Zusammenhängen die Initiierung einer Veränderung ihrer Essgewohnheiten zu berücksichtigen. Der Schritt, "weg von Dönner
und Pizza" kann aber nur unter Einbeziehung der Eltern getan werden. In Tagsseminaren mit den betroffenen Eltern sollte über die Ursachen und Risiken und das
Aufzeigen von alter-nativen Ernährungsmöglichleiten eine nachhaltige Wirkung für
die Kinder erzielt werden
Projektablauf:
Eine Gruppe von Kindern aus unterschiedlichen Kulturen sollte unter Anleitung eines
Trainers oder Übungsgruppenleiters einmal die Woche ein Bewegungsprogramm
durchführen. Dabei sollte zwischen Gruppenbewegung und Individualbewegung alterniert
werden. Im Anschluss an diese Gruppenaktivität sollte mit den Teilnehmenden über
Alternativen gesunder Ernährung gesprochen und mit ihnen praktisch umgesetzt werden,
es sollte gemeinschaftlich gekocht und gegessen werden. Zweimal im Projektzeitraum
sollte ein Tagesseminar mit den Eltern der beteiligten Kinder stattfinden.
Projektbericht des Trägers:
„Fit in Beeck!“
Abschlussbericht
Teilnehmende:
In der Zeit von August bis Dezember (18.08. - 20.12.) 2008 haben achtzehn Kinder und
Jugendliche im Alter von acht bis siebzehn Jahren aus dem Stadtteil Duisburg-Beeck an
dem Projekt teilgenommen, die das dortige Jugendzentrum der Falken, Friedhofstr. 10
regelmäßig besuchen. Die Gruppe der Teilnehmenden war beiderlei Geschlechts und
setzte sich zum deutlich überwiegenden Teil aus Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zusammen. Zudem waren Erwachsene aus annährend allen Familien
der Beteiligten bei Elternschulungen und bei einer gemeinsamen Abschlussveranstaltung
beteiligt.
61
Projektbeschreibung:
"Fit in Beeck" war ein Projekt, dass den Besuchern des Jugendzentrums der Falken in
Duisburg Beeck die Möglichkeit bot, sich sowohl sportlich zu betätigen als auch sich
gesund zu ernähren bzw. Affinitäten zu sportlicher Betätigung und gesunder Ernährung
zu entwickeln.
Es war im Laufe der dem Projekt vorausgegangen Monate seitens der Betreuer und teils
auch Eltern aufgefallen, dass die Kinder und Jugendlichen einen Mangel an Bewegung
und eine nicht angemessene Ernährungsweise aufweisen. Um diesem Trend entgegen zu
steuern wurde ein Programm entwickelt, dass beidem gerecht werden und einen nachhaltigen Effekt haben sollte.
Ablauf:
An jedem Mittwoch wurde eingekauft, d.h. es wurde mit den Kindern besprochen, was an
dem Tag gekocht wird und dementsprechend wurden gesunde und ausgewogene Zutaten
gemeinsam beschafft. Anschließend wurde mit einer Gruppe von jeweils max. acht Besuchern unter Anleitung 1,5 Stunden Sport getrieben. Jede wöchentliche Einheit bestand
aus drei Teilen: dem Warming-up, dem Hauptteil z.B. Hallenfussball und dem anschließenden Cooling-down. Nach dem sportlichen Teil wurde im Rahmen dieses Coolingdowns in der Einrichtung die Mahlzeit vorbereitet. Selber Gemüse und Obst putzen,
schälen und vorbereiten sollte ein Bewusstsein für den Umgang mit den Materialien, den
Lebensmittel und den Küchenwerkzeugen, schaffen.
Anschließend wurde gemeinsam gekocht und gegessen. Eine Hauswirtschafterin, die für
das Jugendzentrum tätig ist, hat die Kinder dabei begleitet.
Während des Projektes wurden zwei Elternschulungen "gesund kochen" und "gesundes
Brot" durchgeführt. Informelle und aufklärende Gespräche sind im Laufe der Projektzeit
von Betreuern angeregt und von den Eltern gewünscht und angenommen worden.
Abschluss:
Den Abschluss des Projektes stellte ein gemeinsames Eltern/Kind-Kochen dar. Die Kinder
und Jugendlichen konnten zeigen, was sie über ausgewogene Ernährung gelernt hatten,
wie Fleisch, Obst und Gemüse zubereitet und gekocht werden.
Die Anleiter des Projektes und die Eltern hatten in diesem Rahmen noch einmal die
Gelegenheit, sich über das Projekt auszutauschen. Es wurden Fotos über den Ablauf,
sowohl der Koch- als der Sporteinheiten, auf einer Leinwand präsentiert. Anschließend
gab es ein gemeinsames Essen, in diesem Falle auch unter Mitwirkung der Eltern
zubereitet.
62
Fazit:
In Gesprächen mit den Teilnehmern, den Anleitern und den Teilnehmern ließ sich fest
stellen, dass die Teilnahme allen Beteiligten eine Menge Spaß gemacht hat, wozu die
Gelegenheit neue Erfahrungen zu machen offenkundig deutlich beigetragen hat.
Es war erstaunlich festzustellen, wie unbedarft mit sportlichen Aktivitäten oder mit
Ernährung eingangs umgegangen wurde. Informierende Einheiten wie z.B. "Was
geschieht in meinem Körper, während ich Sport treibe" oder "Zucker ist nicht gleich
Zucker" haben zu manchen Erkenntnissen geführt, die mindestens einen Denkprozess in
die Wege geleitet haben. Wobei viele der Kinder und Jugendliche, aber auch Eltern, kund
taten, das sie sich Veränderungen ihrer Gewohnheiten zum Ziel gesetzt haben. Es ist im
Rahmen der abschließenden Auswertung mehrfach angeklungen, eine Fortführung des
Projektes anzustreben.
Aus diesem Grund haben die Mitarbeiter beschlossen, für den Fall dass Mittel zur
Verfügung stehen, das Projekt zu wiederholen oder Teile in das Regelangebot der
Einrichtung aufzunehmen und weiterhin anzubieten.
63
Initialprojekt:
„Spielend durch die City“
38
Thema:
„Bewegungs- und Spielangebote in der Oberhausener Innenstadt“
Bezeichnung des Projekts:
„Spielend durch die City“
Träger:
Katholisches Jugendwerk gGmbH
Die Kurbel
Hasenstraße 15
46119 Oberhausen
Durchführungszeitraum:
01.07.2008 bis 31.12.2008
Fördersumme:
2008 = 3.992,00 €
Ziele und Inhalte des Initialprojektes:
Um die Lebensqualität von Kindern zu verbessern und ihnen neue Räume für Spiel und
Bewegung zu eröffnen, sollte das Projekt "Spielend durch die City (Spiel! Platz ist
überall!)" umgesetzt werden.
Zielgruppe
Kinder und Jugendliche mit und ohne Zuwanderungsgeschichte im Projektgebiet
"Soziale Stadt" Oberhausen-City.
Zielsetzungen

Das elementare Bedürfnis nach Spielen für Kinder und Jugendliche ermöglichen
und die daraus erwachsenden körperlichen, geistigen und seelischen Reize und
Erfahrungen zum Aufwachsen gewinnen.
Daneben trägt gerade das Spielen dazu bei, das friedvolle Zusammenleben junger
Menschen unterschiedlicher Kulturen zu fördern.
64

Neue Spielräume im Quartier eröffnen.
Junge Menschen benötigen eine Vielfalt von nutzungsoffenen, flexiblen
Freiräumen. Mit öffentlichen Spielplätzen allein lassen sich diese Ansprüche nicht
einlösen. Öffentliche Grünflächen und Plätze sollen durch Angebote und Aktionen
bespielbar gemacht werden.

Erweiterung der Kinderbeteiligung.
Für öffentliche Spielplätze und Spielräume gilt die Beteiligung von Kindern und
Jugendlichen bei allen Angelegenheiten. Diese Beteiligungsformen sollen
gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen auch auf etwaige Aktionsräume
ausgeweitet werden.

Vernetzung von Personen, Gruppen und Institutionen, die in diesem Bereich
tätig sind, um die Gemeinschaftsaktion "Spielend durch die City" zu initiieren
und langfristige Spiel- und Bewegungsangebote in dem dicht bebauten Gebiet
zu ermöglichen. Multikulturalität und Gender-Mainstream-Aspekte sollen bei
der Angebotsstruktur Berücksichtigung finden.

