Dr. Mike S. Schäfer Freie Universität Berlin Institut für Soziologie, Lehrstuhl für Makrosoziologie Garystrasse 55, 14195 Berlin, Zimmer 316 Telefon (030) 838 57642, Fax (030) 838 57652 eMail mike.schaefer@ fu-berlin.de www: unter userpage.fu-berlin.de/~gerhards Sprechzeit: montags, 16-17 Uhr Mediensoziologie Soziologisches Hauptstudiumsseminar im Wintersemester 2007/08 wöchentlich, dienstags, 16-18 Uhr, Garystrasse 55, Raum 301 ABSTRACT: Massenmedien sind der relevanteste Ort der Selbstbeobachtung moderner Gesellschaften. Sie beobachten und beschreiben Ereignisse unterschiedlicher gesellschaftlicher Teilsysteme und stellen die erzeugten Informationen der Gesellschaft dann wieder zur Verfügung. Allerdings bilden Massenmedien die Wirklichkeit nicht einfach ab – sie konstruieren Realität nach eigenen Regeln. Dabei versuchen gesellschaftliche Akteure, die Medienberichterstattung zu ihren Gunsten zu beeinflussen, sich selbst und ihre Positionen massenmedial sichtbar und wirksam zu machen. Das Seminar wird sich u.a. mit den Entstehungsbedingungen von Medienaussagen und deren Nutzungs- und Rezeptionskontexten auseinandersetzen. Anschließend sollen verschiedene Mediensysteme in ihren institutionellen Strukturen, Arbeitsweisen und Debattenkulturen verglichen werden. TEILNAHMEANFORDERUNGEN: Sie müssen am Seminar regelmäßig teilnehmen, d.h. Sie dürfen nicht öfter als drei Mal fehlen. Wenn Sie nicht kommen können, benachrichtigen Sie mich bitte vorab. Zudem müssen Sie zu jeder Sitzung die Seminarliteratur lesen und die entsprechenden Texte ins Seminar mitbringen. Zusätzlich müssen Sie eine Seminarsitzung moderieren. Dies sollte in Absprache mit mir geschehen. Hierzu einige generelle Tipps: - - - Beginnen Sie Ihre Vorbereitungen sofort nach Übernahme des Themas. Mitunter ist die Literatur nicht unmittelbar zugänglich, so dass Sie Wartezeiten einrechnen müssen. Inhaltlich: Beziehen Sie ggf. weitere Literatur ein. Überlegen Sie Sich, was Sie daraus vermitteln wollen. Geben Sie nichts wieder, was sie selbst nicht verstanden haben. Suchen Sie Verknüpfungen zu anderen Seminarthemen und empirischen Beispielen. Didaktisch: Überlegen Sie Sich einen Ablaufplan. Sprechen Sie frei. Entscheiden Sie Sich, welche didaktischen Instrumente Sie einsetzen wollen. Bereiten Sie ein Thesenpapier vor, das die zentralen Argumente zusammengefasst. Besprechen Sie Ihre Vorstellungen frühzeitig mit mir. Kommen Sie auf jeden Fall mindestens eine Woche vor der entsprechenden Sitzung zu mir in die Sprechstunde. Bitte beachten Sie: Sie sind die ExpertInnen zum Thema, von Ihnen sollen die KommilitonInnen lernen! ANFORDERUNGEN FÜR DEN ERWERB EINES LEISTUNGSSCHEINS: Verfassen Sie eine schriftliche Hausarbeit von ca. 15 Seiten (12 pt-Schrift, 1,5zeilig, Standardränder). Bitte sprechen Sie das Thema vorab mit mir ab. Die Arbeit muss den Standards einer wissenschaftlichen Arbeit entsprechen, d.h.: - Arbeiten Sie die einschlägige theoretische und empirische Literatur zum gestellten Thema auf und resümieren Sie sie in einem abschließenden Teil kritisch resümiert werden. Recherchieren Sie selbstständig weitere, v.a. aktuelle Literatur auch aus Fachzeitschriften. Seminarplan 1 16.10. Einleitung 2 23.10 Normative Theorien von Öffentlichkeit das dominante normative Modell: Ideal bürgerlicher Öffentlichkeit weitere normative Modelle und deren Kernforderungen *Gerhards, Jürgen (1997): Diskursive versus liberale Öffentlichkeit. Eine empirische Auseinandersetzung mit Jürgen Habermas. in Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 49/1. 