Textanalyse Eva Kreisky: Pluralität, Differenz, Emanzipation Zur Autorin: Eva Kreisky, geboren 1944, absolvierte ihre beiden Studien, Politikwissenschaft und Jus, in Österreich, in einer Zeit, in der Frauen aus einfachen Verhältnissen stammend, ein rauer Wind auf der Universität entgegenwehte. Trotz allem ging Eva Kreisky ihren Weg, arbeitete an mehreren Hochschulinstitutionen im Bereich der Politikwissenschaft, war an unzähligen Publikationen als Allein- oder Koautorin und Herausgeberin beteiligt, und hat eine unumstrittene, zentrale Rolle in der österreichischen Frauenbewegung der 70 Jahre eingenommen. Weiters gilt Eva Kreisky heute als eine der treibenden Kräfte der Gender-Debatten im deutschen Sprachraum. Art des Textes: Bei diesem Text von Eva Kreisky handelt es sich um einen politikwissenschaftlichen, strukturierten, teilweise auf Zitaten basierenden, Text zum Thema der politischen Theorie und Ideengeschichte und ist außerdem Teil einer Herausgabe von Kramer Helmut mit dem Titel „Politische Theorie und Ideengeschichte im Gespräch“, erschienen 1995 in Wien. Kontext: Dieser Artikel ist im Bereich der Entwicklung und der heutigen Darstellung der Politikwissenschaft, vor allem unter Bezugnahme auf die Schwerpunkte der politischen Theorie und Ideengeschichte, zu sehen und somit auch der Thematik der permanenten politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen zuzuordnen. Fragen an den Text: Wie sind die beiden Begriffe politische Theorie und Ideengeschichte zu verstehen, und wie sollten sie gesehen werden? Auch wenn die beiden Begriffe hauptsächlich getrennt und gegensätzlich behandelt werden, trotz stetiger politikwissenschaftlicher Diskussionen, so ist es nicht möglich sie strikt getrennt oder zusammenführend anzuwenden. Die Metapher der Sichtweise einer Symbiose in einem Mikrokosmos könnte dem Ganzen, also einer Überschneidung, nahe kommen. Während politische Ideengeschichte sich an der Vergangenheit orientiert, kommt laut der These von Eva Kreisky, politischer Theorie die Aufgabe eines sehr nützlichen, analytischen Instrumentariums zu. Wie ist die historische Entwicklung im Kontext mit der heutigen Zustand der Politikwissenschaft zu sehen? Die Dynamik der Politikwissenschaft, die zum einem Großteil aus politischer Ideengeschichte und politischer Theorie entsteht, unterlag hinsichtlich einer Abwertung der Ideengeschichte aufgrund von politischem Umdenken in der amerikanischen Politikwissenschaft in den 50er, 60er und 70er Jahren, starken Schwankungen. Die Orientierung der Disziplin am amerikanischen Positivismus hatte eine Enttheoretisierung der Politikwissenschaft zur folge, die erst in der Mitte der 70er Jahre nach und nach durch neue politische und soziale Bewegungen Rückgängig gemacht wurde. Somit gewann Ideengeschichte wieder vermehrt an Einfluss in der Disziplin. Diese Entwicklung, hat sich, wenn auch verspätet auf die Politikwissenschaft in Deutschland und in weiterer Folge auf Österreich in Form von politischer Ideengeschichte und normativem Theorieansatz festgesetzt. Liegen politische Theorie und Ideengeschichte der modernen gesellschaftlichen Emanzipation zugrunde? Trotz der Entstehung der Politik im modernen Sinn, die dem Menschen, dem Individuum „das Recht, Rechte zu haben“ (Arendt 1991) zugesteht, kam es zu einer Beschränkung der Politik auf die Akteure der „politischen Klasse“. Das Aufbrechen dieser politischen Strukturen vor allem in den 80er Jahren durch die Zivilgesellschaft hatte eine Änderung der hinter den Fassaden (z.B.: rechts-links) bis dahin bestehenden politischen Werte zur Folge. Politik, politische Theorie und Ideengeschichte muss in allen Bereichen der Gesellschaft, des Lebens und des Alltages stattfinden, ohne Voraussetzung oder Anforderung, und somit nicht nur auf eine philosophische Enklave in der Politikwissenschaft oder bestimmte politische Schicht begrenzt sein. Dadurch kann auch eine ständige, gesunde, Erneuerung der Disziplin einen Nahrhaften Boden finden um stetig zu wachsen. Diese Entwicklung war, von politischen Akteuren nicht erwartet worden, und hat überraschend, aber nicht weniger wirksam eingesetzt. Die Fragestellung kann somit positiv beantwortet werden. Implikation Die Theorien, Argumente und Thesen in diesem Artikel deuten auf immer wieder, wenn auch nur sehr dezent, auf die Tatsache hin, dass der Entwicklung der Ideengeschichte und der politischen Theorie, die beinahe ausschließlich männlichen Akteure, ihren Stempel aufgedrückt haben. Die ursprüngliche Begrenzung der Politik und ihrer Wissenschaft auf die (männlichen) politischen Akteure, erfuhr durch die Emanzipation der Gesellschaft und selbstverständlich auch durch die Emanzipation der Frau eine Frischzellenkur, die so manchen Alteingesessenen Politologen und Wissenschaftler zum Umdenken bewegten. Rezeption Eva Kreisky sucht die Erklärung und die Bedeutung von politischer Ideengeschichte und Theorie vor allem in der Vergangenheit, sehr wohl aber mit dem Kontext zur heutigen Situation. Ihr Ansatz, diese beiden Begriffe gemeinsam verwendet zu sehen, extrapoliert von anderen Disziplinen, in einem Kontinuum, kommt vor allem anhand der gesellschaftlichen Entwicklungen in den letzten Jahrzehnten zur entsprechenden Entfaltung. Der Disziplin würde ohne der, dieser Diskussion entstehenden Energie, ein wichtiger Teil fehlen. Meinung Ich stimme den Argumenten und Theorien von Eva Kreisky grundsätzlich zu. Vor allem die Argumentation die Veränderung der Politik für Politiker, hin zur Politik für „Jedermann“, gerade unter Berücksichtigung der Schwerpunkte politische Theorie und Ideengeschichte, findet meine volle Zustimmung. Allerdings denke ich, es wäre ein interessanter Ansatz die beiden Begriffe ein wenig „schärfer“ im Gegensatz zueinander zu behandeln bzw. auch versuchen die beiden Begriffe strikter zu trennen, da sich hieraus weitere Sichtweisen ergeben könnten.