Durch das Projekt soll angeregt werden, ein Entwicklungskonzept für Spielund Aktionsräume für das gesamte Quartier zu entwickeln.
Projektbericht des Trägers:
„Spielend durch die City“
Sachbericht
Spielend durch die City", lautete das Konzept des Projekt TeamCity. Das Planungsbüro
Stadt-Kinder aus Dortmund erstellte in diesem Zusammenhang bereits im Voraus im
Auftrag der Stadt Oberhausen ein Spielkonzept für die Innenstadt zur Attraktivierung der
City.
Durch die Kooperation mit umliegenden Grundschulen und Kindergärten aus dem Bereich
Innenstadt, konnten wir etwa 450 Kinder im Alter von vier bis 14 Jahren befragen und
beim Spielen beobachten". "Gemeinsam mit den Kindern haben wir eine Bestandserhebung machen können: Wir haben mit ihnen Stadtrundgänge gemacht und konnten
so erfahren, wo sie sich gerne aufhalten, wo Nischen sind, welche Treffpunkte sie bevorzugen". "Die Jugendlichen wünschen sich z.B. eine Jugendkneipe.
65
Demnach sollen Spielplätze nicht nur aufgewertet, sondern vielmehr miteinander vernetzt werden. Wir wollen Plätze im Stadtbild sichtbar machen". Denn: "Es ist ein
Phänomen, dass es Spielplätze in einer Innenstadt gibt." In dem man beispielsweise
Flächen mit mehr Farbe gestalten oder mit Blumen bepflanzen würde - eben Vorhandenes sichern und aufwerten.
Doch ohne Moos nix los - dessen sind sich alle bewusst. "Daher wollen wir über Förderanträge oder die Bürgerstiftung Gelder akquirieren, die unabhängig von der Stadt sind".
"Wir sind bemüht, die angekündigten Schritte durch kleinteilige Maßnahmen umzusetzen
und gucken natürlich, was für kleine Projekte zeitnah mit weniger Geld umgesetzt
werden können."
Eine Plakataktion gehört auch zu dem Konzept Spielend durch die City". Es wurden rund
100 Plakate in den Schaufenstern der City-Geschäfte sowie in pädagogischen und
sozialen Einrichtungen gehängt. Darauf sind 28 wieder erkennbare Motive der
Spiellandschaft aus der Oberhausener Innenstadt zu erkennen. Doch eines der Plakate
enthält einen Fehler, der gefunden werden muss.
Die richtige Lösung konnte auf den Wettbewerbspostkarten, die ebenfalls in den
Geschäften und Einrichtungen auslagen, aufgeschrieben und beim Projekt
TeamCity, Marktstraße 186, abgegeben werden.
66
Initialprojekt:
„Wir machen Theater …!“
29
Thema:
„Emanzipatorisches Angebot, Abwendung von Gefährdungen, Inklusion,
Mitwirkung.“
Bezeichnung des Projekts:
„Wir machen Theater …!“
Träger:
Zentrum für Körperbehinderte e.V.
Krefelder Straße 379
41066 Mönchengladbach
Durchführungszeitraum:
01.09.2008 bis 31.12.2008
Fördersumme:
2008 = 3.405,00 €
Ziele und Inhalte des Initialprojektes:
Das Projekt sollte die Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen, auch benachteiligter
Kinder im Alter vom 6. bis 11. Lebensjahr fördern und eine verbesserte gesellschaftliche
Integration sowie eine Verbesserung der Bildungschancen unter Einbeziehung der
sprachlichen und sozialen Entwicklung der Kinder ermöglichen.
Ziel des Projektes war es auch, den Erzieherinnen Möglichkeiten aufzuzeigen wie sie
gezielt Angebote für Jungen und Mädchen durchführen können bzw. wie sie hier
Schnittpunkte in einem Themenkomplex finden können. Wichtig hierbei war, dass die
Materialien zur Unterstützung der Angebote möglichst reizarm sind. Die Kinder sollten
diese Materialien kostenfrei und selbständig entwickeln können. Dies sollte auch dazu
führen, dass sich die Vorbereitungszeit der Erzieherinnen für Angebote verkürzt und sie
mit entsprechendem "Handlungskoffer" - zeitnah eine Förderung für und mit den Kindern
umsetzen können.
67
Projektbericht des Trägers:
„Wir machen Theater …!“
Projektdokumentation
I. Einführung: Projektdokumentation ..Wir machen Theater!"
Das Projekt "Wir machen Theater... !"setzt sich aus den Schwerpunkten Theater, Musik
und Tanz zusammen. Diese Kombination war dem pädagogischen Team sehr wichtig, um
möglichst viele Kinder an dem Projekt zu partizipieren. Nach den Sommerferien 2008
stellte das Team der Offenen Ganztagsschule fest, dass der Entwicklungs- und Bildungsstand der Kinder sehr unterschiedlich war. Es gab zunehmend Kinder aus sozial
schwachen Familien in der Offenen Ganztagsschule. Ihr Anteil war gegenüber dem Vorjahr von 10% auf 24% gestiegen. Der Anteil der Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf sank (von 30% auf 20 %), aber dafür erhöhte sich der Anteil von auffälligen
Kindern, die noch keinen anerkannten sonderpädagogischen Förderbedarf haben und bei
denen die Verfahren zur Einstufung noch andauern. Unter Berücksichtigung ihres individuellen Entwicklungsstandes und ihrer Persönlichkeit sollten möglichst viele Kinder an
dem Projekt beteiligt werden und davon partizipieren.
Aus diesem Grund wurden unter einem Thema vier Arbeitsgemeinschaften gebildet,
deren Ziel es war, zum Projektende einen gemeinsamen Präsentationsnachmittag im
Dezember zu gestalten. Die vier Arbeitsgemeinschaften waren "Theater', "Gitarre &
Gesang", "Integratives Ballett" und "Musik und Malen".
Es war uns wichtig, dass (fast) alle Inhalte des Projektes von jeder AG mitgetragen
wurden. So arbeiteten z.B. auch die Gruppen "Musik und Malen" und "Ballett" mit
Rollenspielen. Feinmotorik wurde sowohl in der Gruppe "Gesang & Gitarre" als auch
in der Gruppe "Musik und Malen" gefördert. Die Kinder, die Schwierigkeiten haben
sich sprachlich entsprechend auszudrücken, lernten in den Gruppen "Musik & Malen"
und "Ballett" wie andere Ausdrucksformen die sprachliche Kommunikation unterstützen können. Dies unterstützt z.B. die Bewältigung von inneren Konflikten in der Altersstufe 6. bis 11. Lebensjahr.
68
Der "Anker' des Projektes war die Theaterarbeit. Hier wurden Ideen entwickelt, die
in die anderen Arbeitsgemeinschaften hineingetragen wurden. Dies gelang vor allem,
weil 2 Erzieherinnen projektbegleitend tätig waren und die Kinder in den Arbeitsgemeinschaften (und darüber hinaus) begleiteten.
II. Vorstellung der einzelnen Arbeitsgemeinschaften
II. I Dokumentation der Theater-AG (von Stefanie Jaffke, Theaterpädagogin)
Projektzeitraum/Probendauer/Probenintervall
Die AG startete für zwei Theatergruppen am 1. September 2008 und endete mit einer
Aufführung im Rahmen der schulischen Weihnachtfeier am 18. Dezember 2008. Die
Proben dauerten jeweils 45 Minuten pro Gruppe und erfolgten 1 Mal wöchentlich
im Rahmen der offenen Ganztagsbetreuung innerhalb der Räume der Grundschule
Mönchengladbach Neuwerk, Nespelerstraße 40 in 41066 Mönchengladbach.
Gruppe/Gruppenleitung
Die erste Gruppe bestand aus sieben Kindern und setzte sich aus Schülern und
Schülerinnen der 1. und 2. Klasse zusammen, begleitet von einer Praktikantin. Die
zweite Gruppe bestand aus 6 Kindern. Dies waren Schüler und Schülerinnen der 3. und
4. Klasse. Sie wurden durch Mitarbeiterinnen der offenen Ganztagesbetreuung begleitet.
Beide Gruppen wurden durch mich, als ausgebildete Theaterpädagogin, geleitet.
Ziel
Die Schülerinnen sollten im spielerischen Umgang miteinander Vertrauen zu sich selbst
und zu anderen aufbauen. Nicht nur für Menschen mit Behinderung bedeutet Theater
spielen eine Erweiterung des eigenen Handlungs- und Verhaltensspielraumes.
In diesem Sinne sollte im Rahmen des Projektes Partizipation als wesentliche Erfahrung
ermöglicht werden. Hierbei ist der Begriff der Partizipation im theatralen Zusammenhang
genauer zu erläutern. Er ist nicht nur als Mitbestimmung des Einzelnen innerhalb einer
hierarchischen Struktur zu verstehen, sondern auch und vor allem die Partizipation
innerhalb der Person selbst.
Die Arbeit an der "Rolle" ermöglicht eine Distanz zu sich selbst herzustellen. Was macht
"die Rolle" im Gegensatz zu mir aus? Diese Gegensätze zwischen Rolle und einem Selbst
entstehen automatisch bei der Theaterarbeit und sind mit allen Sinnen erfahrbar. Sie
ermöglichen so eine Identifizierung der eigenen Persönlichkeitsmerkmale. Dadurch
entsteht ein höherer Bewusstseinsgrad des "Schauspielers", in dem er einen direkten und
wiederholbaren Zugang zu seiner eigenen Körperhaltung und seinen Verhaltensmustern
erhält. Dies ist der erste Schritt zu einem aktiven Gestalten des eigenen Lebens.
69
Projektdurchführung
Das Projekt verlief für beide Gruppen im Wesentlichen in drei Phasen:
Die erste Phase war weitestgehend durch Spiele und Übungen zum Kennen lernen
geprägt. Auch hierbei wurde sowohl die soziale als auch die personale Ebene berücksichtigt. D.h. den anderen, bzw. die Gruppe kennen zu lernen, aber auch sich selbst
besser kennen zu lernen. Zum Beispiel: Wie laut kann ich schreien? Wie leise kann ich
flüstern? Wie groß und wie klein kann ich mich machen? Usw.
Das kennen lernen der Gruppe erfolgte über typische Namensspiele, u.a. mit Hilfe eines
Balles und über "Synchron-Übungen":
Einen gemeinsamen Schritt finden, sich gleichmäßig im Raum verteilen usw.
Die zweite Phase widmete sich dem Finden und Herausarbeiten der passenden Rolle.
Hierbei arbeitete ich mit Übertragungen ins Tierreich. Was ist mein Lieblingstier und was
kennzeichnet dieses Tier? Die Schüler spielten dieses Tier nach. Welche Geräusche macht
es, wie bewegt es sich, wie frisst es. Ist es größer oder kleiner als ich und wie stelle ich
das dar. Die übrigen Kinder waren aufgerufen, das dargestellte Tier zu erraten.
Danach erweiterten wir das Spektrum, indem alle Tiere ausgiebig gezeigt wurden, welche
die Kinder kannten. Die Darstellung wurde mit Hilfe der Gruppenrückmeldung sukzessive
perfektioniert und verinnerlicht. In dieser Phase beteiligten sich alle Kinder aus beiden
Gruppen sehr lebhaft.
In der dritten Phase ging es um das Entwickeln einer Geschichte, also die eingeübten
Rollen in einen sozialen Zusammenhang zu bringen.
Diese Arbeit erfolgte unterschiedlich. Während die SchülerInnen aus der 3./4. Klasse sich
mit der Geschichte der "Neuwerker Stadtmusikanten" (in Anlehnung an die "Bremer
Stadtmusikanten") beschäftigten, befassten sich die Schülerinnen der 1./2. Klasse mit
den frei erfundenen "Zoogeschichten".
Als geeignete theatrale Technik erwies sich das Improvisationstheater. Es gibt darin
keine vorgeschriebene Geschichte, viel mehr entsteht diese aus dem Augenblick, eben
