„BURNOUT“ – DAS WICHTIGSTE ZUM THEMA

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„BURNOUT“ – DAS WICHTIGSTE ZUM THEMA
Was ist Burnout?
Der Begriff "Burnout" wurde erstmals 1974 vom New Yorker Arzt und Psychotherapeuten
Dr. Herbert Freudenberger als Krankheitsbezeichnung verwendet und heißt "Ausgebrannt Sein". Beim
"Burnout- Syndrom" handelt es sich um einen andauernden und schweren Erschöpfungszustand mit
sowohl seelischen als auch körperlichen Beschwerden. Die Betroffenen fühlen sich erschöpft und leer,
sie sehen den Sinn und Nutzen ihrer eigenen Arbeit nicht mehr und haben den Glauben an sich selbst
verloren. Besonders fatal ist der Verlust der persönlichen Wertschätzung sich selbst und anderen
gegenüber. Häufig entwickelt sich diese Erkrankung am Ende eines Verlaufes von 4 Stadien:
Enthusiasmus Stagnation  Frustration  Apathie  Burnout.
Stichwort: Schwere Erschöpfung, Verlust von Selbstvertrauen, Selbstwert, Lebenssinn
Wie oft kommt das vor?
Bei einer fehlenden exakten wissenschaftlichen Definition sind epidemiologische Daten mit einer
gewissen Grauzone behaftet. Tatsache ist auch, dass sich mit der gesellschaftlichen Entwicklung in
den letzten 3Jahrzehntnen diese Erkrankung über die klassisch helfenden Berufe hinaus hin zu den
meisten anderen Berufsgruppen entwickelt hat.
Nach Schätzungen liegt die Häufigkeit dieser Erkrankung in den USA im Laufe eines Lebens
(Lebenszeitprävalenz) bei 20-40%, in Deutschland 10%.
Betroffen vom Burnout- Syndrom waren primär Personen in therapeutischen und erzieherischen
Berufen, wo ständig und ohne Unterbrechung eine helfende Haltung anderen Menschen gegenüber
gefordert ist. Neuere Untersuchungen, besonders auf Intensiv-, Krebs- und AIDS- Stationen zeigen,
dass 40 bis 60 % der Pflegekräfte und 15 bis 30 % der Ärzte an Burnout- Symptomen leiden. Bei den
Lehrern sind nach einer neueren Studie etwa 35 % betroffen, weitere 30 % der Lehrer befinden sich in
einem Vorstadium zum Burnout und 50% der Lehrer gehen deswegen in Frühpension.
Stichwort: Lebenszeitprävalenz bis 40% USA - in allen Berufsgruppen
Was sind die Ursachen? Die Gefahr eines Burnout ist besonders groß, wo Menschen bei ständig
hohem Einsatz nur wenig Erfolge der eigenen Arbeit sehen oder wo es keine adäquate Anerkennung
für den geleisteten Einsatz gibt. Für einen solchen Dauerzustand des Zuviel- Gebens und ZuwenigBekommens kann die Ursache in der Lebenshaltung der betreffenden Person liegen oder mit den
Arbeitsbedingungen zu tun haben. Meist ist es eine Mischung aus beidem. Burnout erleiden Personen,
die bei der Arbeit besonders hohe Ansprüche an sich stellen, die zum Perfektionismus neigen und sich
übermäßig engagieren. Oft haben solche Menschen die Fähigkeit verloren, nach Arbeitsschluss
innerlich Abstand zu gewinnen. Sie haben meist ein unterentwickeltes Privatleben und büßen daher
ihre Erholungsfähigkeit ein. Fatalerweise merken die Betroffenen dies selbst nicht, da es sich um einen
unbewusst gesteuerten Prozess handelt. Aber auch auf Seiten des Arbeitgebers gibt es BurnoutUrsachen: hoher Leistungsdruck, Eintönigkeit der Arbeit bzw. fehlende Anforderungsvielfalt, ein
Übermaß an Vorschriften, die den Gestaltungsspielraum des Arbeitnehmers einengen, sowie fehlende
Unterstützung und Anerkennung vom Vorgesetzten oder von Kollegen.
Stichwort: Überengagement und Perfektionismus, Distress durch inadäquate Arbeitsbedingungen
Körperliche Veränderungen bei Burnout. Als klassische psychosomatische Reaktionen finden sich
oft Muskelverspannungen, Rückenschmerzen, Schlafstörungen, Kreislaufprobleme, eine gestörte
Verdauung sowie im weiteren Verlauf auch manifeste koronare Herzkrankheit, Diabetes, Geschwüre
im Magen-Darm-Trakt sowie Ohrensausen (Tiinitus). Der Versuch einer positiven Beeinflussung der
eigenen Stimmung führt manchmal in die Abhängigkeit von Alkohol, Medikamenten und anderen
Drogen.