1-34. (hier nur: 1-12) *Peters, Bernhard (1994): Der Sinn von Öffentlichkeit. in Neidhardt, Friedhelm (ed.): Öffentlichkeit, öffentliche Meinung, soziale Bewegungen. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 34. Opladen: Westdeutscher Verlag. 42-76. 3 30.10. Das Öffentlichkeitsmodell des WZB systemtheoretische Konzeption von Öffentlichkeit besondere Kennzeichen politischer Öffentlichkeit *Gerhards, Jürgen & Neidhardt, Friedhelm (1991): Strukturen und Funktionen moderner Öffentlichkeit: Fragestellungen und Ansätze. in Müller-Doohm, Stefan & Neumann-Braun, Klaus (ed.): Öffentlichkeit, Kultur, Massenkommunikation. Oldenbourg: BIS. 31-89. (der Text steht online unter http://docserver.bis.unioldenburg.de/publikationen/bisverlag/mueoef91/kapii-1.pdf) Gerhards, Jürgen (1994): Politische Öffentlichkeit. Ein system- und akteurstheoretischer Bestimmungsversuch. in Neidhardt, Friedhelm (ed.): Öffentlichkeit, öffentliche Meinung, soziale Bewegungen. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 34. Opladen: Westdeutscher Verlag. 77-105. 4 6.11. Massenmedien als „Masterforum“ von Öffentlichkeit Massenmedien als privilegierte Informationsquelle Mediennutzung durch Politiker, Entscheidungsträger und Journalisten *Fuchs, Dieter & Pfetsch, Barbara (1996): Die Beobachtung der öffentlichen Meinung durch das Regierungssystem. in van den Daele, Wolfgang & Neidhardt, Friedhelm (ed.): Kommunikation und Entscheidung. Politische Funktionen öffentlicher Meinungsbildung und diskursiver Verfahren. Berlin: edition sigma. 103-138. Ferree, Myra Marx et al. (2002): Shaping Abortion Discourse. Democracy and the Public Sphere in Germany and the United States. Cambridge: Cambridge University Press. (hier nur: 9-17) Schäfer, Mike S. (2007): Wissenschaft in den Medien. Die Medialisierung naturwissenschaftlicher Themen. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften. (hier nur: 11-17) 5 13.11. inhaltliche Einführung Organisatorisches, Referatsvergabe Medienrezeption und ihre strukturellen Bedingungen Ausstattung und Nutzung unterschiedlicher Mediengattungen *Berg, Klaus & Kiefer, Marie Luise (ed.) (1996): Massenkommunikation V - Eine Langzeitstudie zur Mediennutzung und Medienbewertung 1964-1995 Baden-Baden: Nomos. (hier nur: 25-79) Schulz, Rüdiger (1999): Nutzung von Zeitungen und Zeitschriften. in Wilke, Jürgen (ed.): Mediengeschichte der Bundesrepublik Deutschland. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung. 401-425. von Eimeren, Birgit, Heinz Gerhard & Beate Frees (2004): Internetverbreitung in Deutschland: Potenzial vorerst ausgeschöpft? In: Media Perspektiven, Jg. 2004. S. 350-370. Seminarplan „Mediensoziologie“ 2 6 20.11. Die Arbeitsweise von Medien Kontexte journalistischer Arbeit: Normen, Strukturen, Funktionen, Rollen Nachrichtenwerttheorie und Darstellungsformen Einstellungen von Journalisten *Staab, Joachim F. (1993): Entwicklung der Nachrichtenwert-Theorie. Theoretische Konzepte und empirische Überprüfungen. in Wilke, Jürgen (ed.): Fortschritte der Publizistikwissenschaft. Freiburg & München: Alber. 