improvisiert und nicht geplant. Lediglich das Tier und der Ort des Geschehens wurden
vorher festgelegt. Hieraus entstand eine Vielzahl von Geschichten. Zur Aufführung
brachten wir eine davon, nämlich "Auch Tiger haben Gefühle". (s. Anlage)
Bei den Kindern der 3./4. Klasse war ursprünglich die Darstellung des Grimmschen
Märchens geplant. Allerdings war hier durch eine hohe Fluktuation bzw. Fehlzeiten in
der Gruppe keine konsistente Einstudierung des Stückes möglich.
70
Die Fehlzeiten resultierten aufgrund von nicht vorher angekündigten Mutter und KindKuren, Katechismus-Unterricht u.ä. Also ohne Verschulden der Kinder!
Deshalb nutzte ich in dieser Gruppe die sehr intensive Rollenarbeit, um sie auch in
eine Improvisation münden zu lassen. Das besondere am Improvisationstheater ist,
dass jede Szene, jede Geschichte einzigartig ist. Sie erfordert vom Schauspieler ein
hohes Maß an Aufmerksamkeit, Flexibilität und Ausdrucksstärke. All dies erbrachten die
Schüler und Schülerinnen mit Bravour und großer Spielleidenschaft beider Aufführung.
Ergebnisse I Beobachtungen
Klasse 1 und 2:
Amanda (1b): Sie war, wenn auch schüchtern, von Anfang an sehr aufmerksam und
aufgeschlossen, entschied sich allerdings, nicht "auf die Bühne" zu gehen, da sie
erfahrungsgemäß zu großes Lampenfieber hat. Sie blieb aber bis zum Schluss sehr
aufmerksam und aktiv.
Francesco (1a, "Gu-Kind,,1): Francesco war zu Beginn recht skeptisch, was ihm Theater
spielen bringen soll. Sobald es ihm nicht gelang, die Gruppe als Klassenclown zu
unterhalten stieg sein Unmut. Bei ihm wirkte die Rollenarbeit sehr konstruktiv. Nachdem
er die Gelegenheit bekam bei den Improvisationen seine Traumrolle zu spielen, war er im
Anschluss sogar so flexibel und mehr als bereit bei der Aufführung eine andere Rolle (die
des Zoobesuchers, s. "Auch Tiger haben Gefühle") zu spielen.
Jan (1 b): Anfänglich zeigte sich Jan unkonzentriert und unwillig. Nachdem er von der
Gruppe und mir mehrfach die Rückmeldung erhielt, zu grob und wild im Umgang mit den
anderen zu sein, zog Jan sich zurück. Als er allerdings die Gelegenheit bekam, eine
Tierrolle auszufüllen, entschied er sich für den Tiger. Offensichtlich fand er hierin einen
Weg seine Emotionen entsprechend auszuleben. Diesmotivierte ihn derart, dass er alleine
das gesamte Bühnenbild für die Szene gestaltete. Jan hat sich während des Projektes
außerordentlich gut entwickelt. Bei der Aufführung brillierte er als Tiger "Bengawan".
Lina (2b): Auch sie entschied sich, nicht bei der Aufführung mitzuwirken. Trotzdem war
sie bei den Proben aktiv. Wenn auch recht still und zurückhaltend in ihrer Art, machte sie
bei allen Übungen mit. In der Rolle eines Schmetterlings ersann sie bei den Proben
gemeinsam mit Luna eine kleine Tanzchoreografie.
Luna (2b): Luna hätte sehr gerne bei der Aufführung mitgewirkt. Leider konnte sie
aufgrund einer Mutter-Kind-Kur nicht anwesend sein. Sie wirkte von Anfang an äußerst kreativ, aufmerksam und engagiert bei den Proben mit. Sie war ein wichtiges
und stabilisierendes Element in der Gruppe.
71
Paul (2b): Paul hat eine sehr schnelle Auffassungsgabe und verfügt über sehr viel
Energie. So fiel es ihm anfänglich schwer, sich auf das gemäßigtere Gruppentempo
einzulassen. Er passte sich im Laufe des Projektes immer besser an, ohne seine
Kreativität einzubüßen. Obwohl ihm kurz vor dem Auftritt das Lampenfieber einen
Strich durch die Rechnung zu machen drohte, absolvierte er, auch durch die Unterstützung seines besten Freundes, den Auftritt mit Bravour. Während des Projektes
hat sich Pauls Gruppenfähigkeit sehr gut entwickelt.
Sophia (2b, "Gu-Kind'j: Manchmal hatte Sophia Mühe mit dem Gruppentempo mitzuhalten. Auf der anderen Seite brachte sie bei jeder Probe ihre Ideen aktiv ein, wie
kein anderer Schüler. Im Rahmen der Rollenarbeit fand sie ihr passendes Spieltempo. Bei Sophia war nichts von Lampenfieber zu spüren. Im Gegenteil, sie hätte ohne
weiteres nicht nur ihre Rolle als Tierpflegerin Matilda gespielt, sondern noch etliche
mehr, wenn sie die Gelegenheit bekommen hätte. Sophia ist ein typisches Beispiel
dafür, wie Theater einen Weg für eine erfolgreiche Persänlichkeitsentwicklung sein
kann und eine Behinderung kompensieren kann.
Klasse 3 und 4:
Eoban (3c): Eoban hatte Mühe sich auf die Übungen zu konzentrieren. Nachdem er
seine Rolle als "Esel" kannte, konnte er sich besser und zielorientierter auf die Proben einlassen. Leider fehlte er in der Endphase und bei der Aufführung, da er parallel
zum Katechismus-Unterricht angemeldet worden war.
Esmer (4a): Sie wirkte von Beginn an mit großem Engagement bei den Proben mit.
Ihre Kompetenz sich den Gruppenbedürfnissen anzupassen und gleichzeitig kontinuierlich
individuelles Engagement zu zeigen, trug wesentlich zum Erfolg der Aufführung bei.
Jasmina (3c, "GU-Kind'?: Sie konnte im Laufe des Projektes ihre Konzentrationsfähigkeit schulen. Auch hier zeigte sich in der Phase der Rollenarbeit, dass es ihr
zunehmend leichter viel, konsequent einen Handlungsstrang zu verfolgen. Die Tatsache,
dass sie ursprünglich in einer Doppelbesetzung agieren sollte, schien diese Konzentration
auf den Augenblick noch mehr zu fördern.
Justin (3c, "Gu-Kind'?: Justin war anfangs unkonzentriert und sehr skeptisch gegenüber dem Theater spielen an sich. Er hatte Mühe einen Sinn in den Übungen zu entdecken und "kündigte" häufig. Dies erstaunte umso mehr, als dass er sich, wie alle
anderen auch, freiwillig zum Theaterprojekt angemeldet hatte. Der Versuch ihn als
"Musiker" bzw. rhythmischer Begleiter am Theaterstück mitwirken zu lassen, misslang
zwar, allerdings bewirkte dieser Freiraum, den ich ihm dort ließ, sich schließlich doch
72
intensiv auf die Proben einzulassen. Obwohl er auch aufgrund des parallel stattfindenden
Katechismus-Unterricht einige Proben verpasste, war er bei der Aufführung zur Stelle und
brillierte als "Räuber".
Lena (3c): Sie beteiligte sich rege an allen Übungen, war jedoch zunächst in ihrer
Darstellung zu zurückhaltend bzw. zu schüchtern. Allmählich konnte sie sich jedoch
mehr und mehr auf ihre Rolle als "feine Dame" einlassen, so dass sie bei der Aufführung große Souveränität und Präsenz auf der Bühne zeigte.
Lina (3a): Lina war durchgehend engagiert, konzentriert und intensiv in ihrer Arbeit.
Sie neigte in ihrer Rolle zu "Soloeinlagen". Schnell begriff sie, das notwendige
Gleichgewicht zwischen Eigeninitiative, also Impulse geben, und der Gruppe dienlich
zu sein, also Impulse anzunehmen. So konnte sie wesentlich zu einer erfolgreichen
Aufführung beitragen. Sie hat während des Projektes ihre Teamfähigkeit weiter ausbauen können.
Valerie (4b): Sie zeigte sich teilweise hyperaktiv, begriff aber sofort, die künstlerische
Aufgabe der jeweiligen Übungen. Valerie hat eine große Phantasie, die ihr wahrscheinlich
im Schulsystem und -alltag zuweilen im Wege steht. Sie hat mich überrascht, dadurch,
dass sie von Beginn an die Übungen letztendlich wie eine Schauspielerin anging und von
sich aus weiterführte. Auch sie fehlte leider aufgrund einer Mutter-Kind-Kur, wirkte aber
bei der Aufführung äußerst engagiert mit. Sie sollte kontinuierlich künstlerisch tätig sein
dürfen, denn in ihr zeigt sich die große Diskrepanz zwischen den gesellschaftlichen und
wirtschaftlichen Anforderungen an das westlich-zivilisierte Individuum und den ureigenen
menschlichen Bedürfnissen und Wünschen. Bei einer entsprechend intensiven und
einfühlsamen Anleitung könnte sich Valerie adäquat entwickeln.
Vanessa (3a): Vanessa war kontinuierlich bei den Proben präsent. Sie zeigte auch
entsprechende Hintergrundarbeit, wie z.B. Textrecherche. Die Eingliederung in die
Gruppe gelang ihr problemlos, ohne dabei ihre Eigeninitiative zurückzustellen. Auch
sie war stabilisierender und regulierender Bestandteil der Gruppe. Die Aufführung
absolvierte sie in der ihr eigenen Ruhe und Souveränität.
73
Resümee
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass dieses Theaterprojekt für alle Schüler und
Schülerinnen ein voller Erfolg war. Die anfängliche Skepsis des einen oder anderen
Schülers, konnte spätestens in der Phase der Rollenarbeit beseitigt werden. Vielmehr
konnte hier das Entdecken der Spielleidenschaft beobachtet werden. Bemerkenswert ist,
dass auch die Schülerinnen, die sich entschieden hatten, letztendlich nicht "auf die
Bühne" zu gehen, bis zum Schluss kontinuierlich und sehr aktiv bei den Proben
mitwirkten. In beiden Gruppen war ein starkes Ensemble entstanden.
Die Tatsache, dass die Schüler und Schülerinnen, sich bei der Aufführung darauf einließen auf einer sehr großen Bühne, vor dem Publikum zu improvisieren, beweist, dass
sie ihr Selbstbewusstsein und ihre Selbstsicherheit nachhaltig entwickeln konnten.
Gleichermaßen bewiesen die Schülerinnen, die nicht bei der Aufführung mitwirkten
Courage, ihre Entscheidung im Vorfeld der Gruppe mitzuteilen.
Letztendlich sind Selbstbewusstsein und -sicherheit sowie der Mut Entscheidungen zu
treffen und diese offen zu kommunizieren, die ersten persönlichen Bausteine, um in den
verschiedensten gesellschaftlichen Zusammenhängen überhaupt partizipieren zu können.
II. II Dokumentation der Integrativen Ballett-AG
(von Daniela Steins, Ballettlehrerin und Stephanie Fischer, Trägerverantwortliche)
Tanz hat in der Gesellschaft viele Funktionen, kann aber auch Selbstzweck oder Zeitvertreib sein. Ritualisiertes Tanzen drückt Zusammengehörigkeit und Emotionen aus
und kann als festlicher Ritus dienen (z.B. Abschlussball, Debütantinnenball).
Als Kunstform dient Tanzen dazu, Gefühle und Handlungen bildlich darzustellen. Mimik,
Gestik und ganzkörperliche Tanzbewegungen bilden zusammen mit Musik das anspruchsvolle Arbeitsmaterial des künstlerischen Tanzes, der dem Zuschauer Eleganz und Ausdruckskraft des menschlichen Körpers vor Augen führt.
Im Kindertanzunterricht werden wichtige entwicklungsphysiologische und -psychologische
Bereiche angesprochen und durch praktische Übungen und Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung illustriert.
74
Der Unterricht bietet auch ein tanzmedizinisch-tanzpsychologisch theoretisches Fundament für guten Kindertanzunterricht. Der Unterricht fördert