Wie kann ich die Flamme wieder entzünden?
Eine zentrale Rolle in der Entwicklung eines Burnout spielt der Verlust der Beziehung zu sich selbst.
Nur in der eigenen Tiefe finden wir die passende Antwort darauf, was wir wirklich brauchen, um
unser Leben wieder als erfüllend empfinden zu können. Tempo raus nehmen, aktiv spüren lernen, was
das eigene Gefühl sagt. Aus dem inneren Hurrikan von kreisenden Gedanken und negativen Gefühlen
können wir oft erst dann ausbrechen, wenn wir durch eine erhöhte Achtsamkeit in der Gegenwart des
jeweiligen Augenblicks vor Anker gehen. Unsere Sinneskanäle (sehen, hören, riechen, schmecken,
spüren) stellen dabei die „Taue“ dar, die unser schlingerndes Schiff in der Gegenwart festhalten. Die
körperlichen Voraussetzungen dafür verbessere ich durch genügend Schlaf und regelmäßige
Bewegung. Eine weitere Hilfe auf dem Weg bedeutet regelmäßige Zeit für „zweckfreie“ soziale
Beziehungen, die wir als belebend empfinden.
Stichwort: Neu Beziehung mit sich selbst knüpfen- Achtsamkeit- Schlaf- Bewegung
Was wird an der Psychosomatik im Klinikum Wels Grieskirchen zur Behandlung von Burnout
angeboten?
Die Elemente Abstand zur Situation, Erholung, Beratung und Neustrukturierung sind beim
fortgeschrittenen Burnout in einem stationären Umfeld am Besten zu realisieren. Dieser Prozess der
Selbstfindung wird bei uns gefördert durch schulenübergreifende psychotherapeutische Verfahren in
Gruppen- und Einzeltherapie sowie Spezialtherapien, die vom Körper ausgehen (integrative
Bewegungstherapie, therapeutisches Boxen) oder kreative Medien wie Musik und Kunst einsetzen.
Unsere Patienten erlernen in einem stationären 4 oder 6-Wochenprogramm die eigenen Vorzeichen
zur Entwicklung dieser Erkrankung zu identifizieren, die Sprache ihrer Gefühlswelt wieder zu
interpretieren, um dadurch mit sich selbst und dem Leben eine neue Beziehung aufzubauen. Die
Regeneration der körperlichen Kräfte und im Bedarfsfall der Einsatz der differenzierten Diagnostik
und Therapie eines Schwerpunktkrankenhauses kommt dabei nicht zu kurz.
Stichwort: Abstand- Erholung- Beratung- Neustrukturierung durch verschiedene
psychotherapeutische Verfahren
Wie kann ich vorbeugen als Arbeitgeber in meinem Betrieb?
Im Rahmen von Supervisionsgruppen für leitende Angestellte sollte das persönliche
Führungsverhalten reflektiert werden. Ziel ist es, unter Pflege einer klaren Kommunikation zu einem
partizipativen Führungsstil zu finden, bei dem den Mitarbeitern ein Gestaltungsspielraum gelassen und
Anerkennung gegeben wird. Von Seiten der Organisation gilt es auf eine Dosierung des
Leistungsdruckes zu achten und monotone Arbeitsabläufe umzugestalten.
Stichwort: Klare Kommunikation- Lob- Abwechslung – dosierter Leistungsdruck!
Zusammenfassung:
Beim Burnout handelt es sich vorwiegend um einen seelischen Erschöpfungszustand, der letztlich
durch eine länger anhaltende Diskrepanz zwischen Anforderung und Leistungsfähigkeit eines
Menschen entsteht. Dass diese Unstimmigkeit so lange aufrechterhalten wird, sodass es zur seelischen
Erschöpfung kommt, hat mit einer Störung der inneren Kommunikation zu tun. Der Betroffene spürt
sich selbst nicht mehr, weil äußere oder innere Sachzwänge das tiefere Selbst überlagern. Es geht
daher darum, diese innere Kommunikation wieder herzustellen und somit zu einer stimmigen
Neuorientierung im Alltag zu finden. Im fortgeschrittenen Stadium gelingt dies am besten durch ein
strukturiertes individuell angepasstes stationäres Programm.
OA. Walter Neubauer
Leitung: Psychosomatik im Klinikum Wels Grieskirchen
Internist, Kardiologe, Arzt für Psychotherapeutische Medizin
E-Mail [email protected]
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