161-172. *Weischenberg, Siegfried (1992): Journalistik. Theorie und Praxis aktueller Medienkommunikation; Bd. 1: Mediensysteme, Medienethik, Medieninstitutionen. Opladen: Westdeutscher Verlag. (66-70) Donsbach, Wolfgang (1996): Journalist. in Noelle-Neumann, Elisabeth, Schulz, Winfried & Wilke, Jürgen (ed.): Fischer Lexikon Publizistik Massenkommunikation. Frankfurt: Fischer. 64-91. Schneider, Beate, Schönbach, Klaus & Stürzebecher, Dieter (1993): Westdeutsche Journalisten im Vergleich: jung, professionell und mit Spaß an der Arbeit. in Publizistik 1993/1. 5ff. 7 27.11. Darstellung: „Die Realität der Massenmedien“ Macht der Öffentlichkeitsarbeit und Macht der Medien Darstellungsmuster der Medien *Baerns, Barbara (1987): Macht der Öffentlichkeitsarbeit und Macht der Medien. in Sarcinelli, Ulrich (ed.): Politikvermittlung. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung. 147-160. *Schulz, Winfried (1976): Die Konstruktion von Realität in den Nachrichtenmedien. Analyse der aktuellen Berichterstattung. Freiburg (Breisgau), München: Alber. (hier nur: 115-121*, zusätzlich fakultativ: 49-106) 8 4.12. Exkurs 1: Medien und Politik instrumentelle Aktualisierung und opportune Zeugen Darstellung von Politik *Hagen, Lutz M. (1992): Die opportunen Zeugen. Konstruktionsmechanismen von Bias in der Zeitungsberichterstattung über die Volkszählungsdiskussion. in Publizistik 37/444-460. *Kepplinger, Hans Mathias (1989): Instrumentelle Aktualisierung. Grundlagen einer Theorie publizistischer Konflikte. in Kaase, Max & Schulz, Winfried (ed.): Massenkommunikation. Theorien, Methoden, Befunde. Opladen: Westdeutscher Verlag. 199-220. Scherer, Helmut et al. (1997): Die Darstellung von Politik in ost- und westdeutschen Tageszeitungen. Ein inhaltsanalytischer Vergleich. in Publizistik 1997/413-438. 9 11.12. Exkurs 2: Medien und Wissenschaft Modelle der Wissenschaftskommunikation Darstellung von Wissenschaft *Schäfer, Mike S. (2007): Wissenschaft in den Medien. Die Medialisierung naturwissenschaftlicher Themen. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften. (hier nur: 26-41) Lewenstein, Bruce V. (1995): Science and the Media. in Jasanoff, Sheila, Gerald E. Markle, James C. Petersen & Trevor Pinch (Hrsg.): Handbook of Science and Technology Studies. Thousand Oaks, London & New Delhi: Sage. 343-360. Ruhrmann, Georg & Jutta Milde (2006): Molekulare Medizin in deutschen TV-Wissenschaftsmagazinen. in Medien und Kommunikationswissenschaft. Vol. 54. 430-456. 10 18.12. Medienwirkungen auf der Mikroebene Wirkung von auf Einstellungen und die Wahrnehmung von Realität Medien und Gewalt *Kunczik, Michael (2002): Medien und Gewalt. in Schenk, Michael (2002): Medienwirkungsforschung. Tübingen: J.C.B. Mohr. 206-236. Bonfadelli, Heinz (1999): Medienwirkungsforschung I. Grundlagen und theoretische Perspektiven. Konstanz: UVK Medien. Kap. 3. Seminarplan „Mediensoziologie“ 3 11 8.1. Medienwirkungen auf der Makroebene Agenda Setting Schweigespirale Wissenskluft *Brosius, Hans-Bernd (1994): Agenda-Setting nach einem Vierteljahrhundert Forschung: Methodischer und theoretischer Stillstand? in Publizistik 39/3. 269-288. *Wirth, Werner (1995): Bildungsspezifische Rezeption politischer Fernsehbeiträge: Ein Beitrag zur Wissensklufthypothese. in Jarren, Otfried, Knaup, Bettina & Schatz, Heribert (ed.): Rundfunk im politischen Kommunikationsprozeß. Münster & Hamburg: 197-241. Donsbach, Wolfgang & Stevenson, Robert L. (1986): Herausforderungen, Probleme und empirische Evidenzen der Theorie der Schweigespirale. in Publizistik 1986/31. 