Ausdruck

das Bewegungslernen- und gedächtnis -

den Gleichgewichtssinn

den Muskelaufbau

die Allgemeine psychomotorische Entwicklung

die Individualität gegenüber Allgemeingültigkeit

die Koordination und

die Körper- und Bewegungswahrnehmung / Steuerung des Körpers

die Motorik,

Identität, Selbstbewusstsein

Konzentrationsfähigkeit

körperliches Wohlbefinden, Gesundheit

Körperschema und Persönlichkeit

Kreativität

Motivation

motorische Kreativität

Sensibilität für Rhythmus und Musik

soziale Interaktion

Wahrnehmung des Raumes
Das erfolgreiche Erlernen, Planen und Umsetzen komplexer Bewegungsabläufe bildet
Selbstvertrauen und unterstützt ein gesundes Verhältnis zum eigenen Körper.
Der Tanz kann auch zum Medium in der Pädagogik und in der Therapie werden. Mit
Hilfe des Tanzes will man Lern-, Erziehungs- oder Therapieziele erreichen. Tanz ist
ein gutes Mittel, um Lernprozesse in Gang zu setzen.
Sogar erfahrene Tanzpädagogen und -therapeuten sind immer wieder überrascht, wie
sich Kinder beim Tanz verändern. Es ist noch nicht einmal von großer Bedeutung, ob
Kinder eine ausgeprägte Motivation mitbringen. Eltern, Erzieherinnen und Lehrerinnen,
die die Kinder in Aktion beobachten, bestätigen diese Erfahrungen. Neben erhöhter
körperlicher Kompetenz lassen sich generell Offenheit, Selbstbewusstsein und
Experimentierfreude bei den Kindern feststellen, die über eine längere Zeit Tanz und
Bewegungsstunden mitmachen.
75
Es ist meistens schwer möglich, sofort alle Kinder zu begeistern und bei allen ein
ähnliches Förderergebnis zu erzielen:

Tanzeinheiten kann man so gestalten, dass möglichst viel Individualität darin
Platz findet. Einheiten müssen den Kindern freien Raum lassen, in dem sie
sich selbst ausdrücken und eigene Ideen umzusetzen können.

Man wechselt methodisch ab: Man lässt sozusagen eine Möglichkeit zum freien
Tanzen und zum kontrolliertem Tanzen mit Übungssequenzen, in denen
vorgegebene Bewegungen geübt werden.

Wichtig ist, dass der Zeitraum einer Einheit nicht zu lange hingezogen wird. In
der Zeiteinteilung der Bewegungsstunde orientiert man sich an den Möglichkeiten
und Bedürfnissen der Kinder.

Beim Tanzen mit Kindern kann es nicht das Ziel sein, alle Bewegungen von allen
Kindern als genau "richtig" (gemessen an Ihrem Anspruch) oder zur "richtigen"
Zeit (genau im Rhythmus) auszuführen, so dass zum Schluss ein perfektes
Ergebnis erzielt wird. Vielmehr sollte im Mittelpunkt der Bemühungen stehen,
jedem Kind einen Zugang zum Tanzen zu ermöglichen, um ein Gefühl von "Das
kann ich" zu vermitteln - jeweils ausgehend von den Voraussetzungen, die Kinder
einbringen.

Kinder müssen die Möglichkeit erhalten, ihre individuellen Schwächen
auszugleichen, indem man ihnen den Raum dafür gibt (die Chance für einen
individuellen Lernplan).
Folgende Kinder nahmen im Rahmen des Projektes regelmäßig an der Ballettgruppe
teil:
Selina (KI. 2a) wirkte zu Beginn der AG eher unsicher und wenig selbstbewusst, was
ihre tänzerischen Fähigkeiten betrifft. Oft suchte sie schon zu Beginn einer Stunde
körperliche bzw. räumliche Nähe zu einem Erwachsenen (Praktikantin oder pädagogische Mitarbeiterin). Aufgrund ihrer Unsicherheit forderte sie häufig Anerkennung
und Lob. Im Laufe des Halbjahres, war allerdings eine Entwicklung in Richtung des
eigenständigen Darstellens zu beobachten. Selina versuchte nun etwas beharrlicher
bestimmte Bewegungsformen selber zu erfinden, ohne unmittelbar Hilfe einzufordern.
Sina (KI. 2a) zeigt sich schon zu Beginn der AG als ein sehr offenes, fröhliches und
ehrgeiziges Mädchen. Sie bewegt sich selbstbewusst und lässt sich durch äußere
Einflüsse in ihrer eigenen Darstellung nicht aus der Ruhe bringen. Während der ganzen Zeit nahm sie Impulse auf und experimentierte mit viel Durchhaltevermögen an
möglichen Tanzformen.
76
Marie (KI. 4a) wirkte zu Beginn der Kooperation sehr motiviert und begeisterungsfähig.
Im Laufe der Zeit stellte sich schnell heraus, dass es ihr schwer viel an kleinen
Tanzeinheiten (zwei sich wiederholende Schrittkombinationen) eigenständig zu arbeiten
und zu üben, ohne dabei frustriert aufzugeben. Sie ärgerte sich dabei über sich selber
und darüber, dass sie nicht sofort in der Lage war das Problem zu lösen. Ebenfalls ging
sie sehr selbstkritisch mit ihrem Körper um und suchte stets die Anerkennung eines
Erwachsenen. Auf der anderen Seite war Marie eine Bereicherung für die Gruppe. Sie
brachte viele Ideen und Vorschläge ein und konnte die anderen Kinder mit ihrer
Begeisterungsfähigkeit anstecken.
Lena (KI. 3c, "GU-Kind) hat sich über den gesamten Zeitraum der Kooperation als kaum
konzentrationsfähig gezeigt. Sie ließ sich sehr schnell durch andere Kinder vom Vertiefen
ins Tanzen ablenken und lenkte wiederum auch selber aus mangelnder Ausdauer andere
Kinder ab. Das Interesse am kreativen Ausdruckstanz nahm relativ schnell ab.
Valerie (KI. 4b) konnte sich ebenfalls kaum auf das kreativen Ausdruckstanz einlassen,
da sie sich stets von anderen Dingen und Kindern ablenken ließ. Zudem benahm sie sich
anderen Kindern gegenüber sehr unbedacht und fast etwas rücksichtslos.
Vanessa (KI. 3a, "GU-Kind'? zeigte zu jeder Zeit viel Begeisterung für das kreative
Tanzen. Sie tanzte überwiegend eigenständig und konzentriert. Sie war mit sich selbst
zufrieden. Auffällig war, dass sie oft die Nähe zu den Erwachsenen suchte und viel
Anerkennung und Lob einforderte.
II. III Dokumentation der AG "Gitarre & Gesang"
(von Inge Monecke, Gitarrenlehrerin und Stephanie Fischer, Tragerverantwortliche)
Allgemeine Grundlagen
Musik ist ein sehr wichtiges Element der gesamten Menschheit. Es gibt keine menschliche
Kultur auf dieser Welt, die ohne Musik auskommt. Es ist unbestritten, dass Musik einen
sehr großen Einfluss auf den Körper und die Psyche hat. Bis noch vor wenigen hundert
Jahren galt die Musik als eine hohe geistige Wissenschaft. Wir leben heute in einer von
Technik und Wirtschaft beherrschten Welt, in der die musische Seite viel zu wenig
Beachtung findet. Es ist sehr wichtig, diese Seite des Menschen aufrecht zu erhalten, so
dass die intellektuelle Seite nicht ohne die musische Seite auskommt und umgekehrt. Der
Stellenwert der Musik sollte dem Stellenwert des Intellekts deshalb gleichgestellt sein.
77
Es macht keinen Sinn, die Kinder mit einem Schwall von Musiktheorie, Noten und
bestimmten erzwungenen Haltungen zu "stressen". Wie lernt ein Kind im Babyalter
sprechen? Ganz einfach, es hört zu und ahmt nach. Dies ist ein Prozess der über Jahre
dauert. Nach etwa sieben Jahren beginnt das Kind in der Schule zu lesen und zu
schreiben. In der Musik ist es ähnlich. Dem kleinen Musikschüler werden als erstes
Musiknoten vorgelegt. Diese Unterrichtsmethode ist nicht ganz nachzuvollziehen, denn
wer käme schon auf die Idee, einem Baby ein Buch vor die Nase zu halten um ihm zu
erklären, dass das was es sieht ein "A", ein "F" oder ein "K" ist. Es ist durchaus möglich,
die Kinder musikalisch da abzuholen, wo sie sich in ihrem Entwicklungsstand befinden.
Kinder sind sehr früh in der lage eine Begabung für Improvisation zu entwickeln. Alle
Kleinkinder haben die Fähigkeit, eine Melodie zu erfinden oder zu improvisieren. Das
Notenlesen, was selbstverständlich nicht unwichtig ist, jedoch nur ein Mittel zum Zweck
ist, kann man später einführen, wenn die musikalische Sprache bereits etwas vorhanden
ist.
Der soziale Aspekt des Gitarrenunterrichtes
Die Schülerinnen sollen konkret auf das Arbeiten in einer Gruppe vorbereitet werden, was
in der Musik sehr wichtig ist. Darum sollen sie immer wieder zusammenkommen, damit
sie gemeinsam musizieren können. Viele Kinder suchen auch eine Bezugsperson. Da
beim Erlernen des Instrumentenspiels kleine Gruppen gebildet werden, ist der Kontakt zu
den Schülerinnen intensiv.
Wenn eine Musiklehrerin einen guten Kontakt zu den Schülerinnen aufbauen kann, indem
sie zuhört und vielleicht einige Impulse geben kann, bemerkt man wie die Kinder sich der
neuen Aufgabe gegen über öffnen.
Eine gesunde Lehrer-Schüler Beziehung ist der Baustein des gesamten Unterrichts.
Wenn die Beziehung untereinander stimmt, ist es für den Schüler wesentlich einfacher
zu lernen und Neues aufzunehmen. Vor allem kommt er gern und motiviert in den
Unterricht. Natürlich lässt sich eine solche gute Beziehung nicht erzwingen, aber
Lehrer haben Möglichkeiten, eine gute Grundlage zu schaffen. Zum Beispiel spielt die
Vorbildfunktion der Lehrerin eine große Rolle. Schüler fühlen sich in Gegenwart von
Personen wohl, die freundlich, respektvoll, optimistisch, ruhig, vertraut und zuversichtlich
sind. Viele Schüler übernehmen dies und so kann eine gute Beziehung geschaffen
werden.
Die größte Herausforderung für die lehrerin ist, dass sie sich immer wieder zu spiegeln
weiß. Sie muss in der lage sein, sich selber von außen her zu betrachten. Fragen wie "Wo
liegen meine Schwächen und Stärken?" und "Was habe ich in der Unterrichtsstunde
richtig oder falsch gemacht?" sollten zur täglichen Arbeit gehören.
78
Mit Offenheit und Ehrlichkeit sich selber gegenüber ist man in der Lage, Fehler, die man
gemacht hat, einzugestehen und solche auch mal zu beheben. Dies spürt natürlich auch
der Schüler und versucht es im besten Fall sogar nach zu ahmen.
Unsere Arbeitsgemeinschaft
In Zusammenarbeit mit der Theaterpädagogin Frau Jaffke habe ich mit meiner Gitarrengruppe (Jasmin, Simon, Melissa und Jasmina) geeignete Lieder für die Theateraufführung
erarbeitet.
Für das erste Stück "Ein Besuch im Zoo" habe ich das Lied "Der verrückte Zoo", für das
zweite Stück "Die Neuwerker Stadtmusikanten" das Lied "Die Bremer Stadtmusikanten"
ausgewählt.
Ich brachte den Schülern die notwendigen Grundbegriffe des Gitarrenspiels bei (Taktgefühl, verschiedene Akkorde und Schlagmuster), die für die Begleitung der Lieder
wichtig waren. Natürlich durfte auch der Gesang nicht zu kurz kommen.
Die Kinder waren begeistert bei der Sache und haben wochenlang intensiv gearbeitet.
So fieberten sie ihrem Auftritt auf der Weihnachtsfeier unserer Schule entgegen. Die
Aufführung war dann auch ein voller Erfolg und der heftige Beifall der Schüler, Lehrer
und Eltern war ihre Belohnung.
Persönliche Entwicklung der einzelnen Schüler
Jasmin (KI. 4c) Sie war zu Beginn des Projektes schon ein halbes Jahr in meinem
Gitarrenunterricht. Da sie damals zur bestehenden Gruppe später dazu kam, war sie
leistungsmäßig immer im Rückstand, Das sie ein sehr ehrgeiziges und sensibles Kind ist,
machte ihr das sehr zu schaffen. In dieser Gruppe war sie jetzt die Einzige mit
Vorkenntnissen, da alle anderen neu dazu gekommen waren. Ihr Selbstbewusstsein
steigerte sich enorm und sie konnte viel gelassener lernen. Ihre Körperhaltung und ihr
Geist waren locker und entspannt und somit wurden ihre Leistungen deutlich besser.
Jasmin ist zu einer begeisterten Gitarristin herangereift und möchte im Sommer,
wenn sie die Grundschule verlässt, weiter Unterricht nehmen.
Simon (KI. 4b, „Gu-Kind“) Er war der einzige Junge in unserer Gruppe, was ihn überhaupt nicht störte. Im Allgemeinen ist er im Schulalltag ein recht auffälliges Kind mit sehr
viel Bewegungsdrang. Er kann sich schlecht an Regeln halten und braucht viel Aufmerksamkeit. In der kleinen Gruppe war davon nichts zu spüren. Während des gesamten
Projektes leuchteten seine Augen und er war sichtlich in seinem Element. Seine große
Musikalität konnte er voll zum Ausdruck bringen und unsere Anerkennung dafür genoss
er sehr. Während unseres Auftritts war er sehr aufgeregt, zeigte aber gute Leistungen.
79
Seine Klasse bewunderte ihn, was seinem Selbstbewusstsein sehr gut tat. Ich glaube,
dass Si mon in der Gitarrengruppe eine gute Ausdrucksmöglichkeit für sich gefunden hat.
Hier bekommt er Lob und Anerkennung und auf positive Weise die benötigte Aufmerksamkeit. Auch er möchte im Sommer nach der Grundschule weiter Unterricht nehmen.
Melissa (KI. 3b) Melissa war im Sommer neu an unsere Schule gekommen. Sie ist ruhig
und zurückhaltend. Leider hatte sie fast während des gesamten Projektes familiäre
Probleme (ihre Mutter war sehr häufig im Krankenhaus), so dass sie nicht so viel üben
konnte. Da sie sehr traurig über Ihre Rückstände war, habe ich sie ermutigt, nur ein Lied
auf der Gitarre mit zu spielen und uns beim zweiten Lied als Sängerin zu unterstützen.
Auf diesen Kompromiss ließ sie sich gerne ein und so konnte sie entspannter arbeiten.
Einmal erzählte mir Melissa, dass ihre Mutter sie zum Fernsehen in ihr Zimmer geschickt
habe. "Da habe sie doch lieber Gitarre geübt, als in die Röhre zu glotzen". Das war ein
toller Beweis für ihre Freude am Musizieren. Auch beim nächsten Projekt ist sie wieder
mit dabei.
Jasmina (KI. 3c) Sie ist ein sehr selbstbewusstes Kind das gerne und ausgiebig frei spielt.
Zwänge, wie das regelmäßige Üben eines Instrumentes, lagen ihr nicht. Daher brach sie
nach zwei Monaten den Gitarrenunterricht ab.
II. IV Dokumentation der AG "Musik und Malen"
Musik und Malen"- Klangbilder und Farbklänge: " Wir machen unseren Rhythmus und
unsere Klänge aus uns selbst heraus und malen unmittelbar, was uns bewegt." (von
Astrid Kramer, Dipl.-Heilpädagogin und Stephanie Fischer, Trägerverantwortliche)
Die Teilnehmer spielen und malen nach ihrer Vorstellung. Sie spielen mit elementaren
Instrumenten, experimentieren mit hellen und dunklen Klängen und stellen Klangbilder
und Farbklänge in Musik und Kunst dar: Es entsteht die Musik und Kunst der Teilnehmer.
Die Verbindung künstlerisch musikalischer Gestaltungsideen in einer Rahmenhandlung ist
im Sonderschulbereich ein wichtiger Faktor verschiedene Persönlichkeits- und Wahrnehmungsbereiche anzusprechen. Interesse und Bedürfnis der Teilnehmer werden
berücksichtigt. Märchenfiguren und alltägliche Klänge werden in Klängen und Bildern
spontan dargestellt. Teilnehmer bringen ihre Ideen ein, entwickeln ihre Kreativität und
ihren individuellen, spontanen Ausdruck. Alltägliche Erlebnisse fließen mit ein.
Musikalische Elemente des Alltagslebens werden in Spielaktionen integriert und