7-34. 12 13 15.1. 23.1. Untersuchung von Medien: Zugänge und Methoden Zugänge und Forschungsstrategien quantitative und qualitative Inhaltsanalysen *Bonfadelli, Heinz (2002): Medieninhaltsforschung. Grundlagen, Methoden, Anwendungen. Konstanz: Universitätsverlag Konstanz. (hier nur: 29-58, 79-105) Internationaler Vergleich: Deutschland – USA/Großbritannien Arbeitsweisen im Vergleich Rollenbilder im angloamerikanischen Journalismus öffentlicher Debatten am Bsp. Abtreibung im Vergleich *Donsbach, Wolfgang & Patterson, Thomas (2003): Journalisten in der politischen Kommunikation: Professionelle Orientierungen von Nachrichtenredakteuren im internationalen Vergleich. in Esser, Frank & Pfetsch, Barbara (ed.): Politische Kommunikation im internationalen Vergleich. Opladen: Westdeutscher Verlag. 281-304. *Esser, Frank (1998a): Editorial Structures and Work Principles in British and German Newsrooms. in European Journal of Communication 13/375-406. Gerhards, Jürgen & Rucht, Dieter (2000): Öffentlichkeit, Akteure und Deutungsmuster: Die Debatte über Abtreibungen in Deutschland und den USA. in Gerhards, Jürgen (ed.): Die Vermessung kultureller Unterschiede. USA und Deutschland im Vergleich. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag. 165-185. 14 30.1. Werkstattsitzung: Historischer (System)Vergleich: Deutschland – DDR in Gruppenarbeit bzw. in Diskussionen im Plenum werden – basierend auf Sekundär-, aber auch Primärliteratur – Normen, Strukturen, Rollen und Funktionen sowie Output der Massenmedien der DDR rekonstruiert *Holzweissig, Günter (1999): Massenmedien in der DDR. in Wilke, Jürgen (ed.): Mediengeschichte der Bundesrepublik Deutschland. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung. 573-601. *Müncheberg, Hans (1997): Drei Jahre - drei Fassungen von "Steine im Weg". in Bundeszentrale für politische Bildung (ed.): Leit- und Feindbilder in DDR-Medien. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung. 75-88. *Schütte, Georg (1997): An vorderster Front zum Klassenfeind. Fernsehjournalismus in der DDR. in Bundeszentrale für politische Bildung (ed.): Leit- und Feindbilder in DDR-Medien. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung. 66-73. 15 5.2. Supranationaler Vergleich: Deutschland/nationale Mediensysteme – EU politischer Journalismus in der EU Entstehung einer europäischen Öffentlichkeit? *Baisnée, Olivier (2002): Can political journalism exist at the EU level? in Kuhn, Raymond (ed.): Political journalism. New challenges, new practices. London; New York: Routledge. 108-128. Eder, Klaus & Kantner, Cathleen (2000): Transnationale Resonanzstrukturen in Europa. Eine Kritik der Rede vom Öffentlichkeitsdefizit. in Bach, Maurizio (ed.): Die Europäisierung nationaler Gesellschaften. Opladen: Westdeutscher Verlag. 306-331. Gerhards, Jürgen (2000): Die Europäisierung von Ökonomie und Politik und die Trägheit der Entstehung einer europäischen Öffentlichkeit. in Bach, Maurizio (ed.): Die Europäisierung nationaler Gesellschaften (Sonderheft 40 der KZfSS). Opladen: Westdeutscher Verlag. 277-305. 16 12.2. Seminarabschluss, Resümee, Diskussion, Evaluation Seminarplan „Mediensoziologie“ 4