musikalisch-künstlerisch gestaltet. Somit ist der Zugang zur Musik und bildenden Kunst
lustbetont.
80
Inhalte, Ziele und Perspektiven
Förderung der Wahrnehmung, Kreativität und Ausdrucksfähigkeit: Teilnehmer erzählen
und spielen mit Klängen und Farben, erfahren Musik als ein Gestaltungsmittel für einen
zeitlichen Ablauf und bringen ihre Farben und ihre Phantasie zum Ausdruck. "Musik und
Malen" ermöglicht eine individuelle und ganzheitliche Förderung. Viele Sinne werden
angesprochen. Der Klang hat symbolische Qualitäten. Er erzählt von Einsamkeit oder
Geborgenheit, vom leichten leben, vom Erwachen neuer lebenskraft. Teilnehmer haben
einen unmittelbaren Zugang zu dieser emotionalen Bedeutungsebene. Gehörte und
selbstproduzierte Klänge erzählen und bilden ab, stellen dar, bringen zum Ausdruck. Der
Teilnehmer setzt sich über die Klänge mit der Wirklichkeit auseinander. Teilnehmer
projizieren taktile Erfahrungen, Fühlerfahrungen auf unterschiedliche Instrumente. Der
Vorstellung nach erzeugt Sand, Seide, ein Igel andere Töne. Bewegungen der Finger
werden personifiziert: Ärger, Wut,... (Freude oder Ausgelassenheit. Teilnehmer
entwickeln und verarbeiten im Spiel erlebte Realitäten, schlüpfen in fremde Rollen,
drücken somit ihre Gefühle z.B.: Ärger, Wut, Freude und Trauer unmittelbar aus und
verarbeiten Ängste, Konflikte und Erlebnisse. Die musikalische Thematik wird in eine
Spielsituation eingebettet. Musik hat eine soziale Seite, ist Medium zur Kontaktaufnahme
und ein nonverbales Kommunikationsmittel. Der Teilnehmer spielt mit Instrumenten,
imitiert Klänge und identifiziert sich mit Personen über Instrumente.
Perspektiven, die miteinander integriert werden sind
1.
Musik und Malen als Prozess und Erlebnis
2.
Musik und Malen zur Entwicklung der Persönlichkeit, Entfaltung der
Ressourcen und Verbesserung von Defiziten
3.
Werk- und ergebnisorientierte Perspektive (in Ergänzung mit 2).
Texte und Melodien werden aus der Situation heraus improvisiert zu Dialogen. Spontanes
Singen eröffnet ein weites Feld der Kommunikation (Ruf/Echo). In den Spielaktionen
wahrgenommene musikalische Ideen werden aufgegriffen (z.B. aufgeregte Elefanten, ein
tiefer See, eine fliegende Wolke). Die Kommunikation orientiert sich an den Spannungsfeldern musikalischen/persönlichen Geschehens, dem Einzelnen oder der Gruppe, verbindliche Vorgaben, offene Impulse etc.
Planung und Begleitung der Spielaktionen
1.
Handlungen und Reaktionen der Teilnehmer wahrnehmen und beobachten
2.
Eigene Handlungen planen und handeln/Situationen vorstrukturieren
3.
Bedeutungen und Hintergründe der Handlungen der Teilnehmer erfassen
und verstehen.
4.
Eindrücke werden gesammelt, Stimmungen und Atmosphären beobachtet.
81
Als Einstimmung in eine Spielstunde mit Musik durch eine spontane Improvisation wird
ein Eindruck vom momentanen Befinden der Teilnehmer gewonnen und daraus werden
Richtungen und Ideen für weitere Spielsituationen entwickelt.
Die Funktion des Spiels mit Musik, Musikinstrumenten und Farbgestaltung als Ausdrucksmittel im Gesamtkonzept umfasst die Inhalte soziale Arbeit mit Musik und Malen in der
pädagogischen Arbeit mit Teilnehmern. Musik mit Teilnehmern als soziale Arbeit ist ein
gemeinsamer Prozess, in dem durch Interaktion Kontakt zum Partner aufgenommen und
Initiative zum Spiel ergriffen wird, das Geschehen beeinflusst und Impulse und
Reaktionen der anderen Teilnehmer wahrgenommen werden.
Teilnehmer agieren in verschiedenen Rollen. Spielformen für Interaktionsprozesse:
Einer bewegt sich wie ein Löwe. Ein zweiter begleitet dies musikalisch und macht hörbar,
wenn es Nacht wird und der Löwe sich zurückzieht. Alle Teilnehmer suchen sich jeweils
einen Spielpartner. Ein Partner bewegt sich frei im Raum und der andere versucht mit
Musikinstrumenten die Bewegungen nach zu erzählen. So bringen die Teilnehmer die
Impulse der anderen in einen Zusammenhang. Die bietet Anlass zum Malen. Die
Lebenswelt der Teilnehmer kommt in den Interaktionsprozessen zum Ausdruck und
eröffnet weitere Erlebnis- und Entwicklungsräume zur Förderung der Wahrnehmungsund Ausdrucksfähigkeit.
Vokale und instrumentale Klangproduktionen in denen Teil-nehmer den Klang und seine
symbolischen Qualitäten entdecken sind: Klangexperimente und Klanggeschichten. Musik
wird mit Malen als weiterem Ausdrucksmittel kombiniert. Zur Förderung der
Wahrnehmung und Konzentration dienen das Gedächtnis- und Reaktionsspiel. Das
Partnerspiel fördert das Miteinander spielen. Das Üben erfolgt im Spiel selbst durch
Wiederholung.
Die 4 Grundformen des Spiels sind
1. Funktionsspiel
2. Rollenspiel und Symbolspiel
3. Konstruktionsspiel
4. Regel- und Reigenspiel oder Kreisspiel.
Funktionsspiel ist jenes Tun, in dem in erster linie Bewegungslust oder Bewegungstrieb
frei wird und dient zur Entwicklung motorischer Fähigkeiten, Rollen- und Symbolspiel zur
seelischen Verarbeitung der Eindrücke bieten die Möglichkeit motorische Rückstände
aufzuholen.
82
Im Konstruktionsspiel spricht das Material an. Regel- und Reigenspiel (= Mischform von
Funktions- und Regelspiel) bieten die Möglichkeit, soziale Ordnungen kennen zu lernen,
Regeln als Abmachungen und Möglichkeiten der Ordnung zu erleben, die man selber
aufstellen, einhalten aber auch wieder ändern kann.
Regelspiele legen fest, wer wann was macht: z.B.:
Thomas spielt drei Töne, dann spielen alle nacheinander und Schluss ist, wenn
Thomas wieder an der Reihe ist. Dann eine kurze Pause und Thomas spielt einen
Ton usw. Die Orientierung kann am Metrum, an Klangeigenschaften oder Lautstärke
(lang und kurz, hell und dunkel, weich und hart) sein.
Die Spielaktionen in der OGATA
"Musik und Malen" wurde als freies Angebot in der Offenen Ganztagsschule gestaltet.
Anders als bei der Theater-, der Gitarren- oder der Ballettgruppe, wo inhaltlich die
Übungen aufeinander aufbauten, wurde "Musik und Malen" bewusst als freies,
wöchentliches Angebot gesehen. Vor allem die Kinder, die bisher nur wenig Zugang
Zu Instrumenten und Musik hatten, konnten auch über das Angebot des Maiens und
Bastelns gewonnen werden.
Drei Kinder waren ständiger Bestandteil der Gruppe:
Vanessa (KI. 3a, "GU-Kind'? ist sehr kreativ und hatte Freude an der Musik. Sie war
mit sich selbst zufrieden, wenn sie ausreichend Ansprache und Unterstützung erhielt.
Ihre motorischen Fähigkeiten sind noch nicht altersgemäß entwickelt, so dass viel
experimentierte.
Manisha (KI. 1a) ist sehr entwicklungsverzögert. Es ist fraglich, warum Manisha ins erste
Schuljahr aufgenommen wurde. Vermutlich wird sie die erste Klasse wiederholen und ein
"GU-Status" wird beantragt. Sie freut sich, wenn sie bei einem Geschehen mit dabei sein
kann. Die Musik hat sie genossen und hatte einen ruhigen und entspannten Gesichtsausdruck. Manchmal schlief sie während des Angebotes auf der Couch ein.
Niklas (KI. 2c) ist sehr neugierig. Er probierte viel aus und erarbeitete zumeist - angeregt
durch die Musik - ein Ergebnis. Hier z.B. ein Kopfschmuck. Seine Eigenständigkeit und
Geduld sind dabei positiv aufgefallen. Wenn er dagegen zu ehrgeizig wurde, wurde er
ungeduldig und war unzufrieden mit seinem Ergebnis.
83
III. Auswertung des Projektes
Verschiedene Arbeitsgemeinschaften in einem Projekt zusammenzufassen war für unsere
Ogata ein sehr gutes und kindorientiertes Vorgehen. Viele Kinder mit hohen sozialen
Fähigkeiten und sehr guter Elternanbindung an die Ogata, haben diese im Sommer aus
Platzgründen verlassen. Der Schulträger hatte sich im Frühjahr 2008 dagegen entschieden eine weitere Gruppe in der Offenen Ganztagsschule zu eröffnen, so dass das
Zentrum für Körperbehinderte e.V. entschieden hat, 22 Kinder qualifiziert zu betreuen,
wenn die Eltern bereit sind die entsprechenden Elternbeiträge (monatlich 70 Euro) zu
entrichten und auf Vergünstigungen zu verzichten bzw. diese ggf. selbst zu finanzieren.
Diese Betreuung wird auch in den Räumlichkeiten der Schule durchgeführt. Allerdings ist
es eindeutig eine etwas andere pädagogische Arbeitsweise als im Offenen Ganztag.
Die Kinder mit den sehr hohen sozialen Kompetenzen waren also nicht in der Lage eine
Theatergruppe mit zutragen, weil sie sich aus organisatorischen Gründen in einer
anderen Betreuungsform befanden. Dies bedeutete, dass die Pädagogen auf einen sehr
viel niedrigerem Entwicklungsstand in die Arbeitsgemeinschaften einsteigen mussten als
ursprünglich geplant. Dies gelang allerdings sehr gut, weil das Theaterprojekt "flächendeckend" an verschiedenen Stellen im Ogata-Alltag integriert wurde. Wie Frau Jaffke es
beschreibt, war es trotz anfänglicher Schwierigkeiten letztlich möglich Kinder zu
motivieren den Auftritt auf die Bühne zu wagen. Dies war ein sehr schönes Erfolgserlebnis für alle Beteiligten.
Das dieser Auftritt durch die kleine Gitarren-AG unterstützt wurde ist wiederum
interessant, denn die teilnehmenden Kinder der Gitarren-AG stammen nicht aus den
bildungsnahen Familien, in denen es üblich ist es zu lernen
ein Instrument zu spielen. Der Wunsch der Kinder zu spielen hat sich vollkommen
selbständig entwickelt. Durch Unterstützung des Fördervereins der Gemeinschaftsgrundschule Neuwerk e.V. ist es uns gelungen, die Gitarren-AG den interessierten
Kindern weiterhin anbieten zu können.
Der Ballettgruppe ist es noch nicht gelungen auf der Bühne aufzutreten. Für die Eltern
gab es eine kleine Aufführung im Turnraum, aber auf die große Bühne wollten die Kinder
noch nicht. Ähnlich wie beim Gitarren-Spiel ist es so, dass Ballett tanzen eine Bewegungsform ist, die viele Kindern und Eltern nicht bekannt war, die als "elitär" galt.
Aber die Bewegung zu klassischer Musik ist eine besondere Erfahrung für Kinder, die
auch viele Entwicklungsbereiche anspricht. Insofern haben wir beschlossen, die Ballettgruppe zunächst weiter fortzuführen.
84
Die AG "Musik und Malen" wurde als freies Angebot gestaltet, um den Kindern, die z.B.
aufgrund mangelnder Ausdauer- und/oder Entwicklungsfähigkeit, nicht an einer der
Gruppen teilnehmen konnten, eine Möglichkeit anzubieten eine Verbindung von Musik
und Kreativität kennen zu lernen. Dies ist gut gelungen. Wir gehen davon aus, dass auch
bei diesen Kindern im Laufe dieses Jahr das Interesse für Musik und Kreativität vertieft
werden kann. So bieten wir z.B. in diesem Halbjahr die Arbeitsgemeinschaft "Musik &
Malen" weiterhin an; ebenso musikalische Früherziehung.
Durch die Einbeziehung der Eltern in unserem monatlich stattfindenden Elterncafe
versuchen die Mitarbeiterinnen deren Verständnis für Theater, Musik und Kreativität
zu vertiefen. So wurden z.B. die Leiterinnen der Arbeitsgemeinschaften eingeladen,
um diese den Eltern zu präsentieren. Eine andere Möglichkeit sehen die Mitarbeiterinnen darin, den Eltern selbst einmal eine "Schupperstunde" anzubieten und die AG
"Musik & Malen" kennen zu lernen. Bei der Ballettgruppe ist ein Besuch der Eltern
immer möglich.
Die Fortbildung der Theaterpädagogin bot den Mitarbeiterinnen die seltene Gelegenheit
einmal zusammen eine Fortbildung wahrnehmen zu können. Aus Finanzierungsgründen
nimmt meistens eine Mitarbeiterin an einer Fortbildung teil und ist dann als Multiplikatorin tätig. Frau Jaffke bot den Mitarbeiterinnen zum einen eine Fortbildung an, während
dieser sie selbst sehr aktiv sein konnten und zum anderen theoretisches Hintergrundwissen erlangen konnte. Das Team hat die Fortbildung als große Bereicherung aufgenommen.
IV. Anregungen für die Jugendhilfe im Rheinland

Es ist eine gute Möglichkeit ein Projekt für Kinder mit einer Fortbildung für die
Mitarbeiterinnen zu kombinieren. Oft werden Honorarkräfte für ein Projekt
engagiert, die auf jeden Fall eine hohe Fachkenntnis haben, aber der Nachteil ist,
dass die Projektinhalte nach Beendigung ggf. nicht mehr aufgegriffen oder vertieft
werden können. Durch die Fortbildung der Mitarbeiterinnen hoffen wir, dass das
Projekt einen nachhaltigen Effekt haben wird.

Ein Projekt aus verschiedenen Arbeitsgemeinschaften oder Angeboten zusammenzusetzen kann sinnvoll sein, wenn
-
konzeptionell sehr offen gearbeitet wird (wie z.B. in der Offenen
Ganztagsschule) und die Kinder es gewohnt sind, sich auf neue
Pädagoglnnen im Freizeitbereich einzustellen.
-
viele Kinder unterschiedlichen Alters und Entwicklungsstandes beteiligt
werden sollen.
85
-
ein ganzes Thema oder eine Förderung in einem Bereich in besonders
vielfältiger Weise angesprochen werden soll.
-
ausreichend Kommunikationsmöglichkeiten /-formen zwischen allen
Beteiligten sichergestellt werden kann.

Weiterhin ist es sehr schwierig, Mitarbeiter oder Leiter für pädagogische
Angebote im Ganztag zu engagieren. Für dieses Projekt war es uns leider
- trotz aller Bemühungen - nicht möglich einen Leiter (für zumindest eine AG) zu
engagieren. Insofern wäre es evtl. möglich eine Kampagne zu starten, um mehr
Männer für den Einsatz im Offenen Ganztag zu gewinnen. Gerade auch
handwerklich, technisch oder sportlich interessierte und vorgebildete Männer sind,
vor allem wenn sie die pädagogischen Erfahrungen haben, besonders geeignet,
um Arbeitsgemeinschaften im Nachmittagsbereich anzubieten. Im Zuge der
verstärkten Kurzarbeit in vielen Unternehmen und der zunehmenden Teilzeitbeschäftigung ist zu überlegen, ob man nicht verstärkt auf Männer für diesen
Arbeitsbereich interessieren könnte.
V. Zum Nachlesen: Die Zoogeschichte ..Auch Tiger haben Gefühle
ZOOGESCHICHTEN
Arbeitsgemeinschaft "Theater"
Auch Tiger haben Gefühle
Herr Kuchenklecker geht in den Zoo. Er hat sich extra fein angezogen - und natürlich
hat er seinen Fotoapparat dabei.
Er schaut in den Lageplan des Zoos, damit er ohne Umwege zu den Tigern findet. Tiger
sind seine Lieblingstiere. Da sieht er auch schon von weitem den Wegweiser zu dem
"Raubtierhaus". Er hat schon darüber gelesen, dass Tiger Raubtiere sind. Langsam geht
er auf den Käfig zu. Die Tiger, liegen derweil faul auf dem Boden und lassen sich die
Sonne auf das Fell scheinen. Sie schlafen. Nein, sie dösen. Denn ab und zu blinzeln sie
mit den Augen, lecken sich das Maul oder strecken ihre großen Pfoten aus, rekeln sich
und gähnen. Herr Kuchenklecker denkt: "Das sieht richtig gemütlich aus." Und nähert
sich langsam dem Käfig, damit er besser seine Lieblingstiere sehen kann. Da ist ein
Schild: Tiger aus Zentralasien - Asmaran, 8 Jahre - Bengawan, 10 Jahre "Sie liegen so
friedlich da." Denkt sich Herr Kuchenklecker. "Richtig zum Kuscheln."
86
Und er geht noch einen Schritt näher an den Käfig. Dabei übersieht er ein anderes
Schild "Bitte Sicherheitsabstand einhalten." Und das Schild auf dem ein Fotoapparat
mit einem großen, dicken, roten Streifen durchgestrichen ist, das sieht er auch nicht.
"Gut, dass ich an meinen Fotoapparat gedacht habe", überlegt er. "So kann ich ein
schönes Foto von den beiden Tigern machen." Er nimmt die Kamera, schon fast vor
die Augen, als er denkt: "Das Foto hänge ich mir über mein Bett. So gemütlich. Wenn
ich abends ins Bett gehe und auf dieses Foto schaue, macht mich das bestimmt ganz
schläfrig. Und KLICK. Er drückt auf den Auslöser und ein heller Blitz leuchtet auf. Da
springen die Tiger auf. Was ist geschehen? Was war das? Hell, Grell! "Ich bin blind."
Denkt Asmaran. "Ich bin blind." Denkt Bengawan. "Hilfe! Hilfe! Wir können nichts mehr
sehen!" Wild und mit lautem Gebrüll laufen die beiden Tiger in ihrem Käfig umher.
Fauchen und knurren. Hauen mit ihren Pranken in die Luft. Steigen am Gitter auf. Ihre
Krallen sind ganz schön scharf! Herr Kuchenklecker schreit vor Schreck auf und springt
einen großen Schritt zurück. So erstarrt und eingeschüchtert beobachtet er die wilden
Tiere. Die beruhigen sich gar nicht mehr, sondern laufen weiter wild fauchend im Käfig
umher. Was soll er nur tun?
Da kommt von der anderen Seite eine Tierpflegerin auf den Käfig zu. Sie trägt die
typische Zookleidung. Das kann doch nur Matilda sein. Ja, sie ist es. Seit sie in dem Zoo
arbeitet, kümmert sie sich um die Tiger. Denn Tiger und alle anderen Wildkatzen sind
auch ihre Lieblingstiere. Sie hat zwei große Stücke saftiges, rohes Fleisch dabei. "Oje,
was ist denn heute mit den Tigern los?" fragt sie sich. Sie schaut sich Asmaran und
Bengawan genau an. Da fällt ihr Blick auf den Zoobesucher, der ein paar Meter vom Käfig
entfernt wie angewurzelt da steht. Und was hält er krampfhaft fest? Oh, nein. Einen
Fotoapparat. Matilda kann sich schon denken, was passiert ist. Beruhigend spricht sie auf
die Tiger ein. Erst als die Tiger ihre Stimme erkennen, entspannen sie sich etwas. Nun
öffnet Matilda ganz langsam die Käfig-Tür. Langsam betritt sie den Tigerkäfig, bleibt aber
nahe an der Tür stehen. Asmaran und Bengawan sind sich nun sicher. Das kann nur
Matilda sein. Sie haben sie an ihrer Stimme und an ihrem Geruch erkannt. Ihr vertrauen
sie.
Während Matilda langsam den beiden Tigern das Fleisch hinlegt, sieht sie noch aus dem
Augenwinkel, wie sich der Zoobesucher bewegt. Sie schaut dorthin und sieht,wie dieser
wieder seinen Fotoapparat vor das Gesicht nimmt. . . Herr Kuchenklecker ist fasziniert.
Das würde ein fantastisches Foto abgeben. Da sieht er, wie die Tierpflegerin ihre Hand
genau in seine Richtung hebt. Sie tut das ganz langsam und dann schüttelt sie ganz
deutlich mit dem Kopf.
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Währenddessen haben sich Asmaran und Bengawan jeder in eine andere Ecke des Käfigs
zurückgezogen und nagen immer noch genüsslich ihr Fleisch. Herr Kuchenklecker hält
inne. "Meint die Tierpflegerin mich?" Ja, das muss wohl sein, denn nachdem er sich
umgeschaut hat, bemerkt er, dass er der einzige Besucher weit und breit ist. Er sieht die
Pflegerin nun auf etwas zeigen. Er soll nach rechts schauen? Verdutzt folgt er Matildas
Fingerzeig. Jetzt sieht er es: Das große Plakat mit dem dick durchgestrichenen
Fotoapparat. Oh je, was hat er nur getan! Er war Schuld, dass sich die beiden Tiger so
erschreckt haben.
Durch den Blitz von seinem Fotoapparat. Während Herr Kuchenklecker schuldbewusst
den Fotoapparat in seiner Tasche verstaut, verlässt Matilda den Käfig, schließt gewissenhaft die Käfig-Tür ab und geht auf diesen Zoobesucher zu. Herr Kuchenklecker
geht Matilda entgegen "Es tut mir so leid, dass ich das Plakat nicht gesehen habe. Ich
entschuldige mich." Matilda lächelt den Besucher an und schlägt vor: "Haben sie Lust mit
mir einen Kaffee zu trinken? Dann erzähle ich Ihnen alles über Raubkatzen, was ich
weiß." So sieht man die beiden den Weg entlang in Richtung Zoorestaurant gehen. Und
im Zoo geht wieder ein aufregender Tag zu Ende.
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